Edward Davies „Ed“ Wood jr. † - Seiner Zeit voraus?

[Lost Johnny]

Wie wär's zur Abwechslung mal ein ernstzunehmender Beitrag, der auch tatsächlich in dieses Forum gehört?

Ed Wood ist ja dankenswerterweise durch den gleichnamigen Film von Tim Burton vor einigen Jahren wieder ein wenig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt - und inzwischen wohl auch schon wieder aus dem Lichtkegel herausgewandert ...
Mich würde nun interessieren, wer von euch geschätzten Forumskollegen einen oder mehrere seiner Filme gesehen hat, und welchen Eindruck ihr von ihm und seiner Arbeit gewonnen habt. War der Angoraträger nur ein armseliger Spinner, oder vielleicht doch eher ein begnadeter Visionär, der lediglich leichte Schwierigkeiten mit der Finanzierung seiner Projekte hatte?

[Menschenspötter]

Sein Problem war es wohl, sich für Dinge zu begeistern, die damals die breite Masse höhnisch belächelte. Allein für diesen Mut schätze ich ihn. Solche Pioniere entwickeln das Geschehen weiter, auch wenn sie selbst oft auf der Strecke bleiben. Wie viele Komponisten, Maler und Autoren lebten zu Ihrer Zeit am Rande der Armut und heute wüßten sie nicht wohin mit ihren Tantiemen.
Vielleicht wird ja auch ein Sysop hier für seine Übersetzungen mal unsterblich.
P.S.
Gebt auch Lost Johnny's Beiträgen eine Chance.

[Lost Johnny]

Hehe, ich hätte wirklich nicht erwartet, daß dieser Thread knappe sechs Monate nach der Erstellung noch einmal ausgegraben werden würde ...
Einmal mehr geht mein Dank an den 'Spötter, der sich wie immer rührend auch um die Mauerblümchen-Beiträge in diesem Forum kümmert.

Zu deinen Anmerkungen: Im Prinzip gebe ich dir natürlich recht, was das Verfehlen des Massengeschmacks angeht. "Plan 9" z.B. ist meines Wissens einer der ersten US-Filme, die sich kritisch mit Massenvernichtungswaffen und Aufrüstungswahn auseinandersetzen. Mit solchen Gedanken konnte man in den USA der 50er Jahre vermutlich keinen Blumentopf gewinnen (heute, unter G.W. Bush, vielleicht auch nicht ...)
Das Thema "Geschlechtsumwandlung" hingegen, teils semiwissenschaftlich, teils mystifizierend - mit Lugosi als übernatürlichem "Strippenzieher" - umgesetzt und um durch den Produzenten nachträglich eingefügten "Exploitation"-Szenen erweitert, würde vermutlich auch heute keine großen Einspielergebnisse an den Kinokassen bringen.

Man könnte argumentieren, daß man als Regisseur besser keine persönlichen Fetische filmisch umsetzen sollte, denn bei dem unweigerlich damit verbundenen missionarischen Eifer bleiben oft die objektivierbareren Merkmale für Qualität auf der Strecke. Andererseits ist es aber genau diese stets spürbare, schmerzhaft distanzlose Leidenschaft für die eigenen Themen, die ich bei vielen zeitgenössischen Produktionen vermisse. Fast jede Szene seiner Filme transportiert den Eindruck, daß Wood seine Arbeit liebte. Nur hatte er leider nicht die finanziellen Mittel (und vielleicht auch nicht das Talent) dazu, um sie adäquat umzusetzen.
... oder habe ich da einen zu verklärten Blick auf den alten Spinner, der mir so viel Freude bereitet hat?

Und ob in 40 oder 50 Jahren wohl über Zlatkos ominösen Kinofilm, der wohl nie auf die Leinwand kommen, sondern höchstens in drei Jahren verschämt im Nachtprogramm von Super-RTL ausgestrahlt werden wird, genauso gesprochen wird?

[Menschenspötter]

Und gerade solche Beiträge wie der vorige sind die Mühen wert, auch mal im Forum hier herumzubuddeln. So mancher Rohdiamant schlummert noch im Verborgenen.

[Koenig Kups]

Mr. Wood zähle ich wie den (un)seligen(?) Andy Kaufman zu den Menschen, bei denen ich mir niemals hundertprozentig sicher sein werde, ob es sich um absolute Genies oder durchgeknallte Egozentriker handelte. Aber höchstwahrscheinlich liegen die beiden Bereiche mal wieder sehr nahe beieinander.

Dass ich durch das Übersetzen von bunten Fledermausheften mal Weltruhm erlangen werde, bezweifle ich übrigens stark. Dann schon eher durch irgendwelche Aktionen im Park, wo ich Leuten, die kleiner und schwächer sind, als ich, mit einem Stock auf die Köpfe haue, während sie vorüberschlendern. Oder die Spontan-Entblößungen in den örtlichen Gemischtwarenläden. Ach, es gibt so viel zu tun. Wo geht sie nur hin, meine Zeit?

[Menschenspötter]

Verdachtsmoment:
Kups ist die Reinkarnation von Wood?
Durchgeknallter Egozentriker kommt dem Ganzen ja schon ziemlich nahe.
Sherlock Spötter, stets zu Diensten.

[Lost Johnny]

Vielleicht sollte man mal nachschauen, ob Kups seine SeaMonkeys in Angora hüllt ...

[Koenig Kups]

Angora! Wie barbarisch!

Meine kleinen Lieblinge bekommen natürlich alle selbstgehäkelte Pudelmützchen. Mit winzig-kleinen Bömbchen darin, die ihnen das Gehirn rausblasen, sollten sie sich jemals mit Putschgedanken tragen. Wehret den Anfängen.

[Menschenspötter]

Eigentlich sollte ich momentan den PC meiden, genauso wie der Teufel das Weihwasser.
Aber ich möchte einen kurzfristigen Fernsehtipp abgeben.
Morgen, Montag, 27.1.2003 kommt die Biographie "Ed Wood" mit Johnny Depp, Regie von Tim Burton, auf Arte.
Und Mittwoch, 29.1.2003 kommt der wohl schlechteste Film aller Zeiten, "Plan 9 from Outer Space", ebenfalls auf Arte.
Und euer TV-Gerät hat keine Störung, beide Filme sind schwarz-weiß.
Jetzt aber schnell wieder weg vom PC...

[Nico]

Wie es aussieht, erscheint "Ed Wood" am 20.März endlich im deutschsprachigen Raum auf DVD !
Ich erwarte trotzdem, dass Ihr heute Abend alle vor Arte sitzt. Burton-Filme kann man grundsätzlich nicht oft genug sehen.

[Hessi]

Ich habe vor ein paar Jahren "Plan 9" gesehen - in drei Etappen - und wenn sich Eddie Wood darin kritisch mit Massenvernichtungswaffen auseinandersetzt, dann hat er wahrlich die falsche Form gewählt um ernst genommen zu werden.

Ganz sicher hat er einen Hau weg, ob auch Genie dahintersteckt, möchte ich nicht beurteilen, kann ich auch nicht. Bewundernswert finde ich, dass er sein Ding trotz allem Gegenwind durchgezogen hat. Trotzdem wird es mir immer schwer fallen, seine Filme in einem Rutsch zu ertragen.

[Nico]

Wie oben schon geschrieben, erscheint Tim Burtons "Ed Wood" Ende März auf DVD.
Das Cover könnt Ihr jetzt schon hier ansehen. "Special Edition" klingt so, als wären sämtliche Special Features der Original-DVD enthalten. Hoffen wir das Beste!

[Kenwilliams]

Original geschrieben von Nico

Ich erwarte trotzdem, dass Ihr heute Abend alle vor Arte sitzt. Burton-Filme kann man grundsätzlich nicht oft genug sehen.

Kann man drüber streiten. Die Hälfte ist Müll.

[Nico]

Klar können wir darüber streiten. Komm einfach rüber in den Tim-Burton-Thread, da kannst Du was erleben !
Mal im Ernst, wenn einem Sachen wie "Beetlejuice" oder "Planet der Affen" inhaltlich nicht zusagen, verstehe ich das schon (obwohl ich es anders sehe). Beschwerden über Burtons Regie-Arbeit kann ich aber nicht nachvollziehen. Gerade "Ed Wood" ist ein wunderbares Beispiel für originelle Regie .

[Carl Montgomery]

@Kenwilliams
Ich schließe mich Nico vollinhaltlich an.

[Kenwilliams]

Ed Wodd ist ja auch sein Meisterwerk. Finde ich auch erste Sahne. Ich meinte auch andere Filme.

[Nico]

@C. Montgomery: Danke schön .
@Kenwilliams: Und die wären? Mir fällt noch immer kein Film ein, bei dem ich mich über Burtons Regie beschweren könnte. Schon gar nicht mehrere .

[Kenwilliams]

Mars Attacks & Beetlejuice sind Müll. Edward mit den Scheerenhänden & Sleepy Hollow maximal Mittelmaß. Die Batmans sind OK. Ed Wood ist genial.

Als Produzent hat er noch zwei Meisterwerke gemacht: Nightmare before Christmas & James und der Riesenpfirsich.

Beteiligt war er durchaus auch noch an anderen interessanten Projekten, will ich gar nicht leugnen. Etwa Herr der Ringe (Bakshi) oder Tron.

[Menschenspötter]

Da weist man den harschesten Talent-Einweiser des Forums eh schon freundlichst darauf hin, daß es eigentlich gleich nebenan einen Tim Burton - Thread gibt, aber er bleibt trotzdem stur hier.
Aber egal.
Ich finde, daß gerade "Mars attacks" eine der bitterbösesten und sarkastischsten Komödien aus den U.S.A über die U.S.A. ist, welche ich in den letzten Jahren sehen habe dürfen. Selbst Ed Wood hätte das nicht besser machen können.
Und "Beetlejuice" ist sowieso einer meiner All-Time Favorites. Mehr muß ich ja auch nicht sagen, es reicht hier mein Statement: "Müll ist das sicher keiner, Müll ist was anderes".

[Kenwilliams]

Original geschrieben von Menschenspötter
Da weist man den harschesten Talent-Einweiser des Forums eh schon freundlichst darauf hin, daß es eigentlich gleich nebenan einen Tim Burton - Thread gibt, aber er bleibt trotzdem stur hier.
Aber egal.
Ich finde, daß gerade "Mars attacks" eine der bitterbösesten und sarkastischsten Komödien aus den U.S.A über die U.S.A. ist, welche ich in den letzten Jahren sehen habe dürfen. Selbst Ed Wood hätte das nicht besser machen können.
Und "Beetlejuice" ist sowieso einer meiner All-Time Favorites. Mehr muß ich ja auch nicht sagen, es reicht hier mein Statement: "Müll ist das sicher keiner, Müll ist was anderes".

Sag was du willst - ist ja deine Meinung. Ich habe meine (nichts anderes habe ich behauptet - ich weiß gar nicht, warum meine Meinung offensichtlich für dich immer so maßgeblich ist, daß du dich da immer drann aufgeilen mußt?).
Und zum ersten Teil -
Wenn ich gefragt werde:

Original geschrieben von Nico

@Kenwilliams: Und die wären? Mir fällt noch immer kein Film ein, bei dem ich mich über

Antworte ich. Ist so eine Sache der Höfligkeit.

[Menschenspötter]

Original geschrieben von Kenwilliams
Sag was du willst - ist ja deine Meinung. Ich habe meine (nichts anderes habe ich behauptet - ich weiß gar nicht, warum meine Meinung offensichtlich für dich immer so maßgeblich ist, daß du dich da immer drann aufgeilen mußt?).

@Kenwilliams
Es gibt für mich wahrlich erotischeres als gerade deine Meinung, meistens ignoriere ich sie eh schon geflissentlichst. Nur hin und wieder will ich dann doch gerade meine Lieblinge verteidigen, wenn sie so schmählich angegriffen werden. Muß hie und da auch drinnen sein. Hat aber nichts mit dir zu tun, hätte jeden anderen auch treffen können.

[eleonora]

Original geschrieben von Menschenspötter
Da weist man den harschesten Talent-Einweiser des Forums eh schon freundlichst darauf hin, daß es eigentlich gleich nebenan einen Tim Burton - Thread gibt, aber er bleibt trotzdem stur hier.

Ja, genau, sabotiere doch alle meine Threads!!!


@ Ken
Es wäre hilfreich innerhalb einer Diskussion, wenn man seine Meinung noch ab und zu begründen würde.
Ich halte weder Mars Attacks! noch Beetlejuice für Müll... um Burton's Filme zu interpretieren, ist es allerdings auch hilfreich, wenn man die eine oder andere seiner Biographien gelesen hat.
Und nur weil er mit anderen Stilmitteln arbeitet ( und zwar mit EIGENEN! Welcher Regisseur hat das heutzutage schon noch?)und sein Humor etwas subtiler ist, als der der übrigen Haudrauf-Hollywood-Klamotten, heißt es noch lange nicht, daß es Schwachsinn ist, den er da fabriziert....

( nunja, ich nehme Planet of the Apes mal raus, wer weiß, vielleicht steckte er das Jahr in Geldnot )

Gruß Nighty

[imported_Anubis]

...wer mag was über die "Planet B Filme" schreiben, die letzte Woche im Kino angelaufen sind? Die Presse schießt sich langsam auf die Meinung ein, B-Movies würden grundsätzlich von unfreiwilliger Komik leben und müßten deshalb unbedingt ernst gemeint sein und außerdem unbedingt grottenschlecht sein, damit man aus diesem Grund wieder drüber lachen kann. Ich sage: B-Movies sind einfach Filme, die mit wenig Geld zu unterhalten versuchen. Sie schrecken auch vor Größenwahn nicht zurück, aber das ist oft ein sehr kalkulierter, da die Zuschauer drauf stehen. Ich glaube auch nicht, daß Wood sich immer 100%ig ernstgenommen hat und zu blöde war, es besser zu machen. Er hat seine Lücke gefunden und entsprechende Filme gemacht.

[Lost Johnny]

Original geschrieben von Anubis
Ich glaube auch nicht, daß Wood sich immer 100%ig ernstgenommen hat und zu blöde war, es besser zu machen. Er hat seine Lücke gefunden und entsprechende Filme gemacht.

Vielleicht hat er sich selbst nicht zu 100% ernst enommen, aber 98% werden's wohl schon gewesen sein ...
Und auch bei der Sache mit der "gefundenen Lücke" bin ich mir gar nicht mal so sicher ... Wood hatte permanent Probleme, seine Filmprojekte bei einem Produzenten unterzubringen, und angeschaut hat sich die Filme dann am Ende ohnehin niemand (von seinen Pornofilmen vielleicht mal abgesehen, aber da hat wohl kaum ein Zuschauer auf die Credits geachtet ...) Zu seinen Zeiten konnte nämlich kaum darauf spekuliert werden, dass die Zuschauer auf den von dir erwähnten "kalkulierten Größenwahn" anspringen, dieses Verhalten gibt's meiner Einschätzung nach erst seit Mitte der 90er Jahre in größerem (und somit "finanziell auswertbarem") Maße.

Was ich auf jeden Fall sehr an Ed Wood mag, ist die absolute Hingabe, mit der er seine ersten Projekte verfolgte. So etwas findet man heutzutage einfach kaum noch unter den Filmschaffenden. Aber auch Wood, der in den 60ern und 70ern schließlich nur noch Schundromane wie "Death of a Transvestite Hooker" und "Whorehouse Horror" schrieb, dürfte am Ende seiner Karriere ein wenig desillusioniert gewesen sein.
Wenn du mehr über Ed Woods Leben und WIrken erfahren möchtest, empfehle ich dir das Buch Nightmare of Ecstasy. The Life and Art of Edward D. Wood, Jr. von Rudolph Grey (auf dem übrigens auch der Burton-Film basiert) - das Spannende daran ist, dass es sich um eine Sammlung von thematisch geordneten Interview-Sequenzen mit Freunden und Zeitgenossen Woods (darunter u.a. seine Frau Kathy, Tor Johnson und Vampira) handelt. Sehr unterhaltsam, gleichzeitig aber auch sehr tragisch ... bei der brillanten Vorlage konnte selbst Tim Burton den daraus entstehenden Film nicht mehr in den Sand setzen.

Und was diese Planet B-Sachen angeht: In meiner Stadt scheinen die Filme gar nicht erst gelaufen zu sein, daher kann ich trotz großen Interesses leider nichts dazu sagen. Tja, vor sieben oder acht Jahren hatten wir hier noch eine große Auswahl winziger Programmkinos, da hätte die neue Trashfilm-Generation sicherlich irgendwo eine Leinwand gefunden. Aber heute, in Zeiten der Großkonzerne ...

[imported_Anubis]

Hey, Gruß und Danke für die Antwort und die Literatur. Ich hatte mal ein sehr gutes Ed Wood Taschenbuch, eine Biografie mit vielen Bildern. Dann gab ich es halb angelesen mal kurz einer schönen Frau (welche Woods Lieblingsdarstellerin - ich glaube sie hieß "Vampira" oder so - zum Verechseln ähnlich sah). Das ist schon viele Jahre her. Die Planet B Filme sind gleich in der ersten Woche gnadenlos geflopt, wahrscheinlich, weil so gut wie kein Werbebudget da war und die Produzenten hofften, die Leute würden eine B-Movie-Reihe automatisch geil finden, sobald sie nur einmal davon hörten. Aber die großen CINEMAXX Fließbandmaschinen waren gnadenlos und haben die Fremdkörper sofort abgestoßen, als klar war, das sie gegen "Catch me if you can" nichts ausrichten würden. Jetzt soll es einen zweiten Anlauf "von unten" geben. Interessierte Kinos können sich melden etc. Meiner Meinung nach war es auch ein Grundfehler, die ganze Werbekampagne auf der Versprechung "Trash" aufzubauen (was bei Helge Schneider zwar funktioniert hatte aber sich nicht automatisch überträgt). Denn für echte Guerilla-Werbekampagnen waren die Planet B Vermarkter wieder zu feige. Womit wir wieder beim großen Meister Ed wären. Der hat sich, so weit ich mich erinnere, ja einiges Nettes einfallen lassen. Könntest Du an dieser Stelle weiterschreiben und meiner Erinnerung nachhelfen...?
Gruß
Anubis, Gott der toten Filme