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Thema: DDR-Comics im FAZ-Blog

  1. #1
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    DDR-Comics im FAZ-Blog

    Thowi hat ja oben im Mosaikforum auf Platthaus' Artikel hingewiesen. Zum Diskuitieren mach ich lieber hier im passenden Forum einen Thread auf. Hier nochmal der Link: http://faz-community.faz.net/blogs/c...wieder-da.aspx

    Sehr erfreulich, daß Platthaus das geschrieben hat und daß er dem ganzen ziemlich freundlich gegenübersteht und daß er Guidos Mühen so lobt und würdigt. Mein Gesamteindruck ist daher positiv.

    Drei Sachen sind mir aber doch unangenehm aufgefallen. Zum ersten verstehe ich nicht so recht, warum er ausgerechnet (und einzig) Müllers inhaltlich und bildlich genialen "Basil" so schauderhaft findet. Ob ihm bewußt ist, daß er sich mit diesem seltsamen Verdikt in trauter Einheit mit den unsäglichsten Comic-Hassern aus den DDR-70ern und -80ern befindet?

    Zum zweiten finde ich seine Einschätzung von Altenburger als "Hardliner" etwas fragwürdig. Vermutlich kennt Platthaus zwar ein paar der von Altenburger getexteten Comics und seine Diplomarbeit, doch scheint ihm nicht klar zu sein, daß Altenburger im persönlichen Umgang mit den Comic-Schaffenden (nicht zuletzt vom Mosaik) ganz und gar nicht stur systemtreu agierte, sondern diese vielmehr vor Nörglern und Feinden schützte. Guidos Nachruf auf Altenburger im Mosa.X wird ihm nicht bekannt sein (was natürlich verzeihlich ist), aber es ist immer etwas blöd, wenn man zur Beurteilung einer Ost-Biographie nur das damals Veröffentlichte heranzieht.

    Und zum dritten halte ich es für eine unglückliche Formulierung, wenn Platthaus schreibt: "Die Beschlagnahmungen von Comics an den Grenzen war vom Staat immer dazu genutzt worden, die eigenen Zeichner mit neuem Anschauungsmaterial aus dem Westen zu versorgen, doch kaum jemand setzte die Anregungen dann so konsequent um wie Günther." Die Grenzer haben das Material garantiert nicht für die DDR-Comiczeichner beschlagnahmt. Daß diese nach Wegen suchten, die Westcomics in den Asservatenkammern anschauen zu können, finde ich zwar tatsächlich moralisch etwas bedenklich, grundsätzlich aber für nachvollziehbar. Hätte ich wohl auch so gemacht.

  2. #2
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Wie ich oben im Mosaikforum gesehen habe, sind genau diese drei Punkte auch anderen als "daneben" aufgefallen.

    Noch eine Sache gibt es zu kritisieren: Wenn Platthaus schon einen solch ambitionierten Blogeintrag als Reaktion auf Guidos Eines-Tages-Artikel schreibt und sich praktisch ausschließlich auf die Publikationen des Holzhof-Verlags stützt, könnte er wenigstens mal mit Guido sprechen, bevor er auf "Senden" drückt. Dann wäre ihm aufgefallen, daß der Holzhofverlag nicht "inzwischen zu Vierfarbdruck übergegangen" ist, weshalb der Preis von unglaublichen 6 € gerechtfertigt erscheint, sondern daß alle Comics der Reihe original nachgedruckt wurden, weshalb die Ur-Proximanen wie ehedem schwarz/weiß sind.

    Trotzdem finde ich den Artikel im Großen&Ganzen prima.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Kollege Blech
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    ...Dann wäre ihm aufgefallen, daß der Holzhofverlag nicht "inzwischen zu Vierfarbdruck übergegangen" ist, weshalb der Preis von unglaublichen 6 € gerechtfertigt erscheint, sondern daß alle Comics der Reihe original nachgedruckt wurden, weshalb die Ur-Proximanen wie ehedem schwarz/weiß sind.
    Meine sind mittlerweile vergilbt - ich schwör!!!

  4. #4
    Mitglied
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    vermutlich ist der autor jener fraktion zuzuordnen, die den aus meiner sicht genialen beatles/dunning-zeichentrickfilm auch nie verstanden hat oder nicht mochte. deshalb vielleicht seine etwas oldschool wirkende ablehnung des wunderbaren popart-comics von mueller.

    dass man sich insgesamt so über einen artikel freuen muss, spricht ja auch bände über ost/west nineteen years later oder über teutsche nischenkultur.

  5. #5
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Drei Sachen sind mir aber doch unangenehm aufgefallen. Zum ersten verstehe ich nicht so recht, warum er ausgerechnet (und einzig) Müllers inhaltlich und bildlich genialen "Basil" so schauderhaft findet. Ob ihm bewußt ist, daß er sich mit diesem seltsamen Verdikt in trauter Einheit mit den unsäglichsten Comic-Hassern aus den DDR-70ern und -80ern befindet?
    Das ist mir auch völlig schleierhaft. Mit Basil ist es nämlich so: Es gibt wenige die die Geschichte von damals kennen - aber alle, die sie kennen, lieben sie nahezu abgöttisch. Es haben mehrere Leute ausschließlich diese Hefte der Reihe gekauft, und meist haben die sonst wenig mit Comic zu tun.

    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Zum zweiten finde ich seine Einschätzung von Altenburger als "Hardliner" etwas fragwürdig.
    Sehe ich auch so. Aber so tief einzusteigen hatte er wohl nicht vor.

    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    "Die Beschlagnahmungen von Comics an den Grenzen war vom Staat immer dazu genutzt worden, die eigenen Zeichner mit neuem Anschauungsmaterial aus dem Westen zu versorgen, doch kaum jemand setzte die Anregungen dann so konsequent um wie Günther." Die Grenzer haben das Material garantiert nicht für die DDR-Comiczeichner beschlagnahmt. Daß diese nach Wegen suchten, die Westcomics in den Asservatenkammern anschauen zu können, finde ich zwar tatsächlich moralisch etwas bedenklich, grundsätzlich aber für nachvollziehbar. Hätte ich wohl auch so gemacht.
    Stimmt. Keine Ahnung, wie er darauf kommt. Wenn beschlagnahmte Ware nicht geschreddert wurde, dann versandete sie in privaten Kanälen. Die Zeichner im Verlag Junge Welt hatten Zugriff auf sämtliche Westpublikationen. Natürlich nur mit entsprechenden Formularen, aber in der Mosaik-Redaktion konnte man problemlos Asterix lesen - so wie auch Nachrichtenmagazine verfügbar waren.

    Und ausgerechnet Jürgen Günther in Dresden war einer der wenigen, die auf diese Ressourcen überhaupt keinen Zugriff hatten. Platthaus schreibt über Günthers Stil, dass der " ... den runden Stil der belgischen Schule von Marcinelle in Ostdeutschland einführte ...". Das ist Unsinn. Jürgen Günther hat nichts von diesen Sachen rezipiert und in seinen Stil integriert. Verfolgt man seinen künstlerischen Werdegang, findet man Hans-Jürgen Press als Ausgangspunkt, und in der zunehmenden Dynamisierung seines Strichs über Mischa und Kalle hin zu Otto und Alwin schlägt sich seine Liebe zu und der Einfluss von Disney nieder, auch wenn er diesen Strich nie replizieren wird, sondern während dieser Suche seinen eigenen findet und entwickelt.

    Ansonsten freue ich mich natürlich über einen solchen Blogbeitrag (den ich mir mit einer kompletten Rezensionsexemplarlieferung erschlichen habe... ).

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