Der Polarexpress [ Robert Zemeckis ]

[NikiMaus]

Die Zeichentrick-Version von Chris van Allsburgs Kinderbuch kommt ja nun sehr bald in die Kinos und auf der Hauptseite gibt es auch ein feines Special dazu.

Nachdem meine Kinder "Lauras Stern" ohne mich und ohne Geburtstagsgäste geschaut haben, haben wir uns aber für den kommenden Samstag der Vorpremiere des Polarexpress verschrieben und zehn Kinder sowie zwei Erwachsene werden dann mal schauen, was Robert Zemeckis da so angestellt hat. Die Meinungen dazu sind ja bisher schon mehr als geteilt. Mein höchstpersönlicher Kommentar und (Üb)Erlebensbericht dazu demnächst hier in diesem Theater.

[NikiMaus]

Ich weiß, Ihr habt jetzt seeehr lange auf den versprochenen Bericht warten müssen .


Ich war dann also am Samstag um 15:00 Uhr mit zehn Kindern zwischen fünf und sieben Jahren und einer erwachsenen Stütze im Kino. Ich gebe zu, trotz der wirklich vorbildlichen Kinderschar, konnte ich nicht so ganz in den Film eintauchen, sondern hatte immer ein Auge hier und ein Ohr da , aber alles in allem hat mir "Der Polarexpress" durchaus zugesagt. Eine süße Geschichte, ziemlich spannend und teilweise actionreich aufgezogen - es dürfte feststehen, dass die Macher zu viele Achterbahnrunden gedreht haben -, naseweise Kinder, arme und verunsicherte Kinder, Weihnachtsmann, Wichtel en Masse, Moral, alles was so zur Weihnachtszeit dazugehört. Der Streifen vermittelt meiner Meinung nach eine sehr schöne Stimmung, auch durch die Farbgebung, die Bilder und seine Charaktere. Natürlich ist er streckenwiese enorm kitschig und zuckrig, hier und da wird auch gesungen, aber bitte: Es ist halt ein Weihnachtsfilm.

Die Animation hat mich eigentlich nicht gestört. Die plumpen Bewegungsabläufe wirken eher putzig und die Gesichter sind schon faszinierend. Gerade von hinten kann man die animierten Figuren nicht von Menschen unterscheiden - und das stört mich auch nicht. Was ich absolut nicht mag, sind diese Augen. Sie sind fantastisch echt "gezeichnet", aber sie haben irgendwie keinen Blick - wenn man versteht, was ich meine. Sie schauen, aber sie schauen den anderen nicht an. Irgendwie so. Und das stört teilweise schon enorm, weil bei gefühlsbeladenen Szenen doch gerade der Blick so sehr zählt.

Storymäßig mochte ich nicht, dass die Geschenkeverteilung in so vollkommen maschinisierte Abläufe gedrängt wird, das nimmt mir was vom Weihnachtszauber . Aber heutzutage ist eben alles Industrie - auch bei den Wichteln. In der Rolle des Schaffners war Tom Hanks eindeutig zu identifizieren. Und dann gab es da noch die etwas krude, aber exakte Mischung zwischen Haley Joel Osment und Dewey aus "Malcolm mittendrin" ...

Und den Kinosaal hatten wir für uns alleine. Man wusste wohl, dass wir kommen.

[Carl Montgomery]

Original geschrieben von NikiMaus

Was ich absolut nicht mag, sind diese Augen. Sie sind fantastisch echt "gezeichnet", aber sie haben irgendwie keinen Blick - wenn man versteht, was ich meine. Sie schauen, aber sie schauen den anderen nicht an. Irgendwie so.

Du meinst wohl, daß der Blick der animierten Figuren seelenlos ist. Du mußt nur sagen, was Du meinst.
Übrigens will ich den Film auch sehen...

[NikiMaus]

Wozu, Du verstehst mich doch so ... und übersetzt es auch so fein.

Übrigens will ich den Film auch sehen...

Dem Manne kann geholfen werden.

[Carl Montgomery]

War das eine Riesenleinwand, über die der Polarexpress gebraust ist.
Es sind schon tolle Leistungen, die so manche kreative Köpfe mit ihren Rechnern bereits vollbringen und uns teilweise animierte Wunderwerke vorsetzen.
Manchmal war ich wirklich baff, wie realitätsnah die Bilder bereits sein können, mit den Bewegungen, Mimik und Gestik hapert es aber immer noch. Gefühle und Emotionen können die Wesen aus dem Computer eben nicht so gut rüberbringen wie die menschlichen Darsteller. Ist auch gut so, wer will sich schon dadurch ersetzen lassen?
Die Geschichte selbst ist natürlich wunderbar weihnachtlich kitschig. Richtig gut wirkt der Film sicher erst an den Feiertagen, wenn die Vorfreude auf das Christkind wächst. Hier ist es natürlich der Weihnachtsmann, der die Geschenke bringt, ist ja auch eine amerikanische Story.
Die Stadt am Nordpol war zwas finster und dunkel, aber trotzdem heimelig. Und die Fahrt dorthin würde ich auch gerne mal mit dem Zug machen.
Im Prinzip kann man dieses Werk mit Sicherheit wärmstens weiterempfehlen, ich habe nach dem Kinobesuch bereits gesagt, daß dieser Film in den nächsten Jahren um diese Zeit sicher hin und wieder geguckt werden wird.

[Lost Johnny]

Original geschrieben von Carl Montgomery
... wenn die Vorfreude auf das Christkind wächst. Hier ist es natürlich der Weihnachtsmann, der die Geschenke bringt, ist ja auch eine amerikanische Story.

Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass nicht nur in Amerika, sondern auch in Norddeutschland Kinderarbeit untersagt ist und daher die Auslieferung der Präsente einem erwachsenen Mann mit Rauschebart und colaflaschenetikettfarbenem Mantel überlassen wird.

[Batch]

Selbiger bärtiger Mantelträger bringt auch im unmissionierten Osten - wo ich herkomme jedenfalls - seine Gaben und wird gerne als Druckmittel für kleine unartige Kinder - wie ich natürlich keines war - benutzt. Hat ganz schön viel zu tun, der alte Mann...

[Carl Montgomery]

Mit Kinderarbeit hat das ja nichts zu tun, weil das Christkind ja magische Wunder wirkt und zaubern kann und überhaupt nicht dafür entlohnt oder ausgebeutet wird, sondern spielerische Freude bei seiner Tätigkeit hat. Alles muß man den Nordlichtern erklären...
Bei uns trägt nur der Nikolaus einen roten Mantel und einen Sack voller Geschenke und bringt schon am 6.12. die ersten Gaben, die schlimmen Kinder bekommen es mit dem durchgeknallten Krampus zu tun, zur Abwechslung zu den beiden Gesellen haben wir also das Christkind am 24.12..
Außerdem habe ich das damals, als ich 6 Jahre alt war, echt am Fenster weg fliegen sehen. Meine Mutter konnte das gar nicht glauben, obwohl ich hoch und heilig geschworen habe. Und irgendwann abends hatte ich auch ein Skelett im Vorraum gesehen, weil ich nicht schlafen gehen wollte...

Das wollte ich noch sagen: Ein wenig furchterregend waren die Wichtelelfen vom Nordpol ja schon auch. Die waren alle irgendwie so unrasiert und bärtig und gar nicht süß. Die Wichtelinnenelfinnenfrauen sind erst aufgetaucht, als man Tanzpartnerinnen gebraucht hat, um etwaigen Spekulationen vorzubeugen.
Überhaupt war "Der Polarexpress" erst so richtig spannend als er sein Endziel endlich erreicht hat.

[NikiMaus]

Interessanter- und glücklicherweise konnte mich auch ein zweiter Ritt auf dem Polarexpress absolut überzeugen und die drei markanten Punkte, die ich bereits angemerkt habe, fielen mir wiederum ins Auge und haben mich bestätigt: Zemeckis ist zu viel Achterbahn gefahren, bevor er hier seine Anweisungen gegeben hat, ich mag die mordernisiert-maschinisierte Weihnachtspaketeproduktion nicht und Dewey Osment ... nunja. Fakt ist, ich habe mich noch einmal gut unterhalten, obwohl ich den Film kurz zuvor bereits gesehen hatte. So schnelle Verdauung schaffe ich sonst nur mit romantischen Liebeskomödien .

Wichtel zu Hunderten sind mir übrigens auch nicht so ganz geheuer, aber unser Nikolaus hat immer noch sein weißes Gewand, Mitra und Bischofsstab. Nur seine und Christkinds Gehilfen in den Fußgängerzonen, die müssen aus den Staaten kommen, rot und dick wie sie sind .....