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Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #351
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    Marco Behringer bei tagesspiegel.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] In „Swinging London“ inszenieren die Autoren neben dem (vermeintlichen?) Selbstmordfall ebenso ein lebendiges Bild der 68er: Hippies bevölkern die Straßen und Partys jener Zeit, in der die Musik von (psychedelischen) Rockbands dominierte und die Straßen durch knallbunte Plakate von Musikern wie Jimi Hendrix geziert wurden.

    Auch William S. Burroughs schaut vorbei

    Sogar der Avantgarde-Schriftsteller William S. Burroughs, der durch Werke wie „Naked Lunch“ zum geistigem Vater und zur Stilikone der Hippie-Generation geworden ist, darf in einem Cameo-Auftritt als Hippie-Kritiker und schießwütiger Waffennarr ein paar Worte zum Besten geben.

    Die reizvollen Illustrationen sind durch de Metters expressionistische Strichführung geprägt. Sein Stil schwankt auf einem schmalen Grad zwischen Reduktion und Realismus, wobei der Zeichner filigrane und kräftige Striche variiert. Die künstlerisch ambitionierte Kolorierung besteht aus leichten Farbnuancen, die sich zum Teil überlagern, stets aber eine eindrucksvolle sowie ausdrucksstarke Atmosphäre erzeugen.

    Den beiden Autoren De Metter und Bénet ist mit „Swinging London“ ein kraftvoller und atmosphärisch dichter Noir-Thriller geglückt. Die Melange aus Satan, Swing und Sixties funktioniert hervorragend: Die Erzählung bietet reichlich Spannung und lässt das Gefühl der 68er aufblitzen. Selbst wenn der Krimi hier nicht neu erfunden wird, ragt der Band dennoch über vergleichbare Titel weit heraus, was nicht zuletzt auch den famosen Bildern geschuldet ist.
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  2. #352
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    Thomas Wörtche bei culturmag.de über Hot Rock von Donald Westlake und Lax:


    [...] Der erste Dortmunder-Roman erschien 1970, „The Hot Rock“ (auf deutsch damals: „Finger weg vom heißen Eis“, 1991 bei Ullstein, eine Verfilmung unter dem Titel „Vier schräge Vögel“ mit Robert Redford als Dort´ gab es 1972, immerhin von Peter Yates) und jetzt hat der französische Comic-Zeichner und Szenarist Christian Lacroix aka Lax seine Version vorgelegt. Die wunderbar rhythmisch erzählte und gezeichnete Geschichte vom großen Coup um einen Gigasmaragd, den man eigentlich nur aus einer Ausstellung zu stehlen braucht. Ganz einfach. Natürlich geht der Bruch schief, der Smaragd ist weg und um ihn wiederzubekommen, müssen Dortmunder und sein Team aufrüsten. Zum Schluss spielen Lokomotiven, Hubschrauber und Düsenflugzeuge eine Rolle, denn was still und einfach anfängt, gerät zum Riesenschlamassel. Lax reduziert die Vorlage auf ein paar gut gesetzte running gags, auf wunderbare, kleine Seitenlinien (der von-Tür-zu-Tür-Verkauf von Lexika, zum Beispiel) und feines Zeitcolorit, NYC 1969. Das ist extrem unterhaltsam und witzig, intelligent und keinen Moment unterkomplex. Aber auch nicht nutzlos ambitioniert oder überkomplex. Eine der Vorlage völlig angemessene Umsetzung. Man müsste alle Dortmunder-Romane noch mal machen, dazu hat schon neulich Mike Wuliger an dieser Stelle aufgerufen.
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  3. #353
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    Peter Hetzler bei comickunst.wordpress.de über Hot Rock von Donald Westlake und Lax:


    [...] Lax adaptiert den Krimi von Donald Westlake, der in deutscher Übersetzung unter dem Titel Finger weg vom heißen Eis und 1972 mit Robert Redford unter dem Titel Vier schräge Vögel verfilmt wurde. Ich kenne weder den Roman, noch den Film, kann also keine Vergleiche ziehen. Der Comic macht aber richtig Laune. Dortmunder ist anderes als die üblichen abgelutschten Krimihelden mit ihrem pseudocoolen Gehabe. Hier ist Köpfchen gefragt, und auch die Komik kommt nicht zu kurz (wenn auch unfreiwillig). Eine vergnüglich und unterhaltsam zu lesende Story, die auch zeichnerisch überzeugt. Die Bilder von Lax passen sich dem Tempo der Geschichte wunderbar an. Wer gerne flotte und abwechslungsreiche Krimis liest, wird hier gut bedient.
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  4. #354
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    Christian Meyer bei choices / engels / trailer über Canardo Spezial – Eine schöne Flasche von Sokal:


    Seit über 30 Jahren löst Sokals Entendetektiv „Canardo“ seine dubiosen Fälle mehr schlecht als recht. Mit Kippe, Pulle und Trenchcoat gerät er an die übelsten Gesellen. Gestartet wurde die Reihe mit einigen Kurzgeschichten, die bereits als Sammelalbum erschienen, nun aber in kolorierter Form im Hardcoverband „Eine schöne Flasche“ neu aufgelegt wurden. Von den drastischen Animal Farm-Anfängen ist es nicht weit zur Entstehung einer morbiden Noir-Welt voller verwahrloster Halunken in Tiergestalt. Die düstere Kolorierung ist sehr gelungen, nur schade, dass das Albumformat nicht eingehalten wurde.
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  5. #355
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    Marco Behringer bei suite101.de über Unter dem Hakenkreuz 3 – Maria von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:


    Über zehn Jahre brauchten der Autor Philippe Richelle und der Zeichner Jean-Michel Beuriot für ihre Recherchen zu den ersten drei Bänden von Unter dem Hakenkreuz, die bei Schreiber & Leser erschienen sind. In dieser ungewöhnlichen erzählten Serie richten zwei französische Künstler ihren Blick in der literarischen Tradition eines Klassikers wie Balzac oder Flaubert auf Nazi-Deutschland. Richelle ist hierzulande bereits durch seinen Polit-Thriller Westminster (Comicplus) bekannt.

    Dichte Erzählung und multiperspektivische Sicht
    Richelle erzählt seine Geschichte in einer dichten Atmosphäre. Das Lebensgefühl dieser Epoche wird dadurch spürbar, indem er auf eine schwarzweiß-Charakterzeichnung seiner Figuren zugunsten einer nuancierten verzichtet. Natürlich wird es dem Leser schon einfach gemacht sich mit den Protagonisten zu identifizieren, die den Nationalsozialismus ablehnend gegenüber stehen. Martin beispielsweise wird NS-Offizier, obwohl er stets die Verherrlichung der NS-Ideologie seines Vaters abgelehnt hat. Auf diese Weise erzeugt der Autor ein authentisches Bild über diesen Zeitabschnitt.
    [...] Inhaltlich überrascht sicherlich die Abwesenheit des Holocausts und des Weltkriegs, was aber die Serie einzigartig macht. Der Leser bekommt Einblicke in die Stimmung innerhalb der Bevölkerung in den (Vor-)kriegsjahren: Das Schwanken der NS-Zustimmung, die differenzierte Haltung gegenüber dem Judenboykott, das Leben im Pariser Exil, Résistance usw. So bekommt man verschiedene Perspektiven – Täter (Martins Vater), Opfer (Katharina), Widerstand (Maria) – präsentiert.
    Feiner Strich und helle Farben
    Beuriot, der in Deutschland noch unbekannt ist, überzeugt durch seinen grazil-feinen Strich: Jede Linie sitzt an seinem Platz. Die Zeichnungen wirken aufgrund der haudünnen Striche nie überfrachtet, obwohl sie eine Detailfülle aufweisen. Die außergewöhnlichen Zeichnungen werden durch eine herausragende Kolorierung ergänzt. Charakteristisch ist außerdem eine flächige, nur geringfügig nuancierte, Kolorierung von Scarlett Schmulkowski. Ein Mattes Orange, verschiedene, helle Braun- und Grüntöne dominieren und erzeugen die passende Stimmung zur Erzählung Richelles. Man merkt sowohl der Erzählung als auch dem Artwork an, dass ihre Urheber dafür über zehn Jahre recherchiert haben. Die ausdauernde Arbeit hat sich gelohnt.
    In jedem Panel werden die Stimmung und das Lebensgefühl aus dem Nationalsozialismus wach. Unter dem Hakenkreuz ist im Gegensatz zu belehrenden Titeln wie Die Entdeckung oder Die Suche kein didaktischer Schulcomic, sondern eine unterhaltsame Lektüre. Der Perspektivwechsel im dritten Band, von Martin zu Maria, sorgt dafür, dass die Spannung weiterhin aufrechterhalten bleibt. Auch die Hardcoverausgabe im Überformat mit den gelungenen Coverillustrationen von Denis Bodart erfreut den Comicliebhaber. Die Auftaktband wurde jedenfalls völlig zu Recht mit zahlreichen Preisen überhäuft.
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  6. #356
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    Marco Behringer bei suite101.de über Sarane von Lax:

    Lax bestätigt durch beeindruckende Farben in der Graphic Novel "Sarane" seine Ausnahmestellung als herausragender Illustrator

    [...] Wie eingangs bereits erwähnt führt Lax einen individuellen Strich. Was seine Illustrationen aber vom Durchschnitt unterscheidet sind die fabelhaften Farben. Wenn die leuchtenden türkis-blauen Gewänder der Tuareg über den staubigen Wüstensand wehen merkt man sofort, dass Lax bei der Kolorierung seiner aufs wesentlichste beschränkten Zeichnungen mit äußerster Sorgfalt vorgeht.
    Bei der Kolorierung hat sich Lax vom schottischen Maler David Roberts inspirieren lassen, der viel im Orient reiste.Sarane ist im Gegensatz zu Der englische Patient weniger ein Melodrama; vielmehr ist es ein fesselnder Comicroman mit eindrucksvollen Bildern.
    Wertung: 4,5 von 5
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  7. #357
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    Marco Behringer bei suite101.de über Der Mörder weinte von Thierry Murat:


    Thierry Murats Romanadaption "Der Mörder weinte" als Graphic Novel besticht durch ein kunstvolles Artwork und eine ergreifende Erzählung

    [...] Murats Bilder sind stark reduziert und auf das Notwendigste beschränkt. Er erzeugt eine dichte Atmosphäre, indem er seine Zeichnungen gezielt mit einer oder zwei Farbe(n) koloriert. Auf diese Weise gibt Murat auch grafisch die Stimmung der Erzählung wider. So erscheint die karge Landschaft beispielsweise in sandigen Orange- oder Brauntönen.

    Die dunklen Aspekte der Erzählung erzielt Murat durch kräftige schwarze Striche und den häufigen Einsatz von Schatten, so dass beinahe eine typische Noir-Stimmung aufzukommen scheint. So ist Murat mit Der Mörder weinte eine eindrucksvolle Adaption gelungen, einer Mischung aus Noir, Poesie und Drama. Mit Spannung darf eine von schreiber&leser angekündigte weitere Arbeit erwartet werden, bei der sich Murat mit Corbeyran zusammengetan hat.

    Wertung: 4,5 von 5
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  8. #358
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    Christian Endres bei tagesspiegel.de über Canardo Spezial – Eine schöne Flasche von Sokal:


    [...] Experimentierfreude ist die große Konstante der frühen Canardo-Happen, in denen all die guten (und wenigen schlechten) Klischees im Dunstkreis von Hammett und Bogart auf die Schippe genommen werden. Denn Sokal überbelichtet gnadenlos, hinter dem Hühnerstall wie vor der typischen städtischen Kulisse. Nicht selten verdammt er den Krimi Noir, für den die Art und der Ton der Ermittlungen charakteristisch wichtiger sind als die Auflösung am Ende, zur bewussten, stilisierten Sinnlosigkeit. Dabei begegnet der ungestüme junge Sokal dem Leser ab und an fast im Raum hinter der vierten Wand, mit viel Selbstironie und auf Augenhöhe.

    Das ist zwar alles etwas überdreht und nicht so ausgereift und konsequent-atmosphärisch wie in späteren Alben, lässt neben den großen Füßen des Protagonisten im zerknitterten Columbo-Mantel aber bereits großes Potenzial erkennen – und hat neben einem faszinierend schrägen losen roten Faden auch einen ruchlosen, finsteren und oft sogar bitterbösen Humor.

    Ein Anfang, aber kein Einstieg

    Endlich gibt es sie wieder, die Anfänge des schwermütigen Enten-Detektivs, der mit einer Kippe im Mundwinkel und einem Glas Hochprozentigem auf dem Tisch stets die gefährlichsten unter den Weltklassefrauen im leicht getrübten Blick. Viel zu oft watschelt er durch den Dreck des Lebens, um vielleicht doch noch den Diamanten der Ehrlichkeit zu finden. Dennoch ist „Eine schöne Flasche“ kein waschechter Einstieg in die „Inspektor Canardo“-Reihe und mehr ein Geschenk an Langzeit-Fans und alle Liebhaber des Noir-Genres, die für einen extrem bissigen Spaß zu haben sind.

    Weshalb die „Canardo“-Gesamtausgabe jetzt auch wirklich Pflicht ist.
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  9. #359
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    Boris Kunz bei titel-magazin.de über Djinn Sammelband – Erster Zyklus von Jean Dufaux und Ana Miralles:


    Jäger der verlorenen Erotik

    [...] Nachdem Dufaux aber vermutlich absichtlich und nicht aus Ungeschicklichkeit sämtliche äußeren Beweggründe der weiblichen Figuren obsolet werden lässt, kann er nur darauf hinaus wollen, dass die Frauen dem Reiz des Harems selbst, der Anziehung der dunklen Seiten der Sexualität erliegen. Diese Anziehung lebendig zu machen gelingt dem Comic durchaus nicht immer. Vielleicht ist das Problem bei Djinn, dass eine mehr oder weniger pornografische Geschichte erzählt wird, der Comic aber gleichzeitig Angst davor hat, pornografisch zu sein. Zwar gibt es massenweise nackte Frauen zu sehen, aber Beischlafszenen werden doch meistens ausgespart oder sehr verknappt und ästhetisiert. Manchmal gelingt es Ana Mirallès durchaus, Erotik zu vermitteln – manchmal aber ist Erotik für eine derartige Geschichte vielleicht zu wenig. Alan Moore hat in seinem meisterhaften Werk Lost Girls gezeigt, dass man durchaus expliziter werden kann und womöglich auch muss, um eine Geschichte über sexuelles Begehren wirklich glaubhaft vermitteln zu können.

    In einer Szene beispielsweise lässt sich Jade kleopatrahaft von Sklaven über den Bosporus rudern. Am Heck des Bootes ist ein Zelt aufgebaut, in dem Lady Nelson ein anderes Haremsmädchen zu befriedigen hat. Aus dem Zelt dringen Satzfetzen wie: „Nicht das... das nicht... Oooohhh... ja... mehr... mehr... mehr....", aber der Leser sieht nicht, was vor sich geht. Nach dieser Szene gefragt, würde Dufaux sicherlich das alte Klischee bedienen, dass es manchmal stärker sei, die Dinge der Phantasie des Lesern zu überlassen, anstatt sie explizit zu zeigen. Das mag oft zutreffen, hat für mich in diesem Fall aber nicht funktioniert. Wenn man nur erzählen möchte, dass die Botschaftersgattin irgendwelche beliebigen sexuellen Erfahrungen macht, auf die man nicht näher eingehen möchte, hätte man die Szene auch komplett weglassen können. Wirklich erotisch wird es erst, wenn Lady Nelson sich danach splitternackt den Blicken sämtlicher Ruderer aussetzen muss - einfach, weil man hier als Leser wieder beteiligt ist.

    Verkleinerte Freiräume

    Dort wo Erotik für die Geschichte genügt, ist diese durchaus prickelnd, da der Comic aber gleichzeitig noch Abenteuergeschichte, Politthriller und Drama um menschliche Begierden sein will und am Ende auch noch magische Elemente und Halluzinationen dazukommen, hat der Plot manchmal schwer zu tragen.

    Auf der einen Seite gelingen immer wieder auch eindrückliche, stimmungsvolle Momente, (etwa die Szene, in der der Sultan als Zeichen seiner Machtaufgabe seiner Volièren öffnen lässt und eine Wolke aus Tauben über dem Palast in die Luft steigt), dann wieder muss man sich mit klischeehaftem Schurkenpersonal wie dem schmierigen Fotografen, dem strammen deutschen Offizier und dem Handlanger Kemal herumschlagen, dessen einziger Charakterzug es zu sein scheint, gerne zu vergewaltigen. Ana Mirallès kann mit ihren ansprechenden Zeichnungen viel retten - sowohl was das orientalische Lokalkolorit als auch was die Darstellung der weiblichen Helden betrifft, bei denen vor allem die verführerische Jade auch in ihren zahlreichen Nacktauftritten immer ihre Souveränität bewahrt.

    Das kleinere Format des Sammelbandes könnte möglicherweise ein Grund dafür sein, dass die Freiräume, die Zeichnungen und Inhalt dem Leser lassen wollen, nicht mehr ganz so großzügig bemessen sind. Die Tatsache, dass Djinn sich so gut verkauft hat und dass es diesen (mit zahlreichen Notizen des Autors und Skizzen der Zeichnerin durchaus ansprechend angereicherten) Sammelband überhaupt gibt, spricht aber dafür, dass der Zauber bei einigen Lesern funktioniert haben muss.
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  10. #360
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    Janwillem Dubil bei der-albrecht.de über Canardo Spezial – Eine schöne Flasche von Sokal:

    [...] Dennoch verwundert es, wie stark aufeinander folgende Episoden in Stil und Erzählweise voneinander abweichen: Kaum hat Canardo im letzten Bild den Löffel abgegeben, wird er unter einem fadenscheinigen Vorwand in der nächsten Geschichte wieder lebendig. Als Höhepunkt übernimmt schließlich Canardos Sohn das Erbe seines Vaters. Nicht wegen seiner bescheidenen kriminalistischen Fähigkeiten, sondern weil er ihm, wie der Testamentsvollstrecker betont, „bis auf‘s Haar gleicht und daher leicht zu zeichnen sein wird.“ Soviel ironische Dreistigkeit nötigt einem schon wieder Respekt ab. Der Versager hat sich seinen Humor bewahrt.
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  11. #361
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    Waldemar Kesler in "Freitag"

    Comic | 07.08.2011 12:00 | Waldemar Kesler
    Der James Bond der Finanzwelt
    „Largo Winch“ erzählt seit 20 Jahren aus der Geldwirtschaft, zuletzt von der jüngsten Finanzkrise. Das französische Original verkauft sich jährlich hunderttausendfach

    Wenn man sich eine zeitgemäße Fassung der Dreigroschenoper vorstellen müsste, in einem populären Medium, mit Actionsequenzen statt Gassenhauern, mit einem globalisierten Konfliktschauplatz statt einem Stadtteilzwist und postideologisch indifferent statt mit markigen Sinnsprüchen – dann hätte man die Bausteine der Comic-Serie Largo Winch beisammen.
    http://www.freitag.de/kultur/1131-de...der-finanzwelt

  12. #362
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    Matthias Hofmann bei splashcomics.de über Djinn Sammelband – Erster Zyklus von Jean Dufaux und Ana Miralles:


    [...]Der Autor von Comics wie Jessica Blandy, Giacomo C., Murena oder Raubtiere hat Sex und Erotik nie krampfhaft ausgespart. Im Gegenteil, bei ihm geht es durchaus deftig zur Sache, wenn es die Handlung erfordert und manchmal darüber hinaus. Gerade Djinn ist ein gutes Beispiel dafür, geht es hier schwerpunktmäßig um Erotik, wenngleich die Geschichte auch als historischer Krimi oder schlicht als Abenteuergeschichte vermarktet werden kann. Bereits das Cover spricht für sich. Eine schöne, splitternackte Frau mit langen, schwarzen Haaren räkelt sich auf einem Orientteppich und blickt dem Betrachter vielsagend direkt in die Augen. Und so bringt der Erste Zyklus von Djjin den Leser direkt nach Istanbul, mitten in die Harems, in die Hamams, auf die Basare und versucht etwas von dem exotischen und erotischen Zauber zu verströmen, dem die Protagonisten beider Handlungsebenen erliegen.

    Was Dufaux als Vorteil sieht, dass die Geschichte mit Ana Mirallès von einer Frau gezeichnet wurde, könnte der Erzählung jedoch im Empfinden von so manchem Leser zum Nachteil gereichen. Die Story ist nämlich nicht nur Erotik pur, sondern auch voller Sex, Gewalt und dem Wechselspiel von Dominanz und Unterwürfigkeit. Damit hatte die Künstlerin stark zu kämpfen, musste sie doch die andersartigen Phantasien eines Mannes umsetzen. In beiden Handlungssträngen findet sich ein Ritual, bei dem es um 30 Glöckchen geht. Bei dieser Prüfung wird der Teilnehmerin ein Gürtel bestehend aus 30 kleinen Glöckchen um die Hüften gehängt und es gilt dreißig Männer so zu befriedigen, dass sie restlos glücklich sind. Weigert sie sich, wir sie ausgepeitscht, gelingt es ihr, wird ein Glöckchen abgenommen. Sind alle Glöckchen weg, ist der Weg in den Harem frei. Während die Prüfung in der historischen Handlung mit Lady Nelson noch nachvollziehbar ist, da diese offenbar eine sadomasochistische Ader hat, wirkt sie bei Kim Nelson, die ursprünglich als selbstbewusste, moderne Frau eingeführt wird, etwas unrealistisch. Würde sich eine solche Frau dreißig Mal prostituieren, um etwas über ihre Großmutter zu erfahren? Man kann dies bezweifeln.

    Auch wenn es oft sexuell zu Sache geht und man viel nackte Haut sieht, sind die Zeichnungen jedoch nicht pornografisch. Mirallès spart direkte Szenen aus, wo es geht. Das sind die Szenen, wo man einerseits sagen kann, dass dies gut so ist, aber andererseits verwässern sie die Intention des Autors auf beträchtliche Weise. Vielleicht hätte man gerade bei solchen Passagen explizierter sein können, ja müssen, um einen stärkeren, emotionaleren Eindruck zu hinterlassen. Dann allerdings wäre der Comic wirklich nur ab 18 Jahren zugelassen gewesen. [...]

    Fazit:

    Die Gesamtausgabe von Djinn bietet eine preiswerte Möglichkeit, in diese etwas konstruierte, aber sehr spannende und gut gezeichnete historische Abenteuergeschichte einzusteigen. Die Story ist etwas für erwachsene Leser, die es gerne hocherotisch mögen und nicht von Sexualpraktiken abgestoßen werden, die über die gute alte Missionarsstellung hinausgehen. Nichts für Warmduscher.
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:01 Uhr)

  13. #363
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    Jochen Garcke bei comicradioshow über Hot Rock von Donald Westlake und Lax:


    [...] In einem Film würde man von der zeit getreuen Ausstattung reden, was für einen Comic bedeutet, dass der Zeichner nach Bildern aus der Zeit recherchiert hat. Die Autos, Brillen, Bärte oder Frisuren, obwohl die Personen karikaturesk überzeichnet sind, treffen diese wunderbar den Zeitgeist der 70er Jahre, zumindest so wie wir nach geborenen diese Zeit aus Filmen kennen. Die Gesichter sind wie gesagt mit wenigen Strichen wie in einer Karikatur angelegt, dadurch vermag es Lax viele Emotionen und Gedanken der Personen rüberzubringen. Auch sonst überzeugt Lax in der Gestaltung des Comics, abwechslungsreiche Seitenaufteilung, zurückhaltende aber stimmungsvolle Kolorierung, auch in den dunklen Nachtszenen kann man der Handlung noch folgen. [...]
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:01 Uhr)

  14. #364
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    Jürgen Weber bei versalia.de über Djinn Sammelband – Erster Zyklus von Jean Dufaux und Ana Miralles:


    [...] „Diese Geschichte beginnt und endet mit dem Körper“, schreibt Jean Dufaux im Geleitwort zu Band 1 und fügt hinzu, dass der weibliche Körper stets über den Mann den Sieg davon getragen habe. Wohl besonders dann, wenn sich ein mächtiger Djinn in einem begehrenswerten und grazilen weiblichen Körper eingenistet hat. Die junge, etwas naive und umso hübschere Engländerin Kim Nelson macht sichWie schrieb schon Goethe, der von Dufaux leidlich im Nachwort zitiert wird, im „Westöstlichen Divan“: „Wir sind aus den Elementen geschaffen/Aus Wasser, Feuer, Erd` und Luft/Unmittelbar; und irdischer Duft/Ist unserem Wesen ganz zuwider./Wir steigen nie zu euch hernieder;/Doch wenn ihr kommt bei uns zu ruhn,/Da haben wir genug zu tun.“ So spreche die „Huri“, laut Goethe. Und Suleika antwortet bei Goethe mit denselben süßen Worten: „Ach, um deine feuchten Schwingen,/West, wie sehr ich dich beneide./Denn du kannst ihm Kunde bringen,/ Was ich in der Trennung leide.//Die Bewegung deiner Flügel/Weckt im Busen stilles Sehnen;/Blumen, Augen, Wald und Hügel/Stehn bei deinem Hauch in Tränen.“
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:01 Uhr)

  15. #365
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    Jürgen Weber bei versalia.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] „Swinging“ ist in der vorliegenden Graphic Novel also nicht nur London, die Stadt des Schauplatzes, sondern vor allem auch die Charaktere und Protagonisten, die sich mühelos in das Sympathierepertoire des Lesers hineinspielen und ohne Zögern zu passenden Identifikationsfiguren werden, während sie sich quasi nebenbei und ganz spielerisch mit der Aufklärung des Verbrechens und der Entlarvung der wahrhaft Schuldigen beschäftigen. Dabei kommt dem sympathischen Duo Ray/Jones natürlich der Umstand zu Hilfe, dass Jasper schon vorher von seiner Ermordung wusste und vorgesorgt hatte. Ein Mikrofilm, der u. a. ihn und einen britischen Minister bei sadomasochistischen und satanistischen Sexpraktiken zeigt, wurde nämlich von ihm schon vorsorglich an Ray adressiert. Es gilt also nunmehr, die Hersteller des Filmes zu finden. Doch dabei stolpern die beiden selbsternannten Ermittler über so manches Wespennest, das die Korruption der damaligen Gesellschaft ans Licht bringt und die Verwicklungen auch der Politik in Sexorgien und Satanismus zur Schau stellt. Denn es waren nicht immer nur die Langhaarigen und Rockmusiker, die den Lastern der Sixties frönten, dem Jahrzehnt, das für alle Verfehlungen des 20. Jahrhunderts verantwortlich zeichnet.

    Zu all dem spielt noch eine geheimnisvolle Brünette eine Rolle, die Ray immer dann erscheint, wenn er sich gerade an seine Arbeit, die Aufklärung des Verbrechens an seinem Freund, macht. Die beiden Erzähler Benet/De Metter zeigen in einer wunderbar geheimnisvoll erzählten Geschichte, wie bunt die Sechziger gewesen sein könnten und packen nicht nur eine Menge Sexploitation und Satanismus in ihre Geschichte, sondern auch ein paar Liedtexte der damaligen Zeit, die in „purpurnen Rauch“ aufgehen, wie Jimi gesagt hätte. „I wanna take you home, yeah! I won`t do you no harm, no. You gotta be all mine, all mine. Ooh foxy lady…”. Aber der „Summer of Love“ ist bald zu Ende und in einem Meer von Verbrechen und anderen Exzessen untergegangen. Zu Weihnachten lädt dann ein Plakat im Hintergrund zu einem Jimi Hendrix Christmas Konzert. War er da nicht schon tot? Er starb dann ein Jahr später, am 18.9.1970, first victim of the stupid club, und mit ihm wohl auch die Unschuld. Der Spuk scheint jedenfalls vorüber, ein Politiker tritt zurück, die Satanisten scheinen gebannt. Doch da entdeckt Ray eine weitere heiße Spur, die ihn nach Marrakesch, auf die Djeena Al Fna führt. Und da ist auch wieder die geheimnisvolle Brünette. Und wie jeder weiß, wird in Marokko kein Weihnachten gefeiert
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:02 Uhr)

  16. #366
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    Jürgen Weber bei versalia.de über Cosa Nostra V – Murder Inc. von David Chauvel und Erwan Le Saëc:


    [...] Eine besonders perfide Episode der Geschichte, an die man wohl noch lange wird denken müssen, sollte man den Ausdruck je wieder ganz nebenbei und bedeutungslos verwenden können, war die so genannte „Ladies Night“. Am Höhepunkt ihrer Murder Inc. laden die Ganoven - wohl unter Einfluss von Alkohol oder ganz einfach aus Übermut - ihre Frauen zu einem fröhlichen „Autogrillen“ ein. Nur, dass in dem Auto ihre Opfer liegen und halbtot noch im von den Frauen angezündeten Wagen verbrennen. Ob so etwas wohl zusammenschweißt? „Und während das Auto ausbrannte, drängten sich die Frauen noch näher an ihre Männer“, schreibt Chauvel. Doch wer hoch steigt, wird auch tief fallen, so will es das Gesetz der Schwerkraft und im Falle von Kid Twist war es tatsächlich nicht nur sprichwörtlich so, doch das wird der liebe Leser natürlich erst am Ende dieser grausamen Geschichten um Mord und Totschlag erfahren.

    [...] Der dokumentarische Stil der Serie „Cosa Nostra“ wird nicht nur durch den sehr realistischen Zeichenstil ausgedrückt, sondern auch durch die S/W Dokumentationen im Anhang noch unterstützt. Man kann also durchaus etwas lernen von dieser Graphic Novel Serie, die sich ganz besonders um Realismus bemüht. In den Anmerkungen finden sich nicht nur Fotos der echten Verbrecher und Mitglieder der Murder Inc., sondern auch einige Erklärungen und Fußnoten zu den einzelnen Ereignissen, die in der Geschichte angesprochen wurden. Peter Falk soll in einer Verfilmung des Stoffes (1960) sogar mal den Abe „Kid Twist“ Reles gespielt haben. Die Vergewaltigung seiner erst 18-jährigen Freundin, die große Depression, das allgemeine Klima der wilden 20er sollen Abe zu dem gemacht haben, was er war. „Wäre die Murder Inc. eine Rockband gewesen, hätte sie in diesen Jahren ihre Glanzzeit gehabt…Die Jungs hatten ein so durchschlagendes, effizientes System entwickelt, wie das Fließband bei Henry Ford“, schreibt Cohen, einer der von Chauvel/Saec benutzten Quellen. Die beiden decken aber auch auf, dass es zwischen organisiertem Verbrechen und offiziellen Vertretern des Staates einige Überschneidungen gab, etwa zwischen Staatsanwalt und Bürgermeister New Yorks O`Dwyer. Auch der Mord an Kid Twist selbst legt einige Verstrickungen zwischen Halbwelt und Politik nahe.
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:03 Uhr)

  17. #367
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    Marco Behringer bei comicradioshow über Lauras Lied von Corbeyran und Thierry Murat:


    Erschütternde Graphic Novel über Kindesmissbrauch

    Lauras Lied Kann man die sexuelle Ausbeutung von Kindern in Comics thematisieren? 'Lauras Lied' wagt diesen Schritt. Die Graphic Novel ist eine Adaption nach einem Roman von Amélie Sarn. Éric Corbeyran hat das Szenario geschrieben und Thierry Murat die Illustrationen gemacht. Damit liegt bei schreiber&leser ein weiterer Titel von Murat vor, der dort jüngst erst mit 'Der Mörder weinte' verlegt wurde.

    Das erschütternde Bekenntnis eines Missbrauchsopfers beginnt zunächst mit einer ganz anderen erschreckenden Ereignis: Laura bekommt einen Anruf, dass ihr Vater einen schweren Autounfall hatte und im Koma liegt. Doch dann geschieht etwas Überraschendes für den Leser: Anstatt einer ausbrechenden Trauer, setzt bei der Tochter Freude ein. Erst langsam wird klar, dass sie ihren Vater abgrundtief hasst und dafür einen überzeugenden Grund hat: sie wurde als Kind von ihm regelmäßig vergewaltigt.

    [...] Die Adaption ist ihm hervorragend gelungen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie er den literarischen Erzähltext immer wieder in so genannten Voice Over-Passagen (also Texte aus dem Off) über die fortschreitende Handlung legt. Dadurch erzählt er den Roman nicht nur nach, sondern gibt ihm tatsächlich eine eigene, neue Perspektive. Manchmal verwendet er auch Parallelmontagen oder abstrakte Bilder, um die Geschichte zu erzählen.

    Murats Artwork besticht durch einen illustrativen Stil, der stark reduziert ist und einen kräftigen Strich aufweist. Was ihm meines Erachtens im Gegensatz zu 'Der Mörder weinte' nicht so kunstvoll gelang, ist die Kolorierung. Die Farben wirken flach und besitzen keine Nuancen. Einzig durch Schattierungen bekommen die Illustrationen noch eine zusätzliche Facette. Dennoch ist das Artwork immer noch sehr gefällig und stimmungsvoll.

    'Lauras Lied' lässt den Leser nicht kalt, sondern ergreift ihn. Mich hat die schonungslose Geschichte ab dem zweiten Kapitel (vier Kapitel und Epilog) gepackt und nicht mehr losgelassen. Obwohl sich die beiden Comickünstler stark in Zurückhaltung geübt haben, hinterlassen die gewährten Ausschnitte einen intensiven Eindruck. 'Lauras Lied' erweist sich als 'Lauras Leid', aber anstatt einer Selbstbemitleidung bekommt der Leser eine ermutigende Aussicht und kraftvolle Sichtweise. So wird das 'Leid' letztlich doch wieder zum beschwingt-melancholischen 'Lied'.
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:03 Uhr)

  18. #368
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    Janwillem Dubil bei der-albrecht.de über Sarane von Lax:


    [...] Lax erzählt diesen Kulturclash in gleichsam ausdrucksstarken und sinnlichen Bildern, die einen Sandsturm der Emotionen entfesseln. Zum lauen Lüftchen verkommt hingegen die Rahmenhandlung, die in der Gegenwart (also 1994) zeigt, wie Sarane als alte Frau an ihre Vergangenheit zurückdenkt. Hier rieselt der Sand ins Getriebe der Erzählung und lässt es knirschen, bis die Handlung fast vollständig zum Erliegen kommt. Die Bilder lassen sich von derartigen Bagatellen jedoch nicht beeindrucken und fließen elegant weiter, so dass man am Ende fast glauben könnte, eine Geschichte ganz ohne Worte gelesen zu haben. Die Sahara spricht schließlich für sich. Und Lax beweist sich als echter Wüstenfuchs.
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  19. #369
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    Jons Marek Schiemann bei splashcomics über Der Mörder weinte von Thierry Murat:


    [...] Von der Herangehensweise macht Murat es genau richtig. Der Sprachanteil wird sehr verknappt und anstatt langer und ausführlicher Landschaftsbeschreibungen sprechen die Bilder für sich. Generell lässt Murat lieber Bilder mehr als tausend Wörter sagen. Nicht nur der Dialoganteil ist sehr knapp bemessen, sondern auch die Off-Kommenare. Angenehmerweise sind diese auch selten redundant gegenüber den Bildern, sondern eine wahre Ergänzung.

    Wenige Panels pro Seite verdeutlichen die Isolation und die Einsamkeit. Hier sind beide Aspekte zu trennen. Isolation ist das von außen durch die karge und feindliche Landschaft angetragene, während die Einsamkeit das selbst gewählte ist. Der Mörder Angel sucht die Einsamkeit, während Paolo isoliert ist. Im Deutschen fehlt leider ein unterscheidender Begriff, wohingegen im Englischen "Loneliness" für die unfreiwillige Einsamkeit steht und "Solitude" für die selbst gewählte.

    Das schlägt sich auch in der Story nieder. Die Stimmung ist spröde und gibt gut die Kargheit wieder. Das geht aber manchmal zu Lasten der Dynamik. Auch zeichnerisch kommt es selten zu einer Dynamik, sondern verharrt eher in Posen. Naturalistische und detaillierte Ausführungen sucht man hier vergebens. Die Panels sind grob und erinnern eher an Holzschnitte. Zu einer langen Betrachtung laden sie nicht unbedingt ein. Aber in der groben Ausführung mit einer uniformen Kolorierung geben sie die Stimmung und die Landschaft passend wieder.

    In Verbindung mit der Story ist das alles sehr berührend. Flucht und Sehnsucht ist das Thema, wobei beides miteinander zusammenhängt. Denn eine Sehnsucht löst eine Flucht aus (zum Beispiel der Wunsch an einem anderen Ort zu sein), aber auch wenn man auf einer Flucht ist (wie etwa vor der Polizei) sehnt man sich nach etwas: nämlich nach einer Zuflucht. So ist auch die Konstellation der Figuren untereinander eher eine Wahlfamilie. Paolo akzeptiert anscheind den Mörder weil er sich um ihn kümmert und er vielleicht mit seiner wahren Familie nicht klar kam. Oder ist es vielmehr die Notwendigkeit, um in dieser feindlichen Umwelt zu überleben? Strahlt der Mörder eine größere Kraft aus? Eine Urtümlichkeit, die es eher mit den Naturgewalten aufnehmen kann, da seine Gewaltbereitschaft dem gleich kommt und somit das Überleben sichert? Diese Fragen bleiben offen und laden zum Reflektieren ein.

    Aber der Mörder verkörpert in gewissen Sinne auch die Welt die Paolo nicht kennt. Denn die sogenannte Zivilisation ist dann auch nichts anderes als verkommen und korrupt und anscheinend bar jeder Moral. Warum der Mörder wiederum Paolo akzeptiert kann daran liegen, dass er sich in ihm sieht. Oder die Unschuld die er schon lange verloren hat und in Paolo wieder finden will. Generell sind also viele Aspekte vorhanden, die das Lesen spannend macht. Seien es nun die gelungenen kargen Zeichnungen welche die Landschaft wiederspiegeln oder die deutungsverlangenden Aspekte: die wechselnden Figurenkonstellationen im Buch machen den Band spannend und die Atmosphäre explosiv.

    Fazit:

    Auf den ersten Blick etwas spröde, ist diese Wirkung doch gewollt. Die Zeichnungen ergänzen die Story hervorragend und Murat adaptiert einen Roman auf eine dem Medium passende Art und Weise indem die Sprache sehr verknappt wird und die Bilder stattdessen sprechen. Eine explosive Figurenkonstellation und eine bedrückende Stimmung machen den Band spannend zu lesen und laden auch zum Nachdenken ein.
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  20. #370
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    Kim Dinh bei kimspencil über Der Selbstmordclub von Usamaru Furuya:


    [...] Der Manga wird als morbides Drama beschrieben. Im Grunde genommen verrät der Titel bereits eine Menge. 54 Schülerinnen werfen sich kollektiv händchenhaltend vor einen Zug, um gemeinsam Selbstmord zu begehen. Wie durch ein Wunder überlebt genau ein Mädchen ohne jegliche Schrammen. Sayas Leben gerät nach dem Versuch sich das Leben zu nehmen, immer mehr aus den Fugen. Sie verkauft ihren Körper für Geld, fügt sich selber Schmerzen zu und gründet ihren eigenen Club, der erstaunlicherweise sehr rasch viele Anhänger findet. Sayas beste Freundin Kyoko versucht der Sache auf den Grund zu gehen, und findet dabei Erstaunliches raus. Sayas Club verfolgt ebenfalls einen kollektiven Selbstmord, für Kyoko beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

    Die Geschichte wird auf eine düstere Art und Weise mit zum Teil Anstoß erregenden Bildern erzählt, die notwendig sind, um dem Leser die dunkle Atmosphäre zu vermitteln. Selbst die Charaktere vermitteln manchmal eine sehr unheimliche Eigenart, während die Hauptfiguren schöner nicht sein könnten. Der Mangaka vermischt stilistische Zeichenmittel und lässt seine Protagonisten wirklich gekonnt herausstechen. Die Hintergründe der Panels sind zum kleinen Teil etwas spärlich, doch beim Großteil wurde nicht mit Rasterfolien gespart.

    Fazit: „Der Selbstmordclub“ ist ein sehr finsterer Manga, der nicht Jedermanns Geschmack treffen dürfte. Dennoch kann ich diesen nur weiterempfehlen. Die Geschichte wird sehr stimmig innerhalb von 171 Seiten geschildert und wartet nicht mit einer endlosen Fortsetzungsgeschichte auf. Ein abgeschlossenes Werk, das seine Zielgruppe auch außerhalb der Teenie-Reichweite findet.
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  21. #371
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    Jons Marek Schiemann bei splashcomics.de über Hot Rock von Donald Westlake und Lax:


    [...] Eine Adaption ist immer ein Thema für sich. Von der Übertragung eines Mediums in ein anderes müssen die jeweiligen medialen Spezifika angewendet werden und somit die des anderen weggelassen werden. Wird nun ein Roman in ein Comic übertragen, gilt es, die Spezifika des einen, Sprache, in die des anderen, Bilder, zu übersetzen. Lax gelingt das zum größten Teil, aber leider nicht komplett. Er verlässt sich doch noch zu sehr auf die Sprache (wahrscheinlich als Huldigung an die benutzte Sprache von Westlake) und lässt den Off-Kommentar manchmal die Oberhand gegenüber den Bildern gewinnen. Das ergibt recht häufig einen stolprigen Rhythmus, da Bilder einmal nur zur Illustration des Off-Kommentars gelten und ein um das andere Mal nur der Off-Kommentar die Handlung vorantreibt. Manchmal laufen auch beide nebeneinander her und die beiden Elemente kämpfen um die Oberhand. Das macht das ganze nicht sonderlich flüssig zu lesen.

    Schade eigentlich, denn der Stoff ist durchaus witzig, spannend und dramatisch. Auch Actionfreunde kommen auf ihre Kosten. Aber so richtig will es nicht zünden. Dabei ist alles vorhanden, was eine kurzweilige Story ausmacht. Die Geschichte steigert sich und die Ganoven geraten von einer Situation in die andere, die nicht nur logisch konstruiert sind, sondern auch immer absurder werden und das ganze recht spannend macht. Vor allem hindert die absurde Story den Stoff auch daran, die immer gleichen Heist-Stories noch einmal neu aufzuwärmen, was die Geschichte von dem Gros abhebt. Insgesamt also ein sehr kurzweiliges Vergnügen. Nur die Charaktere bleiben stellenweise etwas blaß.

    Die Zeichnungen sind aber sehr gelungen. Sowohl die Action als auch die Komik überzeugen. Zum einen durch die Dynamik und zum anderen durch die mimische Gestaltung. Die Kolorierung schafft eine gelungene Noir-Stimmung. Auch bei den Szenen am Tag ist nie eine satte Farbe vorhanden, sondern nur ein fahles Weiß, das schon in das Grau übergeht. Ausgeprägte Farben kommen nur bei den Explosionen vor, die deswegen gut wirken. Vor allem die Verwischung der Zeichnungen mit einem sichtbaren Pinselstrich ist eine sehr gute Idee. Manche mag das Befremden, da es zu Lasten von Konturen geht. Aber genau das ist das Ziel: durch die Verwischung wird die Halbwelt geschaffen, das Fehlen der Grenzen von Gut-und-Böse und zeigt, dass alles zwielichtig ist und nur Graustufen vorherrschen.

    Fazit:

    Eine etwas holprige Romanadaption, die den Gleichklang von Bild und Off-Kommentar nicht immer hinbekommt. Das lässt die Gags, die Dramatik und die Action nicht immer zünden. Dennoch ist der Band ein kurzweiliges Vergnügen, wozu die Zeichnungen, die Kolorierung und die Effekte erheblich beisteuern.
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  22. #372
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    Markus Dewes bei der digitale Flaneur über Lauras Lied von Corbeyran und Thierry Murat:


    Corbeyran & Murat: Lauras Lied - Eine beklemmende Familienstudie.

    Was passiert, wenn väterliche Liebe in sexuelles Begehren kippt & wie verarbeiten die Betroffenen diese Übergriffe und die daraus resultierenden Erfahrungen, Wunden und Leiden?

    Lauras Lied - die grafische Adaption der autobiografischen Vorlage von Amélie Sarn gibt auf diese Frage eine beklemmende & eindrückliche Antwort. Der Tranfer in das Medium Comic kann als äußerst gelungen bezeichnet werden, denn die beiden Verantwortlichen (Corbeyran: Szenario / Murat: Zeichnungen & Farbe) verzichten im Gegensatz zu anderen Auseinandersetzungen mit der sensiblen Thematik des Kindesmissbrauch, auf einen expressiven, unruhigen Strich, sondern bebildern ihren Zugang mit reduzierten, unaufdringlichen Zeichnungen und konzentrieren sich auf den Text.

    Die Finesse der Adaption besteht in der sorgfältigen Übernahme des Duktus der Romanvorlage. Die dort verwendeten Sprache changiert zwischen atemloser Beschreibung und erschreckender Lakonie und erreicht eine unglaubliche Treffsicherheit, die dem Leser nur selten eine Chance gewährt sich dem Geschilderte zu entziehen. Bereits zu Beginn wird deutlich, dass hier keine beschauliche Familienidylle umrissen wird.

    [...] Meine einzige Kritik an dieser präzisen Studie eines innerfamiliäres Verbrechens ist die etwas unbeholfene Übersetzung des Originaltitels (Elle ne pleure pas, elle chante / Sie weint nicht, sie singt) denn gerade diese verlorengegangenen Formulierung beschreibt ein weiteres Hauptmotiv des Romans. Der sirenenhafte Gesang des Leids, kann er als Erklärung für das Verbrechen dienen?
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    Geändert von schreiberleser (10.10.2011 um 13:04 Uhr)

  23. #373
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    Jons Marek Schiemann bei splashcomics.de über Der Mörder weinte von Thierry Murat:


    [...]Thierry Murat hat mit Der Mörder weinte eine Adaption des Romans von Anne-Laure Bondoux vorgelegt. Von der Herangehensweise macht Murat es genau richtig. Der Sprachanteil wird sehr verknappt und anstatt langer und ausführlicher Landschaftsbeschreibungen sprechen die Bilder für sich. Generell lässt Murat lieber Bilder mehr als tausend Wörter sagen. Nicht nur der Dialoganteil ist sehr knapp bemessen, sondern auch die Off-Kommenare. Angenehmerweise sind diese auch selten redundant gegenüber den Bildern, sondern eine wahre Ergänzung.

    Wenige Panels pro Seite verdeutlichen die Isolation und die Einsamkeit. Hier sind beide Aspekte zu trennen. Isolation ist das von außen durch die karge und feindliche Landschaft angetragene, während die Einsamkeit das selbst gewählte ist. Der Mörder Angel sucht die Einsamkeit, während Paolo isoliert ist. Im Deutschen fehlt leider ein unterscheidender Begriff, wohingegen im Englischen "Loneliness" für die unfreiwillige Einsamkeit steht und "Solitude" für die selbst gewählte.

    Das schlägt sich auch in der Story nieder. Die Stimmung ist spröde und gibt gut die Kargheit wieder. Das geht aber manchmal zu Lasten der Dynamik. Auch zeichnerisch kommt es selten zu einer Dynamik, sondern verharrt eher in Posen. Naturalistische und detaillierte Ausführungen sucht man hier vergebens. Die Panels sind grob und erinnern eher an Holzschnitte. Zu einer langen Betrachtung laden sie nicht unbedingt ein. Aber in der groben Ausführung mit einer uniformen Kolorierung geben sie die Stimmung und die Landschaft passend wieder.

    In Verbindung mit der Story ist das alles sehr berührend. Flucht und Sehnsucht ist das Thema, wobei beides miteinander zusammenhängt. Denn eine Sehnsucht löst eine Flucht aus (zum Beispiel der Wunsch an einem anderen Ort zu sein), aber auch wenn man auf einer Flucht ist (wie etwa vor der Polizei) sehnt man sich nach etwas: nämlich nach einer Zuflucht. So ist auch die Konstellation der Figuren untereinander eher eine Wahlfamilie. Paolo akzeptiert anscheind den Mörder weil er sich um ihn kümmert und er vielleicht mit seiner wahren Familie nicht klar kam. Oder ist es vielmehr die Notwendigkeit, um in dieser feindlichen Umwelt zu überleben? Strahlt der Mörder eine größere Kraft aus? Eine Urtümlichkeit, die es eher mit den Naturgewalten aufnehmen kann, da seine Gewaltbereitschaft dem gleich kommt und somit das Überleben sichert? Diese Fragen bleiben offen und laden zum Reflektieren ein.

    Aber der Mörder verkörpert in gewissen Sinne auch die Welt die Paolo nicht kennt. Denn die sogenannte Zivilisation ist dann auch nichts anderes als verkommen und korrupt und anscheinend bar jeder Moral. Warum der Mörder wiederum Paolo akzeptiert kann daran liegen, dass er sich in ihm sieht. Oder die Unschuld die er schon lange verloren hat und in Paolo wieder finden will. Generell sind also viele Aspekte vorhanden, die das Lesen spannend macht. Seien es nun die gelungenen kargen Zeichnungen welche die Landschaft wiederspiegeln oder die deutungsverlangenden Aspekte: die wechselnden Figurenkonstellationen im Buch machen den Band spannend und die Atmosphäre explosiv. [...]
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  24. #374
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    Michael Nolden bei comicblog.de über Hot Rock von Donald Westlake und Lax:




    [...] Westlakes John Dortmunder, der schon von Robert Redford auf der Leinwand verkörpert wurde, ist in der Comic-Version von Lax ein schlanker, hoch aufgeschossener Kerl, Raucher, dunkelhaarig, jugendlich wirkend, dessen Gesicht aber auch verknittert sein kann, wenn mal wieder alles gründlich daneben geht. Ähnlich individuell, wie er den Dortmunder gestaltet, ist auch der Rest der Bande. Lax verwendet eine Art Maltechnik, die schnell aufgetragen scheint, den Moment präzise und die Gefühle auf den Gesichtern der Charaktere sehr genau einfängt. Ein wenig ist diese Mischtechnik aus Skizze, Buntstift, Bleistift, lasierendem und deckendem Farbauftrag auch an Gerichtsbilder angelehnt.

    New York wird als städtischer Nebendarsteller immer gerne genommen. Lax legt besonderen Wert auf die amerikanischen Automobile jener Tage, Schiffe auf den Straßen, prall, wuchtig. Als kleine Hommage an Edward Hoppers Bild Nighthawks darf natürlich auch der Blick auf ein Eck-Diner nicht fehlen.
    Hot Rock funktioniert nicht nur wegen der vortrefflichen Charaktere, die vorbildhaft sind und von Westlake sehr ernst angelegt wurden. Hot Rock funktioniert aus heutiger Sicht auch als Rückblick in eine Zeit, in der Planungen für einen Coup penibel abliefen, aber ohne heutige technische Möglichkeiten auskommen mussten, das Ausbaldowern noch eine echte Herausforderung war. Westlake etabliert einen Running Gag mittels des eher geizigen Auftraggebers und lässt sich für die verschiedenen Gaunereinsätze einiges einfallen. So wird ein Cobra Shelby als Fluchtwagen eingesetzt. Man gönnt sich ja sonst nichts.
    Eine feine Mischung aus Action und Gaunerkomödie, ausdrucksstark und passend zur Geschichte gezeichnet, mit einem dokumentarischen Blick. Für Freunde guter Krimis, mit ein wenig historischem Flair, genau das Richtige.
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  25. #375
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    Alexnader Nickel-Hopfengart bei zuckerkick.de über Briefe aus ferner Zeit von Lorenzo Matotti:


    Die aktuelle Graphic Novel von Mattotti hinterlässt einen mit dem Gefühl durch das Atelier eines Kreidezeichners zu schlendern und sich dessen Kunstausstellung zu Gemüte zu führen. Vier Geschichten erzählt er uns mit freundlicher Unterstützung der beiden Texter Giandelli und Ambrosi in seiner Graphic Novel „Briefe aus einer fernen Zeit“. Geschichten aus dem Alltag, die er in abstrakte Motive überführt, welche bisweilen auch ohne Text funktionieren. Vorwiegend dreht sich der Band, der bereits im Jahre 2005 erstmals veröffentlicht wurde, um Menschen, die für einen Moment lang ihre Gedanken nach innen richten. Menschen, die mit dem Zug fahren oder am Flughafen festsitzen. Menschen, die sich für einen Moment lang aus ihrem digitalisierten, schnelllebigen Alltag ausklingen möchten. Sie alle werden in den Mittelpunkt dieser vier Kurzgeschichten gerückt, die man sich am Besten einrahmen und ins Wohnzimmer hängen möchte. Die Motive rufen schöne Erinnerungen an zahlreiche Vertreter des Expressionismus wach, Mattotti legt sehr viel Wert darauf, dass seine Motive für jedermann zugänglich bleiben. Seine Bilder erinnern einen an die Gemälde der expressionistischen Phase eines August Robert Ludwig Macke. Sie entführen einen fortwährend in eine andere Welt, so dass man sich diesen 65seitigen Kunstschatz in Graphic Novel-Form auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
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