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Thema: Franko-Belgisch?

  1. #51
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Die Franzosen verstehen unter "franko-belgischen" Comics (bandes dessinées franco-belge) (1) französischsprachige Comics (2) aus Frankreich und Belgien. Der Begriff ist also doppelt definiert und entspricht dem, was wir meinen, wenn wir von "deutschsprachigen Comics" reden: Comics in deutscher Sprache aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Terminus ist nicht stilistisch sondern rein sprachlich-geografisch definiert.
    Soweit korrekt. Aber hier

    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Die "stilistische" Aufladung kommt daher, dass franko-belgische Comics von der Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre (Métal Hurlant) fast ausschließlich Jugendcomics waren und in einem einheitlichen Format und Seitenlayout erschienen: den kartonierten, etwa A4-großen Alben mit durchschnittlich etwas über 40 Seiten und 4 Panelzeilen pro Seite.
    verrennst du dich in ziemlichen Unsinn. Kartonierte Alben waren (abgesehen von wenigen Bestsellern wie Tintin) eine Erscheinung der 60er und folgenden Jahren. In den 50er Jahren (als ein Großteil der "Klassiker" entstand) erschienen zahllose Jugendmagazine in unterschiedlichsten Formaten und Seitenlayouts.

    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Wenn heute ein deutscher Verleger mit Emphase von "franko-belgischem" Stil spricht (den er erwartet), dann meint er die vierzeilige Seitenaufteilung und die eben beschriebenen Besonderheiten in der Darstellung, wie man sie heute vor allem noch bei den Technik-, Historien- und Abenteuercomics findet. Für uns Deutsche ist – wenn man schaut, wie der Begriff verwendet wird – "franko-belgisch" eine historische Bezeichnung und schließt den Kunstcomic (Moebius, Druillet und die Folgen), amerikanische Einflüsse und den Autorencomic (Tardi, Lauzier) aus.
    Zugegeben, daß einige Leute den Begriff falsch verwenden. Aber warum unterstellst du das ausgerechnet den deutschen Verlegern?
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  2. #52
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    Zitat Zitat von tigermuse Beitrag anzeigen
    Für meinen Comic-Händler ist jedenfalls frankobelgisch das, was aus Frankreich oder Belgien kommt. Auch Splitter, Trondheim und Tardi.
    Das ist ja auch franko-belgisch. Wow, ist mein Beitrag so unverständlich? Ich meinte: es gibt eine Definition, wie sie in Frankreich gebräuchlich ist, die ist sprachlich-geographisch, und es gibt eine verbreitete Verwendung in Deutschland, die ist historisch-stilistisch.

    Wir haben also hier bei uns in Deutschland zwei Verwendungsweisen des Begriffs "franko-belgisch", die sich widersprechen.

    Ich hoffe, jetzt ist es klar.

    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Zugegeben, daß einige Leute den Begriff falsch verwenden. Aber warum unterstellst du das ausgerechnet den deutschen Verlegern?
    Weil das der Ursprung der Eröffnungsfrage war, wie vom Threaderöffner in seinem zweiten Beitrag erklärt:

    Zitat Zitat von Mechwyn Beitrag anzeigen
    ...mir gehts eigentlich eher um die Verlagsaussage: Das muß in unser "frankobelgisches" Korsett passen...
    Ich denke keineswegs, dass das die typische Auffassung aller deutscher Verleger ist, ich bezog mich nur auf diese Stilvorgabe eines Verlegers, deshalb habe ich auch geschrieben:

    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Wenn heute ein deutscher Verleger mit Emphase von "franko-belgischem" Stil spricht (den er erwartet), dann meint er ...
    Geändert von qwertyboy (14.09.2010 um 07:12 Uhr)

  3. #53
    Mitglied Avatar von tigermuse
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    @Manfred Kooistra, ich habe dich schon richtig verstanden. Wahrscheinlich kommst du auch mehr in der Szene rum und redest mit mehr Leuten, so dass du diesen Eindruck gewinnst, es gäbe / gibt diese Mündliche Stil- oder Genre-Vereinbarung. Wahrscheinlich läuft die Frage mit der dieser Thread begann wirklich auf die Verlagsaussage(n) hinaus: "Neben Manga, können wir nun wirklich höchstens noch frankobelgisch. Seid also froh, dass es wenigstens das noch gibt."
    Das bringt mich zu dem Kommentar von Starfish, der für sein erstes Westgeld ein Asterix gekauft hat, was zuhause nicht so gut ankam. Ich hatte von vornherein Westgeld, doch ich mußte auch jedes "Clever & Smart" (nicht franko-belgisch) unterm Pulli reinschmuggeln, weil ich das süße, güldene Geld für so einen Schund verplempert hatte. Unter diesen Vorraussetzungen haben es natürlich alle Comic-Verlage schwer. Ich frage mich, was die Kids heute so zu hören bekommen, wenn sie ihr Kapital in Mangas anlegen...

  4. #54
    Mitglied Avatar von Chapter-X.
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    Wahrscheinlich ist der Begriff nicht mehr zeitgemäß, noch in den 70iger/80iger Jahren, konnte man Comics im Handel ganz klar unterscheiden. Es gab weit weniger im Angebot als Heute. Da gab es Comics aus Frankreich/Belgien und die US Comics. Comics aus Deutschland oder z.B. Italien gab es kaum. Das heißt ihre Zeit in Deutschland war schon vorbei. Man denke an die Comics vom Lening Verlag.

    In Frankreich/ Belgien waren die sogenannten Franko-Belgischen Comics an eine erwachsene Zielgruppe gerichtet. US Comics hingegen fast ausschließlich für Kinder und Jugendliche.

    Heute findet man aus allen Ländern Comics, die im Stil eines Franko-Belgischen Comics gezeichnet sind. Selbst aus Japan => siehe Jiro Taniguchi (z.B. Der Spazierende Mann).
    Geändert von Chapter-X. (14.09.2010 um 22:08 Uhr)

  5. #55
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    Gerade Taniguchi hat doch keinen "franko-belgischen" Stil! Ja, sicher gibt es Einflüsse auf ihn und andere Zeichner, aber was er zeichnet ist klassischer Manga, sowohl was die Figurendarstellung und den Zeichenstil betrifft, als auch hinsichtlich Erzählrhythmus, Seitenlayout und Thematik. Taniguchi ist keine Ausnahme, sondern ein typischer Vertreter von Manga für ein erwachsenes männliches Publikum, und es gibt viele (in Japan bekannte) Klassiker, die seinem Stil sehr ähnlich sind. Hierzulande bekannte Beispiele sind "Barfuss durch Hiroshima" von Nakazawa, "Kirihoto" von Tezuka und "Lady Snowblood" von Kamimura. Wenn du diese Bücher aufschlägst, siehst du sofort woher Taniguchi am meisten beeinflusst wurde. Selbst seine letzten Arbeiten – die Zusammenarbeit mit Moebius und der "Comic" für einen französischen Verlag – sind stilistisch dem Manga ähnlicher als dem französischen Comic. So finde ich z.B. dass er in diesem A4 Format gar nicht zurechtkommt mit seiner japanischen Art der Panelaufteilung, die eher für kleinere Seitenformate gemacht ist – ein deutlicher Hinweis auf fehlende Vertrautheit mit französischen Comics. Dass er welche gelesen hat und davon etwas übernimmt, ist dagegen sicher unbestreitbar bei einem klugen und belesenen Mann mit internationalen Kontakten.

    Du hast aber definitiv damit recht, dass die nationalen stilistischen Eigenheiten durch Einflüsse aus anderen Ländern aufgeweicht werden. Das beste Beispiel sind die Einflüsse amerikanischer Superhelden auf den fanzösischen Fantasycomic (viele Veröffentlichung hierzulande bei Splitter) oder die lateinamerikanischen Einflüsse (Muñoz) auf den französischen Autorencomic (Baru).

  6. #56
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    Das mit Jiro Taniguchi habe ich erwähnt, weil ich es in diesen gratis Vorschau Büchern als Kommentar des Verlages gelesen habe. Was ich meine ist, dass der Verlag Jiro Taniguchi selbst als " im Franko-Belgischem Stil" bezeichnet. Nach meiner Meinung ist es nicht klassisches Manga, aber die Japanische Herkunft is deutlich zu erkennen.
    Ich würde heute nicht wagen, irgendein Stil als Franko-Belgisch zu bezeichnen, da es so vielseitige Merkmale im Stil in den Comics aus diesen Ländern gibt, die man heute in vielen anderen Ländern auch wieder findet.

  7. #57
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    Zitat Zitat von Chapter-X. Beitrag anzeigen
    Das mit Jiro Taniguchi habe ich erwähnt, weil ich es in diesen gratis Vorschau Büchern als Kommentar des Verlages gelesen habe. Was ich meine ist, dass der Verlag Jiro Taniguchi selbst als " im Franko-Belgischem Stil" bezeichnet.
    Na, auf der Milchschnitte steht auch, dass da 12 Tagesrationen Milch drin seien – und dass gleichzeitig eine Jahresration Zucker drin steckt, verschweigen die Hersteller dabei :-P

    Was ich meine ist: Der Verlag ist ja kein Wissenschaftler, sondern ein Verkäufer. Was die in ihren Ankündigungen schreiben, soll Leser für ihr Produkt interessieren. Manga leiden hierzulande ja eher unter einen Kinderkramvorurteil, deshalb soll "franko-belgischer Manga" das anspruchsvollere Publikum dafür öffenen, sich das Buch mal anzuschauen. Dass Taniguchi vielleicht 14% franko-belgisch und 77% Manga und 9% US-Einflüsse ist, verkauft sich eben nicht so gut.

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