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Thema: Schriftsteller als Beruf - Kann man davon leben?

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  1. #10
    Mitglied Avatar von Maunzilla
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    Um noch mal auf die Ausgangsfrage zu kommen:
    Im Grunde kann man die gar nicht beantworten, denn:

    1. Was ist ein Schriftsteller? (Jeder, der irgendwann mal etwas veröffentlicht hat, oder jemand der nebenher Geld verdient, oder hauptsächlich, oder ausschließlich?)

    2. Zählen nur die Einkünfte aus dem Verkauf der Bücher oder auch das Geld, das mit Literaturpreisen, Stipendien, Geschenken, Lesungen, Interviews und TV-Auftritten verdient wird? Bei vielen (vor allem den elitären) Autoren sind diese Nebenverdienste deutlich höher.

    3. Geht man von dem tatsächlichen oder dem möglichen Verdienst aus? (Wenn einer nur ein Buch pro Jahr schreibt, und nicht genug verdient, aber genau so gut fünf schreiben könnte, und dann genug Geld hätte.)

    4. Was heißt, davon leben können? Es gibt sehr viele Menschen, die von kaum 5€ in der Stunde leben müssen. Und deren Arbeit ist weit anstrengender, schmutziger und gefährlicher. Geht man vom Mindestlohn aus, vom Durchschnittslohn oder vom individuellen persönlichen Bedarf aus?

    Im Prinzip kann man mit allen Berufen reich werden. Mit Autofahren kann man hunderte Millionen verdienen (in der Formel-1, als Taxifahrer nicht), als Sänger auch (wenn man Popmusik macht, als Reklamesänger nicht). usw.

    Der Erfolg und somit der Verdienst eines Autors hängt nicht in erster Linie von der Qualität seiner Bücher, sondern von vielen Zufälligkeiten ab. Ich bin fest überzeugt, daß wenn z.B. "Harry Potter" zehn Jahre früher oder später erschienen wäre, nicht so viel Geld eingebracht hätte oder wenn die Bücher von einem Deutschen geschrieben worden wären, oder an einen Verlag verkauft worden wären, dessen Manager nicht so geschäftstüchtig sind.
    Ein Buch kann noch so gut oder unterhaltsam sein. Wenn keiner davon erfährt, kann er es nicht kaufen. Umgekehrt werden auch schlechte Bücher gekauft, wenn sie in der Zeitung oder im Fernsehen besprochen werden. Und sei es nur, weil die Leute darüber reden können wollen.
    Insofern ist der Buchmarkt völlig unberechenbar.

    @ Kageko: Ich bahaupte mal ganz provokant, daß Fleiß und handwerkliches Können im Bereich der Kunst heute völlig nebensächlich sind. Was ist mit all den literarischen Eintagsfliegen? Das sind Leute, die einmal einen Bestseller landen und später in der Versenkung verschwinden. Wenn sie wirklich gut wären und fleißig, dann müßten sie laufend neue gute Bücher produzieren. Oder die Maler, die reich werden, indem sie drei Farbkleckse auf die Leinwand schmieren oder ein Pfund ranzige Butter an die Wand klatschen, oder ein schwarzes Quadrat aus Pappe ausschneiden, usw.

    Fleiß und Geschick zählen nur da, wo es auf die Leistung ankommt, also im Bereich des Handwerks. Wer Kolportageromane schreibt und jede Woche ein Manuskript abgeben muß, der muß fleißig sein, oder wer Drehbücher für eine TV-Serie schreibt, der muß unter Termindruck gleichbleibende Qualität liefern. Das ist echte harte Arbeit. Und wohl auch die einzige Art, wie man als Schriftsteller auf Dauer zuverlässige, vorhersehbare Einkünfte generieren kann.
    Aber ich denke, diese Leute sehen sich nicht als Künstler, und die kennt auch kaum einer außerhalb ihrer Branche, auch wenn sie vielleicht mehrere hundert Werke verfaßt haben.

    Reklame ist gerade im Bereich der Belletristik sehr wichtig. Es gibt keine natürliche Nachfrage nach einem (bestimmten) Roman. Dafür aber zehntausende von Konkurrenten. In den Buchläden liegen auf hunderten Qaudratmetern stapelweise Bücher rum, die alle irgendwie gleich bunt ausschauen. Die Verlage haben kaum Mittel um Reklame zu machen, schon gar nicht für einen einzelnen Titel. Hinzu kommt, daß sie zwei Mal jährlich neue Programme herausbringen, so daß ständig neue Bücher den alten Konkurrenz machen. Daher müssen viele Autoren selber die Werbetrommel rühren. Und da kommt es dann auch auf Äußerlichkeiten an. Wer jung ist, gut aussieht, sympathisch und extrovertiert ist, und vor Publikum reden kann, hat es leichter, als einer, der aussieht wie Hans Maulwurf und verdruckst in seiner Ecke sitzt.
    Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Letztes Jahr auf der Buchmesse habe ich ein absolutes Schrott-Buch gekauft, und zwar nur, weil die Autorin jung und hübsch und ich geil war.

    A Propos Schriftsteller: Normalerweise denkt man bei dem Wort ja in erster Linie an Romanautoren. Aber es gibt ja auch Leute, die Theaterstücke und Filmdrehbücher schreiben, also Literatur, die im Prinzip gar nicht gedruckt wird.
    Mich würde sehr interessieren, wie da die Bezahlung ist. Wird das nach Zuschauern im Theater abgerechnet oder nach den Einnahmen aus dem Kartenverkauf? Wie viel Geld bekommt man im Schnitt für eine Folge einer TV-Show (Marienhof, Lindenstraße, usw.) oder eines "Tatort"-Krimis oder dgl.?

    Ich weiß nur, daß man für ein Hollywood-Drehbuch über 100'000$ kriegen kann. (Für ein A-Movie, wie es bei irgend einem Monster-Film ausschaut, weiß ich nicht.)
    Geändert von Maunzilla (07.03.2008 um 01:09 Uhr)
    "Was ist das denn für ein Tier?" - "Das ist ein Maunzilla. Beachten Sie es nicht weiter." [SIGPIC][/SIGPIC]

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