Leider ist der Begriff Mainstream sehr auslegungsfähig.
Wenn ich Andy Morgan gegen die damals üblichen Helden stelle,
so ist er höchsten als Figurenanlage (der schöne rettende Held) Mainstream.
Der Rest und vor allem die Geschichten sind es nicht! Auch die
Festung im Nebel nicht.
Schon damals wurden Greg/Hermann wegen der Andersartigkeit
dieser Serie immer wieder erwähnt. Es dauerte zwar ca. 3 Alben, bis
dieser Prozess abgeschlossen war aber dann wurden Masstäbe gesetzt.
Mir ist keine Serie bekannt die "vor" Andy Morgan die Natur zum
handlungsbestimmenden Faktor (und zwar für die gesamte Geschichte
und nicht nur 2-3 Seiten) bestimmt.
Nachahmer gab es dann schon. Tony Stark z. B. ist dies anzumerken.
Andy Morgan war innerhalb eines (Mainstream-)Magazins das besondere
Etwas, weil nicht nur gut sondern auch anders.
Vielleicht siehst Du aber auch eine andere Grenze für den Begriff
Mainstream. Ein "Maus" oder ein "Little Nemo" war Andy Morgan
natürlich nicht. Und "weit entfernt" (wie weit?) war er natürlich
auch nicht. Er war innerhalb der klassischen Abenteurergeschichten
ein Grenzgänger.
So oder so ... sehe ich bei Andy Morgan die besondere Qualität genau
darin, das er keine komplexen Handlungsstränge braucht, um
interessant zu wirken und zu fesseln. Der Ort bestimmt die Handlung und
wenn der Ort für z. B. zwei Handlungstränge gut ist (wie bei dem Spiel
mit Feuer und Wasser in Caranoa) dann wird er auch so eingesetzt.
Und das sogar dort imho weit über dem üblichen Niveau der sonst
üblichen Szenenwechsel.
In Festung der Nebel sehe ich keine Notwendigkeit für einen zweiten
parallelen Handlungsort. Wobei es immer möglich wäre, diesen einfach
nur so zu erfinden. Aber wäre das nicht schon wieder eher Mainstream?
Es ist nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal, wenn man die
Weite und Gefahr des Landes als Serienprinzip aufnimmt, sondern es
ist ein Qualitätsmerkmal, wenn man "dies gut" tut. Und Greg und
Hermann (auch in Festung im Nebel) machten dies sehr gut.
Das "Prinzip des weiten Landes" trifft auf diese Höhle ebenso zu.
Wieso bitte ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn der Handlungsort mit
dem Titel übereinstimmt? Die Festung im Nebel ist das Ziel der Geschichte
und deshalb der richtige Titel (oder zumindest deshalb nicht falsch).
Würdest Du den Titel "der lange Weg durch die Höhle irgendwohin" besser
finden?
Unter komplex verstehe ich komplex - und nur das. Andy Morgan startete
als Detektivserie - und sollte eine eher komplexe à la Sherlok Holmes werden -
und wurde nach rechtlichen Streitereien (oder angedrohten) umgeschrieben
und dafür die Cormoran als zentrale Anlaufstelle für den Storyaufbau
dazuerfunden sowie der Kontent von detektivischem Krimi auf naturnahme
Aktion verlegt.
Ich glaube auch nicht, das die Festung im Nebel das beste Andy Morgan
Album ist ... aber mir fällt es trotzdem schwer, eine - dem Genre ent-
sprechende - bessser Serie zu definieren. Oben genannter Tony Stark
z. B. liegt imho selbst bei seinen besten Geschichten weit hinter der
hier besprochenen.
Was ist den für Dich in dem Genre erste Sahne?
Was ist ein "überragende" Qualität? Festung im Nebel ist eine klassische
Abenteuergeschichte, die auf ihre ganze besondere Art (imho nicht
Mainstream) erzählt wird. Hier sehe ich die besondere Qualität. Überragend
muss sie deswegen nicht sein. Sie ist eben nicht mehr auf
Komplexität ausgerichtet. Auch alle anderen Andy Morgan Abenteuer folgen
eher einem einfachen Handlungsstrang. Ich sehe die Qualität darin, das
auch der Autor dem Zeichner die Luft lässt die gedankliche Welt optimal in
eine bildliche Welt überzuführen. Eine zu komplexe Handlung kann die
verfolgte Absicht eindeutig zerstören.
Wie gesagt, gerne folge ich dem Gedanken, das man etwas auch anders
lösen kann ... nur mir fällt keine Serie ein, die das gleiche Prinzip wie in
Festung der Nebel besser gelöst hat. Das hier verwendete "Serienprinzip",
das man seine Helden in eine fixe Handlungsabhängigkeit von der Umwelt
bringt.
Gruss
horst
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