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Thema: Größere Projekte

  1. #1
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    Größere Projekte

    Achtung, langer Text, Tante Riana muss sich mal auf die Comiczeichnercouch legen (unten kommen Fragen ans Plenum ).

    Ich habe da doch dieses Langzeit-Comicprojekt. Zehn, fünfzehn Seiten nach dem groben Script. Ich hatte den Plan pro Szene eine Seite zu reservieren, das kommt nämlich meiner modularen Arbeitsweise entgegen - und den großen zeitlichen Abständen, in denen ich an dem Ding arbeite. Pro Seite brauche ich ca. zwei Wochen, aber manchmal gibts auch Monate in denen ich gar nichts zeichne weil einfach die Zeit und die Motivation verloren geht. Fertig muss es werden. Die Frage ist nur, wie.

    Das Ganze artet nämlich in Arbeit aus. Die Panels werden kleiner, was alleine technisch schon problematisch ist weil ich auf 3 x 4 cm die Gesichtsausdrücke einfach nicht so hinbekomme (zeichne auf DinA3, und werde aus praktischen Gründen kein größeres Format verwenden). Der Text wird auch länger, Szenen gehen auch mal über zwei Seiten. Und ich habe festgestellt, dass bei so einer ruhigen Geschichte ein, zwei Panels auch mal die Klappe halten müssten. Oder vier oder fünf. Ich habe inzwischen ein Skript, dass so ca. 30 gezeichnete Seiten umfasst, man könnte der Geschichte aber auch Raum lassen und das Ganze auf 100 Seiten atmen lassen.

    ABER:

    Die Vorstellung 30 bis 100 Comicseiten zu zeichnen ist beängstigend. Was tun?

    Weniger detailliert zeichnen um schneller zu werden? Lockerer werden und nicht so genau rumpfriemeln und auch mal ein paar Seiten einfach raushauen? Fasse ich mich kurz und komprimiere die Geschichte, damit ich das Ding endlich fertig habe - denn mit jedem FERTIG Comic wird man ja besser , oder stecke ich nochmal richtig Arbeit rein (und ich hatte doch schon ein Drittel...)?

    Und jetzt kommt das, was mir schon fast etwas peinlich ist: je mehr Zeit ich in das Projekt stecke, desto weniger habe ich Lust drauf dass das Opus nur für die Schublade ist. 15 Seiten kann man mal einer Anthologie unterjubeln oder zur Not auch für die Schublade zeichnen, bei 100 würde ich mich schon ärgern wenn das Ding nur auf meinen Dev Account abhängt. Auf der anderen Seite vertraue ich dem Projekt auch nicht nicht so sehr, als dass ich ernsthaft auf die Idee kommen würde das Ding einem Verlag als Graphic Novel anzudrehen (mal ganz abgesehen davon, dass ich in meiner derzeitigen beruflichen Situtation überhaupt nix langfristig planen kann).

    Fragen ans Plenum:
    - Gibts einen "Markt" bzw. Anthologien für Geschichten zwischen 25 und 50-100 Seiten, die nix mit Zombies und Mangas zu tun haben? Die Comics, die ich so lese sind alle mindestens 200 Seiten lang.

    - Macht ihr bei längeren Geschichten Abstriche bei den Zeichnungen?

    - Wieviel Zeit gönnt ihr euren privaten Projekten?

    - An die Großprojekt-Zeichner: wieviele Seiten bzw. wieviele Arbeitsstunden schafft ihr so pro Woche?

    - Was ist denn so eine gute Länge für ein Heft, das man in Eigenregie druckt? Da schnurren 30 Einzelseiten ja zu einem Miniheft zusammen ...
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  2. #2
    Junior Mitglied
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    Also vorab sei gesagt, dass ich keinerlei Erfahrung beim Erstellen von Story basierten Comics bzw. Graphic Novels habe. Doch eines weiß ich. Das es sehr frustrierend sein kann, wenn man das Gefühl hat nicht weiter zu kommen bzw. Wenn die Werke nicht das Publikum haben, welches man sich eigentlich vorgestellt hat.

    An diesem Punkt gilt es meiner Meinung nach sich zu fragen, würde ich es auch fertig zeichnen, wenn es außer mir und meiner Familie/Freunde keiner wahrnimmt? Macht das zeichnen an sich mir Spaß? Beruhigt es mich, oder nervt es mich eher? Wenn man sich diese Fragen stellt, findet man schnell heraus ob man weiter macht.

    Zu den anderen Fragen kann ich leider nicht viel sagen.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Remory
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    30 Seiten würde ich jetzt nicht als Großprojekt bezeichnen. Es ist meiner Meinung nach nebenher gut machbar. Ich spreche da aus Erfahrung, da ich 10 Jahre lang fast jährlich ein Heft mit 32 Seiten gezeichnet und veröffentlicht habe.
    Bei 100 Seiten sieht es schon anders aus. Dafür würde ich wahrscheinlich auch ein paar Jahre brauchen. Es hängt natürlich immer davon ab, wie aufwendig der Zeichenstil ist, den man verwenden will.

    Aber konkret zu deinen Fragen:
    - In der Tat muss man Abstriche bei den Zeichnungen machen. Ich habe da über die Jahre ein Kompromiss gefunden, in dem ich vor allem bei den Hintergründen Abstriche mache und dort nur ins Detail gehe, wenn es unbedingt für die Story notwendig ist.
    - Das A und O bei längeren Comicprojekten ist das Zeitmanagement. Reserviere dir einen Tag in der Woche, wo du nur an deinem Projekt arbeitest. Das wird in der Realität nicht immer machbar sein, aber es hilft ungemein um vorwärts zu kommen.
    - Ich veranschlage für eine Seite ca. drei Tage, je 8 Stunden. Je nachdem, wie detailreich das wird. Ein Tag die Zeichnung, ein Tag die Tusche, ein Tag die Farbe. Pro Woche wäre also, wenn man zunächst die Zeichnungen macht eine Seite fertig. Für 100 Seiten also ungefähr 100 Wochen. 
    - Für ein Heft das man in Eigenregie druckt, empfehle ich natürlich 32 Seiten. Klappt gut, ich habe es 10 Jahre lang erfolgreich durchgeführt.

    Noch was zur Motivation. Die wird nicht immer konstant sein. Mir geht es oft so, dass ich verzweifle und denke, das bekomme ich nie fertig. Weiß Gott, mein Mann kann davon ein Lied singen, wenn ich ausraste, weil mal wieder nichts gelingen will. Nicht alle Tage sind gleich. Ich sage mir dann immer, nächste Woche ist auch noch ein Tag. Und irgendwann nachdem man es schon fast selber nicht mehr glaubt, hält man das gedruckte Exemplar in den Händen. Dieser Moment ist für mich immer die größte Motivation.

  4. #4
    Moderatpr Plem Plam Productions Avatar von Bendrix
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    Ich würde es in Kapitel einteilen. Wie Rookie sagt, so 20-32 Seiten. Die kann man auch mal ohne al zu großen Aufwand selber drucken, und man hat halt schon mal was "fertig" für die Motivation.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Gomoke33
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    Guck dir mal Zeit- und Projekt-Managements-Lösungen wie Scrum*, Kanban, oder Getting Things Done an. Haben alle unterschiedliche Einsatzgebiete, können aber gut als Ausgangspunkt für eine eigene Methode hergenommen werden. Zu den anderen Fragen - mein momentanes Projekt beläuft sich auf ca. 60 Seiten, die bereits alle vorskizziert sind. Ich wusste also beim Start, was ich im nächsten halben Jahr mache. Viel Ungewissheit gibt's da nicht. Ob das jetzt unmittelbar populär wird oder nicht, stört mich weniger. Erstens bin ich Anfänger, zweitens ist die Story ein Kapitel in einem größeren Universum. Also Schritt für die nächste Story.

    * bei Scrum wird z.B. das Projekt in mehrere "Sprints" unterteilt, die 10-14 Tage dauern und deren Ziele du am Anfang festlegst. Am Ende des Sprints machst du ein Review, guckst ob alles erledigt wurde, und legst die Ziele für den nächsten Sprint fest. Ist eine populäre Methode bei Teams in der Software-Entwicklung, kann mit etwas Modifikation auch anderswo eingesetzt werden. Also die Idee mit der Unterteilung in Sprints find' ich schon praktisch. Du weißt, was du machen musst, und wie lange du Zeit dafür hast. Das finde ich besser als so schwere- und grenzenlos zu arbeiten, da setzt bei mir nur Panik ein.

  6. #6
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    Ok, vielleicht ist es eine Frage der Proportionen oder des verwendeten Papiers. Ich habe meine 30 Seiten mal bei einem Asterix-Heft mit Softcover abgeteilt und fand dass es sehr, sehr dünn wirkte Was für ein Format verwendest du?

    Gomoke, dass ist eine gute Idee, wenn man mehr Struktur braucht - gerade die Idee mit dem Einteilen und kurzen Sprints verfolge ich auch. Die Krux ist eher: mein Tag ist dank Doktorarbeit und Arbeit schon ziemlich durchgetaktet, wenn ich jetzt auch noch meinen privaten Zeichenspaß takten muss, krieg ich eine Krise und der Spaß ist ganz weg Das ewige Schwanken zwischen entspanntem "Mal machen" und stringentem Arbeiten (das imho einfach notwendig ist, wenn man ein gutes Endprodukt möchte) finde ich total schwierig.

    Der Spruch mit einer Anthologie ohne Manga und Zombies war übrigens nicht despektierlich gemeint, sollte einfach nur unterstreichen dass ich denke dass mein Kram nirgends richtig dazupasst. Wobei, sowas ähnliches wie ein Zombie kommt da ja auch vor !
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  7. #7
    Moderatpr Plem Plam Productions Avatar von Bendrix
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    US Format. Läuft für Marvel und DC ganz okay
    Es gibt ein Leben abseits von Alben.

    Und ich veröffentliche eine Anthologie abseits von Manga und Zombies (bzw. das stimmt nicht. Manga und Zombies sind ebenso willkommen wie Coming of Ages, Western oder ganz obskures Zeug), da haperts aber eher an der Länge der Geschichte.

  8. #8
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    Wenn es dir nur darum deine Geschichte zu machen und du es gerne einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen magst kannst du ja auch eine Webcomic Plattform nehmen. Die Seitenlayouts vertikal zu scrollen hat ja auch einen gewissen Reiz, ich glaub Wormworld Saga ist ein geiles Beispiel was man das visuell machen kann.

    Und ja klar, ich kann deine Angst nachvollziehen, am Anfang ist das total schwer, aber wenn man einmal angefangen hat, entwickelt man Strategien um schneller und effizienter zu werden.

    Was dir vielleicht helfen würde wäre mal jemand mit Erfahrung über dein Skript gehen zu lassen um zu sehen wie das im Detail aussieht. So aus den Informationen hier ist das natürlich sehr schwer dir da wirklich gute Ratschläge zu geben.

  9. #9
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    Bietest sich da gerade jemand an? Ich müsste mein Skript mal in eine für normale Menschen lesbare Form bringen, dann hätte ich auch mehr Überblick.
    Und dann die Sorge, dass die Geschichte nicht so gut ist wie man denkt...und dann ist die ganze Arbeit für die Katz!

    Was hast du denn für Strategien entwickelt um schneller zu werden?
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  10. #10
    Moderator Künstlerbereich Avatar von Manaking
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    Zitat Zitat von Riana Beitrag anzeigen
    Bietest sich da gerade jemand an? Ich müsste mein Skript mal in eine für normale Menschen lesbare Form bringen, dann hätte ich auch mehr Überblick.
    Und dann die Sorge, dass die Geschichte nicht so gut ist wie man denkt...und dann ist die ganze Arbeit für die Katz!

    Was hast du denn für Strategien entwickelt um schneller zu werden?
    Ich bin auf digital umgestiegen, wo ich viel Zeit mit Templates und Brushes spare die ich mir über die Zeit angelegt habe. Korrekturen sind auch viel einfacher. --> aber digital heißt nicht immer schneller, das kommt auch sehr auf den individuellen Arbeitsprozess von jedem Künstler an

    Aber wenn du ein fertiges Skript hast kann ich da gerne mal drüber schauen. Schreib mir einfach ne PN.

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