Zitat von
Mick Baxter
Um über Hergés Mitarbeit bei "Le Soir" zu urteilen, müßte man die Zeitung und ihr Umfeld kennen. Hergé hat "Tintin" dort veröffentlicht, weil die Zeitung genügend Papier zugeteilt bekam und er den Chefredakteur kannte.
Ob in der Zeitung wirklich Nazi-Propaganda betrieben wurde, wissen wir doch gar nicht (da dort aber langjährige Faschisten ihre Finger drin hatten, wird wohl was dran sein Ob das 1940 schon so zu beurteilen war, ist Spekulation). Nach 1945 wurde in Frankreich und Belgien alles, was nicht der Résistance zugehörig war, sehr kritisch betrachtet, oft zu recht, oft völlig überzogen.
Aus EINEM jüdisch aussehenden kriminellen Bankier eine antisemitische Einstellung Hergés herauszulesen, ist allerdings wirklich absurd.
Um Hergés politische und soziale Einstellung vor dem Krieg zu verstehen, muß man sich sicher mit der (katholischen) Pfadfinderbewegung beschäftigen, die aus heutiger Sicht sicher nicht auf einen Nenner zu bringen ist. So war Baden Powell Militarist, sein Verhältnis zu anderen Ethnien von seiner Zeit in Afrika bestimmt, die Führer der belgischen katholischen Pfadfinder waren erzkonservativ, gleichzeitig aber auch große Indianer-Freunde und darin Karl May sehr ähnlich.
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