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Ergebnis 276 bis 300 von 504

Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #276
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    Bine Endruteit bei fantasyguide.de über Die Sandkorntheorie von Benoît Peeters und François Schuiten:


    [...]

    Die Zeichnungen sind ausgesprochen hochwertig, sie wurden mit feinen, genauen Linien in Schwarz angefertigt. Normalerweise lässt eine solche Technik lediglich zwei Farben zu: Schwarz und Weiß. Der Zeichenkünstler hat sich hier jedoch eines beeindruckenden Tricks bedient: Die vorherrschende Hintergrundfarbe ist ein gedecktes Grau. Kommen nun die sonderbaren Steine, Sand oder andere Seltsamkeiten ins Spiel, bleiben sie weiß und haben deswegen eine enorme Intensität und Leuchtkraft. Sie scheinen geradezu zu strahlen. Der Effekt ist nicht nur optisch, sondern hat auch in der Geschichte eine Relevanz. Nur Mary von Rathen und die Fremdländer können das weiße Strahlen wahrnehmen und so den Ursprung des Geschehens ergründen. Mit der speziellen Technik erschließt sich dieses Geheimnis auch dem Leser und macht ihn so zu einem Mitwisser.

    Die Geschichte wird nicht komplett aufgelöst. Es gibt zahlreiche Rätsel, die zwar eine Weiterentwicklung erfahren, bis zuletzt aber nicht für den Leser ersichtlich entwirrt werden. Als Beispiel sei hier genannt, dass die auftauchenden Steine alle das gleiche Gewicht haben und es sich dabei um eine Primzahl handelt. Doch gerade das macht "Die Sandkorntheorie" so spannend und verleiht ihr einen durchaus philosophischen Hintergrund.

    Wer gerne Comics liest, die eine tiefgreifende Handlung haben, zeichnerisch von hoher Qualität sind, dabei aber trotzdem ein fantastisches Thema behandeln, muss hier einfach zugreifen. Eine absolute Leseempfehlung!
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  2. #277
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    Chritesel Scheja bei splashcomics über Sky Hawk von Jiro Taniguchi:


    Story:

    [...]

    Nun leben sie in einer Hütte am Rande der Prärie und führen ein einfaches bäuerliches Leben. Das ändert sich, als sie eines Tages eine Indianerin in der Nähe ihres Heimes finden, die gerade erst entbunden hat. Schon bald erfahren sie, dass die junge Mutter von einem Trupp Weißer verfolgt wird, weil sie Gold gestohlen hat und eigentlich eine Sklavin ist.

    [...]

    Meinung:

    Jiro Tanaguchi gehört zu den Mangaka Japans, die im Zeichnen von Comics nicht nur die Produktion von Massenware sehen sondern eine Kunstform. Wie sehr er sich oftmals an europäischen Vorbildern orientiert, merkt man auch an Sky Hawk. Die Geschichte benutzt viele Elemente aus den klassischen francobelgischen Western wie zum Beispiel Lieutenant Bluberry.

    So wird nicht die "Eroberung des Westens" glorifiziert, stattdessen zeigt auch Taniguchi eher, wie sie rücksichtlos und grausam den Lebensraum zerstören, indem Siedlertrecks immer weiter vorrücken und die Büffel zu Hunderten einfach erschossen werden. Die Ureinwohner werden als Menschen zweiter Klasse angesehen, als unmündige Kinder, die zur wahren Zivilisation erzogen werden müssen.
    Dass aber auch die Indianer bereits eine hochstehende Kultur haben, auch wenn sie einfacher leben zeigt sich im Zusammenspiel der Samurai und der Oglala-Krieger, die einander schnell zu achten und zu schätzen lernen. Zudem werden auch die beiden Hauptfiguren sehr sympathisch gezeichnet - sie sind zwar Kämpfer aber auch sehr feinfühlige Menschen, die anderen in der Not helfen.
    Vor dem historischen Hintergrund der Indianerkriege zeichnet der Künstler eine interessante Geschichte, die zwar recht ruhig verläuft, aber auch immer wieder mit kleinen Überraschungen aufwartet. Gerade seine intensive Recherche lässt die Geschehnisse auch sehr echt und glaubwürdig wirken.
    Heraus kommt eine spannende und tiefgründige Geschichte, die mit den francobelgischen Western auf einer Stufe stehen kann, die üblichen Versatzstücke aber auch mit interessanten Elementen bereichert.

    Fazit:

    Sky Hawk sei all den Lesern empfohlen, die bereits francobelgische Western schätzen, denn das Werk Jiro Taniguchis kann mit den meisten Klassikern ohne Probleme mithalten und hat selbst das Zeug zu einem zu werden.
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  3. #278
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    Marco Behringer bei splashcomics über Umsonst ist der Tod von Sergi Álvarez und Sagar Forniés:


    Ausgezeichnet als "Splash-Hit"!

    Story: [...]

    Meinung:

    Das spanische Newcomer-Gespann Sergi Álvarez (Autor) und Sagar Forniés (Zeichner) beweisen mit ihrem bitterbösen Cop-Thriller nicht nur, dass sie mit allen Wassern des Comic Noirs gewaschen sind, sondern auch, dass sie das Genre erweitern können. Die in Spanien gefeierte Zusammenarbeit der hierzulande noch unbekannten Comickünstler ist bei schreiber&leser in der Reihe „noir“ erschienen.

    Zunächst fällt die literarisch hohe Qualität der Kriminalerzählung auf. Der Autor gibt sich nicht mit den üblichen Zutaten zufrieden, sondern erschafft eine atmosphärisch dichte und stilistisch innovative Crime Noir-Story. In seinen Comicroman hat er beispielsweise literarische Texte eingeführt, die jeweils eine Haupt- oder Nebenperson in einer Rückschau tiefer beleuchten. Dieses Stilmittel lässt unvermeidbar an Alan Moore und sein Superhelden-Noir-Epos Watchmen denken. So beginnt und endet die Geschichte ähnlich wie Moores Klassiker mit dem Sturz des Opfers aus dem Fenster.

    [...]

    Neben dem fortschrittlichen und vielschichtigen Erzählung, die immer wieder durch literarisch-satirische Gegenwarts- und Gesellschaftsanalysen ergänzt werden, brilliert Umsonst ist der Tod auch visuell in jeder Hinsicht. Forniés individueller Strich begeistert durch eine minimale Skizzenhaftigkeit und aquarellierten graustufigen Farbtönen. Durch diesen Verzicht auf eine schablonenhafte, monochrome Ästhetik, wie sie beispielsweise bei Sin City von Genre-Vorreiter Frank Miller zu finden ist, wird die narrative Vielschichtigkeit auch visuell aufgefangen. Niemand hat in dieser Story eine weiße Weste, alle Charaktere verlieren sich im Grau-Grau der Stadt, die dem Autor zufolge auch ohne Rauch und Abgase in reinstem Grau erstrahlen würde.

    [...]

    Denn zu oft enttäuschen die gängigen Plot bereits nach einem Drittel, nämlich dann wenn, wie bereits der klassische Noir-Autor Raymond Chandler festgestellt hat, die Charaktere bereits nach einem Drittel ihre Identität verlieren und zu bloßen Namen reduziert werden. Das hat der preisgekrönte spanische Krimiautor Andreu Martin (Deutscher Krimi Preis 1993) im Vorwort dankenswerter Weise noch einmal betont. In Umsonst ist der Tod fällt in diesem Zusammenhang der häufige Einsatz von Spiegelungen auf, der einmal für die gegenseitige Durchdringung der unterschiedlichen Blickwinkel steht und zum anderen eben jenes Spiel mit der Identität thematisiert, das spätestens mit dem Running-Gag durch die Zwillingsbrüder, die für die Anti-Mafia-Einheit arbeiten, auf die Spitze getrieben wird, weil sie ständig mit dem (falschen) Vornamen des Bruders angesprochen werden, wodurch dieser Identitätsverlust ad absurdum geführt wird.

    In Spanien war der Erfolg von Umsonst ist der Tod überraschenderweise so groß, dass die beiden Comickünstler derzeit an einer Fortsetzung mit dem Arbeitstitel „Unfinished Business“ arbeiten. Gehobene Papierqualität, gebundener Einband und selbst quantitativ überzeugende 143 Seiten sorgen für ein mehr als faires Preis-Leistungsverhältnis, das keine Sammlerwünsche mehr offen lässt und Umsonst ist der Tod zum besten Titel in der „noir“-Reihe macht. Einziger, aber verkraftbarer Wermutstropfen ist die nicht gut gewählte Coverabbildung, die dem genialen Inhalt nicht gerecht wird und fast einen durchschnittlichen Genre-Titel erwarten lässt.

    Fazit:

    Umsonst ist der Tod ist ein großer Comicroman, der nicht nur für Genre-Liebhaber, sondern auch für Leser komplexer und/oder innovativer Geschichten eine absolute Pflichtlektüre ist. Eine geniale und künstlerische grafische Umsetzung des Comic Noirs ergänzt außerdem das literarisch anspruchsvolle, aber auch verspielte und unterhaltsame Comicwerk der beiden spanischen Newcomer, von denen künfitg sicherlich noch mehr kommen wird.
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  4. #279
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    Andreas Fisch bei comicgate über Unter dem Hakenkreuz 3 – Maria von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:


    Unter dem Hakenkreuz Teil 2 und 3 – im französischen Originaltitel „Amours fragiles" (in etwa: Zerbrechliche Lieben) – sind weiterhin in einem luxuriös großen Format gedruckt, aber bereits jeweils 30 Seiten kürzer als Band 1; dafür verkauft sie der Verlag 4 Euro günstiger. So luxuriös die Aufmachung, so bescheiden die Fortsetzung des Inhalt, was Spannung und Figurenentwicklung angeht.

    Die in gedeckten Farben gehaltene Geschichte des zweiten Bandes, "Ein Sommer in Paris", die in Deutschland unter der sich zusammenbrauenden Naziherrschaft in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts begann, verlagert sich nach Paris. Martin Mahner konnte mit einem Visum für seine Doktorarbeit aus Deutschland wegziehen und trägt den Leser in das studentische Leben in Paris. Es ist gekennzeichnet von radikalen Ansichten, vom Buhlen um die hübschen Frauen und von den Verlockungen des französischen Staates, seine Freunde doch zu verraten, wenn sie kommunistische Reden schwingen.

    Im dritten Band "Maria" dient Martin Mahner in nationalsozialistischer Uniform in einem Büro in Deutschland. Die großen Ereignisse sind der Tod des Vaters und die neue Liebe Maria. Die interessantesten Einblicke in die Strukturen Nazi-Deutschlands bietet noch die Episode um den Deserteur Harro und einen Unternehmer, dessen zu Recht getadelte Angestellte sich durch Denunziation tödlich rächen – ein sozialer Mechanismus, wie man ihn auch aus der Zeit der Hexenverfolgungen kennt.

    Die vielen, durchaus verheißungsvollen Fäden, die am Ende des ersten Bandes in der Luft schwebten, werden im zweiten und dritten Band aufgegriffen, erklären bislang rätselhafte Episoden im ersten Band, wenn man alle Bände noch einmal durchliest. Insgesamt aber habe ich mich durch Nebensächlichkeiten und belanglose Nebenschauplätze kämpfen müssen, ohne dass sich eine tragende Spannung eingestellt hätte – weder bei den politischen noch bei den mit wechselnden Damen ausstaffierten amourösen Erzählsträngen.

    Über zehn Jahre brauchten Richelle und Beuriot für ihre Recherchen zu den ersten drei Bänden dieser Serie. In Frankreich liegen inzwischen auch Band 4 und 5 vor. Dass die Serie auf zehn Bände angelegt ist, entlockt mir eher einen müden Seufzer ob der Langatmigkeit der Erzählung. Der erste Band hat noch zahlreiche Preise gewonnen, von den Nachfolgebänden ist mir dies nicht bekannt.

    Langatmige Story, eher für Freaks gut recherchierter Historie
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  5. #280
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    Matthias Hoffmann bei splashcomics über Jeronimus Dritter Teil – Auf der Insel von Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx:


    Splash-Hit!

    Story: [...]

    Meinung:

    Auf der Insel setzt die dichte Atmosphäre der ersten beiden Bände mit kompromissloser Klasse fort. Die Lage der Überlebenden ist prekär, denn wir haben es nicht mit einer Robinsonade zu tun, die eine unfreiwillige Reise in ein paradiesisches Idyll schildert, sondern mit einem Trip in die Hölle.

    Ungefähr 200 Menschen überleben die Schiffskatastrophe. Was an Hab und Gut und Nahrung gerettet werden konnte, reicht nicht lange und vor allem nicht für alle. Immer stärker verstrickt sich Jeronimus, geleitet durch Machtphantasien und dem instinktiven Drang zum Überleben, in ein hinterlistiges Spiel um die Herrschaft auf der Insel. So wird eine Gruppe mit der Hoffnung geimpft, dass auf den Nachbarinseln das Leben verheißungsvoller wäre. Wer zurückkommt, wird erschlagen. Kritische Stimmen werden umgehend abgestellt. Das Subtile dabei ist, dass sich der ehemalige Apotheker dabei nie die Finger selbst schmutzig macht, denn er versteht es blendend seine Helfer zu manipulieren.

    Neben den Sprechblasentexten der eigentlichen Handlung bedient sich Christophe Dabitch verstärkt des Erzählstils des Voice-Over. Mit klarer Nüchternheit kommentiert er damit die Geschehnisse oder die Eigenarten der Akteure des Dramas. Darüber hinaus gibt es ganze Seiten, in denen Dabitch schweigt und das Erzählen den ausdrucksstarken Bildern von Jean-Denis Pendanx überlässt. Der impressionistische, malerische Zeichenstil von Pendanx passt sich kongenial der Atmosphäre der Geschichte an. Dieser Stil, der die Zeichnungen sehr von der durchschnittlichen Grafik eines Abenteuercomics unterscheiden lässt, wirkt höchst faszinierend. Gewisse Motive kann man immer und immer wieder betrachten.

    Diese wahre Geschichte ist so fürchterlich, dass man sie kaum ertragen kann. Nur durch das Zusammenspiel der nüchternen Erzählung von Dabitch mit den malerisch beschreibenden Zeichnungen von Pendanx wird für den Leser ein gewisser Sicherheitsabstand geschaffen, damit er die Geschehnisse aushält.

    Am Ende des Bandes findet sich ein Epilog mit einer Übersicht, was mit den einzelnen Personen, die das Grauen der Batavia überlebt haben, passiert ist. Ein Wink für alle, die dachten, dass die Story nur erfunden wäre.

    Fazit:
    Ein fesselnder, schockierender, aber in seiner kompromisslosen Konsequenz großartiger Abschluss für ein unglaubliches menschliches Drama. Jeronimus katapultiert Jean-Denis Pendanx mit seiner besonderen Zeichenkunst in die vorderste Reihe der aktuellen französischen Zeichner, deren Comics man besitzen muss, um mitreden zu können.
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  6. #281
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    Marcus Offermanns bei ruhr-guide.de über Die Packard Gang von Marc Malès:


    [...] Thematisch entspricht diese Geschichte aus der Feder des Franzosen Marc Malès einem typischen Gangsterfilm der klassischen Noir-Ära. Der exzessive Cop, kaum fähig den Fall ruhen zu lassen, verfolgt den gewieften Verbrecher, der immer einen Schritt weiter zu sein scheint.

    Inspektor vs. Bankräuber = Gut vs. Böse?
    Eine der faszinierenden Spielarten des Film noir ist die undurchschaubare Konzeption der Figuren. Immer wird hinterfragt, ob die von der Grundausrichtung her "guten" Charaktere wie Polizisten, Detektive oder andere derartige Gestalten auch tatsächlich gut sind. Ist der Verbrecher wirklich "böse" oder hat diese Figur weitere Facetten, welche sie oder deren Handeln in einem anderen Licht erstrahlen lassen? Oft verändern sich die typischen Konventionen und präsentieren durch einen gekonnten Umkehrpunkt gegen Ende die Geschichte völlig neu. Marc Malès hat sich genau mit dem Genre befasst und dessen Eigenschaften wunderbar für "Die Packard Gang" adaptiert. Hier zeigt er den vermeidlichen Verbrecher als gottesfürchtigen Familienvater und Ehemann. Hingegen blättert Inspektor Barton vor dem Schlafen in Erotikmagazinen und legt auch sonst einen nicht gerade milden Tonfäll an den Tag, während Foster täglich zur Bibel greift und versteht, sich höflichst zu artikulieren. Diese feinen Details sind es, die zunächst faszinieren und das Interesse des Lesers aufkommen lassen. Die Vermutung liegt nahe: Hier muss etwas im Argen liegen!
    Optischer Leckerbissen
    Immer weiter dringt der Leser mit jeder der 143 Seiten in Richtung Wahrheit vor, doch wie es sich gehört, bewahrt der Autor den alles aufklärenden Spannungshöhepunkt für den letzten Teil des Buches auf. Bis dahin genießt der Leser die schwarzweissen Zeichnungen, die wie Standbilder eines Kinofilms aussehen. Scharfe Kontraste, lange, düstere Schatten und die durchweg triste Optik lassen eine zwielichtig-angespannte Atmosphäre entstehen, durch die sich das Lesevergnügen auszeichnet. Dazu gibt es eine Art erklärenden Voice Over, Rückblenden die Komplexität herstellen und rasante Erzählelemente, die durchweg für die emotionale Beteiligung des Leser sorgen. "Die Packard Gang" ist als edler Hardcoverband im schreiber&leser Verlag erschienen und jetzt im Handel erhältlich. Ein Tipp mit Nachdruck für jeden noir-Anhänger oder Freund erwachsener Comic-Stoffe.
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  7. #282
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    Dr. Stephan Schunck bei splashcomics über Umsonst ist der Tod von Sergi Álvarez und Sagar Forniés:


    Story: [...]

    Doch nichts scheint wie es ist. Der vermeintliche Mörder ist nur ein Bauernopfer, die revalisierenden Banden bringen sich gegenseitig um und es bleibt unklar, wer überhaupt von den Geschehnissen profitiert. Aber eines wird immer deutlicher, Witkin ist vielmehr in die Geschehnisse involviert als es den Anschein hatte.

    ... und dann eskaliert die Situation.

    Meinung:

    Forniés und Álvarez präsentieren mit Umsonst ist der Tod einen wirklichen Comic Noir, einen tatsächlich rabenschwarzen Krimi, der in seiner Komplexität an sehr stark an Filme wie L.A. Confidential erinnert.

    Jeder spielt sein eigenes Spiel, Rathaus, Polizei, Mafia, ... - geschickt - wie in einem Fim - baut Álvarez Spannung auf, fügt nacheinander einen Puzzlestein zum anderen und entwirft so das Bild eines durch und durch korrupten Systems.

    Und doch ist die Lösung letztendlich fast schon trivial, ganz langsam aber zunehmend vorhersehbar, gekoppelt an das Schicksal eines Mannes, der sich in diesem System angepasst hat und auf seine Art damit umgeht.

    Genauso unweigerlich ist dann auch das Ende der Geschichte.

    Mit Umsonst ist der Tod präsentiert der Verlag Schreiber & Leser eine kleine Perle unter dem noch jungen Noir-Label, das ganz in der Tradition von zum Beispiel den Argentiniern José Antonio Muñoz und Carlos Sampayo (Alack Sinner) steht.

    Schwarzweiss (nomen est omen), im handlichen Buchformat legen die beiden Spanier ein eindrucksvolles (deutsches) Debüt vor, das augenscheinlich im heimischen Markt so erfolgreich war, dass jetzt an einer Fortsetzung gearbeitet wird.

    Fortsetzung folgt? - nicht, dass man das wirklich erwartet hätte.

    Fazit:
    Klassiker ? - vielleicht noch nicht - aber bald!
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  8. #283
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    Annette Knebel bei leser-welt.de über Barbara Teil 2 von Osamu Tezuka:


    Bis zuletzt hält einen die brillant erzählte, aber doch sehr verstörende Geschichte in Atem. Während dem Lesen ist man auf absolut alles gefasst und hat keinen Schimmer, wie das Ganze enden wird. Denn offen gestanden, ließ ich mich von dem im Klappentext erwähnten Tod Mikuras nicht beirren und rechnete fest damit, Osamu Tezuka halte für den Schluss noch einen Trumpf im Ärmel. Ob ich mit meiner Vermutung richtig lag, muss natürlich jeder selbst herausfinden.

    Weit mehr als im ersten Band beeindruckt Tezuka mit einem vielschichtigen, reifen Zeichenstil. Der karikierte Strich und die verzerrten Darstellungsformen wiederholen sich auch hier wieder, doch hält der Ausnahmekünstler diesmal noch einiges mehr für den Leser aus seiner Trickkiste bereit:

    [...]

    Ebenso versetzt der Mangaka das Setting gleich zweimal aus der Großstadt in die einsame Bergwelt und überzeugt mit zwei total gegensätzlichen Szenarien. In Kapitel 10 befinden sich Mikura und Barbara in den Bergen zum Skifahren. Der weitläufige Blick über die friedliche, verschneite Gebirgslandschaft mit ihren breiten Pisten, schroffen Felsen und Nadelbaum-Grüppchen erinnert in seiner realistischen, punktgenauen Wiedergabe an Jiro Taniguchis Gipfel der Götter. Gewaltig, abweisend und beängstigend dagegen präsentieren sich die Berge in Kapitel 14. Ein Blick von oben in den dampfend-brodelnden Schlund des zerklüfteten Vulkanbergs Aso leitet das Kapitel ein und verheißt nichts Gutes. Eine abgeschiedene Gebirgshütte soll für die nächste Zeit Mikuras neues Zuhause sein, doch statt Erholung und Muße erwartet ihn ein Kampf um Leben und Tod. Die Bilder des Dramas, das sich dort abspielt, könnten eindringlicher und verstörender nicht sein – für mich persönlich der Höhepunkt dieses Bandes.[...]

    Aufmachung des Manga
    Der 2. Band ist wieder in feinster Aufmachung verlegt. Im Großformat, robuster fadengebundener Klappenbroschur und mit dickem Papier kommt der Manga sehr edel daher. Im Anhang befindet sich das Glossar, ein Nachwort des Lizenzgebers Tezuka Productions sowie ausführliches Bonusmaterial von Schreiber & Leser, in dem weitere Titel der Reihe shodoku vorgestellt werden.
    Das Titelbild zeigt die Hauptfigur Yosuke Mikura, ein Glas Hochprozentiges in der Hand haltend. Sein unrasiertes Gesicht, die bekümmerte Miene und die dunkle Sonnenbrille sprechen für sich, da braucht es keine weiteren Erklärungen, um zu wissen, wie es um ihn in diesem Band steht.

    Fazit
    Auch der zweite und letzte Teil von Barbara war wieder ganz nach meinem Geschmack: tempo- und einfallsreich, in sich stimmig und anspruchsvoll, mit einem reifen, vielschichtigen Zeichenstil. Das nenne ich glänzende Unterhaltung auf höchstem Niveau!
    Die 2-teilige Miniserie ist eine unbedingte Kaufempfehlung für Erwachsene, die nach ausgefallener, anspruchsvoller Manga-Lektüre abseits des Mainstream suchen.
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  9. #284
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    Alexander Nickel-Hopfengart bei Zuckerkick Magazin über Die Packard Gang von Marc Malès:


    Die grafische Novelle „Die Packard Gang“ des französischen Zeichners Marc Malés führt derweil vor Augen, wie man einen Comic-Band in Szene setzen sollte, damit er auch für Erwachsenen funktioniert. [...] ...erinnert in Sachen Atmosphäre an Film-Klassiker, wie „Citizen Kane“. Das Schattenspiel im Buch beeindruckt auch deshalb so sehr, weil es sich im übertragenen Sinne auch auf die Story des Buches übertragen lässt. Soll heißen: Hier passt einfach alles zusammen und auch wenn die Detektivgeschichte bisweilen etwas dialog-lastig geraten ist und mit zahlreichen Zitaten durchsetzt ist, bemerkenswert ist es schon, wie sich die Geschehnisse in den Gesichtszügen der Betroffenen wieder spiegeln, ohne dass Malés dabei das Gefühl für die Charaktere abhanden kommt. Am Ende hat man das Gefühl, es hätte sich nicht nur in storytechnischer, sondern auch in graphischer Hinsicht etwas verändert. Der Autor hat alles richtig gemacht. Er bricht hin und wieder mit den Regeln des Genres, wenn dies nötig scheint und erschafft auf diese Weise tiefgründige Charaktere, die sich nicht so einfach in die Karten schauen lassen. Alles in allem ist „Die Packard Gang“ eine spannende Graphic-Novel, die ihre Leser bis zum bitteren Ende bei der Stange bleibt.
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  10. #285
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    Friedemann Sprenger bei cult-mag.de über Umsonst ist der Tod von Sergi Álvarez und Sagar Forniés:

    „Umsonst ist der Tod“ heißt der Beginn einer vielsprechenden Zusammenarbeit von Szenarist Sergí Álvarez und Zeichner Sagar Forniés. Der Originaltitel des s/w Teils ist „Bajo la piel“, „Unter der Haut“. Wie eine verdammte Zecke, die man nicht mehr loswird, meint Vorwortschreiber Andreu Martín. Und so sitzt eine klassische Privatdetektiv-Story unter den schräg-verwaschenen, angenehm spröden Bildern und Panels, die eher auf Muñoz/Sampayo verweisen, denn auf franko-belgische oder amerikanische Traditionen. Und manchmal gibt es kleine Zitationen von „Torpedo“, obwohl „Umsonst ist der Tod“ weniger burlesque ist. Eher existentialistisch, eher ironisch, denn offen komisch – sarkastisch aber allemal. Fein!
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  11. #286
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    Jürgen Weber bei suite101.de über Nestor Burma – Die lange Nacht von Saint Germain des Prés von Léo Malet und Moynot:

    [...]

    Jazz, Existentialismus und Tintin
    Überaus authentisch wird von Malet auch die Pariser Nachtclubszene (das „Höhlenphänomen“, ironisierend in Anlehnung an Platons „Höhlengleichnis“) nach Ende des Krieges geschildert, die meisten seiner Burma-Romane stammen ja aus den Fünfziger Jahren und so manche Keller-Jazzkneipe oder Sartre`s Stammkneipe, das Café de Flore, werden ebenso ins Rampenlicht gestellt, wie zeitweilig der Existentialismus oder die Alkohol- und Rauschgiftexzesse der Nachkriegszeit in denselben. In vorliegendem Graphic Novel spielt sogar der Besitzer des berühmten „Flore“ eine gewisse Rolle: er bringt Burma auf die wirklich zündende Idee, aber die explodiert natürlich wie gewohnt erst am Ende der Story. Besonders amüsant zu lesen sind natürlich die trockenen Sprüche, die unser Held oder seine Gesprächspartner von sich geben. In einer Kneipe etwa verrät Burma ein Informant: „Tintin gefällt sich darin, auf dem letzten Loch zu pfeifen. Ausgelutscht wie `ne Zitrone. Das sag ich dir als Limonaden-verkäufer, und ich glaub, ich täusch mich nicht.“ „Faire tintin“ bedeutet zudem „in die Röhre gucken“, das wird wohl seinen Grund haben. Aber nicht nur diese sprachlichen Details und Malets Witz, sondern besonders auch die Art, wie er seine Charaktere zeichnet ist bemerkenswert und phänomenal, und das nicht nur, wenn es dabei um seinen Protagonisten geht.

    [...]

    Dass Nestor Burma mit seinen Sprüchen und seinem trockenen Humor, so manchen Schriftsteller beim Mitschreiben in Atem hält, dafür bürgen auch solch` illustre Gedanken wie dieser: „Einige Paare stürmten sofort auf die Tanzfläche aus gestampftem Lehmboden und gaben mir Junggesellen eine Vorstellung von Ehekrach.“ Oder noch besser: „Es gibt so Tage, an denen bläst die Trübsal den Zapfenstreich.“ Wie recht er doch hat, dieser Burma! Abgesehen davon, dass die Geschichten amüsant zu lesen sind und über genau die richtige Dosis schwarzen Humors verfügen, sind sie zudem auch noch topmodern. Wer hätte etwa gedacht, dass man in einem Krimi aus den Fünfzigern auf die Wahl einer „Miss Müll“ stoßen würde, oder so saloppe Sprüche lesen würde wie „Je hais les tours de Saint-Sulpice/Quand je les recontre/je pisse/contre.“
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  12. #287
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    Marcus Offermanns bei Ruhr-Guide.de über Umsonst ist der Tod von Sergi Álvarez und Sagar Forniés:


    [...] Dunkle, mystische Zeichnungen

    Bei "Umsonst ist der Tod" handelt es sich um eine typische Krimigeschichte aus den Reihen der Polizei und Staatsanwaltschaft. Das spanische Zeichner- und Autorenduo Sagar Forniés und Sergi Álvarez versteht es mit großem Gespür, die namenlose amerikanische Metropole in düsteren Bildern zu visualisieren. Schimmerndes Licht in gefährlich anmutenden Straßenzügen, bedrohliche Häuserfronten: Die Großstadt als Moloch – Ein Motiv, dass bereits als Genrekonvention etabliert ist. Vor diesem Hintergrund ermitteln die Detectives, jeder auf seine eigene Art. Jeder der Männer hat seine eigenen Motive, aber auch undurchsichtigen Hintergrundmotivationen. Die Geschichte um den Mord an der Ehefrau des Staatsanwaltes erstreckt sich über viele Ansätze, Verdächtige und Mordmotive gibt es wie Sand am Meer. Die Cops werfen immer mehr Fragen auf, die des Rätsels Lösung sein könnten - Sind sie tatsächlich auf der richtigen Spur? Der Leser fiebert sofort nach Beginn des Bandes mit und ist direkt mit der spannungsgeladenen Story verbunden.
    Letztendlich verharrt "Umsonst ist der Tod" allerdings zu sehr im "sicheren" Fahrwasser seiner Krimigeschichte. Zwar wird vorbildlich Spannung aufgebaut und viele Fährten gestreut, auf denen der Zuschauer nach der Lösung forschen kann, doch letztendlich passiert keine bahnbrechende Neuheit. Die graphic novel bietet solide Unterhaltung und überzeugt letztendlich aufgrund des klaren Aufbaus und der tollen Zeichnungen. Wer allerdings innovative Elemente sucht oder Experimente erwartet, wird mit "Umsonst ist der Tod" kaum glücklich. Fans der klassischen Art können hingegen bedenkenlos zugreifen.
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  13. #288
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    Marco Behringer bei splashcomics.de über Barbara Teil 2 von Osamu Tezuka:


    [...]

    Auch die Fortsetzung von Barbara wirkt stark autobiographisch beeinflusst und wie der erste Band enthält auch der zweite Band viele mysteriöse und absurde Szenen. Immer wieder schwenkt die Story ins Surreale, Rätselhafte oder Phantastische. Das schlechte Frauenbild wird im Vergleich zum ersten Band nur minimal relativiert: Gewalt gegen Frauen, die fast ausnahmslos wie Puppen gezeichnet sind, lassen auf eine bedenkliche sexuelle Neigung Tezukas schließen.

    Wie viel aus Barbara tatsächlich autobiographisch und wie viel erdacht ist, kann man dagegen nur mutmaßen. Letztlich bleibt aber ein frauenfeindliches Bild übrig. Mit Barbara schuf der Manga-Altmeister dennoch eine schillerende Frauengestalt: mal Muse, mal (zweifelhafte) Männerphantasie und mal Hexe.

    Tezukas dynamischer Strich, der ganze Manga-Generationen geprägt hat, passt sehr gut zur satirisch-absurden Geschichte. Seine Schwarzweißzeichnungen pendeln zwischen einfachen, humoristischen und Manga-typischen Kitsch – bei den Figuren – und detailiertem Naturalismus bei Gegenständen und Hintergrunddarstellungen. Die tragisch-skurril-absurde Geschichte visualisiert der Manga-Vater teilweise durch verzerrte Perspektiven. Auffallend sind außerdem die beeindruckenden Ornamente und ausgefeilten Schraffuren.

    Warum hat Schreiber&Leser (shoduku) den Abschlussband umfangreicher als den Auftaktband veröffentlicht? Die Antwort ist, dass die ungleich proportionierte Aufteilung inhaltlich sinnvoll ist. Denn im zehnten Kapitel (Anfangskapitel des zweiten Bandes) heiraten Barbara und Mikura, wodurch ein erzählerischer Höhepunkt erreicht wird. Nach der gescheiterten Voodo-Hochzeit dreht sich die Abwärtsspirale unabdingbar – bis zur erlösenden und reinigenden Katharsis am Ende.

    Fazit:
    Abgesehen von der Frauenfeindlichkeit ist Barbara ein Klassiker der Manga-Geschichte, weshalb man auf jeden Fall einen Blick in den Band werfen sollte.
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  14. #289
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    Oliver Ristau bei tagesspiegel.de über Insel der Männer von Luca de Santis und Sara Colaone:


    [...] Es liegt nah, die Quelle des Streits, der auch ein Generationskonflikt ist, als Resultat der Erfahrungen des Videokünstlers De Santis im Fernsehgeschäft zu bewerten. Der war früher für TV-Sender wie MTV Italy und Comedy Central sowie die holländische Produktionsfirma Endemol tätig - deren erfolgreichste Sendung bekanntlich „Big Brother“ war. Die Sequenzen, die Ninellas wiedergeholt geäußertes Unbehagen durch den Sucher der Filmkamera zeigen, sind ein deutliches Indiz dafür.

    Durchweg in schwarz-weiß gehalten werden durch dieses Stilmittel Ninellas Erinnerungen von den Ereignissen im Jahr 1987 separiert. Konträr zu den von Film und Fernsehen der Gegenwart entlehnten Bildformaten zeigt der oft grobkantig wirkende Zeichenstil Sara Colaones eine grafische Verwandtschaft zu skizzenhaften Modeillustrationen bereits vergangener Epochen. Colaone, Dozentin für Comics und Illustration an der Akademie der Schönen Künste in Bologna nutzt diese nostalgisch daherkommende Stilistik und lässt die schwarz-weißen Bilder mit ihrem illustrativen Charakter durch Duoton-Kolorationen in Ocker zusätzlich patiniert erscheinen. Dadurch entsteht ein ästhetisch reizvolles und ebenso kontrastreiches Panorama der italienischen Gegenwart: Generationsübergreifend wird eine bislang so gut wie unbewältigte Vergangenheit mit sich herumgeschleppt.

    [...] Colaone und De Santis verwenden diese prägenden Erlebnisse auf dem verkarsteten Eiland als bildsprachliches Synonym. Es spiegelt sich durch die raue Strichführung als topographische Metapher in den Gesichtern ihrer Protagonisten wieder. Und auch auf dem Festland treibt das Erlebte viele der vorher Internierten bis ins hohe Alter zu einem zurückgezogenen Leben, aus dessen Isolation sie auch im postfaschistischen Italien kaum auszubrechen vermögen.

    Am Ende der Geschichte führt ein offenes Gespräch zwischen Ninella und seinen Befragern zu einer Beilegung der während der Aufnahmen entstandenen Differenzen. Gleichzeitig befreit diese Aussprache einen der beiden jungen Männer von einem quälenden Geheimnis und verhilft auch Ninella zu etwas Frieden. Der Schluss unterstreicht somit noch einmal die dringende Notwendigkeit einer immer noch zu schaffenden Öffentlichkeit im Italien der Gegenwart. Das zeigt auch Andreas C. Knigges Nachwort. Er beleuchtet die gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Hintergründe dieser nicht nur für Italien wichtigen Graphic Novel, wie sein länderübergreifender Blick in die deutsche Geschichte beweist.
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  15. #290
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    Waldemar Kesler bei Tagesspiegel.de über Unter dem Hakenkreuz 3 – Maria von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:


    Es ist ein deutscher Tick, Titel so zu übersetzen, dass sie mindestens zwei Spuren spektakulärer wirken als das Original. In diesem Fall traf es die Comicreihe „Unter dem Hakenkreuz“, deren Originaltitel „Amours Fragiles“ lautet: „Zerbrechliche Liebe“. Indem die Herausgeber auf die Signalwirkung setzen, dass es hier um das Dritte Reich geht, nehmen sie in Kauf, dass das Besondere am Ansatz der Reihe von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot verloren geht: Nicht die Nazigreuel stehen hier im Vordergrund, sondern das jugendliche Bedürfnis, einen Platz im Leben zu finden, das Schöne darin zu entdecken und sich selbst zu verwirklichen. Im Schatten der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen müssen die Helden dieser Erzählung einsehen, dass die Zeit, in der sie sich bewegen, keine höheren Ambitionen und Ideale zulässt. [...]

    Die ganz gewöhnliche Feigheit

    Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot zeichnen Martin nicht als ungebrochen positiv besetzte Bezugsfigur. Er entwickelt sich zwar zum Sympathieträger, das aber in einem Zwischenraum: nachdem er als Wehrmachtsoldat in die Geschichte eingeführt wurde und bevor er sich als stummer Zeuge des Unrechts diskreditiert hat. Er fügt sich ins Unvermeidliche, um sich den Problemen seines Erwachsenwerdens zuwenden zu können. Martin macht ein innerer Konflikt zu schaffen, dem sich wohl jeder von uns bisweilen ausgesetzt sieht: Bis zu welchem Grad können wir unsere Überzeugungen verleugnen, ohne uns dabei erbärmlich vorzukommen?

    [...] Die wirklichen Helden bleiben auf der Strecke

    Im Umkreis von Martin Mahner demonstrieren die Nebenfiguren Henry und Maria, wohin eine weniger kompromissbereite Haltung führt. Der arbeitslose Schauspieler Henry weigert sich, linksradikale Deutsche bei der französischen Polizei zu denunzieren, obwohl er sie kennt und nicht ausstehen kann. Darüber droht er seine Aufenthaltserlaubnis zu verlieren und wird beinahe ausgewiesen. Seine frühere Geliebte Maria wird im Widerstand aktiv und schreibt ihrer kleinen Tochter vor ihrer Hinrichtung: „Zwischen Stillschweigen und Kämpfen habe ich mich für den Kampf entschieden.“
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  16. #291
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    Alexander Nickel-Hopfengart bei zuckerkick.com über Die Packard Gang von Marc Malès:


    Die grafische Novelle „Die Packard Gang“ des französischen Zeichners Marc Malés führt derweil vor Augen, wie man einen Comic-Band in Szene setzen sollte, damit er auch für Erwachsenen funktioniert. [...] Hier passt einfach alles zusammen und auch wenn die Detektivgeschichte bisweilen etwas dialog-lastig geraten ist und mit zahlreichen Zitaten durchsetzt ist, bemerkenswert ist es schon, wie sich die Geschehnisse in den Gesichtszügen der Betroffenen wieder spiegeln, ohne dass Malés dabei das Gefühl für die Charaktere abhanden kommt. Am Ende hat man das Gefühl, es hätte sich nicht nur in storytechnischer, sondern auch in graphischer Hinsicht etwas verändert. Der Autor hat alles richtig gemacht. Er bricht hin und wieder mit den Regeln des Genres, wenn dies nötig scheint und erschafft auf diese Weise tiefgründige Charaktere, die sich nicht so einfach in die Karten schauen lassen. Alles in allem ist „Die Packard Gang“ eine spannende Graphic-Novel, die ihre Leser bis zum bitteren Ende bei der Stange bleibt.
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  17. #292
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    Malte Göbel bei du-und-ich.net über Insel der Männer von Luca de Santis und Sara Colaone:


    [...]Die Erzählweise ist etwas kompliziert, denn aus irgendwelchen Gründen hat das Lager den Comicmachern Sara Colaeone und Luca de Santis dramaturgisch nicht ausgereicht. Vielleicht war es ihnen auch zu sehr aus der Gegenwart entrückt. Sie erzählen die Geschichte also in Rückblicken aus der Gegenwart, die im Jahr 1987 angesiedelt ist, weil heute keiner der vormaligen Insassen des Lagers auf der Insel mehr lebt: Zwei junge Filmstudenten wollen einen Dokumentarfilm drehen und fahren deswegen Antonio Angelico, der mittlerweile ein alter Mann ist, wieder auf die Insel. Der sträubt sich dagegen und muss erst mühsam überredet werden, die beiden zu begleiten. Außerdem wird über einen der jungen Filmemacher angedeutet, dass er selbst eine Geschichte zu erzählen hätte – sein verehrter Lehrer wurde mal wegen homosexueller Gerüchte aus dem Schuldienst entfernt. Ausgeführt wird das jedoch nicht, statt dessen verwirrt es zusätzlich – mehrere Plots auf insgesamt doch recht wenig Raum.

    Vielleicht wollte das Team de Santis/Colaone ein bisschen zu viel erzählen. Vielleicht stößt auch die Erzählform Comic/Graphic Novel hier an ihre Grenzen. Eine komplexe Geschichte mit mehreren Szenarien und Erzählebenen ließe sich mit Worten vielleicht doch leichter beschreiben als mit Bildern. Wobei die Geschichte auch starke Momente hat, etwa die, in denen nur wenig gesagt wird und die Bilder doch wirken.
    Seite 45

    Trotz der angeführten Kritikpunkte ist „Insel der Männer“ lesenswert. Es erzählt eine unbekannte wahre Geschichte, und es probiert mit Graphic Novel eine ebenso ungewohnte Darstellungsform aus. In einem Nachwort fasst der deutsche Comic-Papst Andreas C. Knigge noch einmal den historischen Kontext zusammen. Das ist löblich, gerade wenn man wenig über diese Zeit weiß.
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  18. #293
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    Michael Nolden bei comicblog.de über Sky Hawk von Jiro Taniguchi:


    [...] Eastern trifft Western: Es ist nicht die erste Begegnung dieser beiden Genres, aber sicherlich eine der schönsten, sofern bei der dramatischen Entwicklung des vorliegenden Stoffes von schön gesprochen werden darf. Waren es in älterer Vergangenheit ein Toshiro Mifune (in Rivalen unter roter Sonne), in jüngerer Vergangenheit ein Jackie Chan (in Shanghai Noon und kein Japaner, ich weiß), die asiatisches Flair in den Wilden Westen brachten, sind es in der Geschichte von Jiro Taniguchi die beiden Samurai Hikosaburo, kurz Hiko, und Manzo, die als Auswanderer nach Nordamerika kommen und dort den Niedergang der indianischen Kultur miterleben müssen.

    Die Bilder fangen diese Handlung ein, indem sie das Land in seiner ganzen Schönheit zeigen, ein Umstand, der sogar im Schwarzweiß der Manga-Technik gelingt. Bisonjagd, Heiterkeit, alltägliches einfaches Leben der Indianer ist aus heutiger Sicht (oder auch dieser Comic-Sicht) fast ein Utopia. Jiro Taniguchi beherrscht einen unglaublich feinen Strich. Er kennt seinen Western und Fans des Genres werden sich bestimmt auch an einen Der mit dem Wolf tanzt erinnert fühlen. Einige Kompositionen sind tolle Kameraeinstellungen, ein naheliegendes Beispiel, die sich besonders in der Rasanz der Action-Szenen widerspiegelt.

    Western-Freunde aufgepasst: Wer eine Western-Begegnung der besonderen Art lesen möchte, trefflich erzählt und einmal aus der Sicht der amerikanischen Ureinwohner und zweier Samurai erzählt, der findet mit Sky Hawk ein spannendes, aber an manchen Stellen auch trauriges Abenteuer. Jiro Taniguchi wandelt sicher auf den Spuren seiner Vorbilder wie Blueberry, Comanche und Jonathan Cartland. So soll Western-Unterhaltung sein.
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  19. #294
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    Felix Giesa bei satt.org über Sun Village von Inio Asano:


    Leben und Tod sind bloß ein Geschäft

    [...] Das Leben im gegenwärtigen Japan, wie es sich hier offenbart, ist geprägt von Zwängen und repressiven Lebensbedingungen. Mit dieser Erkenntnis und dem Sun Village als Handlungsort erzählt Asano eine zutiefst melancholische und gleichzeitig an Zynismus kaum zu überbietende Geschichte. Der Zeichner arbeitet mit einer Vielzahl Figuren, deren zentrales Pärchen zwei jugendliche Schüler sind. Leidet das Mädchen Haruko an den physischen und psychischen Folgen eines Überfalls, hat Tasuku ein einträgliches Geschäft aufgebaut: der Junge überzeugt ‚feige’ Selbstmörder gegen eine Gebühr von der Richtigkeit ihres Unterfangens. Mit diesen immer wieder überraschenden Wechseln der Gefühle, scheint der Autor das moderne Leben auf genauso zynische Art und Weise zu kommentieren: Du kannst das Leben nicht verhindern, konzentrier Dich einfach auf die kleinen Siege. Wurde dieser Alltag in seinem Erstling durch ein allgegenwärtiges Wesen, den Space Panda – eine Art personifizierte Otaku-Pop-Referenz -, symbolisch überhöht, zieht sich durch den neuen Band motivisch die Suche nach den eigenen dunklen, verbrecherischen Wurzeln.

    Folgen sollte für Asano sein bisher größter Wurf, »solanin« wurde bereits erfolgreich verfilmt und dürfte den Ruhm des erst 30jährigen zementiert haben. Überzeugt dieser auf allen Ebenen, so kann man »Sun Village« doch als Vorarbeit, als Experimentierfeld für »solanin« betrachten.
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  20. #295
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    Stephan Schunck bei splashpages.de über Inspektor Canardo 19 – Opas Asche von Sokal:


    [...] Man sollte es fast nicht für möglich halten, aber mit Opas Asche liegt mittlerweile der 19. Band der Serie um den melancholischen Helden Inspektor Canardo vor. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit kommt jedes Jahr ein neuer Band und jedes Mal ist ein kurzweiliges Vergnügen garantiert.

    Mit Canardo hat Sokal die ver-ente-lichte Version des Prototypen aller Privatdetektive erschaffen - Philip Marlowe, der Figur von Raymond Chandler, der schon legendäre Schauspieler wie Humphrey Bogart und Robert Mitchum versucht haben Leben einzuhauchen. Wenn man ehrlich ist, braucht sich diese Ente, die mit ihrem verknitterten Trenchcoat durch den Lauf der Geschichte wackelt, nicht hinter diesen großen Vorbildern zu verstecken. Sokal kann Geschichten erzählen und auch diese merkwürdige und skurrile Odyssee, auf die er seine Ente schickt, gehört wieder dazu.

    Die Geschichte - nicht wirklich neu, nicht überraschend - traurig - und eben typisch Sokal/Canardo - diese Ente wird nie wirklich glücklich sein. Und doch ist es genau diese Stimmung, sind es die tierischen Protagonisten, die die Geschichten um Canardo immer wieder lesenswert und nachvollziehbar machen.

    Wie Humphrey Bogart, der wahre und einzige Marlowe in der realen, menschlichen Welt ist, so ist es Canardo im tierischen Paralleluniversum (okay, Mitchum war auch gar nicht schlecht - aber es gibt ja auch noch Blacksad).
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  21. #296
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    Michael Hüster bei comicradioshow über Largo Winch 17 – Schwarzmeer von Jean van Hamme und Philippe Francq:


    Pünktlich zu Weihnachten gibt es von Schreiber & Leser den neuen Largo Winch. Wie bei allen bisherigen Largo-Alben kann man das Fazit ziehen: es lohnt sich! Den Leser führt das Abenteuer in die USA, in die Schweiz und die Türkei.

    [...]

    Jean van Hamme beweist auch mit Schwarz-Meer, dass er mitreißenden Storys schreiben kann. Am neuen Album gefällt mir das Einfügen von erklärenden Texten (Largo-Mitarbeiter-Brief) und das Interview. Mal was stilistisch Neues in den Abenteuern. Van Hamme lässt den Helden wieder rund um die Welt reisen. Das gibt dem Zeichner die Gelegenheit, interessante Locations darzustellen: Luzern mit seiner berühmten Seebrücke, das malerische Deer Point in der Bergwelt Montanas, die Freiheitsstatue in New York und schließlich den Hafen und die Stadt Trabzon in der Türkei.

    Insgesamt ist der erste Teil der neuen Largo-Story weniger action-lastig. Trotzdem wird es nicht langweilig. Simon sorgt mit einer ungewollten Rodeoeinlage für den komischen Anteil in der Story. Auch an anderen Stellen der Handlung fällt er eher durch seine üblichen unbedachten Eskapaden auf.

    Zeichnungen: Philippe Francqs klassische Zeichnungen beeindrucken durch einen klaren realistischen Zeichenstil. Wenn notwendig, kann er Szenen sehr dynamisch zu Papier bringen.

    Besonderheiten: Das Album beginnt mit einem einseitigen Prolog. Dieser besteht aus einem Brief von Largo Winch an seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in dem er das Entstehen und die Auswirkungen der globalen Finanzkrise recht ausführlich erklärt. Die Albenseiten 5-7 bestehen aus einem Interview der Zeitschrift NEWSWEEK mit Largo, in dem es u. a. zum einen um die Finanzkrise, zum anderen um die Geschäftszweige der Gruppe W geht. Beide Abschnitte verleihen dem Comic starke Authentizität. [...]
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  22. #297
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    Falk Straub bei titel-magazin.de über Jeronimus Dritter Teil – Auf der Insel von Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx:


    [...] Blutgetränkter Sand

    Die Gewaltspirale, die dann einsetzt, bringen Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx ganz behutsam zu Papier. Sie lassen sich viel Zeit, um nachzuempfinden, wie ein soziales Geflecht von der Bestrafung kleinster Vergehen in die angeordnete Tötung unliebsamer Elemente abdriftet. Ihren Comic wollen sie als Parabel auf den aufkommenden Kapitalismus verstanden wissen. Einmal in Gang gesetzt, ist seine unmenschliche Maschinerie nicht mehr anzuhalten.

    Seinem Zeichner räumt Dabitch viel Platz ein. Immer dann, wenn eine rationale Erklärung der Ereignisse scheitert, findet Jean-Denis Pendanx die passenden Bilder. Jeronimus' Wandlung zum Monstrum, das sich selbst zu einer Art Gott erhebt, kleidet Pendanx am Ende des zweiten Bandes in eine Folge von 22 wortlosen Panels. Ein leuchtend rotes Gewand deutet bereits auf den blutgetränkten Sand voraus.

    Neben solchen Verknüpfungen gelingt es dem Zeichner immer wieder, das Innenleben der Protagonisten nach außen zu kehren. Seine expressiven Farben fangen die flirrende Intensität auf der Insel perfekt ein und haben einen erheblichen Anteil daran, dass Jeronimus eine herausragende Meditation über Lust und Gewalt geworden ist.
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  23. #298
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    Peter Hetzler bei comickunst.de über Nestor Burma – Bilder bluten nicht von Léo Malet und Moynot:

    In Bilder bluten nicht, dem zweiten Band aus dieser Reihe, geht es um ein aus dem Louvre gestohlenes Raffael-Gemälde, das Nestor Burma in den Markthallen neben einer Leiche findet. Leider ist das Bild nicht echt – der Tote schon. Burma bekommt es mit allerlei suspekten Kunstsammlern zu tun, und die Unterwelt mischt ebenfalls mit. Im ersten Arrondissement, das den Hintergrund dieser Geschichte bildet, standen früher die Markthallen und – der steht da auch heute noch – der Louvre. Während Burma sich auf die Suche nach den Drahtziehern begibt, wird er von zwei Frauen umschwärmt. Ein typischer Malet, den Moynot wie den vorigen Band mit Figuren von Tardi gezeichnet hat.
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  24. #299
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    Jons Marek Schiemann bei lettern.de über Die Sandkorntheorie von Benoît Peeters und François Schuiten:


    Ein faszinierender Mysterythriller

    [...] Vor allem die architektonischen Zeichnungen in diesem Band (und auch in allen anderen Bänden von dem Autoren- und Zeichnerduo) sind grandios. Gerade im Comic können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Manchmal erinnern die Gebäude sogar an M. C. Escher. Manchmal sind auch die Parallelen zu dem Zeichner und Autor Andreas deutlich. Die Namen dürften den Lesern der mittlerweile eingestellten Zeitschrift "Schwermetall" nicht unbekannt sein. Es ist schwierig, diesem Band ein Genre zuzuordnen. Es wäre aber wenn ein Mysterythriller, wobei er die Genrekonventionen vermeidet. Er lebt von Andeutungen und das Wissen der Ermittlerin wird nie enthüllt. Auch worum es sich bei der Sandkorntheorie eigentlich handelt, versandet. Im positiven Sinne erfährt der Leser durch diese Nicht-Erklärungen ein leichtes Unbehagen, lässt ihm aber Raum für eigene Interpretationen. Und das ist äußerst faszinierend. Die hervorragenden Zeichnungen tragen natürlich ihren Teil dazu bei. Manchmal verweilt man bei den Zeichnungen und betrachtet sie gebannt. Der Schraffurstil wirkt zu keiner Zeit hektisch, sondern ermöglicht grandiose Schattenspiele. Der in schwarz-weiß gezeichnete Band ist leicht in beige beziehungsweise grau gefärbt. Zentrale Bildelemente können so durch klares Weiß hervorgehoben werden.

    Ein weiteres Meisterwerk eines bekannten und mehrfach preisgekrönten Zeichnerduos. Zugreifen.
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  25. #300
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    Jons Marek Schiemann bei lettern.de über Sun Village von Inio Asano:


    Leben im Mikrokosmos

    [...] Es ist ein beliebtes Stilmittel verschiedene Lebensentwürfe auf kleinem Raum zu verdichten und so die unterschiedlichsten Geschichten und Schicksale zu erzählen. Hier ist es also eine Wohnanlage. Und damit eine sehr gute Idee. Wer nämlich allein schon in einem Mehrparteienhaus lebt, weiß oftmals wenig von seinen Nachbarn. Und so verdichtet sich hier das Leben auf einem kleinen Raum. Und man will einfach mehr erfahren. Der größte Nachteil des Mangas "Sun Village" ist der, dass er viel zu schnell zu Ende ist. Die metaphysischen Einschübe allerdings sind nicht nur ein inhaltlicher und stilistischer Bruch, sondern auch gegen Ende überflüssig. Nach dem hervorragenden Einstieg mit einem fliegenden Bus, der ein kommendes Märchen suggeriert, sind die eigentlichen Erzählungen dafür viel zu realistisch gehalten, so dass der metaphysische Abschluss zwar zum Nachdenken anregt, aber eher stört. Das verbindende Element der beobachtenden Katze ist sehr schön, hätte aber weiter ausgebaut werden können.

    [...] Vom zeichnerischen her, enthält sich Asano glücklicherweise jeglicher Manga typischen Übertreibung und macht so den Band auch für diejenigen lesenswert, die ansonsten vom Stil der Mangas abgeschreckt werden. Ungewöhnliche Perspektiven und surreale Elemente entwickeln einen ganz eigenen Reiz.

    In der seelenlosen Umgebung von Wohnkomplexen ist alles voneinander isoliert, aber dennoch sind Begegnungen von ungeheurer Intensität möglich. Viele Blicke im Buch richten sich nach oben, dem offenen Himmel entgegen, um der tristen Umgebung zu entfliehen. Dabei bräuchten sie nur den anderen in die Augen zu sehen.

    Ein schönes Buch über das Leben, Schicksal, Liebe und Tod. Verdichtet es das Leben, so stören und irritieren gegen Ende die metaphysischen Einschübe. Dennoch sehr empfehlenswert.
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    Geändert von schreiberleser (06.01.2011 um 12:37 Uhr)

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