Die Sprechblase 248

Dez. 2023
€ 11,90
48. Jahrgang
Nr. 248


INHALT
3 Vorwort, Abos, Impressum
4 Heinz-Wolf-Comic
6 Das FIX-UND-FOXI-Duell
Kauka gegen Neugebauer
14 Neugebauers zwei Leben
16 Die Affäre MAX + MOLLY
18 Neugebauers TARZAN-Parodie
HARRY MAGAZIN: 27 Rezensionen
36 News, 42 Generation Lehning
46 ZACK Edition, 48 Zauberstern<
50 Bastei Freunde 53 Bocola News
54 Interview: Lizenzgeber Rebellion
56 Florian Julino: Nachruf u. Comicbuch
58 FIX und FOXI: Der Reuss-Reprint
60 BATMAN-Zeichner Kelley Jones
68 A. Brauns Buch "Staying West"
69 Eddy Paapes MARC DACIER
70 A. Brauns Buch "Katzenjammer"
73 Österr. Comiczeichner-Offensive
76 "Uganda" von Ronald Putzker
77 "Tomorrow" v. Michaela Konrad
80 "Meuterei auf der Bounty":
Was wirklich geschah
87 Artikel und Comic:
BLUT AUF DER PRÄRIE (Teil 2)
96 Bela Sobottkes ROCCO
97 Leserbriefe


Bestellungen und Abonnements:
Stefan Schlüter
die.sprechblase@t-online.de

Neue Abo-Preise:
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€ 43,- (3 Ausgaben) für Österreich

Web-Site:
www.cch-bsv.de/Die-Sprechblase
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Ergebnis 401 bis 425 von 1116
  1. #401
    Mitglied Avatar von JeffBär
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    Hinten rechts ist aus Mandarine?

  2. #402
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Schwarzbart steht in der Ecke und Sebastian sitzt in der Parallelklasse. Schauerei!
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


    Und alles mit Maschinenschrift und in Bunt!




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  3. #403
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    Keine Witze über Sprachfehler, sonst hole ich Jo-Jo!

    Zitat von Jeffbär:
    Hinten rechts ist aus Mandarine?
    Nein, Mandarine fehlt genauso wie Schwarzbart und Schebastian.

    Tipps:
    Hinten rechts ist ein Held, der 1959 in Frankobelgien erstveröffentlicht wurde und nie über den Rhein geschippert ist (für einen Seemann eine schändliche (Nicht-)Leistung).
    Der Schwarze mit dem blau-weißen Hemd hat ebenfalls noch nicht in unseren Gewässern geankert (in Frankreich: 7 Alben).

  4. #404
    Mitglied Avatar von Markus_1969
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    Die beiden rechts aussen könnten auch als Hook und Smee durchgehen…
    Und der langnasige links hinten kommt heuer beim GCT gross raus.

  5. #405
    Mitglied Avatar von Markus_1969
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    Und der bärtige mit Pfeife ist doch aus dieser flämischen Vandersteen-Serie: „Tufke und Milou“ oder so ähnlich. Kapitän Hackstock… oder Hardrock… nein Klappstock… godverdome, wie hieß dieser Matrose nochmal?

  6. #406
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    Hook ist natürlich richtig!

    Smee - nee! Obwohl der schwarze Pirat den gleichen Fashion-Designer wie Smee hat.

    Kapitän Hardrock? Mir liegt's auch auf der Zunge ...

  7. #407
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    Nächsten Montag: die Auflösung und eine neue Rubrik!

  8. #408
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    Und hier die Auflösung des Kennt-Ihr-sie-alle?-Rätsels:

    Es drücken die Schulbank in der ...

    ersten Reihe: Haddock und der Rote Korsar,
    zweiten Reihe: der Urahn des Roten Korsaren aus Asterix, Old Nick, Hook und in der
    letzten Reihe: Pirat Jacques aus "Isaak der Pirat", Ratafia und Mirosec aus "Rouly-la-brise"

    Und wer ist ihr Lehrer? Der hier!
    Ausgerechnet ein Kapitän ohne Schiff!

    Wer sich ein bisschen näher über Dutreix und seine "Impostures" (= Hochstapeleien) informieren will, ist hier richtig, und das alles sogar mit Fernsehen.

  9. #409
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Und wer ist ihr Lehrer? Der hier!
    Der ist der Lehrer?! Ich werd doch kein Pirat!
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


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  10. #410
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    Im zweiten Post dieses Threads habe ich einige der von mir für das Land der viereckigen Bilder vorgesehenen Rubriken aufgelistet, darunter einen Episodenführer durch das unbekannte Frankobelgien.

    In dieser Rubrik sollen frankobelgische Serien vorgestellt werden, die hierzulande kein Schwein, aber auch kein anständiger Mensch kennt.

    In Anlehnung an das Rätselbild aus dem vorhergehenden Post fange ich mit zwei Seefahrer-/Piratenserien an.

    Zur ersten:
    Einer der Seemänner, die in der Dutreix-Parodie die Schulbank drücken ist Mirosec.
    Ihr habt noch nie von ihm gehört?
    Das ist schade, denn Mirosec ist Figur einer zumindest halbwegs gelungenen Serie des belgischen Comic-Magazins Tintin.
    Warum nur "halbwegs"? Dazu anderntags mehr ...

    Ich stelle erst mal die Serie und deren erste Folge vor.

    ROULY-LA-BRISE
    (erschienen in Tintin, Laufzeit 1959-1971, 2 lange, 3 Kurzgeschichten)

    Dass die Serie Rouly-la-brise nur ein Jahr und vier Monate nach dem 1958 in Spirou erfolgreich gestarteten Old Nick von Marcel Remacle (zunächst ohne Schwarzbart) im Konkurrenzblatt Tintin vom Stapel läuft, legt die Vermutung nahe, dass diese Kreation ihre Existenz auch ihrem kauzigen Vorgänger verdankt. Seefahrer und Piraten waren damals "in" und kein Blatt wollte gänzlich ohne eigene Skorbut-Kandidaten auslaufen. Schon 1960 sollte Pilote sein Comic-Personal mit Reprints von Jehan Soupolet (= Pitt Pistol) auffüllen.

    Natürlich haben klassisch erzählte Serien desselben Genres grundsätzlich einiges gemein, doch sind Old Nick und Rouly hinlänglich unterschiedlich konzipiert, um beim Leser nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, hier bediene sich der eine schamlos beim anderen.
    Die Differenzen fangen bei den Helden an: Rouly ist am unteren Ende der Alterspyramide anzusiedeln, ein Schiffsjunge, ein Moses, der noch viel zu lernen hat, während Old Nick bereits die Spitze dieser Pyramide erklommen hat, er ist halt genau das, was sein Name über ihn sagt: old.

    Eine kurze Charaktrisierung der Hauptfiguren:

    Rouly-la-Brise: pfiffiger Schiffsjunge, der die eher trottelige Mannschaft der Vague à l’Âme aus manch brenzliger Situation rettet

    Mirosec, die Witzfigur im Ensemble: halbblinder Ausguck und fall guy, was man wörtlich nehmen kann: er fällt in jede offenstehende Luke, ein Mr. Magoo der christlichen Seefahrt

    seine Krabbe Balthasar, ein cleveres Kerlchen, das mitdenkt, gehört wohl zu den ungewöhnlichsten aller "realen" Comic-Haustiere

    Kapitän Boutefeu: gutmütiger Tollpatsch, nicht ganz so drollig wie Mirosec, sollte aber auch nicht für voll genommen werden

    Reeder Hapraidieu: netter Chef, "gute Seele"

    Dass Rouly mit einer 30-Seitigen Story gestartet wird, lässt darauf schließen, dass man in der Redaktion an die Serie bzw. deren Konzept glaubte. Üblich war es, Serien zunächst mit meist 4-Seitigen Kurzgeschichten anzutesten. Selbst Helden wie Michel Vaillant, Rick Master, Andy Morgan oder Bruno Brazil kamen nicht um diese Prozedur herum.
    Einen weiteren Hinweis auf eine optimistisch gestimmte Redaktion liefert das Tintin-Cover der Nr. 27/1959. Hier wird das Erscheinen der Serie für die nächste Woche angekündigt, ohne dass sie im Heft selbst zu finden ist. Eine Ehre, die zumeist gut laufenden, populären Serien vorbehalten wurde.

    So viel Vertrauen in einen neuen Zeichner! Mittéi ist erst seit wenigen Wochen Teil der Tintin-Mannschaft. Rouly ist seine erste Comic-Serie für das Magazin.
    Aber vielleicht glaubte man ja auch an den Texter ...

    Erste Folge

    28-42/1959: Récif aux sortileges (Das verfluchte Riff) 30 Seiten, gezeichnet von Mittéi, getextet von Greg

    Die Vague à l’Âme (d.h. melancholische Stimmung) läuft nach dreijähriger Abwesenheit und damit reichlich Verspätung in Port Ballot ein. Ihr Eigentümer, Meister Hapraidieu (Wortspiel: asprès Dieu, heißt: nach Gott), hat bereits den Gerichtsvollzieher im Nacken als er von der glücklichen Rückkehr erfährt. Kapitän Boutefeu erzählt ihm, er habe Schiffbruch erlitten. Während man auf der Insel Tohacoco die notwendigen Reparaturen durchführte, entdeckte der halbblinde Ausguck Mirosec ein Wrackteil der Estoque, des an unbekanntem Ort verschwundenen, einzigen anderen Schiffs des Reeders. Hapraidieu ist dem Bankrott nahe, da die Estoque Gold geladen hatte und er für dessen Verlust Schadensersatz zu leisten hat.

    Hapraidieu verkauft seinen Hausrat und bricht mit dem Kapitän zu einer Suchexpedition auf. Kann das Gold der Estoque geborgen werden, ist der Reeder wieder ein wohlhabender Mann, wenn nicht, vollkommen pleite. Der Jugendliche Rouly heuert als Schiffsjunge auf der Vague à l’Âme an. Die Crew erlebt eine aufregende Reise bis sie durch einen Strudel in die Höhle des gemeingefährlichen Piraten Sangha-la-Hune (Wortspiel: sang à la une; sinngemäß: Blut auf Seite 1) gespült werden.

    Morgen geht's weiter ...
    Geändert von felix da cat (23.05.2016 um 19:06 Uhr)

  11. #411
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    Zitat von frank1960:
    Der ist der Lehrer?! Ich werd doch kein Pirat!
    Ist doch nur ne Parodie.
    Im wahren Leben wär es der.

  12. #412
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    Episodenführer durch das unbekannte Frankobelgien

    ROULY-LA-BRISE

    Zweite Folge

    21-35/1960 Disparus à Tohacoco (Verschollen auf Tohacoco) 30 Seiten von Mittéi (Serientitel für diese Folge ausnahmsweise Rouly-la-brise et Mirosec)

    Auch wenn bereits in der Überschrift auf das erste Abenteuer angespielt wird, handelt es sich hier um keine Fortsetzung, sondern eine in sich abgeschlossene Geschichte.
    Auf Tohacoco erscheint alle 100 Jahre ein Ungeheuer. Und ausgerechnet da verschwindet auch Mirosec

    Dritte Folge

    1/1970 Les eaux de l’au-delà (Wortspiel, schwer zu übersetzen, vielleicht mit "In jenseitigen Gewässern") 9 Seiten gezeichnet von Mittéi/Foal, das ist Seron, getextet von Greg

    Rouly und Mirosec heuern trotz den Warnungen abergläubischer Matrosen auf einem Geisterschiff an, das passenderweise Kerzen und Grabtücher transportiert. Schnell stellt sich heraus, dass die Geister (Vater und Tochter) äußerst freundliche Nicht-Personen sind. Nach einigen Meilen auf See wird die Besatzung von Piraten überfallen, die ihr Schiff gegen das Geisterschiff tauschen wollen, weil auch sie einen Geist an Bord haben und diesen loswerden wollen. Sie ahnen nicht, auf was für ein Schiff sie gestoßen sind.
    Doch die Geister kennen sich ...

    Vierte Folge

    52/1970 La voix des ondes (Die Stimme der Wellen), 8 Seiten nur von Mittéi

    Eine falsche Sirene lockt Matrosen in Gefangenschaft, in der diese Sklavenarbeit verrichten müssen. Sie sollen einen Schatz finden ...

    Fünfte Folge

    14/1971 Pâques à la Trinité, 4 Seiten von Mittéi

    Typische Ostergeschichte mit Osterglocken aus Rom, die Ostereier abwerfen. Sie erklärt auf ganz eigene Weise, wie die berühmten Steinköpfe auf die Osterinseln kamen.


    Die zwei längeren Geschichten erschienen 1984 als Alben beim Kleinverleger Bédéscope. Dass Lombard, der Verlag, der die Zeitschrift Tintin herausgibt, das nicht selbst erledigt hat, lässt darauf schließen, dass die Serie nicht gerade ein Publikumsmagnet war. Das lässt sich auch aus der 10-Jährigen Pause zwischen Folge 2 und 3 folgern.

    Ein bisschen schade ist, dass von den im Vor-Posting genannten Hauptfiguren 1970/71 nicht mehr viele zu sehen waren. Nur Rouly und Mirosec stachen nun in See. Ein bisschen unverständlich, da die vernachlässigten Figuren gut definiert und durchaus interessant waren.

    Die besten Episoden sind die von Greg geschriebenen. Vergleich man die Geschichten, wird schnell deutlich, was für einen Unterschied ein guter Texter macht.
    Gregs Humor ist subtil, Mittéi kommt oft ein bisschen platt daher. Ein schönes Beispiel bietet ein zweifach "gespielter" Gag mit dem halbblinden Mirosec. Der stürzt in einer von Greg und in einer von Mittéi geschriebenen Story durch eine Luke in den Frachtraum.
    Der Gag kommt bei Greg (oben) viel besser als bei Mittéi (unten), der auch den Sturz noch zeigen muss und so nicht den gleichen komischen Effekt wie Greg (in dessen letztem Bild) erzielt.
    Daher schrieb ich gestern von "halbwegs gelungener Serie". Die Episoden von Greg sind durchaus lesenswert, die von Mittéi eher Stangenware, allerdings meist ansehnlich gezeichnet.



    Demnächst: noch ein Matrose!
    Geändert von felix da cat (18.05.2016 um 08:21 Uhr)

  13. #413
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    MATHURIN DER PIRAT

    Post 2 ist zu ersehen, dass ich eine Rubrik "Niemals nicht" geplant hatte.
    In "Niemals nicht" sollten Serien vorgestellt werden, die niemals, unter keinen Umständen, absolut sicher NIE in Deutschland veröffentlicht werden, halt niemals nicht.
    Mathurin ist so eine Serie.
    Warum sie dann vorstellen?
    Nun, weil sie aus diesem oder jenen Grund doch zumindest interessant ist.
    Mathurin ist zumindest auf der zeichnerischen Ebene ein Schwarzbart-Klon.

    Ich integriere die geplante "Niemals nicht"-Kolumne nun also in den Episodenführer.

    Nachdem Old Nick 1958 in Spirou und Rouly-la-brise 1959 in Tintin veröffentlicht wurden, folgte auf den 1960 erstmals in einer Old Nick-Folge auftretenden Schwarzbart 1963 Mathurin le Pirate in Tintin. Nicht, dass in Tintin alles nachgemacht wurde, was in Spirou erfolgreich lief, vielmehr versuchte man generell zu jedem Genre oder genauer: Subgenre, das halbwegs erfolgversprechend war (z.B. weil es vom jungen Zielpublikum im Fernsehen oder Kino gern gesehen wurde), eine erfolgreiche Comicserie zu lancieren.
    Nehmen wir als Beispiel den Western-Funny: Spirou hatte Lucky Luke im Portfolio, in Tintin erschienen Chick Bill, Umpah-Pah und später Yakari, und als Lucky Luke zu Pilote wechselte, brach in Spirou die Stunde der Blauen Boys an.
    Bei den Seefahrer-/Piraten-Funnys ähnliches: Kaum veröffentlichte Spirou Abenteuer von Old Nick, brachte Tintin Rouly-la-brise (mit durchaus viel Tam-Tam: beide Fortsetzungsgeschichten dieser Serie wurden mit je zwei Titelbildern gestützt; man wollte den Erfolg!) und Pilote griff auf Pitt Pistol zurück (Reprints).

    Mit einem gutmütigen Helden wie Rouly-la-brise hatte man bei Tintin Schiffbruch erlitten und in Spirou lief der bitterböse Schwarzbart dem herzensguten Old Nick nach und nach den Rang als Titelheld ab. Wollte man in Tintin einen zweiten Versuch unternehmen, einen Seefahrer-Funny zu etablieren, war es eigentlich naheliegend, hierfür einen Piraten anzuheuern, keinen ehrbaren Seemann.
    Ob das alles so berechnend ausbaldowert wurde wie sich’s hier liest, lässt sich heute nicht mehr sagen, denn die Serie Mathurin, die 1963 vom Stapel lief, ist zu unbedeutend, als dass jemals jemand einen Artikel über sie verfasst hätte (dies ist der erste!). Zeichner Hugo ist selbst Kennern unbekannt; auch wenn er unter seinem Pseudonym Fonske agierte, flackert kein Licht der Erkenntnis (vielleicht ist dies sein Familienname). Soweit mir bekannt, erschien selbst in Frankobelgien nie ein Album mit seinen Arbeiten.
    Der Name des Texters, Jacques Acar, dürfte hier schon mehr Ohren klingeln lassen (Ray Ringo, Tunga, Kasimir, Bruno Brazil-Roman in der GA 3 der Serie). Dennoch gehört er nicht zu den "Großen" seiner Zunft, so dass auch über ihn nicht allzu viel Sekundäres aufzutreiben ist.

    Mit Mathurin haben Hugo und Acar einen Piraten kreiert, der zu den Novizen seines Metiers zählt. Er will in seinem Beruf so ernst genommen werden wie Isnogud den Kalifenjob anstrebt, ist dabei aber weniger hinterhältig. Nicht, dass er seine "Feinde" von der spanischen Marine schonen würde, doch kämpft er mit offenen Visier, ohne ausgefeilte Listen. Böse Zungen könnten behaupten, er trägt seine Kämpfe offen aus, weil der Autor keine ausgefeilten Ideen hat … und ich vermute, sie hätten recht.

    Dass Mathurin von kleiner Statur ist, erinnert an den zu seiner Zeit langsam Fahrt aufnehmenden Asterix. Die Zeichnungen sind jedoch sehr an Marcel Remacle (Schwarzbart) orientiert, so sehr, dass man geneigt ist, von einem Imitat zu reden (selbst die zeichnerische Darstellung von Bewegung ähnelt einander, hier ein Bespiel: links im Boot Mathurin, rechts seine zwei Mann-Schiffsbesatzung), der Humor ist – ebenso wie bei Remacle – eher rustikal als subtil. Die bei Schwarzbart so zahlreichen Wortspiele – manchmal gelungen, manchmal daneben - sucht man hier größtenteils vergebens (s.u. für eine Ausnahme).

    Wie ich schon bei Rouly-la-brise anmerkte, wurden auch viele in späteren Jahren sehr populäre Serien in Kurzgeschichten angetestet. Ging man gleich in die vollen und veröffentlichte 30-, 44 oder gar 62-Seitige Geschichten, sprach das für ein äußerst großes Vertrauen in eine neue Serie. Mathurin sollte jedoch die "Mühen der Ebene" kennenlernen, sprich: klein – also mit einer Kurzgeschichten – anfangen. Und so endete er auch klein, ebenfalls mit einer Kurzgeschichte. Es war die zweite.


    Erste Folge

    Tintin 46/1963 La partie de pêche, 4 Seiten von Hugo (Zeichnungen) und Acar (Text)

    Spione verraten dem Piraten Kupferhand die Route eines spanischen Goldkonvois. Kapitän Mathurin und seine Mannschaft (bestehend aus zwei unterschiedlich großen Zwillingen (?); sie erinnern daher etwas an die Daltons) wollen mit ihm in See stechen, werden von Kupferhand aber nicht für voll genommen und sollen deshalb auf der Pirateninsel verbleiben, um dort den Proviant aufzubessern. Die Kupferhand gesteckte Information war jedoch falsch, der spanische Gouverneur von San Cristobal de Tortillas lockt mit ihr die Piraten von ihrer Insel, um diese widerstandslos einzunehmen. Nun obliegt es Mathurin und seiner Mannschaft, dies zu verhindern. Er löst auf seinem Schiff eine Explosion aus, wodurch eine Kettenreaktion alle Schiffe des ihn umzingelnden Angreifers gen Meeresboden befördert, obwohl sie genügend Abstand voneinander halten, um genau diese Kettenreaktion auszuschließen. Dass es dennoch funktioniert liegt an einem unübersetzbaren Wortspiel, demzufolge das Pulver hier aus Sympathie explodiert ("poudre de sympathie").
    Mathurin besteht seine "Feuerprobe" und wird von Kupferhand persönlich belobigt. Er gehört jetzt "dazu".


    Zweite Folge

    51/1963 Les armes secrètes 4 Seiten von Hugo (Zeichnungen) und Acar (Text)

    Der spanische Gouverneur schmiedet einen neuen Plan die Piraten zu Davy Jones' Locker (= ins nasse Grab) zu schicken. Eine Geheimwaffe, der "Oger" soll ihm dabei helfen, eine Art "dicke Bertha", also eine Superkanone. Das Teil hat eine ungeahnte Reichweite und bereitet den Piraten Kopfzerbrechen, nicht zuletzt, weil die Kugeln des Oger oft auf dem Denkapparat landen. In dieser Situation lernt Mathurin einen genialen Erfinder kennen. Der hat einen "Gefühlsdetonator" ersonnen. Wenn jemand in dessen Nähe wütend ist, hasst oder anderen Gefühlsausbrüchen gehorcht, löst dies eine Explosion aus (BITTE FRAGT NICHT!). Das Teil wird von Mathurin an Bord geschmuggelt, der Kapitän wird gereizt, wird wütend und BUMM. Kleinholz!

    Hat was von Pancho Bomba.


    Nun, die Serie ist zweifelsohne nicht gerade der Hit. Interessant finde ich dennoch die grafische Nähe zu Schwarzbart, der ansonsten kaum imitiert wurde. Hugo zeichnete bereits seit 1961 für Tintin und erinnert mit seinen anderen Arbeiten nicht halb so sehr an Remacle (hier sein Didi-Soda). Er scheint sich daher um einen sehr bewussten Versuch zu handeln, eine Art Schwarzbart-Kopie zu kreieren.


    .
    Demnächst: Er hätte ein frankobelgischer Flash Gordon werden können!
    Geändert von felix da cat (23.05.2016 um 18:13 Uhr)

  14. #414
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Ach ja, das gute alte 'BAOUM'. In einer demnächst erscheinenden Schwarzbart-GA (sag nix, bei Sophie hast Du auch falsch gelegen und auf den Kung Fu Brummer warten wir immer noch ) könnte doch der Mathurin mit aufgenommen werden.
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
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    Euer Frank

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  15. #415
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    Niemals nicht! Schon wegen der Rechte-Lage ... für eine GA mit zwei Verlagen herumbalgen ... wenn diese überhaupt die Rechte an den Serien halten (ich glaube bei Schwarzbart ist es die Remacle-Witwe).

    Aber ich werde mich hinsichtlich GA-Tipps artig zurückhalten. Schon Kaline & Kalebasse hätte ich mir kaum vorstellen können.
    Allerdings gehörte ich auch nie zu den Schwarzsehern, die bereits vor Jahren ein baldiges Platzen der GA-Blase vorausgesagt haben.

    Dennoch: eine Hürde müsste Schwarzbart ganz bestimmt noch nehmen, selbst wenn sich in D oder Ö ein Verleger für ihn interessieren sollte: da Kaline, Sophie, Bizu usw. erst in D erschienen oder zur Veröffentlichung vorgesehen sind, nachdem Dupuis eine GA vorgelegt hat, müsste sich wohl zunächst ein frankobelgischer Verlag erbarmen. Müsste jedoch nicht zwingend Dupuis sein, wie wir bei den Gifticks gesehen haben.
    Geändert von felix da cat (23.05.2016 um 18:11 Uhr)

  16. #416
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    Erlangen 2016 ist tot!
    Es lebe Erlangen 2018!

    Ich weiß nicht, wie es Euch ergeht, wenn Ihr die tollen Tage hinter Euch habt, aber nach diesem Overkill brauchte ich erst einmal einen Tag ohne Comics … na, sagen wir einen halben Tag … na, sagen wir eine halbe Stunde … dann war aber auch schon genug. Kaum zuhause angekommen und die Waschmaschine angeschmissen, habe ich doch tatsächlich gleich wieder in meine Neuerwerbungen gekiekt ...

    Ich danke allen für die schönen Gespräche! So viel fachsimpeln kann man nur alle zwei Jahre!

    And now for something completely different:



    DAN HARDIN

    "Derzeit läuft in Charlie mensuel (mensuel = monatlich) ein genialer Comic, der uns vor Neid platzen lässt. Es handelt sich um einen nostalgischen und wunderschönen SF-Comic einer Dame, Josiane Desfontaines, und er heißt Dan Hardin."

    Dieses Loblied wird in der Nummer 88 des französischen Comic-Magazins Métal Hurlant vom Juni 1983 gesungen.
    Es gilt einem Comic, den – trotz unterstellter Genialität - heutzutage so gut wie niemand, wahrscheinlich auch kaum ein frankobelgischer Experte kennen dürfte. Und nicht nur das, auch von Josiane Desfontaines ist wohl kein weiterer Comic veröffentlicht worden. Nicht einmal die hier vorgestellte Dan Hardin-Story hat sie beendet. Wer nach ihrem Namen googelt, findet jedoch Hinweise darauf, dass sie auf anderen Gebieten kreativ war/gewesen sein könnte. So habe ich Modezeichnungen und Miniaturen entdeckt, die von einer Josiane Desfontaines angefertigt wurden und von denen aus stilistischen Gründen zumindest erstere, also die Modezeichnungen, eindeutig auf die Comiczeichnerin dieses Namens zurückgehen.

    Im September 1982, in der Nummer 6 von Charlie mensuel, startet dieser so außerordentlich gelobte Comic.
    Schon der erste Blick wirft die Leser um Jahrzehnte zurück, in Zeiten, da Comics noch mit Untertiteln versehen wurden (hier eine Originalseite ohne Text, die ich im Netz gefunden habe). Keine schnöde Sprechblase entweiht die Reinheit auch nur eines der antiquiert wirkenden Bilder. Und da es sich bei Dan Hardin erkennbar um Science Fiction handelt, meint man einen Zwitter aus Flash Gordon und den ebenfalls ohne Sprechblasen auskommenden Prinz Eisenherz vor sich zu haben.
    Oder doch ein bisschen mehr Flash Gordon?
    Denn der Vorname des Helden lässt an den größten aller britischen SF-Helden denken, Dan Dare.

    Was man zu Lesen bekommt, verstärkt die letzte Assoziation:
    Auf einer Expedition werden Dan Hardin und Begleiter aufgrund eines Missverständnisses von den Rhegeianern (Rhégéens) gefangen genommen. Die Situation klärt sich auf und sie verlassen mit Graf Tauran und einem geheimen Plan an Bord die Basis. Doch nun werden sie von den Sowoks angegriffen und verlieren ihr Raumschiff. Im Dschungel herumirrend werden sie von den Gékans, das sind Schuppenmenschen, aufgegriffen (die vielen verschiedenen Völker/Spezies erinnern erneut an Gordon). Dan und Tauran sollen in den Minen arbeiten. Schon bald versuchen sie zu fliehen, doch dabei setzen sie sich einer viel größeren Gefahr aus als ihnen von den Gékans drohte.
    Gelingt ihnen die Flucht?

    Und viel weiter geht’s dann auch nicht mehr.

    In Charlie mensuel 14 vom Mai 1983 endet die Geschichte mit dem sich als etwas zu optimistisch erweisenden Hinweis "Fortsetzung folgt" (siehe rechts unten). Doch Pustekuchen! Keine Fortsetzung folgte. Und ein Grund für dieses abrupte Ende wird den Lesern auch nicht mitgeteilt.
    Ironie der Geschichte: just in dem Moment als Métal Hurlant Charlie mensuel um Dan Hardin beneidete (Juni 1983, s.o.) ward er verschwunden. Wahrscheinlich ist, dass die Story auch von Desfontaines nie beendet wurde, da eigentlich alle Fortsetzungsgeschichten, die in Charlie mensuel abgedruckt wurden, früher oder später in einem Album wiederzufinden waren.
    Warum dieser Abbruch? Das bleibt ein Rätsel ...

    Eine Binsenweisheit:
    Die Seite eines schlechten Comiczeichners verliert mit jedem Quadratzentimeter, um die sie vergrößert wird, weil dadurch jeder Fehler offensichtlicher wird. Die Seite eines guten Comiczeichners hingegen gewinnt bei einer Vergrößerung, weil man auch den kleinsten korrekt gesetzten Strich noch ausgiebig bewundern kann. Für die Zeichnungen Desfontaines' gilt: man sollte sie überhaupt nur größer anschauen als sie in Charlie mensuel gedruckt wurden, denn erst dann entfalten sie ihre Wirkung.

    Beispiel 1

    Beispiel 2

    Wenn stimmt, dass dies der erste Comic von Desfontaines ist, dann hätte sie wahrlich weitermachen sollen. Schade! Zeichnerisch war da ne Menge Potenzial.

    Und die Story? Klassischer Flash Gordon-Stoff, leichte Unterhaltung.

    Genial? Liegt im Auge des Betrachters ... interessant, allemal ...



    Hier noch das einzige Cover zur Serie: die blonde Elane und die schwarzhaarige Nora, die weiblichen Hauptfiguren dieser Geschichte.



    Demnächst:
    Jeder kennt Spirou, doch wer oder was ist der Zirkus Spirou?
    Geändert von felix da cat (31.05.2016 um 07:48 Uhr) Grund: hatte vergessen, das Wort "genial" im Métal-Artikel zu übersetzen

  17. #417
    Mitglied Avatar von Markus_1969
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    Thumbs up Der tollkühne Dan

    Wow, interessanter Fund.
    Der Vergleich mit Dan Dare ist ja ziemlich offensichtlich – auch auf den Titel bezogen: beides (Dare/Hardin) heisst ja in etwa: verwegen.

    Nur zum Verständnis: handelt es sich bei Dan Hardin um ein alte Serie aus den 1940/50er Jahren, die von den Charlie-Leuten ausgegraben wurde, oder um eine damals (1983) aktuell gezeichnete Serie im alten Stil? Zweiteres fände ich etwas ungewöhnlich… bzw. hätte doch seinerzeit mehr Aufsehen erregen müssen?

  18. #418
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    Dan Hardin ist exklusiv für Charlie mensuel entstanden, also kein Oldie. Oder eben doch, weil jetzt auch schon über 30 Jahre alt.
    Vielleicht hätte ein Album mehr Aufsehen erregt.
    Andreas hatte in Erlangen gesagt, sein Rork wäre bei Tintin-Wahlen zum Helden des Jahres regelmäßig ganz unten platziert gewesen, seine Alben hätten sich hingegen gut verkauft. Kennt man ja auch von Coseys Jonathan und anderen. Aber ein Dan Hardin-Album verbat sich wegen des abrupten Endes oder vielmehr: weil die Geschichte kein Ende hat, sondern ganz plötzlich abgebrochen wurde.
    Schade! Auch ich finde das ist sehr interessantes Material.

  19. #419
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    P.S.: Als Chaland-Fan weißt Du ja, dass man Storys auf alt trimmen kann (Captivant )

  20. #420
    Mitglied Avatar von Markus_1969
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    ja, was Yves mit Tillieux und Co. gemacht hat, hat Josiane mit Jacobs und Co. gemacht... der Gedanke kam mir auch schon.
    Weiss man etwas über das Alter/Baujahr der guten Dame?

  21. #421
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    Die Modezeichnungen, die ich von ihr gefunden habe, stammen wohl aus den 1950ern bis 1970ern, ich denke daher, dass sie zu Dan Hardin-Zeiten schon mindestens in ihren 50ern war.

  22. #422
    Mitglied Avatar von Markus_1969
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    http://lacompagniedestrolls.jimdo.co...e-la-figurine/
    hier ist zu lesen: „Eugene Leliepvre hat oft mit Fräulein Desfontaines gearbeitet“

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Eug%C3%A8ne_Leliepvre
    und der gute Leliepvre war Jahrgang 1908 – und hing wohl sehr am Leben, denn er wurde über 100 Jahre alt.

    Die Modezeichnungen habe ich auch gefunden. Manche sind tatsächlich auf 1960/1970 datiert/geschätzt. Dem Kleidungsstil zu Folge sind sie jedoch allesamt 1930er/40er, würde ich sagen.

    Wir sollten den Förster auf die Sache ansetzen, die Zeichnungen müssten doch genau sein Ding sein…

  23. #423
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    Wahrlich! Sie atmen Nostalgie!

  24. #424
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    Nach dem abgebrochenen Oneshot, den ich letzte Woche vorstellte (Dan Hardin), habe ich heute wieder eine Serie im Angebot, wenngleich auch sie - wie alle bisher präsentierten Serien - nicht allzu lang überdauerte.

    Vom "Buch zur Fernsehserie" oder der "Musik zum Film" haben wir alle schon gehört, aber wie wär’s mal mit einem "Zirkus zum Comic"?
    Und einem "Comic zum Zirkus"?
    Irritiert?
    Kann ich verstehen, aber jepp, richtig gelesen.

    Der Spirou-Schnapsnummer 1111 aus dem Jahre des Herrn 1959 ist Folgendes zu erlesen: "Es ist die Aufgabe von Spirou, jungen Menschen Spaß zu bereiten. Alles, was den Unter-20-Jährigen (und häufig auch denen darüber) Vergnügen bereitet, fällt in die Zuständigkeit von Spirou. Aus diesem Grund hat Spirou einen Zirkus gegründet." Weiter heißt es dort, dass dieser schon einige Monate auf Tournee sei und Pascal, ein Lassokünstler, zu seinen Artisten zähle. Dass Paul Dubar, ein junger Zeichner, sich dort einquartiert habe, um Zirkusluft zu schnuppern. Aus diesem Grund fände man in der seit einigen Wochen in Spirou laufenden Comicstory Rapt au Cirque keine Fehler hinsichtlich Zirkusdekor und –atmosphäre.

    Rapt au Cirque ist die erste Geschichte der nur zwei albumlange Abenteuer plus einen Mini-récit (= Mini-Buch bei Kauka) umfassenden Comicserie Cirque Spirou. Eine Serie, die sicher nicht nur wie jede andere in Spirou unterhalten sollte, sondern auch zu Werbezwecken für den gleichnamigen Zirkus eingesetzt wurde.
    Und selbstverständlich warb auch der Zirkus für Spirou.

    Ob Spirou einen Zirkus "gegründet" hat oder nur seinen Namen an einen bereits bestehenden zum gegenseitigen Nutzen ausgeliehen hat, habe ich in der Kürze der Zeit nicht recherchieren können. Tatsache ist, dass Spirou nicht das einzige Jugendmagazin war, das einen Zirkus sein eigen nannte. Es gab auch den Cirque Tintin oder den Cirque Pif (man beachte, dass Moderator Gilbert Richard auf "beiden Hochzeiten tanzte"). Der Zirkus Spirou soll allerdings der erfolgreichste gewesen sein.
    Kein Wunder also, dass er auch ein paar Spielratze inspiriert hat.

    Nun aber zur Comicserie:

    Cirque Spirou

    Umfang: zwei albumlange Abenteuer + ein Mini-récit (mit dem Hund Pégasol in der Hauptrolle)

    Für alle Folgen gilt: Zeichner: Paul Dubar (neben Cirque Spirou zeichnete er noch einige Mini-récits, dann war Schluss mit den Comics, er wurde Fotograf); Texter: Crill (keine weiteren Storys für Spirou, um genau zu sein: ich kenne überhaupt keine weiteren Comics von ihm)

    Folge 1
    Rapt au Cirque Spirou (=Entführung im Zirkus Spirou), 1959 in Spirou (Nrn. 1101-1122); 44 Seiten

    Der Serientitel der ersten Folge lautete noch: Une aventure de Luce et Tilly (lang vor Sophie werden hier Mädchen als Titelheldinnen genannt, allerdings ist - wie in der Serie Comanche Red Dust - ein Mann, nämlich der o.g. Pascal, der eigentliche Star der Serie)

    Der Zirkus Spirou hat seine Zelte in Avignon aufgeschlagen. Dort erfährt Pascal, seines Zeichens Top-Artist, dass Onkel Giovanni gestorben ist. Giovanni war ein reicher Mann, der testamentarisch verfügt hat, seine Tochter Luce im Falles seines Ablebens der Obhut Pascals anzuvertrauen. Der römische Notar und Testamenstverwalter Carcari lässt Pascal fürs Erste 500.000 Francs zukommen, um die Unterhaltskosten des Mädchens zu decken.

    Luce ist begeistert vom Zirkusleben und wird zur Trapezkünstlerin ausgebildet. Doch schon bald wird sie entführt. In einem Brief verlangt der Boss der Kidnapper, der sich Sphynx (sic) nennt, 5.000.000 Francs Lösegeld. Pascal unternimmt eine gefahrvolle Reise nach Rom, um dort das Geld von dem Notar zu erbitten. Doch der ist angeblich nicht zu erreichen. Pascal erhält das Geld von Rigo Qualvatori, dem ersten Angestellten des Notars. Eine zwielichtige Gestalt, wie der Leser schon bald bemerkt, denn der Gehilfe telefoniert gleich darauf mit einem der Entführer …

    Nachdem Pascal nach Frankreich zurückgekehrt ist, wird er von Tilly, die Luce und ihre Entführer aufgespürt hat, über deren Aufenthaltsort informiert. Eine Verfolgungsjagd beginnt.

    Folge 2
    Pascal contre les espions (= Pascal gegen die Spione), 1960-1961 in Spirou (Nrn. 1149-1169); 44 Seiten

    In Casablanca wird Kommandant Hardy ein Umschlag mit einer Geheimbotschaft übergeben. Dieser soll Professor Berger in Arles zugestellt werden. Auf dem Flug dorthin wird Hardy eine Falle gestellt und er springt mit dem Fallschirm über Pau ab. Doch der Schirm wurde sabotiert und Hardy landet hart. Er überlebt den Sturz nur wenige Minuten. Pascal, der zufällig mit dem Zirkus Spirou in Pau gastiert, eilt dem sterbenden Geheimagenten zu Hilfe und wird von diesem gebeten, die Botschaft an sich zu nehmen und dem Professor zu überbringen. Bereits kurz darauf attackieren die Fallschirm-Saboteure auch Pascal, um in den Besitz des Umschlags zu gelangen. Pascal kann diese überwältigen und muss sich zahlreicher weiterer Angriffe erwehren. Den Neugierigen sei verraten, dass er die Baupläne für eine Weltraumrakete verteidigt.

    Hier sehen wir Pascal bei seiner Haupttätigkeit.

    Folge 3:
    Mini-Récit 46: Pégasol: Election à Canineville in in Spirou Nr. 1185 (letzte Nummer des Jahres 1960)

    Der Zirkus Spirou erreicht Canineville (= Hundestadt). Dort sind alle bellenden Vierbeiner auf den Beinen, um in einem Dreikampf ihren neuen König zu bestimmen, da der alte vondannen gegangen ist. Zirkushund Pégasol beteiligt sich an dem Triathlon und gewinnt in den Disziplinen Laufen und Hochsprung. In der dritten Prüfung muss jeder Hund eine gute Tat vollbringen. Als die beste erweist sich, die ganze Hundeschar in den Zirkus einzuladen und da die Idee auf Pégasols Mist gewachsen ist, gewinnt dieser auch die letzte Runde. Da er weiter mit dem Zirkus unterwegs sein will, reicht er die Ehre, König der Hunde von Canineville zu sein an den Zweitplatzierten. Das ist so rührend ... hmpf!

    Bewertung:

    Die Geschichten der Serie sind eher dünn. Die beiden albumlangen Abenteuer bieten nicht viel mehr als überdehnte Verfolgungsjagden. Schon im ersten Abenteuer zieht sich eine solche über die Hälfte der gesamten Story. Akzeptabel wäre dies eigentlich nur, wenn die Hatz besonders originell dargestellt werden würde. Wird sie aber nicht. Störend auch, dass einige der spannenderen Szenen der ersten Folge (Reißen eines Trapezseils, Flugzeugabsturz auf dem Weg nach Rom) zu offensichtlich nur in die Geschichte eingebaut wurden, um die ereignisarme Story aufzupeppen (es handelt sich bei genannten Ereignissen nämlich nicht um Anschläge, sondern reine Zufälle).

    Die Figuren wirken blass bis bieder. Sie verfügen über keine Charakteristika, mit der sie besondere Sympathien beim Leser gewinnen könnten. Außer natürlich der, dass die Helden allesamt herzensgut sind.

    Zeichnerisch durchaus kompetent, fehlen grafische Ausrufezeichen, die den Leser ungeduldig auf die nächste Seite warten ließen. Dennoch: Sollte dies ein Erstling sein, hat der Zeichner gute Arbeit geleistet. Insbesondere die Darstellung der Autos lassen Erinnerungen an Tillieux (Jeff Jordan) aufkommen.

    Ende!

    Oder noch nicht ganz:

    Der Zirkus Spirou überlebte die Serie. 1962 erscheint ein Foto-Comic mit Bernard Haller, der mit dem Zirkus, so der Begleittext, an der Atlantikküste tourt. In dem Onepager klaut er seinem Neffen die neuste Spirou-Nummer. Die ist jedoch zerrissen, woraufhin er sich entschließt selbige mit Kleber zu renovieren. Das geht jedoch gründlich in die Hose oder ins Gesicht, wie man will …
    Eine Comicserie endet also mit einer Foto-Comic-Folge. Hat man auch nicht alle Tage!

    Und dann habe ich noch ein paar Zirkus-Plakate im Netz gefunden, hier eins aus dem Jahr 1967. Oder das Folgende, wahrscheinlich noch ein bisschen jünger, denn es zeigt einen von Fournier gezeichneten Spirou (der übernahm die Serie 1969).



    Ab nächsten Sonntag wieder täglich: Déjà-Vu!
    Mit einer der schönsten Comic-Hommagen ever! (Sollte sie wirklich keiner bemerkt haben?!?)
    Geändert von felix da cat (10.06.2016 um 12:16 Uhr)

  25. #425
    Mitglied Avatar von JeffBär
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    Ist dieses Mini-Récit 46 bei Kauka erschienen?

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