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Thema: Rezensionen & Besprechungen

  1. #251
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    Stephan Schunck bei Splashcomics über Die Weiße Tigerin 6 – Die Mikado-Strategie von Wilbur und Didier Conrad:


    [...]

    Meinung:

    Man nehme einen Haufen real existierender Personen, einen Mythos, der unwillkürlich an James Bond erinnert und paare das Ganze mit der hübschen, aber nicht weniger gefährlichen Agentin Alix Yin Fu. Das sollte schon fast reichen um zusammen mit Conrads Zeichenstil ein kurzweiliges Lesevergnügen zu ermöglichen.

    In "Das Jahr des Phönix" hat es nicht so richtig funktioniert, die “Die Mikado-Strategie” ist aber wieder deutlich besser. Es empfiehlt sich trotzdem die handelnden Nebenpersonen - Kang Sheng, Eward G. Lansdale, Jack Y. Cannon und James Jesus Angleton mal zu googlen, um einerseits ein wenig Hintergrund zu bekommen und andererseits um sich von der zum Teil bemerkenswerte Ähnlichkeit überzeugen zu lassen.

    Leider ist nach wie vor wohl ein ausführlicheres Studium der Hintergründe der englischen Kolonialpolitik, der chinesischen Ränkespiele der damaligen Zeit und der asiatischen Kultur notwendig , um das Ganze wirklich zu verstehen und das Ausmaß des Spaßes nach emfinden zu können, dass Conrad und Wilbur beim Schreiben der Serie ganz augenscheinlich hatten. Denn diese Geschichte ist von solcher Leichtigkeit und Beschwingtheit, voll von unterschwelligem Humor, dass es einfach Spaß macht, das Schicksal vom Alix Xin Fu zu erfolgen und gespannt auf die Fortsetzung zu warten.

    Wenn der Funke überspringt, ist “Die weiße Tigerin” einfach nur ein kurzweiliges, humoriges und historisch interessantes Kapitel der Geschichte.

    Fazit:
    Wenn der Hintergrund - unter anderem Hiroshima - nicht so real wäre, wäre es nur Spaß, so ist es Spaß mit einem zum Teil gehobenen Zeigefinger und durchaus gerechtfertigter Kritik.
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  2. #252
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    Stephan Schunck bei Splashcomics über I.R.$. 12 – Im Namen des Präsidenten von Desberg und Vrancken:


    [...]

    Vielleicht war es nicht anders zu erwarten. Nachdem der Vatikan sein Fett abbekam, knöpfen sich Stephan Desberg und Bernard Vrancken am Ende des Zyklus um den smarten Larry B. Max, den Angestellten des amerikanischen Finanzamtes, die höchste Autorität der Vereinigten Staaten vor - den Präsidenten, bzw. in diesem Fall einen Ex-Präsidenten.

    Was Desberg von der moralischen Integrität des Regierungsapparates der Vereingten Staaten hält, kann man u.a. in “Empire USA” oder “Black Op” (bei im Verlag Schreiber + Leser) nachvollziehen, aber neben Korruptheit, Machtgier, Größenwahn und religiösem Fanatismus beschreibt er nun die Lasterhaftigkeit - auch wenn das natürlich ein altertümlicher Begriff ist.

    Der Präsident der USA als “Opfer” seiner sexuellen Neigungen, die ganz und gar nicht in das Bild einer Persönlichkeit passen wollen, die an der obersten Spitze einer Gesellschaft steht, die Alkohol aus Papiertüten trinkt und nach außen hin eine fast widerwärtige Scheinheiligkeit demonstriert. Da dürfte es wohl mal wieder kein Zufall sein, dass Präsident Sanderson die Initialen J. F. führt, ganz so wie der einstige Vorzeigepräsident, dem ein durchaus gesicherter Faible für schöne Frauen wie Marylin Monroe nachgesagt wurde. Was hätte man damals gemacht, wenn es eine Krankheit wie HIV schon gegeben hätte und der Präsident “Opfer” seiner Ausschweifungen geworden wäre? Ist doch mal wieder ein idealer Anlass auf den Spuren von “Flechers Visionen” zu wandeln und sich auszumalen, wie diese Situation hätte bereinigt werden können.

    “Im Namen des Präsidenten” ist für sich selbst vielleicht nicht der Klassiker schlechthin - aber manchmal darf man auch die Gesamtserie würdigen. “I.R.$” findet mit dem zwölften Band einen (vorläufigen ?) Abschluss, kaum vorstellbar, wie die Serie ohne die bisweilen sinnliche Konversation zwischen Larry und Gloria weiter laufen sollte.
    Wenn es einen modernen Klassiker der franko-belgischen Comic Art gibt, dann ist “I.R.$” ein Paradebeispiel.
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  3. #253
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    Matthias Hofmann bei Splashcomics über Jeronimus Zweiter Teil – Schiffbruch von Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx:


    [...]

    Meinung:

    Mehr noch als der erste Band dieser vom Verlag Schreiber & Leser als Graphic Novel etikettierten Serie, fesselt der zweite Teil den Leser mit tief unter die Haut gehendem Drama. Das Setting bietet sich dafür geradezu an: die verschiedenen Charaktere auf engstem Raum auf der einen, das weite, unberechenbare Meer auf der anderen Seite. Zwischen Kapitän und Oberkaufmann, die sich beide um die unnahbare Edelfrau Lucretia streiten, versucht sich Jeronimus mit psychologischem Geschick als dritte Kraft zu etablieren. Als er sich bei Lucretia nicht durchsetzen kann, spinnt er feine Fäden, um das Schicksal in seinem Sinne zu gestalten.

    [..]

    Der Zeichenstil von Pendanx hat einen impressionistischen, malerischen Touch, der sehr gut zur Atmosphäre der Geschichte passt. Das Zusammenspiel seiner Farben hat der Franzose geradezu perfektioniert, wenn es um die Darstellung der rauhen See oder der optischen Umsetzung von düsterer Stimmung geht. Beispielsweise ist der psychische Zerfall von Jeronimus fast schon an seinen Gesichtszügen ablesbar. Dieser Stil, der die Zeichnungen sehr von der durchschnittlichen Grafik eines Abenteuercomics unterscheiden lässt, wirkt höchst faszinierend. Gewisse Motive kann man immer und immer wieder betrachten. Das ein oder andere Panel könnte man sich auch sehr gut als gerahmtes Gemälde an einer Wand vorstellen.

    Fazit:

    Während der erste Teil (Ruhe vor dem Sturm) die tragenden Personen und die determinierte Handlung vorgestellt hat, verdichtet die Fortsetzung (Schiffbruch) die Szenerie um einiges und steigert die Spannung bis zum Zerreißen. Auch der zweite Band ist die großartige Umsetzung eines menschlichen Dramas in historischem Ambiente. Wer bei Seefahrercomics die oft fehlende psychologische Note vermisst, der ist hier genau richtig. Die Tragödie steuert auf ihr Ende zu. Packend, entsetzlich, schonungslos. Oder anders ausgedrückt: schön erschreckend, ebenso wie erschreckend schön.
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  4. #254
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    Stephan Schunck bei splashcomics über Die Packard Gang von Marc Malès:


    [...]

    Meinung

    Ein Mann versucht, das Verbrechens seines Lebens aufzuklären, ein anderer Mann versucht, die Vergangenheit und alles, was damit in irgendeiner Form zu tun hatte, zu verdrängen. Mit "Die Packard Gang" hat Marc Malès so eine Art Kammerspiel in die Welt der schwarz-weißen Bilder transformiert. Ist Film-Noir wirklich die richtige Umschreibung für diese Geschichte? Der Zeichenstil/die "Farbgebung" legen es nahe, doch hier geht es nicht um Philip Marlowe, nicht um "Die Spur des Falken" und auch nicht um eine evtl. Anlehnung an den "Spirit".

    Es geht nicht um eine pessimistische Weltsicht, düstere Bildgestaltung und entfremdete, verbitterte Charaktere, hier versuchen zwei völlig unterschiedliche Menschen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, zwei Menschen, von denen jeder für sich einen ureigenen Weg gefunden hat, mit den damaligen Ereignissen klar zu kommen. Eigentlich ist das Ergebnis schon fast Nebensache, es geht um das angesprochene Katz- und Maus-Spiel. Ein scheinbar knallharter Cop gegen einen scheinbar geläuterten Verbrecher. Und man darf eigentlich nur darauf warten, wer zuerst das Handtuch schmeisst, wer aufgibt und wer die Geister der Vergangenheit ruhen läßt. Gibt es ein Medium, das eine solchen Handlung besser überbringen kann, als ein Comic - ein Comic in schwarz-weiß? Wohl kaum und deshalb liegt der Vergleich zum Film-Noir vielleicht doch wieder nahe.

    Aber Malès Geschichte ist mehr, lebt von einem Spannungsbogen, der unendlich langsam aufgebaut wird - kaum durchzuhalten - aber dann immer nachvollziehbarer und fast anfassbar wird.

    Schreiber & Leser präsentiert die Geschichte in einer neuen Reihe und in einem - für den Verlag, nach "Cosa Nostra" bei "Alles Gute!" - neuen Format. "Die Packard Gang" ist eine von drei Geschichten, die in diesem Format vorgelegt werden und kann absolut überzeugen.


    Fazit:
    "Schreiber & Leser" "Noir", ein neues Label, ein neues Format und mit dem vorliegenden Band ein erstklassiger Einstieg.
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  5. #255
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    Christian Endres bei Der Tagesspiegel über Sky Hawk von Jiro Taniguchi:


    Mit "Sky Hawk" erfüllt sich Manga-Star Jiro Taniguchi selbst einen Traum.

    In seinem Vorwort zu "Sky Hawk" beklagt Jean Giraud alias Moebius, dass das amerikanische Kino seine eigene Mythologie weitgehend in Vergessenheit geraten ließ und dass all die Revolverhelden und Indianer deshalb in den frankobelgischen Comic flüchten mussten, das Reservat der Grenzlandmythen in unseren modernen Zeiten. Und "Blueberry"-Mitschöpfer Moebius – als eifriger Fluchthelfer seit den 1960ern – muss es ja schließlich wissen.

    Manga-Star Jiro Taniguchi war immer ein Fan von frankobelgischen Comics im Allgemeinen und Moebius’ Arbeiten im Besonderen – und des Western-Genres, wie der Japaner wiederum in seinem Nachwort verrät. Mit "Sky Hawk" erfüllte sich der große Mangaka (»Gipfel der Götter«, »Vertraute Fremde«) also auch selbst einen Traum. [...]

    [...]

    Denn Jiro Taniguchi überzeugt wieder auf ganzer Linie, auch wenn er zunächst auf reichlich ungewohnten Trails zu wandeln scheint. Doch am Ende fängt der vom Feuilleton geliebte Meister des erwachsenen Manga in seinem feurigen Westernsong mit typisch japanischen Klängen und Zwischentönen eben doch scheinbar mühelos den Spirit of the Hawk ein – und liefert damit die bis dahin gelungenste Verknüpfung von traditionellem Westerncomic und klassischem Manga.
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  6. #256
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    Einen Artikel zu Tezukas Barbara gibts jetzt in unserem Blog.
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    Comics & Graphics - Blog



  7. #257
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    Jeronimus wird in der 7. Ausgabe des Sammlerherz von Mathias Hofmann vorgestellt

  8. #258
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    na, und WIE, kaifalke. auf super-doppelseiten, mit sattem bildmaterial. wir waren ganz erschlagen!! rossi

  9. #259

  10. #260
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    Dr. Thomas Wörtche bei kaliber .38 über Coronado von Dennis Lehane und Jacques Loustal:


    [...] »Bis Gwen« wurde aber auch zu einem wunderbaren Comic namens »Coronado«, gezeichnet von Jacques de Loustal alias Loustal, dessen großartige Bilder schon Mythomanen wie Jerome Charyn und Romantiker wie Tito Topin zu ersprießlichsten Kooperationen gereizt haben. »Besame Mucho« (das Szenario stammt von Phillipe Paringaux) schließlich war Loustal Hommage an den französischen Tenorsaxophonisten Barney Wilen, der bei Miles Davis' epochaler Fahrstuhl-zum-Schaffott-Musik dabei war, die den Sound des noir sozusagen materialisiert hatte.

    In diese Stimmungslage fügt sich nun perfekt das streng in 5. Akten erzählte Drama eines letalen Vater-und-Sohn-Konfliktes, ein Lieblingsthema von Lehane. Die flächigen, sehr bunten und sehr stilisierten Bilder von Loustal, in denen nur wichtige Details angedeutet werden, und die manchmal schon fast in der Nähe der Abstraktion siedeln, transportieren entweder Atmosphären und Stimmungen (das alte, aber immer faszinierende Thema: Nacht und Licht; blau und gelb) oder über die Körpersprache der Figuren, die nach drei weiteren Abstraktionsschritten nur noch Icons wären, Dispositionen, Situationen und Befindlichkeiten. Text und Dialog sind sparsam. Die Bilder sprechen für sich, das Verhalten der Menschen auf den Bildern erst recht. Und so entsteht ein transparentes, luzides und gleichzeitig rätselhaftes Kunstwerk, das vor allem von der ästhetischen Autorität der Bilder lebt. Die kann, wenn es gut geht, die narrative Dominanz einer Geschichte brechen. Hier haben wir einen solchen Fall. Ein grandioser Comic.
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  11. #261
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    Dr. Thomas Wörtche bei kaliber .38 über Die Packard Gang von Marc Malès:


    Eine Orgie in schwarz/weißen, komplex gefügten Panels ist Marc Malès' Comic Die Packard Gang aus der großartigen neuen Comic-Reihe schreiber & leser noir. Ein obsessiver Cop verbeißt sich nach fast 30 Jahren in einen eigentlich abgeschlossen Fall einer Bankräubergang, weil er noch offene Fragen hat. Er stöbert einen der aus dem Gefängnis entlassenen Gangster auf, der inzwischen zu Gott gefunden hat und in der Provinz ein beklemmendes Spießerdasein fristet. Es kommt zum Duell, aber nicht wie man meinen mag. Ein intensiv gezeichnetes und geplottes Album, das Kitsch-Noir-Klischees lauthals nicht bedient. Gut so!
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  12. #262
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    Felix Giesa bei satt.org über Barbara Teil 1 von Osamu Tezuka:


    Das dekadente Leben der Poeten

    [...]In diesem uneigennützigen Eingreifen Barbaras entpuppt sich die besondere Rolle der Frau in diesem Manga. Anfang der 1970er Jahre brach auch in Japan das weibliche Geschlecht auf und stellte die tradierten Geschlechterrollen in Frage.

    Tezuka trägt diesem gesellschaftlichen Phänomen hier Rechnung, wenn er seine Muse Barbara Hosen tragen, freizügig und alkoholisiert feiern lässt, und sie sich im Zusammenleben mit dem Mann als die Überlebensfähigere herausstellt. Das sich bei Tezuka der Mann nunmehr mit Gewalt versuchen muss durchzusetzen, wird ebenfalls gesellschaftliche motiviert sein und die Verzweiflung ob der Angst um den eigenen, männlichen Stand im Leben abbilden.

    Die großen Themen sind dabei immer die künstlerische Kreativität und ihr Ursprung, Tezuka dürfte hier durchaus auch am Ende seiner Phase der Neuorientierung an sein eigenes Schaffen gedacht haben. Barbara stellt sich schließlich als Tochter der mythologischen Mnemosyne, der Mutter der griechischen Musen, heraus. Folgt Mikura ihrem lasterhaft-dekadenten Lebenswandelt mit unzähligen Saufgelagen und Orgien, winkt ihm künstlerischer Erfolg; aber auch ein selbstzerstörerisches Leben. Der Autor spielt sicher und hat zu Lebzeiten keinen Erfolg mehr.

    Tezuka wurde noch zu Lebzeiten zum Gott des Manga. Ob sich an seiner Seite eine mythische Muse befand ist letztlich nicht auszuschließen.
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    Geändert von Philipp Schreiber (23.09.2010 um 09:33 Uhr)

  13. #263
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    Peter Hetzler bei Comickunst über Jeronimus Dritter Teil – Auf der Insel von Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx:


    [...]

    Christophe Dabitch erzählt in dieser Trilogie die Geschichte von Jeronimus, soweit die Fakten historisch bekannt sind. Was nicht bekannt ist – wie beispielsweise die Motive von Jeronimus – versucht er zu erraten, was manchmal in nervende psychologisierende Geschwätzigkeit ausartet.

    Das Artwork dagegen überzeugt auf der ganzen Linie. Jean-Denis Pendanx malt die Bilder im Stil der der damaligen Zeit und gibt der Reihe damit eine sehr authentische Atmosphäre. Viele seiner Panels sind absolut großartig. Nachdem der erste Band Ende vorigen Jahres erschienen ist, wurde die Trilogie jetzt mit dem dritten Band abgeschlossen. Spannend, unterhaltsam und – das liegt in der Natur der Story – streckenweise ziemlich grausam. Eine gute Idee ist das etwas verkleinerte Albenformat, in dem Schreiber & Leser die Bände publiziert hat – es macht sie sehr handlich.
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  14. #264
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    Peter Hetzler bei Comickunst über Insel der Männer von Luca de Santis und Sara Colaone:


    [...]

    Es sind es eher die leisen Töne, die dieses Albums bestimmen. Das Leben im Lager ist nicht besonders hart. Aber die Gefangenschaft und die damit verbundene Abwertung macht vielen zu schaffen und führt am Ende doch zu Eskalationen.

    Trotzdem passiert nicht allzu viel in diesem Album. Die Zeichnungen machen da mehr her. Wer ihren Strich mag, wird an den Bildern von Sara Colaone seine Freude haben, denn sie hat 160 Seiten Platz für ihre Künste – und die nutzt sie hervorragend. Also einfach mal in die Leseprobe schauen und nachsehen, wie ansprechend man sie findet.
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  15. #265
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    Marco Behringer bei suite101.de über Jeronimus Dritter Teil – Auf der Insel von Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx:


    Im Abschlussband „Auf der Insel" bringen Pendanx und Dabitch ihre grandiose Graphic Novel-Trilogie „Jeronimus" zu einem unglaublichen Finale

    [...]

    Dabitch, der schon in der Abenteuerreiseserie Abdallahi (Futuropolis) ein Szenario für Pendanx geschrieben hat, erzählt die grausame und unglaubliche Geschichte durch seine nüchternen Erzähltexte, die im krassen Gegensatz zu den emotional stark aufgeladenen historischen Ereignissen stehen. Gekonnt wechselt der Autor seine Panels mit Erzähltext oder Dialogen mit wortfreien Panels ab. Insgesamt gibt Dabitch aufgrund der genannten Stilmittel die Erzählung in einer extrem dichten Atmosphäre wieder.

    Auf der Spur der alten Meister

    Seinen malerischen Stil hat Pendanx erst mit der Graphic Novel-Trilogie Jeronimus entwickelt. Besonders mit seinen leicht impressionistischen Farbauftrag, der an die alten Meister gemahnt, sorgt er für innovative, stimmungsvolle Bilder. Gerade das Spiel mit den jeweiligen Lichtarten – Tageslicht, Dämmerlicht usw. – reizt er mit seinem mal schwungvollen und mal eleganten Farbauftrag seiner nuancierten Acrylfarben bis zur Virtuosität aus.

    [...]

    Auf der Spur des Kapitalismus

    [...]In dem Moment als Cornelisz die Menschen zu Zahlen degradierte, sehen die Autoren von Jeronimus den Einfluss von maßlos wetteifernden Gewinnstreben, der durch die protestantische Ethik bestärkt wird. Ihre Lesart macht aus der Robinsonade auf diese Weise eine sozialkritische Groteske, die (auch) auf aktuelle ökonomische Verhältnisse abzielt.

    Mehr zum Thema

    Mit „Auf der Insel“ haben Dabitch und Pendanx eine in jeder Hinsicht meisterliche Graphic Novel-Trilogie abgeschlossen, die zugleich historischen Schauwert und aktuellen Bezug besitzt. Durch den sachlichen Erzählton, der eine Distanz zu den Schrecken ermöglicht, und den dazu entgegengesetzten, eindrucksvollen Bildern entsteht letztlich eine dichte Geschichte, die an sich unglaublich klingen würde, aber wahr ist.

    Spurensuche mit Blick auf die Gegenwart

    Auf Effekthascherei verzichten die Comickünstler, indem sie die Morde beispielsweise nur andeuten. Der Verlag Schreiber&Leser präsentiert die Trilogie in einem handlichen, gebundenen Format zu einem erschwinglichen Preis. Im Epilog erfährt der Leser noch interessante Zusatzdetails zu den beteiligten historischen Personen und deren biografischer Fortgang nach einem der größten Schiffsunglücke in der Geschichte Seefahrt.
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  16. #266
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    Jochen Garcke bei comicradioshow über Die Packard Gang von Marc Malès:

    Zwanzig Jahre nach dem Ende

    "Die Packard Gang" von Marc Malès, erschienen bei Schreiber & Leser, fühlt sich erst mal an wie ein klassischer Krimi der schwarzen Serie, ein Polizist, den seine Vergangenheit einholt, ein Krimineller, dessen hübsche Frau und schnelle Autos. Aber dann ist es doch ein anderer Krimi, er spielt 20 Jahre nach dem eigentlichen Kriminalfall und nach der Verurteilung. Aber es sind neue Informationen aufgetaucht, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. So entwickelt sich eine ruhige Geschichte, die ohne viel Action sehr viel Spannung erzeugt.

    [...]

    So ist die Handlung dann deutlich dialoggetrieben, vom Inspektor bekommt man darüberhinaus noch viele seiner Gedanken mitgeteilt, dabei spart er nicht mit zynischer Selbstkritik. Also ein eher textlastiger Comic, darauf muss man sich ein wenig einlassen, der Comic zündet langsam. Aber es lohnt sich, es entwickelt sich ein psychologischer Zweikampf zwischen Barton und Foster. Barton will die Wahrheit über die damaligen Geschehnisse, wohingegen Foster seine neue Existenz in Frieden erhalten und die Vergangenheit hinter sich lassen will. Wo das Problem dabei ist wird nur langsam deutlich, Autor und Zeichner Malès baut die Geschichte langsam zusammen. Aber mit mehr und mehr kleinen Informationen fügt sich dann doch das Mosaik der Packard Gang und ihres Endes zusammen. Man will als Leser bald wissen, was nun eigentlich passiert ist, dazu ist man von den Charaktere nach einer Weile zu gefesselt um ihnen kalt den Rücken des Nichtlesers zu zeigen.

    Erschienen ist dieser hervorragende Comic unter dem neuen Label 'noir', hier erscheinen bei Schreiber & Leser Krimis verschiedenster Richtung im kleinerem Graphic Novel Format. Der klassischen Thematik passend ist dieser Comic in schwarz weiß gehalten. Viel flächiger Schatten erinnert von der Bildatmosphäre an die damaligen Filme, auch die Ausstattung der Seiten ist gut recherchiert. Ein stimmiger und stimmungsvoller Comic, der ruhig erzählt wird, nur in den Rückblenden auf die Verfolgungsjagden wird es schnell. Aus diesen erklärt sich auch der Name der Gang, sie fuhren in ihrem schnellen Packard oft genug der Polizei einfach davon.
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  17. #267
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    Jochen Garcke bei comicradioshow über Sun Village von Inio Asano:

    Das Leben und Sterben an der Sonne

    [...]

    Die typische Erzählweise Asanos wird schnell deutlich, seine Geschichten sind getrieben durch die verschiedenen Charaktere, deren Gespräche und deren dadurch ausgedrückten Stimmungen, die aber auch durch die Zeichnungen der Gesichter in Großaufnahmen übermittelt wird. Eingeschoben sind gelegentlich die Gedanken und Berichte einer der Hauptpersonen, dadurch bekommt der Leser in jedem der Kapitel einen weiteren Blick in die Handlung. Dies ist etwas ungewöhnlich durch weißen Text auf schwarzen Blöcken realisiert, die wiederum ganz normal in den Seitenaufbau integriert sind.

    So fängt der Comic recht ruhig und ein wenig heiter an, um dann abrupt vom einem Selbstmord eines jungen Mädchens in eine andere Richtung gebracht zu werden. Dieser Selbstmord ist die Verbindung zum Inhalt der folgenden Kapitel, in denen vor allem der selbst ernannte Sterbehelfer Tasuko zu sehen ist. Es zeigt sich schnell das hinter den Kulissen des sauberen und ordentlichen Stadtteils des Leben seine tragischen Tiefen hat. Tasuko schwänzt regelmäßig die Schule, sein verwitweter Vater lebt traurig und realitätsignorierend in den Tag hinein. Und Tasuko sammelt die Handys der Selbstmörder die er in den Tod 'hilft'. Sein schönen Momente am Tag hat er wenn er mit der ebenfalls die Schule schwänzenden Haruko auf dem Mann mit dem dritten Auge wartet. Trotz all der Niederungen des Lebens von Tasuko und Haruko haben sie zusammen ganz naive, unschuldige schöne und lebensbejahende Zeit miteinander, wie im richtigen Leben.

    [...]

    Wie schon eingangs erwähnt zeichnet Asano sehr realistisch, was insbesondere die detaillierten Hintergründe betrifft. Dies verstärkt natürlich die Verankerung der Geschichte in der realen Welt, wobei die abschließende Geschichte damit ein wenig bricht, um dadurch aber auch die Hoffnung auf ein anderes besseres Leben zu thematisieren.
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  18. #268
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    Marco Behringer bei Suite101.de über Largo Winch 1 – Der Erbe und Largo Winch 2 – Gruppe W von van Hamme und Francq:


    Mit „Der Erbe" und „Gruppe W" ist dem Duo van Hamme und Francq ein gut durchdachter und realistisch illustrierter Auftakt des Wirtschaftsthrillers gelungen

    Largo Winch ist in Frankreich ein Sensationserfolg. Während die ursprüngliche, mit viel Sex und Gewalt angereicherte Romanserie noch nicht den ganz großen kommerziellen Erfolg mit sich brachte, avancierte die 1990 gestartete Comic-Reihe zu einer der erfolgreichsten des Landes. Eine TV-Serie, ein PC-Spiel und ein großer Kinofilm folgten, weitere sind geplant oder in Vorbereitung. In Deutschland sind schon mehrere Verlage beim Versuch, die Comics erfolgreich an den Mann zu bringen gescheitert. Denn Ehapa hatte zum Beispiel zwischen 1991 und 1994 versucht, Largo Winch in Deutschland zu etablieren. Doch die Verkaufszahlen hielten sich in Grenzen, was das vorläufige Aus für die Publikation der Serie in Deutschland. Seit 2006 wird die Serie bei Alles Gute! auf Deutsch komplett veröffentlicht.
    „Der Erbe“ und „Gruppe W“

    [...]

    Der Belgier Jean van Hamme zählt zu den beliebtesten Comicautoren. Durch Serien wie XIII (Carlsen), dem wohl beliebtesten europäischen Agententhriller, den er in Zusammenarbeit mit dem Zeichner William Vance inszeniert, hat sich van Hamme einen Ruf als Autor geschaffen, der auf raffinierte Weise Spannungsbögen auslegen und zusammenführen kann und die Regeln des Comic-Szenarios perfekt beherrscht. Das gelingt ihm auch in den ersten beiden Largo Winch-Bänden auf hervorragende Weise.

    [...]

    Realistischer Strich

    Van Hammes Partner, der belgische Comiczeichner Philippe Francq ist für seinen ausgeprägt realistischen Zeichenstil bekannt. Mit der Umsetzung von van Hammes Romanserie Largo Winch konnte sich Franccq einen internationalen Namen machen. Francqs Strich bringt manchmal etwas idealisierte Gestalten, zum Beispiel bei den weiblichen Charakteren, hervor. Sein eher kunsthandwerklich geprägter Stil birgt auch keinen Freiraum für kreativen Ausdruck.

    Largo Winch ist eine weit überdurchschnittliche Comicadaption von van Hammes Romanreihe. Für Liebhaber des Genres ist die Industrie-Thriller-Serie ein absolutes Muss und dank Alles Gute! kann man die Serie auch vollständig auf Deutsch lesen und sammeln. Trotz der aufgezeigten Kritikpunkte ist Largo Winch ein gut durchdachter und geradlinig illustrierter Wirtschaftsthriller, der nach den ersten beiden Bänden Lust auf mehr macht.
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  19. #269
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    Benjamin Vogt bei comicgate über Sky Hawk von Jiro Taniguchi:


    [...]

    Eigentlich ist Sky Hawk sehr durchdacht proportioniert worden. Man merkt, dass es Taniguchi nicht einfach darum ging, zwei Samurai mit Schwertern auf den amerikanischen Westen loszulassen Nein, er pflegt seine Figuren behutsam in den historischen Kontext ein. Das verleiht seiner Geschichte ein Stück weit Komplexität und lässt sie lebensechter erscheinen. Seine Geschichte ist der Widerstand der Sioux gegenüber der vorrückenden US-Armee, der in der Schlacht der Sioux gegen Leutnant George Custers Divison am Little Bighorn gipfelt. Als Randfiguren machen Hikosaburo und Manzo diesen Konflikt für uns Leser erst richtig nahbar. Ihre Perspektive ist allerdings bedauerlicherweise nicht die eines Außenstehenden, spätestens dann nicht mehr, als sie völlig in die Gemeinde der Oglala integriert sind.

    [...]

    Western und Manga, passt das also wirklich zusammen? Nach der Lektüre diese Bandes muss man schlichtweg trotz aller Kritik mit ja antworten. Sicher, Taniguchis Ausflug in dieses Mixgenre weist hier und da Schwächen auf, dennoch ist dessen Experimentierfreudigkeit zu begrüßen. Keines seiner Bücher war wohl von einer solchen Anzahl expliziter Gewaltszenen geprägt und keines war vermutlich von solch historischer Relevanz.

    Das Ergebnis ist kein herausragender, aber immer noch ein überdurchschnittlicher Comic, der gewohnt grandios gezeichnet ist und auf seinen beinahe 300 Seiten in umgekehrter Leserichtung bestens unterhält. Bezeichnenderweise hat Sky Hawk mich emotional auch nicht annähernd so berührt, wie einige andere Taniguchi-Mangas. Ein Indiz dafür, dass die Akzente hier anders gesetzt wurden.

    Spannender, semi-authentischer Samurai-Western mit Schwächen in der erzählerischen Struktur
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  20. #270
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    Stefan Erlemann bei media-mania.de über Die Weiße Tigerin 6 – Die Mikado-Strategie von Wilbur und Didier Conrad:


    [...]

    Didier Conrad versucht in diesem historisch korrekten Bild gemeinsam mit Texter Wilbur seine Geschichte der Agentin und Weißen Tigerin Alix Yin Fu zu erzählen. Es ist bereits das sechste Abenteuer der hübschen und überaus wehrhaften Chinesin und leider bleibt, ähnlich wie im fünften Band, der Humor fast gänzlich auf der Strecke. Zwischen Nationalisten, Kommunisten, amerikanischen Agenten, Japanern und Kriminellen spielt sich eine haarsträubende Geschichte um einen Kriegsschatz ab, die weder einen Spannungsbogen noch ein richtiges Ende bereit hält.

    [...]

    "Die Mikado-Strategie" ist unteres Mittelmaß. Eine krude Geschichte, ein miserables Ende, viele brutale Szenen, fast kein Humor und unmotiviert wirkende Storyelemente zuhauf werden kaum aufgewogen durch die zeichnerische Qualität dieses Albums. So wird "Die weiße Tigerin" keinen Erfolg verbuchen und als Serie in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
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  21. #271
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    Jochen Garcke bei comicradioshow über Die Packard Gang von Marc Malès:


    Zwanzig Jahre nach dem Ende

    "Die Packard Gang" von Marc Malès, erschienen bei Schreiber & Leser, fühlt sich erst mal an wie ein klassischer Krimi der schwarzen Serie, ein Polizist, den seine Vergangenheit einholt, ein Krimineller, dessen hübsche Frau und schnelle Autos. Aber dann ist es doch ein anderer Krimi, er spielt 20 Jahre nach dem eigentlichen Kriminalfall und nach der Verurteilung. Aber es sind neue Informationen aufgetaucht, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. So entwickelt sich eine ruhige Geschichte, die ohne viel Action sehr viel Spannung erzeugt.

    [...]

    So ist die Handlung dann deutlich dialoggetrieben, vom Inspektor bekommt man darüberhinaus noch viele seiner Gedanken mitgeteilt, dabei spart er nicht mit zynischer Selbstkritik. Also ein eher textlastiger Comic, darauf muss man sich ein wenig einlassen, der Comic zündet langsam. Aber es lohnt sich, es entwickelt sich ein psychologischer Zweikampf zwischen Barton und Foster. Barton will die Wahrheit über die damaligen Geschehnisse, wohingegen Foster seine neue Existenz in Frieden erhalten und die Vergangenheit hinter sich lassen will. Wo das Problem dabei ist wird nur langsam deutlich, Autor und Zeichner Malès baut die Geschichte langsam zusammen. Aber mit mehr und mehr kleinen Informationen fügt sich dann doch das Mosaik der Packard Gang und ihres Endes zusammen. Man will als Leser bald wissen, was nun eigentlich passiert ist, dazu ist man von den Charaktere nach einer Weile zu gefesselt um ihnen kalt den Rücken des Nichtlesers zu zeigen.

    Erschienen ist dieser hervorragende Comic unter dem neuen Label 'noir', hier erscheinen bei Schreiber & Leser Krimis verschiedenster Richtung im kleinerem Graphic Novel Format. Der klassischen Thematik passend ist dieser Comic in schwarz weiß gehalten. Viel flächiger Schatten erinnert von der Bildatmosphäre an die damaligen Filme, auch die Ausstattung der Seiten ist gut recherchiert. Ein stimmiger und stimmungsvoller Comic, der ruhig erzählt wird, nur in den Rückblenden auf die Verfolgungsjagden wird es schnell. Aus diesen erklärt sich auch der Name der Gang, sie fuhren in ihrem schnellen Packard oft genug der Polizei einfach davon.
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  22. #272
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    Jochen Garcke bei comicradioshow über Sun Village von Inio Asano:


    Das Leben und Sterben an der Sonne

    [...]

    Die typische Erzählweise Asanos wird schnell deutlich, seine Geschichten sind getrieben durch die verschiedenen Charaktere, deren Gespräche und deren dadurch ausgedrückten Stimmungen, die aber auch durch die Zeichnungen der Gesichter in Großaufnahmen übermittelt wird. Eingeschoben sind gelegentlich die Gedanken und Berichte einer der Hauptpersonen, dadurch bekommt der Leser in jedem der Kapitel einen weiteren Blick in die Handlung. Dies ist etwas ungewöhnlich durch weißen Text auf schwarzen Blöcken realisiert, die wiederum ganz normal in den Seitenaufbau integriert sind.

    So fängt der Comic recht ruhig und ein wenig heiter an, um dann abrupt vom einem Selbstmord eines jungen Mädchens in eine andere Richtung gebracht zu werden. Dieser Selbstmord ist die Verbindung zum Inhalt der folgenden Kapitel, in denen vor allem der selbst ernannte Sterbehelfer Tasuko zu sehen ist. Es zeigt sich schnell das hinter den Kulissen des sauberen und ordentlichen Stadtteils des Leben seine tragischen Tiefen hat. Tasuko schwänzt regelmäßig die Schule, sein verwitweter Vater lebt traurig und realitätsignorierend in den Tag hinein. Und Tasuko sammelt die Handys der Selbstmörder die er in den Tod 'hilft'. Sein schönen Momente am Tag hat er wenn er mit der ebenfalls die Schule schwänzenden Haruko auf dem Mann mit dem dritten Auge wartet. Trotz all der Niederungen des Lebens von Tasuko und Haruko haben sie zusammen ganz naive, unschuldige schöne und lebensbejahende Zeit miteinander, wie im richtigen Leben.

    [...]

    Wie schon eingangs erwähnt zeichnet Asano sehr realistisch, was insbesondere die detaillierten Hintergründe betrifft. Dies verstärkt natürlich die Verankerung der Geschichte in der realen Welt, wobei die abschließende Geschichte damit ein wenig bricht, um dadurch aber auch die Hoffnung auf ein anderes besseres Leben zu thematisieren.
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  23. #273
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    Benjamin Vogt bei Comicgate über Nestor Burma – Die lange Nacht von Saint Germain des Prés von Léo Malet und Moynot:


    [...] Moynot hält inhaltlich nicht nur an der Romanvorlage Malets fest, sondern kopiert Tardis Zeichenstil nahezu perfekt. Offenbar ist das auch ein erwünschter Aspekt, wird doch bereits auf dem Cover auf Tardis ursprüngliche Figurenentwürfe hingewiesen.

    So schlendert auch im neuesten Comicband Nestor Burma mit Pfeife durch ein Viertel von Paris (diesmal ermittelt er im 6. Arrondissement Saint Germain des Prés), stolpert über Leichen, trifft sich mit Informanten und klärt ein Verbrechen auf. Ein klassischer Kriminalfall also, der sich auch im Kleinformat recht spannend liest und Jacques Tardis Arbeit gelungen fortführt. Im mehrseitigen Anhang werden die beteiligten Künstler aufschlussreich beleuchtet sowie die Schauplätze des Comics erläutert und auf einer gezeichneten Karte verortet.
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  24. #274
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    Benjamin Vogt bei Comicgate über Die Packard Gang von Marc Malès:


    [...] Einer von drei Bänden, die hierfür den Anfang bilden, ist der hervorragende französische Comic Die Packard Gang.

    Dieser beginnt zugegebenermaßen recht schleppend, entwickelt aber schon bald eine umso überraschendere erzählerische Dynamik. Marc Malès serviert lediglich Bruchstücke der Zusammenhänge, welche man zum vollen Verständnis braucht. Das ist auch der Grund, warum ich beim Lesen eine Zeitlang brauchte, um mich zurechtzufinden bzw. um zu verstehen, worauf der Plot tatsächlich zusteuert. Ist es einem allerdings erst einmal gelungen die ersten Puzzlestücke zusammenzusetzen, macht dieser Comic unheimlich Spaß.

    [...]

    Zwischen Barton und Foster entbrennt ein von Marc Malès brillant inszeniertes Katz-und-Maus-Spiel, ein psychologischer Krimi. Während Foster nach verbüßter Haftstrafe nur sein Dasein als Musterbürger in Frieden verleben möchte, will sein Kontrahent, der zu allem entschlossene Inspektor, nur eines: die Wahrheit über die damaligen Vorfälle herausfinden.

    Ständig von der zynischen Stimme aus dem Off begleitet, erlebt der Leser den Comic vornehmlich aus der Sicht, bzw. aus der Gedankenwelt Bartons heraus. Dieser ist genregerecht als typischer Antiheld dieser Geschichte zu bezeichnen; ein Ermittler, der sich zu tief in einen alten Fall vergräbt und sich dabei in Zynismus ergeht.

    Die erzählerische Konstruktion um die Wahrheitsfindung im Fall Packard Gang, die differenzierte Herausarbeitung der Charaktere und die zugehörige Schwarz-Weiß-Atmosphäre der Bilder haben mich positiv überrascht und tatsächlich beeindruckt. Malès Story ist eine mit Suchtfaktor. Eine, bei der man unbedingt zu Ende blättern will, um die Auflösung endlich lesen zu können.

    Einziges Manko: Der Stellenwert des titelgebendes Fluchtautos (Packard ist der Name eines US-amerikanischen Autorherstellers) von Fosters krimineller Bande ist für meine Begriffe deutlich zu hoch angesetzt. Wer wo und wann den Wagen gefahren hat, ist zwar einer von vielen Bestandteilen des Rätsels, aber leider hat sich der Autor im späteren Verlauf zu ein paar kitschigen Szenen in diesem Zusammenhang hinreißen lassen. Dieser Wermutstropfen kann aber nicht über den hervorragenden Gesamteindruck hinwegtäuschen.
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  25. #275
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    Stefan Erlemann bei media-mania.de über Die Weiße Tigerin 6 – Die Mikado-Strategie von Wilbur und Didier Conrad:


    [...] Didier Conrad versucht in diesem historisch korrekten Bild gemeinsam mit Texter Wilbur seine Geschichte der Agentin und Weißen Tigerin Alix Yin Fu zu erzählen. Es ist bereits das sechste Abenteuer der hübschen und überaus wehrhaften Chinesin und leider bleibt, ähnlich wie im fünften Band, der Humor fast gänzlich auf der Strecke. Zwischen Nationalisten, Kommunisten, amerikanischen Agenten, Japanern und Kriminellen spielt sich eine haarsträubende Geschichte um einen Kriegsschatz ab, die weder einen Spannungsbogen noch ein richtiges Ende bereit hält.

    Man beginnt sich nach einigen Seiten zu fragen, was "Die Mikado-Strategie" mit den fünf Vorgänger-Alben dieser Reihe zu tun hat. Zwar sieht Alix immer noch hinreißend schön aus, doch Erotik kommt nicht mehr vor, Humor und Ironie fehlen zur Gänze und brutale Morde, wirre Aktionen der Amerikaner und seltsame Wendungen des Schicksals langweilen eher, als dass sie begeistern. Wären nicht die grandiosen Bilder Conrads, man würde verzweifelt das Ende dieser Serie betrauern und jeden weiteren Band mit Missachtung strafen.
    Was Didier Conrad und Sylvie Commenge (so der bürgerliche Name von "Wilbur) geritten hat, aus der Humoreske einen brutalen Machtkampf zu machen, ist unergründlich. Es war ja gerade der frische Humor, der die Fans begeisterte, die erotische Ausstrahlung von Alix und die herrlich verrückte Art und Weise, mit der Conrad in den ersten Bänden historische Realität mit Fiktion vermischt. Und nun eine Alix, die mit dem Feind paktiert?

    "Die Mikado-Strategie" ist unteres Mittelmaß. Eine krude Geschichte, ein miserables Ende, viele brutale Szenen, fast kein Humor und unmotiviert wirkende Storyelemente zuhauf werden kaum aufgewogen durch die zeichnerische Qualität dieses Albums. So wird "Die weiße Tigerin" keinen Erfolg verbuchen und als Serie in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
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