Diese von Markus genannte Verfallsgrenze von 2-3 Jahren ist mir auch zu pauschal, die Behauptung kann ich deshalb auch so nicht nachvollziehen. Markus müsste schon selbst erläutern, wie er zu dieser Annahme kommt. Im Grunde stimme aber mit ihm darin überein: Je weiter sich ein Comic grafisch, erzähltechnisch und inhaltlich von den Seherfahrungen der Gegenwart und den veränderten Ansprüchen an Unterhaltung entfernt, um so unwahrscheinlicher wird es, dass junge Leser dafür noch ein breites Interesse entwickeln.
Auch wenn es müßig ist, immer wieder wieder daran zu erinnern: Kinder wachsen heute in einem völlig anderen gesellschaftlichen Klima auf, als noch vor 30-40 oder gar vor 50-60 Jahren. Ihr mediales Umfeld, ihre Alltagskultur, ihre Interessen, ihre Erfahrungen und damit auch ihre Erwartungen und Vorlieben sind andere. Sie haben ganz andere Helden, Lieblingsfilme und Spiele als noch vor 30-40 Jahren.
Bei aller Liebe zu alten Comics: Comics sind auch nur ein Medium unter vielen! Ich finde es ziemlich absurd, darauf zu hoffen, dass man den völlig veränderten Rahmenbedingungen bei den Comics grafisch, erzähltechnisch und in der thematischen Auswahl überhaupt nicht Rechnung tragen muss, weil ja alles "gute Literatur" sei. Mehr sag ich dazu nicht.
Folglich erscheint mir auch das, was Tigerpress mit "FF" als Comicmagazin herausgibt, nicht gerade zufriedenstellend. Im Idealfall würden die Nachdrucke nur einen geringen Teil des Inhalts ausmachen. Dazu 1-3 neuproduzierte Kauka-Serien (darunter mindestens ein völlig neue Serie.) und mehrere neue Gastserien vom internationalen, bzw. europäischen Markt. Wie gesagt, im Idealfall, ganz unabhängig von der Finanzierbarkeit und dem kreativen Personal, das man dazu aktivieren müsste.
Geändert von telemax (16.06.2008 um 15:24 Uhr) Grund: Schlechtschreibung ;)
Das habe ich ja auch nie behauptet. Ich wollte nur klarstellen, daß das Empfinden "altbacken" eine rein persönliche Einschätzung ist, in erster Linie dadurch geprägt, was einem selbst als Kind (oder auch jetzt) gefallen hat.
Da kann ich Dir nur vorbehaltslos zustimmen. Neue Geschichten (egal mit wem) wären mir natürlich auch am liebsten.
Alles klar, also darf man sämtliche alten Kinderbücher, in denen ein König vorkommt, heute nicht mehr auflegen. Schließlich haben wir Demokratie, und Könige können sich Kinder nun wirklich nicht mehr vorstellen. Merkst Du nicht den Nonsens dieser Argumentation? Alte Literatur wird nicht deswegen "schlecht", weil sie nicht mehr die gesellschaftliche Gegenwart 1:1 spiegelt.
Und was die "Erwartungen und Vorlieben" angeht: Gute Literatur ist dazu da, daß sie uns auf andere Gedanken bringt, ab und an mal Erwartungshaltungen zerstört und neue Vorlieben erzeugt. Stevensons Schatzinsel geht halt anders ab als moderne Piratenstories. Und angeblich gibt es Kinder, die genau dieses andere, dieses "Altmodische", suchen.
Man muß als *heutiger* Comicautor und -zeichner darauf Rücksicht nehmen. Aber daß wir in einer anderen Zeit leben, macht die alten Geschichten nicht wertlos oder schlecht.Bei aller Liebe zu alten Comics: Comics sind auch nur ein Medium unter vielen! Ich finde es ziemlich absurd, darauf zu hoffen, dass man den völlig veränderten Rahmenbedingungen bei den Comics grafisch, erzähltechnisch und in der thematischen Auswahl überhaupt nicht Rechnung tragen muss,..
L-W
Jaja, man hätte natürlich ebenso den Comic von 1953 nachdrucken können statt des schnöden Remakes aus den 90ern. Im Ernst, die Story wurde grafisch völlig neu interpretiert, teilweise auch dramaturgisch und sprachlich ein wenig der neueren Zeit angepasst. Das war eine hübsche Idee von Jürgen Seitz, der ja bekanntlich selbst ein großer Liebhaber der alten Geschichten ist. Aber will man auch, dass neue Plots den Rahmen der 50er Jahre nicht verlassen? Soll man mit FF oder einer anderen Serie keine neue Wege einschlagen dürfen? Soll man alle Themen und Konflikte stets wie damals erzählerisch abhandeln? Ich fände das sehr schade.
ne komplett neue Story, wo F+F mit Handies am Ohr rumlaufen, Lupo sich über Internet Pizzas bestellt??
vielleicht hätten "alte" stories von anfang so angekündigt werden müssen: Klassikerschiene oder so, damit Neuleser wissen das neue und alte geschichten im heft snid
..so hab ich das ja auch nicht gesagt. Ich sagte, daß das für Kinder schon eine lange Zeitspanne darstellt. Natürlich kann man relativ problemlos 10 oder 20 Jahre alte Geschichten wiederverwerten. Es hängt vom Inhalt und Thema auch ein wenig ab. Bei SF-Themen sind allerdings die Grenzen enger gezogen als sagen wir mal Western oder Antike.
Drum habe ich das Wörtchen "grafisch" ja auch außen vorgelassen und nur auf die inhaltliche Identität hingewiesen.
Natürlich sollte man sich graphisch in der Jetztzeit bewegen, aber Markus, auch wenn ich es gebetsmühlenartig wiederhole, hat ja die Geschichten als "altbacken" bezeichnet, und nicht das Ambiente, in dem sie sich bewegen. Vielleicht hat er das anders gemeint, aber es kam bis jetzt nicht so rüber. Und Eure so viel zitierten Innovationen (Handy, Computer, Internet) der Jetztzeit spielen m.E. nur eine sehr sekundäre bzw. sehr kleine Rolle. Wenn die Geschichte spannend und fesselnd ist, dann hat es für das Gefallen beim Leser m.E. überhaupt keine Bedeutung ob der Protagonist mit einer Propellermaschine, einem Heißluftballon oder einem Düsenklipper zum Schauplatz des jeweiligen Geschehens kommt.
Um mal wieder kurz zu Pauli zurückzukehren.
Auch hier finde ich Eure Argumentation manchmal etwas paradox. Auf der einen Seite entspricht eine Kittelschürze und Kopftuch tragende Frau auf dem Lande nicht mehr der Lebenswirklichkeit (Markus sollte mal ein paar Tage bei meinen Verwandten in einem 600-Seelen-Kaff in Niederbayern verbringen. Er wäre überrascht, was dort noch so alles der "Lebenswirklichkeit" entspricht ), auf der anderen Seite ist das Klischee einer Nudelholz schwingenden Großmutter und eines Briefmarken sammelnden, militaristisch angehauchten Onkels immer noch "normal" und den Kindern von heute zumutbar.
Ich glaube nicht, dass Markus das nur am Ambiente und ähnlichen Oberflächlichkeiten festmacht.
Alte Comics können ja nicht allein durch ihren Zeichenstil und der Expressivität der Figuren ziemlich altbacken wirken, sondern nicht zuletzt durch die Enge ihrer thematischen Begrenzung, durch den Aufbau von Storys und Spannungsbögen, durch das Erzähltempo und durch das Figurenrepertoire. Auch der Zeitgeist mit seinen Moralvorstellungen, die sie mit sich führen und die Spannweite der visuellen Komik und des sprachliches Witzes können sie heute ziemlich alt aussehen lassen.
Einen typischen Comic aus den 50ern oder 60ern macht man eben auch nicht dadurch für heutige Leser zwangsläufig ansprechender, wenn man dort - platt gesagt - einfach "Handy und Computer" als Requisiten reinzeichnet und die Dialoge etwas aktualisiert. Und ein Comic aus den 80ern, 90ern oder von heute kann zwar optisch sehr attraktiv, jedoch erzählerisch ziemlich altbacken sein.
Geändert von telemax (16.06.2008 um 17:59 Uhr)
OK, das kann ich nachvollziehen. Würde ich aus meiner Sicht nicht für Fischer gelten lassen, aber wenn jemand anderes seine Geschichten so empfindet, dann läßt sich schwerlich etwas dagegen sagen. Über Geschmack läßt sich bekannterweise nicht streiten. Nur sollte man das nicht als Allgemeingültig deklarieren und daraus ableiten, daß müßten die Kiddies von heute ebenso sehen. Wie schon einmal erwähnt, ich finde z.B. Fecchis Lupo zum Grausen. Aber wenn er anderen gefällt, warum dann nicht abdrucken. Ich kann ihn ja überblättern.
Geändert von albert-enzian (16.06.2008 um 18:00 Uhr)
ich denke nicht, daß sich das Nudelholzschwingen mit dem Kopftuch vergleichen läßt. Das Nudelholzhauen hat was comichaftes und ist für Kinder ohne weiteres Nachvollziehbar. Das Kopftuch wird einfach mit einer türkischen Familie assoziiert. Und Warum darf Paula nicht auch mal ihr Haar zur Schau stellen?
Übrigens, die Uniform von Fax wird in den neuen Geschichten auch nicht mehr verwendet. Briefmarken und andere verrückte Sachen sammeln ist auch Phänomen unserer Zeit. Z.B. diese Comicsammler...
Ich fordere einen Gastauftritt von Albert-Enzian in Fuxholzen!
Nichts für ungut Markus, aber jetzt windest Du Dich wie ein Aal. Auf der einen Seite das Kopftuch als nicht mehr der Lebenswirklichkeit entsprechend und politisch nicht korrekt und Kinder würden das automatisch mit einer türkischen Familie assoziieren (wieso eigentlich ?) und auf der anderen Seite hätte die "Prügelstrafe" mit dem Nudelholz was comichaftes und wäre von den Kindern von heute ohne weiteres nachvollziehbar ???
..also das Nudelholz repräsentiert die überspitzt dargestellete hysterische Oma und nicht die Prügelstrafe als solche. Lupinchen und FF beziehen ja keine Prügelstrafe und auch bei Pauli wäre diese heute nicht mehr passend weil sie da eben nicht als überzeichnetes Comicelement wie auch zB .bei Clever & Smart oder Asterix verwendet wird
Klar kann man sich das schönreden. Und das Kopftuch repräsentiert die praktische denkende Hausfrau, die ihre Haare vor den Verunglimpfungen der täglichen Hausarbeit schützt.
Aber nu ist genug für heute. Gehe jetzt Fussball gucken in der stillen Hoffnung, daß aus den 11 Wiener Würstchen der heutigen BILD-Überschrift nicht unversehens 11 Frankfurter Würstchen werden.
In diesem Sinne, man liest sich.
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