Das Monster von Frankenstein
Bereits ein Jahr nachdem „The Monster Of Frankenstein„ in den USA angelaufen war, brachte der Williams-Verlag die deutsche Version auf den Markt. Somit war das Monster zugleich auch die jüngste Serie aus dem Marveluniversum. Im Gegensatz zu den Superheldenreihen machte hier der zeitliche Unterschied aber nichts aus, da Marvels Horrorgestalten Anfang der Siebziger Jahre in einem eigenen, abgelegenen Teil der Marvelwelt zu hausen pflegten. Am ehesten vergleichbar mit Ka-Zars Savage Land inmitten der Antarktis.
Einer der Gründe, warum der amerikanische Verlag Dracula und Frankensteins Monster auferstehen ließ, ist von simpler Natur. Man brauchte an Mary Shelley und Bram Stoker keine Autorenrechte und Tantiemen für die Vermarktung ihrer Figuren zu zahlen.
Autor Gary Friedrich und Künstler Mike Ploog vermochten es, der Frankenstein-Serie die düstere Stimmung einzuhauchen, die sie verlangte. Von seiner Erschaffung über die Liebe zu seiner Gefährtin und Rache für ihren Tod, zeigt das Monster oft mehr Gefühle, als so mancher unserer Zeitgenossen im Alltag. Als im zweiten Jahr John Buscema den Zeichenstift zur Hand nahm, durfte das obligatorische Crossover mit Dracula nicht ausbleiben. Später übernahmen Dough Moench und Val Mayerik das Ruder. Leider ließ mit diesem Wechsel auch die zeichnerische Qualität der Serie nach, was unter anderem auch zur Einstellung nach insgesamt nur 18 US-Ausgaben geführt haben durfte.
In Deutschland erschien die Serie monatlich, während das Monster in den USA nur alle zwei Monate Angst und Schrecken verbreitete. Doch auch hierzulande müssen wohl einige schwache Gemüter gezittert haben, da das fünfte Heft zusammen mit Dracula des gleichen Produktionsmonats auf dem Index für jugendgefährdende Schriften landete. Der Witz an der Sache ist, dass eine der enthaltenen Zusatzgeschichten mit dem Titel „Sie warten im Kerker!„ bereits beim Abdruck in den USA retuschiert wurde (ein Gefängnisdirektor drückt eine brennende Zigarette am Arm bzw. Ärmel eines Insassen aus – siehe auch „Comics Handbuch„, Fuchs & Reitberger, rororo1978), weil es sich um ein Reprint einer Story von vor der Zeit des Comics Codes handelt. Mit Frankenstein Nummer 11 war die deutsche Reihe den Amerikanern nur noch um zwei Monate hinterher und hätte sie mit der 13 im Januar 1975 gar überholt. Da so etwas produktionstechnisch nicht machbar war, entschied Williams, die Originalstorys auf jeweils zwei Hefte zu verteilen. Dazu wurden für Teil 2 neue Eröffnungsseiten gestaltet, die grafisch gesehen eher von geringer Qualität waren. Mehr Mühe gab man sich bei den zusätzlichen Covern, die wie bei Hulk von H.J. Lührs gezeichnet worden sein dürften. Hinter dem Pseudonym „Frobenius„, welcher für die Eröffnungsseiten verantwortlich war, könnte sich unter Umständen Redakteur Hartmut Huff selbst verborgen haben. Zumindest steckt bei mehreren Frankenstein-Ausgaben hinter Frobenius als Letterer seine Handschrift.
Mit der „aus-eins-mach-zwei„-Methode konnte man sich immerhin bis zur deutschen Nr. 25 halten – in welcher die letzten Seiten der letzten US-Ausgabe enthalten sind. Mit Frankenstein Nr. 26 gab es eine unglaubliche Neuerung im Hause Williams. Erstmals wurde speziell für die deutschen Leser eine US-Serie weitergeführt. Für „Baronesse von Frankenstein„ engagierte man den Künstler Leopold Sanchez, der in den Siebziger Jahren unter anderem für „Vampirella„ und das s/w-Magazin „Eerie„ gezeichnet hatte. Autor der Story war Hartmut Huff selbst. Diese Williams-Eigenproduktion kann es durchaus mit dem amerikanischen Material aufnehmen und einige der kurz vorher erschienene Sachen gar übertrumpfen. Die einzige Serie aus dem Hause Williams, bei der sonst noch selbst produziert wurde, war MAD – unter der redaktionellen Leitung von Herbert Feuerstein. Hier kann man die Qualität allerdings nicht mit der von Frankenstein vergleichen.
In den Folgeausgaben erschien dann Material aus „Monsters Unleashed!„, einem s/w-Magazin, bei dem die Vorlagen verkleinert und ein eigene Farbfilme hergestellt werden mussten.
Da bei Williams sowieso für alle Serien neue Farben (mit einem feineren Raster) angelegt wurden, dürfte das kaum ein Problem gewesen sein. Leider kippte man Frankenstein zusammen mit den anderen Williams-Serien (Hulk, Thor, Dracula, Der Eiserne, Dr. Strange und dem DC-Comic Die Grüne Laterne), sodass das letzte Frankenstein-Abenteuer aus Monsters Unleashed # 10 nicht mehr erscheinen konnte.
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