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Thema: Black Dahlia

  1. #1
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Black Dahlia

    Ich habe am Wochenende Black Dahlia gelesen. Ich bin rundherum begeistert. Warum? James Ellroy (der junge Ellroy, muss man sagen, denn die späteren Werke gefallen mir längst nicht so gut) gehört zu meinen Lieblingsschriftstellern, und Black Dahlia ist der beste, eindrucksvollste Polizeithriller, den ich je gelesen habe. Das Buch hat mich nachts davon träumen lassen. Es gibt angenehmere Träume.
    Man muss beim Lesen des Romans ordentlich aufpassen, denn scheinbar Nebensächliches entpuppt sich hunderte Seiten später als wichtiges Puzzleteil. Bei Brian De Palmas Verfilmung des Romans ging genau das schief: Alle Nebenstränge wurden eingebaut, doch das ist für zwei Stunden Film einfach viel zu viel. Schließlich nimmt die Lektüre des Buches mehrere Tage in Anspruch. Diese vertrackte Handlung ist typisch für Ellroy. Beim Nach-Nachfolger des Buchs, L.A. Confidential, wurde die Verfilmung wesentlich besser gelöst. Man ließ etliche Nebenstränge einfach weg und konstruierte sogar den Hauptstrang ordentlich um. Das Produkt ist ein Meilenstein der Filmgeschichte.

    Beim Comic ist es wirklich hervorragend gelungen, die verschiedenen Begebenheiten zu verarbeiten, ohne dass das Werk handlungsmäßig überfrachtet wird. Die Auflösung, bei der man im Roman ganz schön grübeln musste, um sich an alle Begebenheiten zu erinnern, wirkt hier sehr schön logisch hergeleitet. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Wirklich großes Kino! Apropos Kino: Da merkt man, dass ein Fachmann eben des Kinos seine Finger im Spiel hatte. Und was für ein Fachmann! David Fincher versteht es in seinen Filmen ja wirklich hervorragend, eine knifflige Geschichte von Anfang bis Ende logisch durchzubringen. Seine Mitarbeit hat dem Comic sicherlich gut getan, auch wenn ich selbstverständlich nicht einzuschätzen vermag, wie groß sein Anteil genau gewesen ist.

    DIE WELT schrieb damals in einer Rezension zu De Palmas Film: „Es ist wohl nicht gestattet, sich auszumalen, was David Fincher aus dem Stoff gemacht hätte, der lange für die Regie gehandelt wurde."
    Jetzt wissen wir's.

    Ich habe ein wenig die Hoffnung, dass sich das Team auch noch die anderen Teile von Ellroys L.A.-Quartett vornimmt.
    Geändert von CHOUETTE (01.12.2015 um 15:00 Uhr)
    Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!

  2. #2
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    Einzigartiger Zeichenstil, spannendes Ereignis toll in Wort und Bild gefasst! Dank eines Geschenkes meiner Freundin stolzer Besitzer dieses Comics

  3. #3
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    Hey X,

    freut uns zu hören

    Grüße,
    Philipp

  4. #4
    CF Unterstützer Avatar von Gagel
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    Wieder ein toller Titel, über den hier kaum geschrieben worden ist, immerhin hat er über 2000 Hits und ich hoffe, ein paar davon haben das Buch auch gelesen. Das verdient es wirklich, wie Couchette schon geschrieben hat.

    Grundlage ist ein echter Mordfall aus Januar 1947, der sogar einen eigenen Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia hat
    https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Short und der nie aufgeklärt worden ist. Warum das so ist, wird im Buch erzählt. Auch für mich einer der ganz großen Comic-Thriller.

    Hier ein paar Rezensionen
    https://nerds-gegen-stephan.de/archi...d-Fincher.html
    http://www.comic.de/2015/10/die-schw...er-matz-hyman/
    https://www.comic-couch.de/titel/black-dahlia/
    http://www.splashcomics.de/php/rezen...chwarze_dahlie
    https://titel-kulturmagazin.net/2016...dt-ohne-engel/

  5. #5
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Das ist jetzt wirklich Zufall. Vor ca. 2 Wochen habe ich mir, eine auf dem "Grabbeltisch" ausliegende, leider entsprechend aussehende Ausgabe von "Perfidia" gekauft. Es ist das Prequel zum L.A.-Quartett, aber erst später geschrieben, und spielt zur Zeit des 2. Weltkrieges. Der Film "L.A. Confidential" (der 3. Teil des Quartetts) ist auch einer meiner Lieblingsfilme. Ich habe mir fest vorgenommen, alle 4 Teile zu lesen. White Jazz habe ich mir schon besorgt. Perfidia habe ich ca. zur Hälfte gelesen und finde es großartig, auch wenn Chouette die älteren Bände besser gefallen. Ellroy zählt nicht zu unrecht zu den ganz großen Erzählern in den Staaten.

    Die "Schwarze Dahlie" als Comic hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm, werde ihn aber kaufen, sobald ich das (Taschen-)Buch gelesen habe.
    Es bestätigt sich immer wieder, dass es sich lohnt, die Beiträge von Gagel bei seinem Sturm auf die Backlist sämtlicher Verlage aufmerksam zu verfolgen.

  6. #6
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Das „L.A. Quartett“ habe ich gelesen. Das hat mir wirklich gut gefallen. Beim anderen großen Zyklus von Ellroy habe ich mich schwer getan, bei der „Underworld USA“-Trilogie. Das lag aber nicht am Thema, sondern am extrem verknappten Sprachstil. Fast nur noch Haupt-, keine Nebensätze mehr. Das hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Wenn du aber schreibst, das neue L.A. Quartett ließe sich gut an, werde ich das sicherlich auch noch lesen. Aber erst mal gucken, ob der Ellroy das wirklich noch durchzieht. Ist ja nun auch schon 70. Band 2 soll nächsten Monat erscheinen. Hochgerechnet dürfen wir mit dem Abschluss der Tetralogie nicht vor Ellroys 80. Geburtstag rechnen.

    Und weil im anderen Thread gerade „Wonderball“ über den grünen Klee gelobt wird: Wer diese Geschichte mag, dem gefällt auch „Black Dahlia“. Ganz sicher.
    Geändert von CHOUETTE (05.08.2018 um 10:51 Uhr)
    Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!

  7. #7
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Black Dahlia – Die Schwarze Dahlie



    Krimis und Thriller, gerade wenn es Richtung Film Noir geht, gehören ja seit einer Weile zu einem meiner bevorzugten Beuteschemata. In der „noir“-Reihe des Schreiber & Leser Verlags wurde ich dahingehend ja kürzlich schon einmal fündig, warum soll das also nicht wieder klappen. Die Geschichte der Black Dahlia war mir zuvor bereits bekannt, aber ehrlich gesagt nicht von James Ellroys gefeiertem Roman, sondern von Brian de Palmas Verfilmung des Stoffes. Umso stutziger machte es mich, als ich da auf dem Cover den Namen Fincher las. Flux eins und eins zusammengezählt und dann online geschaut, ob meine Vermutung richtig ist. *Bingo* Hatte doch David Fincher, der ja bereits mit „Sieben“ bewiesen hat, dass er Stoffe in dieser Richtung meisterhaft bearbeiten kann, schon einige Zeit vor Brian de Palma an dem Filmprojekt über die Schwarze Dahlie mitgewirkt, was aber nicht wirklich zu seiner Zufriedenheit verlaufen war.

    Umso erfreulicher, dass er seine Herangehensweise an die Geschichte in der Form der Neunten Kunst doch noch einem breiten Publikum zugänglich machen konnte. Als Co-Autor hat er sich keinen geringeren als Alexis Nolent (Matz) ausgesucht, was wie die Faust aufs Auge passt. Matz war einer der Ersten, der mich mit Werken wie Blei im Schädel – 1. Kleine Fische, Querschläger und Tomboy in die Comicwelt saugen und mich mit seinem enorm filmischen Erzählstil fesseln konnte, und wie man an seiner Zusammenarbeit mit Walter Hill bei den beiden letztgenannten Alben schon erkennen kann passt es einfach, wenn er mit einem guten Regisseur zusammenarbeitet.


    So haben sich die beiden, Matz und Fincher, also Zusammengetan um sich James Ellroys Romanadaption eines der berühmtesten, bis heute ungeklärten Mordfälle in der Kriminalgeschichte anzunehmen, dem Mord an der 22-jährigen Elizabeth Short, in der Presse auch „Black Dahlia“ genannt. Herausgekommen ist ein astreiner, schön ruhig erzählter Ermittlungs-Thriller mit wundervollem ‘40er Jahre Flair, reichlich Sexappeal und Charakteren, die absolut realistisch und greifbar wirken, einfach weil sie allesamt ordentlich Dreck auf der alles andere als weißen Weste haben. Egal ob Cop oder Politiker, ob Immobilienmagnat oder gut betuchte Lady aus feinem Hause, hier hat wirklich jeder mehr oder weniger Dreck am Stecken. Neben den undurchsichtigen und spannenden Ermittlungen, die immer tiefer einen Sumpf aus Korruption, Schmiergeldern und Pornodrehs führen gibt es fesselnde Charakterstudien der Ermittler, wo am Rande auch noch der Boxsport eine Rolle spielt, ein weiterer, großer Pluspunkt für mich.

    Ich schätze mal, dass sich die Story recht dicht an den Roman hält, da steckt also sicher ein gute Stück Fiktion und Spekulation mit drin, was andernfalls aufgrund der Tatsache, dass der Fall bis heute ungeklärt ist, bestimmt zu einem äußerst unbefriedigenden Ende geführt hätte, aber so wirkt die Graphic Novel einfach rund und stimmig. Mit dem Artwork von Miles Hyman hatte ich aber ehrlich gesagt so meine Probleme. Autos und Klamotten finde ich echt stimmig und superatmosphärisch, unbekleidete Körper sind sexy und die Farbgebung ist wirklich gelungen, aber mit den Gesichtern bin ich nicht wirklich warm geworden. Der Style sagt mir einfach nicht zu, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.


    Insgesamt einen Super Abend im Lesesessel gehabt, guten Bourbon im Glas, fleißig mitgerätselt und von der Stimmung in die Stadt der Engel der vierziger Jahre entführen lassen. Starker Band, der für mich aber knapp hinter Torso – Limitierte Hardcover-Ausgabe und A History of Violence ansteht.

    8/10

    Den Film von Brian de Palma kann man übrigens mal schauen, aber trotz des enormen Staraufgebots mit Aaron Eckhart, Hillary Swank, Josh Hartnett und Scarlett Johansson hat man nicht viel verpasst, wenn man das nicht tut. Viel besser war meines Erachtens der im gleichen Jahr (2006) erschienene „Lonely Hearts Killers“ mit John Travolta, James Gandolfini, Jared Leto und Salma Hayek, der ebenfalls einen Mordfall in den USA der 40er Jahre behandelt und deutlich sehenswerter ist.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (16.06.2020 um 21:49 Uhr)
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

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