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Ergebnis 326 bis 350 von 504

Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #326
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    Helmuth Santler bei bestofweb.at über Djinn 10 – Der Palast der Lüste von Jean Dufaux und Ana Miralles:


    Nach dem großartigen Orient-Zyklus zu Beginn (Bände 1 bis 4) folgte der zwar ungemein kraftvolle, aber leider erzählerisch weniger überzeugende Afrika-Zyklus (Bände 5 bis 9). Mit dem nun vorliegenden zehnten Band beginnt der abschließende Indien-Zyklus, und er beginnt fulminant. Politik, Macht und verfeinerte Liebeskunst standen von Anfang an im Mittelpunkt von Djinn, und an diesen Ausgangspunkt sind wir jetzt zurückgekehrt. Keine konzeptuellen Widersprüchlichkeiten mehr wie im Afrika-Zyklus, dessen animalische Rohheit sich so gar nicht mit verfeinerter Liebeskunst vereinbaren ließ. Djinn ist wieder da, wo es hingehört: In der sehr dünn besiedelten Topetage von Werken, denen es gelingt, einen raffinierten Plot vor einem ernsthaft recherchierten historischen Hintergrund aufzurollen und dabei die hocherotischen Inhalte zum integralen und bestimmenden Teil der Handlung zu machen. Selbige ist im übrigen weitestgehend eigenständig; soll heißen, Der Palast der Lüste eignet sich auch für Einsteiger in die Reihe.
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  2. #327
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    Michael Nolden bei comicblog.de über Die Weiße Tigerin 7 – Paris sehen und sterben von Wilbur und Conrad:


    [...] eine gelungene Mixtur aus Agentenhatz, Schatzjagd und ein wenig LOST.

    Conrad und Wilbur nutzen die Technik eines Vorausblicks, um gleich darauf in die Vergangenheit zurückzueilen und zu zeigen, wie es dazu kommen konnte. Vom städtischen Flair eines Nachkriegs-Paris geht es in ein mit Trümmern übersätes Tokio und von dort auf eine Insel, wo sich der Aufenthalt von Alix und Rousseau zu einem wahren Alptraum auswächst. Hier haben sich die beiden Autoren einiges einfallen lassen. Wieder gilt: Man sollte sich von Conrads beschwingten cartoonähnlichen Bildern nicht täuschen lassen. Hier geht es beinhart zur Sache. Hinter den Kulissen ist es gewalttätig und manchmal auch pervers. Spannung, Spaß und leichter Grusel sind hier garantiert.
    Je größer, je besser: Wenn Conrad sich so richtig auf einer Seite auslassen kann, kommen atmosphärische Schmuckstücke zum Vorschein. Seine ganzseitigen Bilder von Tokio und Shanghai wie auch der Insel sind perfekte Einstiege in die jeweiligen Handlungssequenzen. Der Tuschestrich ist schnell und organisch ausgeführt. Farbe durfte hier ein wenig laufen. Dadurch sind starke Bilder entstanden, aus alter Schule, als die Zeichner der Tusche noch erlaubten, auszureißen. Das findet sich nicht mehr so oft. Der Eindruck ist künstlerischer, offener. Diese Art zu zeichnen passt zur gezeigten Zeitperiode und zur Rasanz vieler Szenen, denn Conrad hat Verfolgungsjagden, Feuergefechte, Zweikämpfe zu gestalten.
    Julien Lois folgt der kräftigen Strichführung mit einer ausgewogenen Farbmischung einer zurückhaltenden Palette und knalligen Farben. Rot und Orange ziehen beispielsweise die Aufmerksamkeit auf sich. Ein roter Citroen 15 CV, Alix in orangefarbener Kluft vor dschungelartiger Kulisse. Stets ist Alix ein Farbtupfer, ein Mittelpunkt des Geschehens. Es findet keine Überkolorierung statt, sondern immer nur so viel, wie es braucht, um filmisch zum nächsten Bild überzuwechseln.
    Ein schöner und überaus spannender Serienabschluss. Für die weiße Tigerin, im Team mit dem dreifarbigen Drachen Rousseau würde man sich noch einen weiteren Zyklus wünschen. Doch so muss vorerst gesagt werden: Schade, dass es vorbei ist.
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  3. #328
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    Janwillem Dubil bei der-albrecht.de über Inspektor Canardo 19 – Opas Asche von Sokal:


    Comics des Monats
    Tiere in Trenchcoats: „Ein Fall für Inspektor Canardo”

    Und wieder waten sprechende Tiere durch den Sumpf des Verbrechens. Erpel Canardo ist quasi der Schimanski des Comics: Dienstältester Schmuddel-Ermittler mit Hang zu Alkohol und Zigaretten und einem Talent dafür, sich ständig ungewollt in die größten Tragödien zu bugsieren. So gesehen nimmt sich sein neuer Fall „Opas Asche” vergleichsweise vergnüglich aus: Nach dem Tod eines belgischen Mafiapaten chauffiert Canardo dessen verzogene Enkel durch das Land. Ziel: Das Atomium in Brüssel, von dem die Bälger die titelgebende Asche verstreuen sollen, bevor sie Opas Vermögen erben können. Inszeniert wird die Reise als Mosaik aus Abscheulichkeiten: Aus Abraumhalden, Kinderschändern und gezuckertem Bier. Aber auch als schwarzhumoriger Kommentar zur Kindererziehung. Denn wo Canardo auftaucht, sieht die Supernanny kein Land mehr.
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  4. #329
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    Stephan Schunck bei splashcomics.de über Cosa Nostra V – Murder Inc. von David Chauvel und Erwan Le Saëc:


    [...] Chauvel und Le Saec rollen die Historie des organisierten Verbrechens auf ihre eigene Art und Weise auf. Sie setzen - im Gegensatz zu den eher verherrlichenden und teils romantisierenden Beschreibungen der Mafia wie man sie aus filmischen Epen wie Es war einmal in Amerika, Good Fellas, Die Unbestechlichen oder Der Pate kennt - historischen Fakten in eine Folge einfacher und unspektakulärer Bilder im klassischen Stil fast schon reporterhaft und historisch schnörkellos um.

    Werdegang der Protagonisten, Motivation für ihr Handeln und die daraus oft zwangsläufigen, unausweichlichen Folgen werden akribisch, detailliert und ungeschönt beschreiben und dokumentiert.

    Diese Geschichten erfordern eine ungehörige Aufmerksamkeit, zu viele unterschiedliche Charaktere greifen in die blutigen Auseinandersetzungen ein, so dass man immer wieder gezwungen ist, zurückzublättern und ganze Passagen erneut zu lesen. Der äußere Rahmen der Geschichte wird durch eine "neutrale" Aufzählung der Geschehnisse gebildet - ohne den man leicht die Übersicht verlieren könnte. Dieser äußere Rahmen - die historischen Fakten - werden durch eher prosaische Dialoge, die versuchen, die Handlungen zu erklären, ergänzt.

    Das Resultat ist eine mehr als glaubhafte "historische" Abhandlung des sich formierenden organisierten Verbrechens. So oder so, Chauvels und Le Saëcs Werk über Aufstieg und Fall (?) der Mafia entwickelt sich mehr und mehr zu einem quasi historischen Standardwerk.

    Comic und Geschichte treffen in lebendiger Form aufeinander und das in einem ansprechenden und handlichen Format. Man braucht wirklich Zeit und Durchhaltevermögen - aber es lohnt sich!
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  5. #330
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    Christian Endres bei christian.endres.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:




    [...] Überhaupt ist die Geschichte unterm Strich ziemlich amerikanisch, hat damit aber auch alles, was ein waschechter Krimi Noir braucht: Eine klassische, sauber konstruierte Story. Eine glühend heiße Sexszene. Verwinkelte Beweggründe aller Beteiligten. Ein knallhartes, konsequentes Ende. Und vor allem: keinen echten Helden.

    Ein Comic-Noir-Filetstück, das auch aus Ed Brubakers und Sean Philips vorzüglicher „Criminal“-Reihe hätte stammen können.
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  6. #331
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    Peter Hetzler bei comickunst.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    Also De Metter ist schon klasse. Bereits in Shutter Island hat er ein Artwork abgeliefert, das vom Feinsten war. Seine Figuren wirken mehr schraffiert, als gezeichnet, was ihnen einen flüchtigen Ausdruck gibt. Auch die Farben sind unscharf, bringen aber genau die Stimmung in die Bilder, die die jeweilige Episode braucht.

    [...] Ein spannender Krimi, der vor allem auch deshalb gefällt, weil hier nicht mit abgelutschten Klischees gearbeitet, sondern eine abwechslungsreiche Story erzählt wird. Und natürlich wegen den Zeichnungen von De Metter. Sie sind möglicherweise gewöhnungsbedürftig, aber absolut ausdrucksstark.
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  7. #332
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    Jons Marek Schiemann bei comicgate.de über Cosa Nostra V – Murder Inc. von David Chauvel und Erwan Le Saëc:


    [...] Manche Mängel des Bandes liegen im Genre selbst begründet. Die Gesichter etwa sind von Erwan Le Saec sehr verwechselbar gezeichnet und nur durch kleinste Kleinigkeiten auseinanderzuhalten (was durch die kleinen Panels zusätzllich erschwert wird). Nun will es schon die Natur eines Geschichtscomics, dass viele Personen und viele Namen vorkommen. Hier droht der Leser den Überblick zu verlieren. Wenn man dann noch nicht einmal die Personen auseinanderhalten kann, braucht es schon eine gehörige Portion Konzentration.

    Ermüdend wirkt Cosa Nostra auch dadurch, dass manche wichtigen Elemente der Vorbände hier nicht mehr auftauchen. Der soziokulturelle Kontext, also warum zu dieser Zeit in dieser Situation diese Personen als Verbrecher aufsteigen konnten, wird vernachlässigt. Das ist insofern bedauerlich, da die Murder Inc. in zehn Jahren 3000 Menschen ermordete! Da bräuchte man schon detailliertere soziokulturelle Einsichten, um diesen „Erfolg" zu erklären und nicht eine endlose Aneinanderreihung von Namen, Daten und Fakten, in der sich vieles wiederholt. Warum die Organisation so lange unbehelligt blieb, wird auch nicht richtig klar. Was die Lektüre noch zusätzlich erschwert, ist der mangelnde rote Faden. Die ganze Geschichte hat keine Struktur. Bei einer Biografie wäre es der Lebensfaden, aber bei einer Organisation mit so vielen Figuren ist kein Faden, sondern eher ein Knäuel vorhanden. Oder, für den Autor, ein gordischer Knoten.

    Graphisch ist auch der fünfte Band im realistischen frankobelgischen Stil gehalten. Leider fallen Le Saec keine besonderen Bilder ein. Waren im Vorgängerband noch schön versteckt Symbole eingearbeitet, fallen hier nur einige gewagte Perspektiven und die sehr gelungene Farbgebung auf. Die Verwendung von Zooms, also das schrittweise Annähern von einer Totalansicht bis hin zu Details, welches den Leser quasi in den Bodensatz der Stadt führt, ist zwar gelungen, geschieht aber zu häufig. Auch dieser Mangel an graphischen Ideen führt zu Ermüdungserscheinungen beim Leser.

    Historisch faszinierend, ist der fünfte Band der epochalen Serie leider recht einfallslos geraten und hat keinen roten Faden. Einer der schwächsten Bände der Reihe.
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  8. #333
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    Stefan Erlemann bei media-mania.de über Die Weiße Tigerin 7 – Paris sehen und sterben von Wilbur und Conrad:


    Eine wilde und leider oft auch wirre Verfolgungsjagd reihe sich an die nächste und nicht nur das (fast) vorweggenommene Ende, das Wilbur und Conrad ihrem siebten Streich voranstellen, enttäuschen den Leser und Kenner der Serie "Die weiße Tigerin" ein ums andere Mal.

    Da erlauben sich die beiden Szenaristen immer wieder herbe Sprünge und abrupte Handlungsbrüche und von Logik ist in "Paris sehen und sterben" ganz sicher nicht mehr die Rede. Stattdessen sind Action, brutale Gewalt und Leichen im Dutzend angesagt. Aus der anfangs witzigen, humorigen und locker-leicht servierten Geschichte der "Weißen Tigerin" ist endgültig ein Schlachten und Köpfen geworden. Das deutete sich zwar bereits im fünften Band an und setzte sich im sechsten fort, doch was Wilbur und Conrad hier bieten, ist gänzlich humorlos und immer wieder fast sinnlos brutal.

    Wären nicht die wundervollen Bilder Conrads, die traumhaft schöne Alix und die packende (wenn auch unlogische) Jagd nach dem Schatz, man müsste sich mit Grausen abwenden. Doch Conrad gelingen wieder einmal geniale Bilder, traumhaft schön koloriert von Julien Lois. In kräftigen Farben, wundervollen Szenen und immer wieder absolut hinreißenden, ganzseitigen Zeichnungen fesselt die Grafik des siebten Bandes jeden Betrachter. Man verschmerzt sogar die Humorlosigkeit, mit der die beiden Autoren zu Werke gehen – immerhin geht es um die Rivalität Japans und Chinas, die wahrlich damals mit härtesten Bandagen geführt wurde (und in manchen Köpfen auch heute noch geführt wird).

    "Paris sehen und sterben" ist ein teils enttäuschender, teils grandioser Abschluss der Serie "Die weiße Tigerin". Man vermisst schmerzlich die Leichtigkeit der ersten Bände, sehnt sich nach dem lockeren Humor und der fast spielerischen Art und Weise, wie Handlung und Bilder verschmolzen. Doch Conrad vermag auch dieses grausame, harte und humorlose Ende so gut zu verpacken, dass Fans von Alix nicht zögern sollten, auch den siebten Band zu erwerben. Wer aber die Serie nicht kennt oder bereits Band fünf nicht mehr als gelungen betrachtet, kann getrost verzichten – "Paris sehen und sterben" ist in jeder Hinsicht eine Steigerung der dort erkennbaren Tendenzen.
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  9. #334
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    Christian Meyer bei choices.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet und Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    Die „Noir“-Reihe von Schreiber & Leser schreitet zügig voran. „Die Straße nach Selma“ ist eine Wiederveröffentlichung der 1995 bei Carlsen erschienenen Geschichte „Zufällige Nähe“ von Tome und Philippe Berthet. Die Story vereint klassischen Noir-Stoff mit einer Rassismus-Thematik à la „In der Hitze der Nacht“, der Zeichenstil ist realistisch. Das Format ist zwar kleiner, aber der Band ist schöner aufgemacht als die deutsche Erstveröffentlichung. Im Anhang findet sich außerdem ein aktuelles Interview mit den beiden Künstlern. „Swinging London“ von Thomas Bénet und Christian De Metter ist visuell spektakulärer. Metter hat bereits „Shutter Island“ von Dennis Lehane adaptiert. Nun widmet er sich einer Story, die in okkultistischen Kreisen der Londoner Musikszene der 1960er Jahre angesiedelt ist und zahlreichen Berühmtheiten wie Lennon, Jagger, Hendrix oder Burroughs einen Cameo-Auftritt verschafft.
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  10. #335
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    Dave Schläpfer bei comic-check.ch über Barbara Teil 2 von Osamu Tezuka:


    Muse, Hexe, Frau
    [...] knüpft nahtlos an die Güte der bisher auf Deutsch erschienenen Bände («Adolf», «Kirihito» und «Astro Boy» respektive indirekt auch «Pluto») des «Gotts der Manga» an. Die im Original 1973 als Fortsetzungsgeschichte publizierte Zweiteiler ist keineswegs eine Lovestory, wie man zunächst vielleicht annehmen könnte. Vielmehr handelt es sich um eine Reflexion über die Kunst und das Künstlerdasein. Denn Barbara scheint keine «normale» Frau zu sein, sondern vielmehr eine Muse, die Mikura einerseits zu künstlerischen Höchstleistungen anspornt, und diesen andererseits im selben Ausmass ins Verderben stürzt. Dabei bleibt letztlich oft unklar, was bei den oft grotesken Episoden wirklich real und wie viel Zutat von Mikuras eigener übersteigerter Wahrnehmung ist. Das einzige, was an «Barbara» etwas irritiert, ist der Umstand, dass Frauen verprügeln darin scheinbar das normalste auf der Welt darstellt. Zudem lässt sich über die nicht wirklich zwingenden Ausflüge ins Okkulte streiten. Im Nachwort (von 1982) sagt Tezuka – ganz der Pragmatiker, aber vielleicht hängt das auch mit dem anderen Comicverständnis in Japan zusammen –, dass er sich einzig wegen des Leserinteresses und der damit verbundenen Kritik am ersten Band für diesen übersinnlichen Einschlag entschieden habe. – Prädikat: Äusserst vielschichtig und sehr empfehlenswert. (scd)
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  11. #336
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    Marco Behringer bei textem.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    Die s&l noir-Reihe geht in die nächste Runde. Nach Shutter Island ist erneut der künstlerisch ambitionierte Zeichner und Kolorist Christian de Metter vertreten. Diesmal hat er sich neben Thomas Bénet auch als Schreiberling versucht – mit Erfolg! Swinging London bietet alles, was das Noir-Herz begehrt, und besticht außerdem durch ein innovatives Artwork. [...]


    Die Autoren erzählen ihre dynamische Story ohne Erzähltext. Ort und Zeitangaben lotsen den Leser von einem Schauplatz zum nächsten. Swinging London bietet nicht nur einen rätselhaften Mordfall, sondern auch eine authentische 68er-Kulisse: Hippies und Rockbands sind allgegenwärtig und Plakate von Jimi Hendrix schmücken die Hauswände. Sogar der Beat-Poet William S. Burroughs erhält einen Cameo-Auftritt –als Hippie-Kritiker und Sportschütze!

    De Metters Zeichenstil bewegt sich zwischen Reduktion und Realismus. Filigrane und kräftige Tuschelinien wechseln sich ab. Bei der Kolorierung trägt De Metter seine nuancierten Farben expressiv auf.

    Den Autoren von Swinging London ist ein stimmungsvoller Noir-Thriller gelungen. Atmosphäre ist dicht und spürbar. Die Story selbst erneuert vielleicht nicht unbedingt das Genre, aber rätselhafte Spannung ist dennoch garantiert.
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  12. #337
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    Stephan Schunck bei splashcomics.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:


    [...] Eine aussergewöhnliche Geschichte und ein aussergewöhnliches Autor/Szenaristen Gespann prägen einen mehr als nachdenklichen, spannenden und aufregenden Road Movie in Form eines Comics. Man sollte vielleicht vorweg sagen, dass Die Straße nach Selma nicht neu ist, die Geschichte ist fast zwanzig Jahre alt und wurde schon unter dem Titel Zufällige Nähe im Rahmen der Serie Carlsen Lux als Band 39 im Jahr 1995 veröffentlicht. Aber da das wahrscheinlich kaum mehr einer weiß, da der Band sicherlich nicht mehr erhältlich ist und jetzt im Rahmen der Edition Noir von Schreiber & Leser in einem anderen Format erneut veröffentlicht wird, soll er einen entsprechenden Tribut erfahren.

    Auch soll erwähnt werden, dass man sich in der neuen Übersetzung um political correctness bemüht hat - aus “Nigger” wurde “Schneeflocke”, naja. Philippe Vandevelde (Tome) war bis zu diesem Band sicherlich nicht für seine realistischen Szenarios bekannt. Gemeinsam mit Janry führte er Spirou zu neuen graphischen Höhepunkten und auch die vielleicht etwas weniger “kindliche” Serie Soda ist ein vielleicht zu wenig beachtetes Highlight. Aber diese beiden Serien sind mit Die Straße nach Selma nicht zu vergleichen. Auch wenn der Ursprung der Idee nicht im Süden der Vereinigten Staaten lag, sondern eher die Erfahrungen eines Besuchs von Tome in Südafrika wiederspiegelt, vor zwanzig Jahren - und wahrscheinlich noch heute - sind die Südstaaten nur rudimentär anders.
    Was also macht den Reiz der Geschichte aus? Keinen Europäer würde es doch wirklich verwundern, wenn der Ku-Klux-Klan und eine nicht nachvollziehbare Rassentrennung nach wie vor das Leben im Süden Nordamerikas beeinflussen - oder? Vielleicht bekommen diese Themen durch einen schwarzhäutigen Präsidenten eine gewisse Präsenz.
    Mit Berthet als Zeichner, der wohl auch maßgeblichen Einfluss darauf gehabt hat, dass Tome die Geschichte überhaupt erzählt hat, wird die brisante Problematik nicht entschärft, bekommt allerdings den notwendigen Kick hinzuschauen.
    Ach ja, Selma ist wohl nicht wirklich zufällig als Ort des Geschehens gewählt. Wer sich dafür interessiert, sollte mal bei Wikipedia nachschauen. [...]
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  13. #338
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    Stefan Erlemann bei media-mania.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:


    [...]

    Der 1995 unter dem Titel "Zufällige Nähe" erschienene Comic ist gradlinig, kompromisslos, düster und eisenhart. Selten wurde das Thema Rassismus gnadenloser illustriert. Versehen mit einem sehr knappen Text, der mehr andeutet als wirklich sagt, können vor allem die Bilder überzeugen. Sie sind der Story angemessen scharf und stilsicher, minimalistisch und gelegentlich fast skizzenhaft vereinfacht.

    Nur die recht krasse Kolorierung, die als Kontrapunkt zur düsteren Geschichte auf kräftige Farben, leuchtendes Blau, krasses Rot, Ocker, Gelb und erdige Naturtöne für die Hintergründe setzt, irritiert des Öfteren. Fast würde man sich düstere Farben, Braun und gedecktes Rot wünschen. Man muss aber Topaze & Berthet, die für die Kolorierung verantwortlich zeichnen, Respekt zollen. Sie erreichen bei aller Kritik eine deutliche Dramatisierung und Akzentuierung des Geschehens, die dem Comic letztlich dient.

    "Die Straße nach Selma" ist eine Perle des Noir-Genres. Zwar publiziert Schreiber & Leser dieses Werk in kleinerem Format als damals Carlsen, doch der Qualität von Text und Bild schadet dies kaum – man wird von der ersten bis zur letzten Seite in diese Geschichte hineingesogen und kann sich emotional kaum von den Ereignissen lösen. Der Schluss, der im Stile von "12 Uhr mittags" in einem gnadenlosen Showdown mündet, lässt wirklich keine Wüsche mehr offen. Und auch wenn fast neunzehn Euro für dieses achtzigseitige Comicbook kaum günstig zu nennen ist, lohnt sich der Erwerb unbedingt.
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  14. #339
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    Anne-Sophie de Millas bei splashcomics.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] Swinging London wird bei Schreiber & Leser unter dem Label "noir" veröffentlicht- zu Recht, denn hier wird eine äußerst düstere Geschichte erzählt, voller Verbrechen, Gewalt und dunkler Machenschaften, noch dazu angereichert mit einer Portion Übersinnlichem. Das pulsierende Treiben im London der 60er Jahre wird gut eingefangen, allein schon aufgrund der zahlreichen Kurzauftritte namhafter Prominenter dieser Zeit, darunter Michael Caine, Janis Joplin, Mick Jagger, Jimi Hendrix und sogar William S. Burroughs (am Schießstand!).

    Leider schafft es der Erzähler dennoch nicht seine Leser wirklich mitzureißen, großartige Spannung will sich einfach nicht einstellen. Schlimmer noch, obwohl hier Frauen aufs widerwärtigste missbraucht, gefoltert und getötet werden, lässt einen deren Schicksal seltsam unberührt. Insgesamt meint man, die ganze Story schon einmal irgendwo anders - und besser- gelesen oder gesehen zu haben.

    [...]

    Deren Schöpfer, Christian de Metter, kennt man in Deutschland als Zeichner der Comicadaption des Romans und Films Shutter Island, welche ebenfalls bei Schreiber & Leser erschienen ist. So ist es auch sein kräftiger, manchmal etwas kruder Strich und die ungewöhnliche Farbgebung, die Swinging London über das Mittelmaß hinausheben und wesentlich zur unheilvollen Atmosphäre beitragen. Die Kolorierung hält sich dabei nicht wie sonst üblich genau an die Umrisslinien aus Tusche, sondern besteht eher aus sich stetig überlagernden Farbflächen, in etwa wie ein sehr unsauberer Siebdruck mit größtenteils schmutzigen Farben. Dagegen setzen sich Indranaths Visionen deutlich ab, für diese verwendet der Künstler einen malerischeren Stil und bedient sich greller Gelbtöne.

    Fazit:
    Swinging London macht es einem nicht unbedingt leicht, sich ein Urteil zu bilden. Andererseits sind da die tollen, atmosphärisch dichten Zeichnungen, andererseits kann die etwas überfrachtete Geschichte um Rockmusik und Ritualmorde nicht wirklich überzeugen, freilich ohne ein Totalausfall zu sein. Unterm Strich bleibt ein ambitionierter, aber am Ende doch eher mittelmäßiger Comic, der aber vermutlich seine Fans finden wird. Wer ein ausgeprägtes Faible für die 60er Jahre hat, den dürfte die Geschichte allein aufgrund des Settings durchaus ansprechen.
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  15. #340
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    Michael Nolden bei comicblog.de über Der Janitor 4 – Schatten der Vergangenheit von Yves Sente und François Boucq:


    [...] Francois Boucq pflegt als Zeichner einen feinen, schnellen, aber sehr genauen Strich. Hier ist Realismus Trumpf. Ähnlich wie ein Philippe Francq (Largo Winch) mit interessanten Ortsbildern arbeitet, sind die Schauplätze hier eine wichtige, stimmungsvolle Kulisse. Einige Spots zeigen zügig, wo die Handlung stattfindet, bevor sie in die Nebenschauplätze eintaucht. Von der Weite geht es in die Enge, so in Rio de Janeiro vom Corcovado hinein in ein Wellness-Center. Dieses wird nach der touristischen Atmosphäre zu Beginn zum Schauplatz eines brutal verübten Racheaktes.
    Boucq zeichnet seine Figuren mit großer Individualität.

    [...] Eine sehr spannende, aber auch überleitende Episode aus der Geschichte des Janitors. Yves Sente versieht seinen Titelhelden mit noch mehr Tiefe, während Francois Boucq Rückblicke und Gegenwart von Bruder Vince cineastisch in Szene setzt. Die Kenntnis der bisherigen Geschichte ist jedoch ein Muss.
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  16. #341
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    Thomas Wörtche bei kaliber38.de über Jessica Blandy 2 – Blue Nights/El Zamuro/The girl from Ipanema von Jean Dufaux und Renaud:


    [...] noch der dringende Hinweise auf zwei Bände mit gezeichneter Kriminalliteratur vom Feinsten: Jessica Blandy Bd. 1 und Bd. 2, von Jean Dufaux (Szenario) und Renaud (Bilder), die gerade bei Schreiber & Leser/Alles Gute erschienen sind. Sechs von 24 Geschichten des Comics von 1987, die in atemberaubenden Bildern und coolen Plots von Sex und Gewalt, Licht und Raum, Schönheit und Tod erzählen. Jessica Blandy ist nur noch eine entfernte Verwandte von Modesty Blaise und noch keine Lisbeth Salander, aber eine derart starke Frauenfigur, dass man sich wundert, warum sie nicht viel populärer geworden ist. Aber vielleicht ändert sich das ja.
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  17. #342
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    Peter Hetzler bei Darmstädter Echo über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] Ein spannender Krimi, der vor allem deshalb gefällt, weil hier nicht mit Klischees gearbeitet, sondern eine abwechslungsreiche Story erzählt wird. Und natürlich wegen den Zeichnungen von De Metter. Sie sind möglicherweise gewöhnungsbedürftig, aber ausdrucksstark.
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  18. #343
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    Janwillem Dubil bei der-albrecht.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:


    [...] Philippe Berthets Zeichnungen kleiden diese Ballade eines geborenen Verlierers in nahezu spektakuläre Tristesse: Staubige Straßen und versiffte Hotelzimmer wohin man blickt, abgesehen von dem Flugzeugfriedhof, auf dem die Geschichte seinen eindrucksvollen Höhepunkt findet. An solchen Orten endet der amerikanische Traum nicht – hier liegt er begraben. Die letzten Bilder zeigen einen hässlichen Hund, der mit gebrochenen Beinen von dannen hinkt. Er ist mit dem Leben davongekommen. Ein Happy-End.
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  19. #344
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    Alexander Nickel-Hopfengart bei zuckerkick.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] Neben dieser schwierigen Thematik setzt sich das Buch aber auch gekonnt damit auseinander, wie nach dem Tod eines Musikers immer wieder versucht wird, dessen Erbe auszuschlachten. Der Buchtitel umschreibt derweil die aufstrebende, junge Rockszene Anfang der 60er Jahre in London, welche Acts wie The Rolling Stones oder The Kinks ins Rampenlicht schleifte, gleichzeitig aber auch in Stil-Fragen den damaligen Zeitgeist widerspiegelte. Alles in allem äußerst gelungener Werk von Texter Thomas Bénet und Christian De Metter, welcher es schafft, den damaligen Zeitgeist gekonnt in schraffierte, brüchige, bisweilen spontan anmutenden Zeichensprache zu übersetzen.
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  20. #345
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    Benjamin Vogt bei comicgate.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:


    [...] Ich nehme es gleich vorweg: Würde Thomas Bénets und Christian de Metters Swinging London nicht mit ansprechenden Zeichnungen aufwarten, es bliebe nicht vieles übrig, worüber ich mich positiv äußern könnte. Der Comic ist im Endeffekt eine freie Aneinanderreihung von Klischees und bekannten Gesichtern, überdeckt von einer unspannenden Kriminalgeschichte, die genau so schon unzählige Male (nur besser) erzählt wurde.

    Was vor allem ins Auge sticht: Bénet und De Metter geben keinerlei Hinweise darauf, warum sie die Figuren so konzipiert haben, wie sie sind. Genauso wenig, warum ihre Geschichte aus Korruption, Satanismus und Sexorgien unbedingt im Jahre 1967 angesiedelt sein muss. Wenn Guru Indranath Ray gleich zu Beginn des Bandes den Schauspieler Michael Caine als Klienten begrüßen darf, dann merkt man als Leser unweigerlich auf. Wenn dann aber noch z.B. Jagger, Hendrix oder Joplin einen Gastauftritt absolvieren, wird die Inszenierung der diversen Prominenten zum reinen Selbstzweck ohne wirkliche Handlungsrelevanz.

    Genauso fragt man sich, ob die Autoren auf etwas Bestimmtes hinauswollen, wenn sie fröhliche Hippies mit Schildern im Park einblenden. Denn dass man sich in den 60ern befindet, darauf muss man ja nicht unbedingt erst hingewiesen werden.

    Nein, das Ganze weist für mich keine Kohärenz auf. Umso mehr verstärkt sich der Eindruck, wenn man sich die Figur Jasper Brown genauer ansieht. Der, das lässt sich kaum verleugnen, ist ein unverhohlener Kurt-Cobain-Klon. Und das nicht nur optisch: Brown verbrennt zwar, steckt sich in seinem Anwesen aber vorher noch ein Gewehr in den Mund. Genau wie Cobain eben. Dass auch Brown mit 27 Jahren stirbt und eine Witwe hinterlässt, die Courtney Love verblüffend ähnlich sieht, braucht man da kaum noch erwähnen.

    Ich bin mir fast sicher, dass die Künstler mit dieser Zeitreise „Cobains“ in die 60er bewusst irgendeinen Link zu den damaligen Musikgrößen herstellen wollten. Doch die genaue Intention könnte wohl nichtmal der übersinnliche Indranath Ray herausfinden.

    Kurzum ist Swinging London ein Comic, der sich mit allerlei bekannten Namen (plus Kurt Cobain unter Pseudonym, wenn man so will) schmückt und einen ermittelnden Guru auf einen Fall loslässt, der mit seiner Sexorgien-Verwicklung irgendwie an den Film 8mm erinnert.

    Eine originelle und spannende Story sieht sicherlich anders aus. Das einzig Erfreuliche an diesem Band ist die Arbeit von Christian De Metter, der mit seinen aquarelligen Hintergründen und seiner kräftigen Strichführung bereits Shutter Island aus der Masse hervorheben konnte.

    Kruder Noir-Comic mit vielen Stars, aber ohne richtiges Konzept
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  21. #346
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    Benjamin Vogt bei comicgate.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:


    [...] Vom Erzählrhythmus her ist dieser Comic toll. Tome weiß genau, wie er bestimmte Szenen zur Geltung kommen lässt und wann die Bilder für sich sprechen können. Nur ist mir das Ganze zu wenig „noir“. Die Handlung ist schnell an ihrem Ende angelangt und eigentlich weiß man gar nicht so genau, warum man gerade so früh und größtenteils unplausibel einen großen Showdown lesen musste. Von den ruhigen Momenten zuvor hätte es hingegen sicherlich mehr sein dürfen.

    Dass die Story an und für sich etwas halbgar ist, mag auch in dem vorrangigen Bemühen begründet liegen, einen Comic vorzulegen, der Rassismus thematisiert. Aus diesem Grund lässt der Belgier Tome die Handlung in den USA spielen und nicht in Europa (wobei das auch möglich wäre, aber die Diskriminierung der Schwarzen ist natürlich eine Angelegenheit, die sich eher in einem amerikanischen Setting anbietet); und deshalb ist das tragische Paar auf dem Cover eine Kombination aus schwarzer und weißer Hautfarbe und der Mord basiert unweigerlich auf einem rassistisch motivierten Exfreund.

    Der Einsatz dieser Elemente muss zwar noch nicht zwangsläufig etwas über die Qualität der Erzählung aussagen, aber im Falle von Die Straße nach Selma wird doch deutlich, dass die gesellschaftspolitische Intention des Autors die eigentlich gut ausgearbeiteten Teilstücke des Comics verdrängt. In Sachen Seitenkomposition und grafischer Arrangements kann man den beiden Kreativen, wie bereits zuvor erwähnt, kaum etwas vorwerfen, was unter anderem auch an dem klaren Strich von Zeichner Philippe Berthet liegt. Umso bedauerlicher ist es, dass dieser Aspekt nicht mit einer offeneren Handlung begleitet wurde.

    Optisch ansprechend, die Handlung kommt hingegen über einige gute Ansätze nicht hinaus
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  22. #347
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    Alexander Nickel-Hopfengart bei zuckerkick.com über Largo Winch Sammelband 1-4 von Jean van Hamme und Philippe Francq:


    [...]Der erste Sammelband von Philippe Franco und Jean Van Hamme dreht sich um Wirtschaftsimperien und Machtspiele. Um Menschen und ihre Fehler. Um Geld und Globalisierung. All das wird hier auf hervorragende Weise zusammengeschnürt und in eine imposante Geschichte überführt, die allen Fans der Krimi-Reihe „RG“ ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollte. Die schicke Ausgabe aus dem „Schreiber & Leser“-Verlag punktet in diesem Zusammenhang mit einer hübschen Skizzensammlung (inklusive Hintergrundinformationen) und sorgt dafür, dass man sich schon nach wenigen Seiten nicht mehr von der Geschichte trennen mag. Wird es Largo Winch gelingen, die feindliche Übernahme seiner Firma zu verhindern? Am Besten du findest es selbst heraus.
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  23. #348
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    Annette Knebel bei leser-welt.de über Swinging London von Thomas Bénet und Christian De Metter:

    [...] Wie wandlungsfähig Christian De Metters Können ist, beweisen seine beiden grundverschiedenen Artworks von Shutter Island und Swinging London. In Schwarz-Weiß-Optik mit weichen Linien- und Farbverläufen präsentierte sich zuletzt Shutter Island, dagegen erscheint Swinging London fast schon bunt - dennoch alles andere als farbenfroh. Es sind gedeckte Nuancen, die hier Verwendung finden und sich großflächig auf dem Untergrund verteilen. Davon heben sich die Zeichnungen mit stark ausgeprägter Linienführung in schwarzer Tusche ab. Doch nicht nur die Umrisslinien betont De Metter mit Tusche, auch viele Flächen füllt er damit großzügig aus, so dass Schwarz die hervorstechende, dominante Farbe ist, was wiederum perfekt die düstere, geheimnisvolle Grundstimmung der Kriminalhandlung unterstreicht. Es ist insgesamt ein hart wirkender, skizzenhafter Zeichenstil, der vor allem bei den Figuren an Karikaturen erinnert. Nur die surrealen Visionen, die Indra immer wieder heimsuchen, weiß De Metter mit einem anderen Stil nicht nur inhaltlich, sondern auch fürs Auge sofort abzugrenzen. In dem Fall wendet er ein weiches Artwork mit ineinanderfließenden Farbverläufen an, welches dem in Shutter Island ähnelt.

    [...]
    Abgesehen von zwei Stellen, wo vielversprechende Anspielungen ins Leere führen (S. 52 und S. 86), ist die textliche Darstellung in dem Krimi rundum gelungen. Sie kommt ohne Erzähltext aus und bedient sich ausschließlich der wörtlichen Rede, die comictypisch mit Großbuchstaben in rechteckige Blasen gesetzt wurde. Kurze bis mittellange Dialoge und nonverbale Szenen wechseln sich geschickt ab, so dass die Geschichte flüssig zu lesen ist und gleichzeitig viel Atmosphäre durch die Bilder transportiert wird, obwohl letztere meist kleinformatig daherkommen – die größten unter ihnen füllen gerade mal ein Drittel der Seite.
    In stabiler, schön aufgemachter Hardcover-Bindung präsentiert sich diese Graphic Novel mit matten, harten Umschlagdeckeln und einer sehr guten, festen Papierqualität im Innenteil. Ansonsten weist sie aber keine Extras auf, der Anhang besteht lediglich aus einer Übersicht mit allen noir-Titeln bei Schreiber & Leser. Die patchworkartige Coverillustration vermittelt auf perfekte Weise, was einen im Innenteil erwartet: ein Krimi in düsterer Atmosphäre und künstlerisch anspruchsvollem Artwork. Von dem dunklen Untergrund heben sich Titel und Künstlernamen vorteilhaft in Weiß ab. Die dezent gestaltete Rückseite des Buches hat einen schwarzen Untergrund, auf dem die Inhaltsangabe in weißer Schrift abgedruckt ist, ebenso ziert sie eine kleinformatige Illustration aus dem Innenteil.
    Dieser Krimi aus der noir-Reihe bei Schreiber & Leser hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Mit einem künstlerisch anspruchsvollen Artwork und dichter Erzählatmosphäre hält er den Leser bis zur überraschenden Auflösung bei der Stange. Eine klare Empfehlung von mir!
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  24. #349
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    Boris Kunz bei titel-magazin.de über Canardo Spezial – Eine schöne Flasche von Sokal:


    Schaurige, bösartige, phantasievolle Abenteuer eines Bogart in Entengestalt: Ein Fall für Inpektor Canardo war früher eine der originellsten Comic-Reihen. Inzwischen hat sie einiges von ihrem Biss und viel von ihrem Abwechslungsreichtum verloren. [...]

    Sokal springt mit dem jungen Canardo um, als hätte er bei jeder Story damit gerechnet, sie wäre die letzte – um sich selbst und die Leser in der nächsten Ausgabe damit zu überraschen, dass man doch noch eins draufsetzen kann. Zu Anfang war Canardo nicht mehr als das parodistische Zerrbild einer Tierfabel. Anstatt disneyhaft zu verniedlichen, betont Sokal mit seinem filigranen Strich das Hässliche und Abstoßende. Die Figuren stapfen mit den großen Gesten von Hard-Boiled- Ermittlern durch den Hühnerdreck und sagen beim Anblick eines fachgerecht zerlegten Mastschweins Sätze wie: »Wer hat den Toten so brutal verstümmelt?«

    Es scheint fast, als habe Sokal damals in hemmungsloser Experimentierfreude alles tun wollen, um zu vermeiden, was inzwischen eingetreten ist: Canardo ist eine eher eintönige Seriengestalt. Der Kontrast zwischen dem »modernen« Canardo auf dem Buchdeckel und der zerzausten, zerfaserten Gestalt auf den ersten Seiten macht das deutlich. Die ersten langen Canardo-Bände (damals auf deutsch bei Carlsen erschienen) waren grausame Fabelgeschichten, in denen die Tiere in einer Parallelgesellschaft neben den Menschen existierten. In denen das Abgefuckte nicht nur Masche, sondern Teil der Erzählung war, und in denen die Hauptfigur ambivalent blieb – in ihren Handlungen und ihrer Kontinuität.

    Nach etwa 10 Bänden aber hat sich ein Status quo etabliert. Die Menschen sind raus und Canardo in seinem Entenhausen angekommen. Vor allem visuell. Die inzwischen hauptsächlich von Pascal Regnauld gestalteten und großteils am Computer entworfenen Zeichnungen haben sich seither nicht mehr verändert. Die Plots warten zwar hin und wieder noch mit Überraschungen voll erzählerischer Chuzpe auf (in einer Episode etwa hat Canardo plötzlich eine Zeitmaschine), bieten aber meistens nur humorvolle, nette Krimiunterhaltung, die nicht mehr wirklich weh tut.
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  25. #350
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    Christian Endres bei tagesspiegel.de über Die Straße nach Selma von Tome und Philippe Berthet:


    Mörderischer Road Trip
    Das kürzlich neu veröffentlichte Südstaaten-Drama „Die Straße nach Selma“ erzählt vom hartnäckigen Rassismus in der amerikanischen Provinz - klassisch, knallhart und konsequent.

    [...] Überhaupt ist die Geschichte unterm Strich ziemlich amerikanisch, hat damit aber auch alles, was ein waschechter Krimi Noir braucht: Eine klassische, sauber konstruierte Story. Eine glühend heiße Sexszene. Verwinkelte Beweggründe aller Beteiligten. Ein knallhartes, konsequentes Ende. Und vor allem: keinen echten Helden.
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