002: Windstärke 12

[Uhrviech]

@Lackmeyer, bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Bitte die Strafe in 56 Monate Digedags-Heftbesprechung umzuwandeln

[Uhrviech]

Der Thread bleibt offen, für neue Ideen und neue Teilnehmer! Das MdW Nr.2 Windstärke 12 steht noch eine weitere Woche im Netz.

Hier geht es mit dem Thread 003 - Die Bimmel-Bummelbahn weiter

[Predantus]

Original geschrieben von ali@thowi


...siehe auch sonderpublikation von thomas kramer anlässlich der eisenberger mosaikausstellung...

Da wohl nicht jeder das Heft hat, möchte ich hier mal zitieren, was dort zu Heft 2 steht:

Übrigens ist im „Mosaik" die Schiffsbesatzung des friedlichen Seglers orientalischer Herkunft. Das Äußere der Kapitäne der Schiffe Robinsons und der Digedags, beide mit Dreispitz und Rauschebart, ähnelt sich ebenso wie das unvermeidliche Kanonenduell. Allerdings hat Hegen wohl auch Wäschers „Schatzinsel"-Version „Gert" genau studiert. Ebenso wie Gerts Freund Peter sind die Digedags zunächst blinde Passagiere an Bord des rettenden Seglers gelangt, bewähren sich aber genau so schnell. Gert-Heft 11 im April 1955 ist in dieser Serie „Windstärke 12" betitelt. Heft 2 des „Mosaik" vom Februar 1956 heißt bekanntlich: „Dig, Dag und Digedag bei Windstärke 12"!
Der Schiffskoch ist bei Hegen und Wäscher in - für einen Smutje doch ungewöhnlichen -gleichen Aufzug wie in einem 3-Sterne-Restaurant abgebildet; beide haben übrigens Glatze. Wird Gert bei Wäscher in „Windstärke 12" von dem Matrosen Steffen gerettet, so bewahren bei Hegen im fast gleichnamigen Abenteuer die Digedags den ihnen nicht gewogenen Bootsmann Babuk vor einem nassen Grab. Gert-Abenteuer 14 heißt „Hilfe! Es spukt!". Das tut es um Mitternacht auch im zweiten Digedag-Heft. Zeigt sich bei Hegen der Schiffskoch allerdings besonders abergläubisch; so heckt gerade der Smutje bei Wäscher einen - auf dem Aberglauben der Meuterer spekulierenden - Plan aus. Wie bei Prinz Eisenherz im Sinstarwald oder dem Kampf um die Kuckucksburg im „Mosaik" wird mit diesem auf Aberglauben der Negativhelden spekulierenden Spuk eine Bande wüster Gesellen außer Gefecht gesetzt.

Quelle: Thomas Kramer "Akim, Tim und Digedag – Motive deutscher und belgischer Comics im Mosaik" Seite 5

[gbg]

danke predantus!

[Uhrviech]

Original geschrieben von Uhrviech
Interessant auch immer wieder, wie schnell und problemlos die Digedags zu ihrer Bekleidung (Uniformen in ihrer Konfektionsgröße) kommen.

Wie man hier sehen kann, haben die "Blinden Passagiere" ihre Matrosenhemden selbst mit an Bord gebracht. (Variant-Cover zur Nr. 2)

[Bhur]

Eben nicht aber das hatte ich ja schon geschrieben.
In der Werbung rennen die Dixe auf dem (unsichtbaren) Schiff und wenn die S/W-Zeichnung koloriert wird gehören die Hosen gelb gemacht!

[Uhrviech]

Guck mal genau hin! Das Schiff schwimmt noch in der Ferne!
(@Bhur: ich mußte das schöne Variant-Cover doch noch irgendwie hier unterbringen )

[Uhrviech]

@ptero: bitte verlinken, dann bleiben die Bilder über die Jahre im Net erhalten und deine Rezension anschaulicher ...

... zum cover der nr. 2:
es verheißt ein typisches seerfahrerabenteuer mit allem, was so dazu gehört: ein zauseliger kapitän, ein formidables lafettengeschütz, eine brennende lunte nebst pulverdampf, 3 pfiffige kleene kerlchen, die zeigen, rufen und zündeln und eine durchmischte mannschaft, exemplarisch dargestellt durch einen braungebrannten muselmann und einen blassen kombüsenchef (typisch hegen´sche gummifigur, mit seinem armschwung sieht er aus wie ein breakdancer).
im zentrum steht das geschütz und zeigt dem betrachter damit, dass die action im vordergrund steht (übrigens gibt es einen kleinen schattenfehler unter der kanone - so wie der gezeichnet ist, würde sie schweben - aber das mit der lunte is mir nich aufgefallen!)...

outlines (@ bhur): interessant auch im zweiten mosaikheft die oftmals völlig ohne konturen auskommende backgroundgestaltung (beispiele: der hafen auf 002-02-1, die speisekammer auf 002-15-3 oder auch immer wieder wellen und wolken)!
eine inkonsequente handhabung eben diesen stils (von motivdominierenden linierten figuren und konturenlosem background) sind hingegen z.b. die bilder 002-30-2 und 002-30-3 : erst versinkt babuk in den tosenden outline-losen wellen, doch im nächsten bild hat das wasser wieder einen schwarzen rand! genauso ambivalent verhält sich das ozeanische ha-zwei-o auf den oberen beiden bildern auf s. 9 (002-09-1 & 002-09-2 )!
auch die fässer auf 002-14-1 sind nur scheinbar aus dem gleichen holze geschnitzt: das linke fass ist ein konturenloses element, sein rechter kamerad ist hingegen linientreu!

die zeichnungen sind teilweise ausgereifter als in der debüt-nummer. bemerkenswert vielleicht, dass man auf 002-30-4 erstmals digs tolle von hinten sieht (der kater springt zwar im selben bild über ein perspektivisch falsch gespanntes seil - aber was soll´s).
nett auch die zeichnerische masche in den frühen heften, die dixe öfter mal auf zehenspitzen zu stellen (z.b. dag in 002-12-1 . das hat mich als kind schon immer gewundert, welch originelles verhältnis die burschen zur schwerkraft haben! ...

[Buddel-Bill]

Vor allem die zeitnahe Entstehung von "Gert" und die ersten Digedags-Abenteuer (ab Heft 2) unterstützt diese These sicherlich. Man muß zwangsläufig davon ausgehen, dass Hannes Hegen diese auch kannte. ... Was den zeichnerischen Stil und die kindgerechte Umsetzung betrifft, so bin ich froh, dass Hegen ein Hegenbarth blieb und dies auch von seinem späteren Kollektiv konsequent fortgesetzt und weiterentwickelt wurde. Ohne die Leistungen eines Hansrudi Wäscher als vielleicht bekannstesten (???) deutschen Comiczeichner herabsetzen zu wollen .... ein Mosaik mit Titelblatt oder Inhalt in Superhelden-Manier, strotzend vor Kraft mit der Hervorhebung von Heldenposen und Kampfszenen, hätte ich nie kennengelernt. Damals wie heute wäre ich achtlos an den Heften vorbei gegangen.

Im "Mosa-icke" Nr. 4 findet ein Interview mit Lothar Dräger statt. Darin erklärt Dräger sinngemäß, dass Hegenbarth und er den Wäscher nicht so mochten, weil seine Geschichten eher heroisch als komisch waren. Hegen habe für Mosaik andere Vorbilder gehabt, die mehr auf seiner Linie lagen.

[Bhur]

Um etwas nicht zu mögen muss man es aber erst einmal kennen. Das Hegen die Wäscher Sachen vielleicht nicht mochte ist kein Argument dafür, dass er die Geschichten um Gert nicht gekannt und keine Inspiration daraus gezogen hat. Das ihr Stil in der Umsetzung ein ganz anderer ist bezweifelt ja niemand aber warum soll Hegen nicht die Wäscher-Umsetzung in seinem Sinne verändert und verbessert haben.

[Uhrviech]

Wie bereits gesagt, kann ich mir schon vorstellen, dass "Gert" eine der Quellen für den Stoff der ersten Seeabenteuer war. Allerdings bleibt es spekulativ. "Gert" war ja auch nur eine rel. kurze Serie und auch nicht die Erste. Wenn Hegen Wäschers (vorherige) Comics tatsächlich nicht mochte, hätte er sich dann tatsächlich diese Hefte reinziehen müssen um auf den Mosaik-Handlungsablauf zu kommen? Ich denke - nein. Aber es kann auch durchaus sein, dass H.H. nur ungerne zugab, den Stoff seiner ersten Hefte einem anderen dt. Comic entnommen zu haben. Möglich ist alles (übrigens auch etwas nicht zu mögen, ohne es inhaltlich zu kennen )

[Bhur]

Ich denke mal, wenn ich ein Comiczeichner bin der eine neue Heftreihe begründen will, habe ich einen gewissen Überblick und selbstverständlich auch Interesse an anderen Comicpublikationen - zumal deutschsprachigen. Das aus diesem Interesse spezielle eigene Vorlieben erwachsen ist ja klar.

Das Thema Rolf Kauka wurde in dem Zusammenhang noch gar nicht erwähnt.
Die Diskussion dazu weiter bei Heft 3.