Ideen

[starfish]

Vor einiger Zeit saß ich mal so rum, ok diese Situation kommt des öffteren vor. Doch genau zu diesem Zeitpunkt viel mir ein Studienführer in die Hände und wie das Schicksal einem mitspielt viel mein Blick auf eine Berufsbeschreibung.
Art-Director.
Mir geht es jetzt nicht speziel um diesen Beruf, sonder um eine bestimmt Aussage in dieser Beschreibung.
Die da lautet:

Die Aufgabe eines Kreativen ist nicht nur einen Auftrag zu erfüllen sondern schon im Vorfeld dem zukünftigen Kunden mindestens 10 visuelle Lösungen anbieten zu können.
Sprich zu einer Aufgane 10 Ideen finden wie sie gelöst werden kann.

Was ich persönlich für sehr heftig finde, da man sich doch wenn man zeichnet, in eine bestimmte Idee vernarrt hat und diese auch umsetzten möchte.

Da hier im Forum auch einige Leute rumdümpeln die das Kreativsein nicht nur als Hobby betreiben, sondern wirklich damit ihr Leben finanzieren würde es mich sehr interessieren ob wirklich in der Wirtschaft/Medienbereich solsche Selktionen stattfinden!!

danke

salü
*fish

[eric-dee]

Klar! Eine Idee allein ist nicht gut genug. Auch wenn die erste Idee Klasse ist, möchte der Kunde sehen ob du in der Lage bist die Leistung fortsetzen kannst. Außerdem in der Werbe oder Medienlandschaft gibt es sehr selten Aufträge, wo die erste Idee in ihrer Ursprungsform ohne Korrekturen umgesetzt wird. Dafür sind zu viele Kriterien zu berücksichtigen. Meist tut das der Kreative bei der Konzeption(ausdenken), jedoch sind da andere, die andere Ansichtspunkte haben, die ebenso wertvoll sind wie die deinige. Das bedeutet das du die Idee immer wieder neu ansetzt, zeichnest usw. und schnell hast du deine Alternativen beisammen.

Hoffentlich hat es ein bisschen geholfen, Eric

[Yanoel]

Oft ist es so, daß der Kunde keinen blassen Dunst hat, was er überhaupt will, so daß du aus seinen vagen Vorstellungen erst mal ein ordentliches Konzept stricken musst, ganz abgesehen davon, daß die Leute meist nciht mal in der Lage sind mit einem Strichmännchen zu verdeutlichen, wovon sie sprechen. Ganz übel wird es, wenn da noch einer zwischen dir und dem Kunden steht, ein Marketingmensch zum Beispiel. Das ist dann wie stille Post, es geht viel verloren. Oder es sind eine ganze Handvoll Entscheidungsträger aus den unterschiedlichsten Bereichen. Der eine findets toll, der andere sch**** Und so gehst du hin und änderst und änderst und änderst...... In eine Idee verrennen hilft da gar nicht. Hier ist echte Kreativität gefragt, immer neue Ideen, irgendwann sagen sie dann: DAS isses!

Ach ja, hab ich neulich wieder ausgegraben, das triffts sehr. Ich bin eigentlich Architekt, aber was das Verhältnis Kunde/ Kreativer betrifft geht es da ganz genau so! Ersetze einfach in der einen Zeile das Wort "Plan" gegen "Bild" und du hast es passen für die Zeichnerbranche!

PLANUNGSSONG
Wir ändern morgen, ändern heut,
ändern wütend und erfreut,
ändern ohne zu verzagen,
an allen sieben Wochentagen.
Wir ändern teils aus purer Lust,
mit Vorsatz teils, teils unbewusst.
Wir ändern gut und auch bedingt,
weil ändern immer Arbeit bringt.
Wir ändern resigniert und still,
wie jeder es so haben will.
Die Alten ändern und die Jungen,
wir ändern selbst die Änderungen.
Wir ändern was man ändern kann,
und stehen dabei unserm Mann.
Und ist der Plan auch gut gelungen,
bestimmt verträgt er Änderungen!
Wir ändern deshalb früh und spät,
alles was zu ändern geht.
Wir ändern heut und jederzeit,
zum Denken bleibt uns wenig Zeit!

Änderungen vorbehalten!!!!

[Marko]

Ich möchte mich einmal als "Betroffener" dazu äussern.

Ich bin Art Director in einer Hamburger Agentur und muss möglichst schnell möglichst kreative Ideen entwickeln. Die Aussage, die Du, starfish, da zitierst, ist ein typisches Beispiel für möglichst wichtig möglichst blödsinnigen Kram rüberzubringen. Ich meine, was soll denn das heissen, 10 visuelle Lösungen? Sollen die alle verschieden sein? So ein Quatsch.

Der Kunde will zwei Punkte erfüllt haben: Er will gute Arbeit, und er will sie schnell. Wenn ich ihm jetzt 10 verschiedene Ansätze zur Lösung präsentiere, wird er a) Sorge haben, dass das ganze Projekt ausartet und zu teuer wird, und er wird b) nicht wissen, welchen Entwurf er denn nun nehmen soll, da ja alle 10 gut sind. Und c) wird er sich still und heimlich fragen, ob wir kein Auge für Design haben, dass wir ihm nicht EINEN Entwurf präsentieren können, von dem wir als Agentur überzeugt sind, dass es der richtige ist für den Kunden. Denn DAS erwartet der Kunde eigentlich: Er will seine Bedürfnisse befriedigt haben und gleichzeitig das Gefühl haben, die Agentur versteht ihn und kann ihn so präsentieren, wie er selbst es ja gerade NICHT kann.

starfish, gib nichts auf solche gestochenen (und meiner Ansicht nach arroganten) Sprüche von Werbetextern. Als Art Director muss man natürlich kreativ sein, aber man hat trotzdem eine Menge Spass, und die meisten Kunden sind keine Arschlöcher, die einen Entwurf nach dem anderen ablehnen. Wenn Du AD werden willst, werde es einfach!

BurnedSkin

[toxicon]

auf gut deutsch heisst das, du musst dich und deine ideale fürn hungerlon verkaufen...
-tox-

[horst]

eine einfache tatsache aus "meiner praxis":

ich fahre "immer" mit zwei ideen zum kunden
(manchmal auch drei!). wieviel ideen im prozess
entstanden sind und verworfen wurden ist zweitrangig.
möchte der kunde eine idee, so bekommt er eine.
"dabei" habe ich immer die zweite.
ist er zögerlich und reagiert noch ohne ein lächeln auf
den lippen, so ist jetzt die zeit für die zweite idee
gekommen.
möchte er von anfang eine alternative sehen - also zwei ideen -
dann habe ich "manchmal" eine dritte in petto.

diese praxis hat bei mir über 18jahre zu 90% prozent
erfolg. die restlichen 10% kommen dann meist auf die
unbeholfenen und unsicheren 10 ideen oder auf den
irgnoranten verzicht der alternative (also eine idee).

dies scheint das mass der dinge zu sein.
ich gehe davon nicht mehr ab.


horst

[Michael Vogt]

@Horst:
Deckt sich ziemlich genau mit meinen Erfahrungen. Zuviele Varianten (Ideen) verwirren den Kunden auch meist.
Wichtig ist ein möglichst gutes Briefing oder Vorgespräch, in dem geklärt werden kann, welche Lösung/Richtung am besten zum Kunden paßt bzw. ihm hilft.

Gruß
Michael

[Yanoel]

@ toxicon
Hungerlohn? Bestimmt nicht! Ich bin zwar von den hier Postenden der Einzige, der nicht von seiner Kunst lebt, sondern das ganze zwangsläufig als Nebenerwerb betreibt, weil ich nicht mehr Zeit habe, mehr Aufträge anzunehmen, aber für Hungerlohn?
Und, auch wenn die Frage in deinen Ohren doof klingt: Was meinst du, welche Ideale wir verraten, nur weil wir Geld nehmen für unsere Arbeit?

[Sascha Thau]

10 Ideen ist echt 'n bißchen heftig. Schließlich hat man meist auch noch andere Kunden und andererseits will man sich als Kunde auch nicht dumm und dämlich zahlen wenn man einen 'Kreativen' engagiert.

Sieh's einfach wie ne Erörterung. Da mußt du das Thema auch von allen möglichen Seiten anpacken. Wenn man das mal ne Weile macht geht das schon und sowieso: niemals was wegschmeißen. Irgendwann kommt der Tag wo du nochmal ne alte Idee auftischen kannst, hehe.

So oder so: Beim Comiczeichnen investiere ich fast mehr Zeit in die Motivsuche als ins Zeichnen selbst. Da komme ich schon mal auf 10 Ideen (allerdings winzig klein gezeichnet).

bye Sascha

[eric-dee]

@toxicon

Hungerlohn? Alles andere als das! Am Anfang(vor jahren) war ich noch ein Greenhorn und da hieß es; für wenig Geld aber dafür bringt es jede Menge Werbung. Heutre weiß ich, das war der komplette Bullshit. Heute kenne ich meinen Wert, und würde nicht unter Wert arbeiten. Dafür gibt es jede Menge junge Talente die es gern versuchen wollen.

Obwohl, wenn George oder Steven anrufen würden, dann .......

[starfish]

ersma danke für die vielen Antworten

Ich denke auch das Ideen von alleine fließen und gesammelt werden in einem "ThinkTank" und aus diesem wird die beste Idee für den Auftrag ausgewählt.
Und manchmal sind es halt fünf das anderemal eben nur zwei.

Naja mich hat auch eine Aussage meines jetzigen Chef`s ein wenig beunruhigt, der hat mal in einer Werbeagentur gearbeitet.

Er meinte das die Agenturen sich gegenseitig auffressen und nur der stärkste überlebt...naja ich sag dazu mal natürliche Selektion
Aber die Vorgehnsweisen sind dann schon derb....wenn eine Agentur einen freiberuflichen Illustrator beauftragt Arbeiten zu übernehemen nur um dessen Stil abzuschauen, mehroderweniger zu klauen und dann unter eigenen Namen diese als neue Dienstleistung anbietet.

salü
*fish

[eric-dee]

@ Starfish

Zitat: "Aber die Vorgehnsweisen sind dann schon derb....wenn eine Agentur einen freiberuflichen Illustrator beauftragt Arbeiten zu übernehemen nur um dessen Stil abzuschauen, mehroderweniger zu klauen und dann unter eigenen Namen diese als neue Dienstleistung anbietet."


Das ist mal was ganz neues! Noch nie erlebt! Wen ich das sehen würde, ein einziger Anruf bei der Anwältin würde reichen um sie entweder zu stoppen oder zu kassieren. Aber die meisten Agenturen sind schon ernst genug, um zu wissen das man so etwas nicht macht!

[Marko]

@starfish: hmm, also ich halte das auch für sehr riskant seitens der Agentur. Da ich sowohl in einer Agentur als auch als freier Illustrator arbeite, kann ich mir das auch kaum vorstellen. Wie soll denn die Agentur im Ernstfall beweisen, dass sie den Stil selbst gemacht hat, wenn Sie den Illustrator nicht mehr hat, der den Stil benutzt? Um einen Stil zu kopieren, muss man auch schon ein recht guter Graphiker oder Illustrator sein, und wenn eine Agentur einen Graphiker hat, der Stile kopieren kann, hat sie auch einen, der einen eigenen Stil entwickeln kann. Die ganze Prozedur mit Illustrator einkaufen und dann beschummeln erscheint mir anstrengender (und teurer) als das Entwickeln einer eigenen Kampagne...

BurnedSkin

[schack]

hehe, das ist echt ein interessanter Punkt...

@Fish

auch wie man unter Druck reagiert ist interessant.
aber man muss aufpassen , was man von wem hört, wenn man mit einem Illustrator redet, dann ist Illu natürlich am Besten, Design, dann Design und witzig war eine Begnung mit einer, die sagte, DU willst Illustration machen?
Das ist doch tot, mach mal lieber Animation (was eine meiner kleinen aber unwahrscheinlichen ALternativen ist..)
das hat doch D i e Zukunft...

was nicht unbedingt falsch ist, aber sie hats auch net selber gemacht.
hm, ansonsten bin ich z.B. unschlüssig geworden ob ich ich echt in die Werbung gehen will, mach gerade ein Praktikum und...naja,
mal schaun, erstmal mehr Erfahrung sammeln.

[starfish]

@all nochmals danke für die Antworten, zeigt es mir doch das ich mit meinem Denken auf dem richtigen Weg war.
Und man sich von diesen Businesstypen ned irre machen lassen brauch.


@Schack für`n Comicler gibt`s nur zwei Alternativen Gamedesign od. Werbung... zumindest um einigermasen auch ein ordentliches Leben zu führen was neben Stress ne gehörige Portion Fun bereitet ....

salü
*fish

[toxicon]

was ich mit ideale verkaufen meinte ist, das du dich dm markt und der masse anpassen musst...
es ist ein vile zu grosses riesiko viel zeit und geld zu investieren um dann auf die fresse (auf gut deutsch) zu fallen.
dessweiteren, schimpfen sich heut zutage so viele leute grafiker, mediengestallter oder webdesigner...
aber nichts steckt dahinter...
viele davon (und ich sage extra nicht alle) machen durch dumpingpreise den markt kaputt.
klar, das sich firmen an solche leute wenden...
aber warum???
ganz einfach, weil diese institutionen keine ahnung von grafik haben und denen noch niemand gesagt hat, das es der grösste fehler ist sich letzendlich mit schlechten websiten, (die vorne und hinten meisst auch nicht funzen) im netz zu presentieren...
das war jetzt mal das beispiel webdesign.
bei anderen dingen ist es genauso...
leute die flyer entwerfen... und keine ahnung haben...
können einfach nciht wissen, wie man seine vorlage druckreif macht (klar das es schief geht...!! oder nicht?)

okay.. auf irgendeiner art und weise ist es schon gut wenn man von sich überzeugt ist...

aber anpassen muss sich jeder irgendwie...
und durch eine übersättigung des marktes durch solche kleinen leute (die meisst aber das hellste licht strahlen) muss man um aufträge kämpfen... sich praktisch anpassen, und bei nem projectpitch eben die niedrigste vergütung und das qualitatievste design anbieten....

okay.. das erst mal von mir...
(es ist okay, wenn sich meine meinung nicht mit ueren gleicht...
ich wollte das ganze auch nciht schlecht reden...
mache jetzt sicherlich den eindruck verbittert zu sein...
bin ich aber nicht...!


so.. hoffe ich konnte mit weinen worten gut rüberbringen, was ich gemeint habe...
noch ne schöne diss ...

-tox-