Völlig losgelöst
Morgens gilt der erste Blick den E-Mails, abends dem Internet. Millionen Deutsche leben den ganzen Tag in diesem Online-Trott. Aber jetzt schalten viele ab. Sie leben ohne Netz – und glauben, dass ihnen die Zukunft gehört.
(...)
Vielleicht ist es das, was Miguel Riveros meint, wenn er übers Internet klagt. Die Abwesenheit der Sterne. Bis vor kurzem war das Internet sein zweites Zuhause. Der Kölner Comiczeichner liest schon am Morgen im Bett seine neuen Mails, und wenn er um drei Uhr nachts schlafen geht, schaut er ein letztes Mal aufs iPhone. Sowieso ist er immer 24 Stunden online – gewesen, muss es jetzt heißen.
Vor ein paar Monaten ist er über sich selbst erschrocken. Seine Schwester hat geheiratet. Es gibt ein Foto von der Hochzeit. Darauf ist der 34 Jahre alte Miguel Riveros in der Kirche zu erkennen, wie er mit gebeugtem Kopf in der ersten Reihe sitzt und mit seinem Handy im Internet surft. „Das Foto hat mir dann schon zu denken gegeben.“
Heute versucht er, wenigstens an einem Tag in der Woche offline zu leben. Nicht ins Internet zu gehen, keine Mails zu überprüfen, keine neuen Websites zu entdecken. „Ich habe gemerkt, dass ich einfach nicht mehr ich selbst war. Bei mir hat sich alles vermischt, ich war immer nur noch zur Hälfte bei allem, was ich gemacht habe, bei der Arbeit, beim Relaxen.“
(...)
Lesezeichen