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Thema: Ritter Runkel in seiner Zeit - Spiegel eines Geschichtscomics Tagungsband

  1. #76
    Mitglied Avatar von gbg
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    Schau Dir mal den Beitrag an, ich glaube da wird in chinesischen Quellen einiges unabhängig bestätigt. Ich bin da nicht in der Materie drin, aber der deutsche Forscher mit guten China-Kenntnissen hat interessante Dinge herausgefunden...

  2. #77
    Mitglied Avatar von gbg
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Meine Meinung dazu (nach jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema und ohne die Doku gesehen zu haben): Er ist maximal bis Persien......--Versatzstücke von typischen Exotismen (Hundsköpfige etc.), die er entweder selbst mit eingestreut hat oder die ihm bereits seine persischen Gewährsleute aufgebunden haben.

    .
    Das wird dort auch alles nochmals berichtet, und auch die Ungereimtheiten, praktisch die Gegenüberstellung

  3. #78
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Ja ich schau's mir an. Allerdings wird in den chinesischen Quellen maximal einiges von dem bestätigt, was MP über chinesische Zustände + Sitten etc. berichtet. Das ist freilich noch lange kein Beweis dafür, daß er auch selber dort war. Daß er ein paar Dinge über China richtig darstellt, läßt sich genausogut damit erklären, daß er mal ausnahmsweise ein paar Sachen nicht verballhornt hat, die er von seinen Gewährsleuten erfahren hat. Diese Tatsache ist also genauso wahrscheinlich unter beiden Varianten und damit nicht entscheidend für die Gesamtfrage.

    Sonst könnte man ja auch "beweisen", daß alles in Thomas Manns "Buddenbrooks" ganz genau so passiert ist, weil er diverse Zustände in Lübeck korrekt schildert. Das ist natürlich Quatsch und unlogisch, aber dasselbe Argument wird gerne von den verzweifelten MP-Truthern verwendet. Es ist ein falscher Syllogismus, der auf zu freien Prämissen beruht, um mit Brabax zu sprechen.
    "Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
    Bhur am 12.9.2016

    "Die MosaPedia - das dufte Mosaik-Lexikon im Internet!"
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  4. #79
    Mitglied Avatar von gbg
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    Wie gesagt, ich kenne beide Seiten nicht und kann kein Urteil dazu abgeben. Der Beitrag erschien mir schlüssig, aber es kann natürlich sein, wie Du geschrieben hast.
    Was mir aufgefallen ist, diecReise ist lang und beschwerlich, er MP müsste auch ein wenig chinesisch gelernt haben, und ob ein Fremder, so in die Dienste eines so mächtigen Fürsten Kaiser? Einfach übernommen wurde?
    Na ja, wir werden es nicht mehr herausbekommen, da wir nicht dabei waren.
    Vielleicht hat er auch so einen Karawanenüberfall überlebt und die Reste dieser, für sich verwertet, also Alltagsdinge, Schriften, etc?
    Tja und auch Aristoteles kann man nicht mehr befragen

  5. #80
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    MP müsste auch ein wenig chinesisch gelernt haben
    Das ist genau eine dieser Ungereimtheiten, die sich nur unter größten Verrenkungen erklären lassen, wenn MP wirklich in China war.

    Hingegen ist es völlig nachvollziehbar, daß er praktisch kein Chinesisch konnte, wenn er NICHT dort war.

    Eine andere solche Sache: MP nennt die chinesischen Städte (fast) immer mit ihrem persischen Namen. Das ist nur mit völlig absurden ad-hoc-Annahmen erklärbar, wenn er wirklich in China war. Hingegen ist das völlig nachvollziehbar, wenn er alles, was er über China wußte, von persischen Gewährsleuten erfahren hat.
    Geändert von Tilberg (20.06.2017 um 21:27 Uhr)
    "Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
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  6. #81
    Mitglied Avatar von Tilberg
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    Gerade mal angesehen. Wie erwartet - fast alle Pro-Argumente (bis auf eins) sind von der Natur "Marco Polo schildert etwas richtig - also war er in China". Wie viel diese Art der "Beweisführung" wert ist, habe ich oben schon geschrieben. Die ganzen Absurditäten und Fehler hingegen, die MP ebenfalls schildert, werden nur summarisch am Rande erwähnt und nicht eine Minute wird darauf verwendet, sie vielleicht zu entkräften. Nicht mal die von Frances Wood aufgedeckte, offensichtliche falsche Angabe zur Reiseroute (die übrigens nur eine von vielen völlig widersinnigen Angaben MPs zu Reiserouten ist) wird von den Filmemachern oder ihrem Truther-Gewährsmann thematisiert. Stattdessen hat man die willkürliche und durch nichts zu belegende Behauptung aufgestellt, alles im Buch, was stimmt, sei von MP, und alles, was Quatsch ist, sei von Rustichello. Ja, so macht das Beweisen Spaß!

    Die einzig interessante Stelle ist die, wo ein chinesischer Forscher eine Stelle im Yuanshi gefunden haben will, die sich auf MP beziehen könnte. Leider wird nicht weiter darauf eingegangen, dabei wäre allein so eine Möglichkeit gegeben, die Anwesenheit von MP in China nachzuweisen. Man muß freilich dazu sagen, daß das Yuanshi 100 Jahre nach MPs angeblicher Anwesenheit verfaßt wurde, daß es als die schlechteste und unzuverlässigste chinesische Geschichtsquelle überhaupt gilt (insbesondere was die Schreibweise von Namen anbelangt) und daß schließlich bis auf die Klangähnlichkeit von Boluo / Polo keine weiteren Anhaltspunkte gegeben werden. Ob sich die Szene mit dem Höfling Boluo überhaupt ebenfalls zur Zeit von Kublai Khan zugetragen haben soll, wird auch nicht gesagt. Das ist jedenfalls ein ganz ärgerlicherweise verschenkter Moment des Films. Die Macher scheinen gar nicht verstanden zu haben, wie wichtig diese Sache ist, sondern hangeln sich lieber an den kulturhistorisch interessanten, aber für die MP-Frage absolut nutzlosen Beobachtungen dieses MP-Truthers entlang.

    Sehr schön Herr Vogel ab 40:20 über eine Parallelquelle zur Brautgesandtschaft, womit seine verquere Logik offenbar wird: "In diesem Text taucht zwar der Name Marco Polo NICHT auf, aber ....... ist ein weiterer Beweis dafür, daß er in China gewesen war." Genau. Es gibt zwar eine Quelle, die die Prinzessinnengesandtschaft von Persien nach China und zurück schildert und die keinerlei Hinweis auf MP enthält, aber trotzdem ist sie natürlich ein Beweis dafür, daß MP daran beteiligt war. Daß MP erzählt, wie er auf dieser Reise auch das Land der Hundeköpfigen besucht hat - wovon natürlich in der Parallelquelle keine Rede ist -, das wiederum scheint Herr Vogel vergessen zu haben. Ja, so macht das Beweisen Spaß.

    Der geilste Moment übrigens ab Min. 39.29: "Der Khan wählte Prinzessin Kokain als Gemahlin aus."
    Geändert von Tilberg (21.06.2017 um 01:09 Uhr)
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  7. #82
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    Hab mir die Argumentation des chinesischen Forschers zu Boluo nun noch durchgelesen, wie sie der Sinologe Vogel aus dem Film in seinem MP-Truther-Buch darstellt. Sie ist auch Augenwischerei. Mit "Boluo" im Yuanshi ist ein anderer Mann gemeint, nämlich Bolad Aqa, ein wichtiger Höfling bei Kublai Khan. Der chinesische Forscher hat einfach ein paar Episoden rund um "Boluo", die ihn an passende Stellen in MPs Buch erinnern, auf MP bezogen. Warum hier plötzlich nicht mehr Bolad Aqa gemeint sein soll (der weiterhin in Diensten des Khans stand!), sondern jemand anderes, kann er nicht sagen. Selbst Vogel findet die Argumentation nicht überzeugend, wollte es aber mal gesagt haben.

    Jetzt verstehe ich auch, warum diese Sache im Film nicht vertieft wird. Sie zerbröselt einem unter den Händen, wenn man sie näher betrachten will.

    Immerhin muß ich zugestehen, daß sich Vogel in seinem Buch durchaus Mühe zu geben scheint, die Gegenargumente der MP-Zweifler zu entkräften. Ob ihm das gelingt, kann ich noch nicht sagen, dazu muß ich das alles erst lesen. Ich ahne freilich, daß das nicht klappt. Aber er verhält sich jedenfalls nicht so, wie es dank der Filmemacher in der Doku rüberkommt: wie ein Vogel Strauß.

    Der Film ist jedenfalls durch diese Scheuklappenrhetorik seiner Macher für die MP-Frage wertlos. "Handwerkliche Mängel" im Überfluß würde ich ihm unterstellen.
    Geändert von Tilberg (21.06.2017 um 09:42 Uhr)
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  8. #83
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    "Handwerkliche Mängel" im Überfluß würde ich ihm unterstellen.
    Er hat "Jehova" gesagt!
    Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!

  9. #84
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    Ich gehe sogar noch weiter.

    Daß die beiden Filmemacherinnen die Geschichte mit dem Höfling Boluo überhaupt bringen, obwohl selbst ihr Experte nichts davon hält, ist schon fragwürdig genug. Daß sie aber zudem verschweigen, warum diese Sache offenkundig Unfug ist, ist arglistige Täuschung des Zuschauers. "Fakenews", könnte man das nennen. Oder auch feststellen, daß "die Dokumentation den journalistischen Standards und Programmgrundsätzen" von 3sat nicht entspricht.

    Sowas ärgert ich mich immer kolossal. Naja, immerhin sind schöne Reisen nach London, Venedig und China für die Filmemacherinnen dabei herausgesprungen, und ein paar Schauspieler konnten in Lohn & Brot genommen werden. Ist ja auch was.
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  10. #85
    Mitglied Avatar von gbg
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    Ich sehe und höre, mit Marco Polo in ein Wespennest gestochen zu haben
    Wie oben schon erwähnt, ich hatte mich hisher, bis auf den Namen und eine "grobe" Info nicht mit MP beschäftigt. Nicht mal das Buch aus DDR-Zieten, habe ich richtig gründlich gelesen, da mich damals China wenig interessierte. Nachdem ich dort war, wäre ich aber nicht auf die Reiseberichte von MP gestoßen, da vor Ort niemand den Namen nannte oder kannte....
    Selbst 1987, als ich eine Reise mit dem DDR-Reisebüro auf der Seidenstraße (Buchara, Samarkand etc) unternahm, kam MP praktisch nicht vor? Hm, muss ich mich jetzt damit gründlicher beschäftigen?
    Wir sehen uns am Samstag, da können wir das Thema ja nochmals vertiefen, ein wenig interessiert es mich nun schon...

  11. #86
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    Nun, ich bin in den letzten Jahren zunehmend skeptischer geworden, was das betrifft, was man von phantastischen "Tierwesen" (und wo man sie findet) zu wissen glaubt. Die Verteidiger der Historizität verfahren nach immer demselben Muster, egal ob es um Moses, Jesus, Mohammed, MPs Reisen, das Wolfsmädchen, Binjamin Wilkomirsky oder das Gay Girl in Damascus geht. Es ist frustrierend zuzusehen, wie wenig Mühe sich diese Leute machen, um ernsthafte Zweifel an den überlieferten Mären auszuräumen.

    Ja, können wir gerne am Samstag bei der Mosa-icke-Release-Party drüber plaudern.
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    Bhur am 12.9.2016

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  12. #87
    Mitglied Avatar von gbg
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    Tja, leider ist es so, aber das ist wie zu Grimm's Zeiten, die Leute wollen Märchen hören

  13. #88
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    Wieder mal zurück zum Tagungsband:
    Grünbart: Reisen bildet...
    Es waren für mich doch noch neue Aha-erkenntnisse dabei, ersten die Historische Einordnung zu Byzanz
    Dann die Atome-Bezeichnung aus Heft 109, wusste ich nicht und hätte es auch nie gesehen Ebenso die Darstellung des Brandenburger Tores im Heft 125, wow!
    Nun ja, dass Runkels Selbstbildnis aus Heft 126 mit dem Treptower Ehrenmal als Vergleich herhalten muss, ist m. E. Weit, weit hergeholt, aber beim Kramer kam es vor und so noch von einem anderen "Historiker", dann muss es wohl stimmen... ?! So wird Geschichte gemacht!

    Scheel Waräger-Garde: ja, klingt überzeugend, es wird ja irgendwie auch auf Mosapedia bezug genommen, ich hatte mir den Artikel aber nicht vorher durchgelesen, kannte diese Garde also gar nicht. Interessant, wenn es dann so war?

    Drews: Türkenschreck und türkischer Honig:
    Da hatte mir ja Tillberg schon etwas dazu erzählt, ja die Erklärung ist erstmal soweit ok, wenn man es nicht anders kennt, aber ich denke, zu dem Artikel wird Tillberg noch einiges zu sagen haben, da er sich expliziet mit der speziellen Thematik beschäftigt?

    Lindner: Familie Hegenbarth,

    Den Vortrag hatte ich schon in Rochlitz gehört und na ja, diesmal wurden auch Quellen genannt, die sich aber auf das weitgehend quellenlose Buch vom Lindner speziell beziehen.
    Als Sekundär- , von mir aus auch Primärquelle, wird Hegen herangezogen, der sich von seinen künstlerischen Verwandten inspirieren lies, speziell zum Pferd Türkenschreck versus Joseph Hegenbarths Don Quichotte.
    Das vergleiche ich mal mit der Quelle zu Ritter Runkel und dem Treptower Ehrenmal.
    Die abgebildete Zeichnung mit den müden Digedags und Ritter stammt von Edith oder Boche, aber nicht vom Hegen, eventuell das Pferd! Bei den Studien, ja das könnte ein Hegen sein! Ich kenne davon auch ein Original und bin mir, wie oben beschrieben nicht sicher, aber die Figuren stammen definitiv nicht vom Hegen!
    Leider kann Lindner die einzelnen Striche kaum unterscheiden, das ist schon bei der Ausstellung im ZGF aufgefallen und es fällt hier leider auch wieder auf. Schade, dass immer Leute an der Quelle sitzen oder saßen, die die Gesamtheit der Mosaik-Zeichnungen schlecht oder gar nicht einordnen können, aber natürlich auch niemanden fragen.
    Und so wird ein weiteres Stück Mosaik-Geschichte geschrieben, die praktisch ungefragt übernommen wird, denn es ist ja ein wissensschaftliche Tagung gewesen und auch eine kunsthistorische Abhandlung?

    Aber wie schon geschrieben, dass sind meine Erkenntnisse und Meinungen, die sich mit anderen Meinungen überhaupt nicht decken müssen....
    Geändert von gbg (23.07.2017 um 22:16 Uhr)

  14. #89
    Mitglied Avatar von phönix
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    So weit, wie du bin ich noch gar nicht gekommen. Nach dem Vorwort hatte ich so meine Bedenken, ob ich es überhaupt lesen will. Und, leider hat Münch mich in meinen Vorwortvorurteilen bestärkt.
    Dass das MOSAIK-Kollektiv sich natürlich einer (in)direkten Beeinflussung durch den DDR-Alltag nicht entziehen konnte ist logisch. Allerdings liegen viele der Wurzeln, wie ja auch die Hegenvorlassbibliothek zeigt, weit vor 1949, ja sogar in Buchquellen aus dem ausgehenden 19. Jh. Weder die Hegenvorlassbibliothek, noch eventuell bekannte Lektüre von Dräger wurde hinterfragt.
    Nicht einmal die Frage nach der Verbundenheit der einzelnen Beteiligten zur Kirche voranzustellen, um dann seine eigene Meinung aus seinen eigenen Vermutungen zu bestätigen, halte ich für sehr fragwürdig. (Auch, wenn ich solche Einzelheiten, wie Schul- und Hochschullehrinhalte bisher nicht verglichen hatte. Andererseits hatte Dräger einmal auf die Frage zur hervorragenden Symmetrie zu "schulrelevanten Inhalten" ja mal geantwortet, dass diese ihm nicht bekannt waren, da ja auch kein Kind in der Schule, sondern diese Passungen eben aus dem guten Bauchgefühl, dass das Beschriebene die gewünschte Altersgruppe interessieren könnte.)
    Und nicht laufend Popen und Kirchenkreuze in Szene zu setzen und in den Mittelpunkt zu zeichenen, könnte vielleicht auch einfach nur die Fähigkeit reflektieren, sich beim Erzählen einer Geschichte auf das Wesentliche zu konzentrieren?
    Wie hatte Freud nie gesagt?: "Manchmal ist eine Zigarre auch nur eine Zigarre!"
    Aber leider befürchte auch ich, dass du mit deiner Vermutung Recht haben wirst:
    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    ...Und so wird ein weiteres Stück Mosaik-Geschichte geschrieben, die praktisch ungefragt übernommen wird, denn es ist ja ein wissensschaftliche Tagung gewesen ....
    Geändert von phönix (23.07.2017 um 00:20 Uhr)

  15. #90
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Zur Zigarre: Nur weil er es nicht aufgeschrieben hat, sodass es die Nachwelt zweifelsfrei verifizieren kann, heißt das nicht, dass er es nie gesagt hat.

  16. #91
    Mitglied Avatar von gbg
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    Dräger hat auch mal gesagt, dass sie mit den Mosaik-Geschichten, irgendwie auch ihre Kindheit abgebildet haben. Deshalb locken diese Geschichten auch die heutige Jungend nicht mehr" hinter dem Ofen vor" oder Heizung
    Man kann nur ganz klein anfangen, solche Bilder zu zeigen, ich habe festgestellt, dass die Wimmelbilder noch am längsten angeschaut werden.
    Also ein Generationenversuch

  17. #92
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Dräger hat auch mal gesagt, dass sie mit den Mosaik-Geschichten, irgendwie auch ihre Kindheit abgebildet haben. Deshalb locken diese Geschichten auch die heutige Jungend nicht mehr" hinter dem Ofen vor" oder Heizung
    Kann ich so nicht bestätigen. Die alten Geschichten wissen auch heute noch Sechsjährige zu begeistern. Gerade die langen Storylines. Bemerkenswerterweise. Auch wenn man selbiges beim heutigen Mosaik den Kindern nicht mehr zutraut.
    Es ist immer wieder faszinierend anzuschauen, wie es funktioniert: "Ich will aber noch nicht ins Bett! Ich will noch spielen!"
    "Spielen oder Geschichte vorlesen, such's dir aus!"
    Die Geschichte, sprich Mosaik, hat bis jetzt immer gewonnen.

  18. #93
    Mitglied Avatar von gbg
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    Danke für den Tipp, werde ich probieren

  19. #94
    Mitglied Avatar von phönix
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    Zitat Zitat von CHOUETTE Beitrag anzeigen
    ...Die Geschichte, sprich Mosaik, hat bis jetzt immer gewonnen.

  20. #95
    Mitglied Avatar von gbg
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    Kramers Beitrag knüft an eine bekannte Sache an, nämlich Frau "Aventuire freit Runkel" oder so ähnlich, da war es aber noch Hauff. Kann das aber auch verwechseln, also bitte berichtigen falls es nicht stimmt! Ansonsten nicht schlecht, denn Scheffler wurde bisher nicht in Spiel gebracht. Interessant auch, das im Heft 88 höchstselbst er im Bild erscheint. Das ist Insiderwissen

  21. #96
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    Ich verlinke mal eine Doku (ist zwar schon von 2004, kannte ich aber persönlich noch nicht) vom Sender 3sat in diesen Thread, da es ja im Buch und dem dazugehörigen Thema, der Ritter Runkel Reihe, ja auch um Byzanz, Konstantinopel und ähnliche Themen geht:

    http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=68099

    Wie in dem Artikel von Reiner's Venedigartikel erkennt man in der Doku auch eine Menge der Schauplätze gut wieder.
    Viel Spaß beim vergleichen mit den Heften!

  22. #97
    Mitglied Avatar von Jaromar
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    So, damit ich meinen Senf bezüglich der Buchbestellung auch "abhaken" kann - war ja lange das Hauptthema hier :
    Ich hatte es beim Verlag bestellt: schnelle Lieferung, dann aber offensichtlich aus dem Briefkasten rausgeklaut, da wohl nicht richtig reingesteckt (habe ich erst durch den Rückverfolgungslink herausbekommen, da ich das Buch sehnsüchtig erwartet hatte) - Reklamation von DPD auf den Verlag verwiesen und von diesem freundlich und unverzüglich eine Zweitlieferung versendet, die bei mir dann auch ankam - ich hoffe, der Verlag bekommt den Verlust von DPD ersetzt!

    Nun zum Inhalt:

    Ich fand einige durch die Autoren untersuchten Hintergründe sehr interessant, die ich bisher so noch nicht wahrgenommen hatte (bzw. so hingenommen hatte), z.B. die Nichtmehrexistenz der Warägergarde im spätmittelalterlichen Byzanz.
    Meiner Meinung dürften es da noch weitere Anachronismen geben. Ich denke, auch die Palasteunuchen wird es in der Palaiologenzeit nicht mehr gegeben haben, ebensowenig einen Harem. (Im Gegensatz zu den benachbarten moslemischen Höfen (Osmanen, Seldschuken usw.).)

    Auch die Heraldik ist nicht korrekt dargestellt worden: Als Wappen (für Dynastie und Staat) hätte anstelle eines einköpfigen antik-römischen Adlers ein Doppeladler gezeichnet werden müssen, ebenso anstelle des häufig auftretenden Tatzenkreuzes ein Kreuz mit vier daran gespiegelten Feuereisen (griechischer Buchstabe B / Vita), jeweils Gold auf Rot. (Vergleichbar mit den Teilen des heutigen serbischen Wappens, nur dass dort statt Gold Silber verwendet wird.)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Byzant..._miniature.jpg
    https://commons.wikimedia.org/wiki/F...ry,_square.svg

    Auch den Namen "Byzanz" oder "Byzantinisches Reich" gab es gar nicht. Das Land hieß "Vasileia ton Rhomaion" (= Kaiserreich der Romäer/Römer). Im katholischen Europa wurde im Spätmittelalter immer vom "griechischen Kaiser/Kaiserreich" gesprochen. Außerdem war das 1261 wiedererstandene Reich sicher im Bewusstsein der Zeitgenossen als Römisches Reich noch etwas besonderes, aber von der Machtfülle unterschied es sich kaum/nicht mehr von seinen christlichen Nachbarn. Diese (Serbien, Bulgarien) hatten dann auch das byzantinische Hofprotokoll mit den entsprechenden Titeln wie Despot, Se(b/v)astokrator usw. und der Kleidung übernommen. Im 15. Jh. war Byzanz im Grunde nur noch ein kleines, von den Osmanen lehnsabhängiges Fürstentum.

    BTW: Auch wenn's immer so schön "gelehrt antik-griechisch" klingt: Beta und Eta sind falsch! Im mittelalterlichen Griechisch wurden diese Buchstaben schon als w und i ausgesprochen (d.h. Vita und Ita, also Vlachernai statt Blachernai - übrigens ist der Palastbezirk im Mosa richtig gut gezeichnet worden! - oder Komnini statt Komnene): https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelgriechische_Sprache

    Naja, und der Andronikos selbst wird wohl eher nicht so ausgesehen haben, denn laut Überlieferung hatten die Palaiologen einen relativ dunklen Teint. Gut z.B. zu erkennen auf der Ikone mit dem Bildnis des letzten Kaisers, der bei der Verteidigung der Stadt am 29. Mai 1453 gefallen ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_XI. Aber die gewählte Darstellungsweise läuft dann doch eher in Richtung der Verballhornung dieser Comicfigur...

    So, das waren mal einige Beispiele von Anachronismen, die mir bezüglich Byzanz aufgefallen sind.
    Weitere natürlich: Die beiden Zuckerbäckerburgen mit ihren riesigen ebenen Monokulturfeldern, die Kleidung und Rüstung, die für 1484 passen würden und nicht für 1284 (nicht nur bei unserem Runkel, sondern generell bei den abendländischen Szenen). Aber, was die beiden befreundeten Ritterfamilien betrifft, so sollte die gewählte Darstellung augenzwinkernd und für die Zielgruppe lustig sein, und ist weniger das Ergebnis mangelnder Recherche:
    Rübensteiner: einsame riesige Rübe als Felsenburg (jedem Statiker würde es himmelangst werden...) auf endlosen Rübenfeldern und die Familie selbst als "von einer Rübe abstammend" (dicklich, untersetzt, mit Knollenkopf und -nase)
    Möhrenfelder: einsame riesige verdrehte Möhre als Felsenburg auf endlosen Möhrenfeldern und die Familie selbst als "von einer Möhre abstammend" (schlank, hoch aufgeschossen, alles irgendwie spitz) ...und mit wohl einigen Seitensprüngen...

    Ja, mich (Jahrgang 1961) hat die Runkelserie absolut in meiner Persönlichkeitsentwicklung geprägt und sicher zu meinem Geografie- und Geschichtsinteresse den Anstoß gegeben, gerade, was das Mittelalter betrifft. Vieles, was die Autoren bezüglich "Ambivalenz Mosaik - DDR-Gesellschaft" (ich will das mal so formulieren) schreiben, ist mir als damaligen und auch späteren Leser gar nicht so aufgefallen. Vielleicht weil ich es selbst nicht so wichtig erachtet hatte.
    Z.B. die fehlenden christlichen Bezüge in den im katholischen Europa spielenden Szenen. (Im orthodoxen Byzanz waren sie ja da, z.B. die sehr schöne Darstellung des Patriarchen beim Hochzeitszug aus der Hagia Sophia, neben dem - ich nenne ihn mal - Oberhofdiakon von der Grünen Partei. Beiden sieht man die Erleichterung an, endlich den Andi verheiratet zu haben. )
    Damals hatte ich das nicht vermisst und empfand die von mir so heiß geliebte Ritter-Runkel-Serie als Beitrag zu so etwas wie Erziehung zu "sozialistischer Ritterlichkeit". Das klingt vielleicht albern, aber so (moralisch-)idealistisch war ich tatsächlich eingestellt.

    Anderes, was die Autoren bezüglich dieser Ambivalenz deuten, finde ich jedoch etwas sehr hinein interpretiert. Vielleich ging es dem Comicautor und den Zeichnern ja als erstes um eine lustige, augenzwinkernde Geschichte für Kinder und Jugendliche mit Wissensvermttlung. Denn Vieles findet sich auch so oder ähnlich im heutigen Mosaik unter ganz anderen gesellschaftlichen Vorzeichen. Das Einzige, was mir dann nicht gefallen hat, ist die bei einigen Beiträgen durchscheinende gewisse Abwertung des "Nachfolgers". Ich sehe auch keinen Bruch, was die Ausrichtung der Digedag- und der dann folgenden Abrafax-Serien zu DDR-Zeit betrifft. Beide hatten doch das gleiche Anliegen, wenn auch mit anderen Akteuren. Auch eine größere Diskrepanz zu heute kann ich nicht so richtig ausmachen.
    Geändert von Jaromar (15.08.2017 um 22:08 Uhr) Grund: Ergänzung

  23. #98
    Mitglied Avatar von Jaromar
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    Noch eine Frage, die mir gerade einfällt:
    Wie sieht es übrigens jetzt mit den Urheberrechten aus?
    Besteht die Möglichkeit, dass irgend wann einmal ein Autor mit einem/mehreren Zeichnern die etwa 20 fehlenden Hefte mit den Geschichten der Rückreise der Digedags und Ritter Runkels, also alles, was zwischen den Heften 144 und 145 liegt, texten und zeichnen darf? (ganz offiziell, keine Fancomics) Oder ist das überhaupt nicht möglich?

  24. #99
    Mitglied Avatar von Remory
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    Zitat Zitat von Jaromar Beitrag anzeigen
    Noch eine Frage, die mir gerade einfällt:
    Wie sieht es übrigens jetzt mit den Urheberrechten aus?
    Besteht die Möglichkeit, dass irgend wann einmal ein Autor mit einem/mehreren Zeichnern die etwa 20 fehlenden Hefte mit den Geschichten der Rückreise der Digedags und Ritter Runkels, also alles, was zwischen den Heften 144 und 145 liegt, texten und zeichnen darf? (ganz offiziell, keine Fancomics) Oder ist das überhaupt nicht möglich?
    Die Möglichkeit besteht immer, doch dazu müsste sich ein Verlag finden, der das Projekt umsetzen will, sich um die Urheberrechte kümmert und die Autoren und Zeichner bezahlt.


    Neues über Remory 9: http://www.comicforum.de/showthread....15#post5320615

  25. #100
    Mitglied Avatar von gbg
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    Ich glaube das ist eher n i c h t möglich, da Hegen keine weiteren Geschichten der Digedags zuließ und nun durch neuen "Besitzer" auch nicht weiter gefördert werden. Wie das mit dem Animationsfilm läuft weiß ich nicht. Kann sein, dass Hegen noch so eine "filmische Umsetzung", ähnlich bewegten Dias (sein spätes Hobby) gerne gesehen hätte?
    Leider ist die Zeit der Animation auch längst abgelaufen, obwohl sie schon einen gewissen Charme haben

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