Bei mir war's so. Nach abgebrochenem Gymnasium und Kunstgewerbeschule verdingte ich mich als Gelegenheitszeichner für Bekannte, die dann wiederum jemanden kannten, die auch eine Zeichnung brauchten, und die dann auch einen Zeichnerbrauchten etc. Lange waren das Gefälligkeitsarbeiten, bis dann ein Bekannter ein hohes Tier einer Chemiefirma war, und die suchten jemand für ihren Firmenkalender. Da kam das erste Mal wirklich Geld rein. Und da die hohen Tiere auch mehr hohe Tiere kennen, die auch wieder Zeichnungen brauchen, ging eigentlich nicht schlecht, aber leben konnte ich davon noch nicht. Ausserdem wollte ich unbedingt Comics machen. Als in Zürich eine Comicbörse stattfand, packte ich meine Mappe und ging dahin. Auf einer Bühne waren eingeladene Zeichner zu Gast, die ihre Werke signierten. Ein Tisch war seltsamerweise leer, und zuerst dachte ich, der Zeichner habe sich verspätet. Als da aber längere Zeit niemand auftauchte, setzte ich mich einfach da hin, bastelte mir ein Namensschild, dass ich vor mir aufstellte, und gab mich als eingeladener Gast aus. Obwohl ich natürlich kein gedrucktes Werk zum signieren aufweisen konnte, fiel dies weder den Gästen, noch den Veranstaltern auf. Ein Journalist hat sich dann meine Mappe angesehen, und mit ein paar beschönigenden Worten meinerseits zu meiner Person, tauschten wir unsere Adressen. Ein paar Wochen später lud mich der Jounalist zu einem Pitch ein, an dem sich mehrere Zeichner für ein Comic-Buch Projekt bewarben. Ich gewann den Pitch und durfte das Buch zeichnen, ja sogar mitschreiben. Davon konnte ich etwa 1,5 Jahre leben. Danach bekam ich ein wenig den GW, aber das tat nur gut, denn ich fiel wieder in ein Existenzloch. Ich musste mich aufraffen und gestalltete eine Mappe, die ich an Werbeagenturen verschickte (etwa 30 Stück). Von einigen bekam ich dann auch Jobs, einige nahmen meine Mappe mit, als sie gekündigt haben, um bei einer anderen Agentur zu arbeiten. So streute sich meine MAppe, und ich habe seitdem eigentlich mehr oder weniger feste Stammkunden aufbauen können. Glück hatte ich auch viele MAle, aber so ging's dann weiter. Heute kann ich vom ZEichnen eigentlich sehr gut leben, aber das auch erst seit - sagen wir - 5 JAhren. Heute bin ich 31, damals, als ich anfing, mit Zeichnen Geld zu verdienen, war ich 17. Hoffe, dir geholfen zu haben. Das ganze ist eben eine Mischung aus Talent, Durchhaltevermögen, Glück, Eigenwerbung und Hoffen, das der Kunde zufrieden ist, und dich weiter empfielt.
Liebe Grüße
Borz
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