Schade, hier hätte natürlich mein an anderer Stelle beschriebene Film "Blinkende Lichter" wunderbar reingepasst. Na gut, dafür gibt es dann jetzt halt etwas mehr Blues als Komödie (ein eigener Thread lohnt dafür wohl nicht wirklich).
Träume wachsen nicht auf Bäumen
Die 13jährige Rosa lebt mit ihrem Vater, einem erfolglosen Maler, in einem kleinen Küstenstädtchen auf Nord-Jütland. Aufgrund ihrer körperlichen Behinderung muss das Mädchen eine Beinprothese tragen und dies ist nicht der einzige Makel in ihrem Leben: Ihre Mutter sieht sie nur noch sehr selten, da diese Familie und Heimatort verlassen hat, um eine Karriere als Opernsängerin zu verfolgen. Ihr Vater schafft es nicht, endlich den Antrag für ihre neue Beinprothese auszufüllen. Rundherum verändert sich ihr gewohntes Leben durch das Wegziehen alter Freunde und zu allem Überfluss ist sie auch noch in den allgemein heiß begehrten Mads verliebt, der allerdings nur Augen für ihre hübsche Schulkameradin Henriette hat.
Trotz aller Widrigkeiten hasst Rosa nichts mehr als Selbstmitleid und so klettert sie auch schon einmal mutig auf Bäume, um in Not geratene Kätzchen zu retten, oder gerät mit dem alten Seebären Rimkjaer aneinander, der vollkommen vereinsamt ein abgeschiedenes Dasein mit seinem Hamster Werner fristet und dabei kein Ohr für die Nöte des Mädchens hat. Diesem liefert sie, genau wie der ausschließlich in nostalgischen Erinnerungen schwelgenden Diplomatenwitwe Ellen, regelmäßig Lebensmittel aus dem hiesigen Tante Emma-(bzw. Onkel Jorgensen-)Laden.
Aber auch Rosas Geduld mit dem Leben hat ihre Grenzen: Als Henriette schließlich an ihrer statt die Prozession des Santa Lucia-Festes anführen soll, brechen sich Eifersucht und Neid ihre Bahn.
"Träume wachsen nicht auf Bäumen" ist ein wunderbar einfühlsamer und gelegentlich auch sehr humorvoller Film über die Schwierigkeiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden und den damit verbundenen Veränderungen im Leben, aber auch über Freundschaft. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich mich oftmals in Rosas Sorgen und Ängste hineinfühlen konnte, was nicht nur an der Handlung sondern auch an den brillanten Schauspielern liegt. Christina Brix Christensen spielt die Rosa einfach hervorragend und scheinbar traf das äußerst stimmungsvoll inszenierte Jugenddrama von Stellan Olsson auch genau den Nerv seines Publikums, avancierte es doch in Dänemark zum erfolgreichsten Film 1996.
Wer solch ruhige und melancholische, gleichwohl nicht ausschließlich todtraurige Grabesstimmung verbreitende Filme mag, dem sei "Träume wachsen nicht auf Bäumen" ans Herz gelegt. Eine dicke Guck-Empfehlung meinerseits (so er denn in absehbarer Zeit einmal wiederholt oder, noch besser, endlich mal auf DVD veröffentlicht wird).
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