Tja, wenn dem wirklich so ist, dann ist der Begriff "Ecole Marcinelle" als stilistische Abgrenzung unbrauchbar. Das wäre schade, denn: ES GIBT EINEN GEMEINSAMEN STIL, der um das Magazin Spirou (Dupuis) herum entstanden ist, zumindest bezogen auf die Semi-Funnies. Dieser Stil blieb aber nicht auf Dupuis beschränkt. Erfolgreiche Beispiele: Spirou und Fantasio/Gaston/Marsupilami (Jijé, Franquin u.a.), Johann und Pfiffikus/Schlümpfe (Peyo), Old Nick und Schwarzbart (Remacle), Harry und Platte (Will), Jeff Jordan (Tillieux), Boule und Bill (Roba), Lucky Luke (Morris, Goscinny), Asterix (Uderzo, Goscinny), Isnogud (Tabary, Goscinny), Minimenschen (Seron), Percy Pickwick (Bédu u.a.), Yakari (Derib), ... Wobei das nicht irgendein Stil neben anderen geblieben ist - wir reden hier teilweise von Ikonen der Unterhaltungsindustrie! Und deshalb wäre ein zusammenfassender, klar umrissener Begriff nützlich.
Kennzeichen aus meiner Sicht:
A. Zeichnerisch
1) karikaturhaft gezeichnete Figuren
2) Detailreichtum
3) Bewegungslinien
4) Darstellung von Gefühlen (spritzende Schweißtropfen etc.)
5) häufige Verwendung der Zentralperspektive
6) Panelgrenzen werden eingehalten
7) Benutzung von Schraffuren, Schatten u.ä.
B. Erzählerisch
1) starke Betonung der - oft ausgefallenen - Charaktere
2) keine Verwendung von anthropomorphen Tierfiguren à la Donald Duck
3) Betonung von "Nebensächlichkeiten" jenseits der Story-Hauptlinie
4) Verwendung der comic-typischen Sprechblasen
5) Parodien menschlicher Schwächen
6) Geschichten sind in sich abgeschlossen, erfordern keine Vorkenntnisse
7) für Kinder verständlich, oft aber auch für Erwachsene attraktiv
8) die Parodie ist gegenüber der Spannung mindestens gleichgewichtig
Bitte nicht dogmatisch zu verstehen. - Der Kriterienkatalog wäre komplett, wenn tatsächlich nur die obigen Serien (und die vielen mit ihnen verwandten) erfaßt würden. Welche weiteren gemeinsamen Kennzeichen lassen sich ausmachen?
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