Zitat von
Bernd Glasstetter
Liebe Stern-Redaktion,
wir, die User des Comicforums, wollen Stellung nehmen zu dem Artikel "Computer kills Comic", den die Stern-Redaktion leider nicht in der originalen Fassung übernommen hat. Dadurch wurde der Sinn des Artikels komplett verfälscht und der Eindruck hervorgerufen, Comics seien tot. Der Originaltext von Andreas C. Knigge sah so aus (hervorgehoben der Teil des Textes, der nicht verwendet wurde):
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Im neuen „Asterix“-Band, vom dem seit Erscheinen im vergangenen Oktober in Deutschland 1,5 Millionen Exemplare verkauft wurden, schildert der Zeichner Albert Uderzo einen Kampf der Kulturen: Das unbeugsame Dorf der Gallier wird attackiert von Außerirdischen, die wie Manga-Figuren aussehen. Die Zeichenwesen aus Japan haben die klassischen Comic-Helden wie Lucky Luke und Superman in den letzten Jahren in arge Bedrängnis gebracht. Rund 80 Prozent des Comic-Umsatzes werden in Deutschland mittlerweile mit Manga-Taschenbüchern gemacht, die weltweit zum neuen Jugendkult avanciert sind. Allerdings droht auch ihnen zunehmend die Konkurrenz der Konsolenspiele, die die Welten und Charaktere der Bildergeschichten aufgreifen und interaktiv präsentieren. Das einzig Interaktive am Comic hingegen ist das Umblättern der Seiten. Das einstmalige Massenmedium wird zunehmend zum Nischenprodukt. Und gerade dadurch besonders spannend. Umfangreiche Bildwerke wie „Blankets“, in dem der amerikanische Zeichner Craig Thompson feinfühlig vom Erwachsenwerden erzählt, oder „Persepolis“, in dem die Iranerin Marjane Satrapi ihre Kindheit während der islamischen Revolution beschreibt, werfen äußerst individuelle und vielschichtige Blicke auf das Leben und unsere Welt.
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Mit zu dem falschen Bild beigetragen hat die Überschrift "Computer kills Comic". Um das klar und deutlich zusagen, Comics sind alles Andere, aber nicht tot und erst recht nicht durch den Computer klein zu bekommen. Ganz im Gegenteil. Neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit sind durch den Computer erst möglich geworden. Der Künstlerbereich im Comicforum ist äußerst lebendig und bringt immer wieder neue Aktionen hervor, wie den "Spacken", einen Cartoonpreis oder den Panel Jam. Projekte und Ideen aus denen auch sehr interessante Printprodukte entstehen können.
Comics sind sehr spannend. Diesen Teil des Originaltextes wegzulassen war sehr fahrlässig. Denn auch wenn das Medium Comic nicht mehr den großen Verkaufserfolg von Einst erzielt, so sind die Comics, die heutzutage erscheinen sehr, sehr wertvoll und beleben das Genre immer wieder von Neuem. Nur über den Verkaufserfolg auf den "Verwesungsgrad" eines Mediums zu schließen ist einfach nur falsch.
Es ist dem Medium Comic sicher nicht gedient, wenn sehr weit verbreitete Publikationen wie der Stern immer mal wieder darauf einschlagen und es tot reden. Es ist augenscheinlich, daß der Schlussredakteur, der sowohl die Überschrift als auch die Kürzung veranlasst hat, keinen blassen Schimmer von Comics hat. Und solchen Journalisten sollte es nicht ermöglicht werden Artikel derart zu verhunzen, daß deren Sinn umgedreht wird. Lassen Sie bitte in Zukunft Kollegen an die Sache heran, die auch etwas von dem Medium verstehen. Und ansonsten: Lassen Sie einfach die Finger davon. Es ist besser so. Denn sonst heißt vielleicht irgendwann eine Schlagzeile: "Der Stern wird zum Totengräber der Comics". Und das kann wohl auch nicht in Ihrem Interesse sein.
Mit freundlichen Grüßen
Die Benutzer des Comicforums
Hier die individuellen Unterschriften:
Bernd Glasstetter
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