Gar nicht so schlecht, dass dieser alte Thread noch einmal aktiviert worden ist, denn über das Werk von Miller lässt sich gut reden; damit ist es eben nicht so schnell abgetan wie mit einigen anderen Comics; außerdem: Vielleicht lesen das hier ja auch potentielle Neu-Leser...
In der Tat ist es übrigens so, wie auch schon gesagt worden ist: Homosexualität war unter den alten Griechen eine Form höherer Sexualität, besonders bei den so harten Spartanern, die die Kriegerliebe besonders schätzten, da sie zur Veredelung (angeblich) beitrug.
Nun noch etwas zum Millerschen Geschichtsbild, das hier schon einige Male angesprochen wurde: Millers Geschichte ist mit Sicherheit nicht vollkommen wahr, weil er sich auf die Überlieferung Herodots (griech. Geschichtsschreiber ca. 490 bis 425 vor Christi) stützt. Der wird zwar gemeinhin "Vater der Geschichtswissenschaft" genannt, aber mit dem Wissenschaftsanspruch nach unserer Vorstellung nahm es der Grieche nicht allzu genau. Geschichte sei nur wahr in ihrem Mythos, so lautete eine seiner Überzeugungen. Und so erzählt er uns denn die Schlacht um die Thermopylen als Mythos vom Spartiatentum um den großen Heerführer Leonidas - Millers Story, also. Überliefert finden wir diese Geschichte in den "Historien" im siebten Buch ("Polymnia"), ab Kapitel 200 bis ca. 234(lohnt sich wirklich, dort nachzulesen). Und so ähnlich, wie Herodot die Story schildert, wird sie von Miller auch umgesetzt - und darauf kommt es an, nicht darauf, ob sie wahr ist, oder nicht. Festhalten sollte man allerdings, dass es nicht allein die 300 Spartiaten waren, die die Schlacht entschieden, sondern auch noch einige andere. Auch die Geschichte der persischen "Superkrieger" (Die "Unsterblichen") wird da erzählt. Die bekannte Formulierung lautet übrigens übersetzt: "Mit dreihundert mal zehntausend haben viertausend Peloponnesier hier einst für die Freiheit gekämpft. Wanderer, kommst du nach Sparta, melde es daheim Lakedaimons Bürgern: erschlagen liegen wir hier, noch im Tode ihrem Gebote treu." Angeblich in Stein gemeißelt an der Stelle, an der die Schlacht stattfand, wurde diese Formulierung uns allen unvergessen, weil wir diese gleichnamige Kurzgeschichte von Heinrich Böll im Deutschunterricht lesen mussten; eine Kurzgeschichte, die Heldentum eben kritisch reflektiert, was man Miller nun wirklich nicht unterstellen kann. Das wäre aber auch nicht unbedingt angemessen, denn Miller hat hier keine Antikriegsgeschichte geschrieben, sondern eine alte Heldengeschichte adaptiert. Und es ist ihm großartig gelungen, die Geschichte in Herodots Geist (mit Millerschem Beigeschmack; wir Fans danken es ihm) umzusetzen.
Grüße an alle, die das Werk noch einmal lesen werden. Und nochmal. Und nochmal.
[Dieser Beitrag wurde von Joshua am 04. Oktober 2000 editiert.]
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