Na toll, jetzt hab´ ich ein schlechtes Gewissen - erst versteht Ortwin das alles ein bisschen falsch, und dann kommt auch noch Mark O. Fischer vorbei, der es nicht verdient hat, dass seine Serie zu schlecht dasteht...
Deswegen jetzt noch mehr Disclaimer:
@Ortwin: Ich mag das, was du als Science Fiction bezeichnest, nicht besonders, denn ich empfinde es meist als prätentiös und künstlich elitär (denn eine Geschichte für was Besseres zu halten, nur weil der Autor mal versucht hat, ein bisschen echte Quantenphysik zu verstehen, widerstrebt mir zutiefst), und oft auch irgendwie furchtbar dröge ("Die drei Gesetze der Robotik sind... SCHNAAAARCH!").
Entsprechend reagiere ich da gerne etwas ketzerisch und versuche, das ganze etwas zu entzaubern (ich hatte da z.B. eine Diskussion in dieser Richtung mit
felix da cat im
Tim und Struppi-Stammtisch), indem ich versuche, die Grenze zwischen
Science Fiction und Science Fiction (und, wenn ich einen bösen Tag habe, gerne auch mal Fantasy) als ein irgendwie willkürliches Konstrukt zu entlarven. Das brauchen wir jetzt nicht weiter auszudiskutieren, ich bin nun mal ein schlichtes Gemüt, dass seine Science Fiction mit explodierenden Sternenkreuzern, Todesstrahlen und bösartigen Alienerobereren von Vorgon VI mag, und nicht bereit ist, etwas als "besser" anzuerkennen, bloß weil es gequält-verquaste Meditationen über die über die Human Condition enthält (die sind an sich auch nicht schlimm, nur deshalb wird eine Geschichte für mich halt nicht automatisch besser), dafür lese ich dann
echte Literatur (und ja mit diesem Strich unter "echte" bin ich jetzt selbst prätentiös und künstlich elitär
), also laß´ mir am besten meinen Spass, zum Umstimmen bin ich nämlich eh viel zu stur
.
Worauf ich hinaus will: Mir sind - wie bereits erwähnt auch schon im Vorfeld - relativ viele Aussagen über den scheinbar so großen Realismus von
Aldebaran begegnet, meist mit dem impliziten (oder auch expliziten) Zusatz, dass die Serie dadurch an Qualität gewinnt (und die bloße Tatsache, dass offensichtlich viele Leser sich genötigt sahen, darauf hinzuweisen, spricht ja vielleicht dafür, dass man hier sowas durchaus sehen kann, auch wenn das nicht unbedingt meiner persönlichen Wahrnehmung entspricht). Da mir sowas, wie bereits ausgeführt, schnell mal ein bisschen gegen den Strich geht, habe ich versucht, diesen Eindruck des Realismus gezielt in Frage zu stellen, wobei es für mich persönlich wie gesagt eigentlich sogar positiv ist, eine Geschichte zu lesen, die nicht krampfhaft versucht, jedes unwichtige Hintergrunddetail zwingend plausibel erscheinen zu lassen, sondern einfach gut ihr Ding durchzieht ("never let the truth get in the way of a good yarn"
).
Dasselbe hätte ich aber auch gemacht, wenn es hier um eine Geschichte von Stanisław Lem oder Philip K. Dick gehandelt hätte (denn auch bei denen kann man problemlos genug Logiklücken und unrealistische Annahmen finden), das liegt weniger an der Geschichte selbst, sondern vielmehr daran, wie damit umgegangen wird , und wie ich diesen Umgang empfinde.
Entsprechend schalte ich jetzt meine subjektive Wahrnehmung mal kurz aus und verkünde hiermit offiziell: Wenn man von SciFi-Geschichten unbedingt eine gewisse Plausibilität erwartet (den Begriff finde ich besser als "Realismus", aber er trifft´s immer noch nicht wirklich), dann ist Aldebaran auf keinen Fall eine schlechte Alternative, denn wie Mark O. Fischer und abaddon richtig anmerken, gibt es im Bereich SciFi-Comic da nicht so viele plausiblere/besser durchdachte Settings (wobei ich noch mal anmerken muss, dass ich das als Kriterium für die Qualität einer Geschichte für toootal unmööööglich halte), lass´ dich also um Gottes Willen nicht durch mein Geunke abschrecken, vor allem, weil wir ja offensichtlich völlig verschiedene Dinge von SciFi erwarten - wenn du "intelligente" (da ist auch schon wieder eine furchtbare Wertung drin enthalten) SciFi willst, bis du mit Aldebaran/Betelgeuze auf jeden Fall nicht schlecht bedient, ansonsten müsstest du´s halt mal die Die Endzeit der Delphine von Prado versuchen (übrigens auch überhaupt nicht "realistisch", aber wahrscheinlich am ehesten das, was du meinst).
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