Die Sprechblase 248

Dez. 2023
€ 11,90
48. Jahrgang
Nr. 248


INHALT
3 Vorwort, Abos, Impressum
4 Heinz-Wolf-Comic
6 Das FIX-UND-FOXI-Duell
Kauka gegen Neugebauer
14 Neugebauers zwei Leben
16 Die Affäre MAX + MOLLY
18 Neugebauers TARZAN-Parodie
HARRY MAGAZIN: 27 Rezensionen
36 News, 42 Generation Lehning
46 ZACK Edition, 48 Zauberstern<
50 Bastei Freunde 53 Bocola News
54 Interview: Lizenzgeber Rebellion
56 Florian Julino: Nachruf u. Comicbuch
58 FIX und FOXI: Der Reuss-Reprint
60 BATMAN-Zeichner Kelley Jones
68 A. Brauns Buch "Staying West"
69 Eddy Paapes MARC DACIER
70 A. Brauns Buch "Katzenjammer"
73 Österr. Comiczeichner-Offensive
76 "Uganda" von Ronald Putzker
77 "Tomorrow" v. Michaela Konrad
80 "Meuterei auf der Bounty":
Was wirklich geschah
87 Artikel und Comic:
BLUT AUF DER PRÄRIE (Teil 2)
96 Bela Sobottkes ROCCO
97 Leserbriefe


Bestellungen und Abonnements:
Stefan Schlüter
die.sprechblase@t-online.de

Neue Abo-Preise:
€ 33.- (3 Ausgaben) für Deutschland
€ 43,- (3 Ausgaben) für Österreich

Web-Site:
www.cch-bsv.de/Die-Sprechblase
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Ergebnis 1 bis 11 von 11
  1. #1
    Admin Avatar von Bernd Glasstetter
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    Ältere Bonusbeiträge ab Sprechblase 213

    Bonusbeitrag 213: Bonanza



    Zu den Hauptdarstellern
    Lorne Greene („Ben Cartwright“) wurde 1915 als Lyon Chaim Green geboren. Mit seiner tiefen Stimme gelang es ihm in seiner Heimat als Radiosprecher Karriere zu machen. Während des Krieges nannte man ihn "the voice of canada". In den 50ern ging er nach Hollywood. Nach kleineren Engagements in Billigproduktionen bekam er mit 44 Jahren die Rolle seines Lebens, die des (nicht immer) weisen Patriarchen der Ponderosa. Als BONANZA eingestellt wurde, musste Greene fünf Jahre warten, bis er wieder eine markante Rolle übernehmen konnte – die des Kommandanten Adama im nunmehrigen SF-Klassiker KAMPFSTERN GALACTICA (1978-1980). Greene starb 1987 an einer Lungenentzündung nach einer Herzoperation.

    Michael Landon („Little Joe“), der 1936 als Eugene Orowitz auf die Welt kam, hatte eine schwierige Jugend, die ihm lange zu schaffen machte. Landons jüdische Eltern waren zerstritten und er litt unter dem Antisemitismus der Klassenkameraden sowie den Repressalien seiner Mutter. Mit einem I.Q. von 150 war er anfänglich ein guter Schüler, aber er zog es vor, sich immer mehr in eine Traumwelt aus Comics und Filmhelden zurückzuziehen, um seinem tristen Leben zu entgehen. Seine schwere Kindheit verarbeitete Landon 1976 in dem Film Der Sieg seines Lebens. Eine Szene handelt von seiner Mutter und wie sie seine schmutzige Bettwäsche aus dem Fenster hängt, um ihm das Bettnässen abzugewöhnen.

    Ein Stipendium ermöglichte ihm ein Sportstudium in Los Angeles, das allerdings nach einer Verletzung je endete. Er fand einen Job, bei dem er Lastwagen ablud. Die Firma befand sich direkt neben den Warner Bros. Studios. So kam er bald mit der Schauspielerei in Kontakt. Seine erste größere Rolle erhielt er 1957 in I was a Teenage Werewolf (Der Tod hat schwarze Krallen). Nach zahlreichen kleineren Auftritten in Fernsehproduktionen, wurde er für BONANZA engagiert. Er nahm seine Arbeit sehr ernst und ärgerte sich über Journalisten, wenn sie seine Rolle nicht respektierten. Als Workaholic, der die meisten Stunts selbst machte und an mehreren geschäftlichen Unternehmen beteiligt war, stand er unter hohem Stress, den er zunehmend mit Alkohol und Tabletten bekämpfte. Lorne Greene half ihm, sich davon zu befreien. Die Rolle des Juniors blieb Landon trotz seines mittleren Alters bis zum Ende von der Reihe 1973 erhalten. – Von 1974-1982 konnte Landon mit LITTLE HOUSE ON THE PRAIRIE / UNSERE KLEINE FARM einen weiteren langjährigen Fernseherfolg verbuchen. Hier lernte er auch seine dritte Frau Cindy kennen, bei der er endlich jene Geborgenheit fand, die er ein Leben lang suchte. Sowohl bei LITTLE HOUSE als auch bei seinem nächsten und letzten Serienerfolg war er als Produzent und Regisseur tätig. Ab 1984 spielte er in HIGHWAY TO HEAVEN / EIN ENGEL AUF ERDEN die Hauptrolle. Als sehr gläubiger Mensch hatte er das Gelübde abgelegt, im Falle der Heilung eines seiner Kinder von schwerer Krankheit, eine Serie zu drehen, in der er zeigen würde, wozu Gott in der Lage ist. Die Reihe endete 1989 mit dem Ableben des zweiten Hauptdarstellers. Michael Landon selbst, der täglich vier Packungen Zigaretten rauchte, starb 1991 mit 45 Jahren an Krebs, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.

    Dan Blocker („Hoss“), ein waschechter Texaner, geboren 1928, stach nicht nur durch Körperfülle, sondern auch durch seine Grösse von 1,93 m aus dem Cartwright-Clan hervor. In der Jugend verdiente er sich sportliche Lorbeeren bei Football und Boxen. Später schlug er sich mit diversen wenig befriedigenden Jobs durch, u.a. war er Englischlehrer. Sein TV-Debüt gab er 1958 in der Westernserie GUNSMOKE. Erst bei BONANZA fand er seine schauspielerische Heimat als geistig nicht unbedingt sehr reger, aber überaus gütiger Hoss, der sowohl mit komischen als auch mit rührenden Szenen beeindruckte. Der Liebling der Zuschauer starb 1972 mit nur 42 Jahren überraschend an einer Lungenembolie.

    Pernell Roberts („Adam“), geboren 1928, hatte eine bewegte Vergangenheit hinter sich, als er zu BONANZA stieß. Von manch einer Universität geflogen, schlug er sich u.a. als Soldat und Sänger durch und landete schließlich am Theater. Auch für ihn war BONANZA der Durchbruch, dennoch fand der als verschlossen bekannte Roberts (10) bei der Serie kein Glück. Nach seinem Ausscheiden wollte er nun in anspruchsvolleren Produktionen mitwirken, bekam aber zumeist doch nur Gastrollen in Serien. 1969 spielte er die Hauptrolle in einem Film über Che Guevara. Von 1979-1986 machte er wieder von sich Reden mit der Titelrolle in der international bekannten Serie TRAPPER JOHN, M.D. (151 Episoden), einem Spin-off des Kultfilms M.A.S.H. (von dem es bereits eine Spin-off-Reihe gab). Roberts wurde dieses Jahr 80. Er führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Während andere seine Karriere nach BONANZA als wenig erfolgreich bezeichnen, war er selbst stets sehr zufrieden mit seiner Entscheidung.

    David Canary („Candy“).

    Der Schauspieler war bereits durch Rollen in den Serien PEYTON PLACE und THE YOUNG DOCTORS ein wenig bekannt. BONANZA-Produzent Dortort fiel er 1966 durch seine Leistung an der Seite Paul Newmans in dem Westernklassiker Man nannte ihn Hombre auf. Nach BONANZA versuchte Canary sich als Autor und Produzent, blieb aber erfolglos. Er war auch in mehreren Off-Broadway-Stücken tätig. In Deutschland hat man lange nichts von ihm gehört hat, in den Staaten spielte Canary aber von 1983-2008 in 398 Episoden der TV-Serie ALL MY CHILDREN eine Doppelrolle.

    Victor Sen Yung („Hop Sing“)

    gab alle 14 Staffeln lang die Rolle des chinesischen Kochs auf der Ponderosa,. Zu der Zeit wurde man als Asiate in Hollywood auf Klischees reduziert. Vor BONANZA spielte Sen Yung meistens abgrundböse Japaner in Kriegsschinken oder chinesische Wäschereibesitzer. Nachdem er den „Sohn Nr. 2“ des chinesischen Detektivs Charlie Chan dargestellt hatte, wurde er zum Herrn über die Küche der Ponderosa. Unter Ausnützung seiner Popularität veröffentlichte er 1974 ein Kochbuch. Yung starb 1980 mit 65 Jahren durch einen Unfall infolge eines Gaslecks.

    Ray Teal („Sheriff Roy Coffee")

    löste 1960 seine diversen, teils korrupten Vorgänger als Gesetzeshüter von Virginia City ab und blieb bis 1972 in Amt und Würden. Roy Coffees Rolle ist nicht unbedeutend. Oft benötigt er die Unterstützung der Cartwrights. – Ray Teal (1902-1976) arbeitete bis 1936 als Saxofonist und Bandleader. Als Schauspieler war er ab 1938 aktiv. Hauptsächlich spielte den "bad guy" (im Gegensatz zu seinem sehr guten Ruf). Das änderte sich mit seinem Einstieg bei BONANZA.

    Guy Williams („Will“)

    kam in BONANZA nur kurzzeitig vor, aber wir wollen ihn in diese Liste aufnehmen, um auf seine bravouröse Darstellung des Zorro, den er von 1957-1959 in der gleichnamigen Disney-Serie spielte, hinzuweisen (mehr dazu: siehe großen ZORRO-Artikel in SB 155). Von 1965-1968 war Williams in der ebenfalls sehr erfolgreichen Reihe LOST IN SPACE zu sehen, wo er den Vater der durchs All treibenden Familie Robinson gab (LOST IN SPACE ist inspiriert vom Gold Key-Comic ASTRONAUTENFAMILIE ROBINSON – siehe auch Dt. Comicgeschichte Bd.21 / bsv 1). Seine TV-Erfolge ermöglichten ihm einen frühzeitigen Ruhestand. 1973 wanderte der geborene New Yorker nach Buenos Aires aus, wo er sich in Land und Leute verliebte hatte, nachdem ihm große Bewunderung für seine Zorro-Darstellung zuteil geworden war. 1989 stirbt er mit 65 Jahren.

  2. #2
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    Bonusbeitrag 213: Perry


    PERRY – Die gekürzte Passage aus dem Interview mit Kai Hirdt für SB 213.
    Gerhard Förster

    Jetzt wird's ein bisschen kritisch. Eure 0-Nummer war einfach klasse, vor allem das Artwork (auch das Cover)! Ihr habt stark am Stil der alten Moewig-Hefte angeknüpft, aber auch neue Elemente und einen Schuss Ironie reingebracht. Warum habt ihr da nicht weitergemacht? Weil euch Wittek als Zeichner abhanden gekommen ist??

    Wittek ist noch dabei! Unser Spezialist für Soundwords und Effekte darf doch nicht bei PERRY fehlen! Das Cover von unserem ersten Heft war natürlich spitze. Das war ein Geschenk von Perry Rhodan-Titelbildzeichner Swen Papenbrock. Swen wollte uns unterstützen und hat deshalb das Bild gespendet. (Danke noch mal an dieser Stelle!) Die Cover danach waren von Henrik Fetz und Steven Bagatzky und gefallen mir auch sehr gut. Aber was Covergestaltung angeht, sind wir sicher noch nicht am Ende der Lernkurve. Zum zweiten Punkt: Dass unsere Nullnummer am Zeichenstil der alten Hefte angeknüpft hätte, ist einer der populärsten Irrtümer über die neue Serie. Klar sind etablierte Elemente eingeflossen, aber wenn Du das Heft neben die alten PERRYS liegst, sieht das völlig anders aus. Das war schon deutlich ein neuer Stil.

    Seit der Nr.1 scheint euch das Bindeglied zur alten Serie zu fehlen. Doch Titel und Coveraufmachung betonen schließlich die Wurzeln der Reihe. Okay, ihr habt in Nr.4 einen der Moewig-Zeichner vorgestellt und einen kleines Comic-Puzzle aus Panels der Moewig-PERRYs gebastelt, aber das meine ich nicht. Mir fehlt bei euch die Person, die noch einen Bezug zur alten Serie hat und dazu imstande ist, das beste daraus in die neuen Storys einfließen zu lassen. Bei der 0-Nummer war das noch der Fall, aber jetzt... ist das ein Generationsproblem?

    Hmm ... Was ist denn Deiner Meinung nach das Beste aus der alten Serie, und was fehlt Dir? Wir haben eine ganze Menge Elemente aus der alten Serie drin. Die alte Crew, das alte Schiff, die alten Anzüglichkeiten und Phalli, die knappen bis nicht vorhandenen Uniformen für die Mädels, die absurden Einsprengsel dann und wann – alles da!

    Wenn es Unterschiede zu früher gibt, dann eher, weil wir etwas hinzugefügt haben: Wir stellen einen viel höheren Anspruch an unsere Geschichten – die waren ja früher zum Teil echt hanebüchen – , und wir wollen glaubhafte, und das heißt fehlbare, Charaktere. Deshalb sieht man im neuen PERRY auch mal, wie eine Mission vollständig in die Binsen gehen kann und wie unsere Helden damit umgehen. Das hätt’s früher nicht gegeben. Ich persönlich empfinde es als echte Qualitätssteigerung (logisch, sonst würde ich das ja nicht mittragen). Außerdem sind unsere Leser ja auch erwachsen geworden. Wir können einem Mittvierziger doch nicht mit Stories kommen, die für Zehnjährige geschrieben sind wie die alten PERRYS vor dreißig Jahren. Wenn wir das machten, kaufte der sich das erste Heft aus Nostalgie, beim zweiten würde er sich schon langweilen, und das dritte bräuchten wir gar nicht mehr zu drucken. Da ist unser Ansatz zwar streitbarer, aber meines Erachtens absolut unerlässlich, wenn man etwas langfristig Interessantes machen möchte.

    Oups... ehrlich gesagt, so besonders toll fand ich die alten PERRY auch nicht. Ich erinnere mich, dass ich die Serie zwar las, aber dauernd grummelte, dass die alten NICK-Hefte besser waren. Schon dieses poppige Weltall... grusel. Aber zwei Autoren hab ich in positiver Erinnerung: Dirk Hess und Willi Voltz.

    Sicher, viele von Hess’ Geschichten machen Spaß – großen Spaß sogar, sonst hätte PERRY ja nie seinen Ruf erwerben können. Aber Storytelling für erwachsene Leser war das nicht. William Voltz ist sowieso sakrosankt, aber ich mag seine Romane deutlich lieber als seine Comics.

    Doch zurück zu Eurem Heft. Ich finde es ja gut, dass ihr die Leser als Erwachsene ansprecht, ich bin bloß noch nicht ganz von euren erzählerischen Qualitäten überzeugt und ich habe das Gefühl, dass euch generell wenig mit dem PERRY RHODAN-Romankosmos verbindet. Mir fehlt der liebevolle und respektvolle Blick des Kenners. Das erinnert mich an zahllose Comicverfilmungen, die mit dem Original kaum etwas zu tun haben. Bei den SPIDER-MAN-Verfilmungen von Sam Raimi war das anders. Der Mann kannte und liebte die Figur. Dementsprechend groß war der Erfolg bei Kritik und Publikum. Verstehst du was ich meine?

    Ehrlich gesagt: Nö. Aber lass das mal nicht meine Freundin lesen – zwei Riesenregale im Schlafzimmer voll mit Rhodanheften, und dann wirft man mir mangelndes Kennertum vor. Die ist imstande und sagt „Dann können die Hefte auch in den Keller, wenn’s eh nix bringt.“ Aber mal im Ernst: Karl und ich sind sehr firm im Rhodan-Kosmos, ebenso wie viele unserer freien Autoren. Der Cartoon von EMBE im aktuellen Heft kann für jemanden, der den Druuf-Zyklus nicht kennt, gar nicht funktionieren – wer diese RHODAN-Hefte aber gelesen hat, schmeißt sich weg vor Lachen. Auch Frank Freunds Comic- Umsetzung vom Untergang Tramps ist sehr ergreifend, respektvoll und eng am Roman angelehnt. An anderen Stellen nehmen wir uns aber auch bewusst die Freiheit, das Perryversum mal gegen den Strich zu kämmen und zu schauen, was dabei Interessantes herauskommt. Auch dies ist übrigens etwas, was auch die alten PERRY- Comics schon getan haben. Die haben extrem frei mit Elementen aus der Romanserie herumjongliert. Da sind wir sogar ein Stück näher an der Vorlage dran.

    Du sagtest, Ihr kennt Euch gut aus bei PERRY RHODAN. Schön und gut, aber die Sache mit dem Zellaktivator hat mich stutzig gemacht... ich dachte mir, das kann doch nicht nur so ein doofes Amulett sein, wie "Das magische Auge" aus KOBRA, das ständig gestohlen wird... Und tatsächlich, in PERRY 99 (Moewig) fand ich die Antwort. Hier wird Rhodan operiert. Der Zellaktivator sitzt in seinem Brustkorb (siehe Anhang), ein wesentlich glaubwürdigerer Ansatz. Was sagst Du dazu?

    Tut mir leid, aber ich kann Deine Einschätzung nicht teilen: Zum einen wird der Zellaktivator zu Beginn der Romanserie tatsächlich als Ei vor der Brust getragen, dieses ist in vielen Romanen sogar wesentliches Handlungselement. Zum anderen macht das optisch etwas her, was für's Comic wichtig ist. Und zum dritten haben die alten PERRY-Hefte das auch nicht einheitlich gehandhabt - Du wirst Dich von der romantischen Vorstellung verabschieden müssen, dass es damals eine Continuity gegeben hätte. Da waren zum Teil wirklich haarsträubende Anschlussfehler drin.

    Na gut, das kann schon sein. – Was mir angesichts der alten PERRY-Hefte noch auffällt, ist, dass die Wortwahl damals viel mehr an jene der Romanserie angelehnt war als bei Euch (dieses Fachchinesisch). Findest Du nicht, dass man solche Charakteristiken beibehalten sollte?

    Ein dezidiertes Nein. Technobabbel in Science Fiction lese ich als sicheres Zeichen, dass der Autor versucht, über eine Plotlücke wegzutäuschen.

    Der Perry der alten Serie war ja nicht sensationell gezeichnet, aber Perry selbst war irgendwie markant, vor allem durch die gebogene Nase. Warum orientiert Ihr Euch nicht daran? Dadurch dass Ihr das nicht macht, sieht Perry nur noch 08/15 aus, austauschbar.

    Dies sehe ich anders, ich finde unseren Perry absolut klar erkennbar und wiedererkennbar.

    Du hast gesagt, Ihr orientiert Euch nicht wirklich am alten PERRY, das wäre bloß ein häufig angenommenes Mißverständnis. Doch andererseits habt Ihr den gleichen Schriftzug, führt Ihr die Moewig- Nummerierung fort und beendet sogar die Story die in Nr.129 begonnen wurde. Es ist ja GUT, dass Ihr die Serie der heutigen Zeit entsprechend fortführt (ernsthafte Themen, ein wenig Sex), aber muss man gleich das Kind mit dem Bade ausschütten? Nichts gegen den Erwachsenentouch, aber muss man deshalb gleich die ganze klassische Abenteuerromantik über Bord werfen? Die gehört einfach zu der Serie. Zwischen ELBSCHOCK und PERRY ist nun mal ein Unterschied, meinst Du nicht auch?

    Kommt auch wieder. Wir haben noch viele, viele Hefte vor uns, die mal in die eine, mal in die andere Richtung tendieren werden.

    Noch mal zu euren Kenntnissen des rhodanschen Romanuniversum. Ich meine ja gar nicht, dass ihr die Leser mit Fachwissen zukleistert, sondern dass ihr eine rhodansche Welt schafft, vergleichbar mit jeder von STAR WARS oder von VALERIAN UND VERONIQUE. Das momentane Perryversum ist noch ziemlich austauschbar und kahl – so leer, wie die Hintergründe eures Artworks. Wer ist dieser Perry überhaupt? Der Typ wirkt nicht wie einer, der ein ganzes Sternenreich regiert. (Übrigens bin ich – jetzt kommt Geständnis Nr.2 – selbst keineswegs firm im RHODAN-Romankosmos. In meiner Jugend las ich nur zwei PERRY RHODAN-Romane, doch wie der Teufel es wollte, in beiden kam Perry gar nicht vor.) Natürlich ist mein Wunsch schwer zu erfüllen, denn die Romanserie hat einen monströsen Umfang und unzählige Köche haben dran rumgebastelt. Man kann nur Teilaspekte aufgreifen, diese aber anschaulich darstellen. Ganz so wie bei der Romanserie, bei der es einen Exposéautor gibt, der die ganze Sache zusammenhält, würde ich eine kompetente Person beschäftigen (vielleicht bist du das?), die die Rahmenbedingungen eurer Storys absteckt, liebenswerte Details, wie die Eigenschaften von Personen, festlegt etc..

    Gemach, Gemach! Wir haben ja erst fünf Hefte draußen! Das reicht nicht ganz, um eine Vierzehn-Leute-Crew mit ihren Stärken, Schwächen und Spleens zu charakterisieren und zugleich noch spannende, actionhaltige Scifi- Stories zu erzählen. Wir sind da aber auf gutem Wege. In den letzten Heften haben wir schon mal bewusst Schwächen und Fehler der Figuren thematisiert. Nun kommen weitere Facetten dazu. – Außerdem kann ich mir vorstellen, dass unsere neue Arbeitsweise bei der Skriptentwicklung diesem Ziel in die Karten spielt: Da Autoren und Zeichner nicht mehr zwingend im selben Ort sitzen, stellen wir den Zeichnern jetzt viel mehr Informationen als früher zur Verfügung – der „kurze Dienstweg“ für Rückfragen funktioniert halt nicht mehr so einfach. Deshalb entwickeln Christian und ich viele Motive vorher, die sonst bei der laufenden Arbeit an den Zeichnungen entstanden sind. Da lassen sich jetzt an einigen Stellen noch neue Feinheiten rausholen.

    Schauen wir uns jetzt mal eure Hefte unabhängig von der Tradition an. Wie haben die Storys des Hauptcomics auf mich gewirkt? Bei der 0-Nummer fand ich die Geschichte zwar okay, man hätte aber mehr draus machen können (im Gegensatz zum Artwork). Insofern gab ́s eine Steigerung bei der Nr.1! Dafür war Nr.2 für mich völlig verwirrend. Nur der Schluss mit dem verzweifelten Perry erregte kurz mein Interesse. Die ersten sechs Seiten der Nr.3 finde ich textlich und graphisch sehr gut (auch wenn ich sonst kein großer Fan des Zeichners Burmeister bin), denn die Depression der Mannschaft, nach den vielen Toten, die sie verursacht hatte, ist hautnah nachzuvollziehen. Das Schlachtengetümmel danach hätte Burmeister übersichtlicher gestalten können. Zum Hauptcomic der Nr.4 möchte ich sagen, dass mich die Geschichte mittelmäßig angesprochen hat. Der knallharte Streit zu Beginn ging mir etwas zu weit bei einer Serie wie PERRY (wie gesagt, die Tradition!), doch grundsätzlich finde ich es gut, wenn der Comic ein bisschen psychologische Tiefe bekommt. Insgesamt zeigt die Geschichte nur ein kleines Stück eines großen Handlungsbogens, was nicht ideal ist, bei einer Serie die selten erscheint! Beim alten PERRY, der 14tägig lief, ging sowas.

    Gebe ich Dir völlig recht: Der Dreiteiler ist etwas, womit auch ich nicht ganz glücklich bin. Diese Geschichte entpuppte sich beim Schreiben als ziemlich komplex, das war in zwei Heften nicht in der nötigen Tiefe zu zeigen. Ist aber natürlich ein Problem bei den langen Erscheinungsabständen. In Zukunft werden wir wieder hauptsächlich mit in sich geschlossenen Geschichten arbeiten, allenfalls mal ein Zweiteiler als höchstes der Gefühle. Außerdem schauen wir, wie man einen etwas schnelleren Erscheinungsrhythmus realisieren kann.

    Meine Meinung ist natürlich sehr subjektiv, aber mir geht einfach ein richtig solides, altmodisches Storytelling ab. Wo wird hier denn eine richtige Geschichte erzählt? Das sind alles nur Versatzstücke. Ihr kommt mir vor wie Uderzo. Der glaubt auch immer, er erzählt uns originelle Geschichten, tut er aber nicht. Er liefert bloß ein paar Christbaumkugeln, aber keinen Baum dazu. Goscinnys Storys hingegen hatten einen soliden Stamm. Jede seiner ASTERIX-Storys präsentierte eine eigene Welt. – Die fehlende Kunst des Storytelling merkt man auch bei euren Kurzgeschichten. Viele sind nichtssagend oder sehr eindimensional. Mir ist klar, dass diese Kritik schwer zu akzeptieren ist, doch bevor man ein guter Autor wird, muss man einmal verstehen, dass man noch kein guter Autor ist!

    Tja, was soll ich dazu sagen? Ich empfinde die Geschichten als nachvollziehbar und brauchbar bis gut erzählt. Kunststück, sonst würde ich auch nicht meinen Namen druntersetzen ... Ich würde das somit unter „Geschmacksfrage“ einordnen. Vielen Lesern scheint’s zum Beispiel zu gefallen, sonst hätten wir ja den NEMO- Award als bester Science Fiction-Comic nicht gekriegt. Da lag ja eine Leserabstimmung zugrunde und keine Juryentscheidung.

    Bei den Kurzgeschichten geb ich Dir mit Abstrichen recht: Da gab’s zwar keine Ausfälle, es ist allerdings auch nicht alles pures Gold gewesen. Das ist aber auch ok – Ziel der Alligator Farm war es und ist es nach wie vor, auch unerfahrenere Zeichner und Autoren zu fördern. Diese Chance für den Nachwuchs muss auch mal drin sein!

    Soll so sein... und jetzt zum Artwork. Okay, ich hab verstanden, dass der Stil der 0-Nummer nicht mehr wiederkommen wird und stelle mich darauf ein. Ich will Hauptzeichner Vincent Burmeister seine vermutlich von Frank Miller-beeinflussten Qualitäten auch nicht absprechen, aber das ganze sollte irgendwie anschaulicher und einladender werden. Dazu gehört auch, dass Burmeister Hintergründe macht. Der Leser soll sich in die Storys hineinleben können. Da der Hauptcomic in einem ziemlich groben Zeichenstrich angefertigt wurde, wäre es gut, wenn eine saubere, plastische Kolorierung (wie bei modernen Superheldencomics) das etwas ausgleicht. Heute macht man das mit dem Computer.

    Wir bleiben altmodisch und machen das mit Aquarell ... Aber in einer Hinsicht kann ich Dich beruhigen, auch wenn ich es als Verlust empfinde: Vincent Burmeister hat sein Engagement für PERRY aus zeitlichen Gründen zurückfahren müssen. Das nächste Hefte entsteht nach seinen Entwürfen, wurde aber ähnlich wie Heft 130, das Dir ja gefallen hat, vom ganzen Alligator Farm-Team gepencilt und dann von Rudi Martens und Carsten Dörr getuscht. Eine innere Stimme sagt mir, dass eher Deinem Geschmack entspricht als Vincents Arbeiten. Ich schicke Dir einfach mal eine Seite mit – quasi zum exklusiven Vorabdruck, wenn Du möchtest.

    Wow! Na, das gefällt mir doch um einiges besser... gratuliere! – Wen ich übrigens klasse finde, ist den Zeichner Frank Freund. Könnt ihr dem nicht was Anständiges zahlen und zum Hauptzeichner machen. Das wäre der richtige Mann für solide erzählte Geschichten, die mehr als bisher auf das PERRY RHODAN-Universum eingehen und den Leser in eine fremde Welt entführen. Mit dem Moewig-PERRY hätte das zwar auch nichts zu tun, aber daran wird ja sowieso kaum mehr angeknüpft.

    Stell schon mal den Sekt kalt: Das erste PERRY-Heft im kommenden Jahr zeichnet Frank Freund!

    Das finde ich prima! Aber liefert ihm eine gute Geschichte! Darf ich euch raten, zuvor ein paar VALERIAN UND VERONIQUE-Alben zu lesen? Die Serie hat ein ausgezeichnetes Strorytelling.

    Danke, danke, bin immer für Anregungen zu haben. Frank zeichnet allerdings schon. Und meiner Ansicht nach ist es das mit Abstand beste Skript, das bisher bei uns entstanden ist - auch wenn die nach Lektüre von VALERIAN UND VERONIQUE es sicherlich noch verfeinert hätte.

    Was ich auch noch sehr interessant fand, ist das Portrait über einen Zeichner der noch an den alten PERRY-Heften mitarbeitete, in Nr.4 (auch wenn der dazugehörige Hommagecomic meiner Meinung nach misslungen ist). Bitte mehr solcher Portraits! Ach ja, noch was: gut dass ihr jetzt das Poster weglasst und dafür mehr Comics und Artikel bringt!

    Schön - dazu haben wir einiges an positiven Rückmeldungen bekommen! Das mit den Zeichnerportraits möchten wir auch fortsetzen, allerdings wird das nicht in jedem Heft passieren können – ist nicht ganz so leicht, die Informationen aus Italien zu kriegen. Für das Augustheft kann’s knapp werden, im Folgeheft sollte es aber wieder drin sein. Und dass wir mehr Seiten haben und so mehr Zeichner und Autoren präsentieren können, gefällt mir auch gut! Gerade im Moment entstehen wieder viele schöne Geschichten in unserem Mitarbeitersystem, für die wir diesen Platz auch brauchen – ich denke, die Leser können sich auf die nächsten PERRYS freuen!

    So, dann bedanke ich mich herzlich für das gelassene Erdulden meiner Kritik. Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt, wie ́s weitergeht, denn eines muss man euch lassen: abwechslungsreich wart ihr immer!

    Jaaa, Alligator Farm ist ein spannender Ritt ... Für uns genauso wie hoffentlich für die PERRY-Leser. Wir hoffen, dass wir noch eine ganze Weile lang abwechslungsreichen Stoff liefern. Aber so, wie sich die Qualität der Geschichten gerade in den letzten Wochen entwickelt, habe ich da gar keine Sorge. Ich glaube, die nächsten PERRYS werden ziemlich klasse. Und jetzt toitoitoi, dass die PERRY-Leser das auch so sehen!

  3. #3
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    Hallo Bernd !
    Danke für diesen interessanten Beitrag !
    Das war in meiner Kinderzeit.
    Viele Grüsse Rolf

  4. #4
    Admin Avatar von Bernd Glasstetter
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    Bonusbeitrag 213: Einar

    Siehe Sprechblase 213 Seite 51

    KEINER WIE EINAR
    Stephan Hagenow über seine Piccoloserie




    Als mir Stephan Hagenow (RATTENMEUTE) per E-Mail mitteilte, dass er jetzt eine Piccoloreihe zeichnet, die ganz weggeht von seinem Splatter-Image und richtig schönes Lesefutter für Nostalgie-Fans bietet (also genau das richtige, um in der SB vorgestellt zu werden) hatte ich den Braten gleich gerochen. Und tatsächlich: EINAR schwimmt weiß Gott nicht auf der Lehning-Welle! Aber das sagt ja noch nichts über die Qualität aus... G.F.

    Stephan, wie bist Du auf EINAR gekommen?

    Hagenow: Ich bin ja schon länger comicaktiv, genaugenommen ca. 30 Jahre. Da passieren automatisch irgendwann Ermüdungserscheinungen – visuell und autorentechnisch. Da ich mich (im damals jugendlichen pubertären Eifer) zu sehr auf bestimmte Genres wie Horror fixiert hatte, musste dieser Zeitpunkt irgendwann kommen. Ich wünschte allerdings, es wäre früher passiert. Der Horror von heute langweilt mich nur noch... und er hat mir zudem ein schädliches Splatter-Image verpasst, über das ich inzwischen ziemlich unglücklich bin, auch weil es mir gewisse Karrieremöglichkeiten verbaut hat. – Ich wollte also für mich völlig neu ansetzen, etwas bringen
    was man von mir bisher noch nie gesehen hatte, etwas wo ich mich als Action-Comickünstler voll austoben kann. Und das konnte meiner Meinung nach nur etwas Historisches sein. Außerdem wollte ich mal mittelalterliche Kostüme zeichnen. Somit war der Häuptlingssohn Einar geboren, der sich in einer menschenfeindlichen, brutalen Welt voller Intrigen und des Faustrechts behaupten muss – angesiedelt im 8-9 Jahrhundert, in der Zeit der Wikinger-Raubzüge.

    Hast du dich mit dem geschichtlichen Hintergrund beschäftigt?

    Hagenow: Ich habe viel zu dem Thema gelesen. Die Wikinger haben in ihren Häusern übrigens mit dem Viehzeug zusammen geschlafen. Hausschweine als Zentralheizung sozusagen. Nichts für empfindliche Nasen, vermute ich mal . Mir wurde schnell bewusst, dass ich die Realität so im Comic nie bringen könnte (das hätte allenfalls nur im realistischen Palacios-Zeichenstil funktioniert). Die Wikinger gingen nämlich damals überaus rabiat zu Werke. Sie wurden deswegen auch häufig nicht als menschliche Wesen, sondern eher als wandelnde Naturkatastrophe betrachtet. Frauen und Kinder hatte man nicht verschont usw.... Wie soll man so etwas in Heldenform anbieten? Ein echtes Problem.

    Naja, gar so zimperlich geht's bei EINAR eh nicht zu, zumindest im Text nicht... – Was ist dir wichtig bei der EINAR-Serie?

    Hagenow: Ich wollte den historischen Hintergrund als Fundament für ein menschliches Drama nutzen. In Rückblenden, die Einars Kindheit zeigen, wird deutlich, wie sehr er unter der Gefühlskälte und Härte seines trunksüchtigen Vaters Ragnor zu leiden hatte und noch zu leiden hat. Das sind für mich die wichtigsten Augenblicke, da sie der Serie die nötige Tiefe verleihen. Einar ist (mit gebrochenem Nasenbein) auch kein gutaussehender, strahlender Held aus dem Modejournal, sondern eine eher leicht tragische Figur, die emotional zerrüttet und ständig hin und hergerissen ist. Auch die Beziehung zu seiner selbstbewussten Frau Agnetha ändert daran wenig .Trotzdem ist er ein mutiger Kämpfer, was die Widersprüchlichkeit seines Charakters noch unterstützt .

    Donnerwetter, für so tiefschürfend hab ich die Serie gar nicht gehalten... Agnetha ist aber nicht die einzige Frau in Einars Leben. Da gibt ́s doch noch die Kriegerin Weeneh-Tha...

    Hagenow: Weeneh-Tha war am Anfang nur als Sidekick gedacht, inzwischen ist sie für mich die psychologisch wichtigste Figur und ein unverzichtbarer Eckpfeiler der Serie. In ihrem mädchenhaften Auftreten vermutet niemand die eiskalte, knüppelharte Kriegerin die sich dahinter verbirgt. Wenn es in Kampfeinsätzen hart auf hart kommt, kennt sie weder Gnade, noch macht sie Gefangene. Wer den Fehler begeht, sie zu unterschätzen, hat sein Leben verwirkt . Wer sie allerdings als Gefährtin an seiner Seite hat, kann sicher sein, dass sie bei Gefahr zur Stelle ist (oder zumindest einer ihrer Pfeile). Einar wäre ohne sie als Schutzengel bereits mehrmals in Walhalla angelangt. Beide verbindet eine tiefe Kameradschaft bis in den Tod (fast vergleichbar mit der Freundschaft zwischen Old Shatterhand und Winnetou)

    Und ich Ignorant dachte, sie wäre bloß scharf auf ihn... – Wie läuft das bei Dir: irgendwelche Wurzeln hast Du ja bei Lehning, da Du immer wieder mit der Nostalgieszene kokettierst. Doch anmerken tut man es Deinen Comics nicht...

    Hagenow: Ich bin ja alterstechnisch eher ein Kind der Stan Lee - Silverage - Ära, also hauptsächlich 60er und 70er Jahre. Meine Götter heißen Jim Aparo, Gene Colan, Jordi Bernet, John Buscema, Jack Kirby usw.... trotzdem habe ich natürlich auch Comics aus der Zeit davor konsumiert. Lee Falks PHANTOM, TARZAN von John Celardo, Will Eisners SPIRIT, aber auch BUFFALO BILL, NIZAR und ULF von Hansrudi Wäscher.

    Das ist ungewöhnlich: jemand, der durch Wäschers Spätphase zum Fan wurde. – Was hat es mit Deinem unverwechselbaren Zeichenstil auf sich?

    Hagenow: Durch das viele Zeichnen über mehrere Dekaden, kristallisieren sich die typischen Merkmale irgendwann heraus. Das geschieht über das Bauchgefühl und die Persönlichkeit – ein Prozess, der einem selbst wenig bewusst ist. Ich denke, das geht jedem Zeichner so. Leider war ich häufig zu schnell, weil ich so viele Ideen hatte. Darunter hat dann manchmal die Qualität gelitten. Inzwischen zwinge ich mich mit militärischer Härte zur Langsamkeit. Für ein EINAR-Piccolo brauche ich momentan acht volle Tage bei über hundert Einzelbildern. Für mich eine harte Geduldsprobe, aber letztendlich zählt nur das Resultat... denn letztendlich soll EINAR irgendwann mal meine Rente sichern.

    Dass du dich an der Kandare nimmst, finde ich gut, aber dass EINAR deine Rente sichert, dürfte heutzutage nicht so einfach sein. – Mir ist noch eine kleine Kritik am Grafischen eingefallen: ab und zu sind Deine Bilder verwirrend. Wenn die Hintergründe mehr ausgearbeitet wären, würde das auch zur Klarheit beitragen. Was hältst Du davon, diese Aspekte in Zukunft stärker im Auge behalten?

    Hagenow: Darüber hab ich auch nachgedacht, aber zuviel Realismus würde meinen Look in eine Richtung lenken, die von mir unerwünscht ist. Im Vordergrund steht für mich die packende Erzählung und dass der Leser mit meinen charismatischen Figuren mitfiebert, wenn sie sich in tödliche Gefahr begeben.

    Auch am Inhaltlichen habe ich ein wenig zu meckern: ich mag diesen intriganten Engländer nicht, der bei den Wikingern lebt. Der ist so klischeehaft. Was hat der denn überhaupt dort verloren? Seine Anwesenheit ist doch nicht richtig begründet.

    Hagenow: Das ist wieder so eine Ansichtssache. Viele Leser lieben genau diese Figur, obwohl oder grad weil sie vor Klischees nur so strotzt . Zwischen den eher real angesiedelten Charakteren wirkt der Engländer fast schon wie eine Karikatur. Das war von mir aber auch von vorneherein so beabsichtigt. Was er wirklich mit den Wikingern vorhat (das ist natürlich nichts gutes) erfährt der Leser häppchenweise. – Klischeehaft sind bei EINAR übrigens auch noch andere Sachen. So musste ich mir z. B. schon mehrmals anhören, dass es die Hörnerhelme bei den Wikingern in Wirklichkeit nie gegeben hat . Aber als WICKIE-Geschädigter weiß ich natürlich auch, dass eine gewisse Erwartungshaltung erfüllt werden muss.

    Das wusste ich auch nicht. Was für Helme haben sie denn in Wahrheit gehabt?

    Hagenow: Also Trinkhörner gab es schon, aber eben nicht am Helm. Ein typischer Helm für kriegerische Auseinandersetzungen war ein schlicht verzierter Eisenhelm mit schützender Metallmaske, so dass hauptsächlich Augen und Nase geschützt waren. Allerdings war die Kampfausstattung eher leichterer Natur. Ein Wikinger musste sich schnell bewegen können, um seinen Gegnern möglichst fix das Licht auszublasen. Mit Ruhm und Ehre hatte das nur wenig zu tun. Auch ein typisches Kampfschwert wog nur ca. 1100 Gramm. Ich hatte so ein Teil schon in der Hand . Damit könnte auch ein Kind oder eine Frau hantieren. Die Klinge war weder sehr lang noch besonders dick, aber extrem scharf.

    Noch mal kurz zu dem Engländer... ich meinte meine Frage anders: warum wurde er von Einars Vater ins Wikingerdorf gebracht und warum duldet man dort ausgerechnet diesen unsympathischen Kerl? Jedem anderen Nicht-Wikinger hätten sie den Garaus gemacht. Das ist doch unlogisch.

    Hagenow: Der Engländer hatte Einar's Vater Ragnor das Leben gerettet. Insofern steht Ragnor in seiner Schuld. Das ist der einzige Grund warum der Engländer noch am Leben ist. Nur Einar weiß wirklich was für ein Spiel der Engländer treibt, kann es aber nicht beweisen.

    Na sowas... die Lebensrettung ist mir doch glatt entgangen... Was planst Du für die Zukunft? War die Meldung mit den 500 EINAR-Piccolos ein Scherz?

    Hagenow: Zur Zeit beschränken sich meine Aktivitäten auf nur noch drei Serien: Kurzgeschichten in der PERRY-Heftserie (Alligator- Farm), MAC TRAP (vormals RATTENMEUTE, Gringo Comics), einer neuen Hardcoverreihe mit Endzeit-Science Fiction in A5 mit je 120 Seiten, und eben EINAR (Gringo Comics).

    Dann bitte ich noch um ein schönes Abschlusswort.

    Hagenow: Dies ist eine gute Gelegenheit für Neueinsteiger zwischen 14 -80 Jahren, die mal wieder richtige spannende Abenteuer mit charismatischen Helden zu einem fairen Kiosk-Preis lesen wollen . Das hat es ja lange genug nicht mehr gegeben in unserer Teuro - Gesellschaft , oder ? – Liebe grüsse an alle Sprechblase Leser von Workoholic -Stephan .

    EINAR 1-13 gibt's im Fachhandel, im ComicMarktplatz oder bei Gringo Comics (www.gringo-comics.de) um € 1,80 pro Heft.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Pernell Roberts (Adam Cartwright) starb 24. Januar 2010, in Malibu,Kalifornien, USA.
    Das ICOM-Heft zum Gratis Comic Tag 2012 jetzt herunterladen (7,3 MB)!

  6. #6
    Admin Avatar von Bernd Glasstetter
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    Bonusbeitrag 214: Interview mit Geoffrey Bayldon (CATWEAZLE)

    Bayldon über seine Rolle als Catweazle:

    „In jenen Tagen war CATWEAZLE wunderbares Material, eine originelle Idee“, erzählt Geoffrey Bayldon. „Damals war „kitchen sink“ der Schlüssel zu jedem Schauspiel (mit „kitchen sink“, der Spüle in der Küche, sind die Probleme des einfachen Volkes gemeint, die in den sechziger Jahren fast in jeder Produktion thematisiert wurden). Hingegen eine Serie mit Herzlichkeit, Wärme, die nichts zu tun hat mit Klassenunterschieden, das war etwas komplett Neues. Es war wie ein Lottogewinn für mich. Ich genoss jeden Augenblick, jede Minute – es war pure Magie. In der ersten Phase, den ersten Wochen, niemand hatte mich noch gesehen mit diesen Lumpen, dem Zottelbärtchen, dieser Frisur... mit einem Schirm dabei hatte ich mich verlaufen. Ich fand mich wieder auf einer Landstraße... Was ist, wenn jetzt ein Auto käme, was würde ich bloß tun? Und das Auto kam. Ich hüpfte in den Straßengraben und versteckte mich, genauso, wie Catweazle es getan hätte..."

    Befragt nach den vielen Geräuschen, dem Zischeln und allem anderen, das Catweazle alles von sich gab, erzählte Mr. Bayldon:

    „Es war bei der zweiten Episode, als der Junge mich verloren hatte und ich mich in der Garderobe versteckte. Als er die Tür öffnete, roch er mich. Dabei gab ich ein erschrockenes „Wäk!" von mir und alle lachten! Der Regisseur Quentin Lawrence reagierte wunderbar. Er sagte: ,Ich denke, solche Geräusche können wir gut gebrauchen, Geoffrey.`

    In diesem Moment machte es bei mir... (Bayldon schnipst mit den Fingern.) Das war meine Sprache!“ Befragt nach seiner Familiensituation antwortete er trocken:

    „Ich habe keine Kinder. Ich war verheiratet. Das wurde beendet. Ich besuche meine Frau – meine Ex-Frau – aber noch. Sie ist älter als ich, sie lebt in einem Heim. Näheres möchte ich dazu nicht sagen.“

    Wie sehen seine Pläne für die Zukunft aus:

    „Was auf dem Weg liegt, was kommt... Ich will zurückkehren nach Deutschland, um einen Freund zu besuchen, der letztes Jahr auf dem „Catweazle-Day“ war. Er liebte die CATWEAZLE-Atmosphäre dort, sie macht ihn einfach glücklich. Er sagte, sie sei voller Humor, die Leute dort strahlten Wärme aus.“

    Der „Catweazle-Day“ findet jedes Jahr statt. 2008 waren dabei: Elspet Gray (die Lady Collingford aus der 2. Staffel), Robin Davis (der Darsteller des jungen Harold), Drehbuchautor Richard Carpenter und natürlich Bayldon selbst. Kontakt über www.catweazlefanclub.co.uk

    Das Interview wurde in englischer Sprache aufgenommen und ist hier gekürzt wiedergegeben. Ich danke Geoffrey Bayldon für unser „magisches" Gespräch.

    Winfried Secker

  7. #7
    Mitglied Avatar von chillybongo
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    Vielleicht sollte man diesen Thread auch oben festtackern oder mit derr Übersicht zusammenfassen. Die Übersicht wurde gestern aktualisiert, aber das Datum ist noch vom April. D.h. Änderungen bemerkt man nicht wirklich.

  8. #8
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Dascha hier eh nur n Notbehelf und noch nicht der Weisheit letzter Schluss...
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  9. #9
    Mitglied Avatar von chillybongo
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    Achso, Provisorienhalten bekanntlich am längsten ... hüstel, hüstel

  10. #10
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    Ich würde mir wünschen diese Bonusbeiträge würden ansprechend illustriert demnächst in einer Sprechblase Internetseite veröffentlicht werden.

  11. #11
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Ja, so in etwa diese Richtung geht auch ein Teil meiner Überlegungen...
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