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Thema: Another Cruel Day

  1. #1
    Mitglied Avatar von Sac
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    Another Cruel Day

    Die Anfrage des Elches ist nun in spröde Wirklichkeit eingetaucht.

    Sac
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Eine strahlende Sonne erhebt sich über Kahlia. Das strahlende Lächeln einer kalten Sonne. Man muss schon genau hinsehen, den Blick hinauf zum Himmel wenden, für dieses Strahlen, denn nun mehr bricht sich das Licht matt in den verspiegelten und verchromten Gebäuden, die trotz ihrer Eleganz nichts weiter als riesige, sterile Blöcke in einer riesigen, sterilen Stadt sind. Hässliche große Blöcke, hässliche große Stadt.
    So gut wie in Vergessenheit geraten sind die Kern- und Randgebiete der vergangenen Tage mit ihren rustikalen Kirchen, ihrer Barocken Kunst, ihrem klassischen Touch.

    Doch wir dürfen nicht vergessen. Wir dürfen niemals vergessen. Denn wir sind selbst in Vergessenheit geraten, und wenn wir uns nicht weiter erinnern, wird es niemand mehr tun. Niemals wieder. Dieses Ende werden wir nicht zulassen, nicht, solange noch ein Tropfen Blut in unseren kalten Adern fließt. Wir sind Wesen einer Welt, die schon lange nicht mehr die unsrige ist. Sie gehört uns nicht mehr, würden wir sagen, wenn wir je so vermessen gewesen wären zu glauben, das die Welt überhaupt jemandem gehört. Und doch haben wir verloren, was uns nicht einmal gehörte. Wir müssen ohnmächtig vor Wut mit ansehen, wie alles um uns herum, alles was war, erbarmungslos zerstört wird. Unsere Welt liegt in Trümmern, und bald wird es die Welt aller Wesen sein, die in Trümmern liegt, so wie die unsrige.
    Einst wandelten wir stolz auf unseren Pfaden, doch wir haben uns blenden und verführen lassen, in unserer Gier nach dem Neuen vernichteten wir einander ohne uns im Geringsten über die Konsequenzen klar zu sein. Der Bruder die Schwester, die Mutter den Vater, die Kinder die Eltern. Wir verloren uns selber und unsere Traditionen in den Blutbädern, zu denen uns die Menschen immer wider anstachelten. Wie dumm wir eigentlich sind, uns von diesen primitiven Geschöpfen so beeinflussen zu lassen, doch was man uns auch nachsagt, keine Zunge kann so süß lügen, wie die einer Menschenfrau, und kein Wort kann so falsch sein, wie das eines Menschenmannes.
    Doch unsere Dummheit ist nichts im Vergleich zu ihrer eigenen, schaffen sie es doch, sich alle paar Hundert Jahre selbst in den Erdboden zu stampfen.
    Mit Schaudern erinnern wir uns der alten Geschichten, die uns Überliefert wurden, mit Respekt lauschen wir den Erzählungen der Alten, die die Katastrophe einst überlebten, mit Furcht folgen wir ihren scheinbar leeren Augen, und fragen uns, was sie gesehen haben müssen, um das Feuer, das einst in ihnen so hell strahlte, versiegen zu lassen.
    Unsere Unruhe wächst mit jedem Tag, die Schatten, die durch die Dunkelheit streifen, werden hektischer, dichter, unheilvoller. Es liegt ein Reiz in der elektrisierten Luft, der uns die Zähne fletschen lässt, uns zu den Bestien werden lässt, als die wir verschrien sind. Ja, wir haben Angst, und wir tun gut daran, denn ihr, die ihr denkt, keine Angst haben zu müssen, werdet als erste untergehen.

    Ja… sie sind blind geworden, unsere Kinder. Blind für die Worte Gottes. Unsere Weisesten sind grau geworden, und wir wissen nicht, wie lange sie noch unter uns weilen werden. Ferner wissen wir nicht, was wir tun sollen, nachdem ihre Sterne erloschen sein werden. Unsere Kinder glauben immer, ihr Leben selbst in der Hand zu haben, doch in Wirklichkeit sind sie verloren, wenn wir sie nicht an der Hand führen in schweren Zeiten. Oh ja, schwere Zeiten bestehen uns bevor. Ich sehe die alten Rollen vor mir liegen, verborgen in Schatullen hinter Wänden aus Glas, die alten Schriften der vergangenen Katastrophe, die sich doch hätte tief einschneiden müssen, die sich nie hätte wiederholen dürfen. Doch leider vergessen sie alles wieder, unsere Kinder. Sie sind zu blind geworden in ihrem Rausch nach Luxus. Ich kann sie nicht mehr vor dem Bewahren, was kommen wird, ich nicht mehr, und niemand sonst.

    Sie wird kommen, die neue Erfüllung vergangener Prophezeiungen wird wiederkehren und uns in der Zeit weit zurück katapultieren. Manchmal frage ich mich wirklich, wozu wir kämpfen, wenn wir den Kreislauf nicht beenden können. Wir sind machtlos gegen die Zeit, wir, die Eingeweihten der Kirche, die Wesen der Nacht, die Halbwesen, und die Anhänger der okkulten Sekten. Wir sind dazu verdammt um unseren Willen den Willen der anderen zu brechen. Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Im Krieg hat man keine Freunde. Und der Krieg wird kommen. Auch für die Blinden unter uns.
    Geändert von Sac (28.07.2005 um 12:21 Uhr)
    Totgesagte leben länger.

  2. #2
    Mitglied Avatar von Matrix
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    Er war wieder unterwegs, um seinen Durst zu stillen. Sowie jede Nacht und das schon seit ewiger Zeit. Er hatte sich schon nicht mehr die Mühe gemacht, genau nach zu zählen. Wozu auch, er würde ewig leben. Er war eins der Geschöpfe, die schon seit Anbeginn der Zeit die Erde bevölkerten. Er lies seinen Blick durch die Ferne schweifen und überlegte.
    Etwas muß sich verändern und es wird sich verändern. Nichts wird mehr so sein, wie es war, sprach er in seinem Geist, ehe er sich das Umfeld genauer anschaute. Heute war noch nicht der Zeitpunkt dazu und das wußte Danyeal. Was waren noch eins, zwei Tage mehr warten, in seinem langen Leben. Er hatte schon so viel erlebt.
    Er stand auf und sprang mit einem weiten Satz auf das nächste Dach, was etwa 5m entfernt war. Er hatte einen Menschen gerochen, eine Frau. Sofort nahm er die Fährte auf. Sie war ganz in seiner Nähe, daß wußte er genau. Doch halt, irgend etwas anderes war noch hier, irgendeine andere Gestalt. Sie war anscheinend hinter dieser Frau her, daher auch der Geruch von Angst, furchtbarer Angst. Anscheinend lief die Frau um ihr Leben. Er wußte, daß diese Gestalt kein Mensch war, sondern eine Kreatur der Nacht.
    Danyeal lief weiter, unsichtbar für das menschliche Auge, dafür war er einfach zu schnell. So eine Gabe hatte schon seine Vorteile. Seine Beute hatte dadurch nicht die geringste Chance ihm zu entkommen und auch im Kampf konnte es sehr hilfreich sein. Er wußte nicht mehr, wie es war, nur ein Mensch zu sein. So schwach und gebrechlich.
    Er erreichte das nächste Häuserdach. Zwischen der Frau und ihm lag jetzt nur noch eine kleine dunkle Gasse, die nur von dem Vollmond erhellt wurde. Für seine Augen stellte es kein Problem dar, er konnte hier so gut sehen, als ob ein Tausenwattstrahler direkt vor ihm stand. Doch für die Frau mußte es hier fast stockdunkel sein. Sie war sozusagen blind und in der Falle. Doch das wußte sie noch nicht. Eine große Mauer verhinderte ihre Flucht.
    Danyeal verharrte, er wollte unbedingt wissen, was für ein dämonisches Wesen hier, außer ihm, noch war. Er erstarrte, daß was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Die Veränderung würde doch schon früher beginnen, da er die ganze Zeit angenommen hatte. Er wußte zwar, daß es bald soweit wäre, doch das überraschte ihn. Sie hatte ihn vollkommen überrascht. Er war schon mittendrin und wußte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht.
    „Ich hätte mich besser vorbereiten sollen“, murmelte er unhörbar für andere. „Verdammt, ich muß noch schnell etwas erledigen.“
    Doch zuerst mußte er sehen, was mit der Frau passieren würde. Der Hunger war ihm sowieso schon vergangen. Der Vorteil seines Alters war, daß er nicht mehr verpflichtet war, jeden Tag Blut zu trinken, wie die Küken seiner Gattung. Er konnte es spielend eine Woche ohne den belebenden Saft aushalten.
    Was veranlaßte dieses Wesen auf die Oberwelt zu kommen? Normalerweise trauten sie sich nie soweit vor.

  3. #3
    Mitglied Avatar von neorus
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    (chapter I: vampires like to party)

    „...bereit?“, fragte er sein Gegenüber. ein leicht forderndes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er sich die Sonnenbrille, die er trotz der kompletten Dunkelheit in dieser Nacht aufgesetzt hatte, zu Recht rückte. ein nicken war die antwort seines Gegenübers. er sah noch einmal an sich herunter, die helle Hose, das rote Hawaii-Hemd. es saß alles... perfekt, wie immer. er strich sich ein letztes Mal durch die haare: „dann geht’s jetzt los, Johny!“ er klopfte Johny auf die Schulter. „...die Jagt beginnt.“

    mit einem kleinen Satz sprang er von dem dach auf dem sie gestanden hatten und ließ sich in die kleine Gasse fallen, Johny direkt hinter ihm. lautlos setzten beide auf dem Boden auf und als wäre nichts geschehen schlenderten sie aus der Gasse. er hatte immer noch dieses grinsen auf den Lippen. auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte sich wie in jeder Nacht eine Menschentraube gebildet. sie wollten alle ins " still feelin' ", einem Szene-Club, und so auch er und Johny.

    „Hey,… macht ma’ Platz hier!“, schrie der Türsteher, ein fetter Typ, der anscheinend sonst von nichts und niemandem aus der Ruhe zu bringen war, als er die Beiden über die Straße kommen sah. Bei ihm und Johny schien das wohl anders zu sein, er sah schon fast ängstlich aus, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Er salutierte im vorbeigehen vor dem Türsteher und zwinkerte ihm zu, Johny klopfte ihm nur auf die Schulter und rief der wartenden Menge, die ein wenig verärgert hinter der Absperrung stand, noch ein „Connections, Leute!“ zu, während sie beide hinter der Tür verschwanden.
    Geändert von neorus (19.02.2004 um 22:05 Uhr)

  4. #4
    Mitglied Avatar von Sensenmann
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    Es war eine wolkenverhangene Nacht. Nur gelegentlich warf der silbern leuchtende Vollmond sein Licht auf die schlafende Stadt an der Themse. Aber nicht alles schlief zu dieser Stunde.

    Ein Mann lief gedankenversunken und mit gesenkten Haupt über den alten Londoner Friedhof. Die verschlossen rostigen Tore hatten ihn nicht daran hindern können diesen Ort des Todes zu betreten. Den bodenlangen, beigen Mantel hatte er zugeknöpft und den Kragen hochgeschlagen. So bildete er einen auffallenden Kontrast zu der Dunkelheit die um ihn war - und der Dunkelheit die in ihm war. Einem aufmerksamen Beobachter wäre es vielleicht nicht entgangen dass er keinen Schatten warf. Doch selbst wenn jemand zugegen gewesen wäre, wäre es ihm unmöglich gewesen ihn wahrzunehmen solange es dieser nicht wollte.

    Lautlos schritt er an den Kreuzen und Steinen vorbei, bis er seine Schritte verlangsamte und schließlich vor einem der Gräber stehen blieb. Seine braunen Haare wehten im sanften Wind. Er schien einen Moment zu zögern, dann zog er aus seinem Mantel eine weiße Rose und legte sie vorsichtig in die Mitte des Grabes welches von roten Rosen bedeckt war. Damiens bleiches, jungenhaftes Gesicht war unbewegt, aber seine haselnussbraunen Augen blickten traurig auf die Inschrift des marmornen Grabsteins, der die Form eines lebensgroßen, weiblichen Engels hatte:

    Sarah Cromwell
    1861 – 1880


    Unter dem Namen und dem Geburts- und Todesjahr war ein kleines schwarz-weißes Photo eingelassen. Weitgehenst war es verblasst, aber selbst wenn nichts mehr auf dem kleinem Bild zu erkennen gewesen wäre, wäre Damien nicht in der Lage gewesen das Abbild darauf zu vergessen. Ihre blonden langen Haare die sich wie Seide um ihre Schultern legten, ihre leuchtenden blauen Augen in deren Tiefe er sich so schnell verloren hatte, die sanften Züge ihres engelsgleichen Gesichts. Wenn er schlief sah er sie in seinen Träumen - war er wach, tanzte sie vor seinem Auge.

    Er schüttelte den Kopf, solche Gedanken brachten ihm jetzt nichts. Er richtete sein Augemerk nun auf die Verse die unter dem Bild eingraviert waren:

    Auf der anderen Seite
    Auf ewig vereint
    der Wolf und das Lamm


    Plötzlich verstärkte sich der Wind und vertrieb die dunklen Wolken, so das diese den Mond für einen Augenblick frei gaben. Dessen Strahlen tauchten Damien in ein helles Licht, gaben aber auch den Blick auf eine zweite Person frei die sich bisher im Schatten versteckt gehalten hatte.

    „Lange nicht gesehen, Bücherwurm !“
    Die Stimme mit dem unüberhörbaren französischen Akzent ließ Damien überrascht aufsehen.

    „Lassard !“ Es hörte sich eher wie ein Fluch als ein Name an.

    Aus dem Schatten trat mit einem arroganten Lächeln ein großer, schlanker Mann heraus. Er trug einen schwarzen Mantel und war auch sonst in Schwarz gekleidet. Schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarzes Hemd. Seine schwarzen langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und die leuchtenden, grünen Augen fixierten nun Damien raubtierhaft, während er auf ihn zuging.

    „Derselbe. Hab mir gedacht, dass du hier zu finden bist. Musst ja wahnsinnig in Gedanken versunken sein, wenn du meine Präsenz nicht gespürt hast. Ich will dich ja nicht kritisieren...“

    „Als ob du damit je ein Problem gehabt hättest.“ unterbrach Damien ihn barsch. Sein Gesicht hatte sich verhärtet.

    „...aber in unserer Branche ist das nicht gerade vorteilhaft.“ beendete Lassard ungerührt.

    „Wenn man nicht obacht gibt ist man schnell um Kopf und Kragen gebracht. Und das meine ich wortwörtlich. Aber das weißt du ja selbst, Brüderchen.“

    „Ich bin nicht dein Bruder.“

    „Nun, wenn man es genau nimmt wäre ich ja dein Onkel. Aber im Orden, in unserer Familie sind wir doch alle Brüder, nicht wahr ?“

    „Die einen mehr, die anderen weniger.“

    Lassard schüttelte anscheinend betreten das Gesicht.
    „Du enttäuscht mich, Damien. Wenn das der Poet hören würde. Aber, nun ja, wie du meinst. Soll nicht mein Problem sein. Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass ich nicht hier bin weil ich deine Gesellschaft gesucht habe. “

    „Ja und ?“ Damien wurde langsam ungeduldig.

    Lassard lächelte noch immer.
    „Der Poet ruft alle Erzvampire zusammen. Wir sollen uns umgehend bei ihm melden.“

    Damien zog die Augenbrauen zusammen. Es kam nicht sehr oft vor dass die Vertreter des Königsvampirs zusammengerufen wurden. Besonders da sie in alle Welt verstreut sind um den Aufgaben die ihre Position mit sich bringt gerecht zu werden.
    „Es gibt Probleme, nicht wahr ?“

    Der Franzose zuckte gelangweilt mit den Achseln.
    „Wenn du es so nennen willst. Innerhalb des letzten Monats wurden mehrere Ordenshäuser von der Inquisition dem Erdboden gleich gemacht. Nicht nur von uns, sondern auch von den anderen Familien.“

    Wenn er nicht schon unnatürlich bleich gewesen wäre, wäre Damien es sicherlich jetzt geworden.
    „Verdammte Scheiße !“ entfuhr es Damien.
    „Wie haben die Inks das geschafft ? Mehrere Ordenshäuser. Und das würdest du kein Problem nennen !?“

    Lassard grinste breit und enthüllte seine knochenweiße Reißzähne.
    „Hört sich doch ganz danach an als ob sich da ein großer Spaß anbahnt. Der Poet will die Familien zusammenrufen, damit wir den Inks mal so ordentlich in den Arsch treten.“

    „Es wird nicht leicht sein die Familien dazu zu überreden zusammen zuarbeiten. Ganz zu schweigen davon die Familien erst mal an einen Tisch zu bekommen.“

    „Der Poet wird das schon machen, Bücherwurm. Keine Sorge. Morgen um 23 Uhr geht unser Flug nach Deutschland. Valerie wird uns am Flughafen abholen.“

    Lassard wandte sich zum Gehen, blieb dann aber stehen. Seine Stimme, die eben noch so voller Fröhlichkeit zu stecken schien, hörte sich nun hart und kalt an.
    „Ich weiß zwar nicht warum, aber mein Schwesterlein vermisst dich sehr. Also kümmere dich gefälligst um sie.“
    Lassard machte eine kurze Pause und drehte sich soweit herum dass Damien in seine rotglühenden Augen blicken konnte.
    „Sonst kümmere ich mich um dich !“

    Lassard trat in den Schatten und war kurz darauf verschwunden.
    Damien sah noch eine Weile auf die Stelle wo Lassard eben verschwunden war und ließ sich noch mal seine Worte durch den Kopf gehen. Danach wandte er sich wieder dem Grab zu und überzeugte sich davon dass mit ihm alles in Ordnung war. Mittlerweile hatten sich die Wolken wieder vor dem Mond geschoben. Ein Mensch hätte Probleme gehabt jetzt noch etwas zu erkennen, aber diese Problem ergab sich bei ihm schon lange nicht mehr. Dafür quälten ihn andere Dinge, wie die Gier die Nacht für Nacht in ihm erwachte. So wie in dieser Nacht. Es wurde Zeit für den Abschied.
    Er ging in die Hocke und strich mit dem Finger über den eingravierten Namen.

    Irgendwann sehen wir uns wieder, Sarah. Irgendwann. Der Wolf und das Lamm.

    Er richtete sich auf und verließ den Friedhof. Zurück ließ er eine weiße Rose und eine einzelne rote Träne.
    Geändert von Sensenmann (02.09.2005 um 09:06 Uhr)
    The Elchs will rise again !

  5. #5
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    Der jungen Frau war nicht klar, dass niemand –und wäre auch eine ganze Elitetruppe gekommen– in der Lage gewesen wäre, ihr zu helfen. Doch es kam eh niemand. Niemand wusste von dem Schicksal dieses gehetzten Geschöpfes. Niemand hörte ihre kreischenden Schreie, vernahm ihren stockenden Atem, spürte ihren zitternden Körper sich gegen die massive Mauer drücken, roch die Angst in ihrem Schweiß oder sah die in Todesangst geweiteten, blinden Augen. Niemand außer zwei der dunkelsten Kreaturen auf Erden. Zwei Wesen, denen ihr Leben nichts wert war, denen das Leben niemandes etwas wert war. Und sie war ein Niemand für sie. Zwei Wesen, die ihr nach dem Leben trachteten. Nicht, weil sie sie war, nur ihres Lebens wegen. Ihres Saftes. Zwei Wesen, die sich ihrer nächtlichen Blindheit vollauf bewusst waren. Zwei Wesen, dessen glühende Augenpaare sie gespannt fixierten.
    Ein bedrohliches Knurren, ein dunkler, dämonischer Laut, drang aus der Dunkelheit an ihr Ohr. Ganz Nahe war es, Killerinstinkt, Blutdurst, verriet es. Sie spürte einen heißen, feuchten Film an ihren Beinen, stoßweise schienen ihre Knöchel von der Hitze zu brennen, oder in der Kühle der Nacht zu erfrieren. Ein höllischer Atem. Sie roch das Gemisch aus Schwefel, Moder, Tod, verbrannter Asche und segnenden Feuers.
    Tropf, tropf, tropf.
    Sie wagte kaum noch zu atmen, verfolgte das platschende Geräusch, das stetig näher zu sein schien, mit den Ohren, suchte mit panischen Blick das leise Rascheln, das Dumpfe aufsetzen schwerer Füße, zu orten. Doch sie sah nicht, was sich ihr zielbewusst näherte. Der Anblick allein hätte gereicht, sie umzubringen.
    Ein letztes Knurren, heiser wie ein boshaftes Kichern drang hinaus in die kalte Nachtluft, bevor das Geschöpf aus der Unterwelt zum Sprung ansetzte. Es hatte sein Opfer gejagt und gefangen, jetzt war der Zeitpunkt, es zu töten.
    Ein Gellender Schrei hallte von den Wänden der Häuser wider. Ein kurzes Röcheln, wie ein fallendes Blatt im Wind, gab Kunde von ersterbendem Leben. Dann folgte Stille. Ein weiterer Stern war auf immer für die Erde, für den Himmel verloren.
    Nur die scharfen Ohren ebensolcher Wesen fern der Menschenwelt, wie dieses es war, hätten das reißende, kratzende, zerfetzende, beißende, sabbernde Vergnügen hören können, dem es sich hingab. Und einer von ihnen hörte es. Einer von ihnen konnte den zerfleischten Kadaver der Frau in seiner Zerstörung mit ansehen, als das bösartige Geschöpf seinen großen, hässlichen Kopf nach oben wandte. Ein Tier, hätte man meinen können, groß wie ein ausgewachsener Bulle, von ebensolcher, wenn nicht noch kräftigerer Statur, scharfe Konturen von harten Muskeln zeichneten sich an den Stellen ab, an denen statt des zottigen, schwarzen Felles, ledrige Hautlappen traten. Tiefe Narben, Schorf, zu Boden zischender Schwefel aus eitrigen Wunden, benetzten seine Haut. Rotglühende Augenhöhlen, in denen die Augäpfel fehlten. Offene, rote Hautlappen an den Lefzen, aus denen stetig Dampf drang. Ein reißendes Maul, nicht mehr als ein ungeschickt klaffender, großer Schnitt, aus denen sich Reißzähne drängten, die zu groß für das Tier schienen. Dort, wo die Ohren hätten sein sollen, hingen zerfetzte Hautschichten, die Nase nur zwei Schlitze im Gesicht. Ein Asche in die Luft verstobener, metallharter Schweif schlug rastlos auf den Boden auf. Die lange, verfault aussehende Zunge, 1000mal rauer als Sandpapier, Hing schlaff aus dem Mund. Riesige Krallen an schweren, unförmigen Tatzen gruben sich scharrend in den Beton.
    Ein Höllenhund.
    Totgesagte leben länger.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Matrix
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    >Wieso, wieso war diese Kreatur aus den Untiefen hinauf gekrochen? War die Prophezeiung wirklich schon so weit?<
    Danyeal zog seine Armbrust von seinem Rücken herunter und zielte auf das Wesen. Doch etwas lies ihn zögern. Er mußte eigentlich nur noch schießen und alles wäre vorbei gewesen, aber er tat es nicht. Er, der eigentlich nie zögerte, konnte es nicht zu ende bringen, obwohl das Wesen den Tod verdient hatte. Er lies seine Waffe langsam sinken und wand sich ab, sollte der Höllenhund sein grausames Werk vollenden. So wußte wenigstens das Böse nicht, daß es irgendwelche Gegner hatte. Danyeal konnte so in ruhe weiter machen, mit dem, was er begonnen hatte.
    Jetzt mußte Danyeal erst seine Nachforschungen intensivieren und er wußte auch schon, zu wem er hin gehen mußte, um die Informationen zu bekommen, die er so dringend brauchte, damit er das ganze beenden konnte. Falls das überhaupt noch möglich war.
    Er verstaute seine Waffe und sprang auf das nächste Dach, daß etwa 10m entfernt war. Der Mond war immer noch von dicken Wolken bedeckt, so daß kein Licht die Erde berührte. In wenigen Augenblicken würde es sicherlich anfangen heftig zu regnen. Das wußte er so sicher, wie das Amen in der Kirche immer zum Schluß eines Gebetes kam. Er sprang fast schwerelos von dem Dach hinunter und landete lautlos auf der Straße direkt neben seiner Dodge Viper.
    Er konnte gerade noch hören, wie der Höllenhund aufheulte, eher Danyeal in sein Auto stieg und die lange gerade Straße entlang fuhr, direkt in Richtung Stadtzentrum von New Orleans.

  7. #7
    Mitglied Avatar von Schiller
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    George van Hort schritt gemählich am Ufer der Moldau entlang. In dünnen Schwaden entwich sein Atem, trotz, dass er den Mantel fast bis zur Nase hochgezogen hatte. Die Hände mit den dicken Handschuhen, tief in den Taschen vergraben, suchte er das Ufer nach auffälligen Zeichen ab, aber er fand keine. Er blickte zum Himmel. Seit ein paar Stunden hatte es aufgehört zu schneien und seitdem war es spürbar kälter geworden. Nun gaben die Wolken vereinzelt den prächtigen Sternenhimmel frei und der Halbmond tauchte die prächtige, alte Stadt in ein erhabenes und zugleich unheimliches Licht. George mochte diese Stadt nicht. So schön er sie auch fand, dass Gefühl, dass sie ein grausames und düsteres Gesicht unter ihrer Oberfläche barg, wurde immer intensiver. Aber hier war der Ort, an dem seine Reise nun endlich einen wichtigen Wendepunkt finden sollte. Er dachte nach.
    George van Hort litt, seit er denken konnte unter einer erheblichen Amnesie. Er lebte zwar in einem prächtigen Haus in Florida und besaß mehrere Villen über die ganze Welt verteilt, konnte aber nicht herausfinden, woher all dieser Reichtum stammte oder wer er überhaupt war. Er besaß einen unglaublich umfangreichen Wortschatz und sein Allgemeinwissen war dementsprechend ebenso hochgradig. Doch die Frage nach seiner Herkunft oder seinen Eltern konnte weder er, noch die Dienerschaft, noch andere je beantworten. Ständig auf der Suche nach seinen Wurzeln, fühlte er mit zunehmendem Alter ein starkes Brennen in seinem inneren, eine Art Feuer der Sehnsucht, dass er nie richtig einzuordnen vermochte. Sein Alter war ebenfalls ein Problempunkt, denn er lebte nun schon seit Beginn seiner Erinnerung über 50 Jahre und sah noch immer aus wie Mitte Zwanzig. Daher hatte er es auch aufgegeben, Geburtstage zu feiern und er wechselte regelmäßig sein Personal. Freunde und Bekannte besaß er kaum, was ihn allerdings nie wirklich störte, weshalb er sich auch nie um Abhilfe dessen bemühte. Nun war es vor gut 4 Jahren geschehen, dass er während einer Autofahrt plötzlich in einen ohnmachtsähnlichen Zustand verfiel. Er und sein Wagen landeten im Straßengraben, weitab einer rettenden Stadt oder Gemeinde. Was ihn so überrumpelt hatte, waren plötzliche, blitzartig erscheinende Visionen, aus einem Leben, dass er offensichtlich einst geführt haben musste. Allerdings in einer Zeit, die wohl dem Mittelalter zuzurechnen war. Außerdem bemerkte er starke Veränderungen an seinem Körper, wie zum Beispiel wesentlich höhere Widerstandskraft, als bei einem Menschen möglich. Kurzum, die Visionen häuften sich und setzten wie nach einem Schockerlebnis Stück für Stück und unregelmäßig ein, so dass er es bld verstand, diese Gedankenfetzen zusammenzufügen. Mit diesem Wissen und der vollendeten Mutation seines Körpers wusste George nun etwas über sich, dass er früher wohl als groben unfug abgetan hätte: er war ein Drache! Ihm war, als wäre er aus einem Jahrhundertraum erwacht und hätte nun die möglichkeit, dieses Leben rückblickend zu betrachten. Allerdings fehlte ihm ein riesiges Stück zwischen seinem letzten Kampf (wahrscheinlich in den schottischen Highlands) und Heute.
    Die körperlichen Veränderungen, die er durchgemacht hatte, waren allerdings wesentlich deutlicher zu Tage getreten. Bei deren Vollendung konnte George nun zwischen drei Getsalten wählen. Seiner jungen, menschlichen Form; einer Mischform aus Drachenwesen und Mensch, wobei er aufrecht auf zwei Beinen ging, lederne Flügel, schuppige Haut und scharfe Zähne besaß und die schlussendliche Form eines Drachen, so wie sich Altertumsforscher so ein Tier vorstellten.
    Um nun mehr über sich und eventuelle Kumpanen zu erfahren, verschwendete er fast ein Jahr darauf, sich mit Okkultisten und düsteren Gestalten abzugeben und deren Rat und Meinung einzuholen. Das Einzige, was er dabei herausfand, war, dass all diese Typen Hochstapler und Scharlatane waren, die von einer dunklen Welt, jenseits der unseren überhaupt keine Ahnung hatten. So sollte es also der Zufall richten, dass er bei einem Aufenthalt in Schottland an den alten Rossbaum geriet, einen polnischen Juden. Im Suff lernten sich beide kennen und stellten schnell wenige, aber treffliche Gemeinsamkeiten fest. Schlussendlich kam heraus, dass Rossbaum schon seine Kindheit in Deutschland verbrachte. Sein einziger Angehöriger war dessen Großvater gewesen. Als eines Tages NS-Offiziere die Wohnung stürmten (in der mehrere verfolgte Juden Unterschlupf fanden), taten sich zwei der Gefangenen durch merkwürdige Veränderungen vor. Laut Rossbaum zersprengten sie ihre Handschellen in einem Nu, fielen die Offiziere (trotz mehrerer gezielter und gelungener Schüsse) an und saugten ihnen das Blut aus dem Hals. Danach zerstückelten sie die "Leichen" der Nazis. Die beiden Vampire nahmen den restlichen Juden das Versprechen ab, dass diese nie ein Wort über jenes Ereignis verlieren würden. Später entkam Rossbaum mit seinem Großvater nach Großbrittanien.
    So hatte George endlich einen Anhaltspunkt gefunden, noch dazu, da Rossbaum ihm mehrere seiner Kontakte nennen konnte, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. So reiste George also unter dem Decknamen Peter Drake in das Herz Europas und suchte weiter nach Spuren.
    Nun also, nach zwei Jahren sollte seine Reise hier ein vorläufiges Ende genommen haben, denn ihm wurde zugesichert, er würde hier Pavel Troskojew, einen "Andersartigen" und noch mehr von seiner Art treffen. ...
    Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf.

  8. #8
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    Damien schlenderte durch die dunklen Straßen Londons, während er spürte wie sein Durst immer größer wurde. Er hatte schon seit längerer Zeit kein Blut mehr zu sich genommen und langsam konnte er der wachsenden Gier nach dem roten Lebenselixier nicht mehr wiederstehen. Vielleicht lief ihm noch jemand über den Weg, sonst musste er warten bis er seinen Wohnsitz am anderen Ende von London erreicht hatte. Dort könnte sich einen der menschlichen Sklaven aussuchen und sich ihn zu Gemüte führen.

    Manchmal grauste ihn das, was er mit den hilflosen Menschen tat die ihm als Nahrungsquelle dienten. Andererseits waren die Versuche mit den Blutkonserven nicht so zufriedenstellend verlaufen wie er erhofft hatte. Sie verursachten ihm nur Übelkeit und hinterließen ein unangenehmes Schwächegefühl. Und im Angesicht der Verhältnisse konnte er sich keine Schwächen erlauben.

    Damien hielt inne, als er laute Geräusche aus einer der Seitengassen hörte. Als er den Geräuschen nachging, entdeckte er drei ihm unbekannte Vampire die ein ca. 16jähriges Mädchen in eine Sackgasse getrieben hatten. Die Kleidung des Mädchens war zerrissen und schmutzig, während die Vampire gänzlich in schwarzen Leder gekleidet waren.

    Damien näherte sich langsam dem Geschehen.
    „Zu welcher Familie gehört ihr ?“ rief er seinen drei Artgenossen zu.

    Diese drehten sich nun um und sahen ihn feindselig an.
    „Verschwinde hier ! Die Kleine gehört uns.“

    „Zu welcher Familie gehört ihr ? wiederholte Damien seine Frage ungerührt.

    Der scheinbare Anführer der drei Vampire öffnete den Mund zu einer Erwiderung, wurde aber von einem seiner Kumpane unterbrochen als dieser ihm etwas ins Ohr flüsterte.

    „Verstehe, du bist hier so was wie der Chef in diesem Gebiet. Hör mal, du lässt uns das Mädel hier erledigen und verschwinden wir auch schon wieder von hier. Einverstanden ?“

    „Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet.“

    Etwas irritiert sahen sich die drei Vampire an. Schließlich entschloss sich ihr Anführer darauf zu antworten.
    „Wir gehören keiner Familie an. Wir sind sehr stolz auf unsere Unabhängigkeit. Wir sind...

    „...Freiwild.“ Damien entblößte eine Reißzähne und stürzte sich auf die unwillkommenen Gäste. Wenn sie keiner Familie oder Orden angehörten waren sie für seine Familie nur Konkurrenz.
    Dem ersten riss er dem Kopf von den Schultern und kurz darauf durchbohrte seine Faust die Brust des zweiten Vampirs. Dessen Augen blickten Damien überrascht an, bis auch sie wie der Rest des Körpers zu Staub zerfielen. Als sich der braunhaarige Vampir dem Anführer der drei zuwandte bemerkte er das dieser ein Schwert in der Hand hielt.

    „Die beiden waren noch grün hinter den Ohren, doch mit mir wirst du nicht so ein leichtes Spiel haben !“ Der schwarzgekleidete Vampir vollführte eine übertriebene Geste mit seinem Schwert.

    Damien grinste. „Gut, ich fing nämlich gerade an mich zu langweilen.“

    Damiens Gegner stürmte mit ungeheurer Geschwindigkeit auf ihn zu und setzte zum Schlag gegen den Hals des Erzvampirs an. Doch bevor er den Schlag ausführen konnte, verspürte er einen Druck an seinem Oberkörper. Er sah an sich herunter und bemerkte dass Damien ihm den langen Lauf einer glänzenden Handfeuerwaffe an die Brust hielt.

    Der Vampir in Leder lachte spöttisch. „Eine Knarre ? Du willst mich mit einer Knarre umlegen ? Du solltest wissen, dass man uns damit nicht töten kann.“

    „Diese Waffe ist mit Silberkugeln bestückt.“

    „Auch damit bringst du mich nicht um.“

    „Nein, aber du wirst höllische Schmerzen haben.“
    Damien drückte ab. Dreimal. Sein Gegenüber wurde nach hinten geschleudert und verlor dabei sein Schwert. Er hielt sich die Brust wo aus drei Löchern kleine Rauchfähnchen aufstiegen.

    Der verwundete Vampir richtete sich wütend auf. „Du mieser kleiner..“

    Er sollte seinen Satz nie beenden. Sein Kopf flog in hohen Bogen durch die Luft, als Damien ihn mit dessen eigenem Schwert köpfte und sich dabei vorstellte dies mit einem gewissen französischem Vampir zu tun. Der Kopf selber kam nie am Boden an, denn schon in der Luft zerfiel er zu Staub.

    Erst jetzt bemerkte Damien, dass das Mädchen immer noch in der Sackgasse saß. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und ihre verfilzten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Als sich Damien ihr näherte wich sie erschrocken vor ihm zurück und begann zu wimmern.

    „Hab keine Angst. “Damien reichte ihr seine Hand und als sie endlich danach griff, zog er sie hoch.
    „Sie sind tot, sie können dir nichts mehr tun.“

    Das Mädchen fiel ihn seine Arme und begann hemmungslos zu weinen. Damien kam sich zuerst ein wenig fehl am Platz vor, doch dann legte er die Arme um sie und strich gelegentlich über ihr Haar, bis sie sich schließlich beruhigte. Als sie sich von ihm lösen wollte, hielt er sie weiterhin fest.
    „Es tut mir Leid.“ flüsterte er ihr zu.


    Dann versenkte er seine Zähne in ihrem Hals.
    Geändert von Sensenmann (16.11.2005 um 10:11 Uhr)
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  9. #9
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    Der Alte stand seit geraumer Zeit vor der großen Vitrine, die Hände auf das schützende Glas gestützt, den Blick unverwandt auf die großen Heiligtümer gerichtet, die dahinter ruhten. Die alten Schriftrollen, der eine Teil der unermesslichen Prophezeiungen über das Schicksal dieser Welt…seit Ewigkeiten sind sie in unserem Besitz. Seit dem Tag, als sie der Weise in seiner gottgegebenen Trance niedergeschrieben hat. Er sollte nicht mehr aus diesem Zustand erwachen. Sein Schicksal hatte sich erfüllt und konnte nur mit seinem Blut, seinem Lebensblut, besiegelt werden.

    In einer Ecke bewegte sich ein Schatten.

    „Jesolus“, der Alte ergriff endlich das Wort, „unserem Orden ist vor langer, langer Zeit große Macht zuteil geworden. Für unsere Aufgabe wurde uns die Unsterblichkeit zuteil. Zeit kann uns nicht töten, doch Gewalt vermag es sehr wohl. Natürlich wurde uns ebenfalls die Kraft zuteil, diese Gewalt von uns fern zu halten. Doch es wird eine Kraft geben, die größer ist, als die unsere.“

    „Das ist nicht gewiss.“

    „Doch, Junge, das ist gewiss. Das Schicksal wird immer durch Blut besiegelt, durch Lebensblut. Und so wie die Niederschrift der Rollen ihr Blut gefordert hat, so wird auch die Einleitung des Schicksals ihr Lebensblut fordern.“

    „Die Alten sind seit Ewigkeiten unsere Führer. Sie sind die Augenzeugen der ersten Verfehlung der Wesen dieser Welt und des ersten Schicksals, dass abgewandt werden konnte. Sie werden mehr gebraucht, als jeder andere, da sie ihr Wissen nur in sich tragen und mit niemandem teilen.“

    Der Alte lächelte nachsichtig. „Jesolus, Jesolus. Du bist ein guter Junge, doch so naiv, so grün hinter den Ohren. –Wie anders soll es möglich sein, etwas Neues zu errichten, solange das Alte existiert?“ Er richtete sich auf. „Ich bin Müde, mein Junge. Ich werde mich in die Gemächer der Alten zurückziehen und meinen Frieden mit der Welt machen.“ Im Gehen murmelte er. „Ich denke, ich habe es gut gelebt… ja, das denke ich… Gott wird mich empfangen…“


    Am nächsten Morgen weckte ein schriller Schrei das Kloster des Ordens. Die weißen Wände der heiligen Gemächer waren in Rot getaucht. Die Alten waren tot.
    Geändert von Sac (25.09.2005 um 16:03 Uhr)
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  10. #10
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    Es nutzte alles nichts, die Straßen waren hoffnungslos verstopft, so würde er nie rechtzeitig sein Ziel erreichen. „Dann muß ich wohl oder übel auf ein anderes Transportmittel umschwenken;“ murmelte er unhörbar. Er parkte sein Auto schnell am Straßenrand und stieg aus.
    Danyael lief und lief. Er mußte sich beeilen, er hatte schon viel zu lange die Zeit verstreichen lassen. Doch wieso war es jetzt schon so weit, falls er sich richtig erinnern konnte, hätte das ganze erst in frühestens 100 Jahren passieren dürfen. Was war geschehen das ganze zu beschleunigen?
    Er sprang kräftig ab und flog über die Häuser. Dies war der schnellste weg sein Ziel zu erreichen. Die Flugfähigkeit erhielten nicht viele, nur die ältesten der Alten und davon auch nicht alle. Wieso das so war, wußte er nicht. Er hatte auch schon vor etlichen Jahren aufgehört sich darüber Gedanken zu machen. Es war so wie es war. Ändern konnte er davon nichts.
    Die Häuser unter ihm flogen nur so an ihm vorbei, schon bald würde er sein Ziel erreichen. Er hoffte, daß dort wenigstens einige seiner Fragen beantwortet werden würden. Abrupt verharrte er in der Luft, sein Blick traf eine andere düstere Gestalt. Was machte er hier, so weit weg von seiner Heimat? Was war heute Nacht nur los?
    Danyael stieg langsam hinab und landete einen Meter vor Christoph, ein alter Lebensgefährte von ihm.
    „Du hier, so weit weg von Prag?“ sprach Danyael ruhig.
    „Hast du nicht von der Katastrophe gehört? Es gibt kein Prag mehr,“ entgegnete er traurig.
    „Wie, es gibt kein Prag mehr, was ist denn geschehen?“ fragte Danyael erstarrt.
    „Alles wurde vernichtet. Die ganze Stadt steht in Flammen, es gibt dort keinen mehr von uns. Die Inquisition hat uns gefunden und vernichtet. Doch das ist noch nicht das schlimmste.“
    „Was soll denn noch schlimmer als das sein? Von uns haben dort Tausende gelebt. Du weist zwar, daß es mir nicht um die Vampire geht sondern generell um das Morden, doch mir fällt nichts mehr Schlimmeres ein. Also sprich!“ Danyael wurde immer mulmiger zu mute.
    „Einer der Alten ist aufgetaucht und läßt alle anderen in den Tod laufen ohne daß sie es merken. Er hat die Seiten gewechselt. Es beginnt. Die Rassen werden nacheinander ausgelöscht, beginnend mit uns.“
    „Wer ist es von den beiden die noch leben?“ fragte Danyael gefaßter. Er mußte so viel in Erfahrung bringen wie nur möglich. Jede Neuigkeit konnte vielleicht helfen das alles zu verhindern.
    „Du vergißt, es gibt drei, auch wenn du davon abgeschworen hast.“ Wieso mußte Christof ihn an seine Vergangenheit erinnern. Es war wie ein Dolchstich in sein Herz, auch wenn es schon über 400 Jahre her war.
    „Sag einfach nur wer!“
    „Es ist der Poet,“ dann verschwand Christof in die Dunkelheit, sein Revier.
    „Es ist der Poet,“ wiederholte er mehrmals in dieser Nacht.

  11. #11
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    So also hatte George van Hort nach Prag gefunden. Es wurde noch kälter. Er zog den Kragen enger um den Hals und hauchte sich selbst warme Luft ein. Es half natürlich nichts. George hasste die Kälte, hasste es zu frieren. Mit dem Drachenblut in sich verbanden ihn natürlich auch Eigenschaften dieser Tiere, die nicht so von Vorteil waren wie Feuer zu spucken oder fliegen zu können. Nein, auch die Kaltblüter-Eigenschaft hatte er übernommen und es war ihm klar, dass er nun, da die Temperaturen geradezu in den Keller fielen, spürbar langsamer wurde. Nur war es ihm nicht möglich, dies wirklich gefühlsmäßig zu erfassen. Also schlich er, stetig langsamer und unkonzentrierter werdend, weiter am Ufer der Moldau entlang. Und doch sah er sie, die Lichtzeichen auf der gegenüberliegenden Seite. George versuchte sich zu konzentrieren und kniff die Augen zusammen. Wahrscheinlich war es ein abgemachtes Zeichen, denn er konnte weder einen Morsecode noch eine militärische Verschlüsselung im Muster der aufleuchtenden Scheinwerfer erkennen. Dann sah er ihn: Troskojew. Die Hände tief in den Taschen vergraben, bekleidet mit einer Wollmütze und das untere Gesicht mit einem Schal verdeckt schritt er forsch, begleitet von zwei Männern, über die Brücke zu George hinüber. Trotz der Kälte und der damit verbundenen, fluktuierend auftretenden Schwäche, erkannte und sah er den Tschechen sofort.
    Die beiden Männer hinter sich selbst allerdings nicht. Ein stechender Schmerz zog durch seinen Hinterkopf, gleich gefolgt von einem heftigen, dumpfen Kopfschmerz. George ging in die Hocke, drehte sich herum und wich im selben Moment zurück. Instinktiv fauchte er die Angreifer an. Die erschraken tatsächlich etwas und gingen jeweils einen Schritt nach hinten. So hatte George Zeit sie zu analysieren. Beide waren hochgewachsen und drahtig. Tschechen offenbar. Der eine hatte beide Hände in den Taschen seiner ärmellosen Weste unter der ein Pullover mit befestigtem Halfter hervorragte. Der andere hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen und hielt einen Prügel in der Hand. George erinnerte sich sogleich wieder schmerzvoll an seinen Kopf und führte seine Hand nach hinten, um die eventuelle Verletzung zu erfühlen. Wie er es erwartet hatte, war das Blut schon längst getrocknet und die Wunde hatte sich geschlossen. In spätestens 4 Stunden würde diese Verletzung völlig geheilt sein. George grinste – diese Kerle hatten ja keine Ahnung, mit wem sie sich angelegt hatten. Instinktiv bereitete er sich schon auf den Sprung zum Angriff vor, als er sich besann. Troskojew musste gleich da sein und wahrscheinlich hatte er dieses kurze Intermezzo auch verfolgt. George wusste, er könnte diese beiden Halunken in der Luft zerreißen, doch seine Tarnung war zu wichtig. Die Prager Informanten würden schon früh genug erfahren, wer – oder besser gesagt was er war. <Verschwindet> zischte er seinen Angreifern entgegen und machte eine Drohgebärde. Dabei zeigte er seine spitzen Drachenzähne. Doch schnell musste er den Mund wieder schließen und die Verwandlung rückgängig machen, denn er wurde weiterer Personen – seitlich der Szenerie – gewahr. Troskojew klatschte in die Hände. Zu Georges Verwunderung zogen sich daraufhin seine beiden Kontrahenten in die Dunkelheit zurück, aus der sie gekommen waren. George richtete sich auf und befühlte nochmals seinen fast schon völlig geheilten Kopf. Der Tscheche kam auf ihn zu. <Hallo> sagte er freundlich und gab George die Hand. (Troskojew hatte einen festen Händedruck.) „Ich bin Pavel“, fuhr er in gebrochenem Englisch fort. „Ihr Freund Volkan hat mich kontaktiert, er kenne jemanden, der sich für die okkulten und nicht sichtbaren Seiten meiner herrlichen Heimat interessiert.“, resümierte er und beschrieb mit großen Gesten die Stadt. „Was genau interessiert sie daran?!“ George stutzte. Er war verwundert, dass Troskojew gleich hier zur Sache kam und das ohne Umschweife. Abgesehen davon, dass die beiden Schläger, die George eben noch nach dem Leben (oder zumindest nach Wertgegenständen) getrachtet hatten zu dem Mann namens Pavel gehörten, nein, dieser tat auch noch so, als sei nie etwas passiert und zielte mit seinen Fragen direkt und präzise ohne George auch nur einmal nach seinem Befinden zu fragen oder auf einen Kaffee einzuladen. „Mein Name ist Peter Drake“, antwortete George und umging so die Frage Troskojews. „Wollen wir nicht vielleicht irgendwo einkehren, auch wenn es fast Mitternacht ist, um dort zu reden?! Es ist kalt und ich bin hungrig.“ Pavel ging darauf nicht ein und fragte erneut: „Was ist der Grund Ihres Aufenthaltes und warum wollen sie mich sprechen?!“ Verärgert ballte seine – in den Manteltaschen versteckten – Hände zu Fäusten Er knirschte mit den Zähnen und überlegte. Dann antwortete er knapp: „Vampire!“
    Als sei es vorherbestimmt, trat in eben diesem Moment der Halbmond hinter der einzigen Wolke am Himmel hervor und warf ein gespenstisches Licht auf das Gesicht Troskojews. „Mit Vampiren, können wir leider nicht dienen!“ sagte dieser und hatte plötzlich eine merkwürdig verzerrte Stimme. George sah genau hin. Sein Gegenüber – seine Begleitpersonen und die beiden (jetzt wieder aufgetauchten) Banditen von vorhin machten gerade eine Verwandlung durch. Die Muskeln wuchsen, genauso wie die Zähne. Haare und Bart wurden mehr, das Gesicht zog sich etwas nach vorn und die Augen darin wurden schmaler, mit schärferem Blick. Als Pavel Troskojew seine Verwandlung vollzogen hatte, knackte er mit den Halswirbeln. „Mein amerikanischer Freund“, sagte er mit tiefer Stimme und spöttelndem Ton „Aber mit Wölfen!“ schrie er und heulte kurz auf. Dann griffen sie an …
    Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf.

  12. #12
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    Damien schaute gelangweilt aus dem Privat-Jet Lassards als das kleine, aber luxuriöse Flugzeug langsam im nächtlichen Frankfurt zur Landung ansetzte. In einiger Entfernung konnte er anhand der vielen Lichter den Hauptflugplatz ausmachen, auf dem selbst jetzt noch reger Betrieb herrschte. Er strich sich eine braune Strähne aus dem blassen Gesicht und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu, welches er seit dem Start las. Am Rande bemerkte er wie Lassard, der ihn in London abgeholt hatte, an seinem Sitz vorbei pfeifend in das Cockpit schlenderte. Kurz darauf knackte es in den Lautsprechern.

    „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vampire.“

    Damien schaute verwundert von seinem Buch hoch, als die Stimme des französischen Vampirs aus den Lautsprechern klang.

    „Bitte schnallen Sie sich an, klappen Sie die Tische vor Ihren Sitzen hoch und stellen Sie das Bluttrinken ein. Bleiben sie in ihren Sitzen bis das Flugzeug vollständig zum Stillstand gekommen ist. Der Kapitän und seine Mannschaft wünschen ihnen einen schönen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland und dankt ihnen, dass sie mit der Merveilleusement-Lassard-Airline geflogen sind.“

    Damien schüttelte angesichts der offenkundigen Heiterkeit die Lassard während des Fluges an den Tag legte, lächelnd den Kopf. Es war selten dass er in seiner Gegenwart gute Laune hatte – und die hatte er während des Fluges sogar reichlich gehabt. Nachdem er zwei halbnackte menschliche Sklavinnen erst laut lachend durch das Flugzeug gejagt hatte, verschwand er mir ihnen in seine Privatkabine im hinteren Teil des Jets. Als er danach wieder auftauchte, war er blutverschmiert, nur mit einem Bademantel bekleidet und alberte ständig herum. So erinnerte er Damien an den Lassard, den er in seinen ersten Jahren als Vampir kennen lernen und als Freund bezeichnen durfte. Bevor die Ereignisse ihren Lauf nahmen und sie voneinander entfremdeten.

    Das Flugzeug setzte mit einem Ruckeln auf, und näherte sich nun einem abgedunkelten Hangar vor dem Damien mehrere Personen und ein paar Wagen sehen konnte. Als das Flugzeug anhielt, tauchte Lassard an seiner Seite auf. Er war nun wieder in schwarz gekleidet und trug seine langen Haare offen.

    „Komm schon, Bücherwurm !“ drängte ein grinsender Lassard ihn und schob ihn fast zum Ausgang. „Na los ! Na los !"

    Gemeinsam stiegen die beiden Erzvampire die Treppe herunter, wo sie aus dem Hangar heraus von einem Paar violettfarbener Augen beobachtet wurden.
    Geändert von Sensenmann (16.11.2005 um 10:15 Uhr)
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  13. #13
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    Jesolus kniete mit gesenktem Haupt vor dem mächtigen Altar. Seine Augenbrauen waren in großem Schmerz zusammengezogen, seine Finger verkrampften sich in dem weißen Leinen seines Gewandes.

    Herr… warum nur… warum hast du sie uns genommen? Was haben wir getan, dass deine Prüfung an uns so hart ist? Was haben wir getan, dass du uns ohne Schutz in der gefährlichsten Zeit lässt? Wir verlangen gar nicht, dass diese Zeit nicht gekommen sein möge, wir erbaten uns nur ein wenig Beistand.
    Du hast uns mit großer Macht ausgestattet… doch was soll sie uns nützen, wenn uns das Wissen fehlt, sie auf die rechte Art einzusetzen? War dieses Blutopfer wirklich nötig? Muss jeder sterben, der sich dem Schicksal verschreibt? Jeder von uns, der kämpfen wird, jedes Wesen der Erde? Wird es das Blut unserer Adern sein, mit dem der neue Boden genährt sein wird, wenn wir erfolgreich sind? Oh Herr…


    „Jesolus? Junge, nun komm. Erweis ihnen die letzte Ehre. Danach sei dir alle Zeit zur Trauer.“ Einer der Neuen Ältesten, ein Mann, der aussah wie Ende Dreißig, trat in die Basilika.
    Jesolus erhob sich langsam, ohne, dass seine Hände dabei den Boden berührt hätten. Er nickte dem Mann zu, er ging. Jesolus schlug die Kapuze seines Gewandes hoch und durchquerte den göttlichen Raum.

    Du irrst, Jill, du irrst. Wenn ich dies hier beendet habe, dann werde ich sie zusammenrufen. Die letzten Wesen der Erde, die um das Schicksal kämpfen.

    Jesolus trat hinaus in das blendend weiße Licht, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen und ihnen die Messe zu lesen.

    Vater… die Zeit zu trauern ist vorbei.
    Geändert von Sac (29.12.2005 um 17:17 Uhr)
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  14. #14
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    >Das änderte die Situation vollends,> dachte Danyael. Er verließ langsam die Dunkelheit und betrat die Hauptstraße, auf der sich immer noch eine lange Autoschlange befand. Er blickte sich kurz um und überquerte für Menschenaugen nicht sichtbar die überfüllte Straße. „Ich muß meinen Plan nach hinten verschieben, es gibt im Moment wichtigeres zu tun,“ murmelte er und nahm den Hörer der Telefonzelle ab, die er eben betreten hatte. Er warf ein paar Münzen, die er aus seiner Jackentasche gefischt hatte, hinein und wählte einer Nummer, die er schon ewig nicht mehr gewählt hatte.
    Nach einem Augenblick hörte er auf der anderen Seite eine vertraute Frauenstimme.
    „Hallo?“
    „Gut, du lebst noch, ich dachte es wäre etwas schreckliches passiert;“ sprach Danyael erleichtert. Es war eigentlich idiotisch anzurufen, denn wenn etwas passiert gewesen wäre, dann hätte er es spüren müssen. Doch das war nicht der Fall gewesen.
    „ach du bist es Danyael. Nein mir geht es gut, wieso auch nicht? Das einzige was mir zu schaffen macht, ist mein fortgeschrittenes Alter. Du siehst wahrscheinlich wie eh und je jung aus;“ sprach Sophie leise. Das sprechen schien sie anzustrengen.
    „Ich dachte in Prag wäre etwas Schreckliches passiert. Mir wurde erzählt das Prag brennen würde,“ erzählte er erleichtert. Er wollte nicht noch mehr lieb gewonnene Mensche verlieren, vor allem nicht sie. Mit ihr hatte er schon so viel gemeinsam erlebt.
    „Das letzte mal wo hier etwas passiert war, war das riesige Feuer 1823.“ Als sie das aussprach zuckte Danyael zusammen. Zu schmerzhaft war diese Erinnerung gewesen. Wieso mußte sie das erwähnen? Wieso?
    „Dann ist gut. Ich werde mich um das Problem kümmern. In den nächsten Tagen statte ich dir einen Besuch ab. Bleib dort wo du bist. Bald wird etwas Schreckliches passieren. Du wohnst doch noch immer dort, wo ich dich vor 7 Jahren verlassen hatte?“
    „Ja. Wieso…“ doch Danyael hatte schon längst den Hörer aufgelegt und war wieder in den Lüften. >Na gut, dann muß ich wohl oder übel in die Höhle des Löwen. Danach werde ich dem Problem Prag entgegen drehten und dem Poeten einen Besuch abstatten. Ich denke nicht, daß er von meinem Vorhaben Bescheid weis.<
    Er änderte seine Richtung nach Westen in Richtung Schottland. In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen, bis dahin mußte er einen Sicheren und Dunklen Ort gefunden haben, denn sonst wäre sein Vorhaben gescheitert.

  15. #15
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    George reagierte gut und entging den ersten paar Schlägen. Das gab ihm genug Zeit, seine Taktik zu überdenken. Er sah sich einem halben Dutzend blutrünstiger Werwölfe entgegen. Nicht das ihn das sonderlich verwunderte, immerhin war er selbst ein Drache. Und eben jenen Aspekt wollte er jetzt zu Tage fördern. Wohl wissend, dass seine halbmenschliche Form noch heftiger auf die ihn umgebende Kälte reagieren würde, ging er das Risiko ein, um seine übermenschlichen Fähigkeiten im Kampf entfalten zu können. George ließ einen unglaublich starken, kehligen Schrei von sich hören, woraufhin seine Angreifer zunächst zurückwichen. Im selben Moment spürte er, wie seine Zähne größer wurden, auch sein Körper vergrößerte sich um ca. das doppelte, seine Haut wurde schuppig und ledrig und er spürte, wie sich seine Augen zu schmalen, gelb funkelnden Schlitzen verengten. „Showtime!“ murmelte George und sprang mit diesem Satz schon auf seinen ersten Gegner zu.
    Er erkannte (trotz der Wolfsgestalt), dass dies einer der Männer war, die ihn erst vorhin niedergeschlagen hatten. George holte immer wieder aus und ließ seine Hände um den Kopf seines Kontrahenten schwirren. Dieser versuchte den Klauen des Drachenmenschen zu entgehen, welche wie scharfe Messer vor seinen Augen funkelten. Schließlich rang er nach Atem, was ihn einen Moment unaufmerksam werden ließ. Nach ein paar Sekunden lag sein regloser Körper auf den kalten Pflastersteinen zu Georges Füßen. Blut strömte aus der Wunde.
    George spürte, wie ihm warm wurde und sich dadurch seine Kräfte verstärkten. „Kommt!“ schrie er und animierte das Werwolfsrudel damit zum Kampf. Einem Kampf, den sie nicht gewinnen konnten. George wütete wie ein Berserker, brüllte und schlachtete, ohne Unterlass und ohne auch nur einmal einen Gedanken daran zu verschwenden, Gnade zu zeigen. Er wusste, keiner seiner Gegner wäre ebenso gewillt gewesen, ihm gegenüber gnädig zu sein.
    Zuletzt stellte George den Fuß auf das wimmernde Wesen am Boden, das der einzige Überlende dieses Massakers geblieben war. „Verwandle dich!“ befahl George schroff, in der Hoffnung Troskojew erwischt zu haben. Die Rechnung ging nicht auf, doch George erkannte in dem vor ihm liegenden, nackten Mann einen der Handlanger Troskojews. George packte den Kerl am Hals und hob ihn vor sein Gesicht. Aufgrund der Übergröße des Drachenmannes baumelten die Füße des Tschechen in der Luft, so dass er panisch und wild um sich strampelte. Ein kurzer Wutschrei Georges bedeutete ihm aber, dass er die Beine stillhalten solle, woraufhin er sich schlaff hängen ließ und seinem Schicksal hingab.
    <Weißt du warum ich hier bin?> zischte George in schlechtem Tschechisch. Trotz der starren Haltung seines Halses versuchte der Mann zu nicken.
    „Wo finde ich die Antworten auf meine Fragen?“ Der Gepeinigte zeigte mit den Händen auf seinen Hals, um George zu bedeuten, dass er in dieser Haltung nicht sprechen könne. George schleuderte ihn in die nächste Ecke und sah sich auf dem Boden um. In den Lumpen der Kleider, die den Wolfsmenschen bei ihrer Verwandlung abgefallen waren, fand er schließlich eine Waffe. George richtete sie auf das zitternde Bündel Mensch vor ihm am Boden. Inzwischen hatte er sich wieder vollständig zurückverwandelt. Er fror.
    „Also?!“ fragte er auffordernd.
    <Dresden>, antwortete sein Kontrahent knapp.
    „Verarsch mich nicht!“ setzte er ihm englisch zu. <Ich war schon in Deutschland>
    <Aber sicher nicht in Dresden, dort sitzen die mächtigsten Zellen unmenschlicher Wesen in ganz Westeuropa>
    George überlegte kurz. „Gut“, murmelte er, ließ die Pistole achtlos fallen, warf einen letzten vernichtenden Blick zu dem Häufchen Elend in der Ecke hinüber und wandte ihm dann den Rücken zu, um zu gehen.

    Nach ein paar Metern schon, spürte George, dass etwas nicht Ordnung war. Er wirbelte herum und sah den Kerl von eben in seiner Wolfsgestalt auf ihn zuspringen. Geistesgegenwärtig, machte George einen Satz zur Seite und verwandelte sich ebenfalls. Durch die aufkeimende Wut, bedingt, wegen des neuerlichen Angriffs, verwandelte er sich fast zu weit, so dass schon die ledrigen Flügel aus seinen Schultern drangen. George schrie auf vor Wut und Schmerz. Der Wolf wich zurück. Er hatte seine sichere Angreiferposition verloren und sah sich nun einer wilden, unzähmbaren Bestie gegenüber. George roch die Angst seines Gegners und er genoss es. Ihm gelang es, durch mehrmaliges Vorschnellen, seinen Kontrahenten in eine völlig passive Kampfposition zu versetzen und ihm den Weg nach hinten abzuschneiden.
    Der Werwolf wurde wilde und sprang von einer Seite zur anderen. Die Mauer im Rücken, sah er das furchterregende Drachenwesen auf sich zukommen. Panik keimte in ihm auf. Noch mehr, als er erkannte, welch Genugtuung George bei dieser Situation empfand. Er überlegte kurz und ihm war klar, dass er nur eine Möglichkeit hatte. Also griff der Werwolf an.
    George glitt nach vorn und schlug dem Anderen ins Gesicht, so dass dieser den Sprung, zu dem er eben angesetzt hatte, nicht ausführen konnte. Wie schon einmal, packte George das Tier am Hals und hob es über sich. Der Werwolf wimmerte und jammerte, doch es nützte nichts. George überlegte kurz, holte dann aus und rammte seinem Gegner erst die Krallen, dann die Faust und schließlich den ganzen Arm durch den Magen. Ein ekelhaftes Geräusch, als ob reife Tomaten platzten, hallte über die Pflasterstraßen. Der Werwolf rang um Freiheit. Ein kräftiges, lautes Heulen drang aus seiner Kehle und erfüllte die Dunkelheit Prags. Dann erstarb der Schrei in seiner Kehle und der Wolf starb mit ihm.
    Plump ließ George die Leiche fallen, indem er die Hand öffnete. Seinen Arm hielt er weiterhin nach vorn gestreckt. Während George sich zurückverwandelte atmete er schwer. Dicke Schwaden verließen seinen Mund und stiegen in die kalte Nachtluft auf. Langsam ließ er den Arm sinken und besah sich das Massaker, das er angerichtet hatte. Er machte sich selbst Vorwürfe, dass er in einen solchen Blutrausch geraten war.
    Seitdem er wieder „erwacht“ war, hatte er stets versucht die Kontrolle zu behalten. Das war ihm meistens mehr oder minder geglückt aber einige wenige Male hatte er sich doch hinreißen und den Drachen in sich die Oberhand gewinnen lassen. Während er über all das nachdachte ertappte er sich selbst dabei, tief über die Lumpen seiner Opfer gebückt, nach Zigaretten zu suchen. Er fand welche und zündete sich eine an. Im selben Moment verfluchte er sich selbst, dass er wieder dieses Laster anzufangen gedachte.
    George blies blauen Dunst in den Himmel. „Dresden also!“ sagte er vor sich hin. Nach und nach verschwamm seine Silhouette vor der grauenhaften Szenerie, die der Mond nun in ein fahles, unheimliches Licht tauchte.
    Geändert von Schiller (27.01.2006 um 06:13 Uhr)
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