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Thema: Wolfgang Altenburger RIP

  1. #1
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    Wolfgang Altenburger RIP

    Wie aus Familienkreisen bestätigt wurde, ist Wolfgang Altenburger, die graue Eminenz der DDR-Comic-Szene, ehemaliger Chefredakteur von Mosaik und Atze sowie Autor unzähliger Comicfolgen, bereits am 18. März 2008 im Alter von 76 Jahren verstorben.

    Unsere herzliche Anteilnahme gilt seinen Hinterbliebenen.

  2. #2
    Moderator Avatar von Bhur
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    Vielen Dank für Deine Geschichten!

  3. #3
    Mitglied Avatar von alwin
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    Wolfgang Altenburger geboren am 19.09.1931 verstarb am 18.03.2008 in Berlin.
    Wolfgang Altenburger
    Der letzte Romantiker der DDR

    Viele Zeichner sprechen eigentlich nur gut über Wolfgang Altenburger
    ( Wölfchen), loben seine Bescheidenheit und Güte. Er hatte einfach zu wenig Zeit, den ideologischen Knüppel zu schwingen; Wollte es auch nicht, er hatte wichtigeres zu tun. Sein bis vor einigen Jahren gepflegtes „Hobby“ war die Gestaltung erlebnisreicher Kinderferienlager und der beliebten Abenteuer-Expeditionen (heute Mosaik-Abenteuer. Beides brachte ihm intern im Zentralrat den Titel „letzter Romantiker der DDR“ ein, was durchaus hochachtungsvoll gemeint war. Wenige wissen, dass Altenburger der meistbeschäftigte Comic-Texter der DDR war. Nicht nur für die ATZE, auch für die Mehrzahl der Illustriertencomics in den 70er und 80er Jahren lieferte er die Texte. 1982 wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet
    Dabei war ihm von Hause aus so gar keine Verbindung zum Medium der Bildergeschichte mitgegeben worden.
    Allerdings hatte er in seinem Vater ein Vorbild für Ideenreichtum. Der gelernte Schlosser war ein großer Erfinder:
    Wolfgang Altenburger, Jahrgang 1931, hatte zunächst den Berufswunsch Förster. Nach dem Abschluss der Hauptschule meldete er sich aber – auch zur Überraschung seiner Eltern – zur Lehre als Bergmann unter Tage. Von der breiten Ausbildung in diesem Beruf zehrt er noch heute: hier erhielt er eine Grundausbildung in verschiedenen Berufen, Maurer, Schmied, Zimmermann, Schlosser usw.
    Da er schon mit 14 Jahren die Parteikassierung in seinem Heimatort Burgstädt übernommen hatte, sein Vater war 1945 Mitglied der KPD geworden, fand er als Bergmann schnell zur SED, oder die Partei fand den aufgeweckten Jungen aus der Arbeiterklasse. Aber nur Freude sollten die Genossen an dem jungen Altenburger nicht haben; zwar engagierte er sich in der Laienspielgruppe, nahm an Agitationseinsätzen zur Gewinnung von Nachwuchs für den Bergbau teil und leistete mit 400 Prozent Normerfüllung, was 250 Prozent der Erwachsenennorm entsprach, geradezu übermenschliches in der Aktivistenbewegung, doch Ungerechtigkeiten wollte er nicht hinnehmen. Da die Lehrlinge immer nur die schlechteste Ausrüstung erhielten, rief er zum Streik für wasserfeste Kleidung gegen die sowjetische Bergwerksleitung auf. Altenburger hatte Glück; ihm geschah nicht nur nicht, der Streik hatte auch noch Erfolg. Eine riesengroße Sammlung an Mineralien und Steinen, sowie seine liebe zur Natur.
    Altenburger wollte aber höher hinaus; Bauingenieur war sein Berufsziel. Seinem Antrag kam jedoch die FDJ-Werbeaktion für Lehrer und Pionierleiter zuvor. Nach drei Monaten Schule nahm er seine Tätigkeit als Pionierleiter in Pirna auf. Mit seinen Pionieren konnte er aufgrund alter Beziehungen auch „unter Tage“ gehen, was sein Ansehen gewaltig wachsen ließ. Nebenbei begann er ein Fernstudium zum Unterstufenlehrer, wurde Instrukteur beim FDJ-Zentralrat für Touristik und Wandern, wo er das erste Winterferienlager für die Berliner Schüler der Unterstufe in Zwickau organisierte, und hatte mit seiner Frau das vierte Kind. 1956, nach abgeschlossenem Studium, ging Pionierleiter Altenburger als Redakteur zum Verlag Junge Welt. In diese Zeit fällt seine ernsthafte Beschäftigung mit Bildgeschichten. Als Kind war er, wie viele in Deutschland, mit den Geschichten von Wilhelm Busch aufgewachsen, hatte für seinen kleinen Bruder auch bereits Bildergeschichten gezeichnet, aber sonst kaum Berührung mit dem Medium gehabt. Altenburger betont noch heute, und sicher nicht zu Unrecht, dass er nie Comics gemacht hat. Seine Bildergeschichten entstanden nur um den Kindern einfacher etwas beizubringen.
    Von 1960 bis 1962 studierte er in Leipzig Journalistik, Jahre des Fernstudiums folgten. Zum Abschluss legte er 1966 eine Diplomarbeit an der Fakultät für Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig vor, mit der er quasi eine Theorie der „sozialistischen Bildgeschichte“ entwickelt hatte: Diese nicht unproble- matische Arbeit wurde ideologischer Ausweis und Eintrittskarte für seine Karriere als Chefredakteur für MOSAIK und später auch ATZE. Noch 1963 hatte er die Chefredaktion von MOSAIK übernommen. Intensive Beschäftigung mit dem Heft war dem vorausgegangen; tief beeindruckte ihn die Akribie der Zeichnungen. Aber eigentlich wollte er mehr erreichen. Nach besagter Einigung mit Hegen über die Kompetenzverteilung waren die Aufgaben aber klar, füllten Altenburger jedoch kaum aus. Er engagierte sich in Aufklärungskampagnen über Brandschutz und Ordnung und Sicherheit. So fand er Kontakt zur Feuerwehr und zur Polizei in Berlin, die dem Ministerium des Innern unterstand. Von hier kamen nun Mittel für seine „Atze-Expedition“ bzw. die ATZE-Feuerwehr. Schließlich erhielt er für dieses Engagement 1982 sogar den Theodor-Körner-Preis. Er schrieb Hunderte Bildergeschichten, darunter Micha und Kalle oder auch Pats Reiseabenteuer;
    Vor allem suchte er immer wieder neue und junge Talente und brachte sie auf den Weg. Jörg Reuter, Eugen Gliege, Andreas Pasta oder Rüdiger Kunz wurden in verschiedenen Richtungen gefördert und gefordert. Leider gelang es nach der Wende nicht ATZE am „Leben „ zu erhalten, obwohl Kontakte zu vielen Verlagen bestanden.
    Seit 1993 arbeitet er wieder bei MOSAIK; neben den Abenteuerreisen widmet er sich auch dem redaktionellen Mittelteil der Hefte.
    Bereits 1973 unterstützte er Klaus Fütterer in Stralsund beim Wunschwald von Knieper West. Dort wurden im Herbst 1973 Bäume und Sträucher gepflanzt. Inzwischen ist daraus ein ansehnlicher Wald geworden. In einer Atze (Herbst 1984) wurde diese Geschichte von Bernd Günther gezeichnet. Die AG Umwelt und Natur besteht heute noch.
    Auch nach der Wende beschäftigte er sich mit Kindern weiter, wie dieser Artikel von 1995 aus der Berliner Zeitung zeigt.
    Kleine Abenteuer und Natur pur
    Wolfgang Altenburger zeigt Kindern seltene Pflanzen / Vogel- und Sternenkunde im Spielwald
    Unweit vom Kaufland, hinter dem Wohnpark Eiche, scheint in Hellersdorf die Stadt-Welt zu Ende zu sein. Es beginnt ein Stück relativ unberührte Natur. Hier betreibt Wolfgang Altenburger ehrenamtlich seinen Spielwald.
    "Wer Bäume pflanzt, zerstört keine", sagt er und meint damit, dass man präventive Arbeit leisten muss, bevor das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen ist. Begonnen hatte alles 1991, als der heute 63jährige Rentner von der Gemeinde Eiche die Genehmigung erhielt, einen Teich vom Müll zu beräumen. Schüler und Lehrer aus Hellersdorf halfen ihm.
    Als sich nach und nach seltene Tiere wieder ansiedelten und die Frühjahrsblüher in voller Pracht standen, kam er auf die Idee, Stadtkindern die Natur nahezubringen. Altenburger schloss mit der Treuhand-Bodenverwertungsgesellschaft einen Pachtvertrag für die 27 700 Quadratmeter große Spielwald-Fläche bis zum Jahre 2006.
    Heute befinden sich auf dem Gelände drei Finnhütten, ein Container für Werkzeug und ein Unterstand gegen Regen und Wind. Die Bäume, Gräser, Kräuter und echten südamerikanischen Topi-Namur-Pflanzen sorgen für ein entsprechendes Ambiente. Ein richtiger Wald muss erst noch wachsen.
    Hilfe für das Projekt kam von vielen Seiten. Das Deutsche Kinderhilfswerk spendete Gelder für Pflanzen, Werk- und Spielzeug, die Organisation Kids & Co. einen Container, und das Integrale Netzwerk Umwelt errichtete eine Kräuterspirale. Die Baumschule Mahlsdorf machte akzeptable Preise. Und der Steinmetz von nebenan stellte unentgeltlich Bauholz zur Verfügung.
    Der Spielwald steht Kindern und Jugendlichen ganztägig zur Verfügung. Sie kommen meist aus den umliegenden Bezirken Hellersdorf und Marzahn. Schulklassen führen hier ihren Projektunterricht durch. Sie lernen Heilkräuter kennen, kochen Tee aus selbst gesammelten Pflanzen oder bereiten Suppen an der Feuerstelle zu, erproben den Umgang mit urzeitlichem Feuerstein und modernem Werkzeug. Beliebt sind Vogel- und Sternenkunde.
    Bei vielen Dingen kommt dem gebürtige Chemnitzer seine einstige Bergmannslehre zugute, die eine Schlosser-, Zimmermanns-, Schmied- und Maurerausbildung mit einschloss.
    Mit Wolfgang Altenburger kehren Kinder zurück zur Natur. Altenburger plante weitere Projekte im Spielwald, doch noch fehlen dafür die finanziellen Mittel. Leider konnte er dieses Projekt nicht mehr zu Ende führen, da ihn seine Krankheit vor 3 Jahren ans Bett fesselte.

  4. #4
    Mitglied Avatar von gbg
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    Aufrichtiges Beileid und Danke alwin für den Lebenslauf. Ich kann mich noch an ein Treffen in Potsdam 1995 erinnern...
    40 Jahre Mosaik, wo er aber schon Anzeichen seiner Krankheit zeigte.

    R I P

  5. #5
    Mitglied Avatar von Bruno
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    Zitat Zitat von alwin Beitrag anzeigen
    Er hatte einfach zu wenig Zeit, den ideologischen Knüppel zu schwingen; Wollte es auch nicht, er hatte wichtigeres zu tun.
    Lona Rietschel sagte mal, er war der "Genosse mit Herz", der dem Mosaikkollektiv den Rücken freihielt. Das sagt eigentlich alles.

  6. #6
    Mitglied Avatar von alwin
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  7. #7
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  8. #8
    Mitglied Avatar von Bruno
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    Zitat Zitat von Scheuch Beitrag anzeigen
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    Siehe Beitrag Nr.3. Dort kannst Du ihn kostenfrei lesen.

  9. #9
    Mitglied Avatar von alwin
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    Die Beisetzung für Wolfgang Altenburger findet am Freitag dem 25.04. 2008
    um 12,00 Uhr auf dem Parkfriedhof Marzahn statt.
    Wiesenburger Str. 10, Grabstelle 550 ( große Birke neben der Grabstelle)
    Alwin

  10. #10
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Ich werde nie vergessen, wie er rührend mit seinem Stoffbeutelchen auf der Babelsberger Bühne stand und von Pinselbesorgungen erzählte.
    Aufrichtiges Beileid.

  11. #11
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    Wolfgang altenburger

    Hallo

    ich interessiere mich für den Lebenslauf von Wolfgang Altenburger, weil ich ein Referat über die DDR mache, aber nicht nur wegen den comics und was er geleistet hat sondern auch was seine Familie angeht. Weiß jemand die Namen seiner Kinder und seiner Frau?

    Gruß Silvaine

  12. #12
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    Hier findet sich ein kurzer Lebenslauf:

    http://mosapedia.de/wiki/index.php/Wolfgang_Altenburger

    Insbesondere der zweite Literatur-Tipp (Sammelband 23) ist sehr zu empfehlen.

    Inwieweit die Namen von Familienangehörigen für Dein Referat wichtig sind, kann ich nicht beurteilen, solche Details haben aber aus meiner Sicht kaum inhaltliche Aussagekraft.

    -SCHEUCH-

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