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Thema: Comic-Stammtisch: Valerian und Veronique

  1. #26
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    Ich empfinde Christin's Denke als sehr klar und als
    sehr weit vorrausschauend. Genaugenommen sind wir
    Heute im Jahre 2006 schon erschreckend näher an
    den Christinschen Kritikpunkten zur Gesellschaft ange-
    kommen, als manchem lieb sein kann.

    Und ich glaube nicht, das man bei einer Schlichtheit der
    Erscheinungsform auch gleichzeitig auf eine Schlichtheit
    der Aussage schliessen sollte. Mir sind eigentlich keine
    modernen (moderneren) SF-Geschichten im Comic bekannt,
    die so konkret und klar zum Kern der Aussage vorstossen.
    Vielmehr sieht Heute vieles nach viel mehr aus ... ist aber
    in der Aussage letztendlich meist dünner.

    Warum dann Christin auch noch mit den Geschehnissen und
    Handlungsweisen auf der Erde im Jahre 1980 spielt erklärt
    sich dann auch noch in anderen Alben. Denn was da geschieht
    ist keineswegs komplett erfassbar, wenn man die Vorgeschichten
    (bzw. die kommenden Geschichten - weil Thema Zeitreise )
    und die kommenden Geschichten (die widerum eigentlich eine
    Art Vorgeschichte der Menschheit darstellen - Thema Planet
    Hypsis) nicht mit einbezieht. In meinen Augen wird man dem
    Ansinnen von Christin nicht gerecht, wenn man seine Intention
    in einem 68er-Korsett verschnürt. Denn letztendlich werden
    gerade auch die 68er in dem Comic als idealistisches - aber in
    der Welt von Valerian & Veronique - belangloses Etwas dargestellt.

  2. #27
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    Was ist der Unterschied zwischen einem politischen Autor und einem Autor mit politischen Inhalten?
    Gibt es überhaut einen?
    Ich denke schon.
    Der Erstere sieht die vordergründige Funktion seiner Story in der Vermittlung einer politischen Message, im Regelfall dürfte er die Handlung seiner Geschichte um die zu transportierende Idee stricken.
    Beim Letzteren verhält es sich umgekehrt: die Geschichte steht im Vordergrund und die "politischen Zutaten" dienen dazu, dieser entweder eine zusätzliche Würze oder eine weitere Dimension zu geben (den politischen Aspekt als einen unter vielen wahrzunehmen und ihn nicht vernachlässigen zu wollen).
    Wenn Will Eisner in seinem Signale aus einer anderen Welt von der Idee ausgehend, dass wir Erdenbewohner eines Tages tatsächlich Zeichen intelligenten Lebens aus dem All empfangen, extrapoliert und aufzuzeigen beabsichtigt, wie wir uns in einer solchen Situation verhalten würden, muss er als gründlicher Autor den politischen Aspekt berücksichtigen.
    Das macht ihn dann zum Autor mit politischen Inhalt, nicht aber zum politischen Autor.

    Welcher Art Christin verfährt, wenn er eine neue Storyidee entwickelt, ist mir nicht bekannt.
    Ich vermag es mir jedoch vorzustellen und der vorliegende Zweiteiler lässt m.E. auch wenig Raum für anderweitige Vermutungen.
    Er wird zu den politischen Autoren gehören.

    Warum man dies im Zweiteiler gut erkennen kann?
    Weil das Thema "Waffenhandel" so dominant ist, dass bei Wegnahme desselben fast nichts übrig bliebe, was des Lesens wert wäre.

    Die Geschichte plätschert langatmig dahin und man weiß nicht, was man mit diesen ganzen Monstren überhaupt anfangen soll. Ihnen dann noch eine esoterische Bedeutung zuzurechnen ("vier Elemente" bla bla) ist schließlich für mich der Todesstoss. Tut mir Leid, aber von solchen Quacksalbereien verschone man mich bitte bei meiner Lektüre.
    Ungeheuer mag ich ohnehin nur in Jack Arnold-Filmen und 60er Jahre Kirby-Comics (da sind sie ein integraler Bestandteil).
    Ansonsten sind sie für mich in aller Regel ein Ausbund von Einfallslosigkeit.
    Christin (und Mezières!) können besser: Ihr interplanetarisches Bestiarium ist nun wirklich voll von originellen Erscheinungen, aber eben nicht in Band 7 und 8.
    Sich in einem Comic des Themas "Waffenhandel" anzunehmen zeugt sicher von löblicher Absicht, allein die Absicht macht noch keinen guten Comic.

    Dass Christin ein politischer Autor ist, erschließt sich auch aus seinen übrigen Alben.
    In Valerian kommt lindenstraßenmäßig Folge für Folge ein anderes (politisches) Problem aufs Tableau und ähnlich sieht’s bei seinen gemeinsam mit Bilal entstandenen Werken aus.
    Einige Sachen sind richtig gut (Valerian: Willkommen auf Alflolol oder mit Bilal: Treibjagd), aber durchaus nicht alle.
    Daher scheint es mir manchmal so, als ob Christin aufgrund seiner "politisch korrekten Gesinnung" einen Sonderbonus zugestanden bekommt, den man anderen (aber "un"politischen) Autoren gleicher Qualität verwehrt.

    Ein bisschen spricht das auch aus dieser Aussage:

    Zitat von Crazy Quokka:
    Insgesamt aber immer wieder auch faszinierende Zeichnungen, überbordende Fantasie, klassische Weltraumabenteuerromantik und jede Menge Sozialkritik: Naturschutz, Waffenhandel etc. Vor allen Dingen die sozialistisch/klassenkämpferische Färbung finde ich persönlich immer wieder sehr erfrischend. Serien wie diese sollte es mehr geben.
    Wenn es so wäre, würde ich Christin nicht lesen.
    Nichts ist penetranter als ein Autor, der dem Leser erklärt wie die Welt funktioniert.
    Glaub's mir. Du wirst es spätestens dann merken, wenn er die Welt mit der größten Selbstverständlichkeit anders deutet als Du sie siehst.
    Natürlich, ein bisschen Weltdeutung spricht aus jedem Autor: aber dieser hüte sich bitte davor, sie dem Leser um die Ohren zu hauen.

    Glücklicherweise fehlt es Christin - in nahezu all seinen Alben - an dieser Penetranz.
    Zumindest spüre ich diese nicht und als Mensch, der zu linkem und rechtem Lager gleichen (möglichst viel) Abstand hält, nehme ich für mich in Anspruch, dafür eine feinere Antenne zu haben als jemand, der mit Christin auf (politischer) Wellenlänge liegt.

    Christin ist sicher "links", aber genauso sicher ist er nicht klassenkämpferisch (ein heutzutage ziemlich anachronistischer Ausdruck, will ich meinen).
    Er zeichnet sich dann schon eher durch eine angenehm kritische Distanz zum (eigenen) "linken Lager" aus:

    "Die Verwaltung, geführt von extremistischen und unfähigen Großmäulern, die vor allem darauf aus sind, "Maggie" eins auszuwischen, der Londonerin mit den spitzen Lippen (gemeint ist natürlich M. Thatcher), steht am Rande des Bankrotts und macht trotzdem tapfer weiter", schreibt er in Lady Polaris (Seite 16) mit spitzer Feder über die Trotzkisten in der Liverpooler Stadtverwaltung.

    Sein Treibjagd muss als lang- und redlich-verdiente Dekonstruktion der realsozialistischen Nomenklatura gelesen werden.
    Damit dürfte er sich unter denjenigen seiner politischen Freunde, die sich durch eklatante Sehschwäche auf dem linken Auge auszeichnen, keine solchen gemacht haben, so er sie jemals als politische Freunde erachtete.
    Immerhin: es erfordert mehr Mut, der eigenen peer group auf die Füße zu treten als der, deren Abneigung man mit dieser teilt.

    zitat von horst:
    Ich empfinde Christin's Denke als sehr klar und als
    sehr weit vorrausschauend. Genaugenommen sind wir
    Heute im Jahre 2006 schon erschreckend näher an
    den Christinschen Kritikpunkten zur Gesellschaft ange-
    kommen, als manchem lieb sein kann.
    Ich kann mich erinnern, in einer Abhandlung über SF-Literatur von einem Autor selbiger Gattung die angenehm selbstkritische (weil auf das eigene Genre bezogen) Behauptung gelesen zu haben, dass die prophetische Gabe der SF-Autoren maßlos überschätzt wird.
    Immer wieder höre man Behauptungen wie "wir hätten schon Verhältnisse wie in Huxleys Schöne neue Welt" und "Orwells 1984 wäre so aktuell, dass es eigentlich schon fast überholt sei".
    Ketzerisch meinte der Autor, nahezu jeder, der so etwas sage/schreibe kennzeichne sich 1. durch Unkenntnis der Romane von denen er spricht/schreibt, 2. durch eine starke Vorliebe für Verkürzungen und 3. selektive Wahrnehmung (was dazu führt, dass die vielen falschen Voraussagen, die SF-Romane treffen, ignoriert und die wenigen richtigen, überhöht werden).

    Sorry, aber ich erkenne in den Valerian-Alben 7 und 8 nichts außergewöhnlich Weitsichtiges, gar Prophetisches.
    Waffenhandel gab es seit Anbeginn der Menschheit und wird es vermutlich – wenn wir nicht doch noch eines Tages durch Sprungmutation oder genetische Manipulation zu einer intelligenteren Spezies generieren sollten – noch seeeehr lange geben.
    Das Thema ist mithin heute nicht aktueller als es vor einem Vierteljahrhundert war.
    Aber auch auf andere Christinsche Werke bezogen vermag ich ihm keine Propheterie zuzusprechen: Die Probleme, die seinerzeit bereits akut waren sind schlicht und einfach immer noch da (oder haben sich - keineswegs überraschenderweise - verschärft).

  3. #28
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Die Geschichte plätschert langatmig dahin und man weiß nicht, was man mit diesen ganzen Monstren überhaupt anfangen soll. Ihnen dann noch eine esoterische Bedeutung zuzurechnen ("vier Elemente" bla bla) ist schließlich für mich der Todesstoss. Tut mir Leid, aber von solchen Quacksalbereien verschone man mich bitte bei meiner Lektüre.
    Da ist ein Wort enthalten, was mir auch sofort beim Lesen in den Sinn kam und welches in meinen Augen immer sehr viel von Atmosphäre und Spannung versaut.

    ESOTERIK


    Sobald sie ins Spiel gebracht wird - und das ist in diesen beiden Alben definitiv der Fall - verwischt allzuoft jegliche Aussage und man möchte meinen auch dem Autor-/in würde der eigentliche Kern seines Anliegens entgleiten.

    Auch ich konnte mich von Beginn an nicht mit den Monstern anfreunden - dachte aber, durch den Bezug auf die Naturgewalten (Feuer, Wasser, Luft und Erde) würde sicherlich noch eine einigermassen interessante Entwicklung in die Storyline kommen.

    Im Prinzip kann ich aus der ganzen Geschichte nur ableiten, daß der Begriff Macht - in unserem Fall Macht der Konzerne - angeprangert werden soll.

    Da die Naturgewalten als ultimative Waffe niemals kontrolliert werden könnten, wird eine Art Mini-Armageddon am Ende initiert, was nicht der grosse Clou geworden ist.
    Warum das Ganze dann überhaupt einen Ortwechsel erfahren musste und den dramatischen Titel Endstation Brooklyn erhielt, entzieht sich ebenfalls meiner Logik.

    Was sollte denn am Ende noch damit ausgedrückt werden, daß die beiden Firmenbosse gemeinsam in der Limousine ihre Runden drehen - und einen Kooparationsvertrag aushandelten.
    Sollte das jetzt negativ oder gar positiv zu werten sein?
    Etwa das man sich zum Schluss nun doch zu gemeinsamen Handeln entscheidet.
    Dann ergäbe doch die ganze Vorgeschichte keinen Sinn mehr.
    Dazu verwirrt dann noch Valerians Aussage - der auf S.47 -7. Panel meint:

    " Und sie können mit der Freude leben, wenn sie das für richtig halten...
    Aber geht das in einer Welt, in der eine Limousine wie diese herumfährt?"

    Albert und sein Freund wissen genau was Valerian damit sagen will - mir entzieht sich seine Intention.

    Werden nun doch die Machenschaften der beiden Industriellen angeprangert? (Es kann ja wohl kaum das Auto gemeint sein - oder sollte hier der hohe Spritverbrauch der Luxuslimousine angemahnt werden )

    Also geht es wieder um Macht - das Kapital - Weltherrschaft um jeden Preis usw.

    Und das alles ausgelöst durch zwei intergalaktische Piraten, die den missgestalteten Bewohnern eines Müllplaneten ihre Heligtümern abschwatzten.

    Ein bisschen viel Naivität hier im Spiel, oder?

    - Planet wird zur Müllhalde des Universums.
    - Bewohner die sich dessen nicht erwehren können und im Dreck hinsiechen, entwickeln hochmystische Artefakte, göttlichen Ausmasses
    - lassen sich diese durch zwei verkleidete Piraten abjagen - Ach ja als ein Geschenk, an die göttlichen Wesen!
    - welche sich natürlich ob ihrer Macht nun ständig streiten.
    - und sich am Ende, der lieblichen Veronique wegen, im Duell töten.

    - natürlich gibt es auf der Erde zwei globale Konzerne völlig unterschiedlicher Ausrichtung, welche sich nun ihrerseits der Macht der Elemente bereichern möchten
    - zwar nicht wissen wie sie diese beherrschen können, aber ihrerseits nun Kohorten diplomierter Jung-Füchse oder PR-Spezialisten auf die Phänomene ansetzen
    - sich am Ende doch lieber zu einem esoterisch inspierierten Geheimzirkel im letzten Hinterhof Brooklyns treffen
    - wo sie nun in Limousinen, Schneidersitzen und Yoga-Stellungen ausharren, um der Ankunft des Propheten zu harren
    - und nur durch Glück und natürlich dem beherzten Eingreifen Veroniques, Ihrem Untergang entkommen.


    Hhhmmmmm - böse Welt in der wir leben!
    Geändert von hipgnosis (10.11.2006 um 17:32 Uhr)

  4. #29
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    Zitat von hipgnosis:
    Warum das Ganze dann überhaupt einen Ortwechsel erfahren musste und den dramatischen Titel Endstation Brooklyn erhielt, entzieht sich ebenfalls meiner Logik.
    Da mutmaße ich mal, dass der deutsche Titel Assoziationen zu Selbys Letzte Ausfahrt Brooklyn und Williams' Endstation Sehnsucht wecken soll.

  5. #30
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Da mutmaße ich mal, dass der deutsche Titel Assoziationen zu Selbys Letzte Ausfahrt Brooklyn und Williams' Endstation Sehnsucht wecken soll.
    Keine Ahnung wie bekannt die Romanvorlage zur letzten Ausfahrt Brooklyn war - mir persönlich wurde sie erst durch den Film präsent und der stammt erst aus dem Jahre 1989!
    Endstation Sehnsucht ist natürlich ein grosser Klassiker.

    Beide hätten ja von der Handlung her überhaupt nix mit dem Comic gemein - aber schon möglich das man sich hier eines Namensmix bediente.

    Natürlich hatte ich auch versucht meine eigene Theorie für den Ortswechsel anzufertigen. Kann es sein, daß einfach New York und dessen bekannte Stadtteile wie Harlem, Brooklyn, Bronx, Queens, Manhattan usw. schon seit ehedem immer gerne für ein Synonym herhalten musste, wenn irgendeine bestimmte Atmosphäre erzeugt werden sollte, oder auf diverse sozial-kritische Probleme hingewiesen wird.

    Keine Ahnung für mich ist vieles davon eh zu Klischeebeladen - genauso wie multinationale Konzerne auf jeden Fall in den Vereingten Staaten ihren Sitz haben müssen.
    Aber das war Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sicher noch mehr wie heute der Fall. Globalisierung war auf jeden Fall noch nicht so verbreitet wie heute - von daher kann ich den Step schon ein bisschen nachvollziehen.

    Warum allerdings die Weltraum-Piraten genau in Brooklyn Ihre Energiemonster wieder auferstehen lassen, wo sie doch vorher allesamt in Frankreich zu Tage getreten sind, und warum die Multis wissen, das dem so ist - das entzieht sich dann wieder meiner Kenntnis!

  6. #31
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Keine Ahnung für mich ist vieles davon eh zu Klischeebeladen - genauso wie multinationale Konzerne auf jeden Fall in den Vereingten Staaten ihren Sitz haben müssen.
    Aber das war Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sicher noch mehr wie heute der Fall.
    So falsch scheint mir das nicht zu sein. Wenn die Eigentümer von Bertelsmann/Random House nicht die Notbremse gezogen hätten, wäre die Konzernzentrale längst in New York statt in Gütersloh.

    -

    "Brennpunkt Brooklyn" war der deutsche Kinotitel von "French Connection". In den 80er Jahren konnte man sich vermutlich noch daran erinnern.

  7. #32
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Hate Beitrag anzeigen
    "Brennpunkt Brooklyn" war der deutsche Kinotitel von "French Connection". In den 80er Jahren konnte man sich vermutlich noch daran erinnern.
    Ahh - das könnte doch ein guter Hinweis sein.
    Mir ist der Film eigentlich nur als French Connection in Erinnerung geblieben - einer meiner persönlichen Klassiker!

    Würde zumindest für die Eindeutschung des Titels sprechen.

    Aber im Original wurde ja auch schon Brooklyn verwandt allerdings in einer etwas anderen Form:

    Brooklyn Station - Terminus Cosmos

    Das Station bezieht sich doch wieder auf den Bahnhof, oder?? Zumindest sieht man auf dem Cover den Zug.

    Also wäre das Ende der Welt am Bahnhof (Station) Brooklyn!?!
    Geändert von hipgnosis (11.11.2006 um 15:23 Uhr)

  8. #33
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    Wie versprochen, mein Resumee:

    Der Plot beginnt vielversprechend. Mir persönlich gefällt das Erzähltempo der ersten beiden Drittel.
    An der Esoterik der Allegorien an sich störe ich mich nicht. Spannender wird die Geschichte dadurch durchaus.
    Gerade in einem Scifi-Comic könnte aus den Allegorien auch eine "nichtesoterische" Auflösung entstehen.
    Das Negative daran ist, dass die dadurch erzeugte Spannung eben nicht schlüssig aufgelöst wird.

    Ein paar Details an denen ich mich gestört habe:
    Valerian: "Komisch, wenn man bedenkt, dass diese armen Teufel,... unsere Vorfahren sind"
    (Bd.7, S.8).
    Warum ist das "komisch" / merkwürdig? Warum überhaupt dieser Einschub?

    Der "fremde" Junge Jean René, der als Gegenleistung für eine Auskunft, mit Valerians Waffe auf das Monster
    schießen darf (Bd7, S.33ff.):
    Auftritt - Applaus- Abgang?
    Der Auftritt des Jungen hat keine Bedeutung für die Geschichte, und die Weitergabe der Waffe durch
    Valerian ist sehr unwahrscheinlich. Sie erwarten immerhin ein Monster, sind nicht an der Jahrmarktsschießbude - und die Waffe ist auch kein Luftgewehr.

    Für Alberts "Contra Sensus ab sensibus repugnat" (Bd.7, S.41) ist in meiner Ausgabe kein Quellennachweis oder
    Übersetzung vorhanden. Es scheint von Lucretius aus "de rerum natura" zu sein
    (das betrifft jetzt nicht die Geschichte - aber gestört hat's mich)

    Die "Jungen Füchse mit dekorativen Diplomen oder PR-Spezialistinnen" werden aus dem Off vom Autor als
    "Leute ohne Bedeutung" kommentiert (Bd 8, S. 30).
    Das ist mir zu direkt.
    Nimmt man beispielsweise - zum Vergleich - den Orgienteilnehmer mit der Amphore über dem Kopf, der sich -in "Asterix bei denSchweizern" - ein paar Bilder weiter als Arzt präsentiert, so ist das schon eine subtilere Art, wie Goscinny / Uderzo ihre Meinung zu einer Berufgrufgruppe transportieren...

    Die Einführung der "Sarah Friedlander" und die Schilderung ihrer Herkunft (Bd. 8. S33) haben keinerlei
    Bezug zur Handlung, transportieren die Geschichte nicht weiter und haben keinen Einfluß auf die Auflösung.
    Das hat m.E. in der Klimaxphase nichts verloren.

    Das letzte Drittel ist auch m.E. auch insgesamt der Schwachpunkt der Geschichte. Die Auflösung ist einfach unbefriedigend.
    Es gibt zuviele Elemente und Handlungsstränge in der Geschichte, die dort nicht befriedigend zusammenlaufen.
    Während des Lesens erinnerte es mich an die letzte Folge einer kurzfristig abgesetzten Fernsehserie, in der die Drehbuchschreiber dazu verdonnert wurden, ein Ende zu schreiben - egal wie :-)



    Positiv:
    die Zeichnungen (auch und gerade die von Paris) sind wunderschön.
    Der Spannungsaufbau der Geschichte
    Die langsame Erzählweise
    Die Einführung der Charaktere

    Negativ:
    Redundanz (Einschübe, Personen)
    Das unbefriedigende Ende
    Plausbilität (Brooklyn, Waffe,)


    Note 6,5/10 (ein schwaches gut)

    Ich hab's nochmal durchgelesen:
    Auch wenn es wie ein Verriß klingt - es ist keiner.
    Im Gegenteil, ich werde mir noch einige andere zulegen - 6,5 ist immer noch überdurchschnittlich


    (Nur damit ihr's einordnen könnt: "Asterix als Legionär", "...bei den Schweizern" und die Mittvierziger bis Mittfünziger von "Prinz Eisenherz "
    wären für mich eine glatte 10 (beide aus unterschiedlichen Gründen).
    Hergés "Geheinis der Einhorn / Rackham" und das beste von Franquin wären 9/10, die besten Lucky Luke
    (z.B. "Tortillas für die Daltons" knapp darunter.)
    "Oh! Was für ein schönes Blau!"

  9. #34
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    Christin ist - nach der hier formulierten Einteilung - ein politischer Autor. JA!

    Und nicht nur in diesem Zweiteiler findet man keinen Grund daran zu zweifeln.
    So weit so - gut. Das findet also meine Zustimmung. Warum aber dies der Grund
    sein soll, dass seine Geschichte(n) nicht gut (oder nicht attraktiv genug) sein
    sollen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

    Ich lese Christin "wegen der politischen Aussage" - zumindest den Christin, wie
    ich ihn in Valerian & Veronique kenne. Wie wohltuend ist eben genau dieser
    andere Status, der seinen Geschichten innewohnt.

    Keine konstruierten Heldengeschichten, kein Schluss, wo man vorher 44 Seiten
    lang weis, wie es ausgeht oder wer gewinnen wird. Quasi nie eine Situation,
    die einem bestimmten vorrangig in den Medien anzutreffenden Schemata folgt.

    Fast immer der Blick über das Gesamte. Und im Zusammenhang der vielen
    vielen Alben sehr stimmig. Natürlich gibt es auch in meinen Augen bessere
    V&V-Alben aber ich kann gerade diesem Zweiteiler seine Schlüsselstellung
    nicht absprechen. Ich weis, nicht wie sehr die meisten hier das Gesamtwerk
    kennen ...nicht zuletzt deswegen hatten wir ja schon vor vielen Wochen im Stamm-
    tisch-Thread unterschiedliche Meinungen. Wer Valerian & Veronique vereinzelt
    oder kreuz und quer liess, wird die Zusammenhänge nicht erkennen können.
    Band 7 und 8 nehmen aber in der Geschichte von Galaxity eine Schlüsselrolle ein.
    Denn Valerian ist ja nicht durch Zufall in Paris und New York des Jahres 1980.
    Immerhin besteht die Grund seiner Zeitreisen-Agenten-Tätigkeit in dem
    Umstand die Geschehnisse um das Jahr 1984 aufzuarbeiten. Er arbeitet mit
    Albert in Paris zusammen, von dem er eigentlich weis, ob er 1984 an der
    Katastrophe sterben wird oder ob sie das Schicksal später noch einmal zu-
    sammenführt. Im Ablauf der Zeit gibt es für die Zentrale in Galaxity nur wenige
    Informations-Lücken, die es zu erforschen - und bei Bedarf - zu reparieren gilt.
    Hauptsächlich versammeln diese sich rund um das Katastrophenjahr 1984.
    Und deshalb sind diese Vorkommnisse auf der Erde - eben genau in dieser Zeit -
    sehr sehr wichtig für die Existenz der Menschheit und der Zukunft in Galaxity.

    Natürlich ist es ein Waagnis die Zeitreise zu thematisieren ... aber genau
    deshalb hat Christin - in meinen Augen - auch in dieser Serie vorrangig den
    politisch-kulturellen Pfad gesucht, um interessante Geschichten zu erzählen. Am
    Anspruch die Zeitreise umfassend zu erklären sind schon viele andere
    Autoren kläglich gescheitert. Für Christin ist es deshalb nur eine Brücke, um
    Geschichten zwischen Menschen, Gesellschaftssystemen und Kulturen zu
    erzählen. Mehr möchte er nicht ... und mehr erwarte "ich" auch nicht!

    Hätte er die Zeitreise in den Mittelpunkt des Interesses gestellt, dann
    hätte man schnell erkannt, wie unsinnig diese Thema in Bezug zu
    Spannungsaufbau und Handlungsablauf ist. Es ist ein Paradoxon und
    deshalb hat Christin ganz andere Interessen verfolgt.

    Ich finde es deshalb auch schön, wenn nur die Idee der Zeitreise mal schnell
    gebraucht wird um mir dann viele Comicseiten Zeit zu geben mir die fremdartigsten
    und weitentfernten Gefilden, Gesellschaften und Systeme vorzustellen, die
    irgendwo irgendwann stattfinden ... stattgefunden haben könnten ... vielleicht
    auch erst werden ... oder was auch immer.

    Diese Freiheit macht Valerian & Veronique so attraktiv und in meinen Augen
    auch genau so sinnvoll.


    Zur Weitsicht wäre zu sagen: ich sehe da viel mehr, als das Thema Waffenhandel.
    Ich sehe die Medien, ich sehe die Konzerne, ich sehe die Wissenschaft, ich
    sehe Gurus und die Idealisten, ich sehe die Gläubigen und die Ungläubigen und und und ...
    All das erscheint mir genauso präsent, wie das Thema Waffenhandel.

    Das "vorausschauende" sehe ich darin, dass in Christins Werk alle Ideologieen
    und Ansichten ... alles Wissen immer wieder an den bekannten alten
    Grundsätzen scheitern. Das ist für mich schon so etwas, "wie prophetisch", denn
    selbst in der Gegenwart geht unsere Gesellschaft immer noch davon aus, dass
    sie Heute zielstrebiger und intelligenter die Probleme löst*, als dies in der Vergangenheit
    der Fall war. Und dabei merkt diese Gesellschaft gar nicht merkt, dass sie genau
    den anderen Weg geht. Das mehr an Wissen hat keineswegs zu konkreterem
    Handeln geführt. Nehmen wir das Thema Umwelt: wie weit kann denn Wissen und
    Handeln noch weiter auseinander driften? 20 Jahre Leichtbau haben das Gewicht
    unsere Autos fast verdoppelt. Sparsame dezentrale Energiekonzepte werden durch
    aberwitzige Zukunftsphantasien torpetiert. Wie ist das brandaktuell diese Woche
    mit der Energieleitung von Afrika in die Welt?
    All die gesellschaftlichen Wirkungsweisen werden in den Werken von Christin
    (zumindest der Serie V&V) thematisiert und man kann daraus viel über die Menschen
    lernen.

    Und "Das Monster in der Metro" sowie "Endstation Brooklyn" sind zwei stimmige
    Zwischenschritte in diesem einem langen Epos.






    * Genau davon geht Christin nicht aus und ist hier - in diesem engeren Sinne - der Prophet

  10. #35
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    Zitat von horst:
    Christin ist - nach der hier formulierten Einteilung - ein politischer Autor. JA!

    Und nicht nur in diesem Zweiteiler findet man keinen Grund daran zu zweifeln.
    So weit so - gut. Das findet also meine Zustimmung. Warum aber dies der Grund
    sein soll, dass seine Geschichte(n) nicht gut (oder nicht attraktiv genug) sein
    sollen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
    Brauchst Du auch nicht, weil's niemand behauptet hat.

    Vielleicht hast Du das aus dieser Aussage geschlossen:
    Zitat von me, myself an I:
    Nichts ist penetranter als ein Autor, der dem Leser erklärt wie die Welt funktioniert.
    Glaub's mir. Du wirst es spätestens dann merken, wenn er die Welt mit der größten Selbstverständlichkeit anders deutet als Du sie siehst.
    Natürlich, ein bisschen Weltdeutung spricht aus jedem Autor: aber dieser hüte sich bitte davor, sie dem Leser um die Ohren zu hauen.

    Glücklicherweise fehlt es Christin - in nahezu all seinen Alben - an dieser Penetranz.
    Wenn dieser letzte Satz Christin nicht von - nahezu - aller "Schuld" frei spricht ...

    Zum Rest meiner Aussage:
    Ich habe gar nichts gegen politische Comics per se, nur ist's mir am liebsten, der Autor lässt mich aus denen meine eigenen Schlüsse ziehen und drängt sie mir nicht auf.
    Wunderbar die Verfasser, die sogar den Mut aufbringen, dem Leser die Möglichkeit einzuräumen gegen die eigene Sichtweise zu interpretieren; kommt aber in Comics so gut wie nie vor.
    Hingegen gibt es mehr als genug Texter (in diesem Fall tatsächlich der korrekte Begriff), die mit Stereotypen (und dazu gehört sowohl der Schwarze mit Sprachfehler, als auch der stets mit Zigarre und Cowboyhut ausgestattete US-Kapitalist) nur so um sich werfen.
    Ist für mich (linker oder rechter) Populismus "auf kleiner Flamme".

    Herrlich abschreckendes Beispiel ist Dylan Dog 15 (Böse Gedanken). Das Taschenbuch ist so voll von political correctness, dass man vom Lesen Bauchweh bekommt (und deutlicher Beweis, dass sich kein untertalentierter Schreiberling wagen sollte, einen wunderbaren Film wie Green Mile zu kopieren).

    Zitat von horst:
    Ich lese Christin "wegen der politischen Aussage" - zumindest den Christin, wie
    ich ihn in Valerian & Veronique kenne. Wie wohltuend ist eben genau dieser
    andere Status, der seinen Geschichten innewohnt.
    Ich nehme mal an, dass Du das im Sinne von "weil er die politische Aussage gut 'rüber bringt" meinst.
    Weil: Jemanden nur deswegen zu lesen, weil er Deiner Meinung ist, wär' Dir doch (hoffentlich) ein bisschen wenig, oder?
    Das wär ja so wie wenn Du mit dem Kauf des Comic in einen Solidarfonds einzahlst.

    P.S.:
    Zum die Valerian-Alben 7 und 8 betreffenden Teil Deiner Aussage: Da haben wir wohl unterschiedliche Ansichten, aber das ist o.k.

    Ich mag einige Valerian-Alben (das erste liebe ich), aber ich halte die Serie für einen qualitativen Wackelkandidaten.
    Insofern unterschreibe ich Deine Aussage, dass man mit Valerian nie weiß, was auf einen zukommt, allerdings nur hinsichtlich der Güte des nächsten Albums.
    Geändert von felix da cat (11.11.2006 um 20:09 Uhr)

  11. #36
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Glücklicherweise fehlt es Christin - in nahezu all seinen Alben - an dieser Penetranz. .
    Stimmt! Dieser Satz nimmt Dir jegliche Schuld!

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ich habe gar nichts gegen politische Comics per se, nur ist's mir am liebsten, der Autor lässt mich aus denen meine eigenen Schlüsse ziehen und drängt sie mir nicht auf. .
    Schwer zu sagen, ob ich da richtig oder falsch liege ... aber ich möchte schon, das
    der Autor mir seine Gedanken "aufdrängt". Deshalb muss ich ja nicht der gleich der
    selben Ansicht sein. Ich möchte aber schon wissen, wie "er die Welt sieht" bzw. "wie
    er sein Valerian&Veronique-Universum" sieht. Da braucht er auch gar keine
    Rücksicht auf meine Orientierung nehmen. Es ist ja "nur" ein Buch ... "nur" eine
    Geschichte... ich muss dieses Produkt ja nicht kaufen, wenn es mir so gar nicht
    in den Kram passt.

    Eine "irgendwie angepasste und hautsächlich massenkompatible Geschichte" möchte
    ich in keinem Fall lesen.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ich nehme mal an, dass Du das im Sinne von "weil er die politische Aussage gut
    'rüber bringt" meinst. Weil: Jemanden nur deswegen zu lesen, weil er Deiner Meinung ist,
    wär' Dir doch (hoffentlich) ein bisschen wenig, oder? .
    Das nimmst Du vollkommen richtig an! Ich muss nicht die gleiche Orientierung haben,
    um Christin erst einmal gut zu finden. Ich finde ihn gut, weil ich erfasse, dass er sein
    Gedanken-Universum sehr ernst nimmt und sehr konkret und durchdacht in die Geschichte
    einfließen lässt.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Das wär ja so wie wenn Du mit dem Kauf des Comic in einen Solidarfonds einzahlst. .
    Hier widerum würde ich sagen, dass ich dies dann doch wieder ab und an absichtlich tue. Denn
    wenn man nicht das Andere auch mal unterstützt, wird man immer nur das Eine präsentiert
    bekommen. Es ist ja nicht so, als ob Christins Geschichte zu den Alltagscomics gezählt werden
    dürfte. Es wäre traurig, wenn die realisierten Verkaufszahlen dann nur noch für Batman- und
    Mickey Maus-Geschichten reichen würden.


    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    P.S.:
    Zum die Valerian-Alben 7 und 8 betreffenden Teil Deiner Aussage: Da haben wir
    wohl unterschiedliche Ansichten, aber das ist o.k. .
    Du kennst die Zusammenhänge rund um die Katastrophe von 1984 und den Planeten Hypsis?
    Ich sehe Band 7 und 8 als wichtiges Bindeglied der Grundidee und der Existenz von Galaxity.
    Nach vielen Bänden weit draussen im All kommt Valerian mit der Nr. 7 und 8 zur Erde zurück.

    Aber mein Lieblingsalbum ist ein anderes: Botschafter der Schatten!
    Geändert von horst (12.11.2006 um 00:31 Uhr)

  12. #37
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    So unterschiedlich sind unsere Ansichten doch gar nicht (ausgenommen die auf Valerian-Band 7 und 8 bezogenen ).

    Zitat von horst:
    Schwer zu sagen, ob ich da richtig oder falsch liege ... aber ich möchte schon, das
    der Autor mir seine Gedanken "aufdrängt". Deshalb muss ich ja nicht der gleich der
    selben Ansicht sein. Ich möchte aber schon wissen, wie "er die Welt sieht" bzw. "wie
    er sein Valerian&Veronique-Universum" sieht. Da braucht er auch gar keine
    Rücksicht auf meine Orientierung nehmen. Es ist ja "nur" ein Buch ... "nur" eine
    Geschichte... ich muss dieses Produkt ja nicht kaufen, wenn es mir so gar nicht
    in den Kram passt.

    Eine "irgendwie angepasste und hautsächlich massenkompatible Geschichte" möchte
    ich in keinem Fall lesen.
    Zum ersten Satz:
    Das sehen weder Du noch ich richtig oder falsch.
    Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er lesen will.

    Das "Aufdrängen" ist allerdings der Punkt, wo bei mir die "Nervenkrise" beginnt.
    "Aufdrängen" schmeckt mir zu sehr nach Propaganda.
    Das wäre bei Christin dann der Fall, wenn er - wie Crazy Quokka meint - tatsächlich klassenkämpferische Töne anschlagen würde (was nach meiner Auffassung mitnichten der Fall ist).
    Um es mal salopp auszudrücken: Wenn ich bereits beim Lesen im Hintergrund die Fanfaren der Internationale schmettern höre und mich aufgefordert fühle, mitzumarschieren, wird's mir zu bunt. Spätestens dann drängt sich mir das Gefühl auf, dass Ideologie mal wieder den gesunden Menschenverstand vernebeln soll.
    Solche Autoren habe ich mehr als genug gelesen (man muss schließlich wissen, was man nicht mag) und mein Quantum ist erfüllt.
    Ich bin der Ansicht, dass ein intelligenter Autor, der für ein intelligentes Publikum schreibt, dieses nicht so sehr unterschätzen sollte, dass er meint, diesem seine Botschaft zentimeterdick aufs Brot schmieren zu müssen. Subtilität ist da gefragt.
    Ein Feinmechaniker, kein Holzfäller.

    Zitat von horst:
    Das nimmst Du vollkommen richtig an! Ich muss nicht die gleiche Orientierung haben,
    um Christin erst einmal gut zu finden.
    Wohl wahr. einige meiner Lieblingsautoren haben Ansichten, die meinen nahezu diametral entgegenlaufen.
    Arm dran ist der, der nur das liest, was ihn in seiner eigenen Auffassung bestätigt.

    Aber auch wenn ich der Meinung bin, dass das hier 'reingehört (wenn Christin ein politischer Autor ist, gehört eine Diskussion darüber, was und wie er seine Botschaften vermittelt und wie sie unserer Auffassung nach im Idealfall zu vermitteln sind, dazu), will ich mich mal wieder dem Zweiteiler direkt zuwenden:

    Zitat von horst:
    Du kennst die Zusammenhänge rund um die Katastrophe von 1984 und den Planeten Hypsis?
    Ich sehe Band 7 und 8 als wichtiges Bindeglied der Grundidee und der Existenz von Galaxity.
    Nach vielen Bänden weit draussen im All kommt Valerian mit der Nr. 7 und 8 zur Erde zurück.
    Jepp, die 1984er Katastrophe, die ja bei Veröffentlichung des ersten Carlsen-Albums um zwei Jahre nach "vorn" verlagert wurde, ist mir bekannt; wie geschrieben: ich liebe das erste Album (5-6mal gelesen).
    Ich kann mich erinnern, dass ich mich daher vor Erscheinen der Alben 7 und 8 sehr darüber gefreut habe, dass die neue Story an die aus dem ersten Album anknüpfen soll.
    Da die Titelbilder sehr schön anzusehen sind, war ich rundum positiv gestimmt.
    Und dann ...
    ... und dann diese doch allenfalls durchwachsene Story ...

    Dass sie Teil eines "großen Ganzen" ist, bewahrt sie nicht vor meiner negativen Kritik. Auch ein gutes Buch kann schwache Kapitel haben, Teile, in denen sich die Story zäh hinzieht.
    Dabei hat sich Christin offensichtlich bemüht, Spannungsmomente zu setzen (die Monstren sollen sicher etwas Schwung in die Geschichte bringen), nur sind diese m.E. alles andere als originell, die "Rechtfertigung" für ihren Einsatz fadenscheinig.

    hipgnosis und rialto haben weitere Schwachpunkte aufgeführt.

    Rundum Positives kann ich eigentlich nur über die Zeichnungen schreiben.
    Das ist "guter Mezières".
    Atmosphärisch stimmt da alles.
    Nebel, Regen, Schnee, die ganze Palette zeichnerisch hervorragend umgesetzt.
    Interessant, dass die Bildsprache von Altmeister Jijé in einigen Zeichnungen noch sehr deutlich wahrzunehmen ist: Das Schattenspiel und von den Figuren insbesondere Frau Westerley (typische "Jijé-Frau") könnten direkt aus seiner Feder stammen.

  13. #38
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Exclamation

    Auch für mich sind die atmosphärischen Zeichnungen das wahre Highlight dieser beiden Bände.
    Zumindest versteht es Mezières in jeder Sequenz, die Intention seines Autors vorzüglich zu treffen.

    Natürlich ist es von Vorteil, die gesamte Chronologie des V&V - Universums zu kennen, kann man dann die Episode besser einordnen.
    Doch als in sich geschlossener Zweiteiler muss die Geschichte auch als solche funktionieren und kann daher auch separat vom Gesamtwerk betrachtet werden.

    Was mir grundsätzlich gut gefallen hat ist die Verpflechtung der Storyline auf unseren Planeten im Jahre 1980, in das ansonsten doch reine Science Fiction Grundkonzept der Serie.
    Damit stehen dem Autor eine Fülle Möglichkeiten offen, interessante Erzählstränge zu integrieren.
    Doch irgendwie zündet seine Intention in der Darstellung der Energie-Wesen zumindest in meinen Augen nicht wirklich.
    Auch die schon angesprochenen Ungereimtheiten lösen sich nicht in Wohlgefallen auf.
    Es mag sicherlich sein, daß Christin in der gesamten Serie viele politische Aspekte, ökonomischer, ökologischer oder sozial-kritischer Natur anspricht und sie auch gelungen in die Handlung integriert, doch hier will sich für mich keine klar ersichtliche Struktur aufzeigen. Da bin ich durch einige gemeinsame Arbeiten die er mit Bilal veröffentlichte, doch besser konstruierte und auch aussagekräftigere Storylines gewöhnt.
    Gerade in der Endsequenz dieses Zweiteilers wirft er mir doch zuviele Aspekte in die Handlung, die m.E. die Basis der Geschichte eher verwässern, denn stärken. Hier spreche ich auf die von horst genannten Gurus, Idealisten usw. an.

    Auch die generelle Entwicklung die viel mit einer Art kosmischer Zufälle zusammenhängt (göttliche Heiligtümer, Weltraumpiraten, usw.), kann mich nicht von einer ernsthafteren Aussage des Autors bezgl. der Geschehnisse auf der Erde (Wettlauf der Konzerne, Machtgier ...) überzeugen.

    Das müsste es im Prinzip auch nicht - schliesslich lese ich eine fiktive Story, aber das Problem liegt darin begründet, daß der Autor teilweise schon sehr auf Konflikte und Probleme unserer Zeit hinarbeitet und er sich einer gewissen Gesinnungshaltung nicht verweigert. So bleibt das ganze irgendwie eine etwas unglückliche Verknüpfung und zurück bleibt ein klein wenig der Eindruck einer Wischi-Waschi-Story.

    Im Grunde kann ich mich dem Fazit von rialto sehr gut anschliessen, der ja schon die positiven und negativen Aspekte gegenübergestellt hat.

    Die sehr behutsame Erzählweise des Autors und die teils schönen Charakterstudien emfpfinde ich vom Storytelling her als die Höhepunkte - und die Zeichnungen wurden ja schon facettenreich gelobt.

    Mittleres Lesevergnügen - mit Streicheleinheiten für´s Auge - 6,5/10
    Geändert von hipgnosis (12.11.2006 um 16:52 Uhr)

  14. #39
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    Worauf ich eigentlich auch noch Bezug nehmen wollte, was aber irgendwie in die hinteren Ecken meines Memory-Speichers verdrängt wurde (macht ja nix, hab's wieder gefunden), ist etwas, das schon eingangs kurz thematisiert wurde: Die Beziehung Valerian/Veronique.
    Die empfinde ich als Leser als äußerst unbefriedigend (keine Zweideutigkeiten, bitte).

    Irgendwie hat deren Verhältnis (wenn es denn so bezeichnet werden kann) bis zum aktuellen Album noch immer nicht den Status irgendwie gearteter Gewißheit erlangt.

    Ich meine:
    sind sie nun richtig miteinander,
    ist das 'ne offene Beziehung,
    ein Zweckbündnis (nur für die langen Weltraumreisen zu zweit)
    oder was?

    Bei anderen Helden ist das ja ähnlich undurchschaubar (siehe z.B. Rick Master und Nadine), aber Valerian ist eine Serie, in der Sex nicht einfach übergangen wird (siehe die hier besprochenen Alben), nur findet der zwischen allen möglichen Figuren statt, nicht aber zwischen V & V.
    Hätte Christin eigentlich auch mal eingehender thematisieren können. Daraus ließe sich bestimmt ein interessanter Sub-Plot machen.

    Aber, will mal zur Bewertung schreiten: Die beiden Alben erhalten trotz aller von mir geäußerten Kritik immerhin noch eine

    6/10,

    weil ich Mezières' Zeichnungen so mag (und Valerian und Veronique in jedem Fall ein recht originelles Duo - nicht ohne interessante charakterlichen Spannungen - abgeben).

  15. #40
    Mitglied Avatar von chaz' toy
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    ..vielleich tist das nin der beziehung wie bei steed und peel, aber manchmal sin dsie wieein altes ehepaar und manchmal wie geschwister....als o wie ein normales paar eben, sie sind schon zusammen denke ich....


    weiss eigentlich wer, wann der neue band kommt?

  16. #41
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Da hier wohl nicht mehr viel passiert, auch noch mal ein kuzes Fazit von mir:
    Insgesamt haben mich Valerian und Veronique nie vollends begeistern können, die Serie ist nicht schlecht und ich lese sie ganz gerne, aber sie gehört nun mal nicht zu meinen ganz großen Favoriten.
    Zum Einen liegt das sicherlich an Mezières Zeichentstil, der zwar in der Tat ganz hübsch sein kann, aber eben auch in seiner manchmal etwas sperrigen Grobheit (und der in der Tat manchmal etwas ungewöhnlichen Kolorierung) gewöhnungsbedürftig sein kann, und zudem auch noch aus dem Feld des "strichligen Realismus" kommt, das eh nicht so ganz mein Fall ist.
    Zum Anderen ist da dann noch Christins bereits erwähntes Sendungsbewusstsein, dessen Ziele zwar durchaus löblich sind, aber das mir eben hin und wieder zu stark durchscheint bzw. zu offensichtlich ist, und dadurch das Storytelling beeinflusst. Wie gesagt: Einerseits irgendwie ganz charmant (ich war hier kurz versucht, das Wort "drollig" zu verwenden, aber meine Furcht vor dem Zorn älterer, gesetzter Damen und Herren, die dadurch die rosig-wohligen Erinnerungen an die guten alten APO-Zeiten geschmäht sehen könnten, hat mich dann doch zurückgehalten, man lernt ja auch dazu...), aber eben manchmal auch etwas zu sehr mit erhobenem Zeigefinger und etwas zu verkopft.

    Positiv empfinde ich die Fähigkeit der Serie, getreu ihrer Grundprämisse Zeit und Raum zu überwinden, und entsprechend interessante und variable Settings und Handlungsabläufe zu bieten. So finde ich z.B. den Unterschied zwischen "Frankreich, 80iger" und "Outer Space", den wir in den beiden vorliegenden Bänden haben äußerst reizvoll und sehr gelungen.
    Was die Handlung der beiden Bände angeht, die gefällt mir eigentlich ganz gut, die "esoterischen" Aspekte, die ja teilweise angekreidet wurden, stören mich nicht weiter, auch mit dem Ende kann ich leben.
    Besonders positiv möchte ich übrigens noch mal die Nebencharaktere um Herrn Albert erwähnen, die mir allesamt sehr viel Spass gemacht haben.
    Sicher nicht die beste V&V-Story, aber insgesamt durchaus ansprechend und unterhaltsam.
    Insgesamt gutes Mittelmaß, deswegen auch von mir 6,5/10.

  17. #42
    Mitglied Avatar von PhoneyBone
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    Zu meiner Beurteilung: Die Bände 7 und 8 sind, meiner Ansicht, sehr gute Bände der Serie, die ich sehr liebe. Darum auch meine Benotung: 7,5/10.
    ~~~~~
    weiss eigentlich wer, wann der neue band kommt?
    Die letzten 3 Bände von "Valerian" sind je in einem Abstand von 3 Jahren in Frankreich publiziert worden. Der letzte Band (Band 19) kam im Oktober 2004 raus, sodass ich auf den Oktober 2007 tippen würde, d.h. übersetzt ins Deutsche dann in 2008.
    Geändert von PhoneyBone (16.11.2006 um 12:16 Uhr) Grund: Automatisch eingefügter Doppelbeitrag
    Infos aus Belgien: www.stripspeciaalzaak.be

  18. #43
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Exclamation

    Was mir in dieser Diskussionsrunde aufgefallen ist und ich als sehr positiv empfinde, daß bei der Wahrnehmung und auch der späteren Bewertung dieses Klassikers, keinerlei Nostalgie-Bonus für die Teilnehmer ausschlaggebend war.

    Dies ist sehr interessant - zeigt es doch, daß wir uns mittlerweile so gut eingeschossen haben einen klassischen Titel in seiner reinen Form zu bewerten und analysieren - oder aber es zeigt das die Serie Valerian & Veronique bei weitem nicht den Status anderer Klassiker besitzt.

    Ich glaube fast es ist eine Mischung aus genannten Aspekten - denn es war ja auch gar keiner dabei, dem die Serie gar nicht gefiel - die Abschlussbeurteilungen waren fast alle auf einem Niveau.
    Solch Einigkeit hatten wir sehr selten!

  19. #44
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    ich war hier kurz versucht, das Wort "drollig" zu verwenden, aber meine Furcht vor dem Zorn älterer, gesetzter Damen und Herren, die dadurch die rosig-wohligen Erinnerungen an die guten alten APO-Zeiten geschmäht sehen könnten, hat mich dann doch zurückgehalten.
    Entweder ordnest du die APO-Zeiten historisch falsch ein oder hältst die Besucher des Forums für wesentlich älter, als sie es sind, denn es gibt hier keine Leute, die diese Epoche mit wachem politischem Bewußtsein erlebt haben. Horst z.B. war damals 5-8 Jahre alt.

  20. #45
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Kaschi war immerhin 15 oder 16, und um den geht es hier ja so ein bisschen ...

  21. #46
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    Öhm, 1968 wäre ich wahrscheinlich saumäßig stolz gewesen, für 15 oder 16 gehalten zu werden ...

    Gruß Kaschi, geb. 1958

  22. #47
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Oh, hatte von neulich ´52 im Kopf, sorry !

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