Two-Lane Blacktop
Regie: Monte Hellman, USA 1971, deutscher Titel: "Asphaltrennen", spielt in der damaligen Street Racer-Szene der USA. Es geht um zwei wortkarge, junge Männer mit den sinnfälligen Rollennamen "The Driver" (Musiker James Taylor in seiner einzigen Filmrolle) und "The Mechanic" (Dennis Wilson - jawohl, der Drummer der Beach Boys), die kreuz und quer durch die Staaten fahren, um hier und da bei legalen und vor allem illegalen Beschleunigungsrennen - damals ein verbreiteter "Volkssport" - mit ihrem heftig modifizierten '55er Chevy Bel Air ein wenig Benzingeld zu verdienen, damit sie wiederum das nächste Rennen bestreiten können ... Sie treffen den alternden Aufschneider "GTO" (grandios: Warren Oates) in seinem '70er Pontiac GTO 'Judge', mit dem sie sich auf eine Wettfahrt nach Washington einlassen. Einsatz: Die jeweiligen Fahrzeugpapiere; ein sogenanntes pink slip-Rennen ...
Zudem sammeln die Jungs unterwegs das tranige Hippiemädchen "The Girl" (Lauri Bird, unansehnlich wie immer) ein, auf das unverständlicherweise alle scharf sind: The Mechanic kriegt sie, interessiert sich aber eigentlich nicht sonderlich für sie. The Driver kriegt sie nicht und bemüht sich vergebens, seine Eifersucht auf The Mechanic (oder gar auf The Girl?) zu verbergen. Naja, und GTO hat dank seiner Midlife-Crisis ohnehin Grund genug, auf der Jagd nach allem zu sein, was Anlaß zur Selbstbestätigung bietet.

Trotz des vordergründig nach Action riechenden Hubraum-Sujets ist "Two-Lane Blacktop" ein Film, der in erster Linie durch seinen Minimalismus und vor allem seine Ziellosigkeit fasziniert. Denn hier werden nicht die Figuren durch einen wie auch immer gearteten Plot getrieben (und dadurch zu absurden Handlungen gegen jeden Menschenverstand gezwungen), sondern der Plot wirkt so, als werde er von den Handlungen des Personals bestimmt. Es wird übrigens auch nicht mitgeteilt, wie das Rennen zwischen GTO und den beiden Protagonisten ausgeht - aber das ist auch gar nicht von Bedeutung. Und das tatsächliche Ende des Films wirkt nur auf den ersten Blick wie ein billiger, hilfloser Versuch, zum Schluß zu kommen ...
Außerdem ist es einmal mehr ein Erlebnis, Warren Oates bei der Arbeit zuschauen zu dürfen. Ganz hervorragend spielt er die (zugegebenermaßen dankbare) Rolle des peinlich prahlenden Gockels, der hinter der Fassade der Aufschneiderei nichts als ein armes Würstchen ist, das vor zehn, fünfzehn Jahren den Absprung in die Bürgerlichkeit verpaßt hat, nach der er sich insgeheim sehnt. Immer wieder liest er Anhalter auf, und zwar in erster Linie, um ihnen die hochtrabendsten (und - für den Zuschauer leicht erkennbar - sehr widersprüchlichen) Geschichten über sein ach so cooles Leben als Testfahrer, Jetpilot oder Playboy aufzutischen. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, daß die Nomaden The Driver und The Mechanic ebenso enden werden, wenn ihnen nicht bald bewußt wird, daß das Leben mehr zu bieten hat als die Suche nach der perfekten Vergasereinstellungen und die Produktion von Gummiabrieb an der Startlinie ...

Kalenderweisheiten wie "Der Weg ist das Ziel" kommen dem Betrachter in den Sinn; aber kann ein Weg, der nirgendwohin führt, ein erstrebenswertes Ziel bergen?


So, genug des Geschwafels meinerseits, kommen wir zu meiner eigentlichen Frage: Kennt sonst noch irgendjemand diesen Film? Vor etwa zwei oder drei Jahren lief er recht regelmäßig in verschiedenen dritten Programmen, vielleicht erinnert sich jemand noch daran, daß er gelangweilt vorm TV einschlief ... ?