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Thema: Comic-Stammtisch: Lucky Luke

  1. #26
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    Ich sehe mittlerweile schon eine große Gefahr von unserem eigentlichen Thema abzukommen, aber dazu muss ich mich dann doch äußern:
    Original geschrieben von hipgnosis:
    Bei aller Bezugnahme auf historische Fakten, ist es aber schon sehr erstaunlich, daß die Thematik Indianer früher und auch heute noch realtiv freizügig erzählt wird und auch über Unwahrheiten milde hinweg geblickt wird, während ein für mich legitim vergleichbares Thema, wie die Judenverfolgung nur äußerst vorsichtig und mit Bedacht auf 100%-igen Wahrheitsgehalt angenähert wird (was natürlich außerordentlich zu begrüßen ist!)
    Ich setze dem mal Matbs' (keine Angst, wir können Dir folgen )statement zur Sache entgegen, dass ich inhaltlich teile:
    Ähh, uh, na ja, also ganz ehrlich: Mir ist schon klar, dass die US-Kavallerie durchaus einige schlimme Dinge mit den amerikanischen Ureinwohnern angestellt hat, aber für so eine Art blaue SS mit Pferden halte ich sie dann auch wieder nicht, ...
    "Die" Amerikaner haben mit "ihren" Ureinwohnern im 19. Jahrhundert im Wesentlichen die gleichen Schweinereien gemacht wie das die europäischen Kolonialmächte mit "ihren Indianern" bis tief ins 20. Jahrhundert taten, schlimm genug, aber sie mit den Nazis zu vergleichen ?

    Es ist immer bedenklich, Ungerechtigkeiten gegeneinander aufzurechnen (zumal jeder Mensch nur einmal sterben kann), aber hip: Dein Vergleich hinkt auf mehr als einem Fuß.

    Übrigens:
    Funnies gibt es auch über die Deutschen im 2. Weltkrieg und deren Autoren wissen sehr genau, warum sie die Judenverfolgung nicht thematisieren (weil es dann nämlich kein Funny mehr wäre). Denk' nur mal an Die Sturmtruppen von Bonvi.

  2. #27
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Leider habe ich ja nun den Vergleich mit der Judenverfolgung initiert, obwohl ich eigentlich schon zum Ende hin versuchte wieder die Kurve auf das Comic an sich zu bekommen.

    Da Du ja meinst der Vergleich würde sehr stark hinken, möchte ich wenigstens kurz erläutern, daß ich an folgenden Aspekten einen Vergleich als legitim erachte - ohne die beiden schlimmen historischen Gegebenheiten 1:1 gegeneinander aufzurechnen. Das war nicht meine Absicht - und ich denke das weißt Du auch, gell @felix

    Judenverfolgung - Rassenhass - Ausrottung eines Volkes
    Idianerkriege - Rassenhass - Ausrottung eines Volkes/Volkstammes

    Konzentrationslager - Zusammenpferchung - Ermordung
    Reservate - Zusammenpferchung - Aushungern/Ermordung

    Juden - Enteignung des Besitzes - Aberkennen persönlicher Rechte und Freiheiten unter Anwendung von Gewalt

    Indianer - Enteignung des Besitzes/Landes - Aberkennen persönlicher Rechte und Freiheiten unter Anwendung von Gewalt


    Natürlich ist es nicht so einfach, wie meine Gegenüberstellungen hier aufzeigen und es gibt sicherlich andere Hintergründe usw.
    Und selbstverständlich wäre auch der Vergleich mit der Kolonialpolitik verschiedener europäischen Staaten zutreffend - keine Frage!

    Ich wollte in meinem Satz in vorgehenden Posting eigentlich auch nur eine erklärbare Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen, wo bei einem Thema bei dem es um Rassenverfolgung und Völkermord geht, einerseits wie im Western die Tatsachen oft verfälscht werden und es sogar Parodien usw. existieren und es andererseits bei dem Thema Juden dies eben nicht oder nur seltenst der Fall ist.
    Dort wird sehr viel mehr wert auf Realismus und Echtheit gelegt - während beim anderen Thema es gar normal erscheint auch einen lustigen Comic darüber zu schreiben.

    Ich denke so in etwa wollte es vielleicht auch @kaschi ausdrücken - bevor es zu einer Grundsatzdebatte kam - denn er outet sich ja praktisch dennoch als bekennender Lucky Luke Fan.

    Ansonsten gehe ich übrigens auch mit @matbs Statement konform - und möchte auch das Thema nicht noch weiter vertiefen, denn es ist so brisant, daß man wahrlich sehr in die Tiefe gehen müsste um Allem gerecht zu werden.
    Geändert von hipgnosis (27.02.2006 um 17:00 Uhr)

  3. #28
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Ich will jetzt nicht hinterlistig vom Thema abweichen - sondern einfach noch eine herrliche Szene aus dem Band Lucky Luke reitet für die 20er Kavallerie, den ich in @felix hervoragender Gagaufzählung aus einem seiner ersten Postings noch nicht fand und somit wieder eine kleine Brücke zu Lucky Luke schlagen.

    Ich bleibe bei der Originalseitennummerierung von @felix

    S.3 - Bild 1

    Nachdem der von Pfeilen zerschossene Planwagen nun zum zweiten Male - diesmal allerdings von Gewehrkugeln durchsiebt das Fort ansteuert - schickt in der Colonel umgehend wieder zurück ins Reservat indem er sich mit folgenden Satz echauffiert.

    " So ist das? Jetzt fahren Sie auf der Stelle zurück ins Reservat!
    Wollen doch mal sehen, ob die Cheyenne es immer noch wagen, Sie anzugreifen
    "

    Dann der völlig entnervte Kutscher - einfach köstlich.
    Welche ein Geniestreich von Goscinny, in einem Panel indem sich überhaupt nichts ereignet - alleine durch diese Bemerkung in einer einzigen kleinen Sprechblase - soviel Charme und Witz einzubringen.
    Er war zu dieser Phase - Mitte der 60er Jahre zweifelsohne auf einem Höhepunkt seiner Schaffenszeit.
    Obwohl nur 6 Jahre zwischen den beiden Alben lagen, erkennt man doch auch bei Ihm zumindest im Apachen-Canyon eine leichte Abnutzung.
    Aber vielleicht ist es auch nur eine Ausnahme von der Regel - ich habe jetzt nicht alle Arbeiten von Ihm nach Jahren geordnet im Kopf.

  4. #29
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Oh ja, bitte lasst den Holocaust raus, das Thema hat hier nichts, aber auch gar nichts zu suchen, das ganze in Verbindung mit Lucky Luke zu bringen wäre einfach nur zutiefst grotesk.

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    zu @Matbs

    Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie Du gestern Abend mit Deinem Hund Gassi gegangen bist und mit Ihm über Lucky Luke philosophiert hast!
    Yep. Hunde sind überraschend gute Zuhörer. Bloss wenn sie einen eigenen Beitrag zu einem tiefschürfenden Gespräch leisten sollen, versagen sie meist kläglich...

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Jetzt weiß ich auch warum Du Fan von den Peanuts bist!
    Das war ich nicht. Ich hab´ zwar so ziemlich alles andere vorgeschlagen, aber nicht die Peanuts. Muss wohl noch etwas mehr an meinem unverwechselbaren Profil feilen...






    So. Zurück zu Lucky Luke.
    Ein Aspekt der Serie, der mich immer sehr fasziniert hat, ist wie wie Morris und Goscinny mit dem Umfeld ihres Helden umgehen. Lucky Luke ist, im Vergleich zu vielen anderen großen frankobelgischen Funnies/Semifunnies, fast einzigartig, indem man sich hier bewusst entschieden hat, den Helden als einsam (eben lonesome) und herumziehend zu portraitieren. In ganz vielen anderen Serien gibt es eine feste und relativ große "Cast of Characters" die immer oder zumindest häufig auftauchen (Nehmen wir mal als Beispiel Spirou, wo wir neben den Haupthelden Spirou, Fantasio, Pips und evtl. dem Marsupilami ganz viele wiederkehrende Charaktere haben, die integraler Bestandteil der Serie sind: Der Graf von Rummelsdorf, Zantafio, Zyklotrop, Stefanie, Der Bürgermeister von Rummelsdorf, Herr Federkiel usw. Ähnlich ist es z.B. auch bei Tim und Struppi oder auch Asterix). Bei Lucky Luke ist die Liste "fester" Charaktere dagegen fast auf ein Minimum reduziert: Immer dabei sind eigentlich nur LL und Jolly Jumper, an häufiger auftauchenden Charakteren gibt es eigentlich nur noch die Daltons und Rantanplan (bzw. wenn wir ganz großzügig sind vielleicht noch Billy the Kid und Calamity Jane). Das heisst, dass Lucky Luke noch viel weniger persönliche Bindungen hat als die meisten anderen klassischen Funny-/Semifunny-Helden, er ist allein dadurch eigentlich immer ein Aussenseiter und Fremder. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass er in praktisch jeder Geschichte zentrale Charaktere trifft, die neu sind. Und hier kommt der Teil, den ich so faszinierend finde: Um sich langwierige Einführungen zu ersparen, arbeiten Morris und Goscinny extrem stark mit bestimmten Klischees aus dem Westernmythos, die sie, mit leichten Variationen, immer wieder wiederholen, und die einem entsprechend sozialisierten Leser (also praktisch uns allen) ohne größere Vorstellung sofort den Grundtenor eines Charakters verdeutlichen. Entsprechend hat die Serie LL dann doch noch einen festen Fundus an Charakteren, die dem Leser bekannt sind, aber das sind keine einzelnen Personen, sondern Archetypen: Der Spieler ist immer ein gut gekleideter dünner Mann mit einem Zigarillo und einem Schnurrbärtchen. Der Leichenbestatter ist immer ein dürrer Kerl im schwarzen Frack mit einem Zylinder. Der Barkeeper ist immer ein glatzköpfiger Fettsack, der Angst um seinen Spiegel hat und Gläser wienert. Der Gemischtwarenhändler ist immer ein älteres dürres kleines Männchen. Der Mexikaner ist immer ein rundlicher Mann mit breitem Gesicht und Schnurrbart in weissen Klamotten der die ganze Zeit Siesta hält. Der Sheriff ist immer ein älterer Mann mittlerer Größe mit einem Schnurrbart. Usw. usw.
    Ähnlich verhält es sich auch mit den meisten Orten, die LL im Laufe seiner Abenteuer besucht. Zwar hat er kein Schloss Mühlenhof oder gallisches Dorf als Ausgangs- und Ruhepunkt seiner Abenteuer, aber trotzdem sind sich praktisch alle Orte, durch die er reist, ähnlich: Sie haben einem Schild mit der Warnung an Fremde, einen Saloon, eine Bank, ein Sheriffbüro... (was übrigens zu Folge hat, dass LL, obwohl immer auf Achse ist, letzten Endes weit weniger rumkommt als Spirou oder Tim oder Asterix - egal wo er hinreitet, es ist immer "Painful Gulch". Auch wenn es meistens anders heißt...).
    Das Endergebnis dieses Ansatzes ist dann auf jeden Fall immer eine neue Stadt mit neuen Einwohnern, womit Lucky Lukes Einsamkeit und nomadischer Lebensstil gewahrt bleiben, aber andererseits eben auch das vertraute und wunderbare Setting das wir alle von LL erwarten.
    Somit ist es den Autoren einerseits möglich, die Isolation und die Mobilität, die ja Kernstücke der Figur Lucky Lukes sind, zu bewahren, aber andererseits doch mit einem wiederkehrenden Ensemble an Charakteren (aber eben nicht Personen) zu arbeiten, und somit eine gewisse Konsistenz in der Serie zu erhalten.
    Beeindruckend finde ich dabei vor allem den Grad, mit dem es Morris und Goscinny gelungen ist, diese einzelnen Archetypen in ihrer Skurrilität und Einzigartigkeit glasklar aus der diskursiven Einheit "Western" herauszudestillieren. Die Tatsache, dass LL trotz (oder vielleicht gerade wegen?) dieses relativ festen Ensembles (fast fühlt man sich an die Comedia dell´Arte erinnert) niemals langweilig oder uninteressant wirkt (zumindest nicht auf mich), unterstreicht m.M.n. sehr deutlich, mit welchem Kaliber von Geschichtenerzähler wir es bei den beiden Autoren zu tun haben.

    Zusammenfassung: Verschiedene Personen aber gleiche Charaktere. Verschiedene Orte aber gleiche Lokalitäten. Faszinierend.
    Geändert von Matbs (27.02.2006 um 21:17 Uhr)

  5. #30
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    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Zusammenfassung: Verschiedene Personen aber gleiche Charaktere. Verschiedene Orte aber gleiche Lokalitäten. Faszinierend.
    Hervorragende Analyse Mr. Spock!
    Im Ernst, hast Du gut auf den Punkt gebracht, find ich!




    Mir hat auch - wie vermutlich allen hier – Lucky Luke reitet für die 20er Kavallerie viel besser gefallen als der Apachen-Canyon. Wie schon von hipgnosis erwähnt wirkt der Band, als sei Goscinny schon etwas ermüdet gewesen, während er bei die 20er Kavallerie voll Witz sprüht. Neben den schon erwähnten Gags fand ich auch die folgenden beiden sehr gelungen:


    Comic-Seite 6, Bild 8
    Comic-Seite 10, letztes Bild


    Zum Thema Unrecht gegen die Indianer:
    Ist natürlich klar, dass das in einem Comic wie Lucky Luke nicht ädaquat abgehandelt werden kann und soll. Wenn man in den 60er Jahren bezüglich dieses Themas so sensibilisiert gewesen wäre wie heute, kann ich mir allerdings schon vorstellen, dass die Lucky Luke-Geschichten mit Indianern etwas anders ausgesehen hätten, vielleicht in die Richtung, wie es Kaschi angedeutet hat.

  6. #31
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    Nochmal zur Klarstellung: Bei aller Schärfe der Kritik an der US-Army liegt mir ein Vergleich mit der SS fern, Matbs. Da habe ich die gleichen Vorbehalte wie felix.

    Abschließend zu der von mir angerissenen Thematik möchte ich noch sagen wie dereinst bei "Pro und Contra": die unterschiedlichen Positionen sind wohl deutlich geworden. Nur bei der Studio-Abstimmung würde ich vermutlich den Kürzeren ziehen ...

    Vielleicht noch diese Verallgemeinerung meiner Sichtweise: ich bin insgesamt der Auffassung, daß alles, womit sich die Menschen in ihrer Freizeit massenhaft beschäftigen, in der seriösen Geschichtsschreibung viel zu wenig bis gar nicht durchleuchtet wird! Dabei wäre das bei kritischer Analyse sehr aussagekräftig! Das gilt z.B. für Spielzeuge, TV-Programme, Musik, Hobbies, Sport, Romane, Kinofilme, Neue Technologien ... und Comics wie etwa Lucky Luke. All das gehörte m.E. viel mehr in den Brennpunkt ernsthafter Forschung - und würde Geschichtsschreibung schlagartig für Otto Normalverbraucher viel spannender machen!

    Ansonsten ist das vorvorige Posting eine tolle Würdigung der Erzählweise von Lucky Luke, finde ich!

    Übrigens gefällt mir das Kavallerie-Album trotz meiner kritischen Einwände. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil ich einen sehr, sehr strengen Mathe-Lehrer hatte, der unverkennbare Ähnlichkeiten mit Colonel Mac Straggle aufwies. Und zwar nicht nur charakterliche, sondern auch optische!
    Geändert von Kaschi (27.02.2006 um 21:05 Uhr)

  7. #32
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    Ich schließe mich meinen Vor-Schreibern an: Klasse Analyse, Matbs.
    Da hat wohl mal wieder der Hund geholfen.

    Es gibt natürlich noch andere frankobelgische Comic-Klassiker mit minimaler Festbesetzung, einer davon von Goscinny himself (stets wiederkehrende Figuren: Isnogud, Tunichgud, Harun Al Pussah und das war's dann auch schon), aber in keinem weiteren wird das Figurenrepertoire durch eine vergleichbare Menge an Archetypen ergänzt. Archetypen, die letztlich die gleichen Funktionen haben wie eine wiederkehrende Figur.

    Da diese Feld ja schon so exzellent bestellt worden ist, verlagere ich das Augenmerk mal auf einen Vergleich mit Betonung auf die hintere Silbe.
    Was ist an den beiden stories eigentlich identisch oder ähnlich ?

    - Auseinandersetzung zwischen Soldaten in einsam gelegenem Fort und in der Umgebung lebenden Indianern
    - Lucky Luke wird im Auftrag der Regierung als Friedensstifter tätig, beide mal zunächst unter falschem Vorwand (als Scout bzw. als Eskorte für den Nachschub)
    - militärische Verhaltensweisen werden auf die Schippe genommen
    - die beiden Colonel haben ähnliche Grade sturen Verhaltens
    - die Söhne der Colonel übernehmen tragende Rollen (wenngleich auf unterschiedlichen Seiten des Konflikts)
    - die Indianer haben einen "Einpeitscher" unter sich (Flood bzw. den Medizinmann, der sich ironischerweise als Sohn des Colonel herausstellt)

    Sicher keine erschöpfende Liste, doch hoffe ich, die Hauptparallelen in den Handlungssträngen einigermassen zusammen zu haben (Ergänzungen ausdrücklich erwünscht).

    Zweck der Aufzählung: Zu zeigen, dass es eigentlich erstaunlich viele Übereinstimmungen gibt
    ... und sich dann zu fragen, wieso die Geschichten sich dennoch so unterschiedlich lesen.

  8. #33
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ich schließe mich meinen Vor-Schreibern an: Klasse Analyse, Matbs.
    Da hat wohl mal wieder der Hund geholfen.
    Womöglich gar Rantanplan?

    Eine weitere Parallele ist, daß in beiden Alben anscheinend speziell die klassischen John-Ford-Western parodiert werden: "Bis zum letzten Mann", "Der Teufelshauptmann", "Rio Grande", allesamt mit John Wayne. Ein deutlicher Hinweis dazu ist das erste Panel des Apachen Canyon: Monument Valley, DAS Lieblingsmotiv von John Ford!

  9. #34
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    Hallo,

    endlich mal wieder eine Reihe, zu der ich einigermaßen "belesen" meinen Senf geben kann:

    Nachdem die Diskussion sehr stark in Richtung "Realismus" und "Indianer" gelaufen ist, frage ich mich "O.k. vielleicht hätte man sie anders gestalten können, aber was macht den besonderen Reiz aus, so wie sie ist?"

    Ich finde die Analogie von Kaschi (Puppenkiste) dabei garnicht so schlecht. Kaum eine Serie hinterfragt Autorität und Schein so gekonnt und zeigt, daß es weder Schwarz noch Weiß sondern jede Schattierung von Grau gibt.

    Aus meiner Sicht ist Lucky Luke theoretisch ortsunabhängig, wären nur genug Anknüpfungspunkte vorhanden, um die entsprechenden Stereotypen beim Leser "aufzuhängen". Der Wilde Westen war zur Zeit der Konzeption einfach nah genug, um einen allgemeinen Satz von "Gefühlen und Erfahrungen" im Leser zu erzeugen, aber weit genug weg, um gefahrlos und humorvoll die alltäglichen Themen (Probleme) wie Macht, Vorurteile, Gerechtigkeit, Dummheit behandeln zu können.

    Im Vergleich zu Asterix ist Lucky Luke daher viel subversiver und kritischer und die Grenze zur Realität (nicht die zum Wilden Westen, sondern die zu unserer eigenen) ist viel näher. Was würde passieren gäbe es keinen Super-Helden wie ihn? (Ich bin schon gespannt auf die Diskussion von Watchmen).

    Vielleicht muß man Lucky Luke wirklich als europäische Variante von Superman sehen? In einer Welt in der auch das "Böse" seine verständliche Motivation hat, die man verstehen und versöhnen kann, in der nicht Vernichtung die einzige Lösung ist?

  10. #35
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    Lucky Luke ein europäischer Superman? Hm. Und wer ist dann die europäische Lois Lane? Calamity Jane etwa? Oder steht er eher auf die flotten Saloongirls? Doch nicht auf eine der ehrenwerten Ladies der Anti-Alkohol-Liga?

    Frauen sind bei Lucky Luke fürwahr kaum präsent.

    Aber Rantanplan nimmt's mit Krypto allemal auf! Und Mac Straggle hätte Lex Luthor in Nullkommanix wieder zum Parieren gebracht!

  11. #36
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Obwohl Lucky Luke zweifelsohne satirische, gar parodistische Züge aufweist, empfinde ich die Serie aber auch als eine ganz große + liebenswürdige Hommage seitens Morris an die gesamte Westernwelt.

    Wäre es nur reine Parodie würden die Original-Vorbilder aus Historie und Westernkino eigentlich herabgesetzt - da es sich bei dieser Form um eine Verfremdung handelt, die im eigenen Sinne mit dem Original in Konflikt tritt.

    Bei Lucky Luke handelt es sich aber eher um eine Nachahmung, welche nicht die Strategie der Herabsetzung verfolgt, sondern sich in heiterer Stimmung zu reinem Spaß entwickelt.

    Und betrachtet man nun Morris Werdegang und seine Inspiration zur Serie wird dies noch viel klarer. Während der Kriegsjahre arbeitete er in einem belgischen Trickfilmstudio (Compagnie Belge d´Actualités), bis zum Tage als nach dem Krieg die Amerikaner den Trickfilmmarkt in die Hände nahmen. Zwar zeichnete er da schon einige Titelbilder und auch Cartoons, aber noch keine eigenen Comics.
    Erst im Jahre 1946 (Dezember - viele Quellen geben 1947 als erstes Lucky Luke Abenteuer an) beginnt er für Dupuis im Magazin Spirou mit seiner eigenen Serie Lucky Luke. Und sein Held war von Anfang an so ausgelegt, daß er stets kompatibel zum Trickfilm war. Das Thema Western war nach seiner eigenen Aussage rein kommerzieller Natur - da nach seiner Ansicht das Genre etwas Internationales darstellt. Natürlich sollte sich sein Cowboy im Laufe der Zeit doch mehr und mehr vom Ursprung weg entwickeln und immer mehr seine eigene Identität bekommen.
    Im Jahre 1948 verlässt Morris zusammen mit Jijé und Franquin Belgien um nach Amerika auszuwandern - dort soll er ja dann auch für weitere 6 Jahre bleiben. Weil er eigentlich vorhatte für die Disney Studios an Trickfilmen zu arbeiten, fuhr er nach Kalifornien, wohl ohne großen Erfolg. Mit seinen zwei Begleitern ging es dann nach Mexiko, um doch wieder den Weg nach Norden zu finden, da sich Comic betreffend wohl alles in New York abspielte.

    Diese Fahrt nun nutzt Morris um sich mit allen Möglichen Information des Landes einzudecken und es für sich zu dokumentieren. Er wollte die Landschaft aus aller Nähe zeichnen, den er war der Meinung nur so könnte sein Western funktionieren. Eine weitere wichtige Quelle der Inspiration waren die Westernfilme der damaligen Zeit.
    Einem Anekdötchen zufolge, soll Morris sogar heimlich die Filmplakate und Fotos des öfteren in den Aushängen der Cinemas gestohlen haben um auch von diesen Orte + Personen als Kulissen abzuzeichen, umso zu dokumentieren.
    Diese Vorbilder aus Filmen erkennt man ja praktisch in jedem Band der Serie.
    Als erste historisch belegte Personen integrierte Morris wohl die Gebrüder Daltons welche er in ein frühes Album einbaut- aber erst zusammen mit Goscinny wurden die Cousins der Ur-Daltons - so wie wir sie heute kennen - reaktiviert.
    Unter der Egide von Goscinny wurden nun immer mehr Anspielungen auf belegbare Personen der Geschichte, aber auch immer auf entliehene Figuren des Westernfilmes genommen.
    In allen Publikationen fand ich im Prinzip keine Aussage zu einer politischen Meinungsbildung seitens Lucky Luke, sondern immer wieder nur den Verweis auf die großen Anleihen aus Film und den Reisedokumentationen Morris´.
    Darin unterscheidet er sich wohl auch sehr von Asterix - wo wirklich existierende historische, politische, soziale und kulturelle Ereignisse, satirisch entfaltet werden - oft auch parodiert.
    Doch trotz all des schwarzen Humors, der Ironie und des Slapsticks, nimmt sich Lucky Luke dagegen geradezu harmlos aus - zurück bleibt nur das Empfinden reinsten Spaßes.

    Nachstehend noch einige Quellen der Sekundärliteratur:

    - Comixene 19/1978 - Interview Morris m. Wolfgang J. Fuchs
    - Comic Jahrbuch 1990 - Carlsen Verlag
    - ICOM Info 51 - Interview Morris /Erlangen Comic-Salon 1990

  12. #37
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    In allen Publikationen fand ich im Prinzip keine Aussage zu einer politischen Meinungsbildung seitens Lucky Luke, sondern immer wieder nur den Verweis auf die großen Anleihen aus Film und den Reisedokumentationen Morris´.
    Darin unterscheidet er sich wohl auch sehr von Asterix - wo wirklich existierende historische, politische, soziale und kulturelle Ereignisse, satirisch entfaltet werden - oft auch parodiert.
    Doch trotz all des schwarzen Humors, der Ironie und des Slapsticks, nimmt sich Lucky Luke dagegen geradezu harmlos aus - zurück bleibt nur das Empfinden reinsten Spaßes.
    Comics (wie andere Medien auch) können auch eine unterschwellige, nicht explizit ausgesprochene Wirkung entfalten. Wenn in Lucky Luke beispielsweise die Bürgermeister, Senatoren u.a. inhaltsfrei daherschwafeln, wird das beim Leser die Autoritätsgläubigkeit zumindestens nicht verstärken.
    Gegenbeispiele dazu wären etwa solche Geschichten, die das bewegende Leben bei Hofe um prunkvolle Kaiser und Könige vorführen, die in steter Sorge um "ihr" Volk von bösen Finsterlingen bedroht werden. Passen die "Sissi"-Filme in diese Kategorie? Kenne ich nicht hinreichend. Auch entsprechende Comics wird es geben.

    Dem Hommage-Charakter von Lucky Luke stimme ich ausdrücklich zu.

  13. #38
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Im Jahre 1948 verlässt Morris zusammen mit Jijé und Franquin Belgien um nach Amerika auszuwandern - dort soll er ja dann auch für weitere 6 Jahre bleiben. Weil er eigentlich vorhatte für die Disney Studios an Trickfilmen zu arbeiten, fuhr er nach Kalifornien, wohl ohne großen Erfolg.
    Puh, da haben wir ja Glück gehabt. Nicht auszudenken die hätten ihn genommen und er hätte sein ganzes Leben lang Zeichentrickfilme gezeichnet. Nix wär's dann gewesen mit Lucky Luke!

  14. #39
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    Ob dann die Panzerknacker ständig aus dem Knast ausgebrochen und von Micky Maus sofort wieder geschnappt worden wären? Und Bugs Bunny wäre rauchend in den Sonnenuntergang gelatscht. Nee, schon besser so, wie's gelaufen ist.

  15. #40
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Jede Parodie hat auch einen gewissen Hommage-Charakter, da die Parodie eine "Fallhöhe" des parodierten Sujets erfordert.

  16. #41
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    Zitat Zitat von Matbs Beitrag anzeigen
    Ähnlich verhält es sich auch mit den meisten Orten, die LL im Laufe seiner Abenteuer besucht. Zwar hat er kein Schloss Mühlenhof oder gallisches Dorf als Ausgangs- und Ruhepunkt seiner Abenteuer, aber trotzdem sind sich praktisch alle Orte, durch die er reist, ähnlich: Sie haben einem Schild mit der Warnung an Fremde, einen Saloon, eine Bank, ein Sheriffbüro... (was übrigens zu Folge hat, dass LL, obwohl immer auf Achse ist, letzten Endes weit weniger rumkommt als Spirou oder Tim oder Asterix - egal wo er hinreitet, es ist immer "Painful Gulch". Auch wenn es meistens anders heißt...).
    Das Endergebnis dieses Ansatzes ist dann auf jeden Fall immer eine neue Stadt mit neuen Einwohnern, womit Lucky Lukes Einsamkeit und nomadischer Lebensstil gewahrt bleiben, aber andererseits eben auch das vertraute und wunderbare Setting das wir alle von LL erwarten.
    Im großen und ganzen stimmt das natürlich. Aber der Rumtreiber war nicht nur im Westen, sondern auch in Alaska, Kanada, Mexiko, am Mississippi, in Washington D.C. ... und sogar in Belgien! Hoffentlich habe ich nichts "Außerwestliches" vergessen.

  17. #42
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    @felix Noch eine kleine Gemeinsamkeit beider Alben
    - viele blaue Augen

    Ich wollte noch etwas auf den Apachen-Canyon eingehen.

    Als kleine politische Satire kann man vielleicht das Verhalten der Mexikaner bewerten.
    Sie gewähren den Apachen freies Wege- + Lagerrecht, solange sie Ihre Überfälle auf US-Amerikanischen Territorium ausüben.
    Den Vogel schießt dabei in der Schlußsequenz der mexikanische Capitano ab, der sich zwar über eine Marterung in Mexiko echauffiert - aber durchaus eine Verbrennung auf der anderen Seite des Rio Grandes toleriert.
    Das ist natürlich schon wirklich rabenschwarzer Sarkasmus.

    Überhaupt gefällt mir die Schlussequenz in diesem Album sehr gut. Dort kommen wieder die typischen Goscinny´schen Wortspiele und Anspielungen zum Tragen.
    Ich muß allerdings gestehen, daß ich noch immer etwas verwirrt bin, warum der große Bisteco nun ausgerechnet der böhmische Bürger Laszlo Bystek sein soll!
    Die Vorstellung finde ich schon sehr witzig - aber gibt es noch einen bestimmten Hintergedanken wegen dem Böhmischen?

    Sah bestimmt lustig aus, als er noch als Häuptling mit Kopfschmuck am Tipi saß - ähnlich bei den Karl May Verfilmungen - da waren es ja überwiegend glaube ich jugoslawische Darsteller, die als Indianer fungierten.

    Den Abschluss mit Coyotito als senilen, alten Touristenführer und das Großpanel mit dem Apachen-Canyon als beliebtes Ausflugsziel mit unzähligen Geschäften, ist absolut spitze!

  18. #43
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Im großen und ganzen stimmt das natürlich. Aber der Rumtreiber war nicht nur im Westen, sondern auch in Alaska, Kanada, Mexiko, am Mississippi, in Washington D.C. ... und sogar in Belgien!
    Stimmt, das sollte man natürlich nicht ausklammern. "Painful Gulch" endet vernünftigerweise da, wo Lucky Luke an reale Orte kommt, von denen die Autoren annehmen müssen, dass ihre Leser bereits ein festes Bild im Kopf haben könnten das nicht mit dem Klischee der Western-Stadt vereinbar ist - entsprechend muss auf den einzigartigen Charakter solcher Orte wie Albuquerque (von dem niemand ein Bild im Kopf hat, und das ja eh im Westen liegt) oder selbst Chicago (dessen stärktste Assoziation wohl die mit den Gangstern der 30iger ist und deshalb für LL nicht direkt angewendet werden kann [Carl Sandburgs maskulines Chicago der Meatpackers und Eisenbahnen hat wohl nicht ganz den nötigen Bekanntheitsgrad]) keine Rücksicht genommen werden, während solche Orte, die eindeutig nicht "der Westen" sind und/oder beim implizierten Leser bereits eigenständige Konnotationen haben, natürlich entsprechend abgebildet werden müssen (man will ja niemanden irritieren, indem man Washington DC als One-Horse-Town mit Sheriffsbüro und Saloon zeigt, an deren Eingang ein Schild mit dem Spruch "Fremder, wir sind langsam, aber unsere Kugeln sind es nicht" steht. Andererseits, unter der Bush-Administration wäre letzteres ja vielleicht gar nicht so verkehrt ).
    Allerdings glaube ich, dass diese Orte für LL weit weniger wichtig sind, als für viele andere Funny/Abenteuer-Helden. Tim und Spirou und selbst Asterix brauchen die "große weite Welt" ein Stück weit als Schauplatz ihrer Abenteuer (vielleicht weil bei ihnen die Trennung "Heimat"-"Rest der Welt" existiert, während es zumindest Ersteres für den nomadischen LL ja so nicht gibt). LL hat seine eigene, amorphe "große weite Welt", die aus dem grenzenlosen Westen der Indianer und Monument-Valleys und Painful Gulches besteht, und das ist eben in ihrer Gesamtheit (d.h. ohne real existierende geographische Begrenzungen) auch gleichzeitig seine Heimat, er hat alle Zutaten für ein LL-typisches Abenteuer also quasi schon in seinem (riesengroßen) Zuhause versammelt (und die Leser erwarten ja auch, dass er dann mal was draus macht). Entsprechend sind seine Abstecher in die Fremde eher so ein bisschen ein Gimmick, und kein so integraler Bestandteil der Serie. Wenn Spirou und Fantasio nur noch in Rummelsdorf Abenteuer erleben würden, wäre das irgendwie seltsam. Wenn LL 30 Bände lang in "Painful Gulch" (bzw. seinen vielen Klonen) gegen Banditen, korrupte Machtmenschen und die Dummheit seiner Mitmenschen kämpft, dann ist es genau das, was die Serie ausmacht und was wir erwarten
    Geändert von Matbs (01.03.2006 um 11:21 Uhr)

  19. #44
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    Original geschrieben von hipgnosis:
    @felix Noch eine kleine Gemeinsamkeit beider Alben
    - viele blaue Augen
    Noch eine: Lucky landet in beiden stories am Marterpfahl (und vergisst dort, dass Rauchen tödlich sein kann ).

    Original geschrieben von Matbs:
    Wenn LL 30 Bände lang in "Painful Gulch" (bzw. seinen vielen Klonen) gegen Banditen, korrupte Machtmenschen und die Dummheit seiner Mitmenschen kämpft, dann ist es genau das, was die Serie ausmacht und was wir erwarten
    Wie man in vorliegenden beiden Alben sieht, lässt sich der Westernmikro- auch in einen Makrokosmos umwandeln, da sich dort viele unterschiedliche Handlungsorte finden: Das eine Album wird hauptsächlich im Fort, das andere im Indianercamp bestanden.
    Aber Du hast schon Recht, die Handlungsorte sind Kulisse, die menschlichen Schwächen stehen bei Lucky Luke im Mittelpunkt.

    Auf Tim-Alben übertragen hieße das: 23 x Die Juwelen der Sängerin.

  20. #45
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Die Castafiore: "Hiiiiiii! Luise, meine Juwelen"
    Tim: "Keine Angst, Madame. Dieses mal haben wir sie bei den Zigeunern gefunden, die in Wirklichkeit die verkleideten Handlanger von Rastapopolous waren"


  21. #46
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Aaahhh - ich merke schon, wie Ihr Euch für´s kommende Tim + Struppi Thread warmlauft.
    Mal schauen wer von Euch beiden dann schneller schiesst!?


  22. #47
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    Vielleicht noch ein paar Worte zum Thema Rassismus und der Rolle der US-Army bei der Eroberung des Westens (keine Angst, nur streng auf eines der beiden Alben bezogen !!), denn wenn wir fair sind: im Apachen-Canyon werden diese Themen druchaus angeschnitten.

    Comic-Seite 6, Bild 6: "Mit den Chimichuris kann man kein vernünftiges Wort reden ! Wir müssen sie vernichten ! Und Patronimo zuallererst !"
    (Zitat aus der ZACK-Übersetzung. Leider fehlt mir das Album, welches ich in Anbetracht der zu erwartenden Werksedition verscherbelt habe).

    Und dann nähert sich Goscinny dem Thema wie es sich für ihn geziemt, mit Humor:
    Seite 7 und 8: Soldat O'Hara wird als Mischling bezeichnet, fühlt sich beleidigt und fängt eine Schlägerei an. Lucky lässt sich aufklären: O'Hara hat neben seinem irischen Vater eine schottische Mutter.
    Colonel O'Nollan greift ein und hält den beiden eine Moralpredigt: "Wie oft habe ich Euch schon gesagt, dass wir alle Brüder sind ... ob wir aus Irland, Schottland oder England stammen!"
    Luke stimmt dem zu, doch dann sagt der Colonel überraschenderweise: "Dann denken Sie daran, dass wir morgen diese roten Räuber, diese Apachen, vernichten wollen !"
    Luke geht vor entsetztem Staunen in Anbetracht dieser umwerfenden Logik der Hut hoch.

    Auch wird ständig von Strafexpeditionen geredet.

    Nochmal auf den Eingangsfrage des Threads zurückkommend, finde ich, dass damit die Rolle der Army für einen Comic, der auch kindgerecht sein soll, angemessen problematisiert wird.
    Geändert von felix da cat (01.03.2006 um 19:34 Uhr)

  23. #48
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    "Man kann mit dem nicht verhandeln! Nur ein toter Chimuchiri ist ein guter Chimuchiri! Angefangen bei Patronimo!" (Delta/Ehapa 1990)

    Bei Lucky Luke sind die Colonels O'Nollan und Mac Straggle fanatische bzw. pedantisch-bornierte Einzeltäter, nicht Teil einer insgesamt betriebenen Strategie der US-Army. Werden sie von Luke zur Raison gebracht, ist wieder alles ok. Und das gefällt mir aus den genannten Gründen nicht.

  24. #49
    Mitglied Avatar von lucien
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    Ein Aspekt der noch nicht so ausführlich behandelt bzw. besprochen wurde, sind die Vater-Sohn Rollen der beiden Alben.
    Da mir der Apachen Canyon nicht vorliegt und der Genuss der Lektüre schon einige Jahre zurück liegt kann ich da natürlich keine passende Analyse treffen.

    Aber bei dem 20.Kavallerie Album liefert die Vater-Sohn Rolle bzw. eher der Konflikt eine ganze Reihe von Aspekten, vor allem humoristisch aufbereitete.

    Nachdem der Sohn die Sanktionen seines Vaters fast das ganze Album über eher mit Gleichmut aufnimmt, setzt er sich zu einem gewissen Punkt (einem moralisch einwandfreien und sogar heldenhaften, der Begleitung von Luke) gegen seinen Vater durch und analysiert die vorhergehende Situation sehr treffend. Der ansonsten durch und durch autoritäre und pedantische Vater Mac Straggle ist zum ersten Mal glücklich und Stolz, da er sein (in unserem Wertesystem natürlich auch zu hinterfragendem) Ziel erreicht hat, seinen Sohn zum Mann gemacht zu haben, wobei sich dieser Wunsch wohl auch normalerweise Vätern stellt (heutzutage formuliert man das vielleicht eher als selbstständig..).

    Den Ansatz "keine Vetternwirtschaft" entstehen zu lassen bzw. den Eindruck derselben hat vielleicht schon der ein oder andere am eigenen Leib erfahren...

  25. #50
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    Hier mal Kurzdarstellungen zweier John-Ford-Klassiker, die unschwer als Vorbilder der beiden Lucky-Luke-Alben auszumachen sind:

    Bis zum letzten Mann/Fort Apache (1948; Regie: John Ford; Darsteller: John Wayne, Henry Fonda, Shirley Temple, Victor McLaglen, John Agar, Ward Bond ...)

    In John Fords Westernklassiker aus dem Jahr 1948 spielt John Wayne (Der schwarze Falke, Hatari) einen Kavallerieoffizier, der die Angelegenheiten im weit im Westen gelegenen Fort Apache auf seine ganz eigene Weise regelt. Bald taucht ein neuer und strenger vorgesetzter Offizier (Henry Fonda, Die zwölf Geschworenen, Das war der Wilde Westen) auf, der darauf besteht, dass alles unter seinem Kommando strikt nach den Regeln ausgeführt wird, besonders der Umgang mit den ansässigen Indianern. Die Ergebnisse dieses Befehls fallen unterschiedlich aus: Im Fort herrscht größere Disziplin, aber es häufen sich auch die Konflikte mit den Eingeborenen.

    John Ford nimmt sich die Freiheit, jegliches Urteil über die Weisheit dieser Veränderungen mit Zweifeln zu belegen. Dafür räumt er in diesem wunderbaren Film viel Raum für Bilder aus dem Leben der Soldaten und ihrer Familien ein, lässt Geschichten um die Alltäglichkeiten dieser kleinen Gemeinschaft und einige neue Liebschaften erblühen. Henry Fonda spielt die Rolle des neuen Befehlshabenden mit einer für ihn ungewöhnlichen Strenge und Förmlichkeit, John Waynes Darstellung des rebellischen Stellvertreters ist sehr heroisch, Victor McLaglen (Der Teufelshauptmann, Rio Grande) bringt das humoristische Element in die Handlung und Ward Bond (Die Spur des Falken, Ist das Leben nicht schön?) ist ein Ausbund an handfester, doch auch sentimentaler Männlichkeit. Und all dies spielt vor der herrlichen, malerischen Landschaft des Monument Valley. Mit Leichtigkeit kann man Bis zum letzten Mann in die Reihe der größten amerikanischen Filme aufnehmen.

    http://www.dvd-set.de/detail_pID-B00...zten_Mann.html

    Rio Grande/Rio Grande (1950; Regie: John Ford; Darsteller: John Wayne, Ben Johnson, Maureen O'Hara, Victor McLaglen ...)

    Kirby Yorke (John Wayne) ist Kavallerieoffizier in einem texanischen Fort. Seine Aufgabe ist es, den Suedwesten fuer Ansiedler zu sichern und die Ueberfaelle der Apachen einzudaemmen. Aber die Regierung der Vereinigten Staaten hat mit Mexiko ein Abkommen getroffen, wonach die Streitkraefte der Union den Grenzfluss Rio Grande nicht passieren duerfen. Dies bedeutet, dass die Indianer jederzeit in Mexiko Unterschlupf finden. Fuer Yorke gibt es nur eine Moeglichkeit, die Indianer zu ueberwaeltigen: Er muss den Rio Grande ueberschreiten. In dieser schwierigen Situation tauchen auch noch Kirbys Frau und sein Sohn Jeff, die er seit 15 Jahren nicht gesehen hat, im Fort auf...

    http://www.western-dvds.de/dvd-139_149-Rio+Grande.html

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