Alles gute Vorschläge

[L.N. Muhr]

apropos: ximag müßte ja jetzt im handel sein. hat da schon wer rückmeldungen läuten hören?

[Mark O. Fischer]

Der Hauptfehler bei der MA war mMn auch wieder, dass man das Heft nur im Comicladen und in der Comicecke der Bahnhofsbuchhandlungen fand. Da verirrt sich natürlich nur selten jemand hin, der nicht sowieso regelmäßig Comics liest. Die MA sollte aber doch wohl gerade auch junge Fantasy/SF-Fans ansprechen, die zwar bisher Harry Potter und den Herrn der Ringe gelesen (oder im Kino geschaut), aber eben keine Comics aus diesem Genre gelesen haben. Um die aufmerksam zu machen, hätte es die MA in jedem gut sortierten Zeitschriftenladen, an der Tankstelle, im real usw. geben müssen, am besten neben der Space View und der Moviestar. Die alpha-Magazine gab es halt damals auch in genau diesen Verkaufsstellen (wenn auch nicht in allzu vielen).

Dazu aus dem Comic-Stammtisch Extra: ZACK:

Das Magazin Magic Attack war ebenfalls ein Teil des Konzeptes. Wir haben z.B. auch versucht mit dem Thema Harry Potter an ein neues Publikum ranzukommen. Mit HP Titel, HP Gewinnspiel, HP Special und einer um 20.000 höheren Auflage, um in mehr Verkaufsstellen zu kommen. Das Ergebnis waren ca 130 Hefte Mehrverkauf. Diese ernüchternden Zahlen waren dann auch ein Grund mit, warum das Magzin eingestellt wurde. Es fehlte einfach die Perspektive, wesentlich mehr Comicleser zu bekommen.

Wenn man nur die Auflage erhöht und mehr ausliefert und darauf wartet, dass das Magazin zufällig entdeckt wird, ist das tödlich. Bei Büchern und Alben kann das funktionieren, wenn der Handel mitspielt, weil sich auch Jahre später immer wieder neue Käufer finden. Im Zeitschriftenhandel ist es aber so, dass die alte Nummer gegen die neue ausgetauscht wird und der Rest nicht mehr verkäuflich ist.
Wenn man also für mehr Angebot sorgen will, weil es ohne auch nicht geht, muss man auch gleichzeitig die Nachfrage erhöhen, damit die Interessenten auch danach suchen. Denn wenn sie das nicht tun, kann auch das beste Angebot im Zeitschriftenhandel übersehen werden. Der Zeitschriftenhandel hat nämlich heutzutage nicht mehr denselben Stöber-Stellenwert wie früher. Vieles wird auch dort nur noch gezielt gekauft.

Das einzige ernst zu nehmende Magazin für Erwachsene ist und bleibt ZACK, aber das richtet sich vom ganzen Konzept her wieder nur an die Sammler und Insider, eben an diejenigen, die schon vor 30 Jahren das alte ZACK gelesen haben, und dem Medium (francobelgischer) Comic bis heute treu geblieben sind. Wenn die Redaktion einige alte Zöpfe endlich über Bord werfen würde (Abdruck von reinen Nostalgieserien wie Dan Cooper oder Michel Vaillant z.B.) und sich weiterhin dem modernen Comic öffnen würde (und auch mal tiefgründigere Sachen abdrucken würde wie z.B. die Herrmann-One Shots, was Neues von Moebius oder Bilal oder witzige, intelligente Comics wie die von Trondheim oder Larcenet oder auch mal was grafisch ausgeflippteres/anspruchsvolleres), wäre ZACK ja schon (fast) ein Magazin, wie es mir vorschwebt. Aber da würde dann vermutlich gleich wieder die Hälfte der Stammleser aufheulen, weil sie am liebsten ein ZACK haben wollen, das noch genau so aussieht wie in ihrer Jugend.

Der Science-Fiction-, Fantasy- und auch Humor-Anteil in ZACK hat sich bereits jetzt erhöht, ohne dabei die alten Zöpfe abzustoßen. Die richtige Mischung macht's, um möglichst viele Leser zu befriedigen. Neues von Moebius gibt es exklusiv bereits in ZACK 110.

Ich bin immer offen für neues, das muss man aber behutsam antesten. Denn letztendlich entscheiden die Leser. Man gewinnt keine neuen Leser, indem man die alten vergrault, sondern nur, indem man die alten so sehr begeistert, dass sie das Heft weiterempfehlen. Erst wenn die Freunde der Leser ZACK auch haben wollen und im Handel nicht nur danach Ausschau halten, sondern auch danach fragen, kann der Vertrieb mehr ausliefern und der Verlag mehr drucken.
Das ist zwar ein langer Weg, aber so ist gesundes Wachstum nun mal. Auch ein Harry Potter oder die Mangas sind nur durch Mundpropaganda erfolgreich geworden. Wir müssen dem Mosaik Verlag dankbar sein, dass er ZACK lieber knapp kalkuliert, um die Existenz des Magazins zu sichern, als sich zu übernehmen. Darauf kann man aufbauen.