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Thema: die League in der presse

  1. #1
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    die League in der presse

    sammeln wir doch mal, wo der film (und mitunter auch der comic) so überall besprochen wird... meine derzeitige lieblings-hass-rezi ist die hier:

    http://www.perry-rhodan.net/aktuell/...003100301.html

    Eine besondere Liga in Film und Comic
    In einem merkwürdig wirkenden viktorianischen England geschehen Ende des 19. Jahrhunderts seltsame Dinge: Das riesige Unterseeboot des indischen Kapitäns Nemo schwimmt die Themse hinauf. Der Abenteurer Allan Quatermain, der die »Lost World« im Herzen Südamerikas gefunden hat, ist im Auftrag einer geheimnisvollen Lady unterwegs. Und Dr. Henry Jekyll, der sich wirklich gelegentlich in Mr. Hyde verwandelt, gehört ebenfalls zu dem überraschenden Kommando, das als »The League of the Extraordinary Gentlemen« bekannt ist.

    Wem diese Namen bekannt vorkommen, hat entweder in den letzten Wochen und Monaten die Vorschau im Kino besonders genau angeschaut oder kennt sich mit Hauptpersonen der fantastischen Literatur zumindest einigermaßen aus. Die Rede ist von einem Comic-Erfolg, der jetzt ins Kino kommt, die Rede ist von »The League of the Extraordinary Gentlemen«.

    Ich habe den Comic gelesen, fand ihn höchst unterhaltsam, und ich bin jetzt darauf gespannt, was in der Kino-Verfilmung mit Sean Connery aus dem Stoff gemacht wurde - die Vorschau wirkt auf jeden Fall interessant genug. Doch erst einmal zurück zum Comic.

    Als Autor wirkte Alan Moore, der in den letzten zwanzig Jahren durch zahlreiche Comics auf sich aufmerksam machte und als einer der großen Erneuerer des Gernes gilt. Er schrieb unter anderem die »Watchmen«, und zuletzt sorgte er mit dem verfilmten Comic »From Hell« für Aufsehen. Der Autor ist ein Garant für bizarre Ideen, und das merkt man auch dem vorliegenden Comic an - seine Ideen ziehen sich durch das gesamte Album und wirken häufig auf doppelte Weise: Man versteht sie erst, wenn man die betreffende Szene ein zweites Mal liest.

    Der Zeichner Kevin O'Neill, dessen Name mir bislang nichts sagte, schafft es zum Ausgleich, ein besonders dichtes Bild des Pseudo-Englands zu erschaffen, das als Hintergrund dient. Gigantische Maschinen und titanische Denkmäler auf der einen Seite, düstere Straßen und eine zutiefst moralische Gesellschaft auf der anderen Seite - der Zeichner bringt dies immer wieder in teilweise sehr kühlen Bildern zur Geltung. Sein Stil ist nicht innovativ, aber er ist in jeder Beziehung der Geschichte angepasst.

    Das farbige Album ist beim kleinen Verlag Speed Comics erschienen, kostet stolze 20,00 Euro und ist vor allem jenen Lesern zu empfehlen, die sich schon mit Comics auskennen, die eine gewisse Freude daran haben, die verschiedenen Ebenen der Geschichte zu durchleuchten und so ein doppeltes Vergnügen zu erzielen. Auf den Abdruck der illustrierten Erzählung »Allan und der geteilte Schleier« hätte der Verlag allerdings verzichten können: Wer ein solches Album kauft, möchte Alan Moore als Comic-Autor erleben und nicht darüber hinaus eine »allgemeine« Geschichte des Meisters konsumieren.
    allan und der geteilte schleier unnötig? moore nur als comicautor? kevin o'neill unbekannt? neee...

  2. #2
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    http://www.literaturkritiken.com/buc...rdinary_03.php

    The League Of Extraordinary Gentlemen Bd. 1

    Alan Moore, Kevin O'Neills

    Die Liga der außergewöhnlichen Männer (und Frauen), das sind fünf aus der Weltliteratur ausgiebig bekannte Gestalten: Allan Quatermain (bekannt aus den Büchern von Haggard), Kapitän Nemo (aus "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Vernes), Dr. Jekyll und Mr. Hyde (aus dem gleichnamigen Roman von Stevenson), Dr. Griffin (aus "Der Unsichtbare" von H.G. Wells) und last not least Mina Harker (die Braut Draculas bei Bram Stoker). Diese fünf sollen das viktorianische London und die Welt vor den Allmachtfantasien eines gewissen "Doktors" retten, der den Stoff Cavorit in seinen Besitz gebracht hat - ein Stoff, der die Schwerkraft außer Stand setzt und der eigentlich die erste Mondfahrt der Briten ermöglichen sollte, jetzt aber zur Gefahr wird, da mit seiner Hilfe der Bösewicht aus der Luft angreifen könnte.

    Es gilt also schnell zu handeln. Zuvor jedoch muss die Liga erst mal in aller Herren Länder von Mina Harker zusammen getrommelt werden, und auch sonst beginnt die Geschichte nicht gerade als Heldenepos. Quatermain zum Beispiel ist nur noch ein Schatten seiner selbst, ein von Drogen zerfressener Geist, und auch die anderen erklären sich zunächst nur widerwillig bereit, dem geheimnisvollen Auftraggeber M. zu helfen. Es gibt Streitereien und immer wieder kleine Seitenhiebe zwischen den Superhelden, was zu sehr witzigen Dialogen und Situationen führt. Dr. Griffin, der Unsichtbare beispielsweise nutzt seinen Zustand aus, um in einem Mädchenpensionat für ungewollte Schwangerschaften zu sorgen. Mina Harker wiederum hat einige Mühe, ihre Vergangenheit zu verbergen: Sie trägt Tag und Nacht einen Schal.

    Nach und nach rappeln sich die fünf Individualisten (eigentlich sechs, beachtet man die Doppelpersönlichkeit eines Jekyll / Hyde) zu einem Team zusammen, das von einem Kampf in den nächsten stolpert. Aufgemacht ist der Comic wie eine Sammlung von viktorianischen Groschenheftchen: Jede Episode endet mit eloquenter Vorausschau auf den nächsten Band. Und natürlich können die Helden ihren Auftrag erfüllen. Nur wie sie das tun - das ist schon äußerst unterhaltsam. So begegnet der Leser im Lauf der Geschichte noch verschiedenen anderen bekannten Figuren - zum Beispiel Sherlock Holmes - und keinen Moment kommt Langeweile auf. Es werden sogar einige Rätsel der Weltliteratur gelöst.

    "The League Of Extraordinary Gentleman" ist nicht so tiefsinnig wie "From Hell" und kommt ohne Fußnoten-Apparat aus, doch auch hier kann Alan Moore seinen hintersinnigen Witz ausspielen. Dazu kommen die gelungenen, ins Expressionistische tendierenden Zeichnungen Kevin O'Neills.

    Wie die Umsetzung des Comics in die Kinoversion gelang, kann man jetzt übrigens im Filmtheater des Vertrauens erfahren. Es steht aber zu befürchten, dass die Kinoversion die Klasse des Comics nicht einlösen kann.

  3. #3
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    http://www.mediabiz.de/firmen/kinofi...32&Biz=cinebiz

    Ausführliche Besprechung
    Nach "Daredevil" und "X-Men 2" bringt Fox in diesem Jahr nun schon die dritte Comicadaption in die Kinos. Als Vorlage diente die intelligente und dunkle Comicromanreihe von Allan Moore ("From Hell"), in der eine außergewöhnliche Liga von literarischen Figuren als die verbrechensbekämpfende Vorhut moderner Superhelden fungiert. Sie setzt sich aus alt- und damit vielen jungen Zuschauern womöglich unbekannten Romanhelden von Autoren wie Jules Verne und Oscar Wilde zusammen und wird angeführt von Sean Connery, der hier wieder im Dienste seiner Majestät tätig ist - allerdings nicht als James Bond des 20. Jahrhunderts, sondern als der legendäre Abenteurer Allan Quartermain der viktorianischen Ära anno 1899.

    Es ist kein Geheimnis, dass Connery, der auch als ausführender Produzent auftritt, und Regisseur Stephen Norrington ("Blade") diverse Meinungsverschiedenheiten hatten. So fehlt der Verfilmung der ausgesprochen vielversprechenden Vorlage trotz zahlloser aufwändiger Effekte, Explosionen und aller Pracht der Ausstattung bisweilen Format und Esprit des Comics. Das macht sich bereits beim Prolog bemerkbar, in dem der maskierte Bösewicht The Fantom eingeführt wird. Mit Hilfe seiner modernen Waffentechnologie, aber ohne viel Suspense, stiftet er in London und Berlin Unheil, um damit die beiden Nationen gegeneinander aufzuhetzen. Daraufhin wird der Afrika-Abenteurer Quartermain (Connery gewohnt kompetent und krustig-lustig in der Rolle des "Indiana Jones"-Vorvaters, die auch schon von Richard Chamberlain übernommen wurde) von M (Richard Roxburgh) rekrutiert, dem Übeltäter im Auftrag der Königin das Handwerk zu legen.

    Mit von der Partie sind des weiteren der visionäre Nautilus-Kapitän Nemo (Naseeruddin Shah aus "Monsoon Wedding"), der ewig junge und unverletzliche Dorian Gray (Stuart Townsend aus "Königin der Verdammten"), die Wissenschaftlerin und Vampirbraut Mina Harker (Peta Wilson aus der TV-Serie "Nikita"), der unsichtbare Mann Rodney Skinner (Tony Curran aus "Blade II"), der amerikanische Secret-Service-Agent Tom Sawyer (Shane West) und Dr. Jekyll bzw. Mr. Hyde (Jason Flemyng macht dank aufgeblasener Effekte dem "Hulk" wutschnaubende Konkurrenz). In der Nautilus (die hier wesentlich schnittiger und bombastischer als in "20.000 Meilen unter dem Meer" ausfällt) begibt sich die Liga nach Venedig, wo das Fantom die Stadt mit einer Sprengstoffkettenreaktion in Schutt und Asche legen will. Unterwegs stellt sich heraus, dass sich ein Verräter unter den neuen Gefährten befinden muss. Dennoch können sie den Plan des Fantoms vereiteln. In seinem Waffenherstellungs-Hauptquartier in der verschneiten Mongolei kommt es zum feurigen Finale.

    Eine Figur nach der anderen darf zumeist mit Hilfe von Computereffekten ihre jeweilige außergewöhnliche Fähigkeit unter Beweis stellen, worauf sich auch die Charakterisierung beschränkt. Das ist bisweilen ausreichend, denn Norrington versieht die entsprechenden Fähigkeiten mit einem verblüffenden Sinn für atemberaubende visuelle Gestaltung. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, einen Bösewicht von Format zu entwickeln. Weil das Fantom aber durchschaubar und nicht übermäßig furchterregend ist, bleibt ein Vakuum für einen würdigen Gegenspieler - und damit auch ein gewisser Mangel an Spannung.

    Humor wird mit einigen witzigen Onelinern erzeugt, die die verborgene Klasse dieses pompösen Spektakel verdeutlichen. Die düster-unterbelichteten und mit größter Sorgfalt errichteten Sets von London und Venedig evozieren gekonnt atmosphärisches Comic-Flair, während Kapitän Nemos Bart wohl einem Kostümball entliehen ist. Um eine Posse handelt es sich hier trotz mancher Unausgewogenheit nicht: "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" bietet allemal außergewöhnliche Kinomomente. ara.

    Quelle: Blickpunkt:Film

  4. #4
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    http://www.taz.de/pt/2003/10/02/a0210.nf/text.ges,1

    Paralleluniversen, vereinigt euch!

    Der Comic zum Film: In "The League of Extraordinary Gentlemen" werden die Superhelden des 19. Jahrhunderts aufgerufen. Das Stelldichein von Mr. Hyde und Kapitän Nemo ist ein Spiel mit Zitaten und eine Verbeugung vor dem Schauerroman

    von ANDREAS HARTMANN


    1841 geschah in Paris in der Rue Morgue ein Mord. Eine affenartige Gestalt ermordete die Prostituierte Anna Coupeau, die allgemein als Nana bekannt war. Bald darauf erfährt man, dass es sich bei dem Monster um niemand anderen als Mr. Hyde handelt, der zu einem goliathgleichen Urvieh mutieren kann, während er in seinem bürgerlichen Leben als Dr. Jekyll doch ein umgänglicher Typ ist.

    "The League of Extraordinary Gentlemen", der Comicband von Autor Alan Moore und Zeichner Kevin ONeill, liefert nicht nur prominente Persönlichkeiten, sondern ein umfassendes Referenzsystem. Hier werden Verweise auf weltberühmte Superhelden nicht mehr nur angedeutet wie bereits in Alan Moores Großwerk "Watchmen" aus dem Jahr 1986. Vielmehr wurden sämtliche Mitglieder der League of Extraordinary Gentlemen aus dem Figurenrepertoire bekannter Werke vom hochkulturellen Literaturkanon bis zum Schundheftchen schlichtweg geklaut. So wird Jules Vernes Kapitän Nemo kurzerhand zum Kapitän der Extraordinary Gentlemen.

    Ähnlich der "Gerechtigkeitsliga", der legendären 40er-Jahre-Superhelden-Posse aus dem Hause DC-Comics, sind die Extraordinary Gentlemen ein Heldenverbund im Dienste der Gerechtigkeit - allerdings nach Art von Fantasy- und Abenteuerromanen, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts erschienen. Der Unsichtbare Mann, den sich H. G. Wells ausgedacht hat, kommt ungesehen in jedes Schlafzimmer; Robert L. Stevensons Mr. Hyde macht mit seinen Bärenkräften jeden Gegner platt; und Kapitän Nemo schippert unsere Helden-Truppe an jeden gewünschten Ort.

    Moores und Neills Konzept, im Reich literarischer, längst ein Eigenleben in der heutigen Populärkultur führender Figuren zu wildern, überrascht durch seine Maß- und Respektlosigkeit. Im einen Moment befinden wir uns noch mit Kapitän Nemo "zwanzigtausend Meilen unter den Meeren", im nächsten Kapitel wohnen wir schon gefährlichen Abenteuern von Sherlock Holmes weit oben in Reichenbach in der Schweiz bei. Moore und Neill gestalten die unterschiedlichen Entwürfe und Spinnereien der Fantasy-Literatur des 19. Jahrhunderts als zusammenhängende Welt. Die ursprünglichen fiktionalen Grenzen fallen, und aus verschiedenen Paralleluniversen wird ein einziger Kosmos, in dem nurmehr der eine Autoren-Gott Alan Moore das Sagen hat. Atemberaubend.

    Von postmoderner Beliebigkeit kann dabei keine Rede sein. Das Spiel mit den Zitaten wirkt nie überambitioniert, sondern mit viel Humor und Liebe zum Detail erstellt. Vor allem dieser Humor zieht sich nicht nur durch die Story, sondern reicht bis zur Aufmachung und Gestaltung des Comics. Alan Moore wird beispielsweise auf dem Comicrücken als "Schriftsteller und ehemalige Zirkusattraktion" eingeführt, und Kevin ONeill "begann seine Karriere 1859 als Faustkämpfer".

    Alan Moore/Kevin ONeill: "The League of Extraordinary Gentlemen". 192 Seiten, Speed 2003, 20 €

    taz Nr. 7172 vom 2.10.2003, Seite 28, 101 Zeilen (Kommentar), ANDREAS HARTMANN, Rezension

  5. #5
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    http://www.berlinonline.de/berliner-...in/281696.html

    Knick in der Psyche
    "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen"

    Wolfgang Fuhrmann

    Zwischen der Anbetung des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts und der Angst vor den Unwägbarkeiten der menschlichen Psyche sind dem späten 19. Jahrhundert die wunderbarsten Helden, Welteroberer, und Schreckgestalten erstanden, die die populäre Imagination bis heute kennt.

    Der Film "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" geht von einer wunderbaren Idee aus: Er führt eine Reihe unserer Lieblingsfiguren zusammen. Fürst Dakkar, besser bekannt als Kapitän Nemo (aus Jules Vernes "20.000 Meilen unter den Meeren" und "Die geheimnisvolle Insel") und Mina Harker (aus Bram Stokers "Dracula"), Allan Quatermain (aus den Romanen von Henry Rider Haggard) und Oscar Wildes Dorian Gray, den/die Titelhelden von Robert Louis Stevensons Erzählung "Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde" und den Unsichtbaren Mann, inspiriert von H. G. Wells gleichnamigem Roman. Diese bizarre Gesellschaft wird vom Britischen Imperium rekrutiert, um einem geheimnisvollen Schurken das Handwerk zu legen, der Europa in einen Krieg stürzen will, um seine neuen und fürchterlichen Waffen - gepanzerte Wagen und automatische Gewehre - an die Nationen zu verkaufen.

    Die Idee ist in der Tat brillant. Sie stammt nicht aus Hollywood, sondern aus Northampton, wo Alan Moore lebt, der von vielen als der bedeutendste Comic-Autor der Gegenwart angesehen wird. Tatsächlich ist die "Liga" als Film und als Comic gleichzeitig produziert worden: Produzent Don Murphy (der schon für die missglückte Verfilmung von Moores Jack-the-Ripper-Version "From Hell" verantwortlich war) kaufte die noch im Entwicklungsstadium befindliche Idee und hat einen Film daraus gemacht, der mit dem Comic nur die Grundkonstellationen gemeinsam hat. Wo der Comic seine von ihren persönlichen Dämonen verfolgten Helden als eine Reihe psychisch geknickter Charaktere zeichnet und eine zugleich düstere und von Bildungsscherzen (Anspielungen auf viktorianische Detektiv- und Pornoliteratur) durchsetzte Fabel erzählt, kommt der Film um einiges optimistischer, actionreicher und knalliger daher. Weil diese Zugeständnisse an das US-Publikum wohl nicht genug schienen, hat man auch noch Special Agent Tom Sawyer vom amerikanischen Secret Service eingeführt. Eine gut gewählte Besetzung (darunter Sean Connery als Allan Quatermain) und die sorgfältige Ausstattung sorgen für mildes Popcorn-Vergnügen - aber was hätte sich daraus machen lassen!

  6. #6
    Mitglied Avatar von Savage Dragon
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    Re: die League in der presse

    Original geschrieben von L.N. Muhr
    allan und der geteilte schleier unnötig? moore nur als comicautor? kevin o'neill unbekannt? neee...
    Das sagt doch schon wieder alles, oder?!?



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  7. #7
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    Kevin O'Neil ist doch der, der die Teenage Mutant Ninja Turtles erfunden hat und jahrelang Batman und Azrael geschrieben hat, oder?
    Meine SAMMLUNGEN: [ Comics || Bücher || Filme/Serien || Musik || Video Games ]
    || [ comicbookdb.com ] ||
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  8. #8
    Moderator Avatar von LeGuy
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    Hier noch ein paar Lieblinge:
    Süddeutsche Zeitung:
    THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN, USA 2003 – Regie: Stephen Norrington. Buch: James Dale Robinson, nach der Graphic Novel von Alan Moore und Trevor Albert.
    Trevor was???? So heißt der Exekutive Producer....
    F.A.Z.:
    ...dem gleichnamigen Comic des Texters Alan Moore und des Zeichners Kevin O'Neal
    Immerhin zieht Herr Platthaus den Verschreiber konsequent durch den Artikel durch.

  9. #9
    Moderator Avatar von LeGuy
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    Ein schöner Überblick steht bei angelaufen.de

  10. #10
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    http://www.comicgate.de/cmdb/special_liga.htm
    "Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen"
    Die Comicvorlage - Die Fortsetzung - Die Produktion - Die Figuren - Links
    Special zum Film von Thomas Kögel und Fritz Saalfeld

    Zum Kinostart des neuen Sean Connery-Films werfen wir einen Blick auf die Comicvorlage von Kultautor Alan Moore, hinter die Kulissen des Films und auf die interessanten Figuren aus klassischen Romanen.

    Die Comicvorlage:
    The League Of Extraordinary Gentlemen
    Man nehme ein halbes Dutzend relativ bekannter Figuren aus klassischen Abenteuerromanen, deren Copyright zum Großteil ausgelaufen ist, und forme daraus ein Heldenteam à la JLA oder Rächer. Das Ergebnis ist die "League of Extraordinary Gentlemen". Moore plünderte hierfür Werke von Jules Verne, H.G. Wells, Bram Stoker, Edgar Rice Burroughs, Sir Arthur Conan Doyle und vielen anderen. Seine Heldentruppe, bestehend aus Wilhelmina Murray, Allan Quatermain, Kapitän Nemo, Dr. Jekyll und dem unsichtbaren Hawley Griffin, arbeitet am Ende des 19. Jahrhunderts für den britischen Geheimdienst und bekommt es unter anderem mit chinesischen Superschurken und Eindringlingen vom Mars zu tun. Die erste sechsteilige "LOEG"-Miniserie war der Startschuss für Alan Moores eigenes Label ABC (America's Best Comics) und gleich ein großer Erfolg bei Kritikern und Lesern. Moore ersann nicht nur eine sehr unterhaltsame und spannende Geschichte, die von Zeichner Kevin O'Neill in schroffen, atmosphärischen Bildern kongenial umgesetzt wurde, sondern gab seinen Lesern auch eine Puzzle-Aufgabe: Finde die Referenzen! Denn nicht nur die Hauptfiguren wurden aus der (Pulp-)Literaturgeschichte ausgeborgt, Moore streute auch noch zahlreiche andere Verweise und Zitate aus den unterschiedlichsten Werken ein. Daraus entstand jedoch kein Abklatsch, sondern ein eigenständiger und einzigartiger Comic: ein weiterer Meilenstein in Alan Moores Oeuvre, das ja nicht gerade arm an Höhepunkten ist. Nicht zu vergessen ist auch die liebevolle Aufmachung der Hefte und Sammelbände, die mit zeitgenössischen Anzeigen, Prosatexten und netten Spielereien angereichert sind. Volume I, die ersten sechs Hefte, ist als Hardcover-Band und als Trade-Paperback (auch in deutscher Übersetzung bei Speed Comics) erschienen. Demnächst wird es auch noch eine Luxusvariante geben, die in einem edlen Schuber neben dem Comic auch noch das komplette Skript enthält. tk

    Die Fortsetzung:
    The League Of Extraordinary Gentlemen Vol. 2
    Zwei Jahre nach der ersten "League"-Miniserie erschien bei America's Best Comics mit Volume II ein weiterer Sechsteiler. Diesmal spielt die Geschichte vor dem Hintergrund der Ereignisse aus H.G. Wells' "Krieg der Welten": Außerirdische Eindringlinge vom Mars landen in London und beginnen einen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit. Nachdem weder Militär noch Polizei gegen diese Übermacht etwas ausrichten kann, ist hier wieder die Liga gefragt. Während Nemo, Mr. Hyde und der Unsichtbare in London die Stellung halten, werden Mina Murray und Quatermain zu Dr. Moreau geschickt, einem Wissenschaftler, der eigenartige Tier-Menschen züchtet (auch dieser stammt aus einem Wells-Roman). Bei ihm sollen sie eine Geheimwaffe abholen, die der englische Geheimdienst gegen die Marsianer einsetzen will.
    Das bewährte Team Alan Moore und Kevin O'Neill liefert wieder ein sehr stimmungsvolles Abenteuer, in dem diesmal etwas weniger Wert auf Spannung und Action gelegt wird. Im Zentrum stehen vielmehr die Entwicklung der Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. So entwickelt sich zwischen Mina Murray und dem alten Quatermain eine leidenschaftliche Liebe, Nemo wird immer mehr zum Einzelgänger und Mr. Hyde zeigt hinter der rauhen Monsterschale ein sanftmütiges Herz. Am Ende zerfällt die Liga: ein Mitglied wird wegen Verrats von einem anderen getötet, eines fällt den Marswesen zum Opfer, ein drittes quittiert den Dienst. Von strahlenden Helden bleibt hier nicht mehr viel übrig, Moore macht alle League-Mitglieder zu gebrochenen Gestalten.
    Was die Menge der literarischen Anspielungen und Verweise angeht, tauchen diese weniger im Comic auf als in den Anhängen: jedes Heft endet mit dem "New Traveller's Almanac", einem Reiseführer, der uns durch unzählige phantastische Orte der Welt führt. Hier konnte Moore jede denkbare Referenz von griechischen Sagen über den Weihnachtsmann bis zu Franz Kafka unterbringen.
    Fazit: ein ebenso lesenswertes Werk wie Volume I, das zum Teil düsterer und tiefgründiger ist als die erste Geschichte, aber auch in Sachen Sex und Gewalt deutlich weiter geht. Definitiv für eine andere Zielgruppe gedacht als der Film, der sehr auf junge Popcorn-verschlingende Multiplex-Gänger ausgerichtet ist.
    Die US-Heftausgabe wurde vor kurzem abgeschlossen, noch vor Weihnachten 2003 soll ein Hardcover-Sammelband erscheinen. Eine deutsche Ausgabe bei Speed ist in Vorbereitung. tk

    Die Produktion
    Noch während der Arbeit an der Verfilmung von Alan Moores und Eddie Campbells Comic "From Hell" begeisterte sich Produzent Don Murphy für ein weiteres Comic von Alan Moore, "The League of Extraordinary Gentlemen". Alan Moore schrieb sofort ein Treatment das bei Fox großen Zuspruch fand und James Robinson wurde als Drehbuchautor angagiert.
    Robinson, selbst in der amerikanischen Comicszene als Autor von "Starman" bekannt, fühlte sich sehr geehrte, die Arbeiten von Moore zu adaptieren. "Alan hat die beneidenswerte Gabe, bereits existierende Geschichten oder Figuren neu zu erdenken und in einen völlig anderen Zusammenhang zu setzen."
    Gedreht wurde der Film hauptsächlich in Praq (teilweise an den gleichen Sets wie "From Hell"), wo zahlreiche Sets aufgebaut wurden, um die Welt der Liga zu erschaffen. Viele dieser Sets fielen allerdings dem Hochwasser im Sommer 2002 zum Opfer. Besonders schlimm betroffen war hier vor allem das Set des U-Bootes von Captain Nemo, der Nautilus, in deren Lagerhalle das Wasser sieben Meter hoch stand.
    Interessant sind auch die verschiedenen Techniken, die beim drehen verwendet wurde. Denn während viele Film heutzutage bei Spezial Effekten auf Computertechnik setzen, wurde bei der "Liga" auf alte Tricks wie Matte-Zeichnungen und Miniaturmodelle zurückgegriffen. Und das Monster Mr. Hyde wurde mit einer speziellen IMAX-Kamera gefilt, um ihn größer erscheinen zu lassen.
    Anders als die Comicvorlage, die sowohl bei den Kritikern als auch bei den Lesern für Begeisterung sorgte, erhielt der Film wenig Lob und war an den amerikanischen Kinokassen alles andere als erfolgreich. Auch die Leute hinter der Kamera waren wohl nicht sonderlich beeindruckt von ihrem Werk. So gab Regisseur Stephen Norrington, der während den Dreharbeiten angeblich zahlreiche Auseinander- setzungen mit Sean Connery hatte, schon vor erscheinen des Films bekannt, er würde in Zukunft nicht mehr bei großen Hollywood-Produktionen Regie führen. Und auch Alan Moore ließ verlauten, er hätte keine Zeit den Film anzusehen, da er zu beschäftigt sei. fs

    Die Figuren
    Im Folgenden wollen wir die Figuren des Films, ihre literarischen Vorbilder und ihre Rolle in der Comicvorlage kurz vorstellen.

    Allan Quatermain - Der Jäger
    Obwohl bei uns vor allem aus den Filmen mit Richard Chamberlain bekannt, entstammt auch Allan Quatermain einer literarischen Vorlage: den Abenteuer- geschichten von Sir Henry Rider Haggard (zum Beispiel "King Solomon's Mines"), die ursprünglich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Heftchenform erschienen. Im League-Comic ist aus dem strahlenden Helden, der exotische Länder erforscht, ein alter opiumsüchtiger Mann geworden, der sich nur widerwillig für ihre Majestät rekrutieren lässt. Im Film dagegen ist Quatermain zwar alt, aber alles andere als greisenhaft. Sean Connery gibt den starken und heldenhaften Anführer der Liga.

    Captain Nemo - Der Krieger
    Der indische U-Boot-Kapitän taucht in mehreren von Jules Vernes fantastischen Romanen auf (und ab), darunter "20.000 Meilen unter dem Meer" (1869/70). Er dient zwar der englischen Krone, bleibt aber gegenüber der Kolonialmacht England und auch seinen Liga-Mitstreitern skeptisch und misstrauisch. Sein Unterseeboot, die Nautilus, wird zum schwimmenden Hauptquartier der Liga. Im Film ist Nemo ein technisches Genie, das nicht nur die Nautilus, sondern auch etliche High-Tech-Waffen und ein Automobil konstruiert hat.

    Mina Harker - Der Vampir
    Stammt aus dem Roman "Dracula" von Bram Stoker (1897). Im Roman ist Mina Murray die Verlobte von Jonathan Harker, die eine Romanze mit dem Grafen Dracula beginnt. Besonders bekannt ist diese Figur sicher aus Francis Ford Coppolas Dracula-Verfimung, in der sie von Winona Ryder gespielt wird. Im Comic, der im Jahr 1899 spielt, ist Mina bereits wieder von Jonathan geschieden und trägt wieder ihren Mädchennamen. In der Verfilmung heißt sie jedoch Mina Harker, ist also wohl noch mit Jonathan verheiratet. Weitere Unterschiede: während sie im Comic als Anführerin der League auftritt, gibt sie im Film diese Rolle an Quatermain/Connery ab. Ob sie wirklich ein Vampir ist, wird im Comic stets offen gelassen, im Film dagegen darf sie ihre spitzen Beisserchen zeigen.

    Rodney Skinner - Der Unsichtbare
    Die Figur des Unsichtbaren stammt aus H.G. Wells' Roman "The Invisible Man" (1897). Hier heißt sie Hawley Griffin und ist ein Wissenschaftler, der mit verschiedenen Mixturen experimentiert und schließlich unsichtbar wird. Er schafft es allerdings nicht, ein Gegenmittel zu finden, das den Vorgang wieder rückgängig machen kann. Aus urheberrechtlichen Gründen stand Hawley Griffin für den Film nicht zur Verfügung, deshalb erfand man Skinner, einen Dieb, der das Serum von Griffin geklaut hatte.

    Dorian Gray - Der Unsterbliche
    In Oscar Wildes Roman "The Picture of Dorian Gray" (1890/91) ist Dorian ein wunderschöner Jüngling, der von einem Maler porträtiert wird und dessen Wunsch in Erfüllung geht, das Porträt möge ab sofort für ihn altern. Er selbst bleibt für immer jung und schön. Das Werk wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 1970 mit Helmut Berger. Im "Liga"-Film wurde Grays ewige Jugend so interpretiert, dass er unverwundbar und unsterblich ist. Diese Figur taucht im Comic nicht auf, lediglich auf einer Gag-Seite ("Malen nach Zahlen"), die im Anhang des Sammelbands vorkommt.

    Tom Sawyer - Der Spion
    Tauchte erstmals in Mark Twains Debütroman "The Adventures of Tom Sawyer" (1876) auf. Die Figur wurde von Twain in mehreren Werken weiter verwendet und auch mehrfach zu Filmen, TV-Serien und sogar zu einem Musical verarbeitet. Im "Liga"-Film ist Tom Sawyer erwachsen und wird von Quatermain väterlich betreut und ausgebildet. In der Comicvorlage kommt Tom Sawyer nicht vor, hier besteht die Liga ausschließlich aus Figuren britischen Ursprungs. Die Filmemacher brauchten hier wohl noch eine amerikanische Figur für das US-Publikum.

    Dr. Jekyll und Mr. Hyde - Die Bestie
    Die berühmte schizophrene Figur aus dem Roman "The Strange Case of Dr. Jekyll & Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson (1886). Dr. Henry Jekyll ist ein schüchterner, blasser Mann, dessen schlechte Seiten sich in der monströsen Figur des Edward Hyde vereinen. Bei großer nervlicher Anspannung verwandelt sich Jekyll in das affenartige Monstrum, das nicht nur furchterregend aussieht, sondern auch äußerst blutrünstig ist. Die Geschichte, die sicher auch Stan Lee zu seinem "Hulk" inspirierte, wurde mehrmals verfilmt.

  11. #11
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    Die US-Heftausgabe wurde vor kurzem abgeschlossen, noch vor Weihnachten 2003 soll ein Hardcover-Sammelband erscheinen.
    der ist vor 14 tagen eingetroffen.

  12. #12
    Moderator Avatar von LeGuy
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    Das Hardcover von LOEG Vol.II ist vor 14 Tagen eingetroffen? Würde mich sehr wundern. Laut wildstorm.com kommt das erst am 19.11.

    Korrigieren muss ich mich aber bei diesem Satz
    Demnächst wird es auch noch eine Luxusvariante (von Vol. I) geben, die in einem edlen Schuber neben dem Comic auch noch das komplette Skript enthält.
    Die ist inzwischen erschienen (der Text war schon was älter) und sieht dermaßen lecker aus, dass ich immer ganz nervös werde. Mein Händler hat das im Regal ganz weit oben stehen, wo keiner rankommt. Aber solange RTL meine 'Wer wird Millionär'-Bewerbungen nicht erhört, wird das auch dort stehenbleiben.

  13. #13
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    hm... ich hab das ding aber afaik bei meinem händler gesehen.... hardcover & vol. 2... seltsam. und vor essen kann ich das auch nicht überprüfen... nun denn...

  14. #14
    Mitglied Avatar von Helrunar
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    Plan 14 (Freiburg)

    Plan 14, Kulturzeitschrift für Freiburg und Emmendingen, 2.10.2003

    Alan Moore: Porträt eines außergewöhnlichen Gentleman

    Thomas Lautwein

    Anfang Oktober kommt der neue Film mit Sean Connery in die Kinos: „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“. Connery spielt Alan Quartermain, den Helden aus Henry Rider Haggards klassischen Abenteuerromanen „She“ und „King Solomons Mines“. An seiner Seite kämpfen fünf andere Gestalten aus berühmten Klassikern aus der Zeit von Königin Viktoria: H.G. Wells „unsichtbarer Mann“, Mina Harker aus Bram Stokers „Dracula“, Jules Vernes Kapitän Nemo, Dr. Jekyll, Oliver Twist und Dorian Gray.
    Den meisten Kinobesuchern wird jedoch kaum bewusst sein, dass sie die Verfilmung eines Comics sehen. Geschrieben vom selben Autor, der schon die Vorlage zu dem Jack-the-Ripper-Drama „From Hell“ lieferte: dem britischen Autor, Performance-Künstler und Schamanen Alan Moore.
    Während der Film jedoch überwiegend auf Action und schicke Kostüme setzt, ist Alan Moores und Kevin O’Neills „League of extraordinary Gentlemen“ eine liebevolle Huldigung an die Trivialliteratur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, vollgestopft mit Reminiszenzen und stilsicheren Anspielungen auf die Alltagskultur der viktorianischen Zeit. Ähnlich wie bei der Verfilmung von „From Hell“ wurden auch hier Moores Skurilitäten und Döppelbödigkeit den Sehgewohnheiten des breiten Publikums aufgeopfert.

    Alan Moore

    Alan Moore wurde am 18. November 1953 in der mittelenglischen Industriestadt Northampton geboren, wo er heute noch in einem unscheinbaren Reihenhaus zwischen Stapeln von Büchern und Comics lebt. Moore stammt aus einer Arbeiterfamilie, und so waren seine erstenprägenden Lektüreeindrücke nicht gute Bücher für wohlerzogene Kinder, sondern englische und amerikanische Superhelden-Comics. Im Alter von 17 Jahren wurde er wegen Drogenkonsums und –handels von der Schule verwiesen und schlug sich anschließend mit Gelegenheitsjobs als Reinigungskraft oder Totengräber durch. Ende der siebziger Jahre begann er, für die englischen Comic-Magazine „2000 A.D.“ und „Warrior“ Stories zu schreiben, die bald durch ihre Originalität auffielen. Mit „Marvelman“ und „V for Vendetta“ heimste er 1982 und 1983 die ersten Preise ein.
    Dies ließ die großen amerikanischen Comic-Verlage auf ihn aufmerksam werden. DC überließ ihm schließlich die schwächelnde Horror-Serie „Swamp Thing“, die kurz vor der Einstellung stand. Moore machte die Serie innerhalb von drei Jahren zum Zugpferd und verblüffte die Leser mit kontroversen Themen wie Umweltschutz, Rassismus, psychedelischen Drogenerfahrungen und mit avantgardistischen Erzählweisen. Endgültig zum Star wurde er mit der zwölfteiligen Serie „The Watchmen“ (Die Wächter), die die heile Welt der Superhelden endgültig zertrümmerte.
    Moore erlebte auf einmal einen regelrechten Starrummel um seine Person: Er wurde von einer Talk-show zur anderen weitergereicht, auf Comic-Conventions von entfesselten Fans umlagert und von der Popband „Pop will eat itself“ in dem Song „Alan Moore knows the score“ verewigt.

    Pornograph und Magier

    Ende der achtziger Jahre wurde es Moore zu bunt. Er verkrachte sich mit den beiden US-Verlagen DC und Marvel, stieg aus dem Mainstream aus und versuchte, im Selbstverlag künstlerisch ambitionierte Comic-Romane herauszubringen. Er vergrub sich in Northampton und weigerte sich fortan, England zu verlassen oder Comic-Salons zu besuchen. Das auf 12 Bände und 500 Seiten geplante Projekt „Big-numbers“, das ein realistisches Porträt von Margaret Thatchers England zeigen sollte, musste nach zwei Ausgaben eingestellt werden, auch der literarische Jugendstil-Porno „Lost girls“ kam nicht recht voran. Lediglich der düstere, 600 Seiten umfassende Comic-Roman „From Hell“ war 1996 nach zehnjähriger Arbeit abgeschlossen und wurde 2002 verfilmt.
    Bei der Arbeit an „From Hell“ geriet Moore in eine Schaffenskrise, die ihn sich fragen ließ, worin die Quelle seiner Kreativität besteht. Dabei kam er zu dem Schluss, dass sein bisheriger Realitätsbegriff zu eng sei. An seinem 40. Geburtstag beschloss er deshalb, die vor der Tür stehende Midlife-Crisis ausfallen zu lassen und stattdessen Magier zu werden. Wenige Monate später hatte er eine mystische Erfahrung, bei der er dem obskuren, spätantiken Schlangengott Glykon begegnete, der seitdem sein spiritus rector ist. Moore vertiefte sich in okkulte Schriften und begann ab 1995, eigene schamanistische Performances zu veranstalten, mit denen er das Publikum in eine andere Welt versetzen will.

    Moores ABC der Comics

    Wer nun erwartete, Moore würde seinem neuen Spleen erliegen und völlig in den okkulten Untergrund abtauchen, sah sich jedoch getäuscht: Überraschenderweise begann er, wieder für amerikanische Mainstream-Verlage zu arbeiten und erhielt 1999 sogar die Gelegenheit, ein eigenes Label zu kreieren, das er „America’s Best Comics“ (ABC) taufte. Mit ihr wollte er für die kränkelnde Comic-Industrie neue Qualitätsmaßstäbe setzen und „den Lesern zeigen, was sie wirklich mögen“. Die erste Serie, die er für ABC schrieb, war die „League of Extraordinary Gentlemen“, von der bis jetzt zwölf Hefte erschienen sind. Insgesamt sechs neue Serien sind bis jetzt erschienen, von denen „Promethea“, in der er seine magischen Ideen und Erfahrungen verarbeitet, künstlerisch und inhaltlich die interessanteste ist; kommerziell am erfolgreichsten sind aber die „League“ und „Tom Strong“, eine liebenswert altmodische Superman-Hommage.
    Inzwischen hat Moore angekündigt, sich im nächsten Jahr von ABC zurückzuziehen und sich mehr seinen okkulten Interessen zu widmen und vielleicht einen Roman zu schreiben. Dass dabei doch wieder ein ungewöhnliches, innovatives Werk herauskommt, wäre nicht verwunderlich.
    In diesem Sinne: Happy birthday, Mr. Moore!
    Geändert von Helrunar (08.10.2003 um 19:25 Uhr)

  15. #15
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    Der Artikel ist klasse geworden, Helrunar!

  16. #16
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    hat moore nicht schon einen roman geschrieben?

  17. #17
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    jap.

  18. #18
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    Artikel

    Danke für das Lob, Krusty. Dem Artikel war auch ein ausdrücklicher Hinweis auf den Speed-Verlag und den Freiburger Comic-Shop X für U beigefügt, was hoffentlich den Umsatz von Speed etwas ankurbelt.
    Einen ausführlichen Artikel über "Promethea" habe ich letzten Monat in der gnostisch-okkulten Zeitschrift "Der Golem" (www.golem-net.de) verbraten.
    Der Roman von Moore heißt "Voice of the fire" und schildert Episoden aus 3000 Jahren Northampton (kann über Amazon bestellt werden). Im letzten Kapitel tritt ein gewisser Schriftsteller mit langem Bart auf. Das erste Kapitel ist in einer Kunstsprache abgefasst, die das Denken von Steinzeitmenschen wiedergeben soll. Ist leider noch nicht ins Deutsche übersetzt worden.
    Geändert von Helrunar (11.10.2003 um 16:03 Uhr)

  19. #19
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    Re: Artikel

    Original geschrieben von Helrunar
    Ist leider noch nicht ins Deutsche übersetzt worden.
    Na, das wäre doch ein Job für Dich!
    Ich layoute dann und Speed veröffentlicht das.

  20. #20
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    ...gibt auch schon (sehr dezentes) interesse andernorts.

    aber ich sag natürlich nix.

  21. #21
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    Helrunar, meinen Respekt hast Du ebenfalls. Vor allem habe ich nicht zuvor solche detaillierten Informationen über den Menschen "Moore" erfahren.
    Als Wahlfreiburger kannte ich "Plan 14" zwar noch nicht, werde aber nun die Augen offenhalten.

    Vielleicht sieht man sich ja mal bei "X für U"!

    Viele Grüße,
    Philos

  22. #22
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    Smile Moore-Übersetzungen

    Hallo Philos,
    ich bin nur sporadisch in Freiburg, da ich mittlerweile in Nürnberg lebe. Plan 14 ist ganz neu, ob sich das Blatt halten kann, muss sich noch zeigen, bei der Buchhandlung Jos Fritz sollten Exemplare ausliegen. Alan Moore zu übersetzen wäre allerdings reizvoll, aber auch anstrengend, er hat einen ziemlich ausgefeilten Stil, allein sein Wortschatz ist gigantisch. Wenn sich mit einer deutschen Übersetzung von "Voice of Fire" schon etwas anbahnt, ist es mir auch recht.
    Was ich vielleicht mal übersetzen werde, sind Moores okkulte Artikel, die er in Joel Birocos Zeitschrift "KAOS" über Kenneth Grant und seinen seltsamen Schlangengott Glykon veröffentlicht hat. Vor allem der letzte Aufsatz ist stellenweise sehr komisch.
    Geändert von Helrunar (15.10.2003 um 10:27 Uhr)

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