Cellini stand seit seiner Jugend immer wieder vor der Hinrichtung, vor der ihn nur mächtige Fürsprecher bewahrten, und diese Zwangslage hat seine Ängste und seinen Stolz beherrscht. Bereits den ersten Mord, den er selbst eine "niedere und ausgesprochen unlöbliche" Aktion nannte, hat er mit Überlegungen versehen, die ein Licht auf den Status werfen, den er für sich reserviert sah. Er betont, dass ihm Herzog Alessandro de' Medici, in dessen Palast er sich geflüchtet hatte, versicherte, dass er sich keine Sorgen machen, aber acht Tage das Haus nicht verlassen und das von Klemens VII. so sehr ersehnte Werk voranbringen solle. Als Cellini dann vor Klemens erschien, sprachen dessen Augen "einen schrecklichen Tadel" aus; "als er aber das Werk betrachtete, heiterte sich sein Gesicht auf. Er lobte mich über alle Maßen und sagte: Benvenuto, jetzt, wo du geheilt bist, kümmere dich um dein Leben!" Mit diesen Worten waren sowohl eine Vergebung wie eine Drohung ausgesprochen. Von seiner Rachsucht, die ihm den Verstand zu rauben und an der Arbeit zu hindern begann, hatte Cellini sich durch die Mordtat befreit, damit aber auch sein eigenes Leben in Gefahr gebracht. Es war zu retten, wenn es ihm gelang, jene Augen, die ihm tödlich zürnten, durch sein Werk zu besänftigen. "Ich verstand ihn und verprach es." Cellini arbeitete um sein Leben, denn allein sein Werk enthob ihn der Frage von Schuld und Sühne.
Der zweite Mord geschah in aller Öffentlichkeit, und es war keine Frage, dass auch dieser die Todesstrafe nach sich ziehen musste. Umso denkwürdiger ist es, dass Paul III. sofort nach seinem Amtsantritt erklärte, Cellini und niemand anderen als seinen Münzmeister anstellen zu wollen. Als Freunde des Ermordeten auf Bestrafung drängten, ließ die Antwort des Papstes an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Nehmt also zur Kenntnis, dass Männer wie Benvenuto, die in ihrem Beruf einzigartig sind, nicht dem Gesetz unterworfen sein müssen."
Dieses ungeschriebene Gesetz musste Cellini bis in sein Alter in Anspruch nehmen. Im August 1556 verletzte er einen Goldschmied derart schwer, dass er in das besonders üble Gefängnis der Stinche gesetzt wurde. Unter Auflage der Zahlung eines Schmerzensgeldes wurde er im November desselben Jahres entlassen, nachdem er Cosimo de' Medici um Gnade gebeten hatte. Wie prekär seine Lage gewesen sein muss, wird daran deutlich, dass er in dem Schreiben seine Seele verkaufte: Er bot an, den Marmorkruzifixus, den er für sein eigenes Grabmal vorgesehen hatte, für den Herzog zu vollenden. Tatsächlich gelang es ihm, sich durch die heute im Escorial bewahrte Marmorskulptur auszulösen.
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