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Thema: 029: Auf dem Neos verschollen

  1. #51
    Moderator Avatar von Bhur
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    Zitat Zitat von pteroman
    (abstrakte kunst wird oft von künstlern bevorzugt, die bildnerisch nicht viel drauf haben. da kann jeder handwerkliche pfusch leicht als absicht erklärt werden. das wird auch ganz gut durch die kommentare gegeißelt.)
    Hast du hier nicht ein bischen tief in die Vorurteilskiste gegriffen? Entweder ein Künstler hat es drauf oder eben nicht. Schlechte Kunst gibt es sowohl in der "realistischen" als auch in der "abstrakten" Ecke.
    Mir hat ein "abstrakter" Künstler (Prof. an der Burg Giebichenstein in Halle) einmal sinngemäß gesagt, er habe einfach zulange realistisch gemalt, es würde ihn nicht mehr herausfordern. In einer Zeit von Foto, Fernsehen, Zeitschriften, Gebrauchsgraphik ect. wird man doch überschwemmt mit "realistischen" Abbildungen. Was soll ein Künstler dem noch entgegensetzen?

  2. #52
    Moderator Avatar von Bhur
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    Übrigens, wir beschäftigen uns hier mit dem Medium COMIC. Das und abstrakte Kunst steckt für den Normalbürger doch immer noch in der selben Ecke. Etwas für Kinder, Geisteskranke und Snobs.

    P.S. Ihr dürft euch aussuchen wozu ihr gehört.

  3. #53
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von Bhur
    ... Entweder ein Künstler hat es drauf oder eben nicht....
    .... In einer Zeit von Foto, Fernsehen, Zeitschriften, Gebrauchsgraphik ect. wird man doch überschwemmt mit "realistischen" Abbildungen. Was soll ein Künstler dem noch entgegensetzen?
    Das ist wohl wahr. Und so wie der Betrachter die Kunst an seinen Empfindungen mißt, drückt der Künstler seine Gefühle entsprechend im Kunstwerk aus.
    Die Frage, was man den "realistischen Abbildungen" in den Massenmedien (gibt es das?) entgegensetzen könnte, ließe sich natürlich auch so beantworten: Der Künstler steht mit den "realen" Darstellungen der Medien in Konkurrenz und kann seine Fähigkeiten dazu einsetzen, im dargestellten Objekt auch das zu zeigen, wozu Kameraaugen (noch) nicht fähig sind.
    Meine persönliche Zurückhaltung gegenüber moderner Kunst (auch in der sog. ernsten Musik), maßt sich kein Werturteil an. Aber um noch einmal den Vergleich zur Musik zu bringen: John Lennon, der mit Karlheinz Stockhausen befreundet war und seine Arbeit schätzte, empfand diese Musikrichtung "nur" als Gaudi, als ein Experiment, das man mal machen könne (Revolution Number 9). Er konnte weniger verstehen, daß man diese Kunst ernsthaft betreibt und penibel die Noten eines "Klangwirrwars" notiert, wie es z.B. Stockhausen tut.

  4. #54
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    Arrow Pteros Rezi mit Links

    Pteromans Rezension wieder mit eingebauten Links:

    Zitat Zitat von pteroman
    das cover der legendären nr. 29 zeigt eins der beliebtesten motive, weil es futuristisch und - sorry liebe bolschewisten - westlich zugleich wirkt. so haben wir uns die zukunft immer vorgestellt!
    ich weiß nicht mehr genau, wer die anekdote kolportierte, dass die gezeigte stadt im schimmernden schein der neonwerbung und durchpulst von haifischflossenbewehrten amiwagen west-berlin sein soll: war es l.r. selbst oder hatte es mir ein dritter zugetragen? ost-berlin, leipzig oder eine andere metropole der sbz war es jedenfalls nicht, moskau eher auch nicht.

    habe darauf hin noch mal meine postkarten aus den 50ern und 60ern durchgeflöht, aber nur annähernd ähnliche motive gefunden. die vorlage - wenn es denn eine gab - muss erst noch gefunden werden.

    aber bei genauem hinschauen ist die metropole so westlich denn doch wieder nicht: ein kaufhaus heißt einfach "kaufhaus" und hat keinen eigennamen, es gibt auch die simple reklameschrift "bekleidung". das war im osten gang und gäbe, denn bekleidung kam eh vom einheits-veb und war nicht groß in label oder handelsmarken unterteilt (über solche unikümer wie "jumo" etc. will ich mich hier lieber nicht auslassen).
    die "union bank" klingt zunächst recht westlich, aber die union der sowjetrepubliken lässt auch hier schön grüßen. das hotel heißt unverfänglich "park hotel", parks gab es ja zu beiden seiten des eisernen vorhangs.
    kurios die filmwerbung "(f)ilmbericht vom nucleon" am kino "orion". was wäre in einem kino anders zu erwarten als ein film? auch wenn es dokus selten bis ins kino schaffen und ein bericht von fernen planeten eher täglich im tv gezeigt werden würde, dient das kino hier, wie im osten üblich, auch als kultureller veranstaltungsort? man hat schon konzerte (stern meißen, naja) in ost-berliner kinos gesehn, auch lesungen u.ä. wurden in diesen damit zu kulturzentren aufgewerteten einrichtungen abgehalten. kenn ich aus dem westen eher nich.

    interessant hingegen das "casino": kann sich ja nur um eine spielbank handeln, oder? und verteufelte man damals nicht noch das glücksspiel im osten? (bis man auf die nicht unerheblichen einnahmen einer staatlichen lotterie auch im arbeiter-und-bauern-paradies nicht mehr verzichten mochte. schöpfte zudem überflüssige kaufkraft ab!) also doch westen! oder der allseits kommunistisch gebildete zukunftsmensch spielte nur um jetons ohne geldwert! nur so, des thrills wegen - aber brauchte er den in seiner welt noch? egal...

    jedenfalls scheinen diese blöden baskenmützen noch recht beliebt auf dem neos zu sein, überhaupt trägt man noch ganz fifties-like jede menge dunstkiepen.

    interessant die autoinsassen: ein schlafender köter sühlt sich im fond hinter der brünetten, deren begleiter jede menge frust zu schieben scheint - hat die töle ihm in der beliebtheitsskala den rang abgelaufen? teilt die schnepfe lieber das bett mit dem vierbeiner? wir werden es nie erfahren.
    die skat kloppende runde in einem anderen wagen scheint eine längere fahrt vorzuhaben, denn sie hat sich gleich zwei livrierte fahrer engagiert. rechts daneben rennt ein page einem gast hinterher. hat er kein trinkgeld bekommen oder hat der gast nur seine goldene kreditkarte vergessen?
    worüber der eine der straßenpolizisten sich so erzürnt, kann man auch nur raten: hat sich da einer verfahren?

    die kartusche seite 2 kommt nach dem üppigen und vielstrichigen cover recht spartanisch daher, die ersten zeichnungen sind aber wieder recht detailreich.

    die story dümpelt zwischen futuristischen elementen und üblem slapstick so dahin.
    seite 4 rechts unten sieht man dann zwei von zuviel junkfood verfettete kinder - sehr prophetisch! (die dann aber seite 6 plötzlich viel dünner sind - kunststück, sie haben sich ja schon bewegt!)
    beim doppelbild s. 12/13 hat sich einer mal richtig mit dem stift ausgetobt. nur "hotel utopa" klingt irgendwie komisch - so wie "phantasa". fehlt nur noch utopas "atoma".

    als kind fand ich diese zukunftsentwürfe jedenfalls sehr beeindruckend und zweifelte keine sekunde daran, solche szenarien in der zukunft geboten zu bekommen. und als ich vor jahren mal auf dem münchner hauptbahnhof mit dem handy telefonierte und mehrere silberglänzende ice-züge einfuhren, während an der videomatrix gegenüber eine überdimensionale fujitsu-werbung lief und vor mir ein typ mit diskman und inline-skatern ein chic gestyltes alcopop-getränk aus einem automaten zog, musste ich an meine erwartungen von damals denken und sah sie - wenn auch gaaanz anders - erfüllt!

    zurück zur story: die idee mit dem bildwerfer fand ich damals toll, kannte aber nur diaprojektoren und hab mich gewundert, wie man da ein normales foto duchleuchten kann. naja, zukunftstechnologie machts möglich.

    die gipsfiguren sind hier ja schon angesprochen worden: ja, das hb-männchen kämpfte mit ähnlichen machwerken (abstrakte kunst wird oft von künstlern bevorzugt, die bildnerisch nicht viel drauf haben. da kann jeder handwerkliche pfusch leicht als absicht erklärt werden. das wird auch ganz gut durch die kommentare gegeißelt...

  5. #55
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    Zitat Zitat von pteroman
    das hotel heißt unverfänglich "park hotel", parks gab es ja zu beiden seiten des eisernen vorhangs.
    Aber den "Eisernen Vorhang" gab's doch 1959 noch gar nicht.

    Zitat Zitat von pteroman
    rechts daneben rennt ein page einem gast hinterher. hat er kein trinkgeld bekommen oder hat der gast nur seine goldene kreditkarte vergessen?
    Trägt dieser vermeintliche Page nicht einen Colt in der Hand? Oder ist es vielleicht eher ein Handtaschendieb ?

    Zitat Zitat von pteroman
    nur "hotel utopa" klingt irgendwie komisch - so wie "phantasa". fehlt nur noch utopas "atoma".
    Dann hätten Restaurants bei der Deutschen Reichsbahn "Mitropia" heißen sollen?

    Übrigens erscheint mir auch Folgendes interessant: Obwohl man glaubt, in einer (fast) perfekten Gesellschaft zu leben, wo Verbrechen seit langem nicht mehr vorkommen - sozialistisches Lebensgefühl ? -, verhalten sich die lieben Mitmenschen nicht gerade vollendet: Sie wissen zwar, daß mit dieser Kamera keine Doppelbelichtungen möglich sind, stempeln aber trotzdem die Knipskünste des Reporters als mißlungen ab. Weil die Köpfe der Digedags zwischen den Leuchtreklamen erscheinen und nicht sein kann, was nicht sein darf? Der Neid "freundlicher" Kollegen?

    Übrigens sehe ich erst jetzt: der Portier taucht ja auch auf diesem Titelbild auf. Und Dig und Dag sind dort als Liftboys ähnlich ausstaffiert wie der hier, seinen Doppelgänger findet man in dem genialen Filmlustspiel "Manche mögen's heiß" von Regisseuer Billy Wilder, ein Streifen, der ebenfalls 1959 erschien. Also ist das auch ein (leicht verfremdetes) Variantcover zur Nr. 29, denn die Digedags waren ja hier nicht wirklich "Liftboys".

  6. #56
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von Wonderworld
    .... der Portier taucht ja auch auf diesem Titelbild auf. Und Dig und Dag sind dort als Liftboys ähnlich ausstaffiert wie der hier...
    Den einzigen Vergleich, den ich dazu anstellen kann, ist, daß die Digedags mit dem Liftboy ähnlich wenig gemeinsam haben wie die beiden Portiers untereinander. Kein Wunder wenn es dir früher nie aufgefallen ist.
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  7. #57
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    Zitat Zitat von Bhur
    Hast du hier nicht ein bischen tief in die Vorurteilskiste gegriffen? Entweder ein Künstler hat es drauf oder eben nicht. Schlechte Kunst gibt es sowohl in der "realistischen" als auch in der "abstrakten" Ecke.
    Mir hat ein "abstrakter" Künstler (Prof. an der Burg Giebichenstein in Halle) einmal sinngemäß gesagt, er habe einfach zulange realistisch gemalt, es würde ihn nicht mehr herausfordern. In einer Zeit von Foto, Fernsehen, Zeitschriften, Gebrauchsgraphik ect. wird man doch überschwemmt mit "realistischen" Abbildungen. Was soll ein Künstler dem noch entgegensetzen?
    hab mir schon gedacht, dass ich da ne kontroverse auslösen könnte. aber ein vorurteil ist es deswegen nicht, weil ich in meiner münchner zeit eine menge kunststudenten (sowie einige maler und galeriesten) kennenlernte und mir gern ihre werke ansah. und mir fiel auf, dass diejenigen, die "handwerklich" (im sinne von abbildungsfähigkeiten) am wenigsten drauf hatten, am abstraktesten malten oder modellierten. die anderen, die es vermochten, reales mehr oder weniger geschickt oder originell abzubilden, taten das auch, schlicht, weil sie es zeigen wollten.
    den einwand mit der fotografie oder der allg. bilderflut der medien, die einen künstler davon abhalten, der welt ein weiteres "realistisches" motiv zu schenken, lasse ich nicht gelten. die welt birgt eine unendliche motivvielfalt. natürlich darf und soll jeder künstler das tun, was er für richtig hält. auch kenne ich abstrakte kunst, die mir gefällt. aber die künstler, die abstrakt bleiben mangels anderer möglichkeiten und den bogen aus eitelkeit oder mediengeilheit auch mal überspannen, müssen auch mit dem rezepienten rechnen, der ihre scharlatanerie durchschaut.
    merke: nicht jeder hundehaufen, der auf einen sockel geschmiert und an den das wörtchen "kunst" geschrieben wird, ist auch solche!
    Geändert von pteroman (14.09.2004 um 07:53 Uhr) Grund: autistischer größenwahn und eklektizistischer kunstfaschismus

  8. #58
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    Zitat Zitat von Bhur
    Übrigens, wir beschäftigen uns hier mit dem Medium COMIC. Das und abstrakte Kunst steckt für den Normalbürger doch immer noch in der selben Ecke. Etwas für Kinder, Geisteskranke und Snobs.

    P.S. Ihr dürft euch aussuchen wozu ihr gehört.
    who the hell ist denn der "normalbürger"? der orwellsche gleichgeschaltete? die statistische größe otto normalverbraucher? der gesund volksempfindende?

    es gibt doch überall ein paar aufgeweckte und überall den stumpfen mob - mit soziotopübergreifenden fließgrenzen...

    ...im zweifelsfall snob!

  9. #59
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    Zitat Zitat von Wonderworld
    Aber den "Eisernen Vorhang" gab's doch 1959 noch gar nicht.


    Trägt dieser vermeintliche Page nicht einen Colt in der Hand? Oder ist es vielleicht eher ein Handtaschendieb ?


    Dann hätten Restaurants bei der Deutschen Reichsbahn "Mitropia" heißen sollen?

    Übrigens erscheint mir auch Folgendes interessant: Obwohl man glaubt, in einer (fast) perfekten Gesellschaft zu leben, wo Verbrechen seit langem nicht mehr vorkommen - sozialistisches Lebensgefühl ? -, verhalten sich die lieben Mitmenschen nicht gerade vollendet: Sie wissen zwar, daß mit dieser Kamera keine Doppelbelichtungen möglich sind, stempeln aber trotzdem die Knipskünste des Reporters als mißlungen ab. Weil die Köpfe der Digedags zwischen den Leuchtreklamen erscheinen und nicht sein kann, was nicht sein darf? Der Neid "freundlicher" Kollegen?

    Übrigens sehe ich erst jetzt: der Portier taucht ja auch auf diesem Titelbild auf. Und Dig und Dag sind dort als Liftboys ähnlich ausstaffiert wie der hier, seinen Doppelgänger findet man in dem genialen Filmlustspiel "Manche mögen's heiß" von Regisseuer Billy Wilder, ein Streifen, der ebenfalls 1959 erschien. Also ist das auch ein (leicht verfremdetes) Variantcover zur Nr. 29, denn die Digedags waren ja hier nicht wirklich "Liftboys".
    die mauer gabs noch nicht - den eisernen vorhang schon (begriff soll 1945 von goebbels geprägt und von churchill übernommen worden sein)!

    der page hält bestenfalls ein tablett (mit der kreditkarte drauf) in der hand.

    mitropa heißt (seit 1916) "mitteleuropäische schlaf- und speisewagen aktiengesellschaft". utopa ist dann vielleicht die "unionistische tageshotel-organisation für phantastische ausflugsziele"?

  10. #60
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    In den letzten drei Wochen hatte ich mehr als einmal die Doppelseite 12/13 in der Hand (bzw. auf dem Bildschirm). Was da auf 690 cm² untergebracht wurde, ist schon enorm. Ich habe mich bemüht, etwas gleichartiges - oder auch nur ähnliches aus dieser Zeit zu finden - und - es ist mir nicht gelungen. Einzelne Elemente, wie die Gebäude oder ein Schnellstraßenkreuz finden wir natürlich leicht wieder. Der Hinweis auf den "hobby"-Artikel vom November 1955 kann ebenfalls nicht wirklich überzeugen, auch wenn von seiner Bekanntheit im Hegen-Kollektiv ausgegangen werden kann. Zu vielfältig sind die die Ideen und Visionen, die im Mosaik zusammengetragen wurden. Kein Wunder, wie mir auch ein befreundeter Architekt lachend klarmachte, so etwas kann es auch nur im Comic geben! Kein Städteplaner könnte so etwas zu Papier bringen. Es ist schon so wie @pteroman sagt, "da hat sich einer mal so richtig mit dem Stift ausgetobt". Man beachte doch nur einmal das bis zum Paradoxen ineinander verschachtelte Röhren- und Tunnelsystem. Eine unterirdische Hafenanlage, unter der sich nicht nur Schnellstraßentunnel und Fernbahnen kreuzen, sondern auch noch ein weiterer Schiffahrtskanal im Winkel von 90°. Aus den viel beschworenen 5 Verkehrsebenen werden hier locker 8-10. Fünf entfallen allein auf den Bahnverkehr. Trotz einiger Absurditäten spürt man, daß dieses Verkehrkonzept nicht als "Brüller" gedacht ist. Viel mehr ist es eine überspitzte Darstellung des Verkehrskonzeptes, das von Eberhard Binder-Staßfurt für Unsere Welt von morgen gezeichnet wurde. Ähnlich extreme Vorstellungen eines Verkehrsnetzes in zahllosen Ebenen finden sich schon in einer Stadt der Zukunft, gezeichnet 1908, als man sich das New York der Zukunft vorstellte. Eine kleine Bildergalerie zeigt weitere Beispiele (Vorschau läßt sich vergrößern). Weiter - und mMn sehr interessant auf dieser Seite: die Ausstellung Futurama im Pavillon von General Motors anläßlich der New Yorker Weltausstellung 1939. Wie nahe Mosaik an den Entwürfen internationaler Architekten lag, zeigt sich dann auch an den farbigen Stadtmodellen, die zur Futurama, im Jahr 1964 gezeigt wurden.

    Die erwähnte(n) Zeichnung(en) aus Unsere Welt von morgen sehe ich, ähnlich wie die Mosaik-Doppelseite, als ein wohldurchdachtes Konzept. Karl Böhm und Rolf Dörge zeigten im Jugendweihebuch 1959 ihre Vorstellungen vom künftigen Leben in der sozialistischen Gesellschaft. Bemerkenswert ist die Offenheit ihrer Visionen. Internationale Forschungen und Entwicklungstendenzen werden analysiert und fließen, dort wo sie nicht nur einer Minderheit sondern der breiten Masse der Bevölkerung zugute kommen kann, in ihr Zukunftsbild ein. Im Ergebnis wird dem Jugendlichen eine fast perfekte Gesellschaft aufgezeigt, die, unter sozialistischen Produktionsverhältnissen, greifbar nahe ist.
    Allerdings hatten man die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht. Der (Walter Ulbricht) lieferte zwar wieder ein feines Vorwort, aber ob er vorher wirklich alle Artikel gründlich genug gelesen hatte?
    Das zugehörige Kapitel (inkl. Illustrationen) kann hier nachgelesen werden.

  11. #61
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    Zitat Zitat von Uhrviech
    Den einzigen Vergleich, den ich dazu anstellen kann, ist, daß die Digedags mit dem Liftboy ähnlich wenig gemeinsam haben wie die beiden Portiers untereinander. Kein Wunder wenn es dir früher nie aufgefallen ist.
    Der Portier nicht, das grüne Ding, was er anhat, einschließlich des gelben Gehänges, schon eher! Der Liftboy hat dieselbe Statur, wie der aus "Manche mögens heiß", welcher sämtliche als Frauen verkleidete Männer (was er nicht wußte), auch wenn sie zwei Köpfe größer und doppelt so alt wie er waren, im Fahrstuhl anmachte. Und der trug mit Sicherheit dieselbe Kopfbedeckung wie hier Dig und Dag. Der Titel "Alarm im Hotel" paßt auch zum Inhalt des Heftes 29. Außerdem gibt es eine im Mosaiker Nr. 29 (!) abgedruckte Geschichte von Michael Klamp, die sich in diesem Hotel zwischen Heft 29 und 30 abspielt. Sie heißt "Der Zwischenfall im Palastcafé".

  12. #62
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    @WW, ich meinte auch die Bekleidung. Dafür, daß es doch alles "Uniformen" sind, weichen sie schon etwas arg voneinander ab. Solch Gebaumel und die Farben rot, grün und blau sind doch ein gewisser Standard in der Branche, oder? Sieht man ja manchmal heute noch im Weg rumstehen, die Typen.

  13. #63
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    Ich denke, dieser Portier bzw. seine Kleidung ist aus mehreren Situationen bzw. Figuren im Mosaik zusammengesetzt oder beeinflußt worden. Zunächst einmal durch seinen nächsten "Verwandten" im Heft 182 "Zwischenfall im Palasthotel" (Begleitbild), dann durch den Einlasser aus Mosaik 29. Als dritte Quelle kommt Heft Nr. 70 in Betracht, wo Dig als ungebetener Gast durch die geschlossene Fensterscheibe in das Haus eines Fabrikanten geschleudert wird. Dieser, Mr. Squeech, läutet dann mit ebensolcher Glocke wie hier der Portier nach dem Butler, um Dig hinauswerfen zu lassen (Seite 17, Bild 3). Der Rausschmeißer trägt auch so ein Gehänge an seinem Jackett (Seite 17, Bild 4 + 5), und ihn ziert zudem die Perücke ähnlich wie den Portier vom Variantcover seine Bärte.

  14. #64
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Ein letztes technisches Thema soll zur 29 noch einmal aufgegriffen werden. Zu einem Verkehrskonzept, wie es in diesem Heft gezeigt wird, gehören nicht nur Straßen und Schnellbahnen in verschiedenen Ebenen, sondern natürlich auch Autos. Nicht nur die Zeitschrift "hobby" wagt in ihrer Ausgabe 04/1958 mit dem Beitrag Die Geisterstraße von Nebraska einen Ausblick in die Zukunft des Straßenverkehrs. Auch in Unsere Welt von morgen entwickeln Karl Böhm und Rolf Dörge 1959 erneut eine umfassende und spannend zu lesende Analyse zu diesem Thema, wobei man sich nicht an einem einzelnen Aspekt festklammert, sondern wie gewohnt bemüht ist, die Problematik von allen Seiten her zu beleuchten. Ich glaube, auf kaum einem anderen Gebiet (vielleicht mal abgesehen von der Kernfusionstechnik) schätzte man hüben wie drüben die Entwicklung der folgenden Jahre so falsch ein. Das mag auf der einen Seite mit den wirtschaftlichen Randbedingungen zu tun haben, auf der anderen Seite aber auch auf neuere wisschenschaftliche Erkenntnisse und handfeste Interessen der Automobil- und Mineralölkonzerne zurückzuführen sein. Zweifellos haben die letzten Jahrzehnte Fortschritte in der Verkehrsführung und Telematik gemacht, an die man damals nicht zu hoffen wagte. Es kam nur alles ganz anders - und welche Visionen haben wir heute?
    Geändert von Uhrviech (14.09.2004 um 20:50 Uhr)

  15. #65
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von Mosaikmaxe
    Parallelen aus dieser Zeit findet man im web einige. Hier mal ein Beispiel. Ich denke, die Themen und der Zeichenstiel war zu dieser Zeit überall ähnlich.
    Eines dieser Bilder haben wir mal Panel 1 von Seite 2 gegenübergestellt. Gerne hätte ich gewußt, von welchem Künstler - und wann genau - die diese Bilder original gemalt wurden. Der Website, die @Mosaikmaxe fand, kann man entnehmen, daß die Motive einer Galerie (es gibt ca. 60 davon) in verschiedenen Größen bestellt werden können. Arts of Fairies, Inc. beschäftigt bis zu 14 Künstler, die diese Bilder namhafter Maler wie Van Gogh oder Marc Chagall mit originalen Techniken "kopieren". Die Themengalerie Surrealist Future verrät leider nichts über den Ursprung der Originale, eine Mail-Anfrage wurde bisher noch nicht beantwortet. Also, falls jemand etwas weiß .... bitte um Info.

    PS. Das hat jetzt nichts mit der Kunstdebatte zu tun. Soll also kein Aufruf an die brotlosen Künstler der modernen Malerei sein, ihr Talent durch "Fälschungen" von klassischen Meisterwerken u.ä. unter Beweis zu stellen.

  16. #66
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    Ich habe noch Sammelbilder gefunden. Ich denke das zu der Zeit der Ursprung dieser großen Pläne lag. Die Technologie hatte das Zeug dafür. Ob das Geld für solche Projekte gereicht hätte, keine Ahnung. Leider kam dann der Krieg dazwischen. Da gab es doch einen Spielfilm mit Hans Albers drüber.
    Geändert von Mosaikmaxe (22.11.2004 um 19:32 Uhr)

  17. #67
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    @Mosaikmaxe, was es nicht alles gibt !
    Man sieht jedoch einen Unterschied. Diese wunderbaren Margarine-Bilder scheinen sich in ihren Zukunftsvisionen auf einzelne Objekttypen (Gebäude, Brücke, schwimmende Insel) zu beschränken. Wir sehen utopische Kugel- und Baumhäuser. Zu ebener Erde fahren dagegen klobige Oldtimer, Dampfschiffe befahren Flüsse und Ozeane. Aber zumindest bei den "Baumartigen Wolkenkratzern" ist ein mehrspuriger Verkehr angedeutet. Was das Alter und Ursprung großer visionärer Pläne angeht, dieses Bild stammte von 1908.

    Frage: Bleiben die Bilder auf http://members.fortunecity.de/mosaikmaxe stehen, oder müßte ich sie verlagern, damit die Links in 10 Jahren nicht ins leere gehen?

  18. #68
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Für Fans solcher Bilder empfiehlt sich auch DIESES BUCH, habe es vor einiger zeit schon mal auf alex online empfohlen und besitze es selbst, was mich eben als "Fan solcher Bilder" outet.

  19. #69
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    Zitat Zitat von Uhrviech
    Frage: Bleiben die Bilder auf http://members.fortunecity.de/mosaikmaxe stehen, oder müßte ich sie verlagern, damit die Links in 10 Jahren nicht ins leere gehen?
    Ich denke, ich nehme sie irgendwann wieder runter. Aber ich wurde vorhin leider unterbrochen. Arbeit!
    Um den Mosaikbezug nicht ganz zu verlieren, wollte ich zu den von mir angesprochenen Film noch sagen, das es da um die schwimmende Insel ging, die als Geheimakte ( KF2 ) aus einem Archiv verschwunden ist. Sie hieß natürlich nicht KF2 aber so ähnlich. Bei Heft 44 sind wir aber noch nicht.
    Ansonsten habe ich noch ein Bild von Rostock, wie man es sich in dem 50er Jahren vorgestellt hat und einen Film aus der Zeit, wo man sogar ein solches Modell bewundern kann. Aber ich glaube, dass würden dann doch zu weit gehen, obwohl die Ähnlichkeiten verblüffend sind.

  20. #70
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    @Mosaikmaxe, also wenn das Rostock-Bild dem Mosaik-Neos ähnlicher sieht, als der BH-Gustav dem HB-Bruno, dann zeig es vor.
    Schon im nächsten Heft landen wir per Eilexpress mitten in der DDR-Wirlkichkeit. Warum also nicht rasch noch etwas visionäres?

  21. #71
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    Ich habe den Film gefunden! ( von Hans Albers )
    Geändert von Mosaikmaxe (15.09.2004 um 18:22 Uhr) Grund: Uhrviech hat sich reingedrängelt. Ist aber ok

  22. #72
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    Zitat Zitat von Uhrviech
    @Mosaikmaxe, also wenn das Rostock-Bild dem Mosaik-Neos ähnlicher sieht, als der BH-Gustav dem HB-Bruno, dann zeig es vor.
    Schon im nächsten Heft landen wir per Eilexpress mitten in der DDR-Wirlkichkeit. Warum also nicht rasch noch etwas visionäres?
    Darf ich das HB Männchen nachreichen?

  23. #73
    Mitglied Avatar von gbg
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    thowi, in dem buch sind auch eine menge der abbildungen, es ist wie in allen zeiten, ist ersteinmal der damm gebrochen, stellt eine ganze generation solche bilder her und Horst Boche hat es zur meisterschaft damit gebracht und den Hegen zum wahnsinn

    " der malt mir ja noch die bilder kaputt!"

  24. #74
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    unter dem motto: "mozart! das sind, wie soll ich sagen, ääähh... ZU VIELE NOTEN." ???
    dieses kurze offtopic- zitat aus AMADEUS, einem meiner lieblingsfilme, sei mir gestattet.

  25. #75
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    @thowi, ich guck mir das Buch mal an, obgleich es nicht gerade die stärksten Kritiken bekommen hat. Bemängelt wird aber wohl mehr der Text- als der Bildteil.
    "Ein reines Bilderbuch ohne historischen Hintergrund
    Eigentlich ein faszinierendes Thema: Wie hat man sich in den letzten 50 Jahren die Zukunft vorgestell(t)? Leider zeigt das Buch nur Bilder ohne Quellenangabe und ohne Hinweis auf die Entstehungszeit. Der einzige Text (in drei Sprachen) geht mit dem Thema sehr 'oberlehrerhaft' um. Es ist leicht, aus aktueller Sicht diese Zeit als 'technikgläubig' abzuwerten, wir bräuchten heute etwas der Aufbruchsstimmung aus dieser Zeit."

    @gbg, das Zitat "der malt mir ja noch die bilder kaputt!" kenne ich in diesem Zusammenhang nicht. Hat also H. Boche die "zugemalten" Stadtansichten verzapft?

    Ich sehe den Grund für den permanenten Stilwechsel in den kommenden Heften auch nicht darin begründet, daß Hegen bestimmte Motive zu futuristisch, zu voll oder zu schrill wurden. Da gibt es "zwischendurch" genügend Gegenbeispiele. Aber es gab Geschichte, die erzählt werden sollte - und Geschichten, die man erzählen wollte. Da kam man IMHO um einen stilistischen Spagat nur schwer herum. Daß dies auch für Hegen unbefriedigend war, zeigt sich für mich, (ein Vorgriff vom ersten auf das letzte Neos-Heft ist hier vielleicht mal notwendig), besonders in Heft 44. Ich glaube nicht, daß man die Digedags und ihre Gegenspieler zur abschießenden Spionenjagd grundlos in vorneonische Fahrzeuge steckte. Als brilliant getarnten Hinweis (im wahrsten Sinne des Wortes) für den stillen Protest gegen andauernde Einmischungen in die Story sei der Wegweiser "KULT UR HAUS 3 km" angeführt.
    Geändert von Uhrviech (16.09.2004 um 06:43 Uhr) Grund: Frage bezgl. H. Boche eingeschoben

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