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  1. #76
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    So, zurück zum Thema.
    Als Autor "Sascha Hommer"; der, wie es hier gesagt wurde, mit der Veröffentlichung bei Reprodukt auf der Karriereleiter Stufe 3 erreicht hat, stellt sich für mich die Situation so dar, wie Dirk Rehm es auch schon gesagt hat: ich könnte mir jetzt überlegen, ob ich an der nächsten Stufe arbeiten will, nämlich zu einem grösseren Verlag zu wechseln. Das könnte für mich den Vorteil mit sich bringen, dass ich mindestens einen grossen Teil meiner Lebenskosten durch das Zeichnen von Comics verdienen kann. So wie ein Freund von mir, der für einen der kleineren kommerziellen Verlage in Frankreich arbeitet; er bekommt einfach genug Vorschuss für ein Album, um davon leben zu können, solange bis er mit dem nächsten Buch beginnt. Mal davon abgesehen dass ich ja vielleicht aus anderen Gründen gar nicht weg will von Reprodukt, wäre der Wechsel in der momentan Situation aber vielleicht auch gar nicht so klug, denn ich sehe keinen größeren Verlag, der langfristig/nachhaltig deutsche Zeichner unterstützt bzw. bei dem es eine solche Kontinuität in der Verlagsarbeit gibt wie bei Reprodukt. Wenn ich kontinuierlich an Comicgeschichten arbeiten will, und auch inhaltlich interessant, die politischen Themen könnten zum Beispiel folgen nachdem sich alle mit Jugend-Autobiographien gebauchpinselt haben, dann scheint es mir im Moment klüger die anstrengende Variante zu wählen, also nur 20% des Geldes kommt durch Comiczeichnen rein, und der Rest der Zeit muss was andres gemacht werden. Ich sage nicht dass das so schlimm ist, ich denke nur dass sich bei solchen Aussichten weit weniger junge Menschen dazu entschliessen, den gleichen Weg einzuschlagen. Und qua Wahrscheinlichkeit gibt es dann auch weniger interessante Comics, und der Markt bleibt klein, und soweiter. Also es gibt schon eine Karriereleiter, nur die höchste Stufe ist eine ziemliche Wackelpartie...

  2. #77
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    ... ich denke, dass zunächst von allen Seiten weiter daran gearbeitet werden muss, dass der Markt größer wird. Da helfen zum einen natürlich die von Stefan angesprochenen Mechanismen wie Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Vertrieb, die es so gut wie möglich auszubauen gilt.

    Zum anderen muss natürlich hierzulande die Nachfrage noch geschaffen werden, und da finde ich einen Satz interessant, den ich gerade in einer Besprechung von Jonas Engelmann zu David B.s "Die heilige Krankheit" in "Kultur und Gespenster" gelesen habe - der vor allem für Independent-Comics geltend gemacht werden kann, und deren mögliche Attraktivität ganz gut auf den Punkt bringt:

    "Zwei der in Deutschland erfolgreichsten Comics der letzten Jahre, Marjane Satrapis Persepolis und Craig Thompsons Blankets, sind nur die bekanntesten Exempel einer ganzen Welle autobiografisch gefärbter graphic novels. Georg Seeßlen beschreibt den Comic als zeichnerische Form des Dabeiseins, deren Intensität von keinem Film erreicht wird, weil abgesehen von einem Zeichenmitttel nichts zwischen dem Subjekt und der Welt steht. Vielleicht ist es diese extreme Subjektivität, kombiniert mit der gleichzeitigen enormen Reflexionsmöglichkeit durch die Verbindung von Text und Bild, die das autobiografische Element herausfordert: eine permanente Selbstreflexivität auf verschiedenen Ebenen, die auch David B.s Die heilige Krankheit durchzieht."
    Ich denke, gerade in dieser Unmittelbarkeit liegt das Potenzial, Leute zu begeistern, die sich bislang hauptsächlich für Literatur und Film interessieren und eben erst noch an diese relativ neue Art von Comics herangeführt werden müssen. Und dass andere dieses Potenzial offenbar auch sehen, macht doch Hoffnung...
    Geändert von Dirk Rehm (20.02.2007 um 22:17 Uhr)

  3. #78
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    In der Tat, in manchen deutschen GN hört man sehr deutlich Tomine, Chris Ware und Chester Brown nachhallen. Diese Einflüssse, ebenso wie die Tradition die sie entstehen lassen, wird viele Nabelschau- und Befindlichkeitscomics hervorbringen, aber es ist ein sehr wichtiger und nötiger Gegenentwurf zu den pur handlungs(not to say action)bezogenen Comics der ganzen vorherigen Jahre.

  4. #79
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    waren nicht grade die 90er jahre geprägt von einer abkehr vom narrativen im deutschen independent-comic?

    persönlich finde ich es erfrischend, dass deutsche künstler seit einigen jahren wieder erzählen.

  5. #80
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Da wissen Sie mehr als ich (ohne Ironie)! Für mich waren die 90er Ralf König und Walter Moers.

    Ja, so was ähnliches wurde kürzlich in dieser Bahnzeitung vermeldet, mit Verweis auf Sascha Hommer, Arne Belsdorf, Mawil und Line Hoven.

  6. #81
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    Doch, gerade in der Wahrnehmung von Außen bzw. was die Veröffentlichungen im Ausland angeht, waren Ende der Neunziger Autoren wie ATAK, Anke Feuchtenberger oder Martin tom Dieck sehr prägend. Auch Thomas Ott, der wiederum den Erzählern zuzuordnen ist, wurde in vielen Fremdsprachen veröffentlicht (siehe auch Hates Liste: http://www.comicforum.de/showthread.php?t=68953). Aber die Außenwahrnehmung gilt eben nicht nur für Frankreich, sondern auch für die USA, Skandinavien etc.

  7. #82
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Jetzt will ich mich dann doch mal kurz einklinken, ist hier nämlich eine hoch interessante Diskussion, auf die ich die Tage eher zufällig gestoßen bin.

    Lustiger Weise taucht immer mal wieder am Rande der Name Ralf König auf. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass gerade er (stellvertretend für noch manch andere!) immer wieder wunderbar als Antithese zu all dem herhalten könnte, was hier so mühselig an Argumentationsmustern entfaltet wird.

    • Macht Ralf nicht bereits seit über 25 Jahren sehr persönliche, um nicht zu sagen "autobiographische" Comics?
    • Hat er nicht immer wieder Themen aufgegriffen, die gerade gesellschaftspolitisch heiß diskutiert wurden und werden?
    • Machte er nicht bereits vor vielen Jahren auch Literatur-Comic-Adaptionen?
    • Ist er nicht ein tolles Beispiel dafür, dass deutsche Comics richtig großen Erfolg bei einem breiten Publikum haben können?
    • ... oder sogar international?
    • Ist er nicht seit vielen, vielen Jahren bei einem Großverlag (Rowohlt), der über alle Höhen und auch durchaus Tiefen am Ende zu ihm gehalten hat?
    • Veröffentlicht er nicht trotzdem auch gleichzeitig seit vielen Jahren bei einem Kleinverlag (Männerschwarm)?
    • Ist es vielleicht gar kein Zufall, dass gerade er einer der erfolgreichsten deutschen Comic-Künstler ist?

    Ich kann gut nachvollziehen, dass jede Generation - gerade unter Künstlern - immer wieder ihren eigenen neuen Weg suchen muss. Aber etwas verwundert es mich noch immer, wie solche Diskussionen zwanghaft regelmäßig autistische Züge annehmen müssen. Man muss doch nicht immer wieder glauben, dass gerade man selbst jetzt endlich das Rad erfinden soll, das schon lange durch die Welt rollt.

  8. #83
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    jetzt noch zwei ralf königs mehr, und wir könnten von einer regel statt von einer ausnahme sprechen.

  9. #84
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    Gerade wenn das Stichwort "gesellschaftspolitisch" ist - und das halte ich für das wichtigste Argument für den großen Publikumserfolg (ein Erfolg, der dann auch Generationen übergreifend sein kann), kann man "Maus" von Art Spiegelman und "Persepolis" von Marjane Satrapi als weitere Ausnahmerscheinungen auf dem deutschsprachigen Markt gleich dahinter einreihen.

    Bleibt also zu hoffen, dass deutsche Comiczeichner in Zukunft vermehrt gesellschaftspolitische Themen aufnehmen, um Comics mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zuzuführen (unter der Voraussetzung, dass sie sich an Themen abarbeiten, die sie auch selber berühren)...?

  10. #85
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    solang´s mich beim lesen unterhält ...

  11. #86
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    @L.N. Muhr:
    Und was ist mit Walter Moers, mit Brösel, mit Volker Reiche ...? Sicherlich die passen vielleicht nicht alle so perfekt wie Ralf König, aber es hatte schon seine Gründe, wenn ich von "stellvertretend für noch manch andere!" schrieb.
    Sicherlich, wir hatten nie Legionen von wirklich breitenwirksamen Comic-Zeichnern in Deutschland, aber einige zumindest gab es praktisch zu allen Zeiten. Und klar kann man über die Inhalte der jeweiligen Comics streiten - keine Frage. Aber diese Diskussion, dass wir immer wieder bei Null anfangen (und die es in der Szene vor 10 bzw. 20 Jahren ganz genauso schon gab - sind ja auch ein paar Veteranen hier in diesem Thema wieder dabei ), ist einfach Quatsch.

  12. #87
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von Dirk Rehm Beitrag anzeigen
    Bleibt also zu hoffen, dass deutsche Comiczeichner in Zukunft vermehrt gesellschaftspolitische Themen aufnehmen, um Comics mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zuzuführen (unter der Voraussetzung, dass sie sich an Themen abarbeiten, die sie auch selber berühren)...?
    Da kann ich dir nur recht geben. Wenn ich mir z.B. anschaue, wie wichtig für den deutschen Film in den letzten Jahren die Themen rund um die deutsche Teilung und die Wiedervereinigung waren (z.B. "Die Ruhe nach dem Schuss", "Goodby Lenin", "Das Leben der Anderen" etc.), dann frage ich mich schon, wo so etwas in den deutschen Comics stattgefunden hat (abgesehen von zwei, drei eher missglückten Versuchen direkt nach der Wende). Es ist schon sehr verwunderlich, dass sich jetzt ausgerechnet blutjunge Manga-Zeichnerinnen (z.B. in "Paper Theatre") solcher Themen annehmen (müssen).

  13. #88
    Moderator Autorenforum / Pony X Press / Katzenjammer Avatar von Spong
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    Es gibt tatsächlich kein (oder besseres) Äquivalent zu einer tragikomischen Erzählweise als die Romane von Ralf König. Deswegen reite ich ja so gebetsmühlenartig drauf rum! Der Tüp macht seit Jahrzehnten alles was man nur von einem Erzähler erwarten kann! Vielleicht geht der deutsche Comic jetzt unter dem Einfluss der autobiografischen US-Comics jetzt durch diese Phase der introspektiven, selbstreflektierenden, um das eigene Wesen kreisende Comics. In ein paar Jahren sind die Jungs dann vielleicht soweit, dass sie ihr eigenes Erleben als Grundlage eine auch intellektuell und dramaturgisch gut gewobenen Geschichte machen. Dann werden sich alle büschelweise die Haare ausreissen vor Freude, was der Comic doch alles kann. Dann sind wir vielleicht endlich da wo Ralf schon seit Jahrzehnten ist, aller-ober-spätestens seit SUPER PARADISE. Nix gegen BLAUE PILLEN, Dirk, echt nicht, aber SUPER PARADISE widmet sich einer ähnlichen Thematik, und ich habe geschrien vor Lachen und mir die Augen aus dem Kopf geheult, bis mich das Buch nach 2 Stunden getröstet entlassen hat. Ich kann immer nicht glauben, wie wenig Comicer (Fans wie Macher) Ralf König lesen. Das Zeug ist einfach richtig, richtig GUT, und es hat mit gefühltem Leben zu tun. Ich persönlich hätte absolut nichts gegen zwei, drei weitere Ralf Königs einzuwenden.

    Und erst recht nix gegen Mawil, aber ich denke, dass die BAND weitaus wilder hätte rocken können, wenn er sich ein bisschen von sich selbst entfernt und eine dramaturgisch schöne Geschichte auf der Grundlage seines erlebten erzählt hätte.

    Wie gesagt, ich denke, der Comic wird in einigen Jahren soweit sein, wie das deutsche Kino jetzt ist, es wird in vielerlei Hinsicht seinen eigenen Ton und seine eigene Realität gefunden haben.

    [/Martin Luther Modus OFF]
    Geändert von Spong (21.02.2007 um 18:54 Uhr)

  14. #89
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Und was ist mit Walter Moers, mit Brösel, mit Volker Reiche ...? Sicherlich die passen vielleicht nicht alle so perfekt wie Ralf König, aber es hatte schon seine Gründe, wenn ich von "stellvertretend für noch manch andere!" schrieb.
    Sicherlich, wir hatten nie Legionen von wirklich breitenwirksamen Comic-Zeichnern in Deutschland, aber einige zumindest gab es praktisch zu allen Zeiten.
    Ein Stück weit ist es ja dennoch beim Einzelphänomen geblieben, und Zeichner wie Ralf König oder auch Walter Moers oder in jüngster Zeit Volker Reiche werden doch von der breiten Masse auch jeweils als Einzelphänomen wahrgenommen und nicht als eine Bewegung zum "guten Comic". Diese wenigen Ausnahmen bedeuten eben noch nicht, dass man in jeder Buchhandlung eine Abteilung mit qualitativ hochwertigen Comics bestücken könnte, und das sollte in meinen Augen das Ziel sein.

    Art Spiegelman hatte beispielsweise das Problem, dass "Maus" in der Buchhandlung allein auf weiter Flur war, unter "Sachbuch" oder unter "Geschichte" einsortiert wurde und hat dann relativ erfolglos versucht, das Problem zu bekämpfen, indem er Literaturadaptionen wie "City of Glass" oder "Perdita Durango" angeschoben hat. Doch selbst wenn man heute, etwa zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von "Maus", in eine amerikanische Buchhandlung geht und sich in der Comicabteilung umschaut - nachdem Pantheon und andere Verlage seit ein paar Jahren durchaus interessante Bücher produziert haben - hat man eher den Eindruck, sich in einem Gemischtwarenladen zu befinden, weil weder nach Genres noch nach Zielgruppen bzw. Lesealter sortiert wird. Sich dort zurechtzufinden, setzt ein hohes Spezialwissen voraus, das man von jemandem, der vielleicht einfach nur einen Comic kaufen möchte, der ähnliche Qualitäten hat wie "Maus", schlichtweg nicht erwarten kann.

    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Aber diese Diskussion, dass wir immer wieder bei Null anfangen (und die es in der Szene vor 10 bzw. 20 Jahren ganz genauso schon gab - sind ja auch ein paar Veteranen hier in diesem Thema wieder dabei ), ist einfach Quatsch.
    Bei Null anfangen müssen wir sicher nicht, wir sind ja in 20 Jahren schon ein ganzes Stück weit gekommen und müssen das Rad nur weiter drehen, nicht neu erfinden. Aber eine Diskussion zu diesem Thema mit Leuten zu führen, die von 10 der 20 Jahren nicht dabei waren oder ganz einfach nicht dabei sein konnten, finde ich immens wichtig.

    @Spong: Willst du unbedingt noch ein blaues Auge riskieren?
    Geändert von Dirk Rehm (21.02.2007 um 21:24 Uhr)

  15. #90
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    ich finde es immer amüsant, dass die leute, die am lautesten schreien, dass der comic doch bitte endlich ernst genommen werden soll, ihn am besten zum sorgenkind (v)erklären... vielleicht um ihrer selbst willen? also wenn ich mir das hier so um halb vier nachts mit viel alkohol intus und nach einer gecrashten party so durchlese. over and out.

  16. #91
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    @Piw: wer empfindet sich denn hier als Sorgenkind?

    @Dirk. Nein. Ich glaub ich mach mir eher mal ein bisschen dünne hier.












    Aber wenns denn doch so ist!
    Geändert von Spong (22.02.2007 um 08:18 Uhr)

  17. #92
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    @Piwi: Der Ausgangspunkt der Diskussion ist doch "Wie kann ich als Comiczeichner genug an meiner Arbeit verdienen, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, während ich ein halbes Jahr oder länger an einem Album arbeite?". Die einfachste Antwort darauf ist: "indem der Verlag mehr Bücher verkauft und entsprechend höhere Honorare auszahlt".

    Soweit okay, aber wie kommen wir da hin? Es geht doch hier weniger um Anerkennung im Sinne von "ernst genommen werden" als im Sinne von "mehr Leser zu finden, die sich dafür interessieren".

  18. #93
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    Genau. Die Frage, die in den 90er Jahren vor allem auch anhand der neuen deutschen Avantgarde gestellt wurde, nämlich, ob Comics nun auch "Kunst", Comiczeichner mit z.B. Literaten gleichrangige Kulturproduzenten seien usw., das spielt denke ich heute keine allzu grosse Rolle mehr; zumindest bei den jüngeren Zeichnern sehe ich eher eine Gelassenheit und ein angemessenes Selbstvertrauen(vielleicht sogar zu viel Selbstvertrauen: erstmal müssen noch ein paar gute Bücher kommen). Auch die Presse ist ja sehr aufmerksam und ich möchte sogar sagen investigativ, die haben zumindest im Moment sehr grosse Lust auf das Thema. Das Problem hängt an den verkauften Stückzahlen, und nur über Mailorder kann man das anscheinend nicht lösen.

  19. #94
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    Ich würde an dieser Stelle gerne einstreuen, dass hier in der Diskussion zwar
    sehr viele gute und richtige Bewertungen zum deutschen Markt und den
    einheimischen Künstlern abgegeben wurden (vorrangig z. B. der Hinweis auf
    die nationale Identität im Comic) aber gleichzeitig wurde imho nur ein kleiner
    Teil des Gesamtmarktes Comics bisher angesprochen.

    Namen wie Sascha Hommer und Arne Bellstorf stehen auch nur für einen
    Teilbereich der möglichen Comicspielarten. Und das gilt für die Beispiele
    Maus und Persepolis ebenso, wie für einen Jonny Cash- oder ein Elvis Presley-
    Comic.

    Wenn ich z. B. in die Bestenliste der französischen Charts schaue, dann
    sind all diese Spielarten des Comics eher die Ausnahme, als die Regel.
    La Grande Nation - als Vorbild für einen wirklich funktionierenden Comicmarkt -
    verkauft auch am meisten Comics, die nur eines machen: gut unterhalten.

    Also ist in meinen Augen der Blick auf das Ganze sehr wichig ... ohne eben
    die Teilbereiche zu übersehen.

  20. #95
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von Dirk Rehm Beitrag anzeigen
    Es geht doch hier weniger um Anerkennung im Sinne von "ernst genommen werden" ...
    Ich glaube, für manche, die hier diskutieren, ist das aber doch der Kernpunkt und weniger ...
    Zitat Zitat von Dirk Rehm Beitrag anzeigen
    als im Sinne von "mehr Leser zu finden, die sich dafür interessieren".
    Wenn es nur darum ginge, als Comic-Zeichner in Deutschland Leser zu finden und Geld zu verdienen, dann gab es wahrscheinlich nie bessere Rahmenbedingungen als in den heutigen Zeiten. Man denke etwa an die vielen Comics, die inzwischen in Zeitschriften und Zeitungen abgedruckt werden. Nur wer beschäftigt sich in der "Szene" schon mit Zeichnern wie etwa Rabenau, der in zig Blättern seinen Daily-Strip veröffentlicht?
    Oder ein weiteres Beispiel: Ehapa Deutschland (Pressebereich) gibt jeden Monat für hunderte(!) Comic-Seiten Aufträge in alle Welt raus. Nur partizipieren davon bisher nur sehr wenige einheimische Autoren und praktisch keine deutschen Zeichner, obwohl da natürlich ein Zigfaches dessen zu verdienen wäre, was man mit einem Autoren-Comic in einem Indie-Verlag erzielen kann.
    Es geht also weniger darum, überhaupt erstmal Comics zu machen und gegebenfalls sich bietende Rahmenbedingungen dafür zu nutzen, dort durchaus auch künstlerisch Großes zu verwirklichen (nichts anderes haben übrigens Leute wie Hergé, Foster, Hogarth, Barks, Schulz, Goscinny gemacht), sondern vielmehr gleich sein "eigenes Ding" auf Biegen und Brechen durchzuziehen.
    Auch das ist aller Ehren wert - nur muss man dann auch wissen, dass unter diesen idealen Bedingungen Erfolgsgeschichten wie von Ralf König leider immer die Ausnahme bleiben werden - nicht nur in Deutschland!
    Der Vergleich mag abgedroschen sein, aber auch Goethe hat NIE von seiner literarischen Tätigkeit leben können, trotz aller Reputation, die er schon zu Lebzeiten genoss. Der einzig nennenswerte Erfolg war sein Frühwerk "Die Leiden des jungen Werther", alles was folgte galt seinerzeit als Kassengift!
    Geändert von Martin Jurgeit (22.02.2007 um 09:36 Uhr)

  21. #96
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    @Horst: Klar, das ist ein Thema, das man eigentlich sehr viel differenzierter betrachten könnte, aber jeder Teilbereich des Mediums oder jedes Genre birgt eine eigene Problematik, insofern bin ich ganz dankbar, wenn wir uns auf eine mögliche Karriereleiter für deutsche "Independent"-Zeichner beschränken können.

    Und eben in Frankreich greift für viele Zeichner dieses Modell der Karriereleiter. Nicht nur Lewis Trondheim, auch Guy Delisle, Killoffer, Manu Larcenet oder Joann Sfar und ungezählte andere arbeiten für kleine und große Verlage gleichermaßen. So wie es vielleicht gar nicht abwegig sein muss, dass ein Zeichner ein persönlicheres Thema bei Reprodukt vorlegt und andererseits ein Science Fiction- oder Fantasy-Album bei Splitter veröffentlicht. Fände ich spannend! Und wenn man so will, könnte Reinhard Kleist wieder als Beispiel herhalten, dessen "Berlin Noir"-Reihe durchaus auch ins Profiil von Splitter passen würde. Gute Unterhaltung kann allerdings beides sein.

  22. #97
    Moderator Pony X Press / Katzenjammer / Webcomics Avatar von Laburrini
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    Mir als Zeichnerin und Schreiberin meiner eigenen Geschichten gibt diese Diskussion hier auch zu denken inwiefern ich mit meinen Inhalten auf das Publikum "zugehen" kann, ohne mich dabei zu verbiegen.
    Eigentlich bin ich schon beschäftigt genug damit mir für mich "gute" Geschichten auszudenken...Wenn ich dann auch noch anfange zu berücksichtigen was die Leute da draussen toll finden würden...Puh!

    Dass Ralf König gesellschaftspolitische Themen in seinen Comics zur Sprache bringt, liegt, glaube ich, viel mehr einfach daran, dass diese Probleme Teil seines Lebens sind und er nichts anderes tut, als seine Sicht der Dinge der Welt nahe zu bringen...Um das geht es zumindest auch beim Schreiben, oder?

    Sascha Hommer, Arne Bellstorf, Mawil etc. führen ein anderes Leben, haben ihre ganz andere Sichtweise der Dinge und reflektieren ihre Umwelt auf ihre Weise...
    Und nicht jeder hat dieselbe "unterhaltsame" Sicht des Lebens.

    Ich denke, dass man viel Hoffnung in die kleinen Verlage und vor allen in deren Vernetzung setzen kann. Einen konkreten Vorschlag wie kleinere Verlage zu mehr Geld kommen, hab ich nur leider auch gerade nicht parat...

  23. #98
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Der Vergleich mag abgedroschen sein, aber auch Goethe hat NIE von seiner literarischen Tätigkeit leben können, trotz aller Reputation, die er schon zu Lebzeiten genoss. Der einzig nennenswerte Erfolg war sein Frühwerk "Die Leiden des jungen Werther", alles was folgte galt seinerzeit als Kassengift!
    Na ja, und das war halt dann auch scheisse, oder? Nur weil der Geheimrat Goethe nicht von seinem Kram leben konnte, heisst das ja nicht dass das o.k. ist und im Gegenzug akzeptabel ist dass er sich dann auf Lebenszeit den Aristokraten andienen muss. Vielleicht hätte sein Erfolg einfach nur besser organisiert werden müssen?

  24. #99
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von Dirk Rehm Beitrag anzeigen
    Nicht nur Lewis Trondheim, auch Guy Delisle, Killoffer, Manu Larcenet oder Joann Sfar und ungezählte andere arbeiten für kleine und große Verlage gleichermaßen.
    Aber sagt das wirklich schon zwingend etwas über ihre tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse aus? Solange man nicht ein absoluter Viel- und Schnellarbeiter wie Trondheim ist oder regelmäßig Auflagen von klar über 50.000 verkauft pro Album (die dort oft auch noch billiger als bei uns sind, gerade auch im Kunst-Comic-Bereich!), kann man jedenfalls selbst als "etablierter" französischer Comic-Zeichner kaum mit einem Arbeiter bei VW mithalten.
    Ich glaube hier überschätzen wir auch die Verhältnisse in Frankreich mitunter gewaltig. Es mag dort vielleicht besser aussehen als in Deutschland, aber wirklich toll ist es auch dort für den "normalen" Durchschnitts-Comic-Künstler keineswegs.

  25. #100
    Moderator Reprodukt
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    Wohl wahr, aber denjenigen, die sich vielleicht sogar alljährlich hier in der Liste wiederfinden, sollte es auch bei einem Anteil von "nur" 8% der Einnahmen wirtschaftlich gar nicht so schlecht gehen. (Wo ist eigentlich der Navigator?)
    Geändert von Dirk Rehm (22.02.2007 um 10:46 Uhr)

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