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Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #126
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    Christian Meyer im Stadtmagazin choices über Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht von Sokal:

    Sokal hat schon vor einigen Jahren seine Krimiserie aus den 80ern wieder aufgenommen. „Canardo“, der lakonische Entendetektiv im Trenchcoat, bearbeitet
    mit „Dame sticht“ seinen inzwischen 17. Fall. Ein Serienmörder geht um, Canardo darf aber nur eine Ehebrecherin beschatten.
    Doch bald bittet ihn die Polizei um Hilfe. Abgeklärt und in tristen Farben watet Canardo durch das blutige Szenario. Kein Meisterwerk, aber unterhaltsam ist auch dieser Fall allemal.

  2. #127
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    Konstanze Tants imbei Booklove über Die Weiße Tigerin 1 - Im Geheimdienst des großen Steuermanns von Conrad und Yann:


    [...]

    Der Humor steht bei "Im Geheimdienst des Großen Steuermanns" deutlich im Vordergrund, auch wenn die Spionagegeschichte mit zum Teil blutigen Details erzählt wird, die selbst einem Action-Film zur Ehre gereichen würde. Leider kommt bei der Menge der komischen Einlagen die Charakterentwicklung deutlich zu kurz. Alix ist eine relative naive junge Frau, die neben der Erfüllung ihres Auftrags nur noch mit der Wahrung ihrer Jungfräulichkeit beschäftigt ist. Francis Flake hingegen ist ein unfähiger Mann, der noch nie eine Beziehung zu einer Frau hatte und dafür ein fragwürdiges Verhältnis zu seiner Mutter besitzt.

    Wie es sich für eine verführerische Geheimagentin gehört, kann Alix eine Sanduhrenfigur, einen unübersehbaren Busen und volle Lippen vorweisen, während die männlichen Charaktere durchgehend deutlich weniger attraktiv dargestellt werden. Gegenüber den recht detail- und lieblos gezeichneten Hintergründen ist das Charakterdesign wirklich überzeugend gelungen. Vor allem fällt ins Auge, dass selbst die kleinste Nebenfigur auf der Straße ein unverwechselbares Aussehen aufweist und der Betrachter somit viel zu entdecken hat.

    Die beiden Hauptfiguren heben sich genauso wenig von den gängigen Comic-Klischees ab wie die zahlreichen Nebencharaktere, wenngleich die Überzeichnung der Figuren sowie der ironische Umgang mit dem britischen Empire und der Ergebenheit der Mitglieder der Kommunistischen Partei diesem Comic einen eigenen und sehr unterhaltsamen Reiz verleihen. Nun bleibt dem Leser nur zu hoffen, dass die Entwicklung der Charaktere in den folgenden Bänden etwas tiefer gehen und so die Reihe "Die Weiße Tigerin" zu einem wirklichen Lesevergnügen machen wird.

    Fazit:

    Mit "Die Weiße Tigerin: Im Geheimdienst des Großen Steuermanns" erzählen Didier Conrad und Yann die Vorgeschichte der aus "Helden ohne Skrupel" bekannten Alix, wobei sich die handelnden Figuren in dieser Geschichte nur selten von den üblichen Klischees abheben. Während das Charakterdesign gut gelungen ist, wirken die Hintergründe in diesem Comic deutlich liebloser gestaltet. Immerhin trägt der ironische Umgang mit dem britischen Empire, klassischen Spionageerzählungen und der Kommunistischen Partei Chinas ebenso zum Reiz dieses Bandes bei wie die zum Teil sehr blutigen Elemente der Geschichte.
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  3. #128
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    Michael Hüster bei der Comic Radio Show über Largo Winch 16 - „Weg der Tugend” von Francq und Van Hamme:

    [...]

    Der Meister der spannenden Szenarien, Jean van Hamme, hat wieder zugeschlagen. Erneut lässt er Largo auf die Bösen dieser Welt treffen. Die Zutaten versprechen eine spannende Handlung: China + Triaden + großes Geschäft + alte Weisheiten + Kampfmönche + waghalsige Drachenflüge. Alles in bester James Bond-Manier arrangiert. Die Fans von Largo werden auch mit diesem Abenteuer nicht enttäuscht: Überraschende Storywendungen und am Ende ist alles ganz anders, als es zunächst aussah. Interessant, wie Alles Gute! auf dem Cover den deutschen Titel in einen chinesischen Schriftzug verwandelt hat.
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  4. #129
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    Thomas Wörtche titel magazin über Cosa Nostra I - Die Anfänge von Erwan LeSaëc und David Chauvel:


    La Cosa Nostra – Blut und Entsetzen, cementa shoesa und Luca Brasi bei den Fischen. So stellt man sich das vor, und das ist auch völlig richtig. Aber es geht auch anders – und nicht minder spannend. Nämlich in einem Pracht-Comic von David Chauvel und Erwan Le Saëc, den sich Thomas Wörtche angesehen hat. Con mucho gusto …

    Der Gründungsmythos von La Cosa Nostra und die mythische Dimenson von New York City laufen zu manchen Zeiten parallel. In New York City entstanden die Strukturen, die später als Organisiertes Verbrechen, als la mafia oder eben als „Unsere Sache“ mit dem allgemeinen ökonomischen, sozialen und politischen Leben der Stadt und der Vereinigten Staaten und etlicher anderer Nationen gleich mit, irreversibel verknüpft sein werden. Wie das alles so genau kam, funktionierte und sich entwickelte, ist hochkomplex. So komplex auf jeden Fall, dass man ausgerechnet einem Medium die Fähigkeit, diese Geschichte kompetent zu erzählen, sicher nicht auf den erste Blick zutraut: Dem Comic.

    [...]

    Veduten und Profite

    Man sieht – ich fange gleich an, über die kluge Machart zu schwärmen. Denn wie hier die Story mit der Stadtgeschichte von NYC verknüpft ist, ist vor allem ästhetisch großartig gelöst. Die Perspektive der Panels und Sequenzen switcht blitzschnell von schnellen Filmschnitten zu Totalen (wo bei auch die einzelne Seite meistens präzise strukturiert und gewichtet ist – eher episch breit, oder eher dynamisch), zu Draufsichten bis hin zu klassischen Veduten, die nicht nur die Farbbrillanz und die Tönung, sondern auch die fast klassizistische Formstrenge von Bellotto und Canaletto (den Großmeistern der Stadt Veduten im rationalen 18. Jahrhundert haben). Wobei David Chauvel und Erwan Le Saëc dringend vermeiden, die berühmten „dunklen Seiten der Gesellschaft“ grafisch zu beglaubigen. Auch da, wo’s finster wird, sind die Bilder durchschaubar. Und deswegen auch der Analyse zugänglich.

    [...]

    Too much und viel zu abstrakt für einen Comic? Ach was – und wegen der Bilder auch eine Freude fürs Auge. Und wegen der sehr intelligenten und durchdachten Kombination von Bildern und Erzählen in Bildern extrem spannend und überzeugend. Bald geht’s weiter …

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  5. #130
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    Dave Schläpfer und Saša Rasic bei nahaufnahmen über Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht von Sokal:

    Wenn Falk ein Enterich wäre

    Eigentlich kann die Krimiserie «Columbo» ja geradezu als der Inbegriff von Langeweile angesehen werden: Der Täter ist seit Beginn einer jeden der stets nach demselben Schema ablaufenden Episode bekannt («Da wäre noch eine Sache, die mir im Kopf herumgeht» à gogo – und das je 90 Minuten lang). Weshalb tut man sich das nur immer und immer wieder an? Weil man den von Peter Falk so herrlich verschroben in Szene gesetzten Protagonisten – dauerpaffend im Trenchcoat – einfach ins Herz schliessen muss. Genauso verhält es sich mit Inspektor Canardo der gleichnamigen Serie, von der inzwischen der 17. Band «Dame sticht» vorliegt (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken). Die Parallelen sind ja auch kaum übersehbar – einmal davon abgesehen, dass der gute Enterich ein gutes bisschen versoffener und nicht ganz so genial, dafür ganz im Stile etwa eines Fritz the Cat umso kopulierfreudiger daherkommt. «Dame sticht» ist beileibe kein Meisterwerk – dieses Prädikat bleibt den allerersten Bänden vorenthalten –, aber man folgt der Geschichte gern. Gerade was die Seitenhiebe auf die Politik anbelangt (Canardo ist damit beauftragt, die attraktive Frau eines eifersüchtigen Bürgermeisterkandidaten zu beschatten), kommt Freude auf.
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  6. #131
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    Christian Endres bei Fantasyguide über Gipfel der Götter 5 von Jiro Taniguchi:


    [...]

    Das Ende der großen Bergsteiger-Saga von Baku Yumemakura und Jiro Taniguchi wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, deshalb nur so viel: Ein Happy End heißt im Falle von Gipfel der Götter nicht, dass alle glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Oder, vielleicht eben gerade doch - je nach Standpunkt und Auffassung...

    Eine große Stärke dieses finalen fünften Bandes ist einmal mehr das Timing. Sensationell, wie ein Aufstieg, ja ein Gewinn von nur wenigen Metern an der gefährlichsten Bergwand der Welt zehn, fünfzehn oder mehr Seiten einnehmen kann und man gefesselt ist, als würde man den spannendsten Teil eines Thrillers lesen. Man kann die Seiten gar nicht schnell umblättern und muss wirklich an sich halten, auch kurz zu verschnaufen und die prächtige alpinen Panoramen zu genießen, die Taniguchi und seine Assistenten am Zeichenbrett wieder gezaubert haben.

    Zum Timing gehört auch, zu wissen, wann Schluss ist. Mit höheren Heft- oder Bandnummern immer stärker schwächelnde Endlosserien sind in Sachen westliche Comics und östliche Manga leider gleichermaßen keine Seltenheit. Autoren und Zeichner (und Verlage und Verleger, klar) schaffen es häufig nicht, sich rechtzeitig von einem profitablen Projekt zu trennen, und blähen es unnötig auf, melken die Kuh, bis sie umfällt, auch wenn eigentlich schon alles gesagt oder erzählt ist. Umso angenehmer, wenn eine in vielerlei Hinsicht herausragende Serie wie ›Gipfel der Götter‹ ihren dramaturgischen Höhepunkt und das dazugehörige Ende anerkennt und die Beteiligten ihrer Geschichte ein abschließendes Finale nach fünf sensationellen Akten zustehen.

    [...]

    Das großartige Finale einer großartigen, beeindruckenden Manga-Reihe.
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  7. #132
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    Stephan Schunck bei Splashcomics über Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht von Sokal:


    Story:
    [...]

    Meinung:

    Mit Philip Marlowe schuf Chandler den Prototyp des Privatdetektivs, den viele spätere Schriftsteller als Vorbild für ihre Figuren nahmen. Marlowe ist ein Privatdetektiv, der in einer Welt ohne Moral und Grundsätze versucht, nach seinen eigenen moralischen Grundsätzen zu leben.

    Mit Inspektor Canardo hat Sokal den tierischen Gegenpart zu Marlowe erschaffen. Canardo raucht, säuft und wackelt mit seinem zerknitterten Trenchcoat durch die Kleinstadtidylle, die durch eine Mordserie in ihren Grundfesten erschüttert wird. Und letztlich sind es die Moralvorstellungen dieser Kleinstadt, die einen Mitbewohner dazu bewegen, eine moralisch durchaus bedenkliche Vergangenheit zu vertuschen. Melancholie, Moral und Spießigkeit, ein gewohntes Umfeld für die vom Leben gekennzeichnete Ente.

    Die Geschichte - nicht wirklich neu, nicht überraschend - traurig - und eben typisch Sokal/Canardo - diese Ente wird nie wirklich glücklich sein. Und doch ist es genau diese Stimmung, sind es die tierischen Protagonisten, die die Geschichten um Canardo immer wieder lesenswert und nachvollziehbar machen. Und so wie Humphrey Bogart der wahre und einzige Marlowe in der realen, menschlichen Welt ist, so ist es Canardo im tierischen Paralleluniversum.

    Fazit:
    Melancholischer Kriminalfall mit einem tierischen und traurigen Helden in einem moralisierenden Umfeld.
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  8. #133
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    Christian Endres bei Fantasyguide über strain 1 - Blutsbande von Ryoichi Ikegami:


    [...]

    Mit Strain nun legen Buronson (Fist of the Northstar, Crying Freeman) und Ryoichi Ikegami (Spider-Man: Manga) einen beinharten Krimi Noir vor, dessen Handlung sich trotz aller Rückschlüsse auf Japan, globale Konzerne und die Öl-Industrie primär erstmal in Malaysia entfaltet. Das vertraute Künstler-Duo erzählt uns mit tollen Bildern und sparsamen, aber guten Dialogen von Mayo, einem Auftragskiller in der malaiischen Hauptsstadt Kuala Lumpur.

    [...]

    Es geht ganz schön brutal zur Sache in diesem ersten Band, und hier und da ist das alles auch ganz schön freizügig und explizit. Natürlich sind überdies die Konfrontationen und die Schachzüge aller Beteiligten der wahre Aufmacher der Story – aber auch die nur nach und nach aufgedeckten Karten betreffend Mayos Vergangenheit halten den Leser clever bei der Stange. Wie wurde aus dem jungen Mann der emotionslose Lohnkiller, dem ein Leben rein gar nichts bedeutet und nur fünf Dollar wert ist? Diese Frage ist auch am Ende des ersten Teils bestenfalls rudimentär beantwortet – wir dürfen uns also auf weitere Enthüllungen freuen.

    Strain – im Japanischen steht das für Stress und Belastung, aber auch für Erbgut und Abstammung, wie es auf der Verlagshomepage hilfreich heißt. Im Fall von Blutsbande steht es derweil auch für einen gelungenen, viel versprechenden Auftakt zur fünfbändigen Serie um den schwer zu durchschauenden Auftragskiller Mayo und seinen Kampf gegen die mächtigen Windmühlen der Vergangenheit.
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  9. #134
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    Zitat Zitat von Christian Endres Beitrag anzeigen
    Mit Strain nun legen Buronson (Fist of the Northstar, Crying Freeman) und Ryoichi Ikegami (Spider-Man: Manga) einen beinharten Krimi Noir vor
    Ein bisschen hat sich der Herr da verheddert, nicht?

  10. #135
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    Mit Inspektor Canardo hat Sokal den tierischen Gegenpart zu Marlowe erschaffen. Canardo raucht, säuft und wackelt mit seinem zerknitterten Trenchcoat durch die Kleinstadtidyll
    Das impliziert aber, daß Marlowe das auch tut.

  11. #136
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    Michael Nolden im Comicblog überDjinn 3 - Das Tattoo von Ana Miralles:

    [...]

    Begierde ist das Schlüsselwort. Es ist der Weg zur Macht, zu Erkenntnissen, zur Unterwerfung dritter. Jean Dufaux lässt seine Charaktere Sex benutzen, damit sie ihre Ziele erreichen, aber letztlich ist es nur ein Mittel zum Zweck. Gäbe es für Menschen eine andere elementare Antriebskraft, würde diese als Druckmittel zum Einsatz kommen. Daneben streben die vornehmen Herren in ihren Uniformen, seien sie deutsch, englisch oder türkisch nach Macht oder Machterhaltung. Aber einem bestimmten Alter verblasst die Sucht nach körperlichem Verlangen, wird ersetzt durch die Fülle von Macht, die persönlich errungen werden kann.

    [...]

    Eben diesen Grundgedanken der Atmosphäre transportiert Ana Miralles wunderbar mit ihren Bildern. Leichte, zerbrechliche Strukturen und Formen, helles Licht, aquarelliert aufgetragen, diese sanfte Bildtechnik verbirgt das Böse und Gemeine, das unter der Oberfläche der Geschichte brodelt wie ein Schleier – das mag sich merkwürdig anhören, dürfte aber das Zusammenspiel von Optik und Erzählung sehr gut treffen. Am Ende wächst genau aus dieser Unterschiedlichkeit die Faszination der Reihe.

    Das Sitten- und Zeitgemälde geht in die dritte Runde. Leidenschaften werden ausgenutzt, um Menschen wie auf einem Schachbrett zu bewegen. Im Hintergrund geht es um Liebe, im Vordergrund um Geld und Macht. Zwei Zeitstränge werden von Jean Dufaux sehr gut zusammengebracht und von Ana Miralles noch schöner in Szene gesetzt.
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  12. #137
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    Michael Nolden im Comicblog überCosa Nostra I - Die Anfänge von Chauvel & Le Saëc:

    [...]

    David Chauvel und Erwan Le Saec erzählen die Geschichten von einem Salvatore Lucania, der später als Lucky Luciano berühmt wurde. Wir erfahren von Frank Costello und Alfonso Caponi, dessen späterer Name Al Capone um die Welt ging. Schutzgelder werden erpresst, die ersten Drogen verkauft. Der Band fragt: Wie konnten jene berühmten Gangster zu dem werden, was von ihnen als historische Figur blieb?
    Bricks’ Geschichten beginnen mit einer Erpressung. Durch einen geschickten Plan soll einem Einwanderer das ersparte Geld abgeknöpft werden. Doch die Alten haben die Rechnung ohne die Jungen gemacht.

    Vor der unspektakulären, sehr abgeklärten Erzählweise von David Chauvel zeichnet Erwand Le Saec sehr fein linierte Bilder, fast ein wenig an naive Kunst angelehnt – ohne durch das Wort naiv den künstlerischen Wert des Comics schmälern zu wollen. Le Saec balanciert stilistisch auf einer Grenze von Naiv zu Pieter Bruegel, detailverliebt, exakt. Er zeichnet Wölfe, junge Wölfe in Menschengestalt, die sich zu neuen Rudeln zusammenschließen.

    [...]

    David Chauvel stellt die Ereignisse sehr intensiv und nachvollziehbar dar. Dort, wo historische Lücken und Fragen existieren, schließt und beantwortet er diese nicht freimütig, sondern überlässt dem Leser auch mal das Grübeln.

    Ein packender Stück Geschichte, aufgezeigt an vielen Einzelschicksalen, Durch einen gelungenen Kniff sehr mitfühlend und dramatisch erzählt. Optisch stimmig und atmosphärisch belebt der Band über die Anfänge der Cosa Nostra auf sehr originelle Weise. Jene, die an alten Gangstergeschichten interessiert sind und historische Ausflüge in dieses Genre vermissen, werden hier ein schönes Leseziel finden.setzt.
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  13. #138
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    animey über strain 1 - Blutsbande von Buronson und Ryoichi Ikegami:

    [...]

    Herausragend ist Ryoichi Ikegamis hyperrealistischer Zeichenstil, mit dem er männliche Figuren entwirft, denen man gerne das Attribut der „Coolness“ anhängen möchte. Ein muskelbepackter Protagonist, der nie lacht und der auf über 200 Seiten so gut wie nie einen Mundwinkel bewegt, ist wie geschaffen für die Feder Ikegamis, die ähnliche Striche schon mit dem „Crying Freeman“ produziert hat. Dadurch, dass Mayo so unaufgeregte Gesichtsregungen hat, wird er jedoch zeichnerisch bei weitem durch die Nebenfiguren, wie etwa der psychopathischen Darstellung des Polizisten Angel und dessen Engelstattoo, übertrumpft. Quasi das Gegenstück zu all den Männlichkeitspersonifizierungen bildet Shion, der eine ähnliche Rolle wie etwa Jodie Foster in Taxi Driver und Natalie Portman in Léon – der Profi zukommt: die der Jungprostituierten beziehungsweise des schlagfertigen Mädchens mit der zerrüttelten Familie.

    [...]

    FAZIT:
    Dank eines auf Spannung ausgelegten, flüssigen Handlungsverlaufs und einer passenden, realistischen Optik gelingt es dem Autorenduo, mit diesem ersten Band zu unterhalten und für Vorfreude auf die Folgebände zu sorgen, ohne eine wirklich vielschichtige Geschichte zu entwerfen. Durch Gewalt- und Sexszenen ist strain wohl vor allem für ein erwachsenes Publikum geeignet und hier vor allem für solche Leser interessant, die Gefallen an harten Thrillern finden.
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    Geändert von Philipp Schreiber (12.01.2009 um 11:30 Uhr)

  14. #139
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    Sabine Rudert in Animania 12/2008 über strain 1 - Blutsbande von Buronson und Ryoichi Ikegami:

    Knallhartes Kopfkino
    Das Schreiber&Leser-Label Shodoku richtet sich mit seinen Veröffentlichungen an ein erwachsenes Publikum.
    Dies ist auch beim ersten von fünf Bänden der Manga-Reihe Strain der Fall, der im Oktober erschien. Die Geschichte des knallharten Thrillers stammt von keinem Geringerem als Buronson (u. a. Fist of the North Star), der dafür einmal mehr mit dem Zeichner Ryoichi Ikegami (u. a. Crying Freeman) zusammenarbeitete. Seit 1990 fertigen die beiden Künstler gemeinsam diverse sehr erfolgreiche Titel wie etwa Sanctuary an, auch wenn Buronson, der bürgerlich den Namen Yoshiyuki Okamura trägt, dafür teils sein anderes Pseudonym Sho Fumimura benutzt. Strain erschien in Japan zwischen 1996 und 1998 in Shogakukans Big Comic Superior-Magazin und wurde anschließend vom selben Publisher in fünf Tankobons verlegt.

    Mayo ist ein Japaner, der in Malaysia lebt. Das fast feminine Aussehen des jungen Mannes täuscht: Er ist ein eiskalter Auftragskiller, der ohne Gewissensbisse Menschen eliminiert. Sein Preis: Fünf Dollar! Er sagt, dass ein Menschenleben nur genau diese fünf Dollar wert sei. Eines Tages wird er von einem Mann angeheuert, die schwer kranke Mutter der minderjährigen Prostituierten Shion zu töten. Als er mit gezogener Waffe am Bett der Frau steht, kommt Shion hinzu. Er bietet ihr an, ihre Mutter für fünf Dollar zu verschonen und für denselben Preis seinen ursprünglichen Auftraggeber zu erledigen. Gesagt, getan. Doch sein Klient war ein Mitglied der Organisation, einer mysteriösen wie mächtigen kriminellen Vereinigung. Diese setzt nun alles daran, Mayo dafür zur Rechenschaft zu ziehen …

    Autor Buronson ist für seine harten und mitunter gesellschaftskritischen Storys genauso bekannt, wie es Ryoichi Ikegami für seine fast schon unfassbar realistischen Zeichnungen ist. Beides vereint sich in Strain zu einem mitreißenden Actionthriller, der inklusive expliziter Sex- wie Exekutionsszenen von Beginn an unter die Haut geht. Trotz vereinzelter ruhiger Passagen besticht der Manga durch ein sehr hohes Erzähltempo. Dieses wird durch die übersichtliche, fast schon comichafte Panelaufteilung begünstigt. Hinzu kommt, dass immer soviel Text wie nötig, nie aber überflüssiges Blabla die Bilder füllt. Die passend gesetzten Soundwords, die unglaublich detaillierten Hintergründe, das lebensechte Character-Design und die zwar nicht bahnbrechend innovative, aber hochspannende Handlung sind atmosphärisch absolut fesselnd.

    Wenn ihr Freunde habt, die kein Buch lesen und jederzeit einen Film vorziehen würden, gebt ihnen diesen Manga. Strain ist ein Film. Zwar auf Papier gedruckt und nur einem Action-affinen Publikum ab mindestens 16 Jahren zu empfehlen, diesem aber voll und ganz.

  15. #140
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    Christopher Pramstaller bei satt.org über Liebe und andere Lügengeschichten von Kiriko Nananan:

    [...]

    Egal mit welchem Medium sich ein Künstler auseinandersetzt - beim Thema Liebe geht er oder sie immer ein großes Risiko ein. Gerade hier bestimmen Klischee und Kitsch nur allzu schnell den Grundton der Erzählung. Den Leser befällt bei keinem Thema leichter das Gefühl, das alles doch sowieso schon einmal gesehen, gehört oder gelesen zu haben. Doch so groß diese Gefahr ist, Kiriko Nananan meistert sie gekonnt. In „Liebe und andere Lügengeschichten“ sind es nicht die sonst so oft üblichen Happy-Ends, welche die Geschichten bestimmen und lesenswert machen. Es ist der Realismus, mit dem sie ihre (meist weiblichen) Figuren zeichnet und die Härte der Gefühlswelt, welche die Mangaka für die Protagonistinnen bereithält. Dabei ist der gefühlte Realismus keineswegs Zufall. Die erzählerische Grundlage der Geschichten sind Nananans eigene, ganz persönliche Gefühle. „Wenn ich Liebeskummer habe und weine, dann kommen mir bestimmte Sätze in den Sinn und die verwende ich dann später in meinen Geschichten. Ich schreibe sie auf - und heule weiter. Das ist dann nacktes Gefühl, pure Emotion“, so Nananan in einem Interview mit arte.

    [...]

    So künstlerisch wie ihr Duktus, so kreativ ist auch ihr Umgang mit Perspektive, Bild und Sprache. Häufig arbeitet Nananan mit Bildausschnitten und Nahaufnahmen. Durch dieses Inszenieren von Fragmenten des Gesamtbildes entsteht an einigen Stellen für den ungeübten Leser zwar leichte Verwirrung, doch die fragmentarische Bildarbeit bietet dem Leser im gleichen Moment viel Platz für eigene Interpretationen. Für einen Zeichner (sowohl im Manga, als auch im Comic) ebenso ungewöhnlich, aber umso mehr hervorzuheben, ist das Zusammenspiel von Wort und Bild. Nananan verwendet beide Elemente vollkommen gleichberechtigt. Sie kommen in ihrem Werk sowohl zusammen, als auch strikt getrennt vor. In ihrem Manga gibt es so durchaus einige Stellen, die komplett auf Illustrationen verzichten und das Wort allein in den Vordergrund stellen.

    „Liebe und andere Lügengeschichten“ ist ein Manga, der durch den künstlerischen Anspruch Kiriko Nananans an Bildarbeit, Perspektive und Erzählung sehr gelungen ist. Gerade im Genre Josei-Manga gibt es hierzulande nur sehr wenige Veröffentlichungen. Umso schöner ist es, dass sich der shodoku-Verlag (Schreiber & Leser) den Werken Nananans angenommen hat. Mit „Liebe und andere Lügengeschichten“ wird wieder einmal deutlich, wie vielschichtig und vielfältig Mangas sind, und dass auch in diesem Genre künstlerisch anspruchsvolle Autorenwerke zu finden sind.
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  16. #141
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    Thomas Kögel bei Comicgate über Sonne und Mond von Kwan Gaya:

    Es beginnt mit einem Arsc*loch. Gleich im allerersten Panel dieses Manhwas bekommen wir den Hinterausgang eines Pferdes zu sehen sowie das, was dort rauskommt. Ein bezeichnender Auftakt, denn Kwan Gaya schert sich einen Dreck um Konventionen. Sein Epos Sonne und Mond, das in drei Teilen bei Shodoku, dem Asien-Label von Schreiber & Leser, erschienen ist, passt in keine Schublade. Es verwendet zwar reichlich Klischees und Versatzstücke aus diversen Genres, setzt diese aber so dreist zusammen, dass etwas völlig Eigenständiges entsteht.

    [...]

    Man kann jeden Leser verstehen, der nach dem ersten Band keine Lust mehr auf eine Fortsetzung verspürt, zumal die Story durch ständige Szenen- und Perspektivwechsel auch noch schwer zu verfolgen ist. Wer jedoch dranbleibt und zum zweiten Band greift, wird belohnt: Die Geschichte gewinnt deutlich an Tiefe, Il Hongs unglückliche Liebesbeziehung spielt eine tragende Rolle. Vermehrt gibt es philosophische Betrachtungen über den Sinn des Lebens, die durch stimmungsvolle Bilder begleitet werden. Und trotzdem gibt es weiterhin absurden Humor und reichlich Martial-Arts-Action. Der Autor fährt dabei ein großes (manchmal auch verwirrendes) Arsenal von Charakteren auf, die alle an typische Genrefiguren erinnern. Und doch hat jede Figur ihren eigenen Charme, ihren besonderen Touch, ihren speziellen Sprung in der Schüssel.

    Action, Philosophie und Humor: Zu einer homogenen Einheit wollen diese Elemente am Ende nicht recht zusammenfinden, und trotzdem ist man als Leser mit der Zeit fasziniert von Kwan Gayas eigenwilliger Mixtur. Sonne und Mond macht Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Und wenn man damit leben kann, dass man bei manchen Szenen einfach nur "Hä?" sagen kann. Wer im unübersichtlichen Angebot an Comics aus Fernost nach außergewöhnlicher Kost sucht, sollte hier zugreifen. Diese Serie war eine der ersten, die Schreiber & Leser unter dem Shodoku-Label gestartet hat, und man muss den Verlag loben, dass er die Reihe komplett veröffentlicht hat, auch wenn die Verkaufszahlen zunächst nicht so sonnig aussahen. Das kleine Detail, dass jeder der drei Bände auf einer anderen Papiersorte gedruckt ist, kann man getrost verschmerzen.
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  17. #142
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    Michael Klein im Magazin L!VE über Liebe und andere Lügengeschichten von Kiriko Nananan:

    Liebe kann so schön sein. Und so schmerzhaft. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die sich verzweifelt fragt, warum ihr Freund, den sie so sehr liebt, derart niedergeschlagen und depressiv ist, seit er erfahren hat, dass seine Ex-Freundin heiraten wird (»Ein freier Tag«). Oder da sind die zwei besten Freundinnen, die einen bemüht munteren, innerlich trostlosen gemeinsamen Abend im Park verbringen. Die eine weiß bereits, dass die andere sich in ihren Freund verliebt hat – und dieser sich auch in die Freundin -, und sie wartet auf eine Aussprache, zu der die Freundin nicht den Mut aufbringt (»Im Park«). Oder da ist jene junge Frau, die in einer harmonischen Beziehung mit ihrem Freund lebt; aber als sie nach Jahren zufällig eine alte Flamme wiedertrifft, stellt sie irritiert fest, dass sie viel beeindruckter ist, als ihr lieb ist (»Ein Ort, an den man gern zurückkommt«).

    23 Manga-Kurzerzählungen versammelt Kiriko Nananans »Liebe und andere Lügengeschichten«, und wie angesichts dieses Titels wenig überrascht, geht es darin nicht um unbeschwertes, glückendes Zueinanderfinden, sondern um unglückliche Liebe, unerfüllte Sehnsucht, falsch erfüllte Sehnsucht, um alte Wunden, die wieder aufbrechen, um Verwirrungen der Gefühle und Irrungen des Handelns. Und wie wundervoll sind diese Geschichten erzählt: komplex, stringent, mit verblüffender Präzision und gleichzeitig ungeheurer Poesie, emotional dicht und doch zurückhaltend.

    Im letzten Jahr ist bei uns der Vorgänger »Blue« erschienen, eine zarte, in elegant reduzierten Bildern erzählte Geschichte einer Mädchenliebe, und hat uns Leser hingerissen. »Liebe und andere Lügengeschichten« mit seinen von ungeheurer Zärtlichkeit und ungeheurer Traurigkeit erfüllten Kurzgeschichten tut es genauso.

  18. #143
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    Andreas Fisch bei Comicgate über Liebe und andere Lügengeschichten:

    Erstaunlich, wie schnell man in die jeweilige Gefühlslage und die komplizierten Umstände hineingezogen wird. Und das immer wieder aufs Neue. Obwohl 23 Geschichten erzählt werden, sind die Einfälle und Variationen der Japanerin Nananan unerschöpflich und originell, jenseits vieler Klischees. [...] Die schnell in die Tiefe gehenden Episoden geben mir als Leser am Ende der Lektüre das Gefühl, das Buch müsste eigentlich dicker sein, so viel hat man beim Lesen erlebt.
    http://www.comicgate.de/content/view/1161/51/

  19. #144
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    Dave Schläpfer bei Comic-Check über Liebe und andere Lügengeschichten von Kiriko Nananan, „Gipfel der Götter” von Jiro Taniguchi und strain 1 „Blutsbande” von Buronson und Ikegami:

    Liebe und andere Lügengeschichten
    [...]
    In der ebenfalls auf Deutsch erhältlichen, vielgelobten und inzwischen verfilmten Graphic Novel «Blue» aus dem Jahr 1996 hat die japanische Autorin eine lesbische Liebe thematisiert. Um Liebe und Sex in ihrem ganzen Facettenreichtum geht es auch in diesem nun übersetzt vorliegenden Nachfolgewerk (Originaltitel: «Itaitashii Love»). Wiederum erstaunt die zuweilen unverblümte Ausdrucksweise der von der Optik ausnahmslos magersüchtig anmutenden Charaktere sowie die explizite Darstellung, die jedoch nie ins Pornografische oder Billige abdriftet. Vielmehr versteht es Nananan meisterlich mit ihrem äusserst reduktionistischen Strich und der Auswahl ungewöhnlicher Ausschnitte*, Momente und Stimmungen einzufangen, die von einer ganz speziellen Melancholie durchzogen sind. Skizziert wird in dieser gezeichneten Poesie ein fragiler Menschentypus, der mit seiner tiefer Sehnsucht nach Zuneigung und Wärme immer sehr nahe am Abgrund steht. Zu guter Letzt bleibt die Frage, wie authentisch das Bild sein mag, das Ananan von ihrer in den 90ern jungen Generation einfängt.

    * «Liebe und andere Lügengeschichten» stellt übrigens geradezu ein Musterbeispiel dar, um die vom Comicologen Scott McCloud in «Comics neu erfinden» aufgestellte These, wonach in Manga Panelübergänge «Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt» im Vergleich zu westlichen Comics übermässig häufig vorkommen, zu untermauern.
    Gipfel der Götter
    [...]
    Weshalb die Manga Novel «Gipfel der Götter», von der jetzt der fünfte und abschliessende Band auf Deutsch vorliegt, im Jahr 2001 vom japanischen Kultusministerium am Festival für Kunst und Medien mit dem 1. Preis für den besten Manga ausgezeichnet worden, lässt sich bereits nach einer Lektüre der ersten Seiten erahnen (Schreiber & Leser, zirka 31 Franken). «Kamigami no itadaki» – so der Originaltitel – von Jiro Taniguchi nach dem Roman von Baku Yumemakura ist nicht einfach eine x-beliebige weitere Bergsteiger-Saga: Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Panoptikum, das in detaillierter, aber trotzdem immer aufs Wesentliche reduzierter Grafik das Phänomen der unglaublichen Faszination, die von der Bergwelt ausgeht, beleuchtet. Und das Taniguchi-charakteristisch auf hochemotionale Weise.

    Auch wenn sich das 1600 Seiten starke Werk bestimmt erst vollumfänglich durch eine Gesamtlektüre erschliessen und würdigen lässt, funktioniert der fünfte Band – von einigen Leerstellen beim Verständnis von Einzelheiten der Geschichte abgesehen – unglaublich gut auch als Einzelband. Ein (weiteres) Meisterwerk Taniguchis, von dem übrigens voraussichtlich im April bei Carlsen sein wohl bekanntester Comic «Der spazierende Mann» erscheint, jedoch im Gegensatz wie üblich beim Grossverlag in gespiegeltem Druck.
    STRAIN 1
    [...]
    Gerade innovativ ist «Strain» (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken) von der Story mit dem gängigen Vendetta-Motiv her wirklich nicht.

    Trotzdem dürfte sich die Lektüre für alle Anhänger kompromissloser, intelligent aufgemachter und visuell überzeugend umgesetzter Action – die übrigens nicht mit expliziten Nacktszenen und Darstellungen von Gewalt an Frauen geizt – durchaus lohnen. In Szene gesetzt wurde die Gewaltorgie nämlich vom Duo Buronson und Ryoichi Ikegami, die bereits mit «Sanctuary» einen internationalen Erfolg gelandet haben. Auf das Konto des Zeichners Ikegami, der zentrale Stellen formal hervorhebt, indem er mit Kohle zeichnet, geht zudem auch der noch erfolgreichere, als Anime und als Realfilm adaptierte Thriller «Crying Freeman». (Beide Serien sind ebenfalls bei Schreiber & Leser erschienen, jedoch inzwischen vergriffen.) Für Fans des Genres ist «Strain» also ein sicherer Treffer. Die Frage stellt sich letztlich höchstens, ob für die Erzählung einer solchen Story tatsächlich über 1000 Seiten notwendig sind (bei «Blutsbande» handelt es sich um den ersten von fünf Bänden).
    Originale Rezensionen: hier
    ab januar 2009: http://www.comic-check.com/comic-archiv/januar-2009/

  20. #145
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    Thomas Dräger bei Parnass über Liebe und andere Lügengeschichten von Kiriko Nananan:

    „Liebe und andere Lügengeschichten“ ist ein wunderschöner Titel, wenn man oder vor allem Frau gerade in grauester Melancholie versinkt. Und um Liebe geht es in diesem Manga auch oft, meist – wie es der Titel schon heraus posaunt – von einer unglücklichen. Es geht um junge Menschen die sich nicht lieben, sich gerade trennen, ihr Leben ebenso wenig lieben wie sich selbst oder einfach um einen kleinen Moment voller Traurigkeit.

    Die Kurzgeschichten gehen nicht in die Tiefe, es wird nichts erklärt, keine Gründe – es bleibt der Mensch mit seinen Gedanken. Die Augenblicke, die uns dieser Band in die Gefühle der Autorin gestattet, sind schmerzhaft. Vielleicht gut zu merken, dass man sich nicht alleine öfters mal der ausweglosen Ungerechtigkeit des Lebens hingibt. Früher musste man dazu den netten Melodien von Vincent Clark lauschen, heute liest der Mensch voller Weltschmerz diesen Manga.

    [...]

    Für moderne Leidende
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    Geändert von Philipp Schreiber (12.01.2009 um 12:12 Uhr)

  21. #146
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    Thomas Dräger bei Parnass über Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht von Sokal:

    Gibt es eigentlich glückliche Ermittler mit funktionierendem Sex- und Familienleben, Geld auf dem Konto und immer mal wieder was zu Lachen? Aber so richtig lustig sind Leichen meistens nicht, und so haben auch Sokals schnüffelnde Ente und dessen tierische Kollegen, Mitmenschen und Mörder ein eher unlustiges Abenteuer vor sich. Im 17. Band weht ein Hauch Horst Tappert. Im verknitterten Trenchcoat kommt Canardo natürlich dem Täter auf die Spur, aber warum müssen alle amourösen Angebote an den Helden immer einen Hintergedanken haben?

    Gibt es das Kapitel „Nimm das Mädchen und verhafte es danach“ im Detektiv-Handbuch? In Carnados jedenfalls nicht. Der Artverwandte von Donald und Dagobert darf seinen Schnabel diesmal in mehrere Oberweiten stecken, und um Sex dreht es sich auch bei der Lösung des Falls. Sex – da ist die Politik nicht weit und in „Dame sticht“ geht es neben der Libido auch um Wahlkampf, die Karriere eine kleinen Polizisten und alte Pornofilme.

    Die Lösung offenbart sich dem Helden durch einen der schon erwähnten Blicke in eine Oberweite, was aus diesem Comic noch lange keinen Renner auf einer Erotikmesse machen würde. „Dame sticht“ ist eher trübe, was vor allem am launigen Charakter der Ente und an den fast grau wirkenden Farben liegt. Insgesamt liest sich dieser Krimi sehr verhalten. Der Autor und Zeichner Sokal erzählt wie alle guten modernen Krimis viel um den eigentlichen Mord herum, allerdings bleibt diese Geschichte reine Unterhaltung.

    Das Softcoveralbum hat leider einige Seiten, auf denen der Druck verschwommen weil leicht doppelt (besonders Seite 29) ist. Da sollte man einen schnellen Blick beim Händler des Vertrauens in den Band werfen.

    Für Fans von Columbo und Co.
    Originale Rezension
    Geändert von Philipp Schreiber (12.01.2009 um 17:07 Uhr)

  22. #147
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    Thomas Schallhart bei animey über Liebe und andere Lügengeschichten von Kiriko Nananan:

    [...]

    FAZIT:
    Mit den 23 einzelnen Geschichten in Liebe und andere Lügengeschichten ist Kiriko Nananan eine große Vielfalt gelungen. Stets beschreibt sie Figuren auf eine Weise, die wie aus dem Leben gegriffen scheint. Gefühle werden beschrieben, ohne je in Kitsch zu verfallen. Gleichzeitig zeigt die Mangaka auf, dass bei ihr Bild und Text zusammengehören: Ihr minimalistisches Spiel mit Schwarz und Weiß vermag es, Momentaufnahmen zu zeigen, bei denen der Leser das Gefühl hat, sie so und nicht anders sehen zu wollen. Die Monologe von Nananans Protagonisten regen stark zur Identifikation an und machen den Comic für jene Leser, die auf diese Identifikation eingehen können, also wohl vor allem ein erwachsenes, modernes, anspruchsvolles Publikum, zu einem unvergesslichen Leseerlebnis.
    Komplette Rezension
    Geändert von Philipp Schreiber (14.01.2009 um 13:05 Uhr)

  23. #148
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    Michael Nolden im Comicblog überLargo Winch 16 - Weg der Tugend von Philippe Francq und Jean van Hamme:

    [...]

    Die Fortsetzung von Hüter des Tao hält sich nicht lange mit einem Rückblick auf. Gerade einmal eine Seite genügt, damit der Leser ins rechte Licht gesetzt ist und sich mit ins Abenteuer stürzen kann. Und was für ein Abenteuer das ist!

    Der Weg der Tugend führt hier kaum zum Ziel. Largo Winch muss sich nicht zum ersten Mal mit Verbrechern der finstersten und gefährlichsten Sorte herumschlagen, aber selten zuvor waren sie derart verschlagen und über alle Maßen hinterlistig. Wir begegnen Largo Winch in einer Situation, die an Kriegsgefangenschaft erinnert. Nur mit einer Hose bekleidet sitzt er der Leiche dessen gegenüber, mit er einst aus einer Haft in Tibet flüchtete. Der Tote, bereits von Ratten angenagt, wirkt wie ein Zeichen von Largos Zukunft. Jean van Hamme zeigt dem Leser einen abgrundtief gebrochenen Mann, wie er gemeinhin aus diversen Gefängnisgeschichten und –filmen her bekannt ist. Wer dieses von Philippe Francq erstklassig gezeichnete Szenario sieht, muss einfach glauben, dass nun das Ende von Largo Winch bevorsteht.

    [...]

    Gerade die menschliche Komponente – andere würden es auch Murphys Gesetz nennen – lässt stets neue Überraschungen entstehen. Van Hamme nutzt die Stärken und Schwächen seiner Charaktere exzellent, damit keine Längen entstehen. Es lässt sich zu keiner Zeit vorhersagen, wann sich eine Schwäche nachteilig auswirkt oder sogar zum Vorteil gereicht. Neben einer sorgfältig vorangetriebenen Handlung fehlt auch der Humor nicht – der hier jedoch sehr viel kürzer ausfällt als sonst. Der Witz beschränkt sich hier auf ein paar Neckereien zwischen Ovronnaz und Silky, meist erotischer Natur, und heitert an den richtigen Stellen auf. Wie Jean van Hamme punktgenau erzählt, ist erschreckend gut. Und es wird als Augenschmaus dank der strahlenden Farben noch einmal besser.

    Largo Winch erlebte viele Abenteuer an verschiedenen Orten der Erde, doch gerade in Asien (mit den Abenteuern Makiling, Tiger, Hüter des Tao und dem vorliegenden Band) hat sein Erfinder Jean van Hamme den perfekten Spielort für seinen Helden gefunden. Ein glänzendes Action-Abenteuer mit wahnwitzigen Ideen, die einem – obwohl auf Papier dargeboten – den Atem anhalten lassen.
    Komplette Rezension

  24. #149
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    Thomas Schallhart bei animey über Der Wanderer im Eis von Jiro Taniguchi:

    EINLEITUNG:
    Jiro Taniguchi war jahrelang in Japan wie in Europa einer der bedeutendsten Vertreter von Mangas für Erwachsene. Die Ausnahme: Deutschland, bis Schreiber & Leser 2006 erstmals ein Werk von ihm in deutscher Sprache publizierte. Der Wanderer im Eis heißt dieser Kurzgeschichtenband, dessen Außergewöhnlichkeit sich bereits auf dem Cover andeutet: ein stolzer, majestätischer Elch in einer verschneiten Berglandschaft mit strahlend blauem Himmel ziert das Titelbild. Und das Cover spricht für den Band, dessen Hauptthema der Kampf des Menschen mit der Natur und umgekehrt darstellt.

    [...]

    Das Ganze wirkt wie aus einem Buch von Jack London, jenem amerikanischen Schriftsteller, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Abenteuerromanen wie Wolfsblut und Der Ruf der Wildnis große, nachhaltige Erfolge feiern konnte. Männer verbringen harte Zeiten im Norden, wo die Natur weit gefährlicher ist als in der zivilisierten Stadt, gleichzeitig aber auch viel geheimnisvoller und geheimnisreicher. Und tatsächlich – einen der beiden Männer aus der Geschichte Der Wanderer im Eis personifiziert Taniguchi mit dem Schrifsteller Jack London.

    [...]

    FAZIT:
    Die sechs Kurzgeschichten, die in diesem Band vereint sind, können in ihrer großen Bandbreite ein breites Publikum ansprechen. Fans von klassischen Abenteuergeschichten kommen ebenso auf ihre Kosten wie die begeisterten Leser von Vertraute Fremde. Sind manche Handlungsbögen nicht ganz klischeefrei, so sit doch allen Geschichten Taniguchis einzigartige Erzählkunst gemeinsam, die stets authentisch ist und die auch optisch brillieren kann. An Seinen-Mangas findet man auf dem deutschsprachigen Markt aktuell kaum etwas Überzeugenderes als die Werke dieses Manga-Zeichners.
    Komplette Rezension
    Geändert von Philipp Schreiber (14.01.2009 um 13:05 Uhr)

  25. #150
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    Michael Nolden im Comicblog über Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht von Sokal:

    [...]

    Der Witz stellt sich hier – nicht zuletzt wegen der Charakterzeichnungen – auf leisen Sohlen ein. Ein besonderes Merkmal findet sich immer in einer Figur oder einer Szene, so dass eine weitere Zwiebelhaut abgeschält wird.. Sokal ist es durchaus ernst mit seinen Geschichten. So verzichtet er weitgehend auf Bonbonfarben, die sonst stets mit Figuren, die Tierköpfe haben, einher gehen. Die Strichführung ist passend und üblich, doch die Farben sind gedeckt, mit einem Stich ins Gräuliche, ins Vorstädtische möchte man meinen. Jedenfalls kehrt Sokal so ein Stück Atmosphäre in den Vordergrund, der wichtig ist für die ständige Bedrohung, der sich die Menschen hier ständig ausgesetzt sehen – im Kleinen wie im Großen.

    Eine weitere bittere Pille für Canardo, für ihn schwer zu schlucken, da er doch weit menschlicher ist, als er sich selbst eingestehen will. Ein leiser Krimi mit vielen humoristischen Untertönen und ein wenig Gesellschaftskritik – ohne die ein Krimi kaum auskommt. Spannend nachdenkliche Unterhaltung, für Fans von Canardo unverzichtbar.
    Originale Rezension

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