Hier ist die gesamte Story:
Den langen Krummsäbel wie eine Sense schwingend bahnte sich Calwengo der Schreckliche seinen Weg durch die feindlichen Heere. Zerhackend alles, was ihm in die Quere kam.
Nicht weit entfernt ritt gerade Lady Cat, die Tochter des mächtigsten Königs, mit ihrem treuen Diener durch den Wald. Plötzlich verstummten alle Tiere im Wald, und es wurde totenstill. Calwengo brach durch einige Büsche und warf sich rasend auf Lady Cat. Doch bevor die Klinge des Schurken Lady Cat ereichte, wurde sie von einem Schwert abgeblockt. "Na, na Ihr werdet doch einer Orchidee von Dame nichts antun wollen?" Sprach der völlig in schwarz gekleidete Retter, und stieß die Klinge des Gegners weit von sich. "Verflucht seiest, du elender Wicht!" Schimpfte Calwengo und stürmte auf Den Mann los. Mit der Eleganz eines Toreros wich der schwarze Mann dem Angriff aus rief "el Torro!" Und führte einen Hieb gegen die Waffenhand des Gegners, und traf. Calwengo schrie vor Schmerz auf und musste seine Waffe fallen lassen. "Reicht es dir Ganove, oder muss ich dir noch eine Lektion erteilen?“ Fragte die schwarze Gestalt und drehte sich zu der verwunderten Dame um. Er verbeugte sich tief und sprach " Sir Stalker, stets zu ihren Diensten Mademoiselle!" Der schurkische Calwengo zog währenddessen einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel, und zielte auf Stalker. Glücklicherweise nahm Stalker aus den Augenwinkeln das blitzen des Dolches in der Sonne wahr. Stalker wirbelte herum, und warf sein Schwert nach dem Schurken. Der Dolch fiel. Calwengo starrte auf das Schwert, das in seinem Bauch steckte. Langsam sackte er in die Knie und fiel hintenüber.
"Euer Leben werte Dame ist gerettet! Und auch eure Ehre ist gerettet! Doch brennt noch ein Feuer in mir das sich nach euch verzehrt!"
Lady Cat starrte den Schwarzen Ritter sprachlos an. Dann brach es aus ihr heraus: "Sir Stalker, wie könnt Ihr es wagen!"
Sir Stalker schenkte der Lady einen verständnislosen Blick. "Aber Mylady, ich habe euch vor dem sicheren Tode bewahrt."
Lady Cat raffte ihre Röcke und sprang von der Kutsche, die hilfreich ausgestreckte Hand des Ritters ignorierend. "Auch wenn es euch so scheint, bin ich doch nicht ganz wehrlos. Gegen den Willen meines Vaters habe ich die hohe Kunst des Fechtens erlernt, und mein treuer Diener Rodrigo stand mir hilfreich zur Seite."
Sir Stalker sah die Lady mit traurigen Augen an. "Wie es euch beliebt, Mylady. Seid trotzdem versichert, dass ich unbemerkt Euer treuer Beschützer sein werde, wohin Ihr auch geht."
Sir Stalker wandte sich zum Gehen, doch Lady Cat rief ihn zurück. "Wartet, edler Ritter!"
Der Mann in schwarzer Rüstung zögerte und drehte sich um. "Ja, Mylady?"
"Nehmt dies Taschentuch von mir. Ich habe es in langen Nächten der Sehnsucht nach einem mutigen Ritter bestickt, und mir scheint, dass Ihr würdig seid, es zu tragen."
Mit einer Verbeugung nahm Sir Stalker das Taschentuch aus der Hand der Lady. "Ich werde es bei mir tragen und in Ehren halten. Es wird mich an euch erinnern und mir in langen Kämpfen Kraft geben, bis ich euch wiedersehe."
"Ich hoffe, dass dies bald und unter angenehmeren Umständen stattfinden wird."
Mit einer graziösen Bewegung stieg Lady Cat wieder in die Kutsche, und als Rodrigo die Zügel aufnahm und die Pferde anfeuerte, blickte Sir Stalker dem Gefährt nach, das Tuch noch immer in seiner Hand.
"Ja, das hoffe ich auch", murmelte er. Nach einem letzten Blick auf den toten Calwengo stieg er auf sein Ross und ritt in scharfem Galopp durch den Wald, neuen Abenteuern entgegen.
Sir Stalker nahm das Taschentuch aus seiner Westentasche und band es an ein ledernes Bändchen und hing es sich um den Hals, so dass es an seinem Herzen hing. Mit einem munteren Lied auf den Lippen ritt er in die Abendsonne. Hoffend auf ein weiteres Treffen mit Lady Cat ritt er in die Hauptstadt Cyrill ein.
Spielende Kinder liefen über die Straße, und hielten inne, als Sir Stalker von seinem Pferd sprang. "Sagt mir Kinder, wo finde ich hier eine gute Herberge, die einem erschöpften Ritter Speis und Trank, und auch ein Heim für die Nacht biete?" Fragte er. "Dort die Straße hinunter befindet sich eine Herberge mit dem Namen Goldene Klinge. Dort zieht es all jene hin, die mit dem Schwert in der Hand geboren werden!" Sagte der mutigste. "Habt Dank, mein Sohn, und hier noch ein Lohn für deine Hilfe!" Sprach Sir Stalker und warf ihm einen Groschen zu.
'Stöhnend ob der zahllosen Wunden, aus denen das Blut floss, fiel Sir Xterior auf die Knie. Die Schlacht mit dem infernalen Dämonenlord hatte ihm das Letzte abverlangt.
Wie lang hatte der Kampf angedauert? Er konnte sich nicht mehr erinnern, und weder das wärmende Licht der Sonne, noch der fahle Schein der Mondsichel konnte ihn an diesem verfluchten Ort erreichen.
Immer und immer wieder hatte der Dämon - ein alptraumhaftes Geschöpf, das allein mit seiner bloßen Existenz der Schöpfung und den Göttern spottete - mit seinen fleischverzehrenden Pranken Xterior's Verteidigung durchbrochen und ihm klaffende Wunden beigefügt. All sein Wissen über uralte, martialische Kampfestechniken und sein Können im Umgang mit dem Katana schienen vergebens...
Einzig einer List war es zu verdanken, dass der Höllenkreatur doch noch ihr gerechtes Schicksal zuteil geworden war. Einen Schwächeanfall vortäuschend, hatte sich Sir Xterior vornüber gebeugt, sein Schwert zum Stoß bereit. Mit einem widernatürlichen Laut des Triumphes, fiel der Dämon über sein scheinbar wehrloses Opfer her. Ein Geräusch, das einem hasserfüllten Schrei wich, als im Zwielicht eine Klinge aufblitzte. Das geflügelte Ungetüm verharrte in der Bewegung und eine unheimliche Stille machte sich breit.
Dann, zuerst ganz langsam, doch schließlich mit der Wucht einer gefällten Eiche, kippte der Dämon nach hinten, im gewaltigen Unterkiffer das Schwert Xterior's, dass sich tief in den Schädel gebohrt hatte.
Der Höllenfürst war besiegt, doch auch die Kräfte seines Bezwingers schwanden. Zu viele Wunden. Wo waren Lady Cat und Sir Stalker? In der Hitze des Gefechtes waren die Gefährten getrennt worden. "...hoffentlich sind sie wohlauf", waren Xteriors letzte Gedanken, bevor er in die gnädige Umarmung einer Ohnmacht fiel.'
Der Junge fing das Geldstück geschickt auf, und während sich die anderen Kinder um ihn drängten, um die glänzende Münze zu bestaunen, führte Stalker sein Pferd die Straße hinab und auf die Herberge zu.
Schnell hatte er dort seinen Rappen im Stall untergestellt und saß bald darauf mit einer Schüssel heißer Suppe und einem Kelch kühlen Weins am Tisch. Ächzend streckte er seine schmerzenden Beine aus, froh darüber, die Strapazen des Tages hinter sich lassen zu können.
Da beugte sich der Wirt über den Tisch. "Sagt, edler Herr, Ihr scheint von weit her zu kommen. Habt ihr Neuigkeiten, die Ihr uns berichten könntet?"
"Nun", sagte Stalker mit einem leisen Lächeln, "der Schlächter, der sich Calwengo nannte, ist seiner eigenen Blutgier zum Opfer gefallen."
"Habt Ihr ihn geschlagen?"
"Allerdings."
"Dann seien Essen und Unterkunft für diese Nacht mein Dankgeschenk an euch."
"Ich danke euch vielmals. Doch sagt, werter Herr Wirt, habt auch Ihr Neues aus dieser Gegend zu berichten?"
Des Wirtes Miene wurde traurig. "Ja, leider. Die Prinzessin, Lady Cat, soll verheiratet werden."
Die Nachricht traf Sir Stalker wie ein Stich ins Herz, doch er lächelte. "Das ist doch frohe Kunde."
"Nein, Sir." Der Wirt ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. "Der König will seine Tochter vermählen, doch Lady Cat weigert sich, einen Mann zu nehmen. Heute ließ der König verkünden, dass seine Tochter vor dem nächsten Vollmond verheiratet sein müsse. Ansonsten müsse sie sterben."
Unwillkürlich griff Stalker nach dem Tuch, das er an seinem Herzen trug. "Das ist ja fürchterlich! Sagt, was kann so schlimm an der Ehe sein, dass Lady Cat den Tod vorzieht?"
Mit einem erstickten Aufschrei schnellte Sir Xterior aus dem Schlaf hoch. Ein Traum? Bei den Göttern, ja, es war nur ein Traum gewesen. Aber es hatte sich so unglaublich wirklich angefühlt! Ein Herold kommender Ereignisse? Ein Warnung der Götter?
Xterior zuckte mit den Schultern. Er würde es schon noch erfahren, wenn die Zeit gekommen war. Rasch zog er sich Hose, Wams und Stiefel über und verließ sein Schlafgemach.
Als er die Treppe hinunter in den Schenkraum der Güldenen Klinge schlenderte, blieb im vor Überraschung der Atem weg. War dieser misstrauisch umherblickende Bursche dort drüben nicht Sir Stalker, sein alter Kampfgefährte? Als Jünglinge, noch grün hinter den Ohren, aber den Kopf voller Flausen und den gemeinsamen Wunsch nach Heldentaten, hatten sie sich das letzte mal gesehen. Mittlerweile war aus dem Knaben ein richtiger Mann geworden, wie es schien. Genau wie Xterior selbst.
'Stalker, alter Gefährte! Wie ist es dir ergangen?', Rief Sir Xterior freudig als er sich zu seinem alten Freund setzte.
'Was ziehst du für ein Gesicht? Freust du dich nicht über unser Treffen? ...oh, verstehe! Ich nehme an, du hast von dem tragischen Schicksal gehört, dass Lady Kat erwartet?" '
Xterior setzte sich auf seinem Stuhl zurecht und musterte seinen alten Kampfgefährten nachdenklich. "Du sprichst, als hättest du persönliche Gründe, sie am Leben sehen zu wollen."
Stalker spürte das Taschentuch warm an seiner Brust. "Ich habe keinen Grund, sie tot sehen zu wollen", wich er aus. Er wusste nicht, warum er seinem Freund verschwieg, was wirklich in ihm brannte, doch vielleicht war es einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
Xterior schien mit der Begutachtung seines Kumpanen fertig und zufrieden zu sein. "Gut", nickte er. "Heute Nacht sollst du friedlich schlafen, wie du es dir allem Anschein nach wohl verdient hast. Morgen wollen wir die Lady auf ihres Vaters Schloss besuchen, auf das sie uns den Grund ihrer Weigerung erklären möge."
"Ja, können wir denn einfach mit ihr sprechen?" Stalker war erstaunt.
"Ihr Vater zwingt sie geradezu, edle Herren zu empfangen. Natürlich im Thronsaal und mit allen Hofleuten, aber sie muss jene ansehen, die um ihre Gunst werben."
Sir Stalkers Gedanken rasten. Konnte er der Lady einfach so unter die Augen treten, einer von vielen Bewerbern? Ihre Rettung zu seinen Gunsten auszunutzen, das hätte er nie gewagt, und er bezweifelte, dass Lady Cat dies akzeptieren würde. Doch wenn er als Sir Stalker erschien, würde sie sicher glauben, dass er genau dies vorhabe.
Es blieb nur eine Lösung - er musste in Verkleidung auftreten. " Die Regenten, die alle um ihre Hand anhalten, wurden von seiner Majestät dem König erwählt. Doch Lady Cat hält all jene, die der König um sich scherte für verzogene Bengel, deren Liebe soviel wert ist wie das, was sie täglich den Abort hinunterschicken.
Seine Majestät der König hat ein Turnier angeordnet, um die Hand Lady Cats!" Sprach der Wirt. "Ha, welch eine gute Nachricht dies ist, die ihr mir gabt!" Sprudelte es aus Sir Stalker heraus. Der Wirt starrte ihn verwirrt an. "Ich werde dem König einen kleinen Besuch abstatten, wenn ich wiederkomme wünsche ich mir ein warmes Bad in meinem Zimmer!" Sagte Sir Stalker und lief hinaus. Sein Hunger war wie weggeblasen. So schnell ihn seine Beine Trugen lief er zum königlichen Palast, fast hätte er dabei eine alte Frau umgerannt, die vor Schreck ihre Einkaufstasche fallen ließ. " Ich bitte vielmals um Entschuldigung werte Dame, aber es geht um die Liebe!" Sagte er zu ihr und stoppte seinen Lauf, um ihre Tasche aufzuheben, und gab sie ihr Wieder. "Wie, charmant junger Mann" sagte sie. "Der Unfall ist verziehen, wenn es um solch eine wichtige Sache geht!"
Sir Stalker nahm seine Hast wieder auf, und eilte weiter, diesmal ein wenig vorsichtiger. Beim Palast angekommen sagte er zu den Wachen, die am Tor standen. "Ich verlange den König zu sprechen! Sir Stalker mein Name. Ich rettete das Königreich vor Calwengo dem Ketzer!" Eine der Wachen lief in das innere des Palastes und Sir Stalker konnte nur warten. "Ja, Xterior, aber sag, warum will sie sich nicht vermählen lassen? Kann denn das Schicksal, das sie als Ehefrau erwartet, schlimmer sein als der Tod?"
Sir Stalker wurde zu dem König gewunken. Im Thronsaal angekommen verneigte er sich vor dem König. "Ich will um die Hand ihrer Tochter anhalten Mylord!" Sprach er. "Wie ich lasse meine Tochter doch nicht mit so einem dahergelaufenen Ritter vermählen!" Begann der König zu schreien " Verlasse mein Land für diese Unverfrorenheit. Und wage es nie wieder hier aufzutauchen!" Von der heftigen Reaktion des Königs überrascht verließ Sir Stalker den Palast. Er kehrte zu der Herberge zurück, und überlegte, wie er Lady Cats Hinrichtung bzw. ihre Heirat mit einem verzogenen Prinzen verhindern konnte.
Vor der Herberge stehend ging ihm eine Idee durch den Kopf. In der Herberge angekommen fragte er den Wirt "sagt guter Mann wo finde ich den besten und schnellsten Schmied in der Stadt!" "Geht zu Hammeralbrecht! Seine Waffen werden im ganzen Land gerühmt!" Sprach der Wirt ruhig "was ist mit dem Bad?" "Das kann warten!" Sagte Sir Stalker, und sprang schon wieder hinaus auf die Straße. Er eilte zu dem Schmied, der ihm empfohlen wurde. "Hallo, werter Schmied " sprach Sir Stalker, als er den Laden des Schmiedes betrat. "Ich brauche einen Helm. Schwarz muss er sein, mit einem Visier! Und schnell muss es gehen." "Okay" meinte der muskulöse Schmied "Wenn ich heute beginne wird er morgen nach Sonnenaufgang fertig sein! Aber das kostet!" "Nennt mir den Preis. Für die Liebe ist kein Preis zu hoch." "Zweiundvierzig Goldstücke!"
"Damit bin ich zwar dann pleite, aber dafür werde ich alles bezahlen!" Sprach Sir Stalker.
Am nächsten Morgen eilte Stalker zu dem Schmied um den Helm abzuholen. Er setzte ihn sich sofort auf, denn nun stand seinem Treffen mit Lady Cat nichts mehr im Wege.
Angekettet an einen Holzpfahl stand der gefolterte Jüngling inmitten des Feuers. Und während die zischelnden Flammenzungen des Scheiterhaufens nach ihm lechzten, machte der Hexer seinen Frieden mit Gott. Doch noch während er sich damit abfand sein Leben schon so frühzeitig und durch ungerechtes Urteil zu beenden, hörte er das krächzen einer Krähe, die ihn aus seinen Gebeten riss. Sein getreuer Schutzgeist, die Katze namens Elektra hatte diese geflügelte Gestallt angenommen um zu ihm zu gelangen. Und als sie sich hinabsetzte auf sein Haupt, durchzuckte ihn eine magische Kraft, wie er es nur während seiner Lehre in den Tempeln von Delphi erlebt hatte! Sein Augenlicht verlosch und er sah eine Vision von dem, was seine Katze erst vor kurzem gesehen hatte:
Zwei edle Ritter, der eine mit traurigem Blick, doch dem Mut der Hoffnung im Herzen, der andere voller Abenteuerlust, doch gleichzeitig voller Angst vor einem möglichen Unheil. Er hörte ihre Worte und erfuhr so von Lady Cats tragischen Schicksal.
Der Hexer kannte die Lady noch aus früheren Tagen. Damals war sein Lehrmeister der Hexerei noch der Berater des Königs. Es war ihm immer eine Freude gewesen Lady Cat bei den munteren Spielen mit ihren Schwestern und Gespielinnen zu sehen, doch schon sehr bald musste er gehen, da sein Meister aus dem Schloss vertrieben wurde. Mit dem festen Entschluss sowohl den beiden Ritten, als auch seiner einstigen, wenn auch sehr flüchtigen Freundin zu helfen, beschwor der Hexer mit letzter Kraft einen mächtigen Dämon.
Dieser riss mit donnernder Pranke die Ketten entzwei und flog seinem Beschwörer davon. Der Hexer wusste, dass das Höllengeschöpf für diesen Dienst eines Tages einen hohen Preis verlangen würde, doch im Moment lag ihm das Wohl der anderen mehr am Herzen. So befahl er dem Dämon ihn zur Burg von König Topas zu bringen, denn dort wollte er sich einschleichen um die Unterredung des Königs mit dem Ritter, dessen Name Sir Stalker zu sein schien, zu belauschen und durch Hexerei zu beeinflussen.
Doch noch sollte er nicht ahnen, dass jemand um sein Vorhaben wusste, denn sein alter Lehrmeister selbst hatte ihn durch einen magischen Spiegel beobachtet und machte sich nun ebenfalls auf zur Burg, jedoch mit dem Ziel sich an König Topas, der ihn vertreiben ließ und an dessen ganzem Volk zu rächen...
Dergestalt verkleidet, machte Sir Stalker sich erneut auf den Weg zum Schloss. Sein Freund Xterior schlief noch immer in seinem kleinen Raum in der "Güldenen Klinge". Stalker hatte ihn nicht wecken wollen, denn Xterior war zwar ein mutiger Kämpfer und immer auf der Suche nach Abenteuern, aber bei diesem Abenteuer hätte er ihm nur im Wege gestanden.
Außerdem war diese eine der Unternehmungen, die leicht im Kerker oder an schlimmeren Orten enden konnten. Ihm, Sir Stalker, machte dies nichts aus. Er hatte zu viel gesehen, und seine Liebe zu Lady Cat war zu stark. Die Prinzessin selber hatte auch nichts zu verlieren, denn am nächsten Vollmond würde sie ohnehin sterben. Sir Stalker hatte ihre Unnachgiebigkeit schon kennen gelernt und wusste, dass sie sich um keinen Preis vermählen lassen würde, wenn nicht der Richtige erscheinen würde, und den Richtigen gab es für sie nicht.
Deshalb blieb Sir Stalker nur eine Möglichkeit, die Prinzessin zu retten - er musste sie entführen. Unverkleidet konnte er dem König nicht mehr unter die Augen treten, deshalb war er froh um den Helm, auch wenn er nun vollkommen mittellos war. Das einzige, was er jetzt noch hoffte, war, dass Lady Cat keinen Widerstand leisten würde.
Doch zuerst musste er es schaffen, über Nacht im Schloss aufgenommen zu werden, denn nur im Schutze der Dunkelheit würde er eine Chance haben, unbemerkt mit der Lady zu entkommen.
Ein leichter Windhauch streift Sir Stalkers Gesicht, als er einen unbedeutenden Blick zur Seite warf schreckte er zurück, direkt neben ihn stand in einen schwarzen Umhang gehüllt jemand neben ihn, die große Kapuze tief ins Gesicht gezogen konnte er nur eisblaue Augen im tiefen dunkel entdecken.
Eine sanfte Frauenstimme:
"Ich vermag euch zu helfen, Sir Stalker, wenn ihr es mir nur gewährt."
Stalker blickt verwundert zur Seite, er nickt, die Frau scheint ihm nicht feindlich gesinnt zu sein. Plötzlich verschwimmt die Umgebung vor seinen Augen, nach einem kurzen Zusammenkneifen findet er sich im Schloss wieder, vor einer großen Eichentür, am anderen Ende des Ganges stehen zwei Wachen, ihnen mit dem Rücken zugewandt. Sie beugt sich zu ihm rüber, er nimmt einen seltsam angenehmen Geruch wahr (nicht eindeutig zu bestimmen) als sie ihm ins Ohr flüstert:
"Hinter dieser Tür findet ihr jene, die ihr sucht, doch seid auf der Hut, den Weg heraus müsst ihr selbst finden..."
Nach diesen Worten tritt sie ein Schritt rückwärts in den Schatten und verschwindet...
"So wartet doch, Mylady", zischte Sir Stalker in die Düsternis zwischen den Säulen, die sich über den langen Korridor reihten. Doch die mysteriöse Unbekannte war verschwunden, die Schatten hatten sie verschluckt.
Erst jetzt wurde sich Stalker wieder der Wachen bewusst, die am anderen Ende des Flurs standen. Rasch huschte er hinter eine der Säulen. Sie wandten ihm noch immer den Rücken zu, aber ungeschützt in der Mitte des Ganges hätte ein kurzer Blick über die Schulter von einem der beiden gereicht, um ihn zu erspähen.
Was konnte er tun? Ohne Zweifel würde sich ein Kampf mit den Soldaten zu seinen Gunsten entscheiden, doch was hatten sie getan, um den Tod zu verdienen? Nichts, außer ihrer Pflicht! Nein, es musste einen anderen Weg geben.
Plötzlich sträubten sich ihm die Nackenhaare. Er war nicht allein hier! Und im nächsten Moment packte etwas seine Schulter. Instinkt und die geschulten Reflexe eines Kriegers übernahmen die Kontrolle, als Stalker lautlos um die eigene Achse wirbelte und seine Hand zum Schwertschaft schnellte. Doch dann hielt er inne.
"Xterior, was machst du hier, verdammt ?!"
"Dich vor Schwierigkeiten bewahren, alter Hitzkopf", zischte Sir Xterior leise zurück.
"Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht bis morgen warten würdest. Dein Blick, als wir uns über Lady Cat unterhielten, sprach Bände. Du handelst noch genauso impulsiv und unüberlegt wie damals!"
"Ich wollte dich nur aus der Sache raushalten, alter Freund, dies ist nicht dein Kampf. Nun, er war es nicht bis jetzt! Aber wie bist du hier reingekommen?"
Xterior lächelte. "Ich verweile schon seit einigen Mondzyklen hier in Cyrill und habe meine Dienste dem König und dem lokalen Adel angeboten. Auch wenn die Gelegenheiten zu den ganz großen Heldentaten bisher ausblieben, so habe ich doch eine gewisse Reputation unter den Menschen hier erlangt, man kennt meinen Namen. Es war ein leichtes, die Soldaten am Tor davon zu überzeugen, ich wäre zu einer Audienz in den Palast zitiert worden."
Stalker grinste schelmisch. "Soso, mein alter Kumpane ist jetzt also des Königs bejubelter Söldner, wie? Aber hilft uns das auch mit den Wachen der Lady dort hinten weiter?"
"Lass es uns rausfinden!", flüsterte Xterior und stolzierte ohne weiteres Zaudern den Korridor hinunter. Ein kurzes 'ach, und ich handele also impulsiv' murmelnd, huschte auch Stalker hinter der Säule hervor und mit einem Gesichtsausdruck, als ob ihre Anwesenheit hier das Natürlichste auf der Welt sei, schritten die beiden Gefährten den Wächtern entgegen.
"Heda! Ihr Zwei.", rief Xterior, "Was, bei Eldrith's Bart, macht ihr eigentlich noch hier?"
Erschrocken fuhren die beiden Männer hoch. Verunsichert ob des selbstbewussten Auftretens der Neuankömmlinge, tauschten sie verwirrte Blicke aus, dann ergriff der Ältere zögernd das Wort.
"Ich verstehe nicht, Sires. Wir bewachen die Prinzessin Cat. Wie es uns aufgetragen wurde."
"Dummköpfe!" Stalker griff die List seines Freundes auf. "Die Lady ist euch entwischt. Wieder einmal! Ja, habt ihr den gar nichts von dem Aufruhr mitbekommen? Der König hat den halben Palast mit der Suche nach seiner Tochter beauftragt! Ihr wisst doch bestimmt, wie er es hasst, wenn sie sich immer wieder davonschleicht um - ts - Abenteuer zu erleben."
"Und ihr zwei Helden bewacht die seit Stunden leeren Gemächer der Prinzessin", rügte Xterior die immer bleicher werdenden Männer. "Meldet euch beim Hauptmann und berichtet ihm von eurem Versagen. Na wird's bald!"
"S-Sofort, M-M-Mylords", stotterte der Ältere und im nächsten Moment eilten sie auch schon an den Freunden vorbei, zum anderen Ende des Ganges.
Als die Wachen außer Sichtweite waren, prustete es aus Xterior heraus und auch Stalker's Schultern bebten vor Lachen. "Ganz wie in den alten Zeiten, als wir noch Knaben waren und nur Streiche im Kopf hatten". "Du sagst es. Ich glaubte schon, der Jüngere würde jeden Moment in Ohnmacht fallen". "Hah, viel hat da nicht mehr gefehlt."
Plötzlich ertönte eine liebliche Stimme auf der anderen Seite der schweren Eichentür.
"Was geht denn dort draußen vor sich? Wächter? Verursacht ihr diesen Lärm?"
Stalker verharrte. Er kannte diese Stimme, gehörte sie doch zu der Frau, an die er sein Herz verloren hatte...
Er brachte keinen Ton über die Lippen, doch Xterior erkannte den Grund für sein Zögern und ergriff das Wort. Mit verstellter Stimme sagte er: "Ja, Mylady. Es scheint einen Aufruhr im Palast zu geben. Wir müssen Euch in Sicherheit bringen."
Lady Cat runzelte die Stirn. Sie kannte jeden Wächter im Palast persönlich, war sie doch mit einigen von ihnen aufgewachsen und hatten andere ihr in heimlichen Übungsstunden Unterricht in verschiedenen Kampfkünsten gegeben. Diese Stimme gehörte niemandem, den sie kannte.
Sie legte ihre Stickerei beiseite, die sie ohnehin nur aus Langeweile fortgesetzt hatte, und griff stattdessen nach einem Schürhaken. "Welchen Aufruhr meint Ihr? Ich habe nur Stimmengewirr und das Geräusch von Schritten vor meiner Tür gehört."
Draußen klatschte Sir Stalker Xterior lautlos und mit spöttischem Gesichtsausdruck Beifall. "Großartig, alter Freund", flüsterte er. "Die Prinzessin ist nicht dumm, das hättest du wissen sollen."
"Na gut", wisperte Xterior zurück, "dann mach es besser."
Stalker räusperte sich und hob die Stimme. "Mylady, ich bin es", rief er vernehmlich.
"Und wer mag 'ich' wohl sein", klang es belustigt zurück.
"Sir Stalker, der schwarze Ritter aus dem Wald!"
"Oh, der Held. Ich sagte Euch bereits, ich muss nicht gerettet werden."
"Aber Mylady, alle Welt weiß von dem Schicksal, das Euch bevorsteht, solltet Ihr bis zum nächsten Vollmond keinen Mann wählen", erwiderte Stalker verzweifelt.
"Was interessiert es Euch!" Nun wurde Lady Cats Stimme kühl. "Ich werde keinen wählen, und selbst wenn ich es in Erwägung ziehen würde, wärt Ihr doch keiner derjenigen, die ich mir ein zweites Mal besehen würde!"
"Aber Mylady -"
"Geht! Ich werde nicht hinauskommen!"
"Aber vielleicht könntet Ihr uns hineinlassen", stieß Xterior plötzlich in fast komischer Verzweiflung hervor.
"Wieso?" fragten Sir Stalker und Lady Cat gleichzeitig.
Xterior deutete den Korridor hinab. "Die Wachen kommen wieder. Und sie haben Verstärkung mitgebracht!"
Stalker klopfte vorsichtig an die Tür. "Bitte, Mylady. Wir könnten sie besiegen, aber es würde nicht ohne Blutvergießen ausgehen. Seid versichert, dass wir Euch kein Leid antun wollen."
Nach bangen Sekunden des Wartens öffnete sich die schwere Eichentür, und Lady Cat steckte den Kopf hinaus. Stalkers Herz schlug mit einem Mal in seinem Herz und wollte mit Gewalt das Hirn aus seinem Schädel verdrängen. Sie war so schön, wenn sie wütend war!
Nach einem kurzen Blick auf die beiden Helden und einem weiteren den Gang hinunter schüttelte die Prinzessin verärgert, aber nicht ohne eine Spur von Amüsement den Kopf. "Kommt hinein, und tut, was ich euch sage!"
Stalker und Xterior huschten ins Zimmer, und Lady Cat schloss schnell die Tür hinter ihnen. "Unter das Bett!"
Die beiden Abenteurer sahen sie verwirrt an.
"Das Bett! Na los, oder wollt Ihr euren Kopf verlieren?"
Stalker und Xterior schüttelten denselben und warfen sich vor dem Bett auf den Boden. Metall schepperte, und Leder kratzte auf Stein, als sie sich langsam in Deckung schoben. Im selben Moment, als die Prinzessin die Laken so zurechtzupfte, dass man die beiden Männer nicht mehr sehen konnte, ließ ein lautes Pochen die Tür erzittern.
"Mylady, öffnet!"
"Was wollt Ihr?"
Unter dem Bett verdrehte Stalker verzückt die Augen. Diese feste, befehlsgewohnte Stimme!
"Es waren zwei Männer hier, Eindringlinge. Sie, äh, haben uns weggeschickt."
"Wollt Ihr mir sagen, dass zwei dahergelaufene Banditen euch Befehle erteilen können?"
"Sie haben uns überlistet, Mylady. Geht es euch gut, waren sie in Eurem Gemach?"
"Allerdings", erwiderte die Prinzessin, und Stalker und Xterior hielten die Luft an. War das ihr Ende? Hatte die junge Adlige sie so leicht hereinlegen können?
Xterior schloss kurz die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Wenn er in diesem Abenteuer sterben sollte, würde es ihm recht sein, aber der Tod sollte ihn nicht unter einem Bett ereilen!
"Kommt herein", fuhr Lady Cat fort, "und seht selbst."
Langsam zogen Stalker und Xterior ihre Dolche.
Die Tür wurde geöffnet, und fünf Wachen stapften mit schweren Schritten herein. Stalker und Xterior konnten nur ihre Füße sehen, was ihren Mut nicht gerade hob.
"Dort sind sie", sagte die Prinzessin, und die beiden Ritter spannten sich für den bevorstehenden Kampf. Doch die eisenbeschlagenen Stiefel bewegten sich in eine andere Richtung - zum Fenster hin. "Die Schurken kamen hinein und bedrohten mich, aber ein Schlag mit dem Feuerhaken, und sie erkannten, dass ich kein wehrloses Opfer sein würde. Die Feiglinge haben sich aus dem Staub gemacht, sind kurzerhand aus dem Fenster gesprungen. Sie müssen wohl weich gelandet sein, sonst lägen sie noch unten."
Einer der Wächter fing in dröhnendem Bass an zu lachen. "Unsere Kitty!"
"Ja", erwiderte Lady Cat, ihre Stimme nun sanft und liebevoll, "Euer Unterricht hat mir einmal mehr die Unschuld und das Leben gerettet, Togar."
Eine kurze Pause entstand.
"Doch nun lasst mich allein", sagte die Prinzessin schließlich leise. "Ich muss nachdenken."
Sofort ließen die Wächter die Schultern hängen. Auch ihnen war natürlich das drohende Schicksal ihres Schützlings nicht verborgen geblieben.
"Ich werde persönlich vor Eurer Tür wachen", sagte Togar. "Niemand wird euch ein Haar krümmen."
"Nein", antwortete Lady Cat, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Nicht vor dem nächsten Vollmond."
Ohne ein weiteres Wort verließen die Wächter den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
Sir Stalker und Xterior blinzelten geblendet, als die Prinzessin die Decke anhob. "Ihr könnt wieder aufstehen", sagte sie und drehte sich weg. In ihren Augen glitzerten Tränen.
Vorsichtig, um kein verräterisches Geräusch zu verursachen, schoben sich die beiden Ritter unter dem Bett hervor. Die Lady stand nun in einer entfernten Ecke des Raumes und wandte ihnen den Rücken zu. "Geht", sagte sie. "Wenn Ihr vorsichtig seid, könnt Ihr durch das Fenster hinausklettern. Die Weinreben an der Wand geben sicheren Halt, ich habe es oft genug ausprobiert."
"Mylady", sagte Stalker traurig, "gibt es denn nichts, was wir für euch tun können?"
"Nein." Es war nur ein Wort, aber es klang schrecklich endgültig. Das Taschentuch an Stalkers Brust schien plötzlich eiskalt zu sein und Tonnen zu wiegen.
"Wir können mit euch fliehen, dorthin, wo Ihr sicher seid."
"Und dann? Würde ich ein Leben in Armut und Angst führen, fern von allen, die mir lieb sind."
Stalker trat ruhig von hinten an sie heran, wagte aber nicht, sie zu berühren. "Mylady. Die, die euch lieb sind, wollen euch töten lassen. Meint Ihr nicht, Ihr solltet Eure Gefühle noch einmal überdenken?"
Wieder blieb es ein paar Sekunden still. Dann wandte sich Lady Cat zu ihm um. "Und wenn wir bei dem Versuch getötet werden? Wenn IHR bei dem Versuch getötet werdet?"
"Dann werde ich glücklich sterben."
"Oh ja, und ich erst", sagte Xterior, aber seine Worte verklangen ungehört.
"Dann wollen wir es wagen", entschied die Prinzessin. "Ich werde einige von meinen Sachen benötigen."
"Nehmt nicht zu viel mit", warnte Xterior. "Wir müssen uns schnell bewegen können."
"Nur keine Sorge", entgegnete Lady Cat, und in ihren Augen blitzte die Abenteuerlust, "ich weiß, was ich tue."
Wenige Minuten später, die Stalker und Xterior mit verschämt abgewandtem Gesicht an einer Wand stehend verbracht hatten, präsentierte sich ihnen Lady Cat in völlig neuem Gewand: Sie hatte ihr kostbares Kleid gegen Lederhosen, ein warmes Hemd und ein schweres Wams ausgetauscht und trug einen leichten Degen am Gürtel. Die dunkelblonden Haare hatte sie hochgesteckt, und über der Schulter trug sie einen kleinen Beutel. Nun sah sie aus wie ein schmächtiger Junge, ein Knappe vielleicht. Der Degen passte nicht zu dieser Verkleidung, aber andererseits, dachte Stalker, ließen sich die jungen Leute heutzutage die merkwürdigsten Accessoires für ihren Aufzug einfallen.
"Ihr seht gut aus", sagte Xterior knapp, sein Gehirn wieder fest in Abenteurerbahnen arbeitend.
"Danke. Ach, und jetzt bin ich Kitty. Kid, wenn jemand zuhört."
"Gut. Das Fenster, ja?" Wollte Xterior wissen.
"Ganz genau. Ich gehe vor, und Ihr folgt meinen Handgriffen, dann kann nichts passieren."
Mit einem Satz, der jahrelange Übung verriet, schwang sich Kitty auf den Sims und kletterte an den Weinranken, die die Schlossmauer bedeckten, hinab.
Nach kurzem Zögern folgte Xterior, während Stalker am Fenster stand und wartete. Doch gleich die erste Ranke, nach der Xterior griff, riss, und nur ein beherzter Griff Stalkers bewahrte ihn vor dem Absturz.
"Mylady", zischte Xterior, immer noch an der Hand seines Freundes baumelnd.
"Kitty ist der Name", zischte sie zurück.
"Kitty, die Ranken halten unser Gewicht nicht aus!"
Die Prinzessin sah kurz hoch, seufzte dann und begann wieder zum Fenster hochzuklettern. Stalker zog Xterior in die Sicherheit des Raumes, und kurz darauf stand auch Kitty wieder neben ihnen.
"Dann müssen wir uns etwas anderes ausdenken", sagte sie.
"Wir können den Wächter, Togar, überwältigen", schlug Stalker vor.
"Nein!" Die Antwort kam schnell und scharf. "Wenn wir an ihm vorbeimüssen, dann nur, wenn er es zulässt. Er war schon hier, als ich geboren wurde, und er ist wie ein zweiter Vater für mich."
"Aber Kitty, ich glaube nicht, dass -"
Kitty wischte Xteriors Einwand mit einer schnippischen Handbewegung beiseite. "Ihr kennt ihn nicht."
Bevor Stalker und Xterior es verhindern konnten, riss sie schon die Tür auf.
Lady Cat verlies mit großem Krach ihr Zimmer, doch erstaunlicherweise war der Gang vor ihr leer...
Stalker und Xterior folgten der flinken Lady und auch sie waren überrascht, kein Laut war zu hören, als wäre die Nacht hereingebrochen oder das Schloss selbst verlassen...
Die Gänge rechts und links waren zwar noch mit Kerzen erhellt doch es schien Finsternis von ihnen auszugehen, die drei überkam ein ungutes Gefühl bei diesem ganzen Geschehen. Lady Cat trat ein zwei Schritte vor und spähte die Gänge entlang. Mit einem Mal wich sie zurück als aus dem Schatten im Gang vor ihr eine kniehohe dunkle Gestalt heraustrat.
Dabei konnte sie sich einen leisen Schreckensschrei nicht verkneifen.
Die zwei Ritter schnellten hinter der erschreckten Prinzessin hervor und zogen gleichzeitig ihre Schwerter. Die gelb leuchtenden Augen des schwarzen Tieres vor ihnen musterten sie aufmerksam, doch es schien sie nicht angreifen zu wollen. Ganz im Gegenteil, wenn man sagen könnte dass Tiere grinsen können wäre dies wohl gerade der Fall. Mit einem höhnisch wirkenden Blick drehte sich der Panther um und blickte die drei auffordernd wartend an... als wollte er das sie ihm folgten
Nur wenige Stockwerke darüber löste sich aus den Marmorornamenten der Thronsaalwand in einer dunklen, unbeachteten Ecke ein kleines Stück heraus, gerade groß genug um einen Menschen hindurch zu zwängen. Der Hexer hatte diesen geheimen Fluchtweg damals benutzt, als sein Lehrmeister vertrieben wurde. Hier hatte er viele Bücher, Zauberutensilien und wertvolle Artefakte nach draußen geschleust, um sie später zu seinem Meister zu bringen und mit ihm zu fliehen. Nun benutzte er diesen Gang um unbemerkt ins innere des Schlosses zu kommen. Zuvor war er noch bei einem Schneider um seine verkokelten Lumpen durch einen neuen Mantel und Reisekleidung zu ersetzen.. Auch einem Krämer hatte er einen Besuch abgestattet. Nun war er in eine beige Hose und ein Schwarzes, warmes Hemd gekleidet, was ein langer, beiger Mantel mit Goldstickereien allerdings größtenteils verdeckte. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte sich um. Der Thronsaal war gerade leer, doch er kannte das ein und aus an diesem Ort und wusste, dass dies nicht lange der Fall sein konnte. So erhob er sich aus der Öffnung in der Wand und sah seine ständige Begleiterin an. "Durchsuche alle Winkel und lausche an jedem Ort, treue Elektra. Alles muss ich wissen, was hier wichtig sein könnte!" Die schwarze Katze sah ihren Herrn mit leuchtenden Augen an. Sie hatte verstanden und huschte davon. Nun verschloss der Hexer den Geheimgang wieder um keinen Verdacht zu erregen. Aus kleinen Beuteln an seinem Gürtel holte er eine Hand voll Kreidestaub, Sand und zermahlenen Kräutern, die er vom Krämer gekauft hatte. Noch immer plagte ihn die Tatsache, dass er ihn und den Schneider mit Kieselsteinen vom Wegesrand bezahlt hatte, sie durch einen Trick glauben ließ, es sein Juwelen und Gold. Doch der Zweck heiligt die Mittel, sagte er zu sich selbst, um sein Gewissen zu beruhigen. Dann warf er das Gemisch in seiner Hand nach oben, um es über sich herabregnen zu lassen. Ein paar Gesten und gemurmelte Worte bewirkten den Rest.
Als der Hexer den Thronsaal verließ lief ihm ein Wachmann über den Weg. "Hat der edle Ritter Sir Stalker bereits seine Unterredung mit dem König geführt, Partner?" "Oh, ja, bereits gestern." Erwiderte der Wachmann. "Der König hat ihm befohlen das Land zu verlassen, aber dass müsstest du doch eigentlich wissen, mein freund, du warst doch dabei." "Ja richtig, ich erinnere mich. Scheinbar fehlt es mir an Schlaf!"
Der Hexer war sehr verärgert über die Tatsache, dass er zu spät gekommen war. Es wäre so einfach gewesen, den Willen des Königs durch Hexerei zu wandeln, doch das war nun vorbei. "Wenigstens ist meine Tarnung überzeugend." Sagte der Hexer mehr enttäuscht als zufrieden und machte sich auf den Weg zu den Gemächern der Lady, wobei er hoffte, dem Wächter Togar nicht zu begegnen, da dieser sicher sehr überrascht wäre sich selbst gegenüber zu stehen.
Lady Cat, Sir Stalker und Xterior sah sich einander an. Stumme Blicke waren es, doch in den Augen ihrer Freunde erkannten sie, dass sie sich einig waren. Der Panther ging voraus und die drei folgten ihm so leise als möglich. Immer tiefer führte er sie in die Dunkelheit kaum genutzter Winkel und Gänge des Schlosses. Der alte Westflügel war nur selten von irgend jemandem betreten worden, da dort vor langer Zeit einmal ein Ahnen des Königs auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen war. So erzählt man sich jedenfalls, und obwohl kaum einer wirklich daran glaub, gibt es doch weder unter dem Personal, noch unter den Rittern oder unter den Mitgliedern der Königlichen Familie auch nur eine einzige Person, die nicht doch tief im innern ihrer Seele Furcht verspürte, davor dass die Gerüchte um den Westflügel wahr sein könnten.
Stalker und Xterior wussten nichts von all diesen Geschichten, doch Lady Cat lief es kalt den Rücken herunter, als sie den Westflügel betraten. Immer nervöser streifte ihr Blick umher und sie konnte fühlen, wie ihr Atem schneller und schneller wurde und ihre Hände unzähmbar zitterten. Bald lief ihr kalter Schweiß übers Gesicht. "Kitty, was ist mit dir? Ist dir nicht wohl?" Fragte Stalker mit einem besorgten Blick. Das Taschentuch an seinem Herzen begann ihn zu jucken, als seien es tausend Flöhe, die vor Angst davonspringen wollte. "Es ist nur,..." sagte Kitty sich gewaltsam ruhig haltend, "Ach nichts, es ist nicht!" Sir Stalker sah sie noch einmal prüfend an, doch sie wich seinem Blick aus, also zuckte er mit den Achseln und lief weiter. Doch ins geheim behielt er sie im Auge, da er ihre Furcht spürte. Lady Cat dagegen dachte bei sich selbst: Was bin ich doch für ein naives Ding, dass solche Ammenmärchen mich derartig beunruhigen!
Bald hatte sie der Panther in einen großen Saal geführt. Dort wandte er sich den Helden zu und blickte sie an. Er setzte sich in stolzer Pose auf den dreckigen Boden und sein lackschwarzes, seidig glänzendes Fell wirkte wie fehl am Platz in dieser halb verfallenen staubbedeckten Umgebung. "Was ist. Sind wir etwa schon da?" Fragte Xterior sich umschauend. "Ja, seid ihr!" Ertönte eine blecherne Stimme. "Willkommen in meinem Reich!"
Plötzlich begannen die Schatten zu tanzen und wie schlafsuchende Seelen längst verstorbener Krieger durch den ganzen Saal zu schweben. Schließlich sammelten sie sich alle neben dem Panther um zu einem tiefen undurchdringlichen Schwarz zu werden. Als die Dunkelheit sich auflöste gab sie eine Gestalt im schwarzem Mantel frei. Ihre große Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, so dass man nur die eisblauen Augen erkennen konnte. "Willkommen." Sagte die Gestalt noch einmal, nun mit einer Frauenstimme.
"Hast du nicht gesagt ich müsse allein nach draußen finden?" Fragte Sir Stalker misstrauisch. "Ja, das sagte ich," entgegnete die Frau, "doch sagt nun selbst, ob ihr bereits draußen seid." "Das ist wahr." Mischte sich Xterior ein. "Draussen sind wir noch lange nicht. Doch wer seid Ihr und aus welchem Grund habt Ihr uns hier her geführt?" "Meine Gründe, Sterblicher, könnt Ihr wohl kaum erahnen, ebenso wenig, wie Ihr erahnen könnt, dass weit größere Gefahr die Lady heimsuchen wird, als nur der Zorn ihres Vaters."
Unbemerkt, in einer Ecke sitzen wurde all dies beobachtet von zwei grünlich, golden schimmernder Augen und belauscht von zwei spitzen schwarzen Ohren. Und als der Spion aus dem dunklen Winkel, der ihn verborgen hielt heraushuschte, konnte das fahle Licht nur kurz den Körper einer kleinen schwarzen Katze offenbaren. Denn die Silhouette wurde undeutlich im Halbdunkel und schien nach nur einem kurzen Moment den Umrissen flatternder Flügel gewichen zu sein und niemand in dem verfallenen Saal, bemerkte die Krähe, die den Weg zurückflog, den sie als Katze den Helden gefolgt war... Niemand konnte es erkennen, doch aus den Augenwinkeln beobachtete die schwarze Lady, das kleine Tier das sie belauscht hatte, ein grinsen huschte über ihre Lippen, würde es doch jemand wagen sich ihre in den Weg zu stellen?!
Selbst Xterior, der wortgewandeste der drei, fehlten vor Ehrfurcht, vor der schwarz gewandeten Frauengestalt, die Worte. Schließlich fasste sich Lady Cat und fragte "W-Was bist du?" "Es wäre einfacher, wenn ich sage, was ich nicht bin, doch dafür bleibt keine Zeit, denn ihr solltet schon fort sein!" Sagte die Frauenschattengestalt. "Ich werde versuchen euch zu schützen, doch kann ich den Weg der vor euch liegt nicht für euch gehen!" Ein eisiger Windhauch blies durch das Gemäuer, und die drei Kameraden sahen ,wie die Frauengestalt immer dunklerwurde, und plötzlich war unter dem Umhang nichts mehr, und er schwebte langsam zu Boden.
Während dessen beobachtete der böse Hexenmeister durch seine Kristallkugel die drei Gefährten. "Mit wem reden sie? Sind die dem Wahn verfallen?" fing er laut an mit schriller Stimme zu schreien. "Egal, ich werde sie so oder so vernichten!" Der Hexenmeister begann laut, und irre zu lachen.
Verdutzt sahen Xterior, Lady Cat und Sir Stalker sich gegenseitig an. Plötzlich, bevor auch nur einer verstand was los war, öffnete sich unter den drei Gefährten ein Loch und sie fielen in die Tiefe. Glücklicherweise war eine Art Rutschbahn da, wo sie drauf fielen. Sie rutschten in die Tiefe, bis alle völlig die Orientierung verloren hatten. Endlich kamen sie in einer Höhle an. Es war stockdunkel. Xterior, der immer auf alles vorbereitet war, zog einen Stock aus dem Gürtel, holte irgendwoher einen Lumpen hervor. Wickelte den Lumpen um den Stock und zündete ihn mit einem glühenden Stück Kohle, das Xterior immer in seiner Tasche mit sich führte, an. Die schnell zusammengebaute Fackel tauchte den Raum in ein warmes, gelbliches Licht. Die Drei standen nicht in einem Raum, sondern in einem Gang. An den Wänden waren Nischen, in denen Skelette übereinander lagen, soweit das Licht reichte. Plötzlich hörten sie ein Klackern, dass aus einer der Nischen zu kommen schien. Sir Xterior sah, wie sich die Knochen langsam zu einem Skelett zusammensetzten, und der Schädel wendete sich Xterior zu. Die Augen blitzten rot auf. Plötzlich begann sich in jeder der Nischen etwas zu regen.
Mit einem kristallenen Schleifen kam Xteriors Katana zum Vorschein. Die schlanke Klinge glänzte bedrohlich im Schein der Fackel.
„Verflucht sei sie! Diese Hexe hat uns in eine Falle gelockt. Warum nur?“
Auch Stalker und Kitty hatten nun ihre Waffen bereit.
„Das kann ich nicht glauben. Sie half mir, in den Palast zu kommen. Warum sollte sie uns jetzt tot sehen wollen?“
„Jungs, das können wir sie auch später noch fragen.“, zischte Kitty erhitzt.
„Recht habt Ihr.“ Die Fackel hoch erhoben, huschten Xteriors Blicke umher. „Es ist gerade breit genug hier. Rasch! Bildet einen Kreis, Rücken an Rücken.“
Mit einem unheilvollen Kreischen, ein Laut so furchteinflößend, dass er nur direkt aus dem Herzen der Unterwelt stammen konnte, sprang das erste Skelett aus seiner steinernen Nische. In den rot-glühenden Augenhöhlen loderte blanker Hass. Hass auf alles Lebende, mehr Hass noch auf die drei Gefährten, die nun in Formation standen, doch ganz besonders schien sich der Hass auf Xterior zu fixieren.
„Jaa, komm nur her.“, raunte der Ritter und kreuzte seine Klinge mit der Fackel in einer fremdartig-eleganten Kampfpose.
Mit wenigen, erschreckend schnellen Schritten überbrückte das untote Geschöpf die Entfernung, doch Xterior war vorbereitet. Mühelos tauchte er unter dem Hieb der knöchernen Pranke weg und rammte die Fackel gegen die Rippen des Skeletts. Noch während dieses vornüber fiel, zog er mit seinem Schwert in einer fließenden Bewegung durch. Ein hässliches Knirschen erklang, als sich der Schädel von der Wirbelsäule trennte und im hohen Bogen in die Dunkelheit segelte. Der Körper des Untoten schwankte und einen Moment lang schien es fast so, als ob er ohne Kopf weiterkämpfen würde, doch dann kollabierte er in einem klappernden Trümmerhaufen.
„Einer weniger! Wir können sie besiegen, Freunde! Haltet nur die Formation. So können sie uns in diesem Korridor nicht alle auf einmal angreifen. Lady Cat?“
„Ja?“
„Nehmt meine Fackel und schwingt sie wie eine Keule. Sie wird Euch gegen diese Geschöpfe besser dienen als Euer Degen!“
„In Ordnung.“ Kitty packte die Fackel und balancierte sie in beiden Händen. „Xterior?“
„Ja?“
„Wenn Ihr mich noch einmal Lady Cat nennt, werde ich meine neue Waffe zuerst an Euch testen. Verstanden?“
„Verstanden.“ Sir Stalker konnte sich ein hämisches Kichern nicht verkneifen, dass jedoch noch in seiner Kehle erstarb, als unvermittelt mehrere Skelett-Krieger zugleich in einer markerschütternden Sinfonie des Todes aufheulten. Von allen Seiten näherten sie sich nun, eine Flut rot-brennender Augen in der Dunkelheit. Wie viele waren es? Zwanzig? Mehr noch?
„Haltet die Formation“, mahnte Xterior noch ein letztes mal, „dann haben wir eine Chance! Sie können nicht alle auf einmal an uns heran.“
Dann brach die Hölle los.'
Doch während die Helden tapfer weiterkämpften durchsuchte ein anderer, der nichts von alledem ahnte, das Schloss nach dem König. Ihn musste er finden um größeres Übel zu vermeiden. Das Arbeitszimmer des Königs lag am Ende des Ganges. "Seit ich hier fort bin hat sich nichts verändert." Sagte der Hexer zu sich selbst. Der König war es gewohnt oft Stunden an seinem Schreibtisch zu sitzen und wieder und wieder Gesetze zu entwerfen, umzuformulieren oder zu verschärfen. Oft schaffte er es erst nach tagelanger Arbeit einen Gesetzesentwurf so zu formulieren, dass Wortwahl und Inhalt zu seiner Zufriedenheit waren. Erst dann durften ihn seine Berater lesen und sich eine Meinung dazu bilden. Das Arbeitszimmer war nach solchen Tagen immer übersäht von zusammengeknülltem und zerrissenem Papier. Wenn der König diese Gewohnheit nicht abgelegt hatte, so musste er dort zu finden sein!
Der Hexer klopfte an die Tür. "Wer stört mich hier bei meiner Arbeit?" Fragte der König zornig. "Tagor, Mylord, euer ergebener Untertan." " Was willst du, Tagor? Ist dir nicht bekannt, dass ich nur ungern gestört werde?" "Es ist aber sehr wichtig, mein König" entgegnete der Hexer. "Nun, dann tritt ein aber Mach´ es kurz.."
Der Hexer war überrascht. Sonst hatte der König nie so schnell nachgegeben. War er einfach alt geworden und konnte sich nicht mehr so durchsetzen? Dieser Gedanke erschien dem Hexer nicht sehr wahrscheinlich. Oder aber war etwas faul? Ja, dass musste es sein; irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht! Nun leicht verunsichert, aber entschlossener als je zuvor drückte der Hexer die Türklinke herunter. Eine merkwürdige Atmosphäre umwehte ihn, als der Hexer das kleine Zimmer betrat. Was ging hier nur vor? "Nun, Tagor, was gibt es?" Der Hexer wollte antworten, doch ihm viel nichts ein, was er sagen konnte. Etwas blockierte seine Gedanken. Nein, es lenkte ihn ab. Er war überhaupt nicht mehr auf sein Vorhaben konzentriert, sondern spürte immer wieder, wie schattenhafte Vorahnungen in seinem Geist aufflackerten. "Ich will meine Zeit nicht an dich verschwendet haben!" Der König sah ihn mit sehr bösen Augen an. "Nein, mein König. Natürlich nicht..." stammelte der Hexer, nach einer Ausrede suchen, die ihm Zeit gab seine Magie anzuwenden. Plötzlich brach der König in schallendes Lachen aus. "Du Narr!" Der Hexer schaute den König nur verdutzt an. Jetzt verstand er nichts mehr. "Du hältst mich also immer noch für König Topas? Obwohl du den magischen Hauch spüren müsstest, obwohl dein sechster Sinn, den das delphische Orakel dir schenkte, es dir sagen müsste? Oh, ich merke es, ich habe meine Zeit an dich verschwendet!" Ein unheilvoller Verdacht trübte den Mut des Hexers. War sein gegenüber der, für den er ihn hielt? "Oh ja, schon das man es geschafft hatte dich zu verhaften und zum Scheiterhaufen zu führen, hat mich an deinen Fähigkeiten zweifeln lassen, als du dann den Dämon beschworst, war ich fast wütend auf deine grenzenlose Dummheit, doch jetzt, wo es so einfach für dich wäre mich zu durchschauen, ja, sogar zu demaskieren und mir meine Macht zu nehmen, bist du nicht einmal fähig es zu erkennen! Und jetzt ist es zu spät für dich. Ich wünschte ich hätte meine Zeit einem besseren Schüler geopfert, aber dich zu unterrichten war eine Verschwendung!" Bei diesen letzten Worten enthüllte der Sprecher einen Augenblick das Gesicht des Hexenmeisters, dann fegten Blitze und Feuerwellen um den Hexer herum und rissen ihn fort.
"Geh zu deinen Freunden, du schlechter Schüler, damit du mit ihnen zusammen sterben kannst!"
Als der Hexer seine Augen wieder öffnete war alles ruhig. Er schaute sich um. Es war dunkel. "Wo bin ich?" Fragte der Hexer ins leere. "In Sicherheit." Ertönte eine weibliche Stimme. Dann trat eine Gestalt an ihn heran, sosehr in schwarz gekleidet, dass sie fast mit der Dunkelheit verschmolz. Nur ihre eisblauen Augen waren deutlich zu erkennen und funkelten ihn bedrohlich an. "Dein Schutzgeist hat mich zu dir geführt." Sagte die Gestalt nüchtern. Erst jetzt bemerkte der Hexer, dass Elektra wieder bei ihm war. "Ich kenn dich," entsann sich der Hexer. "Wir waren oft Feinde und du trägst viele Namen, Enigma, Onyxis, Morgana, Blasphema oder wie du dich sonst noch nennst. Warum hilfst du mir jetzt?" "Auf wessen Seite ich stehe, soll dir noch verborgen bleiben, doch im Moment habe ich nicht vor dich und diejenigen, die du suchst zu vereinen. Soviel sei dir gesagt, deine Ziele sind nichtig, gegen das Übel, das noch kommen wird." "Geht dieses Übel von meinem früheren Lehrmeister aus?" Fragte der Hexer schnell, doch schon war die Dunkelheit verschwunden, und mit ihr die seltsame Erscheinung. Warum sie ihn gerettet hatte, verstand er nicht, und welche Pläne sie verfolgte, war ihm auch unklar, doch eines wusste der Hexer: Dass sein Meister hier war, konnte nichts gutes bedeuten. "Dies hier ist die alte Kapelle im Schlossgarten, Elekra." Stellte der Hexer fest, als er sich umsah. "Nun, meine Kleine, zeig mir, was du gesehen hast." Mit diesen Worten legte er seine Hand auf den Kopf der Katze und im nächsten Augenblick strömten die Sinneseindrücke ihrer Erinnerung in sein Bewusstsein und er erlebte, was sie erlebt hatte.
Sie sind alle so langsam...
Das kannst du nicht ändern....
Kannst du es nicht beschleunigen?
Das liegt nicht in meiner Macht... sonst würde ich auch nicht deine Hilfe brauchen...
Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen? Deine Aura ist geradezu eine Beleidigung für mich und dennoch lasse ich dich hier sein... in meiner Hölle...
Die andere Stimme schweigt. Eine orange gekleidete Frau tritt aus dem Schatten, es ist als nähme sie dem mit Eisschichten Überzogenen Wänden mit einem Mal die Dunkelheit die ihnen innewohnt.
"Schwester, erzürne mich nicht, ich kann dich ebenso töten wie du mich, nur mir würde es nichts ausmachen." Die wehenden roten Haare, der strahlenden Frau wehen im eisigen Hauch, der bei ihren Worten in der Höhle aufkam.
Naiira ( << Feuervogel ) stand neben der schwarz gekleideten Frau, die ihr dummerweise den Rücken zugewandt hatte um auf die vor ihr in der Luft schwebende Kristallkugel zu sehen, wie die Helden den Kampf bestritten. Die gebräunte Hand der Rothaarigen legte sich auf die Schulter der schwarzen Zauberin. Ein zischendes Geräusch erfüllte den Raum begleitet vom Fauchen, der schwarzgekleideten. Blitzschnell packte sie die Hand von Naiira. Eis schloss sich schmerzend unter ihrer Berührung um die Hand der anderen...
Mit funkelnden Augen starrten sich beide an...
Nemera lies los, sie grinste ihre Schwester an...
"Versuche nicht dich hier mit mir anzulegen... hier würdest du verlieren..."
Die bedrohliche Dunkelheit überzog erneut die kahlen Eiswände. Sich ihres Sieges sicher kümmerte sich Nemera wieder der Kristallkugel in der die wackeren Helden im Kampf zu sehen waren, aber ebenso auch der Hexer bei dessen Anblick sie zu schmunzelt begann... Enigma, Onyxis, Morgana, Blasphema.... er hat keine Ahnung mit welchen Mächten er im Spiel ist... soll er doch glaube ich sei eine andere.... ihre Augen verengten sich... du bist immer noch ein Anfänger.... ... sie verschwand in der Dunkelheit, nur um erneut neben dem Hexer zu erscheinen, fauchend drehte sich die kleine Katze die er "Elektra" nannte vor Erschrecken zu ihr um. Der Blick ihres Herrchens folgte ohne zu zögern.
Nemra warf ihre Kapuze zurück und er erlangte einen Blick auf Augen die so klar waren das, das Eis selbst eifersüchtig werden müsste, ihre blasse Haut und ihr pechschwarzes Haar glitzerten wie Eis in der Sonne, so dass seltsame Lichteffekte darauf entstanden...
Er starrte sie, immer noch auf dem Boden sitzend mit Verwunderung und Erschrecken an, ihre unnatürliche Schönheit verzauberte seinen Geist... sie beugte sich leicht zu ihn herunter und reichte ihm die blasse, mit silber-weißem Stoff umringte Hand. In einem Reflex nahm er sie an und lies sich von ihr aufhelfen...
Sir Stalker machte einen kleinen Sprung nach vorne, und köpfte eine der blasphemischen Kreaturen mit einem schnellen Hieb. Sofort wollte er sich wieder in die Formation eingliedern, doch einige der unnatürlich schnellen Kreaturen waren hinter ihn geschlüpft, und versuchten die Formation zu sprengen. Lady Cat drehte sich aus einem Reflex um, und hieb auf die Kreaturen. "Stalker!" Rief sie "Ihr seid ein Idiot, Sir Xteriors Formation war doch narrensicher, und doch schafft ihr es uns wieder in Gefahr zu bringen!" Sir Stalker griff sofort die, in die Formation eingedrungenen, Kreaturen an. Er zog jetzt seinen Schild vom Rücken und hieb mit der unteren Kante des Schildes den Schädel von einer der Kreaturen ab. Der Schädel durch sein Alter mürbe geworden zerbarst. Gleichzeitig zerteilte er den Schädel eines weiteren Skelettes mit seinem Schwert. "Meinen Fehler werde ich ausmerzen!" rief Stalker "Kümmert ihr euch um das was außen ist!" Während er sprach zerlegte Sir Stalker noch ein weiteres Skelett, doch ein Skelett in seinem Rücken konnte den Hieben der Gefährten ausweichen, und erwischte Stalker mit seiner rostigen Klinge an der Hüfte. Warmes Blut sickerte aus der Wunde, und Schmerz stieg in Sir Stalker auf, doch er konnte ihn unterdrücken. " Ich Habe einen Plan!" schrie Xterior "Stalker gib mir dein Schild, und weicht dann von mir zurück!" Sir Stalker, der Xteriors seltsame, aber effektive Pläne kannte warf ihm seinen Schild zu, den Xterior fing und sich mit einer Hand auf den Rücken band. Sir Stalker nickte Lady Cat zu und sagte "Kit vertraue ihm!" Gemeinsam wichen sie dann soweit zurück, bis Xterior von den Untoten umzingelt war. Nun ließ sich Xterior in die Hocke fallen, und drehte sich auf dem Absatz im Kreis. Wobei er sein Katana nach vorne ausstreckt. Den auf Xterior stürmenden Kreaturen wurden so die Beine abgesäbelt, und sie stürzten zu Boden. Zappelnd versuchten die Skelette wieder auf die Beine zu kommen, was einem unmöglichen Unterfangen glich. "Ha!" sagte Xterior und sah zu seinen Gefährten, die die Kreaturen, die ihm entgangen waren zu Knochenmehl hauten. "Wir brauchen jetzt nur noch diese kriechenden Dinger zerschlagen, und wir können Weiter!" Sprach Sir Xterior.
Währenddessen im Arbeitszimmer des Königs lächelte der Hexenmeister zufrieden, aber auch enttäuscht vor sich hin. Zufrieden war er, weil alle seine Pläne aufgingen und weil er bewiesen hatte, dass nichts und niemand sich seiner Macht in den Weg stellen konnte. Enttäuscht war er deshalb, weil sein früherer Schüler trotz seines Unterrichts so hoffnungslos versagt hatte. Aber dafür war er jetzt ja tot. Ebenso tot wie die Prinzessin und diese beiden hohlköpfigen Ritter. Seine Skelette mussten sie mittlerweile schon alle abgeschlachtet haben. Sie hätten sicher eine Chance gehabt, wenn sie alleine gewesen wären, doch mit dem Hexer bei ihnen, waren sie seinen Knochenrittern hilflos ausgeliefert. Ja, dieser Versager von einem Hexer. Die Skelette hatten die Fähigkeit jede Magie, die er gegen sie richten würde in sich aufzunehmen und so neue Lebenskraft zu gewinnen. Sie würden sich immer wieder neu zusammensetzen, wenn sie zerschlagen werden würden, solange, bis die Ritter und die Prinzessein zu erschöpft wären um weiterzukämpfen. Ja, so musste es kommen.
Ein kurzer Blick in seine Kristallkugel zeigte ihm, dass er mit seiner Prognose recht behielt. Um die Leichen der Helden und des Hexers herum sammelten sich die Skelette und schälten ihnen das Fleisch von den Knochen um sie zu ihresgleichen zu machen.
Sollte es nur noch jemand wagen, sich ihm in den Weg zu stellen!
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