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Thema: Google, die Bibliotheken und Jacques Chirac

  1. #1
    Administrator und mehr Avatar von scribble
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    Google, die Bibliotheken und Jacques Chirac

    Ein neues Projekt des Suchmaschinen-Primus sorgt derzeit für Wirbel: Unter dem Namen "Google Print" sollen auch Bücher und ganze Bibliotheken über das Web durchsuchbar sein. Google möchte damit "den Reichtum an offline vorhandener Information online bringen". Fünf große Universitätbibliotheken aus den USA beteiligen sich bereits an dem Projekt, darunter Harvard, Stanford und Oxford. Gemeinfreie Texte (die keinem Urheberrecht mehr unterliegen) sollen vollständig verfügbar sein, alle anderen nur in Ausschnitten und Zusammenfassungen.

    Jetzt will Google sein Projekt auf Europa ausdehnen. Derzeit tourt ein Team durch Frankreich, um die dortigen Verlage für die Idee zu begeistern. Dort herrscht allerdings eher die Skepsis vor: Nicht nur, daß sich die Verlage vor Raubkopien fürchten (wogegen Google nach eigenen Angaben allerdings Vorkehrungen treffen will), sondern auch das Vertragsangebot des Suchmaschinen-Betreibers trifft auf Vorbehalte. Zum einen sollen die Autoren an der weitergehenden Verwertung ihrer Arbeit in den neuen Projekt nicht beteiligt werden, zum anderen müßten eventuelle Streitigkeiten um Urheberrechte vor einem kalifornischen Gericht geklärt werden. Das französische Urheberrecht würde damit ausgehebelt.

    Auch auf politischer Ebene regt sich Widerstand gegen "Google Print". Einige europäische Staats- und Regierungschefs, mit Frankreich und Deutschland als Initiatoren, haben jetzt vorgeschlagen, dem US-Unternehmen eine eigene europäische Online-Bibliothek entgegenzusetzen. Damit soll eine "überwältigende Dominanz Amerikas" (so der Präsident der französischen Nationalbibliothek) auch auf diesem Gebiet verhindert werden.

    Genaueres könnt Ihr in den Splashbooks-News nachlesen:
    Google scannt Bestände fünf großer Bibliotheken
    Chirac gegen Google
    Google Print auch in Europa?

    Und jetzt interessiert mich Eure Meinung: Was haltet Ihr von Googles Plänen? Seht Ihr wie Jacques Chirac die Gefahr, daß ein US-Unternehmen die europäische Kultur "überbügelt", oder wäret Ihr eher froh über die zusätzlichen Möglichkeiten, die die neue Google-Suche bringen würde? Würde Google Print die Buchverkäufe eher ankurbeln, weil die Leser vorher in die Bücher hineinschauen können, oder würden sie zurückgehen, weil man gleich alles im Web lesen kann? Ist eine eigene europäische Online-Bibliothek sinnvoll, um neben der US-Lesart von Kultur und Geschichte auch anderen Sichten und Zugänge zu bieten, oder sollte Europa seine Kraft eher für andere Probleme aufsparen?

    Ich freue mich auf Eure Meinungen und Beiträge

    Bis dann,

    scribble
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    Populistische Vereinfachungen und autokratische Durchgriffsideologien verheißen, den Zumutungen der modernen Welt schadlos entkommen zu können.
    Deswegen machen sie den sachlichen Diskurs ebenso verächtlich wie die methodische Wahrheitssuche und die Begründungsbedürftigkeit von Geltungsansprüchen.

    - Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft


  2. #2
    Mitglied Avatar von puk
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    Ich finde die Idee großartig. In Deutschland werden unter dem Namen Projekt: Gutenberg (s. http://gutenberg.spiegel.de/autoren.htm) auch schon Bücher online gestellt. Ist das mit dem Google-Projekt vergleichbar? Ich denke, dass die Weiterentwicklung des Internet in diese Richtung einfach der nächste logische Schritt ist. Vorallem da Hobby-Schreiber in Form von Blogs und Wikis jeder Art dem schon zuvorgekommen sind.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Majutsushi
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    Ich habe die amerikanische Version von Google Print mal ausprobiert - es definitiv nicht dazu geeignet, Bücher kostenlos im Internet zu lesen anstatt sie zu kaufen. Die Vorkehrungen von Google die verhindern sollen daß man komplette Bücher lesen kann lassen sich zwar mit etwas Aufwand umgehen, aber auch das macht es nicht viel besser. Ich denke also eher daß der Dienst grundsätzlich etwas positives ist, um sich vorab besser zu informieren.
    Was ich bei einer europäischen Eigenentwicklung aber befürchte ist eine Zersplitterung des Angebotes, wo man dann im Endeffekt bei mehreren Diensten nach einem Buch suchen muß, wenn man es bei einem nicht findet. Das würde den Nutzen ziemlich hemmen. Andererseits finde ich es natürlich auch nicht sehr begrüßenswert noch einen wichtigen Dienst in der Hand von einer einzelnen amerikanischen Firma zu sehen, auch wenn ich Google da doch für recht vernünftig halte. Ist also irgendwie keine leichte Entscheidung ...

  4. #4
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    Im Projekt Gutenberg sind die Bücher vollständig verfügbar, ohne Einschränkungen. Nur die Rechte müssen halt frei sein, also der Autor lange genug tot. Ich habe das öfter benutzt und auch nicht aufgehört, Bücher zu kaufen. Genauso könnte man behaupten, die Bibliotheken zerstören den Büchermarkt.

    Einige Autoren haben gute Erfahrungen damit gemacht, ihre Bücher online zu stellen. Das hat dazu geführt, daß weit mehr Leute, als sonst in den Buchladen gekommen wären, auf die Titel aufmerksam wurden, und letztlich auch mehr sie gekauft haben. Mehr noch, es hat dazu geführt, daß die anderen Bücher der Autoren gleich mit in die Aufmerksamkeit geraten sind. Beispiele:
    Cory Doctorow (http://www.craphound.com )
    Jim Munroe (http://www.nomediakings.org )
    Aber das waren natürlich Einzelinitiativen. Nicht auszudenken, was ein mächtiges Instrument wie Google da anrichten kann. Wenn die Verlage eine Sorge haben sollten, dann die, wie sie mit dem Vermarkten hinterherkommen.

  5. #5
    Administrator und mehr Avatar von scribble
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    In den USA kommt Google Print offenbar gut voran: Nach einem Bericht der Rheinischen Post, zitiert bei Buchmarkt online, sollen "erst mal" 15 Millionen Bücher online verfügbar gemacht werden. Dabei soll aber kein Buch vollständig über die Suchmaschine abrufbar sein. Stattdessen soll es nur ein paar Seiten um den Suchbegriff herum zu lesen geben. Bei jedem Ausschnitt verlinkt Google mit einem Einkaufstaschen-Symbol auch gleich zu einem Online-Buchhändler.

    Wenn diese 15 Millionen Titel (!) erst mal verfügbar sind, dürfte der Siegeszug von Google Print kaum noch aufzuhalten sein. Dann müssen sich auch die deutschen Verlage beteiligen, ob sie das System gut finden oder nicht, weil sie sonst einfach abgehängt werden.

    Bis dann,

    scribble
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    Populistische Vereinfachungen und autokratische Durchgriffsideologien verheißen, den Zumutungen der modernen Welt schadlos entkommen zu können.
    Deswegen machen sie den sachlichen Diskurs ebenso verächtlich wie die methodische Wahrheitssuche und die Begründungsbedürftigkeit von Geltungsansprüchen.

    - Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft


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