Roger Stern hat auch einen sehr guten Doctor Strange geschrieben.

Übrigens führte Gerry Conway, einer der produktivsten Marvel-Autoren der 1970er, den Qualitätsverlust in diesem Jahrzehnt

auf die Explosion des Verlagsausstoßes zurück (anstatt ca. zehn monatliche Titel in den Sechzigern mitunter das siebenfache – Magazine stärker eingerechnet, weil sie mehr Arbeit verursachten – in den Siebzigern),
auf das dadurch entstandene allgemeine Chaos (wer macht diesen Monat welches Heft?) und
auf die fehlende führende Hand, die die vielen neuen Autoren, die größtenteils am Anfang ihrer Karriere standen, hätte anleiten müssen.

So, jetzt aber weiter im Text:

Als Gekloppe Mode war

Die jüngeren Leser werden es vermutlich nicht wissen, aber Anfang der 1970er-Jahre stand die westliche Medien-Welt einige kurze Augenblicke lang im Bann einer knackigen Kung Fu-Welle.
Der kurzlebige Boom wurde durch die Action-Filme des Schauspielers und Kampfsportlers Bruce Lee ausgelöst und durch die populäre TV-Serie Kung Fu mit David Carradine in der Hauptrolle des Kwai Chang Caine verstärkt.
Carl Douglas bescherte dem Phänomen sogar einen eigenen Welthit: Kung Fu Fighting.

Obwohl Roy Thomas nicht viel von dem wie er sagte "prätentiösen Unsinn" der TV-Serie hielt, zeigte er sich offen für den Vorschlag von Marvel-Texter Steve Engelhart, die Rechte an der Figur des Kwai Chang Caine zu erwerben, um aus ihr den Star einer neuen Comicheft-Reihe zu machen. Sein Versuch schlug fehl, Engelhart und Zeichner Jim Starlin erfanden eine eigene Figur und Thomas bemühte sich mit mehr Erfolg um die Rechte an dem insbesondere aus der Romanwelt bekannten "Devil Doctor" Fu Manchu.
Er hoffte auf den Synergie-Effekt. Seinen unbekannten Kung Fu-Kämpfer wollte er jedenfalls nicht ohne den Beistand einer namhaften Figur der Popkultur auf die Leserschaft loslassen.

Shang Chi, der Master of Kung Fu wurde in der 15. Ausgabe einer Reprint-Reihe namens Special Marvel Edition vorgestellt, verkaufte sich prächtig und bekam nach einem weiteren Auftritt in der Nummer 16 bereits im April 1974 sein erstes eigenes Heft, Master of Kung Fu 17 (die Special Marvel Edition wurde eingestellt und die Nummerierung beim Master fortgesetzt).

Ähnlich wie Thomas verfuhr eineinhalb Jahre später auch die Konkurrenz DC als sie die Serie Richard Dragon, Kung Fu-Fighter mit Coverdatum Mai 1975 startete.
Dragon war bereits Held einer eigenen Romanheftreihe. Doch bescherte der damit eventuell verbundene Popularitätsschub der Serie nicht mehr als 18 Nummern (bis Coverdatum Dezember 1977).

Die über hundert erschienenen Ausgaben Master of Kung Fu reichen zeitlich weit über das Ende des Kung Fu-Booms hinaus und sind zumindest ein Indiz auf deren Qualität. In Anbetracht der Lebensdauer des Kung Fu-Heftes von Bastei sind solche Rückschlüsse allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Ich habe versucht, die komplette Comic book-Reihe in ihrer Omnibus-Version möglichst ohne größere Unterbrechungen zu lesen und das ist mir im Wesentlichen gelungen. Das spricht für sie, denn wenn’s mir zu mittelmäßig oder gar schlecht wird, brauche ich zwischendurch mal ein paar gute Comics, um den Qualitätsabfall zu kompensieren (prinzipiell lese ich aber alles, was ich kaufe, auch schlechte Comics bis zur letzten Seite.

Davon morgen mehr ... und ein paar Bilder obendrein.