Wenn sich ein Superheld den HI-Virus einfängt, muss früher oder später die Krankheit ausbrechen - sonst wird sie von den Lesern nicht ernstgenommen. Wenn er einfach weitermacht wie bisher, kommt das falsche Bild rüber. Sicher gibt es auch Menschen, bei denen die eigentliche Aids-Krankheit nie ausbricht, aber wenn ein Superheld mit Virus weiterhin mit links zwanzig Gegner erledigt, verliert er seine Warn-Funktion. Wer infiziert ist, hat nicht immer das Glück, dass er weitermachen kann wie bisher.
Da wir alle eine wundersame Heilung als Erzählmittel ausschließen, muss der Held im Laufe der Zeit immer schwächer werden. Sicher, Superhelden altern im Normalfall nicht. Und es gibt Infizierte, die ein hohes Alter erleben.
Aber ist das die Aussage, die wir bringen wollen? "Ist egal, ob Ihr HIV habt oder nicht, Johnny Storm kommt damit ja auch klar."
Nein, ich denke, die einzige Art, das ganze richtig durchzuziehen, ist, dem Held ein "Verfallsdatum" zu geben. Wie sehr würde es Batman's Kampf gegen das Böse beeinflussen, wenn er wüsste, dass er nur noch wenige Jahre zu leben hat? Wie würde er reagieren, wenn die Krankheit ausbricht? Wie würde sich die willensstärkste Person im gesamten DC-Universum verhalten, wenn sein Körper nicht mehr mitmacht? Natürlich kommen Faktoren wie Diskriminierung ins Spiel. Ein Aidskranker Cannonball würde von den X-Men mit anderen Augen gesehen. Ein Außenseiter unter Außenseitern.
Und irgendwann stirbt der Held. Der Kampf ist zuende. Er hat verloren, der Virus gewonnen.
Wenn wir den Lesern so etwas vorenthalten, können wir es gleich sein lassen.
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