Der überlistete Krake
Waren in den vergangenen Digedags-Heften unsere Helden in der Minderheit, so liegt im vorliegenden Mosaik ein Patt vor. Drei Digedags gegen drei Schurken. Die haben jedoch nur einen kurzen Auftritt und waren schon in Heft 4 zum Untergang verurteilt. Damit Kobolde und Leser trotzdem genügend Unterhaltung haben, wird erneut ziemlich tief in die Märchentruhe gegriffen. Schimpfende Affen, sprechende Sägefische, ein geschwätziger Krake, plaudernde Delphine und ein beispielhaft redseliger Löwe. Selbst der Mond führt nicht nur Selbstgespräche, sondern scheint ein guter Beobachter und Zuhörer zu sein. Aber auch ein Wandel in der Beziehung Kobold - Tier ist zu festzustellen. Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt von einer gleichberechtigten Partnerschaft zur Abhängigkeit, Unterwerfung und Ausnutzung. Die Digedags zeigen uns, wie man ihn gehen kann und trotzdem ein gutes Gewissen behält. Da wird ein Primat mit Steinen beworfen, der dankt es mit Kokosnüssen, die dringend benötigt werden. Sägefische werden als tödliche Waffe eingesetzt - und müssen in einen Kampf ziehen, der nicht ihrer ist. Der Krake, in dessen Revier man ungebeten eindringt, wird alkoholisiert und gefesselt. Die natürliche Gutmütigkeit von Delphinen wird schamlos ausgenutzt und ein Löwe dauerhaft versklavt! Uns erwartet also ein Heft, das es in sich hat. Selbst die gewaltsame Todesszene der Piraten hat noch etwas Absurdes.
Doch zunächst wollen wir die Story wieder aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten, denn es ist März 1957. Die Geschichte von der überlisteten Krake spielt naturgemäß in unmittelbarer Wassernähe. Es mag ein Zufall sein, dass sich dieser, doch recht militante Ausrutscher der Digedags zeitlich mit der Uni(formierung) der Seestreitkräfte der NVA (ab 1960 Volksmarine) deckte. Markanterweise setzte diese NVA-Teilstreitkraft ab 1956 Küstenschutzbote vom Typ "Delphin" ein und Minenleg- und -räumschiffe vom Typ "Krake" waren ab 1957 im Einsatz. Um nun auch noch die Sägefische ins Spiel zu bringen …, sie waren seit 1944 auf Kampfabzeichen (Kleinkampfmittel 1.-7. Stufe) abgebildet und wurden lt. dem 1957er Ordensgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das die DDR mit dem Einigungsvertrag von 1990 übernahm, als Auszeichnung für die Teilnahme an Kampfeinsätzen mit Torpedoreitern, Einmanntorpedos, Kleinst-U-Boote und Sprengboote ect., verliehen.
Doch das war für den DDR-Bürger zum Glück schon Geschichte. Mit der Hochseefischerei und Handelflotte ging es dagegen ab 1957 vorwärts. Wurden in den ersten Nachkriegsjahren in den Ostseewerften fast ausnahmslos Schiffe für die Sowjetunion repariert, läuft Januar in der Warnowwerft das erste Hochsee-Frachtschiff „Frieden“ vom Stapel.
In diesem Sinne geht es los, ich eröffne hiermit die Heftbesprechung Nr. 6. Hier könnt ihr vom 02.02.2004 bis 08.02.2004 einen Kraken überlisten.
Orlandos wörld präsentiert eine lustige Zusammenfassung und auf der Homepage von Tangentus wird der Inhalt auf den Punkt gebracht.
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