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Thema: Ligne Claire und École Marcinelle

  1. #76
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    kaschi: wahrlich kein schlechter Ansatz, da gebe ich zaktuell recht.

    Ich werd' mal ein bißchen in meinen gedruckten (französischsprachigen, denn das ist näher an der "Quelle") Sekundärwerken fahnden, ob ich da etwas Brauchbares finde und lass es Euch dann wissen.

    Interessant finde ich in jedem Fall, dass wir alle, die wir hier posten und wohl mindestens interessierte Beobachter, wenn nicht Kenner der frankobelgischen Szene sein dürften, uns um einen Begriff Gedanken machen von dem jeder dachte, der andere versteht ihn genauso wie man selbst und der sich dann doch als sehr klärungsbedürftig herausstellt.

  2. #77
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    Ähem. Bin ich jetzt ein Kenner oder nur ein interessierter Beobachter der frankobelgischen Comic-Szene? Um das abschließend beurteilen zu können, bedarf es einwandfreier, überprüfbarer Kriterien, um diese Begriffe definieren zu können ...

    Autsch, autsch! Ja - ich halt ja meine Klappe! Das war doch nur ein threadinterner Viertel-Funny eines Bewunderers der Marcinelle-Stil-Schule.

    PS: Ich bin ein interessierter Beobachter, kein Kenner.

  3. #78
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    Zitat Zitat von Kaschi
    Ähem. Bin ich jetzt ein Kenner oder nur ein interessierter Beobachter der frankobelgischen Comic-Szene? Um das abschließend beurteilen zu können, bedarf es einwandfreier, überprüfbarer Kriterien, um diese Begriffe definieren zu können ...
    Ganz einfach:
    Der interessierte Beobachter kennt Ligne Claire und École Marcinelle, der Kenner kann sie unterscheiden.

  4. #79
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    Kunstkenner streiten sich auch darüber, was Kunst ist. Von strittiger Zuordnung zu stilistischen Richtungen ganz zu schweigen. Eine allgemein gültige, alle zufrieden stellende Antwort gibt's da auch nicht. Und nur weil Kenner A mit B nicht darüber eins werden, bezweifelt keiner deren grundsätzliche Kompetenz.
    Allein dies wäre mE kein Grund unser Licht unter den Scheffel zu stellen.

    Was mir gestern abend bei meiner ersten halbwegs systematischen Suche in frz./belg. Sekundärwerken aufgefallen ist:
    Für den Begriff École Marcinelle findet sich nirgends ein gesonderter Eintrag in Comic-Lexika (und ich habe 'ne Menge davon).
    Vielleicht, weil dies den Verfasser zu einer klaren Definition zwingen würde, die es eventuell gar nicht gibt.
    Es wäre schließlich nicht das erste mal, dass sich unpassende, unüberlegt ins Leben gerufene Begriffe, die einer genauen Prüfung nicht/kaum stand halten, durchsetzen.
    Geändert von felix da cat (06.04.2005 um 10:44 Uhr)

  5. #80
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von felix da cat
    (...) Was mir gestern abend bei meiner ersten halbwegs systematischen Suche in frz./belg. Sekundärwerken aufgefallen ist:
    Für den Begriff École Marcinelle findet sich nirgends ein gesonderter Eintrag in Comic-Lexika (und ich habe 'ne Menge davon). (...)
    Wundert mich nicht:
    Zitat Zitat von zaktuell im Eröffnungsbeitrag:
    (...)
    Interessant bei dem Versuch, beiden Zeichentraditionen in der Sekundärliteratur nachzuspüren, ist die Tatsache, dass die École Marcinelle im Ggs. zur Ligne Claire in dem französischen Standardwerk schlechthin, Gaumers und Moliternis Dictionnaire mondiale de la Bande Dessinée, keinen eigenen Stichwort-Eintrag hat. (...)
    Seither hätte es mich eher gewundert, wenn es irgendwo anders ein entsprechendes Stichwort gegeben hätte (nach dem Prinzip: 'Wo, wenn nicht da.')...
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  6. #81
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    Ich fand' Deinen Eröffnungsbeitrag eigentlich auch schon ziemlich überzeugend, nur dass ich der Begriff "Schule" - selbst dann, wenn nur im Sinne von Lehranstalt verstanden - immer noch irritierend finde.

    Bei Jijé gingen auch Giraud und Mezières ein und aus, die wohl spätestens nachdem sie einen eigenen Stil entwickelt hatten, wohl keiner als Vertreter der École Marcinelle betrachtet.
    Tillieux - wie schon festgestellt -, aber auch Peyo waren nie auch nur ansatzweise "Schüler" von Jijé.

    Bei Betrachtung einer Witzzeichnung in dem Buch "Peyo - L'enchanteur" kam mir eine Idee. Hier sind auf einer Zeichnung von Roba einige der Vertreter der EM zu sehen: Neben "Schülern" wie Will auch "Nichtschüler" wie Tillieux und Peyo. Alle geben Peyo Tipps für seine Zeichnungen.
    Dazu wird im Text zu verstehen gegeben, dass eine Gruppe von Zeichnern sich immer wieder freundschaftlich austauschte wie diese oder jene Szene zeichnerisch am besten umzusetzen sei.
    Wie wär's also, wenn wir die "École" im Sinne eine durch Freundschaft oder Professionalität lose zusammenhaltende Denk- oder Kreativfabrik für Spirou (oder "hauptsächlich" für Spirou oder auch nicht: man denke an Modeste et Pompon alias Mausi und Paul von Franquin für Tintin; Will zeichnete auch für Record; Peyo, Roba, Jidéhem und nochmals Franquin für Tageszeitungen usw.) verstehen.

  7. #82
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    Zitat Zitat von felix da cat
    Dazu wird im Text zu verstehen gegeben, dass eine Gruppe von Zeichnern sich immer wieder freundschaftlich austauschte wie diese oder jene Szene zeichnerisch am besten umzusetzen sei.
    Wie wär's also, wenn wir die "École" im Sinne eine durch Freundschaft oder Professionalität lose zusammenhaltende Denk- oder Kreativfabrik für Spirou (oder "hauptsächlich" für Spirou oder auch nicht: man denke an Modeste et Pompon alias Mausi und Paul von Franquin für Tintin; Will zeichnete auch für Record; Peyo, Roba, Jidéhem und nochmals Franquin für Tageszeitungen usw.) verstehen.
    Sag' ich doch: die Bande "Dessinée"! Zu dieser - damit nicht auf einen bestimmten Stil oder ein bestimmtes Verlagshaus festgelegten - Fabrik/Clique/Szene gehörten dann aber auch Leute wie die späteren Pilote-Gründer Goscinny, Charlier und Uderzo, zu denen von den Genannten auch eine erhebliche Reihe von Querverbindungen bestanden haben.

    Das wäre die historische Begriffsvariante mit Wallonien/Paris und Nachkriegszeit bis ca. Mitte der 60er als Konstanten. Diesem Begriff würden die betroffenen Künstler vermutlich auch selbst am ehesten zugestimmt haben. Nur darf man dann die "École Marcinelle" nicht als stilistischen Begriff (oder gar als Gegenbegriff zur Ligne Claire) verwenden. Im Gegenteil: es wäre sogar theoretisch denkbar, daß auch LC-Künstler der École Marcinelle angehört haben. Und da so mancher sich anfangs stark am sehr erfolgreichen Hergé orientiert hat, bevor er eine eigene Richtung gefunden hat, ist das nicht nur Theorie.

  8. #83
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    ...ich wollte den Begriff 'Schule' nie (auch nicht im Eröffnungsbeitrag) in dem Sinne verstanden wissen, dass es sich dabei um eine 'Lehranstalt' handelte, bei der es Lehrer und Schüler gibt, Zeugnisse und Noten, etc. - Sondern in dem Sinne, wie Schule eben auch in anderen künstlerischen/medialen Bereichen verwendet wird, um einen bestimmten Stil, eine 'Künstlergemeinschaft' o.ä. zu beschreiben... - war halt nur wörtlich von 'École' übersetzt...
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  9. #84
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    Zitat Zitat von zaktuell
    ...ich wollte den Begriff 'Schule' nie (auch nicht im Eröffnungsbeitrag) in dem Sinne verstanden wissen, dass es sich dabei um eine 'Lehranstalt' handelte, bei der es Lehrer und Schüler gibt, Zeugnisse und Noten, etc. -
    Das wär's aber doch: eine Zeichnerschule mit Fächern, die von 1 bis 6 zensiert würden (z.B. handwerkliches Zeichnen, künstlerische Gestaltung, Szenario, sprachliches Ausdrucksvermögen, ...) und natürlich mit Kopfnoten:

    "Maurice zeigt ein sehr gutes Arbeitsverhalten und ist bei Lehrern wie Schülern beliebt, solange er auf seine Neigung zu Karikaturen verzichtet; Albert nutzt seine zeichnerischen Talente an manchen Tagen, traut sich mutig auch allein in ihm völlig fremde Bereiche; Pierre beweist ein enormes Beharrungsvermögen; René versteht es durch ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit, die Gemeinschaft stets aufs Neue auf sich aufmerksam zu machen; Jean-Michel ist immer wieder in der Lage, von seinem technischen Interesse zu profitieren; Andrés Wahl zum Klassensprecher hat mit dazu beigetragen, daß er seither sein Hemd in der Hose trägt; Willy, Jean und Marcel lassen sich durch ihre Mitschüler nicht entmutigen. Gez. OStdr. J. Gillain"

    So eine Schulklasse wär' doch vielleicht was für 'ne neue Comic-Serie. Fragt sich nur, in welchem Stil ...

    "Kaschi! Vom Thema abgewichen! Nicht ausreichend! Setzen!"
    Geändert von Kaschi (06.04.2005 um 21:02 Uhr)

  10. #85
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    Ich sehe die E.M. deutlich in Belgien angesiedelt. Daß Uderzo je die Kollegen in Charleroi besucht hat ist mir nicht bekannt. Sonst müßte man alle Zeichner von Greg mit dazuzählen.

  11. #86
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    Original geschrieben von zaktuell:
    ...ich wollte den Begriff 'Schule' nie (auch nicht im Eröffnungsbeitrag) in dem Sinne verstanden wissen, dass es sich dabei um eine 'Lehranstalt' handelte, bei der es Lehrer und Schüler gibt, Zeugnisse und Noten, etc.
    Sorry, da hat mich dass mit dem "Lernziel" offensichtlich auf die falsche (Interpretations-)Spur gebracht.

    "Schule im Sinne von Lehranstalt" meinte ich allerdings auch nicht so wörtlich wie im Quote vermutet. Wollte nur nicht andauernd "Schule im Sinne von Schule" als Abgrenzung zu "Schule im Sinne von Stil" schreiben.

    Historisches:
    Zur Frage, wann der Begriff aufgekommen ist, kann ich vielleicht noch etwas beisteuern.
    In den Schtroumpf-Heften, die EM-Zeichner thematisieren (von Jijé über Franquin bis zu Tillieux) und die größtenteils in der zweiten Hälfte der 70er Jahre veröffentlicht wurden, habe ich kein einziges mal den Begriff École Marcinelle gefunden.
    In dem Will gewidmeten Heft findet sich ein Artikel über dessen Stil unter einer Überschrift in der von École belge die Rede ist (Artikel wurde von Filipini verfaßt).
    Hier grenzt der Verfasser den Stil der École Hergé (obwohl schon existent, scheint sich die Bezeichnung Ligne Claire Ende der 70er noch nicht durchgesetzt zu haben) zu dem Stile Jijés ab; diese Stile nimmt er offensichtlich als die Gegenpole der belgischen Comicszene wahr.
    Möglich also, dass es den Begriff der EM damals tatsächlich noch nicht gab (aber natürlich auch, dass er sich noch nicht durchgesetzt hatte oder vom Autor abgelehnt wurde).

  12. #87
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Könnte man sich zusammenfassend also so ungefähr auf dieses Begriffsverständnis verständigen:

    École (de) Marcinelle beschreibt
    a.) die Zeichner und Autoren, die unter Jijés Führung (und häufig auch in seinem Haus) nach dem zweiten Weltkrieg bis ca. Mitte der fünfziger für Spirou gearbeitet (und sich dabei auch gegenseitig unterstützt) haben.
    b.) den dabei entstandenen typischen Stil (also quasi als verkürzendes Synonym für 'Stil der École Marcinelle'). Wobei man den Stil noch in seine 'klassische' Ausprägung spezifizieren könnte - als Abgrenzung zum (dann später verwendeten) École Marcinelle-Stil, der bereits andere Einflüsse aufgenommen hat und/oder nicht alle typischen Stil-Merkmale aufweisst.

    Wenn es zu diesem Begriffsverständnis kein Veto gibt, wäre der nächste Schritt, mal die typischen Stil-Merkmale beider Richtungen rauszufiltern und aufzulisten (wobei klar sein sollte, dass je länger diese Liste wird, umso weniger Beispiele zu finden sein werden, die dieser Liste komplett entsprechen. Was kein Argument gegen eine lange Liste sein soll...)
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  13. #88
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    Zitat Zitat von Mick Baxter
    Ich sehe die E.M. deutlich in Belgien angesiedelt. Daß Uderzo je die Kollegen in Charleroi besucht hat ist mir nicht bekannt. Sonst müßte man alle Zeichner von Greg mit dazuzählen.
    Auch Uderzo hat für Dupuis gearbeitet - über die Brüssler Agentur World Press, wenn auch im Pariser Büro. Mit Charlier und Goscinny hat er bekanntermaßen viel zusammengearbeitet. Im Winter 1955 haben die drei dann bei Dupuis gekündigt und sich selbständig gemacht, mit Pilote und Asterix 1959 als Folge davon. Ob er nun in Charleroi direkt mit den Kollegen an einem Tisch gesessen hat oder nicht - zu dieser Szene von Comic-Künstlern gehörte er auf jeden Fall.

  14. #89
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    Ups, da muss ich mich dem Mick anschliessen und dem kaschi leider widersprechen (siehe auch mein Posting Nr. 41 zu Uderzo).

    Ich kenne keine Serie von Uderzo die in irgendeiner weise mit der École Marcinelle in Verbindung gebracht wird - nicht Pitt Pistol, nicht Umpah-Pah, auch wenn beide von Goscinny getextet wurden, der insoweit mit der EM zusammengebracht werden kann als dass er Autor von Lucky Luke war.
    Aber, wenn wir jeden in die Definition mit 'rein nehmen, der auch nur einmal mit einem Vertreter der École Marcinelle zusammen arbeitete, verlieren wir zwangsweise den - gerade mühsam erworbenen - roten Faden.
    Tabary und Tibet haben auch intensiv mit Goscinny zusammen gearbeitet (Tibet sogar schon ab den Mitt50ern).
    Ich denke - und ich glaube da schreibe ich auch für andere - ein Bestandteil der "Spirou-Clique", des "Spirou-Think tanks" sollte der Zeichner schon gewesen sein, der zur EM gezählt werden will.

  15. #90
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    Also, den roten Faden sehe ich leider noch nicht. Ich sehe zwei inhaltliche Fassungen von "École Marcinelle", die nicht zusammenpassen, auch wenn es Überschneidungen geben mag: 1. die historische, die explizit keinen Stil festlegt, wohl aber beteiligte Personen und 2. die stilistische, die nicht an Zeit und Ort gebunden ist. Und damit ist der EM-Begriff für mich unbrauchbar geworden. - Verknüpfen ließen sich die beiden Fassungen nur dann, wenn man Stil, Zeit, Ort und Personen so eng aufeinander bezieht, daß ein geschlossener Rahmen entsteht. Z.B.: die Semi-Funny-Serien und ihre Zeichner des Verlages Dupuis, in enger Verbindung stehend mit Jijé, im Belgien der Nachkriegszeit. Eine solch enge Fassung wäre gleichzeitig eine historische und stilistische Festlegung. Nicht dabei wären dann alle Realistic-Serien von Dupuis, Jijé selber, Tillieux, alle späteren Epigonen von Franquin, Peyo und Co - und dann auch Uderzo.

  16. #91
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    Zitat Zitat von Kaschi
    Also, den roten Faden sehe ich leider noch nicht. Ich sehe zwei inhaltliche Fassungen von "École Marcinelle", die nicht zusammenpassen, (...) 1. die historische, die explizit keinen Stil festlegt, wohl aber beteiligte Personen und 2. die stilistische, die nicht an Zeit und Ort gebunden ist. (...)
    Das seh ich aber anders (siehe mein Posting #87) - erstens passen beide 'Fassungen' sehr wohl zueinander, zweitens ist eine synonyme Verwendung eines Ausdrucks nichts ungewöhnliches. Insbesondere dann nicht, wenn die eine Bedeutung aus der anderen folgt und, wie im vorliegenden Fall, lediglich eine sprachliche Verkürzung darstellt ('Stil der École Marcinelle' wird auf 'École Marcinelle' verkürzt).
    Darüber hinaus gebe ich zu bedenken, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, anzunehmen, dass ein wie auch immer geartetes Begriffsverständnis der 'École Marcinelle' so ein- für allemal festgemeiselt wäre. Sprache wandelt sich. Gut möglich, dass heute bereits ein anderes Begriffsverständnis der ÉM gültig ist, als zu Zeiten als der Begriff aufkam und genausogut kann er sich auch in Zukunft noch wandeln. Man denke nur an Begriffe wie 'astrein' oder 'geil', die ursprünglich mal eine sehr eingeschränkte Bedeutung hatten (astrein bezeichnete in der Holzindustrie Bretter ohne Astlöcher, geil bezog sich auf sexuelle Begierde) und die später auch für andere Bereiche verwendet wurden/werden. Auch 'Szene', ursprünglich nur den Ort einer Handlung meinend, erweiterte sich später auf die Handlung selbst (die Szene eines Theaterstücks, Films, Comics) und bezeichnet heute ja auch die Anhänger bestimmter Dinge und deren Aktivitäten (Handlungen) - 'Drogen-Szene', 'Musik-Szene', o.ä. (wobei ich im allgemeinen letztere durch die amerikanisierte Schreibweise '~-Scene' von den übrigen Bedeutungen abgrenze, was in 'unserem' Medium den Vorteil hat, dass man zumindest im Geschriebenen deutlich zwischen einer 'Comic-Szene', der 'Comic-Scene' und der COMIXENE ( ) unterscheiden kann...)

    Wie sagte Koenig Kups dereinst so schön:

    Sprache ist eben eine sehr wandlungsfähige kleine Schlampe. Aber immer wieder unwiderstehlich und faszinierend, gerade wegen ihrer zahlreichen Spielarten und Willkürlichkeiten.
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  17. #92
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    Zitat Zitat von zaktuell
    Das seh ich aber anders (siehe mein Posting #87) - erstens passen beide 'Fassungen' sehr wohl zueinander, zweitens ist eine synonyme Verwendung eines Ausdrucks nichts ungewöhnliches. Insbesondere dann nicht, wenn die eine Bedeutung aus der anderen folgt und, wie im vorliegenden Fall, lediglich eine sprachliche Verkürzung darstellt ('Stil der École Marcinelle' wird auf 'École Marcinelle' verkürzt).
    Aber genau das ist ja nicht der Fall. Die ursprünglichen Mitglieder der EM hatten keinen gemeinsamen Stil und ganz bestimmt nicht den, den man heute mit der EM verbindet.

  18. #93
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Hilft es weiter, wenn man statt 'gemeinsamer Stil' 'gemeinsame Auffassung, wie etwas darzustellen ist' ersetzt?

    (Franquin übernahm Spirou ohne Stilbruch von Jijé mitten in ner Story, Jijé zeichnete ohne Stilbruch eine Lucky Luke-Halbseite, die Morris Schwierigkeiten bereitete... - um nur zwei bekannte Beispiele zu nennen. Zuweilen ist über die gemeinsame Arbeit zu lesen, dass die für Spirou arbeitenden Zeichner sich gegenseitig unterstützten, diskutierten, wie eine Sequenz aufzulösen sei, einer für den anderen Details oder Szenen zeichnete, die dem 'eigentlichen Zeichner' nicht lagen... all das wäre wohl kaum möglich gewesen, wenn deren Stil nicht einiges an Gemeinsamkeiten aufweisen würde. - Und sicherlich führte diese Art des gemeinsamen Arbeitens auch zu gegenseitigen Beeinflussungen, so dass jeder später ausgeprägte individuelle Stil der einzelnen Künstler auch Einflüsse der anderen beinhaltete...)
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  19. #94
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    Jije zeichnete auch einige Seiten Blueberrry, ohne allzusehr aufzufallen, aber Giraud zählt nicht zur Ecole Marcinelle. Vermutlich weil das in Pilote und nicht in Spirou war.

    Übrigens: Von einem klassischen Pilote-Stil spricht man wohl nicht?

  20. #95
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von zaktuell
    Hilft es weiter, wenn man statt 'gemeinsamer Stil' 'gemeinsame Auffassung, wie etwas darzustellen ist' ersetzt?
    Trifft es sicher besser. Aber macht es dann einen Sinn, "die typischen Stil-Merkmale beider Richtungen rauszufiltern und aufzulisten"? Zumal für zwei unterschiedliche Epochen (Ende der 40er, Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre) mit unterschiedlichen Protagonisten, alles unter der Überschrift "École Marcinelle"?

  21. #96
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    Da ich selbst bereits schrieb, dass der einzige halbwegs konsistente Stil, den ich mit der École Marcinelle verbinde, der von Jijé ist, der häufig - am Anfang der Karriere gewisser Zeichner von diesen - kopiert wurde, bin ich auch nicht überzeugt, dass wir da allzu viel gemeinsam herausarbeiten können.

    Paape und Hubinon pflegten auch bis "tief in die 60er Jahre" einen sehr, sehr ähnlichen Zeichenstil, sind interessanterweise auch in der Spirou-Freundesclique gewesen (Paape ist 1947 nur nicht bei Jijé eingezogen, weil er bereits verheiratet war), gehören aber zu den überwiegend naturalistischen Zeichnern.
    Die wird man daher stilistisch kaum mit den anderen unter einen Hut bringen.

    Wenn man sich allerdings von einer engeren Betrachtungsweise des Begriffes "Stil" löst und diesen nicht nur im Sinne von Zeichenstil betrachtet, könnte es halbwegs funktionieren.

  22. #97
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Zitat Zitat von Mick Baxter
    Trifft es sicher besser. Aber macht es dann einen Sinn, "die typischen Stil-Merkmale beider Richtungen rauszufiltern und aufzulisten"?
    Ja.
    Zitat Zitat von Mick Baxter
    Zumal für zwei unterschiedliche Epochen (Ende der 40er, Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre) mit unterschiedlichen Protagonisten, alles unter der Überschrift "École Marcinelle"?
    Erstens könnte man beide 'Epochen' bzw. deren Stile locker in 'klassisch' und 'modern' unterscheiden, zweitens würde ich die Unterteilung so nicht vornehmen: Erstens weil -wie im Eingangspost im Knigge-Zitat gesagt- ab Mitte der 50er sich die Stile zu vermischen begannen, so dass im Grunde die 'klassische' ÉM nur bis Mitte der 50er Bestand hatte. Und zweitens würde ich -wenn schon unterscheiden- die Einteilung nicht so streng zeitlich vornehmen.

    Leider liegt ja aus der Frühzeit der ÉM auf deutsch nicht so sehr viel vor, aber wenn ich mir zB mal ein Album aus den LUCKY LUKE Classics (Morris, Mitte 40er bis Mitte 50er), einen Band der Carlsen Classics von SPIROU (Jijé/Franquin, Mitte 40er bis Anfang 50er) und das bei Heinzelmännchen erschienene BLONDIN UND CIRAGE-Album (Jijé, Mitte der 50er) vornehme und begucke, dann denk ich schon, dass sich da ein 'gemeinsamer Stil' erkennen lässt: Eben der 'klassische' École Marcinelle-Stil. Dieser ist noch relativ 'ungelenk' aber im Vergleich zur Ligne Claire deutlich 'lebendiger', weniger statisch.

    Der spätere -dann ausgefeiltere, 'perfektere'- 'moderne' École Marcinelle-Stil findet sich dann in den wohlbekannten Alben von zB Peyo (Schlümpfe, Benni Bärenstark, Johann & Pfiffikus), Will (Harry und Platte), Tillieux (Jeff Jordan), aber auch Walthéry (Natascha) und Derib (Yakari). Diese entstanden zT sehr viel später und hatten auch nicht unbedingt mehr mit Spirou, Dupuis, Marcinelle zu tun (Yakari zB erschien in Tintin(!) ab(!) Mitte der 70er(!) und wurde von einem Schweizer(!) gezeichnet), sondern pflegten eben nur noch diesen speziellen Stil, so dass dessen 'moderne' Ausprägung zeit- und ortsunabhängig ist. Und als diese 'modernen' ÉM-Comics entstanden, hatten sich die Vertreter der 'klassischen' ÉM zum Teil bereits so sehr von einem 'Einheitsstil' weg und hin zu einem individuellen Stil emanzipiert, dass sie dieser 'modernen' Ausprägung im Grunde schon nicht mehr entsprechen (ich denke hier speziell an Morris, aber mit Einschränkungen auch an den 'späten', den 'nach-Spirou'-Franquin).
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  23. #98
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    PS: Wenns auch in diese 'Stil-Diskussion' nicht wirklich reinpasst, da es sich -soweit es sich bisher rauskristalisiert hat- wohl eher um (Semi-)Funnies handelt, sehe ich doch gewisse Parallelen bei den Realistics: Betrachtet man die franco-belgischen 'Abenteuer'-Comics der 70er Jahre so lassen sie sich mMn stilistisch alle mehr oder weniger entweder auf Hergé/Jacobs/Cuvellier - also das Magazin Tintin - zurückführen, oder eben auf Jijé/Canniff. Wobei keine Bindung mehr bestehen muss zwischen Ursprung und Ergebnis. Sprich: Der Hermann der 70er erschien in Tintin, hatte seine zeichnerischen Wurzeln aber bei Jijé und sich von dessen 'Einflüssen' aber längst gelöst. Nur mal so zum Beispiel.
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  24. #99
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    Bei Spirou gab's ja auch ein "Unikum":

    Roger Leloups Yoko Tsuno.
    Einmal Ligne Claire gefällig ?

  25. #100
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    O.K., will mal mit inhaltlich-gestalterischen Aspekten loslegen (diese gelten für alle EM-"Epochen":

    FORMELLES:
    Alles folgt dem Jijé-Primat (= Vorrang, damit hier keine Mißverständnisse aufkommen ):
    Die Zeichnungen haben der Geschichte zu dienen.
    Das heißt: Keine Experimente, weder mit Layout noch individuellem Panel.
    Die Seiten sind relativ streng aufgeteilt, es wird kaum von der rechteckigen Panel-Form abgewichen.
    Die Panels werden auch selten "gesprengt", d.h. die Begrenzungen werden nicht durch herausreichende Arme, Beine oder ähnliches überschritten.
    Übersichtlichkeit triumphiert.
    Und natürlich - damit einhergehend - leichte Les- und Erfaßbarkeit.
    Keine "überladenen" Panel.

    INHALTLICHES:
    Die Geschichte muß für ein halbwegs intelligentes Kind nachvollziehbar sein.
    Keine allzu starke Häufung von Nebenhandlungen.
    Die Helden sind gut. Haben sie dennoch negative Eigenschaften, sind diese komisch (z.B. Pfiffikus' Sangeskunst) oder kindisch (die Schlümpfe benehmen sich mitunter sehr eigensinnig, da sie dies aber in einer Art kindlicher Naivität tun, fällt es uns leicht, ihnen zu verzeihen).
    Die Bösen sind facettenreicher: von lächerlich bis gemeingefährlich reicht hier die Palette.
    Der Humor der EM ist gutartig, selten bissig, nie gemein (die "Schwarzen Gedanken" zähle ich nicht zur EM).

    Klar, das für das Geschriebene gilt:
    Alle EM-Comics erfüllen obige Kriterien, aber nicht alle Comics, die o.g. Kriterien erfüllen sind EM-Comics.
    Es sollte auch nur der Anfang einer 'stilistischen' Definition sein.

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