Also dass Hollywood ein Sündenpfuhl ist, das überrascht mich wenig. Und es überrascht mich auch wenig, dass solche Sachen innerhalb eines Machtgefälles passieren. Wenn du einem einflussreichen Manager oder einem einflussreichen Schauspieler gegenüber sitzt, werden wohl recht oft gewisse Angebote ausgesprochen. Und sie werden wohl auch recht oft bereitwillig aufgegriffen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich in ziemlich vielen Betten hochgeschlafen wird. Angegrabscht oder vergewaltigt zu werden ist natürlich nochmal anders zu bewerten, das ist kein fragwürdiges Angebot, das ist ein undiskutabler Angriff auf die eigene Würde.
Weinstein scheint ja ziemlich sicher ein Schwein zu sein. Und auch bei Spacey häufen sich die Vorwürfe. Aber selbst, wenn beide schuldig sind: Die Empörungskultur ist die andere Sache. Ich glaube, man zeigt einfach sehr gerne mit dem Finger auf jemanden. Irgendjemand ist immer schuld, und solange man es nicht selbst ist, schreit man gerne mit und empört sich. Beschuldigen ist auch einfacher als verzeihen.
Und wenn du als Vertreter der A-Liste (wie es Spacey ja einer ist) so eine Anklage an der Backe hast, ist es angesichts der heutigen Medienwelt fast schon egal, ob du schuldig bist oder nicht. Gebrandmarkt bist du so oder so. Jetzt sind Aufschrei und Empörung groß, der Verdacht ist in den Schlagzeilen, wobei es gut läuft, wenn da das Wort "Verdacht" überhaupt auftaucht. Du bist draußen, wenn dir so etwas angehängt wird. Sollte Monate oder Jahre später rauskommen, dass du doch unschuldig warst, bekommen das viel weniger Leute mit, denn das taucht quasi auf Seite 15 kurz vor den Todesanzeigen auf. Und es interessieren sich auch weniger Leute für das Thema Unschuld. Oder eine objektive Aufklärung.
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