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  1. #1
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    WAVE & SMILE: Arne Jysch und die Deutschen in Afghanistan

    Ist es eine Kontroverse mit Ankündigung? Im Carlsen-Forum wurde kaum Notiz genommen von dem Band. Comicfans sind nicht die Hauptzielgruppe. Während in den „normalen“ Medien relativ unaufgeregt über „Wave and Smile“ berichtet wird, glaubt man in Teilen der Comicszene, hier einen üblen bis bösartigen Propagandacomic ausgemacht zu haben. Die größte Watsche kommt von Marc-Oliver Frisch und Björn Wederhake, die in einer Doppelrezension Jyschs „Wave and Smile“ wie unter Drogen regelrecht exorzieren, als hätten sie Satan persönlich in dem Comic entdeckt und betreiben dadurch fast schon etwas naiv kostenlose Premium-Werbung für die Graphic Novel. Marc-Oliver verbeißt sich ein paar Tage später sogar noch mehr in das Buch, seziert Szene und Szene, und wirft schließlich Jysch vor, „dass seine Darstellung einseitig und manipulativ ist, und dass er dies gezielt zu verschleiern sucht.“

    Ist das so?

    Steigen wir in den Diskurs ein. CRON-Kolumnist Alexander Lachwitz hat die Graphic Novel gelesen, hat auch keine Patentlösung, kommt aber zu einem differenzierteren Urteil. Und es bleiben Fragen. Wie muss man sich mit einem solchen Thema auseinandersetzen? Muss man überhaupt politisch korrekt sein? Wie viel Propaganda steckt wirklich in dem Buch? Wie rechts darf man sein, um von links akzeptiert zu werden - und umgekehrt? Muss der Künstler klar Stellung beziehen? Und was sagt Sabine Witkowski zu all dem?

    Die Rezension von Alexander Lachwitz findet sich HIER.

    Als Nachschlag veröffentlicht CRON ein aktuelles Interview mit Arne Jysch in den nächsten Tagen. Stay tuned.
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  2. #2
    Moderator Comic Report Avatar von Comic Report Süd
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    Durch die Arbeit an ALFONZ Nr. 2 kommt das angekündigte Interview mit Arne Jysch leicht verspätet.
    Dafür sind seine Antworten brandaktuell und gehen auch auf die Kontroverse ein, die das Buch bei manchen ausgelöst hat.

    Interview mit Arne Jysch
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  3. #3
    Junior Mitglied Avatar von Kraut Sand
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    Wo ist denn jetzt die Diskussion? Wurde die verschoben? Ich möchte auch wissen, was Sabine Witkowski sagt...

  4. #4
    Junior Mitglied Avatar von Kraut Sand
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    Ich sehe gerade, du hast bereits einen treffenden Diskussionsbeitrag auf comicgate abgeliefert. Na, vielleicht sollte man es wirklich dabei belassen. – Was für eine Aufregung über diesen mittelmäßigen Comic... schon erstaunlich.

  5. #5
    Moderator Comic Report Avatar von Comic Report Süd
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    Zitat Zitat von Kraut Sand Beitrag anzeigen
    Wo ist denn jetzt die Diskussion? Wurde die verschoben?
    Tja, wahrscheinlich ist der Comic gar nicht so kontrovers, wie manche meinten. Fragen wurden jedenfalls genug gestellt, die man hier hätte beantworten können.

    Der nächste Sturm im Wasserglas scheint vorprogrammiert, da gerade mit "Kriegszeiten" wieder ein Afghanistan-Comic bei Carlsen erschienen ist.

    Aber, was hältst du denn von Arne Jyschs Comics? Was macht ihn deiner Meinung nach "mittelmässig"?
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  6. #6
    Junior Mitglied Avatar von Kraut Sand
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    Schlau gefragt, Herr Moderator. Da könnte man mit dem Kraut noch ne klitzekleine Diskussion zustandebringen, was? – »Mittelmäßig« kam in dem ganzen Meinungshaufen wohl tatsächlich noch nicht vor.


    Das Teil ist mittelmäßig, weil ein umfangreiches Ideenkonvolut zusammengekürzt wurde und sich daraus eine spürbare Aneinanderreihung von vier- bis sechseitigen Episodenteilen ergeben hat. Letztlich ist das der Hauptgrund für eine mangelhafte Ausarbeitung der Figuren und Dialoge, die nur noch als Informationsvermittler fungieren.


    Der Detailreichtum in den Zeichnungen ist einerseits natürlich beeindruckend. Aber die Ausgestaltung von Gesichtern und Mimik fällt stark ab. Und bei Dynamik und Action fällt mir auch eher »bemüht« ein.


    Jyschs Anspruch, zu einem speziellen Thema ein fundiertes Comicwerk zu schaffen, ist zu loben. Leider hat er sich als Anfänger überhoben, oder jemand hat ihm reingepfuscht. Er kommt nun mal vom Storyboard und das sieht man an seinen Gesichtern. Er hat zu technisch gedacht und das merkt man an seinen Texten. Die Prioritäten scheinen unglücklich verteilt.


    Und nun? Das ist doch alles nicht schlimm. Anfängerfehler. Beim nächsten Mal wird’s besser.


    Die Frage, die ich mir stelle ist: Gibt es jemanden, der Jysch ausgeredet haben könnte anstatt zwei Zweihundertseiter nur den einen Zweihundertseiter zu machen. Wer hätte davon einen echten Nutzen (außer seine Familie)? – Der Moderator schreibt: Carlsen hat schon den nächsten Afghanistantitel in der Pipeline und der wird als »explosiver Doku-Comic« angepriesen. – Bei mir klingelt da was.

  7. #7
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    Wave and Smile ist im typischen, einfallslosen, rein funktional erzählenden Stil vieler Graphic Novels gezeichnet. Subtrahiert man das exotische Element, sind die Zeichnungen langweilig, die Fahrzeuge und die Kostüme können das aber zum Großteil überspielen. Zum Großteil wirkt WaS, als wäre es gerne ein Film gewesen; man weiß genau, wann welche Musik zu spielen hätte, teilweise kann man sich sogar die Schnittfolge mühelos vorstellen. Das finde ich persönlich etwas fad, aber es ist nun mal Jyschs erzählerisches Mittel der Wahl. Störender sind die oft etwas hölzernen Dialoge.

    Zum Inhalt: Ein typisches Fernsehspiel mit Dramaturgie von der Stange. Einzelszenen, z.B. der Auftakt sind durchaus gelungen, aber die Handlung, die Figuren und die Situationen sind einfach furchtbar vorhersehbar. Die Charakterisierung ist dabei gar nicht so schlecht, ich halte die Pappkameraden durchaus für plausible Typen des realen Lebens, aber sie haben einfach zu wenig Text. Als anspruchsvoller Leser hat man da schnell das Gefühl, dass Comics eben zu nicht mehr in der Lage sind und greift das nächste mal lieber zu einem Buch (ohne Bilder).

    Das letzte Drittel, von vielen Lesern bei Amazon als unnötig und dumm abgetan, halte ich persönlich für den Höhepunkt des Comics, vielleicht weil JYsch hier vertrautes und recherchiertes Terrain verlässt und etwas mutiger seine eigene Vision vermitteln kann. Allerdings ist JYsch ziemlich wahnsinnig, gerade den Taliban die besten Texte zu geben, und das auch noch unkommentiert. Ich glaube aber man schätzt Jysch falsch ein, wenn man ihm Sympathie mit den Taliban unterstellt.

    In einer Schlüsselszene äüßert der Taliban-Führer gegenüber Hauptmann Menger, der sich als Journalist einer linksradikalen Zeitung ausgibt, folgendes mit:

    "Das Verhältnis zu den Deutschen war immer sehr gut. Wir sind alle arischen Ursprungs. Zu Zeiten unserer Urgroßväter habt ihr uns im KAmpf gegen die Engländer zur Seite gestanden. Und auch im KAmpf gegen die Zionisten habt ihr Stärke bewiesen. Aber das Problem ist jetzt, dass ihr mit den Amerikanern ins LAnd gekommen seid ... und wenn die schlecht handeln, denken die MEnschen, es waren die Deutschen."

    Spätestens hier dürfte doch eindeutig sein, dass Hauptmann Menger mit seiner zweiten Tour ins Herz der Finsternis vorgedrungen ist, und dass die Äußerungen der Taliban-Führer nicht dazu taugen, allgemeingültige Statements über den Stand der Dinge zu vermitteln. Der Antizionismus und die Nazi-Verherrlichung sind dafür zu eindeutig. Wenn Hauptmann MEnger mit diesen Typen dann trotzdem Argumente austauscht und die Fassung behält, dann ist das der Situation geschuldet. Er möchte seine IDentität in der Höhle des Löwen schützen und weiterhin ein gutes Verhältnis zum Anführer haben.

    Ich fürchte, Arne Jysch überfordert seine Leser an dieser Stelle. Er stellt hier glaubwürdig dar, wie Terroristen und Taliban denken, aber es besteht die Gefahr, dass deren Standpunkt vom Leser als richtig gesehen werden könnte. Es fehlt die Gegenposition. Im Gegenteil, die Kriegsführung und die Gefangenenlager der USA werden am Ende noch einmal in einem Licht präsentiert, das den Taliban im Nachhinein bestätigt. Wenn ich dem Comic Propaganda unterstellen möchte, dann nicht für die Bundeswehr oder einen bestimmten Kriegertypus. Am ehesten noch ist Wave and Smile antiamerikanisch. Dennoch ist Wave and Smile aber auch ein berechtigter Kommentar zum umstrittenen Drohnenkrieg.

    Es hätte dem Buch gut getan, an geeigneter Stelle den Verfall Afghanistans unter Taliban-Herrschaft zu beschreiben. Jysch hat es vermieden, den Leser an der Hand zu nehmen und zu führen. Er überlässt es dem Leser selbst, sich einen Standpunkt zu bilden. Das könnten einige als Manipulation verstehen. Ich halte Wave and Smile dank des überzeugenden Schlusskapitels für bemerkenswert, hätte mir aber gerne einen dokumentarischen Teil und etwas mehr Meinung vom Autor gewünscht.

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