DIE VERGESSENEN HELDEN
Es war eisig kalt in Nagamor, an diesem Morgen. In der Stadt am Meer der sieben Wetter hatte am Abend zuvor ein riesiges fest stattgefunden und Saufkumpanen aus allen Gegenden des Gosischen Imperiums waren angereist, um sich den Magen mit feinstem Met voll zustopfen.
Der junge Benwick hatte ebenfalls diese Idee gehabt und lag nun verwundert und halb angelehnt an einer kalten Scheunenwand, als er verwundert aufgewacht war und sich nicht mehr entsinnen konnte, wie er dort hingekommen war.
Hunger und Durst verhalfen ihm jedoch rasch zum Aufstehen und so begab er sich auf den Weg zu einem Freund, der nicht weit entfernt wohnte.
Angekommen musste er etwas Unfassbares feststellen. Sein Freund, Banchamor, war nicht da. Stattdessen eine durcheinander gewühlte Behausung. Sehr ungewohnt für Benwicks pingeligen Freund.
Benwick trat hinein und inspizierte den Raum. Alles war durchwühlt worden und lag nun auf dem kalten Boden der kleinen Lehmhütte. Was war bloß geschehen? Wo war Banchamor, wieso sah es hier aus, als ob Wildschweine hier gewütet hätten.
Da entdeckte Benwick zufällig einen Hinweis. Auf dem Tisch inmitten des Raumes lag eine ausgehülltes Horn. Ein Trinkhorn, wie sie nur die Pounocken benutzten. Ein kleines aber barbarisches Volk aus dem Norden Visabars.
Ein Wandervolk, das umherzog und Leute beraubte und sie gelegentlich mitnahm, um zu verspeisen.
Benwick wurde zornig. Wieso musste so was ausgerechnet seinem Freund Banchamor passieren, der absolut nichts mit Gewalt zu tun hatte und wegen seiner kleinen Körpergröße absolut nichts mit Typen, wie den Pounocken zu tun hatte.
„Nicht mit mir“ schrie Benwick und rannte aus dem Haus. Er war fest davon überzeugt, dass sich diese feige Bande von Möchtegern Verbrechern noch in der Stadt befinden musste. So durchstreifte er alle Winkel, Gassen und schaute in alle möglichen Kneipen bis... bis er auf einen alten Mann traf. Es war Gargandur. Ein einäugiger Greis, der mit dem Handel von Rauschmitteln seinen Unterhalt verdiente.
„Sag mir, was du weißt, alter Mann!“ forderte ihn Benwick auf, da er wusste, dass an Gargandur nichts unbemerkt vorbei gehen konnte. Wenn was passiert war oder jemand Neues in der Stadt war, der nicht gerade ein Bettler oder Kaufmann zu sein schien, da wusste der alte Mann bescheid.
„Was willst du wissen, du Jüngling?“ kam aus der dunkle Ecke der Kneipe, in der Bargandur saß.
„Wo sich die Pounocken aufhalten!“
„Womöglich dort, wo es ihnen am meisten gefällt...“
„Und wo soll das sein? Antworte sonst—„
„Ruhig. Nicht so laut. Sie sind im Lusthaus, am Ende der Stadt. Sie haben anscheinend einen Coup gemacht und ruhen sich dort nun aus. Ich habe gehört, sie haben einen Mann gefangen. Der Allmächtige sei mit ihm, du weißt ja, was für Feinschmecker sie sind...“ sprach der Alte leise zum schwitzenden Benwick.
„Das reicht. Hab Dank alter Mann.“ Sprach dieser und rannte aus der warmen und verdunkelten Kneipe.
Auf der Straße musterte er die Gegend und wendete sich seinem Weg zu. Richtung Norden, wo sich das große Lusthaus des dicken Grubas befand.
Als Benwick ankam musste er auch hier Chaos vorfinden. Die Pounocken waren tatsächlich hier gewesen, doch ob sie noch die Dienste dieser Einrichtung in Anspruch nahmen, musste er erst noch herausfinden.
Benwick kletterte über die seitliche Mauer in den Hinterhof. Zwischen Pferdekarren und Viehdreck schlich er sich an den Hintereingang und öffnete langsam die Holztür.
Innen stank es nach Exkrementen und anderen Körperflüssigkeiten. Es war stickig und Kerzen leuchteten an den Wänden. Benwick war noch nie hier gewesen und doch hatte er gehört, was hier für Sachen sich hier abspielten.
„Wuaaaahhh--“ kam plötzlich aus einem der Räume. Es klang nach einem Mann. Einem Betrunkenen womöglich. So entschied sich Benwick in eine der Türen, die im Gang zufinden waren, hinein zu gehen.
Die erste war verschlossen. Auch die Zweite rührte sich nicht, doch bei der Dritten kam Licht zum Vorschein.
Im Zimmer war es kälter, als im Gang. Das Fenster war aufgerissen und auf dem Schlafgemach lag ein Mann. Er war von kleiner Statur und gefesselt. Neben ihm lagen Schmuck, Essen und Getränke. Gegenüber vom Bett saß ein Mann auf einem Stuhl. Er schnarchte und bemerkte Benwicks Eintritt anscheinend nicht.
Ein Fehler, wie sich der starke Jüngling dachte und prompt schlug er dem Mann auf dessen Nacken, wonach dieser lautlos umkippte.
Hastig eilte Benwick zum gefesselten Mann. Es war eindeutig Banchamor, der durch benwicks Rütteln aufgewacht war.
„Sei still. Ich bringe dich hier raus. Aber zuerst erledige ich diese Arschparasiten, damit sie so was nicht noch mal machen!“ flüsterte er zum nun sichtlich entspannten Banchamor.
Benwick brachte Banchamor in den Flur und ließ ihn dort stehen um die restlichen zwei Türen zu inspizieren. Wieder war eine verschlossen doch die letzte Versprach Ungeahntes.
Als Benwick sie öffnete erblickte er einen Haufen von schlafenden Ganoven. In der Ecke des Raumes lagen zwei Frauen, naß und keuchend. Sie waren gefesselt. In der anderen Ecke lag der dicke Grubas. Er war tot, den Blut befleckte seinen ganzen Körper.
Plötzlich wachte einer der Pounocken auf.
„Verdammte Scheiße!“ brüllte er, worauf der Rest der 5 Männer aufwachte und in der Tür den jungen Benwick erblickten.
„Steht auf. Den machen wir fertig.“ Schrien ein Anderer und—
„Leg das Comicheft weg Rick! Wir müssen endlich aus dieser Zelle raus. Wer weiß, was Ham und seine Kumpanen mit uns vor haben.“
„Ist gut. Ich find´s eh langweilig.“
„Wo hast du es überhaupt her?“
„Keine Ahnung. Lag hier einfach... hat wohl einer vergessen, hm. ‚Secret Tales of Helden #19’ von 2023, verdammt alt. Aber sagt mir Nix. Jedenfalls kam mir Conan ziemlich komisch vor, wieso nannte der sich eigentlich Benwick?“
„Boh, Rick!“
„Ähm... naja, jedenfalls… hast du einen Plan?“
„Aber logisch. Hör zu...“
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