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Thema: Comic-Stammtisch: Ferrandez-Zyklus

  1. #26
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    @hipgnosis:
    Bin im Moment leider wirklich im Dauerstress. Habe den ersten Teil nur gelesen, weil ich für die Ferrandez-Trilogie gestimmt habe und mich da auch in der Pflicht sah.

    An Gesprächsrunden über von mir nicht gewählte Mehrteiler will ich mich aus zeitlichen Gründen nicht mehr beteiligen. Ich schaffe es kaum noch mit dem Lesen neu gekaufter Ware hinterher zu kommen.

    V for Vendetta und Watchmen sind für mich allerdings trotz deren Umfangs Pflichtprogramm, deswegen bekamen sie auch meine Stimme.

  2. #27
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Bevor uns jetzt gar nichts sinnvolles mehr zum Thema einfällt mache ich doch gleich mal mit dem geschichtlichen Exkurs weiter. Keine Angst - ich halte die jeweiligen Abschnitte kurz

    Beleuchtet soll nun die Zeit der Rahmenhandlung des 2. Albums werden

    Im Jahr der Flammen / 1871 - ca. 1900



    Deutsch-Französischer Krieg:

    Der Deutsch-Französische Krieg von 1870–1871, umgangssprachlich auch „Siebziger Krieg“, endete mit der Niederlage Frankreichs gegen Preußen und die mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten. Er war Auslöser zur Gründung des zweiten Deutschen Kaiserreiches.

    Da das Thema zu sehr ausufern würde und nur am Rande das Geschehen im Comic tangiert, möchte ich hier nur einige Links setzen.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch...6sischer_Krieg
    http://www.deutsche-schutzgebiete.de...cher-krieg.htm
    http://www.deutsche-schutzgebiete.de...er_krieg_2.htm
    (Seite mit einigen Bildern!)


    Die Pariser Kommune:

    Die Verhandlungen, die ab 24.3.1871 in Brüssel auf der Grundlage des Vorfriedens geführt wurden, standen im Zeichen des Bürgerkrieges in Frankreich. Die französische Nationalversammlung bestand in ihrer Mehrheit aus monarchistischen Fraktionen (den Bonapartisten, Orleanlisten, Legitimisten), aus Adligen mit Rang und Namen. Am 10. März beschloß die Nationalversammlung, nicht im republikanischen Paris zu tagen, sondern in Versailles. Am 18. März ließ Thiers der Pariser Nationalgarde, die in ihrer Mehrheit aus Arbeitern bestand, die Kanonen wegnehmen. Jetzt wurden die Pariser dazu gedrängt, die schon lange propagierte Gemeindefreiheit, die Kommune von Paris, von der Parole in die Tat umzusetzen.

    Die Kommune ließ an die Stelle der alten Armee und der alten Polizei die Nationalgarde treten. Anstelle von Verbänden trat die Arbeitermiliz. Richter und Beamte wurden gewählte Vertreter des Volkes, die jederzeit absetzbar und an bestimmte Instruktionen gebunden waren.

    Am 10. Mai 1871 unterschrieben in Frankfurt die deutschen und französischen Bevollmächtigten den Friedensvertrag, der die entscheidenden Bedingungen des Vorfriedens bestätigte. Am Tage der Unterzeichnung gestand das Oberkommando der deutschen Truppen vor Paris in einer Besprechung mit dem Stabschef Mac Mahon, daß die Versailler Truppen Paris über St. Denis von Norden her mitten durch die deutschen Linien angreifen könnten. Es kam zur sogenannten Blutwoche vom 21.-28. Mai 1971, in der die Pariser Kommune im Blut ertränkt wurde.

    [Quelle: Glasnost-Archiv]

    Siedlungsprojekt Algerien:

    In den Anfangsjahren scheiterte die Ansiedlung von Franzosen und die Bewirtschaftung der Böden fast gänzlich. Die Zahl der Siedler war bis in die 1840er Jahre sehr gering und die Kolonisten mußten mit großzügigen Angeboten angelockt werden.Doch selbst die vom Kolonialstaat geförderte Besiedlung, die große Zentren vorsah, wichtige finanzielle und materielle Hilfen und Berater bereitstellte, schlug fehl. Die Siedler waren keine Landwirte, oft waren sie Deportierte von 1848, die sich nur schwer der neuen Umgebung anpassen konnten, sie bearbeiteten nicht selbst die Böden, sondern vermieteten sie an Algerier. Jahr für Jahr wurden immer mehr Böden von den Europäern usurpiert und die Bauern verdrängt oder in ein menschenverachtendes Abhängigkeitsverhältnis gezwungen.
    Das Warnier-Gesetz, auch „Siedlergesetz“ oder „Schandgesetz“ genannt, schafft die rechtlichen Voraussetzungen für die willkürliche Enteignung einheimischer Grundbesitzer.


    Der Anfang vom Ende der kolonialen Suprematie:

    Die Jahrhundertwende kann wohl als der Höhepunkt des französischen Kolonialismus in Algerien datiert werden. Hier und da entflammten noch Aufstände und zeigten damit dem Besatzer, daß das Land noch nicht "befriedet" ist und daß er nur eine relative Ruhe um einen sehr hohen Preis genießen konnte. Nach der Zerschlagung der großen Revolte in der Kabylei 1871 und der anschließenden massiven Repression verlagert sich der Widerstand vom Land auf die Städte. Die AlgerierInnen sind jedoch so stark einer allumfassenden Herrschaft unterworfen, daß selbst das nach dem islamischen Gesetz geregelte Personenstandsrecht von Kolonialrichtern gesprochen wird.

    [Quelle: Algeria-Watch]

  3. #28
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Wieder hat Ferrandez es vorzüglich verstanden, all diese Themen in sein Werk so einzubinden, daß der Leser nicht eine rein wissenschaftliche Dokumentation betrachtet, sondern vielmehr an Hand des Schicksals von Victor + Amelie sich ein einprägsames Bild damaliger Immigranten verschaffen kann. So werden nicht einfach nur die Kriege und Auseinandersetzungen dieser Zeit polarisiert, sondern die Unwegsamkeiten und Katastrophen in sehr persönlicher und menschlicher Form zum Ausdruck gebracht. Dies gelingt ihm wieder in herrlichen Bildern mit perfekter Kolorierung.

    Allerdings wird ein bedeutender Aspekt der Kolonialisierung im Comic überhaupt nicht weiter erwähnt.
    Neben dem militärischen Eindringen gab es nämlich noch den Aspekt des Missionierens
    Und wie wichtig dieser für die ganze französische Operation war und mit welchen Konsequenzen er verbunden ist, macht folgende kleine Passage deutlich.

    Sehr früh gesellen sich zu den Militärs die Missionare. Sie liefern dem militärischen Projekt seine religiöse Legitimation, weil es sich - wie Mgr. Lavigerie, Erzbischof von Algier, klar ausdrückt - dabei um einen riesigen Kreuzzug handelt, in dem Frankreich der Soldat ist, der über die Sahara hinweg ganz Afrika dem Evangelium darbieten wird. Die "Gesellschaft der Missionare von Afrika" auch "Pères blancs" genannt, wird von Lavigerie 1867 ins Leben gerufen und 1874 endgültig etabliert. Was sie kennzeichnet, ist die Anpassungsfähigkeit ihrer Mitglieder an die kulturellen und klimatischen Umstände: Sie lernen nicht nur Arabisch oder Berberisch, sondern befassen sich mit den einheimischen Sitten und Gewohnheiten, tragen die Kleidung und versuchen so in der Gesellschaft unterzutauchen. Dabei vergessen sie nie ihren Auftrag, der neben der Missionierung vor allem darin besteht, die Vorhut der Durchdringung zu sein. Sie wagen sich als erste in den Süden, da sie den Wunsch verfolgen, Verbindungen in den Senegal herzustellen. Dabei stoßen sie auf die Ablehnung der Bevölkerung und viele dieser Pioniere verlieren bei ihren Unternehmungen ihr Leben. Schon vor den Pères blancs hatten sich christliche Orden in Algier niedergelassen, und die Militärs erkannten gleich zu Anfang "die großen Beziehungen", die Mönche und Soldaten verbanden. Marschall Bugeaud betonte seine Überzeugung, daß "die Tugenden und die guten Taten der Trappisten, das Herz der Araber für uns gewinnen helfen, die wir mit der Gewalt der Waffen unterworfen haben."
    [Quellen: Raoul Girardet, L'Idée coloniale en France, 1871-1962, 1972, 35 ff./ Wadi Bouzar, 250f./ Lacheraf, 213.]

    Außer dem politischen Auftrag gab es aber auch den der Weltanschauung. Gerade mit den Kämpfen und den Handlungen in der Kabylei, die ja auch im Comic thematisiert werden, lässt sich das sehr schön verdeutlichen.
    Die Missionare sahen sich veranlasst Waisenkinder aufzunehmen (der gab es bald genug durch die Methoden der Franzosen und den anschliessenden Hungersnöte,da die Franzosen die Felder verbrannten), sie zu taufen und ihnen franz. Namen zu geben.
    Sie verboten den Masirenfrauen sich zu tätowieren, da es nicht ihrem franz. Schönheitsideal entsprach.
    Die Missionare wollten Kabylinnen mit Franzosen verkuppeln, da deren Haut angeblich heller wie der der Araberin sei, um das Fortbestehen der franz. Rasse zu gewährleisten.
    Im Gebiet der Kabylei (das Wort kommt von den Arabern qabail und heisst einfach Stämme), sind immer irgendwelche Gruppen hängengeblieben die sich anschliessend mit den dort ansässigen Stämmen vermischten z.b. Griechen, Römer, Germanen, Schwarzafrikaner und Araber.
    Doch das Experiment ging ziemlich daneben, da es die Kabylenfrauen partout nicht einsahen sich mit den für sie völlig fremden Männern, gegen Ihren Willen verkuppeln zu lassen.

  4. #29
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Passend zu diesen historischen Einlassungen was zum "Jahr der Flammen":

    Insgesamt muss ich sagen, dass ich dieses Album für das schwächste der drei halte. Einerseits liegt das an der grafischen Umsetzung - für meinen Geschmack legt Ferrandez hier einen etwas zu nervösen Strich an den Tag, der mir zu sehr in Richtung des "strichlig-nervösen Realismus" geht, wie er z.B. von Franz praktiziert wird, das ist nicht so meins (und nein, ich sage nicht, dass diese Art von Zeichenstil unlesbar oder einfach nur schlecht finde, denn so ist es nicht, aber begeistern kann ich mich dafür auch nicht [so, und um dann doch noch eins draufzusetzen, versuchen wir mal, hipgnosis mit einer billigen Provokation aus der Reserve zu locken . Ähem... Achtung, jetzt kommt sie: Also ich persönlich bevorzuge ja anspruchsvollere Zeichenstile, wie z.B. die von Hergé oder Craig Thompson ]).
    Hinzu kommt die Kolorierung, irgendwie ist mir das alles ein klein wenig zu pastellig, da hätte ich mir hie und da stärkere Farben gewünscht, das hätte irgendwie mehr meiner Vorstellung von nordafrikanischen Lichtverhältnissen entsprochen (vgl. die Farbgebung in "Söhne des Südens", die gefällt mir viel besser).
    Fazit: Es fehlen mir die Aquarelle des "Tagebuchs" und die zeichnerische Klarheit der "Söhne", das ganze ist natürlich trotzdem noch ziemlich gut, aber so ganz überzeugen tut es mich nicht.

    Ein bisschen ähnlich sieht es mit der Handlung aus: Das erste Kapitel verwendet vielleicht etwas viel Zeit auf die Einführung von drei Charakteren (Amelie, Victor und Broussard) und ihrer Motivation nach Algerien zu gehen. Hätte man vielleicht auch auf etwas weniger als 14 Seiten abhandeln können.
    Das zweite Kapitel finde ich eigentlich am besten, hier gelingt es Ferrandez m.M.n. nach sehr gut, erst einmal die "Backstory" und die Probleme des kolonialen Algerien unaufdringlich, in irgendwie fast monochromatisch wirkenden Bildern zu transportieren, um dann im zweiten Teil durch sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch "farbigere" Elemente lebensechter zu machen und die Fremdartigkeit der einheimischen Kultur zu beleuchten (wobei ich auch hier wieder ein bisschen was zu nörgeln habe: Die Szene mit der Schlange und der abgehackten Hand auf S.42 finde ich irgendwie total störend, vielleicht weil so unmotiviert daherkommt, als wäre das was alltägliches, was zum Lokalkolorit der Region gehört und deshalb erzählt werden muss).
    "Der Aufstand" schließlich ist m.M.n. einerseits ganz gut gelungen, weil er nicht nur die äußeren Konflikte zwischen Europäern und Nordafrikanern thematisiert, sondern sich auch so ein bisschen der inneren Konflikte und Probleme annimmt, die das Leben der Siedler wahrscheinlich ein Stück weit prägten - wer hierher kommt, ist eben nicht einfach nur kolonialer Unterdrücker, sondern oft genug selbst ein armes Schwein, das sein ungewisses Glück in der Fremde suchen muss (sehr nett: Die Deutschen, die hier zufällig gelandet sind). Andererseits hat das ganze allerdings auch etwas von "Wir halten das Fort/die Wagenburg/die Blockhütte und erschiessen Indianer bis die Kavallerie kommt". Das stört mich weniger, weil es eine einseitge Sichtweise der Konfliktparteien wäre (wie das erschiessen des Parlamentärs zeigt, sind die Siedler keineswegs a priori "die Guten"), sondern weil es die nach Nordafrika transferierte Version eines doch ziemlich breitgetretenen erzählerischen Klischees ist - vielleicht authentisch, und sicher nicht schlecht umgesetzt, aber halt nicht so richtig innovativ.

    Zum Abschluss: Wie gesagt, "Jahr der Flammen" ist für mich das schwächste der drei besprochenen Alben. Das heisst nicht, das es schlecht wäre, aber ich finde, ihm fehlt die Energie und der künstlerische Anspruch des "Tagebuchs" und die Klarheit und Authentizität der "Söhne". Entsprechend ist es ein solider, unterhaltsamer Abenteuercomic, der als nötiges, wenn auch nicht brilliantes Bindeglied in der Serie fungiert.

  5. #30
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    ...eins draufzusetzen, versuchen wir mal, hipgnosis mit einer billigen Provokation aus der Reserve zu locken . Ähem... Achtung, jetzt kommt sie: Also ich persönlich bevorzuge ja anspruchsvollere Zeichenstile, wie z.B. die von Hergé oder Craig Thompson ]).

    ...Die Szene mit der Schlange und der abgehackten Hand auf S.42 finde ich irgendwie total störend, vielleicht weil so unmotiviert daherkommt, als wäre das was alltägliches, was zum Lokalkolorit der Region gehört und deshalb erzählt werden muss).

    ... Andererseits hat das ganze allerdings auch etwas von "Wir halten das Fort/die Wagenburg/die Blockhütte und erschiessen Indianer bis die Kavallerie kommt". Das stört mich weniger, weil es eine einseitge Sichtweise der Konfliktparteien wäre (wie das erschiessen des Parlamentärs zeigt, sind die Siedler keineswegs a priori "die Guten"), sondern weil es die nach Nordafrika transferierte Version eines doch ziemlich breitgetretenen erzählerischen Klischees ist - vielleicht authentisch, und sicher nicht schlecht umgesetzt, aber halt nicht so richtig innovativ.
    Zum Zeichenstil nur soviel:

    Hergé

    Ferrandez



    Die Szene mit der Schlange ist schon ziemlich herb - keine Ahnung ob es so etwas geben kann?
    Ich bemerke schon das Du ein Freund der sanften Zwischentöne bist - da wird Dir diese Szene wahrscheinlich zu trashig und daher schwer verdaulich vorkommen.
    Mir gefallen auch die Szenen besser, wo das Leben der Personen intensiv erzählt wird, was sowohl in der künstlerischen Note des Algerischen Tagebuchs, als auch in der Hommage an die Jugendzeit des Großvaters in Die Söhne des Südens, deutlicher zur Geltung kommt.
    Ein Abfallen der zeichnerischen Qualität und eine Verminderung der Kolorierung vermag ich allerdings nicht festzustellen.
    Es fehlen die schönen Aquarellzeichnungen des 1. + 3. Bandes, welche den Lokalkollorit so wundervoll auszudrücken vermögen, stattdessen werden die Zeichnungen realistischer und dadurch auch etwas härter - vielleicht ein Tribut an die derbe Storyline des 2. Bandes - die ja doch überwiegend von Krieg und Konflikten, Hunger und Elend geprägt sind.

    Als ich Deinen Einwurf mit der Kavallerie gelesen habe hatte ich schon fast wieder vergessen einen Gedanken zu erwähnen, der mich beim Lesen des 2. Albums beschlich.

    Dieses Comic könnte auch Teil der Blueberry-Serie sein - vielleicht nicht ganz Giraud, aber irgendwie würde es passen, oder!?

  6. #31
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Zum Zeichenstil nur soviel:

    Hergé

    Ferrandez
    Na das hat ja bestens hingehauen...

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Die Szene mit der Schlange ist schon ziemlich herb - keine Ahnung ob es so etwas geben kann?
    Ich bemerke schon das Du ein Freund der sanften Zwischentöne bist - da wird Dir diese Szene wahrscheinlich zu trashig und daher schwer verdaulich vorkommen.
    Hmm, es ist gar nicht so das Brutale/Blutige daran, das macht mir eigentlich nichts (so zart besaitet bin ich dann doch nicht...), es ist eher... äh...
    Nee, anders: Ich finde die Szene unglaubwürdig. Sie ist in einen Teil der Geschichte eingebaut, der offensichtlich dazu dienen soll, so ein Grundgefühl für das Setting zu schaffen, also eigentlich ein realistisches Ambiente erzeugen soll. Aber ich finde sie einfach nur total seltsam und, wie gesagt, irgendwie unmotiviert: Es ist total unwahrscheinlich, dass jemand von einer Schlange in die Hand gebissen wird (wenn es wahrscheinlicher wäre, dann müssten wir ja viel mehr einarmige Algerier sehen...) besanders abends (wenn die Schlange träge ist) und bei einem Gelage (wo alles so laut ist, dass jede vernünftige Schlange schon längst das Weite gesucht hätte). Aber noch komischer finde ich die Reaktion des Gebissenen, der sofort die Schlange identifiziert, und dann Schritt für Schritt die gottseidank jedem Algerier bekannte Betriebsanleitung zum Schlangenbiss abarbeitet (allein die Tatsache, dass es für "Biss dieser Schlange in die Hand" so eine Art festgelegte Handlungsweise geben soll, irritiert mich irgendwie total):
    1) Kurz wundern
    2) Hand abhacken
    3) Ausbrennen
    4) In die Dunkelheit reiten
    Das ist alles irgendwie furchtbar aprupt und in ihrer der Grundtstimmung der Szene nicht entsprechenden Extremität nicht nachvollziehbar - ich habe das Gefühl, als wollte Ferrandez hier ganz kurz und intensiv zeigen, wie hart und fremd Algerien ist. Für mich mislingt das allerdings, irgendwie ist diese Szene ohne eine weitere kulturelle Verortung oder zumindest Erklärung irgendwie unglaublich absurd.
    Hm, das trifft´s alles noch nicht so genau, aber meine Vorbehalte gehen zumindest in diese Richtung.

  7. #32
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    1) Kurz wundern
    2) Hand abhacken
    3) Ausbrennen
    4) In die Dunkelheit reiten


    Ich hoffe ich muss niemals von Dir eine Betriebsanleitung lesen - mir gruselt´s.
    Aber das trifft es schon ziemlich gut - ´ne beknackte Szene.

  8. #33
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Hmm. Vielleicht sollte ich mich mal bei IKEA bewerben...

  9. #34
    Mitglied Avatar von lucien
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    hmm mir hat "Im Jahr der Flammen" eigentlich gut gefallen. Graphisch gesehen sowieso, aber ich mag ja auch den Zeichenstil von Franz. Gerade das als nervös beschriebene, ich würde eher unruhig dazu sagen, passt meines erachtens zu weiten Landschaften und Szenen in denen es eher sehr bewegt zugeht.

    Aber die Kritik von Matbs setzte ja auch eher inhaltlich an. Mir gefiel ds individuelle Erleben und ebendie Schilderung aus Sicht von Amelie und Victor. Die aus Lesersicht zum Teil bornierte Haltung der Siedler und der berechtigte Zorn und Widerstand der um ihren Boden gebrachten Einheimischen.
    Ich kann zwar Matbs Kritik verstehen, habe selbst den Band aber eher wie aus einem Guss erlebt und eben deshalb hat er mich gut unterhalten.

    Zur Schlangenszene: hat mich nicht wirklich gestört, ich denke auch Zweck sollte die Stoik und andere Emotionale Welt der Einheimischen verdeutlichen, etwas aus der Geschichte gerissen umschreibt die Szene vielleicht auch.

  10. #35
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Na dann will ich auch noch die Zeit im 3. Album - historisch ausgestalten.



    Die Söhne des Südens / 1900 - 1914


    Antiarabischer Rassismus

    Mit der "Befriedung" der Kabylei nach den Aufständen zwischen 1851 und 1871 schienen die Aufgaben der Militärs erfüllt zu sein. Sie hatten Untersuchungen über "den Feind" angestrengt, um diesen besser kennenzulernen und ihn nach seiner Niederschlagung besser zu porträtieren. Eine zivile Verwaltung wurde nun eingesetzt, die die AlgerierInnen unter die Willkür der Siedler stellte. Nun wurden die gemachten Beobachtungen schriftlich niedergelegt und kodifiziert und erhielten den Charakter eines Gesetzestextes.

    Nach der Niederschlagung des Widerstandes war der Algerier nicht mehr der politische Rivale oder militärische Konkurrent, sondern, indem er auf eine Abstraktion reduziert wurde, verkörperte er die Negation schlechthin. Ein entmenschlichtes Wesen, das nur noch Eingeborener oder Barbar sein konnte, beflügelt die Anthropologen, die ihre wissenschaftlichen Arbeiten den ideologischen und politischen Notwendigkeiten unterwerfen.

    [Quelle: Daumas und Fabar, La Grande Kabylie, études historiques, 1848, zitiert in Guilhaume, 93.]

    In Frankreich dringt die koloniale Ideologie immer tiefer in das nationale Bewußtsein ein und keine Partei, keine Bewegung stellt das Unternehmen in Frage. Im Gegenteil, während des ersten Weltkrieges werden sich viele über den Wert der Kolonien bewußt, in denen Soldaten und Arbeitskräfte rekrutiert werden können. Bei den zurückkehrenden algerischen Soldaten entsteht immer mehr Unmut über ihre Lebensbedingungen, da ihnen Versprechungen gemacht wurden, die nie gehalten wurden.

    Die erdrückende militärische Übermacht - aber wohl auch ein insgesamt massvolles Auftreten der französischen Verwaltung - schafften in Algerien nach 1890 eine Situation der relativen Stabilität. Nach 1899 drangen die französischen Truppen weiter nach Süden vor und besetzten teile der Sahara - nicht ohne von den Tuaregs aufs heftigste bekämpft zu werden, die nicht gewillt waren, ihre angestammten Lebensräume mit den Franzosen zu teilen. Die Eroberung der Wüste gestaltete sich als zähes ringen. die Franzosen befanden sich auf einem ihnen ganz und gar fremden Terrain und die Tuaregs kannten die geeigneten Orte zum Angriff gegen die feindlichen Truppen, wussten aber auch von rückzugsgebieten, in denen sie sicher waren, weil ihnen keiner dorthin folgen konnte. immer neue Expeditionen der Franzosen in das Gebiet der Sahara endeten in Niederlagen. Die wurden ihnen nicht immer von den Bewohnern der Wüste bereitet. Vielmehr war im unwegsamen gebiet der Wüste der Durst der grösste Feind und bescherte manchem militärischen Vormarsch ein bitteres, oft tödliches Ende.

    Der grösste Teil der muslimischen Bevölkerung Algeriens blieb trotz oberflächlichem Arrangement unzufrieden mit der französischen Besatzung. Dieser Unwille steigerte sich noch, als viele von ihnen ihre Heimat verlassen mussten, um an der Seite der französischen Truppen im ersten Weltkrieg (1914 - 1918) zu kämpfen. Das Ergebnis war eine Radikalisierung von teilen der algerischen Bevölkerung und ein Erstarken ihres Nationalbewusstseins.

    [Quelle: http://www.rolfs-reisen.de/algerien.html]



    Die Anfänge der nationalen Organisationen und ihr Kampf gegen die Kolonialherrschaft

    Nach der Niederlage des Emirs Abdel Kader und der Revolte von 1871 war der offene Widerstand gegen Frankreich eher zurückhaltend geworden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollzog sich ein grundlegender Wandel in der antikolonialen Bewegung. An die Stelle des bewaffneten Kampfes trat mehr und mehr die Tätigkeit nationaler politischer Organisationen, an deren Spitze Vertreter der jungen algerischen Bourgeoisie, des Kleinbürgertums und der Intelligenz standen.
    1911/12 formierte sich eine Gruppierung algerischer Intellektueller, die sogenannten ,,Jungalgerier", unter dem Einfluß der bürgerlich-demokratischen Revolutionen in Rußland und einigen asiatischen Ländern sowie angeregt vom Beispiel der ,,Jungtürken" (1876), ,,Jungtunesier" (1907) und ,,Jungsyrer" (1911), die die Gleichstellung ihrer Landsleute mit den Europäern forderte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ihr Kampf von der Bürgerrechtsbewegung um Emir Khaled (1875-1937) fortgeführt.
    1926 organisierten Emigranten unter Messali Hadj in Paris unter dem Einfluß der neuen kommunistischen Parteien die Gruppe ,,Nordafrikanischer Stern" (L′Etoile Nordafricaine).

  11. #36
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    Ich möchte dann doch noch die Besprechung mit einem sauberen Schlussfazit beenden.

    Ferrandez hat aufgezeigt, daß es sehr gut möglich ist verschiedene Erzählperspektiven mit einem ernsten Grundthema als Hintergrundstory zu verknüpfen und die jeweiligen Geschichten in künstlerischer Form dem Leser zu präsentieren.

    Das Algerische Tagebuch glänzt hierbei am hellsten. Da über dieses Album schon fast alles gesagt wurde, hier nur eine Kurzanalyse.
    Der Leser wird schon zu Beginn, ob der grandiosen Aquarellzeichnungen, in einen Bann gezogen der ihn durch das gesamte Comicalbum nicht mehr loslässt. Die Geschichte ist fesselnd erzählt und durch die zart gestrickte Liebesbande zwischen Joseph + Djemilah wird dem Grundthema etwas die Schärfe entzogen, ohne es ganz auszusparen. So ensteht beim Betrachter ein etwas diferrenzierteres Bild von Land und Menschen, als wenn hier nur der kriegerische Akt der Kolonialisierung erörtert würde.
    Große Erzählkunst in phantastischen Bildern: 9,3/10

    Etwas verändert präsentiert nun Ferrandez seine Fortsetzung im 2. Alben namens Im Jahr der Flammen.
    Zuerst fällt eine dokumentarische Einleitung auf, bei der in Skizzen einige Gebäude und Alltagsszenen aus dargestellter Zeit gezeigt werden. Allerdings fehlen hier die schönen Aquarellzeichnungen und der Strich der Bilder wirkt insgesamt etwas härter und detaillverliebter. Wiederum gibt es zwei Hauptprotagonisten, Victor + Amelie, die aus ganz verschiedenen Gründen gemeinsam nach Algerien aufbrechen um dort ihren weiteren Lebensweg zu bestreiten. Hier steht weniger die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern vielmehr die Erschwernisse und der alltägliche Kampf französischer Immigranten, die sowohl Opfer kämpferischer Volksstämme - in diesem Fall Kabylen - als auch Opfer der kaum machbaren Bestellung des Landes werden.
    So werden sie zum Spielball der Launen der Natur auf der einen, und der politischen Lage auf der anderen Seite.
    Ebenfalls sehr gelungene Zeichnungen in einer nicht ganz so persönlichen Story, gegenüber dem 1.Album: 8,7/10

    Ein völliger Bruch des Erzählschemas stellt das 3. Album - Die Söhne des Südens - dar, welches Ferrandez in eigenen Aussagen mehr als Hommage an seinen Großvater verstanden wissen will.
    In dieser Hinsicht kann man nun natürlich vom persönlichsten und intimsten Werk des Zyklus´ sprechen. Es handelt sich um eine Aneinanderreihung kleiner Anekdötchen und Episoden aus den Kindertagen seines Großvaters, die Ferrandez in noch ausgiebigerer Aquarelltechnik publiziert. Er nimmt den Comiczeichnungen wieder einen Großteil ihrer Härte, verwischt desöfteren die Details ohne sie ganz zu vernachlässigen und durch einen bewussten Einsatz der Kolorierung erreicht er sehr gut die Transportation des Lokalkollorits.
    Neben dem 1.Band ist dieses Album wohl das ambitionierteste - man muß sich als Leser aber auch sehr auf den Umbruch im Handlungsgeschehen einlassen, was mir auch erst richtig beim 2. Darüberlesen gelang. Gelingt es dem Betrachter allerdings, wird er mit einer großartigen Stimmung belohnt, die so wohl nur selten in Comicform dargeboten wird. Ähnliches gelang z.b. Gibrat in Der Aufschub - ein Werk das wir ja schon in einer ausführlichen Besprechung goutierten.
    Bezogen auf die politischen Ereignisse nimmt sich Ferrandez aber sehr zurück und es kann schon fast ein etwas fälschlicher Eindruck einer unbekümmerten und gefahrlosen Kindheit entstehen. Schön wenn es denn wirklich so gewesen ist.
    Auch dieses Album besticht wieder durch große Erzählkunst, mir fehlt nur an einigen Stellen doch etwas die Brisanz der Vorgängeralben, dafür gibt es wunderschöne Zeichnungen, soweit das Auge reicht: 9/10

    Alle 3 Alben des Zyklus kann man jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen und nach Lesen der Literatur erkennt man nur ein Manko.
    Die folgenden 5 Alben die es im Original gibt, wurden leider nie in deutsch veröffentlicht, sodaß man die Entwicklung des Algerienskonflikts und die künstlerische Umsetzung Ferrandez, leider hierzulande nie erfährt.

    Ein ganz großes Extralob muß ich an dieser Stelle auch dem Lettering Renate Knoth-Berniers machen. Sie versteht es im 1. Band hervorragend verschiedene Schreibstile für die jeweils passende Situation zu finden. So werden Josephs Einträge in sein Tagebuch in einer leicht beschwingenden Handschrift dokumentiert und die Sprechblasen mit arabischen Text, zwar in deutsch aber zumindest in einem dem arabisch sehr ähnelnden Schreibstil dargestellt. Das erhöht die Intensität der Geschichte enorm und trägt sehr zum bleibenden Eindruck bei.
    Michael Höppner hält im 2. Album an der Linie mit den arabischen Schriften fest - erreicht aber nicht ganz die Souveränität Renate Knoth-Berniers.
    Im 3. Band verzichtet Gerhard Förster vollständig auf dieses Stilmittel, was den Gesamteindruck etwas schmälert.

  12. #37
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    An alle die hier mitschrieben.

    Ich weiß ich kann nervig sein - aber eine kurze Schlußbetrachtung der Bände oder des Zyklus und eine Einschätzung dergleichen, würde mich schon sehr von Euch interessieren.

    Ihr wisst doch ich stehe auf Bewertungen - und @Matbs darf auch wieder mein allseits erprobtes Dezimalsystem verwenden

  13. #38
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Stressige Woche, sorry, und jetzt hab´ ich die Alben gerade nicht zur Hand, aber bevor der arme hipgnosis hier ganz ohne zweite Meinung auskommen muss, mach´ ich mich lieber mal dran:

    Erstmal vielleicht noch was zu "Söhne des Südens". Wie bereits angeklungen halte ich das Album für das eindeutig stärkste der drei, grafisch finde ich es klarer und weniger "nervös", was meinem persönlichen Geschmack entgegenkommt. Außerdem sind die Farben etwas stärker, wenn auch nicht wirklich aufdringlich (ein gutes Beispiel dafür ist z.B. die Steinbruch-Szene), auch das gibht Pluspunkte. Hinzu kommen ein paar kleine Spielereien die mir extrem gut gefallen, beispielsweise die Fahrrad-Szene in der Paul und Kasimir vor dem Hintergrund eines anscheinend authentischen Versandkataloges aus der Zeit um die Jahrhundertwende durch die Panels flanieren, finde ich richtig gut.

    Auch inhaltlich überzeugt mich das Album voll und ganz, aus Gründen, die ja schon angeklungen sind. Die einzelnen Episoden und Anedkoten bilden m.M.n. ein faszinierendes Mosaik, dass das Leben in Algerien jenseits gängiger Klischees zeigt, und deshalb authentisch und interessant ist. Dadurch erhalten wir einen Einblick in einen Alltag, der uns einerseits extrem fremd ist, aber in dem wir uns andererseits, gerade wegen der unprätentiösen und persönlichen Erzählweise trotzdem sehr gut einfinden können.
    Die Tatsache, dass Ferrandez dabei zu offensichtliche Werturteile vermeidet, finde ich persönlich dabei übrigens sehr positiv, weil sie einerseits so die Integrität der Erzählperspektive (die ja die des Kindes Paul ist) bewahrt, und dem Lesese andererseits die Möglichkeit bietet, seine eigenes Urteil zu fällen, was angesichts der erzählten Anekdoten sehr gut möglich ist.
    Das koloniale Algerien erscheint dabei als Vielvölkerstaat, in dem es eben nicht nur Franzosen und Algerier gibt, sondern auch Juden, Beduinen, Italiener und sogar Schwarzafrikaner, es ist also eine komplexe Gesellschaft, in der viele Ethnien auf komplexe Art und Weise nebeneinander her- und manchmal auch miteinander leben.
    Entsprechend dieser Komplexität beeindrucken mich auch gerade die ambivalenteren Szenen, die die Vielfalt und gleichzeitig Normalität dieser Gesellschaft widerspiegeln: Anstatt großer ideologischer Dünkel haben wir unreflektierten Alltagsrassismus und Antisemitismus (ein gutes Beispiel dafür ist die Szene mit dem arabischen Eierverkäufer), anstatt simpler kultureller Allgemeinplätze erleben wir differenzierte Charaktere jenseits ethnischer Stereotypen - Differenziert, realistisch, neu (für mich), spannend, menschlich, authentisch, jetzt gehen mir die Adjektive aus, ich find´s einfach nur richtig gut.


    So, und was halte ich jetzt von der ganzen Serie? Insgesamt ziemlich stark, auf jeden Fall hält sie das, wass das Cover verspricht (nämlich "Comic Art"). Der Zeichenstil ist nicht immer so ganz mein Fall, aber das ist bestenfalls ein "minor Gripe", den ich auch nur deshalb anführe, weil es sonst eigentlich wenig zu bemängeln gibt (will heissen, für die Zeichnunge gäbe es von mir halt "nur" eine Note im Zweierbereich, aber letzten Endes finde ich das immer noch ziemlich gut und hübsch anzusehen - kein wirkliches Manko, vielmehr so ein paar kleine Proizentpünktchen, die zu meiner persönlichen Definition von "unglaublich super" fehlen).

    Deshalb vergebe ich am Ende folgende Noten, vielleicht gleich schon mal mit Dezimalsystem:

    Algerisches Tagebuch: 8,5/10
    Jahr der Flammen: 7,5/10
    Söhne des Südens: 9,4/10 (nur deshalb keine 9,5 weil dann ohne Dezimalsystem auf 10 aufgerundet werden würde, das wär mir dann doch ein kleines bisschen zu viel)

  14. #39
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    Angesichts meiner - trotz nicht allzuspäter Stunde - schon fortgeschrittener Müdigkeit, eine nur sehr kurze Schlußbetrachtung von mir:

    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Erstmal vielleicht noch was zu "Söhne des Südens". Wie bereits angeklungen halte ich das Album für das eindeutig stärkste der drei, grafisch finde ich es klarer und weniger "nervös", was meinem persönlichen Geschmack entgegenkommt.
    Meinem auch, das kommt vermutlich vielen Anhängern von Herge's Zeichenkunst entgegen.

    Algerisches Tagebuch: 8/10
    Jahr der Flammen: 8/10
    Söhne des Südens: 9,5/10

  15. #40
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    O.K., geben wir dem hipgnosis was des hipgnosis ist:

    Fazit: Man sehe meine gesammelten Beiträge und suche sich heraus, was gefällt.
    Bewertung:
    Algerisches Tagebuch 9/10

    Keine Stelle hinter dem Komma, so exakt ist meine "innere Messlatte" nicht durchgeeicht.

  16. #41
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    Fortsetzung der Serie "Carnets d'Orient"?

    Hallo in die Runde!

    Am Gratis-Comic-Tag habe ich jetzt die "Söhne des Südens" kennengelernt (Es gab im Comicladen die Aktion, gebrauchte Comics günstig nach Gewicht zuu verkaufen, unter anderem obiges) und bin begeistert.
    Die zeichnerische Ausdrucksweise in ihrem Wechsel von Aquarellen und "klassischem" Comicstil ist herausragend, die Stimmung ist gut getroffen und harmoniert sehr mit meinen eigenen Eindrücken aus Tunesien und Algerien und der Plot ist auch sehr stimmungsvoll und passend.

    Auf eine kurze Recherche hin stieß ich auf diesen Diskussionsstammtisch, der mich in seiner detaillierten Beschreibung beeindruckt hat! Die anderen beiden Hefte der Serie stehen jetzt auf jeden Fall auch auf meiner Liste.

    Aber wie ich unter Bedetheque herausfand, sind diese drei Heft nur der Teil einer Serie "Carnets d'Orient" von insgesamt 10 Heften: http://www.bedetheque.com/serie-1528...ient.html#7103

    Wie sieht es mit einer Vervollständigung dieser Serie aus?
    Sei es bei Carlsen, sei es bei Finix oder einem anderen Verlag? (Ich stelle hier die Frage, da sich hier vor einigen Jahren ein heutiger Finix-Protagonist sehr euphorisch äußerte.)
    Angesichts des Plots halte ich diese Serie auch prädestiniert für eine Neuveröffentlichung im kleineren Format als Graphic Novel, denn genau das ist es ja eigentlich.

    Also habe ich letzlich zwei Fragen:
    - Liest noch jemand diesen alten Faden?
    - Ist bekannt, ob es Chancen auf eine Fortsetzung der Serie gibt?

    Und als letztes: Ist diese Stammtisch-Runde endgültig ausgelaufen oder gibt es auch noch neue Themen?

    Viele Grüße,
    Stingo
    Geändert von Stingo (21.05.2010 um 11:41 Uhr)

  17. #42
    Mitglied Avatar von Feivy_Browne
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    Hallo Stingo,

    die Stammtischrunde "pausiert" leider aus Zeitgründen bereits seit einiger Zeit.
    Grund: Einige der aktiven Stammtischschreiber sind stark bei Finix eingebunden. Und der Tag hat nur 24 Stunden...

    Zur Frage, ob die weiteren Algerienbände irgendwann irgendwo erscheinen, kann ich leider nichts sagen.
    Mir ist nichts bekannt.

    Als Graphic Novel im kleineren Format möche ich die Bände persönlich nicht haben. Dafür sind die Zeichnungen zu schön.

  18. #43
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Hi Stingo,

    ja das waren noch Zeiten, als man noch Zeit fand mit Gleichgesinnten über schöne Comic-Alben zu fabulieren!

    Nein, diese Comic-Stammtische sind nicht "tot" - aber man muss schon ein paar Mitstreiter zusammenbekommen, um eine aussagekräftige Besprechung zu initieren.

    Bei den letzten Stammtischen, waren wir eigentlich nur noch zu dritt oder viert - als feste "Grössen" - das reicht einfach nicht aus. Dennoch haben wir zuletzt hier und da mal eine Funny-Runde inszeniert - wo sicherlich irgendwann mal wieder eine folgen wird.
    Zu realistischen Comics wird es wohl in absehbarer Zeit nix mehr geben, schätze ich!


    Zu Carnets d'Orient:

    Ich würde es nicht gänzlich ausschliessen, daß wir diese Serie bei Finix Comics fortführen - denn sie birgt einfach vom Inhalt her eine hohe Qualität.
    Ob sich da ein anderer Verlag nochmal ranwagt - eventuell im kleineren Format
    Denkbar wäre es - aber nicht als Album - glaube nicht das die zu erwarteten Verkaufszahlen anderen Verlagen reichen.

    Und im kleinen Format bin ich auch skeptisch - erstens weil das grafisch nicht unbedingt von Vorteil ist - aber natürlich machbar.
    Andererseits weil Graphic Novels nicht automatisch gut verkäufliche Produkte sind - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
    Doch gerade die sehr spezifischen Ferrandez-Titel mit ihrer Frankreich/Algerien Problematik sind sicherlich nicht Grund für hohe Verkäuflichkeit im Buchhandel.

  19. #44
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    Schön, dass es bei einem so alten Faden gleich Antworten gab. Vielen Dank!

    @ Feivy: Ich könnte mir keine bessere "Ausrede" für das Pausieren einer solchen Runde machen als das eigene Erstellen neuer Comics. In diesem Sinne passt scho. :-)

    Ich habe das Heft auf deinen einwand hin noch einmal angeschaut: Stimmt schon, das wird bei zu starker Verkleinerung problematisch, weil gerade bei diesem Heft der graphische Gesamteindruck so überwältigend ist. Eine Verkleinerung auf FAZ-Format stelle ich mir da auch eher gruselig vor.

    Auf der anderen Seite finde ich die von Castermann in Buchgröße herausgebrachten Corto Malteses (Ich habe da die Kelten) durchaus gelungen. Vielleicht mit Ummontieren statt verkleinern?
    Ich habe von dem Spektrum keine Ahnung und weiß kaum ob das geht. Aber rein von der Geschichte her würde ich denken, dass eine solche Geschichte perfekt als graphic novel durchgeht und sich im normalen Buchhandel sehr gut machen müsste.

    @ hipgnosis: Ja, das ist auch jetzt im Rückblick schon beeindruckend. Gut, dass es noch als Archiv besteht! Sonst finden sich ja leider oftmals zu wenige gute Rezensionen zu vielen alten und neuen Edelsteinen der Comicliteratur, gerade nicht auf diesem Niveau!
    Wäre also schön, wenn das gerne auch in seltenerem Rhythmus mal wieder gestartet werden könnte. Auch wenn ich gut verstehe, dass die Zeit dafür knapp ist und dass nicht jeder, der nicht selber Händler ist oder sehr viel Geld hat, sich dafür alle besprochenen Comics nachkaufen kann.

    Falls Themenwünsche gefragt sind:
    - Semifunny: "Die Weiße Tigerin" als Spinout der Helden ohne Skrupel
    - Anregungen aus den Veröffentlichungen des Gratis-Comic-Tages

    Wäre toll, wenn Finix sich an dieses Projekt trauen würde. Wenn ich mir die bisherigen Hefte anschaue, funktionieren die alle auch als "stand alone". Daher könnte man das ja vielleicht mit einem Heft "antesten" und die weitere Veröffentlichung vom Erfolg abhängig machen?

    Ich stimme zu, dass Algerien derzeit nicht unbedingt der Kassenrenner ist. Dazu ist das Land in der deutschen Geschichte zu unbedeutend (im Gegensatz zu Frankreich) und auch als Reiseland im Gegensatz zu Tunesien oder Marokko uninteressant.
    Mich würde es trotzdem interessieren. Der graphische Eindruck ist einfach umwerfend und bringt so überzeugend die Atmosphäre in Nordafrika herüber - unglaublich!

    Eigentlich sind diese Hefte mit ihrer Geschichte auch zeitlos, nur ob das bei Comics als Verkaufsargument hilft?

    Es wäre schön, wenn es auch die anderen Exemplare einmal in deutscher Sprache geben könnte!

  20. #45
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    Zitat Zitat von Stingo Beitrag anzeigen
    @ hipgnosis: Ja, das ist auch jetzt im Rückblick schon beeindruckend. Gut, dass es noch als Archiv besteht! Sonst finden sich ja leider oftmals zu wenige gute Rezensionen zu vielen alten und neuen Edelsteinen der Comicliteratur, gerade nicht auf diesem Niveau!
    Wäre also schön, wenn das gerne auch in seltenerem Rhythmus mal wieder gestartet werden könnte.
    Der Comic-Stammtisch, dessen Gründer hipgnosis gewesen ist, war (und ist?) einer der wenigen Schauplätze hier, in dem nicht nur über so "essentielle Fragen" wie Hard- oder Softcover, das einzig wahre Lettering oder Veröffentlichungswünsche debattiert wird, sondern über die Comics selber. Aber es hat sich gezeigt, dass sich leider nicht allzuviele trauen, in die Materie einzusteigen und auch mal Position zu Inhalten zu beziehen. Schade.

    Aber vielleicht reanimieren wir die Runde ja nochmal. Was mich angeht, ginge es ab Mitte Juni wieder, besser noch ab Juli.

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