Mischa Teil 2

Mischa und Ray Harryhausen

Die Einführung der Figur Mischa als heitere Science Fiction-Serie erwies sich als überraschend erfolgreich. Nach dem ersten dreiteiligen Geschichtenkomplex von Mitte 1961 an bis Februar ‘62 mit über 138 Seiten waren die Charaktere von Mischa, Connie und Professor Turbino ausreichend definiert und im Fix und Foxi-Heft gefestigt. Nach nur einem Heft Pause begann der zweite große Veröffentlichungsblock, der sich bis November ‘62 erstreckte mit insgesamt 5 Abenteuern und einem mehrteiligen Rätselcomic.

Als erste Mischa-Geschichte wurde der aktuelle Kinoerfolg „Die geheimnisvolle Insel“, ein utopisch-fantastischer Roman aus der Feder Jules Vernes, in eine Comic-Fassung umgesetzt. Die Stärke dieses Films lag in der beeindruckenden Tricktechnik von Ray Harryhausen mit den von ihm perfektionierten Animationen nach dem Stop-Motion-Verfahren (Dynamation). Aber auch der versierte Regisseur Cyril Endfield, den Produzent Charles H. Schneer verpflichtete, trug seinen Teil bei. Musikalisch wurde „Die geheimnisvolle Insel“, wie auch einige andere Werke des Erfolgsduos Schneer/Harryhausen, von dem hervorragenden Komponisten Bernard Herrmann betreut, der auch einige Hitchcock-Filme vertont hatte.

Nach der Adaption dieses „Insel“-Streifens war die Fix & Foxi-Redaktion ausreichend ermutigt, dem nachfolgenden Film von Schneer/Harryhausen „Jason und die Argonauten“ ebenfalls eine Comic-Fassung angedeihen zu lassen. Diese lief in Fix und Foxi Nummer 426 - 429, Anfang 1964. Wie bei der Comic-Veröffentlichung von „Die geheimnisvolle Insel“ begleitete auch die Comic-Version von „Jason“ parallel ein Gewinnspiel innerhalb des Fix und Foxi-Magazins. Doch der Erfolg war diesmal nicht gegeben. Der Comic des türkischen Zeichners Demire konnte wenig überzeugen und auch in den Lichtspieltheatern blieb das Interesse an „Jason und die Argonauten“ eher gering. Das lag aber daran, daß der Zeitpunkt für einen Stoff aus der griechischen Mythologie denkbar ungünstig gewählt war. In den Kinos liefen massenweise Billigproduktionen der italienischen Filmindustrie, die in ihren Sandalenfilmen mit Muskelklöpsen wie Herkules, Maciste oder Samson den letzten Kinogänger nachhaltig vergraulten.

Aber alleine die Tatsache, daß zwei Filme des Tricktechnikers Ray Harryhausen als Comic in Fix und Foxi veröffentlicht wurden, macht es wert, auf die Werke dieses begnadeten Filmschöpfers mit einer Checkliste einzugehen. Mit Sicherheit wird der eine oder andere Leser nun seine Sternstunden des jugendlichen Kinobesuches treffend einordnen können. Die mit Sternchen versehenen Filme sollen die Bedeutung der Filme des Stop-Motion-Künstlers kennzeichnen.

1949 Panik um King Kong 94 Min, s/w
1953 Panik in New York 80 Min, s/w
1956 Fliegende Untertassen greifen an 83 Min, s/w
1957 Die Bestie aus dem Weltraum 82 Min, s/w
1957 Sindbads siebente Reise ** 87 Min, F
1960 Herr der drei Welten * 97 Min, F
1960 Die Geheimnisvolle Insel ** 101 Min, F
1963 Jason und die Argonauten * 104 Min, F
1964 Die erste Fahrt zum Mond ** 103 Min, F
1965 Eine Millionen Jahre vor unserer Zeit * 100 Min, F
1969 Gwangis Rache * 96 Min, F
1973 Sindbads gefährliche Abenteuer 105 Min, F
1977 Sindbad und das Auge des Tigers 112 Min, F
1981 Kampf der Titanen 118 Min, F

Ray Harryhausen, Jahrgang 1920, sah 1933 den Filmklassiker „King Kong und die weiße Frau“ und war so tief von der Illusion der sich bewegenden prähistorischen Kreaturen, denen damals Willis O`Brien Leben einhauchte, beeindruckt, daß in ihm der Wunsch erwuchs so etwas auch machen zu wollen. Als er mit 18 den Film noch einmal sah, wurde die Idee zur Besessenheit. Zuerst stellte er sich die Aufgabe einen urzeitlichen Höhlenbär zu kreieren und auf Zelluloid zu bannen. Dabei ruinierte er den Pelzmantel seiner Mutter. Harryhausen belegte Kurse im Filmemachen, zeichnen und modellieren. In der Garage seines Vaters bastelte der ambitionierte Techniker an einem Saurierfilm, den er 1938 dem verblüfften Regisseur O`Brien vorführte. Dennoch dauerte es bis 1949 bis beide an „Panik um King Kong“ ernstlich zusammen arbeiteten. Zwischendurch hatte Harryhausen Mutter Gans-Puppengeschichten hergestellt. Dann klopfte Hollywood an die Tür und es entstand „Panik in New York“. Doch Ray sah seine Zukunft abseits der großen Filmstudios. Er tat sich 1955 mit dem Produzenten Charlers H. Schneer zusammen und das Gespann landete 2 Jahre später mit „Sindbads siebente Reise“ einen Filmhit mit dem sie sich vom B-Movie entfernt hatten. Aber erst mit „Die geheimnisvolle Insel“ kam der Durchbruch. Der im Anschluß gedrehte „Jason und die Argonauten“ beinhaltet wohl eine der bemerkenswertesten Trickszenen, die je für einen Film bis dahin geschaffen wurden. Allein die Produktionszeit für die Einstellung, in der Jason und zwei Gefährten gegen 8 Skelette kämpfen, verschlang einige Monate. Harryhausens Dinosaurier aus Filmen wie „Gwangis Rache“ hatten trotz ihrer teils brutalen Auftritte einen liebenswerten Charme gegenüber den heutigen (1997) kalten Computeranimationen. Das würdigte auch Steven Spielberg in seinem Urzeit-Spektakel „Jurassic Park“. Dort gibt es dann auch eine Anspielung auf den Titel „Eine Millionen Jahre vor unserer Zeit“. Bis 1969 machten die engagierten Produzenten einige bemerkenswerte Filme. Doch der Wandel der Zeit brachte eine Geschmacksänderung beim Publikum und Filme wie „Easy Rider“ oder „Asphalt Cowboys“ bestimmten das allgemeine Interesse. 1992 bekam dann Ray Harryhausen den Ehren-Oskar für sein Lebenswerk.
Zum Glück werden seine Filme regelmäßig im deutschen Fernsehen aufgeführt.

Die Comicgeschichte „Die geheimnisvolle Insel“ wurde mit 60 Seiten in 13 Heften veröffentlicht. Rechnet man je einen Einführungsbildstreifen pro Fortsetzung ab, so kommt man per Saldo auf 57 Seiten.

INHALT VOM VIERTEN TEIL (323-335 mit 60/57 Seiten) Grafik: FLORIAN JULINO
Mischa sitzt in einem Gefängnis ein, weil ihn der „Boss“ mit seiner Bande auf dem Rückflug von der Venus gekidnappt hat. Unser Held teilt sich die Zelle mit einem Captain Harding, dem Schwarzen Neb und einem Mister Spillet. Während eines Unwetters gelingt den Vieren die Flucht mit einem Fesselballon. Nach einem mehrtägigen Flug stranden sie auf einer einsamen Insel inmitten eines Ozeans. Die unfreiwilligen Insulaner richten sich dort häuslich ein und zu ihrer Überraschung finden sie gigantische Tiere vor, wie einen riesigen Taschenkrebs, übergroße Hühner und schließlich Ziegen mit den Ausmaßen von Elefanten, die praktischerweise Mischa mit seiner heiß-geliebten Milch versorgen. Dann taucht ein Piratenschiff auf. Es sind Kumpane vom „Boss“, die Connie auf dieser Insel aussetzen. Als die Piraten die Insel wieder verlassen haben, wird eine Werkzeugkiste mit Professor Turbinos Monogramm angetrieben. In Wochenlanger Arbeit bauen die Akteure ein Floß, um die Insel zu verlassen. Eines Tages müssen Mischa und Connie vor Riesenbienen in eine Höhle flüchten und entdecken ein U-Boot. Just zu dieser Zeit greifen die Piraten an und werden urplötzlich mit Mann und Maus versenkt. Da taucht der geheimnisvolle Retter auf und offenbart sich als Professor Turbino, der die abgelegene Insel zu seinen Forschungen nutzt, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Nun droht noch der Inselvulkan auszubrechen. Unter Mühen und Gefahren heben die Gefährten das Piratenschiff und bringen sich in Sicherheit.

INHALT VOM FÜNFTEN TEIL (336 - 344 mit 42 Seiten) Grafik: WALTER NEUGEBAUER
Weil Mischa mit seinem Oldtimer-Auto Connie neckte, muß er zur Strafe den „Sternvogel“ putzen. Dabei entdeckt er eine Kamera, die seit dem Auffinden des Raumschiffes vor 50 Jahren, in der Außenhülle verborgen war. Die Aufnahmen des Films zeigen die damals verschwundene Besatzung in einer Stadt auf dem Mars. Also machen sich Professor Turbino, Connie, der Roboter Robbie und Mischa, der einen Extravorrat Milch mitnimmt, auf den Weg. Schon bald erreichen sie die Stadt in der Wüstenzone des Mars. Die Stadt wird von einem Robotgehirn unbarmherzig regiert. Wegen eines harmlosen Verkehrsdeliktes wird Robbie eliminiert. Daraufhin setzt Mischa die Robotzentrale mit einer Wasserpistole außer Gefecht. Außerhalb der Stadt finden die Freunde Spuren von Dinosauriern und verfolgen sie bis in einen Dschungel mit dichter Vegetation. Dort leben die Nachfahren der ursprünglichen Besatzung des „Sternvogel“, die alles technische und den Fortschritt ablehnen. Da landet in unmittelbarer Nähe die Rakete vom „Boss“ mit seinen Leuten. Sie wollen eine Konservenfabrik errichten, in der die massigen Dinosaurier verarbeitet werden sollen. Und wieder werden die Gangster nach wirklich turbulenten Abenteuern überwältigt. Die Nachkommen der „Sternvogel“ werden evakuiert und mit zurück auf die Erde genommen.
BEMERKUNG: Nachdruck mit Kürzungen in FF-Extra Taschenbuch Nummer 4 von 1969.

INHALT VOM SECHSTEN TEIL (345 - 348 mit 19 Seiten) Grafik: ?
Mischa und Connie befinden sich auf einer Ferienreise im Weltall. Dabei treffen sie auf eine havarierte Rakete. Gauner hatten sie überfallen und Pläne des Roboterforschungszentrums entwendet. Während sich Connie um die Verletzten kümmert, nimmt Mischa die Verfolgung in Richtung Saturn auf. Dabei gerät er in die Anziehungskraft eines unbekannten Sternes, die ihn in eine Stadt verschlägt, die nur von 2 Menschen bewohnt wird. Es sind Schurken, die den Erbauer - Professor Carbido - gefangen halten. Während die Gauner Mischa zu beseitigen versuchen, hatten Connie und Professor Turbino die Suche nach unserem Helden aufgenommen. Rechtzeitig treffen sie mit der Polizei in dieser Stadt ein. Doch da hatte Mischa die Gangster schon festgenommen. In der Schluß-Szene reagiert Mischa dann eifersüchtig auf den schneidigen Captain Zack von der Weltraumpolizei.

INHALT VOM SIEBTEN TEIL (349 - 354 mit 36 Seiten) Grafik: WALTER NEUGEBAUER
Ein Eilbrief aus Lunapolis lädt Professor Turbino zum Kongress der Weltraumforscher auf den Mond ein. Dieser untersucht gerade ein Bruchstück eines sagenhaften Sterns zwischen Mars und Jupiter, der vor einigen Jahren geplatzt ist und Edelsteine enthalten soll. Auf dem Mond treffen die Gefährten den unangenehmen Professor Diabolus und dessen rechte Hand Elvira. Beide versuchen die Geheimnisse Turbinos den Freunden zu entlocken. Nach einigen Sabotageakten gelingt es Mischa den schurkischen Diabolus in der Bordtoilette des „Sternvogel“ einzusperren.
BEMERKUNG: Nachdruck mit Kürzungen in FF-Extra Taschenbuch Nummer 8 von 1970.
Diese Mischa-Story trägt deutliche Anklänge an die zu dieser Zeit gerade aufkommende James Bond-Manie in sich. Man findet Mischa seriös gekleidet im Smoking auf opulenten Empfängen vor. Da gibt es die hübsche Gegenspielerin
(Elvira) und den bösartigen Überschurken (Professor Diabolus) genauso wie eine kleine Spionagegeschichte, die in einem besonders action-betonten Schluß endet. Typisch ist auch einer der Höhepunkte, der Besuch eines exotischen Schauplatzes (Der Mondzoo).

INHALT VOM ACHTEN TEIL (355 bis 361 mit 42 Seiten) Grafik: WALTER NEUGEBAUER
Professor Turbino hat ein neues Element entwickelt, mit dem man unbegrenzt und ohne schädliche Nebenwirkung Energie erzeugen kann. Mit diesem Treibstoff begibt sich Mischa auf einen Probeflug ins All. Dabei stößt er auf ein Raumschiff, dessen Besatzung Professor Turbino und Connie herbeilocken und die drei Freunde auf einen unbekannten Wasserplaneten entführen. Doch Mischa kann sich kurz vor der Landung absetzen und nach allerlei Erlebnissen findet er den Unterschlupf der Gangster. Es ist eine Insel mit schroff abfallenden Klippen ringsherum, die nur durch einen unterseeischen Tunnel erreichbar ist. Schließlich wird Mischa doch gefangen genommen und erkennt den Anführer der Banditen. Es ist Professor Diabolus. Die drei Gefährten sind nun wieder vereint und müssen Sklavendienste verrichten. Nachdem sie alle anderen Raketen unbrauchbar gemacht haben, können die Freunde mit dem letzten intakten Raumschiff entkommen. Um Diabolus wird sich die Weltraumpolizei kümmern.
BEMERKUNG: Nachdruck mit Kürzungen in FF-Extra Taschenbuch Nummer 3 von 1969.

Das GEWINNSPIEL zum 10-jährigen Bestehen der Zeitschrift Fix & Foxi (359 - 362 mit 10 1/4 Seiten) wurde von FLORIAN JULINO gezeichnet und teils in Farbe, teils schwarz/weiß abgedruckt. Zu jeder der 4 kurzen Geschichten wurde eine Rätselfrage gestellt.


In Fix & Foxi 363 erschien Mischa zum vorläufig letzten mal mit 1 3/4 Seiten, auf denen er eine Western-Serie - das Zorro-Imitat Don Pepito - ankündigte. Doch dann überstürzten sich die Ereignisse. Noch während Don Pepito in Fix und Foxi lief, zeichnete sich im Kino ein neuer Trend ab, der durch den Filmklassiker „Der Schatz im Silbersee“ ausgelöst wurde. So erinnerte sich Walter Neugebauer, daß er schon Jahre zuvor, als er noch in Jugoslawien lebte, die Karl May-Geschichten um Winnetou in Comic-Form umgesetzt hatte. Kurzfristig entschloß man sich in der FF-Redaktion, sich an diese Welle anzuhängen und begann mit dem Abdruck der Western-Abenteuer um Old Shatterhand und Winnetou, die bis Ende 1963 kontinuierlich veröffentlicht wurden. Und das mit Erfolg!

Aber davon berichtet der dritte Teil der Mischa-Reihe MISCHA CONTRA WINNETOU
Fortsetzung im nächsten Heft.