Um es vorab zu sagen: hier schreibt keine Fachfrau auf dem Gebiet des Designs und der Illustration, sondern eine Kunsthistorikerin. Es entzieht sich meiner Kenntnis, nach welchen Kriterien die vorgestellten Arbeiten und ihre Urheber ausgewählt wurden. Wie im Klappentext angekündigt wird, sollen in diesem Buch die wichtigsten Innovationen auf dem Gebiet der Illustration gezeigt werden. Die traditionelle Form der Werbegrafik sei wieder in und erlebe nach dem Siegeszug der digitalen Illustration nun ein Revival. Viele verschiedene Ansätze und eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten von Techniken existieren nebeneinander und werden in "Stift und Maus" wertungsfrei und ohne viele Worte vorgestellt. Die Einleitung erklärt dem Leser kurz und bündig das Schattendasein der Illustration in den 90iger Jahren. Immer schnellere Rechner und verbesserte Software schienen die handgemachte Illustration anachronistisch werden zu lassen und man befürchtete ein Aussterben des Berufszweiges. Die Entwicklung zeigte aber, daß die traditionell ausgebildeten Illustratoren sich die neuen Möglichkeiten zu eigen machten. Die Einleitung ist gleichzeitig Zusammenfassung der Antworten auf den Interview-Fragebogen, den 45 Künstler aus aller Welt für dieses Buch ausgefüllt haben.
Das Design des Buches wurde bewußt "digitalisiert": zu Beginn jedes Kapitels erscheint eine Art Menüleiste mit Pfeilen, die man der Gewohnheit folgend fast anklicken möchte. Die Fragen an den Künstler und dessen Antworten sind e-mails oder zumindest als solche gestaltet. Die Fragen lauten Welche Berufsbezeichnung führst du?, Warum tust du, was du tust?, Handwerk/ Technik: Worin liegt der Unterschied?, Welche Techniken benutzt du? und Hast du diese Techniken immer benutzt?. Die Antworten fallen im Umfang sehr unterschiedlich aus, sind zuweilen ironisch, lapidar und darum cool. Beispiel Frage: Warum tust du, was du tust? Antwort: Hype (Graham Rounthwaite). Es macht Spaß, die Antworten der Künstler zu lesen. In Kombination mit der Betrachtung ihrer Arbeiten erhält man zum einen Einblicke in die Persönlichkeit des jeweiligen, die er je nach Coolheitsgrad durchblicken läßt. Zum anderen läßt sich aus dem Buch so etwas wie ein Lebensgefühl der Gegenwart erahnen. Die Abbildungen sind durchgehend farbig, oft ganzseitig und bieten in ihrer Vielfalt ein Kompendium, welches man immer wieder gern durchblättert und dabei denkt: cool!
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